Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Dass sich Kollhoff nicht am Wettbewerb für den Hinesbau beteiligen mag kann ich nachvollziehen - auf dem realisierten Sockel noch etwas vernünftiges hinzubekommen ist schwer und eine neue Fassade wird Hines dem Sockelbau nicht spendieren. Bewürbe sich hier Kollhoff wäre das etwa so aus sollte Patzschke die Philharmonie umbauen.


    Bei den Baufeldern von Blackstone und dem ehem. DDR-Gesundheitsministerium wird mit dem Preis gezockt. Angesichts der Wertsteigerung der letzten 12 Monate ist mit weiterer Spekulation zu rechnen. Wenn hier der Aufwärtstrend stagniert? Schwer zu sagen... Oder hat ein Forist hierzu eine begründete Einschätzung?


    Einen Plattenabriss wird vorerst nicht geben. Das ist aus meiner Sicht auch nicht notwendig, da ohne Ende Platz für eine kleinteilige Neubebauung da ist. Hierfür fehlt nur der politische Wille.

  • Auf gleich drei Seiten schotten überbreite Schnellstraßen den Alexanderplatz von seinen angrenzenden Stadtvierteln ab und lassen ihn so zu einem innerstädtischen Hinterhof verkommen.


    Grundsätzlich haben große Verkehrsschneisen tatsächlich oftmals eine isolierende und stadtzerstörende Wirkung. Am Alex sehe ich das Problem aber eigentlich nicht. Zum einen führen die Straßen nicht direkt am Platz vorbei und beeinträchtigen diesen nicht unmittelbar, da der Platz rundum baulich eingefasst ist. Zum anderen hat sich auch die Zerschneidende Wirkung der Straßen in den letzten Jahren erheblich verringert - die Straßen wurden teilweise schmaler und es wurden neue Querungsmöglichkeiten geschaffen. Dass es dem Platz nicht an Zugänglichkeit mangelt zeigt schon allein die Masse der täglichen Besucher. Ich glaube fast, D. Hoffmann-Axthelm ist schon lange nicht mehr dort gewesen. Zudem bezweifle ich, dass es den Platz attraktiver machen würde, wenn versucht werden würde "Gesindel" dadurch zu vertreiben, dass man Autoverkehr über den Alex führt.

  • Hier ein Beitrag aus der heutigen Abendschau, der sich mit dem städtebaulichen Dilemma am Alexanderplatz beschäftigt und in dem auch Hans Kollhoff noch einmal zu Wort kommt. Studiogast war der Architekturkritiker Martin Kieren, der v.a. einen mangelnden Dialog zwischen der Stadtentwicklungsverwaltung und der Architektenschaft über die bauliche Gestaltung des Alex beklagt.

    Einmal editiert, zuletzt von Mosby87 ()

  • Ah, der gute Kieren! Ich wunsche mir dass diese Aufmerksamkeit bringt etwas konkret vor, aber sicher es ist etwas gut.

  • ^
    Schickt bitte einer diese Oma ganz schnell zurück in ihre verpupste Schweiz!!!


    "Einem niedrigen Gebäude"...ich sehe neben der Alexa schon die Aldi, Netto oder Lidl Filiale stehen.


    Unerträglich.


    Uns hat keiner die "Wirtschaftskraft" auf dem Silbertablett serviert, oh Wunder, wir versenken lieber Extramilliarden im Flughafen.


    Ey sorry, aber mit dem Leitspruch "Arm aber sexy" wird man wohl kaum "richtige" Investoren hinter dem Ofen vor locken.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke
    Bato

  • Warum gerade jetzt? Nach 20 Jahren des Wartens scheint eine baldige Realisierung der Planung erstmals realistisch. Ausserdem beklagt man an anderer Stelle, dass es kaum noch innerstädtische Flächen zur Realisierung von Wohnungsbau gibt. Wo also, wenn nicht hier? IMan könnte meinen, Frau Lüscher sieht hier eher eine Chance, im letzten Moment ein ambitioniertes Projekt zu kippen und stattdessen wieder Mittelmaß zu realisieren.

  • Ich hatte bislang den Eindruck, dass Lüscher zu sehr kritisiert wird, aber dieses Interview bestätigt kritische Ansichten. Zu sagen: "Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren feststellen können, dass wir das Beste aus der Situation jetzt und den Erfahrungen der letzten Jahre gemacht haben" ist doch reichlich unambitioniert für einen so wichtigen und frequentierten Ort wie den Alexanderplatz. Möglich immerhin, dass die Drohung der Planungsänderung (gewollt oder nicht) den Druck erhöht, dort nach dem bisherigen Masterplan zu bauen.

  • Das ganze macht aber auch noch mal eines deutlich:


    Der hochgejubelte Berlin-Hype ist endgültig vorbei und beendet.

  • ^
    Nein, weil man sich mehr und mehr mit Mittelmäßigkeiten zufrieden gibt, resultierend daraus dass man es nicht wirklich auf die Reihe bekommen hat was vernünftiges aus dieser Stadt zu machen.


    Wie schon geschrieben, ich sehe auf der Freifläche neben dem Alexa schon die Aldi Filiale stehen. Als wäre das Barbie Zelt da und der jetzige Weihnachtsmarkt auf dem Alex nicht schon genug des Schlechten.


    Aber gut, für Berlin reichts.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke
    Bato

  • Möglich immerhin, dass die Drohung der Planungsänderung (gewollt oder nicht) den Druck erhöht, dort nach dem bisherigen Masterplan zu bauen.


    Daran hatte ich auch als erstes gedacht. Die Zocker und Spekulanten, die die Hochhausbaufelder nicht selbst bebauen, aber auch - noch - nicht verkaufen wollen kommen sicher in Bewegung, wenn ihnen das sicher geglaubte Hochhaus-Baurecht zu entgleiten droht.

  • Die Berliner Zeitung meldet, dass Senatsbaudirektorin Regula Lüscher von der bisherigen Hochhausplanung am Alexanderplatz abrückt:
    http://www.berliner-zeitung.de…us,22289878,22335166.html


    Also irgendwie verstehe ich diese Frau nicht. Sie sagt: „Wenn an dieser Stelle ein Hochhaus entsteht, verstellt man in der Achse der Grunerstraße den Blick auf das Haus des Lehrers und die Kongresshalle“.


    Weder sieht man die Kongresshalle großartig von der Grunerstraße (weil S-Bahn-Brücke und Alexa eh im Weg sind), noch wird eine Sichtachse zum Haus des Lehrers verstellt.


    Erinnert mich etwas an Wowereit, dem nach 2 Jahren auch aufgefallen ist, dass Alexa und Saturnbau unhübsch sind, obwohl er in Sichtweite täglich arbeitet.


    Ach und eine Frage an die Bauingenieure:
    Kann man nicht einfach die Sockelbauten so konstruieren, dass man ggf. im Nachhinein noch ein Hochhaus draufbaut? Dann könnte man ja wenigstens ohne Hochhäuser zumindest den Grundriss des Kohlhoff-Plans umsetzen (Wille der Investoren vorausgesetzt).


    Und gehören die Gebäude nördlich der Alexanderstraße immer noch dem Bund?

  • Ich finde nicht, dass Frau Lüscher Mittelmäßigkeit propagiert. Zumindest nicht in diesem Artikel. Die Kernaussage ist doch nur, dass das Park Inn nicht abgerissen werden soll, und dass es Möglichkeiten gibt, ein paar bestehende gute Bauten (Haus des Lehrers, etc.) besser zu integrieren.


    Dem kann ich durchaus etwas abgewinnen, auch wenn ich kein Fan von Frau Lüscher bin und die "Behutsamkeit" bei Stadtplanung nicht immer sinnvoll finde.
    Der Abriss des Park-Inns ist überflüssig und auch das Haus des Reisens hat durchaus potential. Zudem würde die Konservierung dieser beiden Häuser für viel mehr Heterogenität (in der Höhe und in der Ästhetik) sorgen, als wenn man da jetzt eine Stadtkrone hinbaut, die gleich wieder etwas von einer Planstadt hat. Ich denke da z.B. an das organisch gewachsene New York.


    Allerdings wundert mich folgende Aussage: "Auch das zu DDR-Zeiten errichtete Haus der Elektro-industrie wird nicht abgerissen werden."
    Ich war bisher der Meinung, dass der Riegel abgerissen wird. Hat sich dabei etwas geändert? Das Haus der Elektro-Industrie ist durch seine abschottende/einschneidende Riegel-Wirkung in meinen Augen die einzige wirklich störende Komponente am Alex.

  • ^
    Dazu ist in einem aktuellen Artikel in der Berliner Zeitung zu lesen, dass die TLG keine Ambitionen habe den Riegel abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Vielmehr wolle man die freiwerdenden Flächen neuvermieten. Ansonsten erfährt man wenig Neues. Das Hines-Projekt sei das einzig konkrete. Der Sonae-Turm sei noch bis 2015 möglich, nur findet sich kein Käufer für das Grundstück - auch nichts wirklich Neues.


    Hier noch der Link zum Lüscher-Interview. Hierin bezieht sie sich außerdem auf ein Interview zwischen der Berliner Zeitung und Ex-Baudirektor Stimmann. Dieser schlägt vor die Traufhöhe der Hochhäuser im B-Plan von 150 auf nur noch 100m abzusenken da er sich dadurch höhere Realisierungschancen erhofft. Doch an der Grundstücksproblematik ändere dies nichts.
    Lüscher zeigt sich auch enttäuscht über die Entscheidung Kollhoffs als Alex-Masterplaner nicht am Hines-Wettbewerb mit teilzunehmen. Nicht mal an einem Jurysitz habe er Interesse.


    Hobbyist
    Das Problem mit der Sichtachse sehe ich auch nicht (siehe GoogleMaps).

  • Das Problem ist doch, das Lüscher vollkommen unnötig und vollkommen voreilig weitreichende Massnahmen treffen will.
    Wenn der Kollhoffplan weg ist, ist er weg.


    Ja, kein Mensch braucht derzeit10 Bürohochhäuser am Alex.


    Sollte sich aber das Konzept des hochwertigen Wohnturmes in Berlin durchsetzen (und ich sehe nichts was dagegen spricht) kann man problemlos alle 10 Hochhäuser zeitnah füllen aufgrund der derzeitigen Nachfrageentwicklung.


    Die nächste Frage ist, ob man das Gesamtkonzept sofort kippen muss oder ob eine Anpassung auch möglich wäre.


    10 Wohntürme würden natürlich eine ganz andere Ausbildung der Sockelnutzung ermöglichen als Nachts und an Wochenenden unbelebte Bürohäuser.


    Lüscher selbst sagt, sie stehe wie kaum jemand anderes für "Debatte".
    Genau diese Debatte und Analyse würde ich mir wünschen, und nicht eine rückwärtsgewandte politk der vollendeten Tatsachen.


    Der Bau hochwertiger Wohntürme am Alex ist eine Wahnsinnschance für Berlin. Diese Chance jetzt unnötig zu vergeben ist einfach nur töricht und fahrlässig.

  • ..... Die Zocker und Spekulanten, die die Hochhausbaufelder nicht selbst bebauen, aber auch - noch - nicht verkaufen wollen kommen sicher in Bewegung, wenn ihnen das sicher geglaubte Hochhaus-Baurecht zu entgleiten droht.


    Guter Gedanke. Vor diesem Hintergrund ist die Idee Lüschers sogar brilliant. So beschleunigt man eventuelle Bebauungsvorhaben nach dem bisherigen Masterplan, denn nach nun fast 20 jahren wird es Zeit!!! Oder die Gründstücke werten sich ab und kommen ggf. mal in andere Hände, die mehr Realisierungswillen haben. Immerhin würde das Abwerten der Grundstücke kein Kapital vernichten, um das unsereiner trauen müsste. Reines Spekulantengeld. Brilliant!

  • Zur Änderung des Baurechts an den besagten Grundstücken: inwiefern kann der Senat da viel ändern? Beschränkt sich das nur auf die Bebauungshöhen oder kann da mitunter der geplante Nutzen vollends geändert werden (Extrembeispiel: Fläche wird als Grünfläche festgesetzt).

  • @ nothohr: der Masterplan von Kolhoff datiert von 1998, mithin ist er 15 Jahre alt. Das ist für eine solche stadtbildprägende Entwicklung nicht viel.


    @ Knuddelknutsch: es geht ja nicht um Bürohochhäuser sondern um Hochhäuser. Die zwei in der Umsetzung befindlichen HH von Hines und am Alexa sind Wohnhochhäuser.


    @ Hobbyist: das Land Berlin müsste den in viele Einzel-B-Pläne aufgesplitteten Bebauungsplan ändern oder offener fassen. Ein Prozess der bis zu seiner Rechtsgültigkeit in Berlin 2-3 Jahre dauert. Zudem werden alle Grundstückseigentümer widerspreche und Klage androhen (wenn sich die Baumasse verringert), somit wäre ein solches Vorgehen der Garant dafür, dass die zarten Pflänzchen, die gerade am Alex spriessen, wieder zertrampelt werden.


    Ich würde mich freuen, wenn es nur um ein großes "Buh, wir können auch anders" an die Grundstücksbesitzer ginge. Allen voran Blackstone in London könnte ja zwei HH-Grundstücke sofort verkaufen. Und die TLG als Grundeigentümer? Die sind doch gerade verkauft worden...

  • ^Danke Konstantin für die Information.


    Was mir gestern erst wieder am Alex aufgefallen ist: irgendwie ist der doch arg dunkel. Es ist schade, dass doch nichts aus dem Videobildschirm an der Galeria geworden ist. Kombiniert mit einer leuchtenden Laufschrift an den beiden Behrensbauten (auf Höhe der ersten Etage) wäre das bestimmt ein Highlight (im wahrsten Sinne des Wortes). Manchmal stelle ich mir eine Art Piccadilly Circus/Time Square auf dem Alex vor (oder wenns eine Nummer kleiner soll: Europacenter am Breitscheidt-Platz). Auf alten Aufnahmen sieht man doch auch, dass Berlin eine Leuchtreklamestadt war und finde es schade, dass es diese Tradition garnicht mehr gibt. An einem Ort, wie dem Alex fände ich das schon reizvoll (fragt sich natürlich, wie sich das wiederum mit einem Wohnturm verträgt, aber eine Metropole hat nunmal solche "Nebeneffekte").