Hamburg Gängeviertel

  • Hamburg Gängeviertel

    Sehr gute Nachrichten für Hamburgs Innenstadt!! :)




    Quelle:
    http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/03/382619.html

  • Hört sich sehr gut an - hast du vielleicht Bilder des ursprünglichen bzw. des aktuellen Zustandes?

  • Anbei mal zwei Foto von den wenigen Originalhäusern.


    Bäckerbreitergang:


    Valentinskamp:


    Das Brahm'sche Geburtshaus steht übrigens nicht mehr.

  • Das sind sehr gute Nachrichten. Ich fände es sehr schön, wenn in dieser vernachlässigten Ecke wieder etwas mehr Leben einziehen würde. Sie hätte es verdient, alleine schon deswegen, weil in Hamburg Viertel mit historischer Bausubstanz, aus der vor-wilhelminischen Zeit an einer Hand abgezählt werden können. Da stören mich die scheußlichen Neubauten auch wenig. Besser als die jetzige Situation mit Halbruinen und wilden Matschäckern wird es allemal sein.


    Zum Glück hat die Planung mit den historischen Gängevierteln nur gemeinsam, daß die Gebäude quasi auf den Hinterhöfen, an Durchgängen zwischen den an den Straßen stehenden Häusern entstehen sollen. Die historischen Gängeviertel waren unglaublich eng bebaute finstere Slumviertel voller Elend, Armut, Kriminalität und Dreck. Sie sind auch nicht im Krieg zerstört worden, sondern größtenteils bereits vorher abgebrochen worden. Nachdem dort noch im Jahr 1892 eine Cholera-Epidemie ausgebrochen war, hat man die Gängeviertel in den folgenden Jahrzehnten systematisch abgeräumt und durch damals moderne Bebauung ersetzt, beispielsweise durch das heute berühmte Kontorhaus-Viertel in der Altstadt. Die letzten Reste haben den Krieg einigermaßen gut überlebt und wurden in den 50er und 60er Jahren abgebrochen, so daß heute nur noch einzelne Häuserzeilen übrig sind: Der Bäckerbreitergang in der Neustadt, etwa sieben Häuser an der Reimerstwiete, nahe an der Speicherstadt und die Krameramtsstuben direkt an der Michaeliskirche, eine winzige aber immerhin noch vollständig erhaltene Gasse. Mal gucken, ob ich ein Bild im Netz finde.


    Heute wären die Gängeviertel, hätte man sie stehen lassen, wahrscheinlich pittoresk herausgeputzt und weltberühmt. Aber vor hundert Jahren konnte es der Stadt aus verständlichen Gründen gar nicht schnell genug gehen, diese heruntergekommenen, vergammelten Elendsviertel loszuwerden.

  • Hier gibt es sehr schöne Bilder von den Krameramtsstuben:


    http://clever-nes.homeip.net/PLZ2/hhstuben/stuben1.htm


    Die Straße ist so eng, daß sich die Fensterflügel der obersten Stockwerke beider Straßenseiten fast berühren, wenn man sie gleichzeitig öffnet. Hinter dem an der Straße gelegenen Eingangshaus (erstes Bild) gelangt man durch eine torartige Durchfahrt auf die eigentliche Gasse, die vielleicht 100m lang ist. Wenn man ganz bis ans Ende geht, kann man von dort aus gerade noch die Kirchturmspitze der Michaeliskirche sehen. Ein sehr schönes Bild, das ich leider nicht habe finden können.


    Die Krameramtsstuben sind stehen geblieben, weil sie nicht, wie die übrigen Gassen im Gängeviertel, Privatwohnungen und kleine Geschäfte beinhalteten, sondern ein Altersheim für die Witwen von Kleinhändlern ("Krämer", daher der Name "Kramer-Amt"). Das Heim war bis in die 60er Jahre hinein bewohnt. Erst dann wurde es aufgelöst und die Gasse in eine Touristenattraktion umgebaut. Heute gibt es dort ein Restaurant, ein nettes kleines Museum und ein Antiquariat.

  • Zitat von Ernst

    Krameramtsstuben direkt an der Michaeliskirche, eine winzige aber immerhin noch vollständig erhaltene Gasse. Mal gucken, ob ich ein Bild im Netz finde..


    Ich habe ach welche suche gerade mal wo ich die habe


    Zitat von Ernst

    Heute wären die Gängeviertel, hätte man sie stehen lassen, wahrscheinlich pittoresk herausgeputzt und weltberühmt. Aber vor hundert Jahren konnte es der Stadt aus verständlichen Gründen gar nicht schnell genug gehen, diese heruntergekommenen, vergammelten Elendsviertel loszuwerden.


    Ja so ist das oft gewesen!Vor allem in Hamburg.a wo heute das berümte Rathaus steht, stand meines Wissens noch vor 150 Jahren ein Kloster!kann aber leider keine Bilder des alten platzes finden.
    Und dort wo heute die weltberühmte Speicherstadt ist, war vor ebenfalls 150 Jahren eine komplettes Minivendig aus Fachwerkfleeten.Das wäre heute mindestens genausoschön:)

  • @Samuel


    Ja. Der Holländische Brook wurde in den 1880er Jahren für die Speicherstadt vollständig abgerissen, die - wenn ich mich richtig erinnere - rund 20.000 Einwohner in neue Wohnviertel, vor allem nach Barmbek umgesiedelt. Allerdings war das kein Gängeviertel sondern ein Kaufmannsviertel mit den typischen Kaufmannshäusern, wie sie noch heute an der Deichstraße stehen: Vorne die Wohnung und schöne Fassaden, hinten, zum Fleet hin, die mit Giebelkran zu bedienenden Lagerräume. Dieses Viertel wurde nicht aus sozialen und hygienischen Grunden abgebrochen, sondern aus politischen. Der Beitritt Hamburgs zum deutschen Zollverein hate zur Folge, daß im Stadtgebiet keine Waren mehr zollfrei gelagert werden konnten. Deswegen wurde mit dem Freihafen ein zollfreies Gebiet geschaffen, in dem weiterhin zollfrei Waren ein- und ausgeführt und gelagert werden konnten. Die Wohnungen mußten aber aufgegeben werden. Angeblich war der Holländische Brook eines der schönsten Stadtviertel.


    Anders sieht es beim Gelände um das heutige Rathaus aus: Dieses Gebiet ist beim Großen Brand von 1842 vollständig niedergebrannt. Lediglich die damals gerade fertiggestellte Börse hat die Feuersbrunst überlebt. Der Brand brach in der Deichstraße aus (da gibt es heute noch eine Kneipe mit dem Namen "Zum Brandanfang", wo man eine sehr gute Ewerscholle essen kann) und vernichtete alles, was nordöstlich davon lag: Die Nicolaikirche, das mittelalterliche Rathaus, das an der Trostbrücke stand, Petri- und Jacobikirche, den gesamten Junfernstieg. Der Neubau ist dann nach damals modernen Maßstäben erfolgt. Dazu gehörte ein rechtwinkliges Straßensystem. Darum hat die Hamburger Innenstadt zwischen Steinstraße und Binnenalster bis fast zum Gänsemarkt kein unregelmäßiges, historisch gewachsenes Straßenmuster mehr, sondern ein rechtwinkliges. Die typischen "Neubauten" der Jahre 1842 bis ca. 1860 nach dem Brand sind zum Teil noch erhalten, etwa in der Hermannstraße, vor allem aber natürlich mit den Alsterarkaden.


    Der Platz des Rathauses blieb ein halbes Jahrhundert lang leer, weil man sich nicht auf einen Plan für den Neubau einigen konnte.

  • Okay,danke für die tollen Informationen!
    Um nicht ganz zu offtopic zu werden:
    Nochmal eine Frage.
    Hast du vieleicht die Möglickeit Bilder zumachen?Ich komme in absehbarer Zeit nichtmehr in diese Ecke.Oder bist du gerade in Siegen?

  • Ich bin leider in der Nähe von Singen, nicht weit vom Bodensee. Ich bin in Hamburg geboren und aufgewachsen und fühle mich nach wie vor als Hamburger. Aber ich lebe 800 Kilometer entfernt. Sorry. :keineahn:

  • Übrigens:In der Strasse Hohe Bleichen sollen drei neue Projekte realisiert werden.Zwei Neubauten,ein neunstöckiger Bau ersetzt einen 70er Jahre Klotz.Dann ein Teherani Bau.Und die Aufstockung eines über 100 Jahre alten Bankgebäude.Dazu sollen die Parkplätze in der Mitte weg und durch eine Piazza ersetzt werden.

  • Bitte schön! :)
    Bin ja mal gespannt wie man dieses Gelände nun genau gestalten wird.Man hat die Chance hier einen einmaligen Flair zu vernichten.
    Oder ihn eben gekonnt fortzusetzen.


  • aus dem heutigen Abendblatt

  • Klingt gut - bitte aber ohne das grausige große Binnen-Q in BrahmsQuartier! Kam in den 90ern auf (ICE-BordTreff, ServiceAgentur usw.), greift immer weiter um sich und nervt mittlerweile nur noch.
    Hoffentlich wird das noch geändert - nur so als KorrekturVorschlag an die Herren CityPlaner, die in der NeuStadt das neue GängeViertel planen.. :D:D:D