Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Schöne Fotos aus dem Leipziger Osten, die zeigen, dass sich auch dort im Moment sehr viel bewegt. Bei dem neogotischen Gebäude in der Seeburgstraße sieht es in der Tat so aus, als ob nicht nur die Dachgauben mustergültig wiederhergestellt werden, sondern auch zwei imposante Treppengiebel. Das suggeriert auch die Anbringung des Gerüsts auf den Giebelseiten, meine ich. Wie das Gebäude früher aussah, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.


    Wir sollten viel öfter die Schmuddelecken abbilden, damit auch die Nachwelt später weiß, wie es dort einmal ausgesehen hat.

  • Bei solchen Bildern über aufwändig wiederhergestellte Dachgauben wird mein Ärger über einen Eigentümer in meiner Nähe, der eine in seinem Gründerzeithaus erhaltene ebensolche Gaube mit spitzem Dach durch ein grosses Dachfenster ersetzen will, weil das Fenster der Gaube ja viel zu klein sei, um so grösser :(

  • Um eine höhere Belichtung zu erreichen, kann man auch auf Veluxfenster zurückgreifen. Das ist auch ein Eingriff, ist aber nicht so störend. Nebenbei kann man die alten Gauben erhalten.

  • Wie versprochen Bilder von aktuellen Sanierungsprojekten aus Leipzig-Südost (da ich etwas Spaß mit meiner neuen Kamera gehabt habe, sind es etwas mehr Bilder als üblich geworden, die ich somit auf zwei Beiträge verteile :daumen::(


    Zunächst noch einmal die Chopinstraße 3, die jetzt wirklich fertig ist mit schöner Einzäunung:



    Wunderbarer Leipziger Klassizismus:




    Es folgen einige Bilder aus frühen Morgenstunden aus der Oststraße. Im Grunde bin ich von der Albert-Schweitzer-Straße zum Ostplatz gegangen.
    Zum Mitverfolgen hier der Google-Link.


    Das Eckhaus zur Albert-Schweitzer-Straße wurde entrüstet. Man beachte rechts die Lücke, wo vor kurzem eine Baracke abgerissen und die Fläche eingeebnet wurde, außerdem das Gerüst an der Brandmauer rechts dahinter:



    Es fehlen noch einige Fassadendetails, die vermutlich noch kommen...


    Hier das Gebäude mit eingerüsteter Brandmauer. Hoffentlich wird es saniert.
    Auf der Webseite des Bauart Studios finden sich derzeit keine Informationen dazu.


    Der Hopfenspeicher ist übrigens ein ganz stilvoll eingerichtetes Lokal.
    http://www.hopfenspeicher.de/hopfen.html


    Das frisch sanierte Haus gegenüber hatten wir schon mal, trotzdem will ich es noch mal zeigen.



    An der Brauerei vorbei gegangen findet man an der Ecke zur Schulze-Boysen-Straße eine leerstehende Fabrik, die wohl um 1910 erbaut wurde und noch sehr solide wirkt.


    Tordurchfahrt:


    Verfallenes Eckhaus Oststraße/Josephinenstraße (3 von 4 Häusern an dieser Ecke sind noch unsaniert):


    An der nächsten Ecke Oststraße/Volckmarstraße steht ein Haus, dessen letzte Sanierung vermutlich noch in den 1990ern stattfand:


    Derzeit eingerüstet ist das Eckhaus Volckmarstraße/Harnackstraße:


    Blick aus der Volckmarstraße zur Oststraße:


    In das schöne Jugendstilhaus rechts zog vor kurzem ein kleiner Musikladen ein (hat kein Werbeschild). Das Café "Grüne Tomate" befindet sich nun zwei Häuser weiter vorne in der Oststraße:


    Blick zum Ostplatz:


    Blick zurück:


    Hier sehen wir von hinten den prächtigen Kopfbau am Ostplatz, in dem die GRK-Hausverwaltung ihre Zentrale eingerichtet hat. Das Haus mit Türmchen links daneben wurde in den letzten Monaten von eben der GRK-Holding "nachsaniert", und sieht jetzt etwas frischer aus:



    Mauer und Gittertore sind neu errichtet worden! (s. Google)



    Das wars mit dem kleinen Spaziergang durch die Oststraße. Jetzt kommt Stötteritz...

  • Schon entrüstet ist die Holzhäuser Straße 76/78; es hat sich wenig verändert (Google:(




    Eingerüstetes einfaches Haus in der Sommerfelder Straße am Kirchplatz (Google:(



    Dieses kleine Villachen in der Naunhofer Straße wurde im letzten Sommer/Herbst (teil-)saniert. Es befindet sich nun eine KiTa drin (Google:(





    Straße des 18. Oktober Ecke Johannisallee:
    Überblick über das Reformstilensemble an dieser Ecke mit den zwei Sanierungsobjekten links, von denen das eine schon fertig ist (Google:(


    Bereits auf der dritten Seite dieses Stranges werden diese Objekte diskutiert.


    Beide Häuser von vorne gesehen (links angeschnitten die Rückseite eines weiteren unsanierten Hauses):


    Nun kommen direkte Vergleichsbilder:
    März 2011:


    Dezember 2011; man beachte die vielen Unterschiede. Die Fledermausgauben sind schön ausgeführt, doch denke ich nicht, dass sie vom stil her passen. Die neue Dachgestaltung ist mir etwas zu unruhig. Ich denke die unterste Gaubenreihe hätte besser lückenlos sein müssen. Außen links und rechts gibt es nun zurückspringende Balkone:



    Nochmal März 2011:


    Die historischen Balkongitter wurden nicht wiederverwendet. Vielleicht entsprachen sie nicht mehr heutigen Sicherheitsanforderungen (?). Die neuen sind mir ein wenig zu postmodern langweilig, aber in Ordnung. Schöne Einzäunung:



    Das Nachbarhaus wird noch saniert. Es besitzt ein schönes Portal (März 2011):



    Das Hotel am Bayrischen Platz wurde neu gestrichen. Es wurde noch 1862 erbaut, und befindet sich heute im Besitz einer Familie aus Frankfurt. Stahlbauer hat in diesem Beitrag dieses Bild von dem unsanierten Hotel ca. 1984 gemacht. Hier gibt es ein kleines historisches Bild davon.





    Zu guter Letzt die Shakespearestraße/Kohlenstraße:




    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Schade, dass für diese eigentümlichen Balkone der ohnehin nicht sehr reich vorhandene Stuck der Eckpartie weichen musste. Es fehlen das kleine Giebelchen über dem mittleren Fenster als auch die Andeutung von Steinquadern an den Kanten und weitere kleine Details.

  • Auch mal wieder ein herzliches Dankeschön von mir. Sehr gespannt bin ich schon auf das neogotische Prachstück in der Seeburgstraße, das habe ich vor etwas mehr als einem Jahr noch als totale Bruchbude gesehen. Auf jeden Fall kann man schon jetzt sagen, dass das vom Sanierungsaufwand wieder eines dieser typischen Leipziger Projekte wird, die auf nationaler Ebene ihresgleichen suchen.


    Vollkommen untypisch – um nicht zu sagen eher „westdeutsch“ – ist dagegen der Abgang der historischen Balkongitter bei der Sanierung an der Ecke Straße des 18. Oktober / Johannisallee. Die Vergleichsbilder lassen schmerzlich erkennen, welchen Unterschied solch winzige Details machen. Und was in den alten Bundesländern alles im Modernisierungswahn abgegangen ist.


    @ Saxonia: Auch dies ist kein Beinbruch und eher die Ausnahme als die Regel. Gerade bei so für Leipziger Verhältnisse sehr einfachen Häusern, die ein Investor noch dazu aus einem abbruchreifen Zustand wiedererweckt (man vergleiche den Vorzustand), halte ich den Verzicht auf derlei Details für verzeihlich.

  • Das sicher nicht aber wie du schon sagst eine Ausnahme und in meinen Augen eine Unnötige. Der Investor wird sicherlich Gründe für die Vereinfachungen und die Balkone gehabt haben wenngleich ich sie nicht nachvollziehen kann. denn Balkone zum Innenhof sind wesentlich sinnvoller für potentielle Mieter.

  • ^ Vermutlich sind auf der Hofseite Balkone für die links zur Kohlenstraße liegenden Wohnungen entstanden und weitere waren an der recht kurzen Rückfassade aus Platzgründen nicht möglich. Einen freiwilligen Ersatz potentieller Südbalkone im Innenhof durch Nordostbalkone an der Straßenecke bezweifle ich. Die unterschiedlich großen und platzierten Auflagebalken könnten im Übrigen durchaus bedeuten, dass hier noch eine Verkleidung dran kommt. Also erst einmal abwarten, wie es final aussieht. Eine Randbemerkung noch: ich persönlich halte für den hochwertigen Gesamteindruck die feine Ausführung des obersten Gliederungsgesims' für wichtiger als die weggefallene Eckquaderung.

  • saxonia, deine mäkelei zeugt (wie so oft) leider von wenig sachverstand.


    der ruinöse vorzustand des gebäudes ist auf den fotos von betonbrille deutlich zu sehen.
    in dem gebäude gibt es - wie bei den meisten eckhäusern - drei wohnungen je etage.
    wohnungen ohne balkon sind in leipzig heute kaum noch vermietbar.
    die äußeren wohnungen erhielten darum hofseitige balkone.
    die mittleren wohnungen haben keine hofseite, deshalb wurden welche an der hausecke mit zugang zu den wohnzimmern angebracht.
    damit wurden auch die mittleren wohnungen attraktiv und erst dadurch lohnte sich die sanierung dieser an sich völlig herunter gekommenen ruine. nichts daran ist unnötig.


    noch eine anmerkung:
    gerade wegen des beschriebenen problems mit den mittleren wohnungen ohne ruhig gelegene räume zur hofseite und ohne balkone gibt es noch etliche unsanierte eckgebäude. das anbringen straßenseitiger balkone kann dabei eine lösung sein - vor allem an straßen ohne hohem lärmaufkommen. im diskutierten fall verfiel das haus jahrzehntelang an einer bahnstrecke nebst dazugehörigen verladestationen. durch den bau des citytunnels verschwanden die bahngleise unter der erde, darüber wird in den nächsten jahren eine parkanlage enstehen. dies macht deutlich, dass jenseits aller förderprogramme und denkmalschutzbestimmungen vor allem auch die aufwertung öffentlicher räume ganz wesentlich dazu beiträgt, die sanierungschancen für heute noch marode altbauten zu steigern.

  • Ich verstehe nicht warum hier offensichtliche Sanierungsmängel von dir so verbissen verteidigt werden. Der Giebel über dem Fenster hätte aus Platz gründen weichen müssen aber die Fassadengliederung horizontaler Art im unteren Teil wie vertikaler Art im oberen Teil hätte ohne weiteres erhalten werden können. Auch mit Balkonen.


    Das sind Dinge, die die Sanierung aus meiner Sicht nicht mit den ansonsten geltenden Standards in Leipzig mithalten lässt.

  • auch dieser beitrag bestätigt leider nur die oben getroffene einschätzung.


    um den gewünschten nutzwert zu erreichen, nehmen die balkone künftig fast die gesamte breite der hausecke ein. damit würden die balkongeländer das vormalige angedeutete bossenwerk partiell überlappen. dies würde jedoch den eindruck von nachträglich angeschraubten balkonen nur verstärken. darum wurde sich statt dessen für die jetzt gewählte variante entschieden.


    sie ist kein "sanierungsmangel", sondern zeigt, wie altes und neues in einen stimmigen einklang gebracht werden können. auch in diesem sinne wären ansprechende balkongeländer zu wünschen.

  • Das ist doch absurd, schlichtes abschlagen der Fassadengliederung wirkt nicht wie "nachträglich angeschraubt"? Jeder Laie erkennt, dass die Fassade an der Eckpartie nicht von vornherein so kahl war. Die Balkone hätten durchaus eine Ergänzung sein können aber nicht wenn sie dadurch die Proportionen der Fassade aufbrechen.

  • Öhmm, welche Proportionen haben sich denn geändert und wie bricht man diese Proportion auf? An der Sollbruchstelle?


    Ich kann nur RMAs Worten zustimmen. Es ist eben _nicht_ vorgeschrieben, dass Gebäude auf dem Niveau, wie es sich in Leipzig etabliert hat, saniert werden. Ein Reality-Check in Form der Betrachtung der Sanierungsstandards in anderen Städten macht - insbesondere in Anbetracht der Noch-B-Lage des Hauses - deutlich, dass, auch wenn hier vielleicht nicht alles perfekt gemacht wurde (Dachgaupen wären natürlich besser gewesen als die Schrägfenster), es nichts weiter als Pedanterie ist, hier eine weggefallene Eckquaderung sowie unfertige Balkone zu bemängeln. Von der Vorhersehbarkeit gar nicht erst zu reden.

  • Es ist immer schade, wenn bei einer Sanierung gewisse Details des ursprünglichen Zustandes aufgrund wirtschaftlicher Zwänge wegfallen. Ich glaube, da wird kaum einer widersprechen?


    Es ist deshalb nicht völlig ungerechtfertigt nachzufragen, ob in diesem speziellen Fall die Sanierung in Kombination mit den (noch unfertigen und deshalb einfach noch nicht zu beurteilenden!) Balkonen nicht etwas geschickter hätte von Statten gehen können. Denn in der Tat erschließt sich mir (noch) nicht, wie insbesondere die Eckquaderung der Notwendigkeit von Balkonen im Wege gestanden hätte. Finanzielle Gründe wage ich mir diesbezüglich auszuschließen. Gemessen am Bauvolumen ist ein derartiges Detail doch hoffentlich nicht der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung pro oder contra Kauf und Sanierung?! (Ich lasse mich aber gern von Experten korrigieren.)
    Es bleiben also noch praktische oder ästhetische Gründe, die zu beurteilen es ja aufgrund des unfertigen Zustandes noch etwas zu früh ist.


    Aber - das wurde bereits erwähnt - dabei handelt es sich um ein Detail - etwas marginales - nicht mehr. Vielmehr sollte man sich darüber freuen, dass ein ansonsten ansehnliches Eckhaus saniert und bald auch wieder belebt wird. Das ist erfreulich aus architektonischer, städtebaulicher und gesellschaftlicher Hinsicht ... und das überwiegt doch auch in diesem Fall bei weitem.

  • Achso, ich habe noch eine Pressemitteilung des Studentenwerks bzgl. des neogotischen Wohnheims gefunden (vom 14.11.2011):


    https://www.studentenwerk-leip…htfest_seeburgstrasse.pdf


    Darin steht u.a., dass der straßenseitige Giebel originalgetreu rekonstruiert wird mitsamt 25 Fialen. Insgesamt entstehen 36 Studentenwohnungen; Baukosten ca. 4 Millionen Euro, getragen vom Studentenwerk mit 140.000 Euro Fördermittel von der Stadt Leipzig. Ich nehme an, es wird bis zum nächsten Frühjahr fertig sein.

  • LINDENAUER MARKT 10


    Ein neues, saniertes Gebäude hat letzte Woche einen Teil seiner Gerüste fallen gelassen am Lindenauer Markt. Danach wurde oberhalb der beiden Erker ein Geländer aufgestellt und ein Bodenbauwerk für zwei weitere Balkone an die Fassade gehangen. >>



    Am Lindenauer Markt.



    Hier kann man die Böden für die neuen Balkone gut sehen. Auch ein Teil der Geländer wurde bereits angeliefert.




    LINDENAUER MARKT 9


    Dieses Gebäude hat man in Erinnerung mit einer roten Fassade, welche nun in beige getaucht wurde. >>




  • Gletschersteinstraße 30, „Villa Lindenhain“

    Das 20er Jahre-Wohnhaus [url=http://maps.google.de/maps?q=leipzig+gletschersteinstr+30&hl=de&ie=UTF8&ll=51.313118,12.418156&spn=0.004795,0.013078&sll=51.313214,12.417942&layer=c&cbp=13,312.5,,0,0.04&cbll=51.313121,12.41811&hnear=Gletschersteinstra%C3%9Fe+30,+St%C3%B6tteritz+04299+Leipzig,+Sachsen&t=m&z=17&vpsrc=0&panoid=VWXtti4XYL6zrd-Rb1WhTg]Gletschersteinstraße 30[/url] in Stötteritz soll 2012 saniert werden und wird als „Villa Lindenhain“ vermarktet. Entstehen sollen 6 luxuriöse Wohneinheiten. Das eher schlichte Gebäude wird es durch den Anbau großer Balkone aufgewertet.



    Quelle: Rieß

  • Zu den zwei Fassadenaufrischungen am Lindenauer Markt: Kann es sein, dass das hier im Vorfeld schon viel gescholtene EKZ nebenan schon Synergien freisetzt, bevor es überhaupt fertiggestellt ist? Offenslichtlich sind im EG der beiden Altbauten auch neue Läden geplant.


    Danke für die neuen Fotos. Sanierungstechnisch sind mittlerweile eindeutig die B-Lagen am Zug.