Berliner Dom

  • Ergibt schon Sinn. Während der SED-Herrschaft sind meines Wissens nach die "Neuen Länder" auch stark ent-christianisiert worden, zudem scheint dieses Gebäude nicht solch ein Wahrzeichen für die Berliner zu sein wie die Frauenkirche für die Dresdner. Ich würde also vermuten dass es den meisten Berlinern schlicht wurscht ist.


    Bei Kirchen kenne ich es eigentlich eher umgekehrt, dass man das Äußere wiederhergestellt hat nach dem Krieg und lediglich den ganzen Innenschmuck weggelassen hat, so ist das zumindest in bayrischen Städten meist abgelaufen.
    Was ich besonders schade finde, das dachte ich mir auch schon beim Reichstagsgebäude, dass das Gebäude so schlicht "geschrumpft" ist. Die alte Kuppel, ich müsste mich hier optisch schon sehr täuschen, ist doch eindeutig deutlich höher und raumgreifender als die derzeitige?! Und wenn man die Proportionen eines Gebäudes einseitig verändert dann wirkt das gänzlich anders als der Erbauer das wollte und eben "aus den Proportionen". Ich würde sogar vermuten dass der Dom weniger "wuchtig" wirken würde hätte er noch die originale Kuppel denn die niedrigere Kuppel lässt natürlich die Horizontale dominanter wirken.

  • Die Kuppel ist m.W.n. genauso so hoch wie ursprünglich, lediglich die Turmhelme der kleinen Türme an den Ecken sind niedriger. Von den Proportionen her ist es eh kein besonders gelungener Bau, eben wilhelminische Machtdemonstration.

  • @ Stadtplaner
    Nein, auch die Hauptkuppel ist deutlich niedriger. Früher war sie 116m hoch, denn sie sollte sich ja mit Sankt Peter in Rom oder St. Pauls in London annähernd messen können. Heute ist sie nicht mal mehr 100m hoch. So weit ich weiß sind es jetzt genau 98m.
    Das finde ich schon ziemlich schade...und die Harmonie der Proportionen des Baus leidet definitiv darunter.
    Abgesehen davon muss ich aber sagen, dass die neue Kuppel gar nicht sooo schlecht ist. Ich mag die kräftige Profilierung und die runden, eingelassenen Fenster schon. Nur eben die krönende Laterne ist zu mickrig, wenn mir auch hier die Blattvergoldung wieder gut gefällt.

  • Leider wird der Dom nicht in seinen ursprünglichen Zustand gebracht. Vielleicht ja in 30 Jahren, wenn man sich eines Besseren besinnt und Geld da ist.


    Themenspezifisch verschoben.
    Bato

  • Mit dem gegenwärtigen Aussehen der Kuppel(n) des Doms kann ich gut leben. Wünschenswert wäre es aber m.E., die großteils geschwärzte Sandsteinfassade des Doms mal zu reinigen. Bei fast allen Gebäuden in der Gegend ist das schon erfolgt. Die Landeskirche scheint da kein Geld für zu haben oder das Problem nicht einmal als solches anzusehen. Vielleicht sollte man mal eine Bürgerinitiative für die Reinigung der doch so stadtbildmäßig wichtigen Domfassade gründen...

  • @ abrissbirne:


    Wenn der Dom demnächst saniert werden sollte, dann müsste man nicht nur die ehemalige Denkmalskirche an der Nordseite rekonstruieren, sondern auch die historischen Kuppellaternen wiederherstellen, um dem Bauwerk seine ursprünglichen Proportionen zurückzugeben. Neben der zukünftigen Schlüter-Kuppel des Stadtschlosses würde diese Maßnahme die Silhouette der Stadt bedeutend aufwerten.



    Quelle: Wikipedia (Bundesarchiv, Bild 146-2008-0281 / CC-BY-SA)

  • Das Stadtschloss wird mit Mühe und Not gebaut und ihr fabuliert bereits über die Reko des Doms, die ein noch größerer Luxus als die Reko des Schlosses wäre? Das ist mutig.

  • Das Stadtschloss wird mit Mühe und Not gebaut und ihr fabuliert bereits über die Reko des Doms, die ein noch größerer Luxus als die Reko des Schlosses wäre? Das ist mutig.


    Was ist daran denn eine noch größere Reko ? Der Dom ist zu großen Teilen im Original überkommen und teils mit der damaligen Zeit entsprechenden Interpretationen seiner Architektur wiederhergestellt worden : sprich die Kuppeln !


    Die Kuppeln im Original wiederherzustellen nebst ggf. der Reko der Denkamlskirche hat aber auch nicht einmal annähernd den Charakter inkl. architektonischer und (stadt-)geschichtlicher Bedeutung des Baus des Humboldtforums !


    Wenn man auch nur vage informiert ist über Geschichte und Architektur dieser beiden Bauten könnte man einen derartigen Beitrag wohl nicht verfassen !

  • Wenn man auch nur vage informiert ist über Geschichte und Architektur dieser beiden Bauten könnte man einen derartigen Beitrag wohl nicht verfassen !


    Vorsicht, nicht gleich persönlich werden!


    Wenn du meinen Beitrag richtig gelesen hättest wäre dir nicht entgangen, dass ich von der Größe des Luxus einer Dom-Reko im Vergleich zum Schloss sprach und nicht von der Größe der Reko. Das meint also nicht, dass ich von einem größeren baulichen oder finanziellen Aufwand als beim Schloss ausgehe, sondern von einem noch größeren Luxus im Sinne des Verhältnisses zwischen Aufwand und Nutzen. Denn mal ehrlich und Hand aufs Herz: Wie intensiv wird der Dom in seiner ursprünglichen Funktion genutzt? Eben. Das Schloss ist genauso ein Luxus, wenn auch in meinen Augen ein vertretbarer und notwendiger, aber dennoch ein Luxus, denn es würde auch ein moderner und günstigerer Bau rein theoretisch die Sammlungen beherbergen können.


    Den Dom sollte man säubern und dann wäre er auch gut so wie er ist, er sieht zwar anders aus als früher, aber das ist kein solches Manko, als dass man den Dom unbedingt in seinen Ursprungszustand zurückversetzen müsste. Wenn sich private Spender finden würden, die einen Umbau finanzieren würden könnte man darüber reden, aber ansonsten kann er so bleiben wie er ist.

  • Aber Richard Neutra hat doch ein wichtiges Problem angesprochen. Es gibt Bauten, die zu DDR-Zeiten vereinfacht wiederaufgebaut wurden und die die urspruenglich intendierten Proportionen der Architekten negieren. Das gilt fuer den Berliner Dom genauso wie fuer die Hedwigskathedrale am Opernplatz.


    Hier muss man doch fragen duerfen, ob der originäre Architektentwurf oder die Ueberformung zu DDR-Zeiten, die unter Materialmangel und ideologischer Aufladung stattfand, die zum Verständnis des Gebäudes als solches und im Zusammenhang mit der Stadt darumherum die wichtigere Zeitschicht ist.


    Solche Fälle gibt es im uebrigen auch im Westen der Nachkriegszeit: das Charlottenburger Tor steht nach seiner Sanierung durch die fehlenden Bekrönungen und das Auseinanderruecken durch Speer unproportiniert da. Da waeren bei der Instandsetzung die Bekrönungen fast wichtiger als die Kandelaber gewesen.


    Andere Ueberformungen aus der Zeit fuegen sich ein, so z. B. die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Sieht man Nachaufnahmen erkennt man sofort, dass die Figur ein Nachkriegskind ist (die Reste des Originals rosten noch immer unter dem Kreuzbergdenkmal in einem Depot der Denkmalpflege). Aber aus der Gesamtsicht heraus stellt dies keine Verfälschung des urspruenglichen Architektenentwurfes dar.

  • Eine Wiederherstellung des Zustandes vor Beginn des Krieges wäre wünschenswert, ist aber in diesem Land nicht machbar!:nono: (sei es aus Ideologie oder wegen den Baukosten)

  • ^ In welchem anderen Land wäre denn ein millionenteuer Ersatz einer existierenden Kirchenkuppel durch eine etwas besser proportionierte machbar?

  • ^ Die Frage stellt sich gar nicht, denn in keinem anderen Land hätte man einen solchen Fremdkörper installiert, den man wieder entfernen müsste.

  • In Russland z.B., auch wenns dann wohl nicht durch Gelder vom Staat, sondern irgendwelcher Milliardäre geschieht. Die Ideologie, dass das mal vom Zaren gebaut wurde, stünde da wohl nicht im Weg. Und wenns nicht die Turmspitzen sind, dann eben gleich die ganze Kirche.

  • ^ In welchem anderen Land wäre denn ein millionenteuer Ersatz einer existierenden Kirchenkuppel durch eine etwas besser proportionierte machbar?


    Polen, Ukraine, Italien, Russland...such Dir eins aus.

  • Berliner Dom / St. Hedwig

    Hier geht es doch nicht um "millionenteuren Ersatz einer Kirchenkuppel" sondern um das Ergänzen eines Bauwerkes. Die Domkuppel hält die historische Laterne genauso aus wie die Kuppel der Hedwigskathedrale. Auch die Aufsätze an der Fassade könnten ohne weiteres hinzugefuegt werden ohne die DDR-Instandsetzungen abzureissen und alles neu zu machen.


    Richtig ist aber sicher, dass die evangelische Kirche in Berlin nicht ueber viel Geld verfuegt. Wichtiger wäre es da sicher erst einmal die bestehende Fassade zu sanieren.


    Die Kassenlage der Katholiken duerfte besser sein, vielleicht spendiert der Papst bei seinem Besuch in Berlin eine Kur fuer die wichtigste kath. Kirche in Berlin. Die können es sich leisten - vielleicht ein paar Reliquien verkaufen?

  • Nur zur Info die Hedwigskathedrale 1886 (rundes Oberlicht, kligelts da?). Die Laterne kam wohl erst ende der 1880er Jahre. Es ist manchmal nicht so einfach mit den historisch "richtigen" Bildern, die man so im Kopf gespeichert hat.
    Dabei stimme ich aber zu, dass die "neuen" Domlaternen unpassende Proportionen haben - genauso wie St.Hedwig zumindest dieses verlorene Kreuz loswerden sollte.

  • @ Konstantin: ähh, bei der Diskussion geht es doch gerade hauptsächlich um die "falsche" Proportion der Kuppel, die gestauchter wiederaufgebaut wurde als sie je war und nicht um kleine Details.


    @ Ben & Prussia: könnt ihr denn konkretes Beispiel benennen, in dem in den genannten Ländern eine existierende Kirchenkuppel (kein Flachdach o.Ä.) durch eine "ästhetischere" bzw. historisch korrektere ersetzt wurde, oder badet ihr da gerade einfach nur im Klischee? Selbst bei Vollrekos kann ich euch zumindest für Russland oder die Ukraine versichern - wenn man rekonstruiert, dann in den meisten Fällen Pi mal Daumen und im Zweifelsfalle unter Nichtbeachtung der historischen Gegebenheiten. Mal abgesehen von der sowieso geringen Wertschätzung für Originalsubstanz und Denkmäler.

  • @ million: danke fuer das wunderbare Meydenbauer-Foto! Jedoch hat die Laterne nichts mit "richtig" oder "falsch" zu tun, sondern mit der jeweiligen Zeitschicht.


    Hier geht es um Proportionen und das Pantheon-Zitat von St. Hedwig ist ja durch die neue, flachere Kuppel wieder zerstört worden.


    Mir wäre auch der urspruengliche Zustand, wie auf deinem Foto, der liebste - preiswerter wäre es sicher die bestehende Kuppel mit der historistischen Laterne optisch zu erhöhen und so die Proportionen wieder herzustellen.


    Aber nochmal zum Dom selbst: mir scheint die existierende Kuppel kaum wesentlich flacher als die historische. Der Eindruck der "schiefen" Proportionen wird durch die fehlenden Turmbekrönungen und die fehlende Laterne erweckt, die aus statischen Gruenden wohl nicht mehr auf die Stahl-Kuppel aus DDR-Zeiten passt.

  • Ich empfand die neue Kuppel des Berliner Domes immer als stark angelehnt an die des Stadtschlosses. Vor allem haben Sie zu DDR-Zeiten ein Kreuz auf den Dom gebracht, welches vorher dort nicht existierte. Auch das Stadtschloss hatte ein solches Kreuz an der Spitze. Wir werden dann bald zwei sehr ähnliche Kuppeln über dem Berliner Himmel haben.