Ruhrstadtgeflüster

  • Vorreiter im Klimaschutz im WAZ-Portal. In Oberhausen haben sich am Samstag Ökologie-Experten der NRW-Grünen getroffen. Der NRW-Umweltminister Johannes Remmel forderte eine Umweltzone Ruhr und den Ausbau des ÖPNV. Er prognostizierte, dass bald in der Umweltwirtschaft mehr Menschen als in der Chemie- und Automobilbranche arbeiten werden und hoffte, dass diese Arbeitsplätze bei uns entstehen werden. Im Land NRW sind es augenblicklich 250000 Beschäftigte, die einen Umsatz von 45 Milliarden Euro jährlich generieren.

  • Steag-Kauf

    Ein kontroverses Thema: Ökonom für Steag-Kauf durch Kommunen im WAZ-Portal. Ein Wirtschaftsprofessor befürwortet das Vorhaben eines Konsortiums mehrerer Stadtwerke (darunter der Dortmunder Stadtwerke, der Bochumer Stadtwerke, der Duisburger Stadtwerke und der Oberhausener EVO), 51% der Steag-Aktien zu kaufen. Das sollte "ein Gegengewicht zu den Stromriesen" schaffen. Wenn die Konzentration in der Stromerzeugung zu groß ist, ist es nicht die Sache der Kartellbehörde, die Riesen zu zerschlagen? Eine der renommierten bundesweiten Zeitungen veröffentlichte unlängst einen Artikel, in dem argumentiert wurde, dass wirtschaftliche Betätigung nicht zu den primären Aufgaben der Kommunen gehört. Es gibt viele Klagen wegen der angeblich schlechten finanziellen Lage der Gemeinden. Die unternehmerischen Engagements werden mit schmerzhaften Einschnitten in allen möglichen Bereichen von der Kultur bis zum Stadtverkehr erkauft.


    Weitere Artikel zum Thema:


    Steag-Kauf wird für Stadtwerke wohl teurer: Der Verkäufer Evonik will nicht nur die Hälfte der Steag-Aktien für 614 Millionen Euro, sondern in der Perspektive von drei bis fünf Jahren den gesamten Konzern für insgesamt 1,2 Milliarden Euro verkaufen. Trotzdem fordern manche Politiker verbindliche Zusagen, dass alle angebotene Aktien gekauft werden.
    Kein Risiko für die Stadt: Interview mit dem EVO-Vorstand Hartmut Gieske
    Duisburger Ratsmehrheit votiert für Steag-Kauf
    Stadtwerke gehen hohes Risiko bei Steag-Kauf: Die Gewinnaussichten des Steag sind geringer, als bislang angenommene 100 Millionen Euro jährlich. Gleichzeitig muss man auf zwei unterschiedlichen Wegen 40 plus 10 Millionen Euro jährlich für Kredittilgungen und Zinsen aufbringen. Dazu werden 40 Millionen Euro Dividende jährlich an Evonik fällig, die garantiert werden sollten, also unabhängig von den tatsächlichen Steag-Einnahmen.
    Bochumer Politiker stellen Steag-Ankauf in Frage: Die CDU hat Bedenken wegen der finanziellen Risiken, die Grünen wegen der Nuklearsparte Steags.
    Politiker warnt vor „Krimi“ bei Steag-Übernahme: Bedenken eines Duisburger FDP-Politikers wegen der finanziellen Risiken.


    Edit:


    Steag-Deal lässt in Dortmund die Köpfe rauchen: Die Politiker sind gespalten, bei den Grünen ergab eine Abstimmung 11:11. Die CDU fordert Zusagen, dass weder der Stadthaushalt belastet noch die Gewinnausschüttung der Stadtwerke verringert wird. Die SPD ist für den Kauf, die FDP/Bürgerliste dagegen.
    Steag-Kauf gibt Rätsel auf: Noch mehr über die Überlegungen der Dortmunder Stadtpolitiker. Es geht um über 200 Millionen Euro, die die Dortmunder Stadtwerke aufbringen müssten.
    Entsorger Remondis will Steag – zumindest zur Hälfte

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  • Städte im Ruhrgebiet verlieren Anschluss im WAZ-Portal. Etliche Städte des Ruhrgebiets belegten im aktuellen Ranking der 100 größten deutschen Städte der "Wirtschaftswoche" hintere Plätze: Gelsenkirchen 100, Oberhausen 98, Duisburg 97, Herne 96, Dortmund 89, weiter vorne Bottrop 41 und Mülheim/Ruhr auf Rang 34. Solche Rankings kann man zwar manipulieren, aber das verfügbare Einkommen pro Einwohner ist eine objektive Größe: unter diesem Kriterium hat Chemnitz Duisburg und Gelsenkirchen überholt. Das stellt in Augen des Geschäftsführers des Initiativkreises Ruhr, Peter Lampe, die Erfolge des Strukturwandels in Frage.


    Unsere Politiker sollten darüber nachdenken statt Hobby-Wirtschaftskapitäne zu spielen (Beitrag davor).

  • ^^

    Tja so ist das nunmal wenn alle denken, die Städte im Ruhrgebiet seien dreckig, langweilig und ohne Zukunft. Gut finde ich an der Studie, dass endlich auch einmal das schlechte Image als Faktor für die doch sehr schleichende wirtschaftliche Neuaufstellung genannt wird. In meinen Augen, und das habe ich auch schon öfter erwähnt, krankt die Region extrem unter diesem schlechten, klischeebehafteten Image. Mich persönlich macht das rasend und ich kann es nicht fassen, dass meine Heimatstadt (bin Dortmunder) mit annähernd 600Tausend Einwohnern oder auch Essen oder auch Bochum, wo im europäischen Vergleich ja nunmal auch ziemlich viele Menschen leben, so dermaßen unbekannt ist und wenn es jemand kennt, es höchstens als Großstadt zweiter Klasse gesehen wird, während sich einige arrogante Rheinländer einen Weltstadt-Anstrich (zu hören und zu sehen in einigen Imagefilmen aber auch in manchen verquerten Köpfen der Menschen) geben und der Braten dann auch noch gefressen wird. Das zeigt doch deutlich, dass ein gutes Image und Bekanntheit und auch Attraktivität in großem Maße von einer positiven Selbstreflexion abhängen.


    Ich finde die Kulturhauptstadt hat uns einiges gebracht. Man ist inzwischen eher in der Lage, seine Vergangenheit und die architektonischen und auch sozialen Reste dessen, zu akzeptieren und auf Grundlage dieser eine neue, charmante Identität zu konstruieren. Wenn man dort ansetzt und in diesem Sinne weitermacht, dann wird das auch etwas mit der Ausstrahlung nach Außen. Ich wehre mich dagegen, eine zu subjektive Sicht meiner Heimat zu haben. Ich lebe momentan in Montpellier am Mittelmeer, habe vorher in Toulouse gelebt. Beides Städte mit einer unglaublichen Dynamik und Attraktivität, die sicherlich ihre Vorzüge haben, aber gegen das Leben im Ruhrgebiet können die schlicht nicht anstinken. Da drängt sich doch die Frage auf: Warum ist Toulouse cool und kein Franzose kennt Dortmund oder Essen? In Europa gibt es aus städtebaulicher Sicht momentan kaum eine Region die so interessant ist wie das Ruhrgebiet. Wo sonst in Europa entsteht gerade eine neue Metropole mit mehreren Millionen Einwohnern? Leider sehen dies viele Menschen nicht (schaut euch mal die Kommentare bei derwesten.de an) und reden ihre Heimat selbst schlecht, statt Teil des Ganzen sein zu wollen und sich über positive Veränderungen zu freuen.


    Gleichzeitig habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Studenten, die von außerhalb ins Ruhrgebiet kamen, letztlich doch ganz glücklich dort waren auch wenn sie vorher soviel lieber in Hamburg studiert hätten. Das Problem ist nur, dass das Anwerben junger Leute mit Perspektive in noch viel zu kleinem Umfang geschieht. Warum werben die Städte mit Hochschulen nicht intensiver um die Gunst der zukünftigen "creative class"? Das Stadtmarketing der Ruhrgebietsstädte verpasst in meinen Augen einiges oder ihm wird einfach nicht ausreichend Bedeutung beigemessen. Das wäre nicht einmal teuer aber hier passiert, abgesehen von Ruhr2010, praktisch nichts. Das muss sich ganz dringend ändern, denn auch Unternehmen fällen ihre Entscheidungen für Neuansiedlungen ganz sicher nicht ausschließlich auf Grundlage nackter Zahlen, sondern auch auf persönlichen Eindrücken der Entscheidungsträger.

  • Nicht jede Stadt kann und muss überhaupt beliebt sein. Von einem positiven Image allein kann man nicht leben und es fällt mir schwer zu sehen, dass man unter den gegebenen Vorraussetzungen ein positives Image für das Ruhrgebiet herbeireden kann. Im Übrigen wirken solche Versuche eher peinlich.

  • Ja, die Sache mit dem Image.
    Es lässt sich nicht herbeireden, tatsächlich. Und bevor sich das Ruhrgebiet nach aussen als strahlende Metropole darstellen kann, muss es wohl erstmal eine werden.
    Aber hierfür, und da gebe ich Rollbrettfahrer recht, müssen wir etwas am Selbstbild verändern, vielleicht ein wenig die Werbetrommel rühren. Und hier war Ruhr.2010 ein guter Ansatz, denn vielen Menschen hier wurde erstmalig bewusst, dass wir zusammen etwas erreichen können, und das wir durchaus die Kapazität haben, Kulturhauptstadt Europas zu sein.


    Denn noch in den letzten Tagen habe ich hier im Forum (im Strang über den Umbau des Hauptbahnhofs Duisburg, Thema: Bahnhofshalle) deutlich gemerkt, woran es krampft: Am Selbstbewusstsein und an der Missgunst der Städte untereinander. Oder auf den Punkt gebracht: "Etwas so Gutes passiert uns doch 'eh nicht, aber wenn, dann doch bitte hier in meiner Stadt!"


    Zudem steckt das Ruhrgebiet im Stau, und das ist wörtlich gemeint. Diese Problem lässt sich auch nicht 'wegwerben', hier muss sich etwas tun.


    Die anderen angesprochenen Probleme hören auf zu existieren, sobald die Menschen umdenken. Und dafür Imagekampagnen hier vor Ort zu starten, halte ich für eine gute Idee und vorne bin vorne mit dabei.
    Dann klappt es vielleicht auch mit der Aussenwerbung. Denn besser als Werbekleber in U-Bahnen der BVG und der HHA und zehnseitigen, in Theaterfoyers ausliegenden Hochglanzbröschüren ist ein Reisender, der stolz von seiner Heimat berichtet, und erzählen kann, dass es da so toll ist, weil...
    Und darauf eben nicht sinngemäß den Text von Wolfgang Petris "Ruhrgebiet" wiedergibt, sondern von pulsierenden Innenstädten, kinderfreundlichen Städten, einem spannenden Nachtleben etc.. berichten kann (Ja, das sind Träume. Aber ich halte sie selbst hier für realistisch, nicht trotz, sondern wegen der gegebenen Bedingungen).

  • Wo sonst in Europa entsteht gerade eine neue Metropole mit mehreren Millionen Einwohnern?


    Das klingt so, als ob man gerade eine Retorten-Millionenstadt bauen würde, in die in wenigen Jahren Millionen Zuwanderer übersiedeln. In Deutschland gibt es nicht eine Metropolregion, sondern mehrere. Der verlinkte Wikipedia-Artikel prognostiziert für Rhein-Ruhr bis 2030 einen leichten Bevölkerungsrückgang, während die Metropolregionen um Frankfurt(+Wiesbaden+Mainz), München, Stuttgart und Hamburg zunehmen sollen. Beim verfügbaren Einkommen pro Einwohner liegen die anderen Metropolregionen sowieso vorne und legen zu. Wieso glaubt man gerade an der Ruhr, Gründe für besonderen Hochmut zu haben?


    Oft beobachte ich Schwankungen zwischen Hochmut und Katzenjammer, selten geht es nüchtern und unter Beachtung der (häufig unbequemen) Details zu. Wenn der Strukturwandel nach 50 Jahren zum Dauerzustand wurde, obwohl Chemnitz beziehungsweise Bonn vergleichbare Herausforderungen in zwei Dekaden gemeistert haben, muss man etwas grob falsch machen.


    Edit wegen der Frage darauf: Strukturwandel in der Bundesstadt Bonn (die mit dem Wegzug der Bundesregierung ihre Existenzgrundlage verloren hat)


    Zudem steckt das Ruhrgebiet im Stau, und das ist wörtlich gemeint. Diese Problem lässt sich auch nicht 'wegwerben', hier muss sich etwas tun.


    Gleich wird jemand die Frage stellen, ob es der richtige Weg sein kann, das "dichteste Autobahnnetz der Welt" (so stand es vor Jahren selbstbewusst in einer KVR-Werbebroschüre) noch mehr auszubauen. Wenn es hier der falsche Thread dafür ist, könnte jemand einen für Grundsatzfragen der Stadtplanung und der Verkehrsentwicklung an Rhein und Ruhr anlegen? Zumindest ich persönlich sehe eine Systemschwäche darin, wenn gerade das dichteste Autobahnnetz der Welt die meisten Staus hat.

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  • ^^

    obwohl Chemnitz beziehungsweise Bonn vergleichbare Herausforderungen in zwei Dekaden gemeistert haben, muss man etwas grob falsch machen.


    Ich habe keine Ahnung, wie Chemnitz vor der Wiedervereinigung wirtschaftlich aufgestellt war, aber Bonn hatte ganz sicher nicht mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen wie das Ruhrgebiet. Falls doch, dann bedarf dies einer Erläuterung weil ich, und sicherlich auch einige andere hier, das nicht verstehen oder nicht nachvollziehen können. Generell sollte man aber Essen oder Dortmund nicht mit Herne vergleichen. In den großen Städten im Revier geht der Strukturwandel um einiges schneller von statten als in den kleinen Kommunen, die ich mittel- bis langfristig ohnehin in die größeren Städte eingemeindet sehe. Was die kleinen Städte angeht, bin ich also ähnlich pessimistisch wie viele andere hier oder auch Stefan Laurin auf Ruhrbarone.


    Weiterhin sollte man auch den Soli nicht vergessen, der sicherlich auch zum Wandel in Chemnitz beigetragen hat und den einige Städte hier sehr gut gebrauchen könnten. Überdies scheinen mir 50 Jahre Dauerstrukturwandel etwas lang. Meiner Kenntnis nach hatte Essen vor 50 Jahren noch ca. 700Tausend Einwohner und eine gewisse Bedeutung (die ich persönlich ihr heute ganz sicher nicht abspreche, wohl aber die Medien und die breite Masse der Menschen). Medien ist im Übrigen auch ein gutes Stichwort. Wer die Berichterstattung über das Ruhrgebiet, sofern es denn eine gibt, ein wenig beobachtet, der stellt fest, dass die Region entweder gar nicht zur Sprache kommt, das Revier ekelhaft stiefmütterlich behandelt wird oder nur im Zusammenhang mit negativen Schlagzeilen in der überregionalen Presse auftaucht. Am aktivsten und objektivsten erscheint mir da schon die Welt, welche regelmäßig etwas über die Region bringt, dabei kritisch aber nicht bemitleidend berichtet. Die "Taz aus Berlin" dagegen, und das habe ich in den dortigen Kommentaren auch schon öfter zum Ausdruck gebracht, berichtet praktisch ausschließlich negativ über das Ruhrgebiet. Da wird dem linken Zeitgeist entsprechend kritisiert und gemeckert bis sich die Balken biegen. Der BVB, in seiner besten Hinrunde überhaupt, erscheint bei der Taz nur in Form eines Artikels über den dämlichen Börsengang von vor ZEHN Jahren. Selbst Ruhr2010 scheint man bei der Taz in Berlin (die im übrigen eine Rubrik für Nord und Berlin hat; warum als nicht auch für das Ruhrgebiet?) schlicht doof zu finden.


    PS: Wenn ich von der Entstehung einer Metropole spreche, dann meine ich mehr eine Metropolbildung im Bewusstsein der Menschen sowie, hoffentlich bald auch, auf administrativer Ebene und natürlich auch was den ÖPNV angeht.

  • In der Tat: Im Vergleich zu Bonn oder Chemnitz hat man etwas grob falsch gemacht.
    Die Vorraussetzungen waren dort andere: Chemnitz hatte mit dem Systemwechsel von Plan- auf Marktwirtschaft zu kämpfen, Bonn mit dem eiligen Verschwinden der Bundesregierung (in deren Kielwasser Ämter und Behörden, Konsulate, damit verbundene und zuliefernde Betriebe usw gleich mit verschwanden. Was hat man getan: Man hat sich hingesetzt, mal überlegt, wie man aus der Kriese rauskommt, einen Plan erstellt, danach gehandelt, Fehlentwicklungen korrigiert, und dann war gut.


    Im hat man auf jede einzelne sterbende Zeche reagiert, jede Stadt hat ihren kurzfristigen Maßnahmenkatalog entwickelt und durchgezogen, um auf diesen Verlust von Arbeitsplätzen zu reagieren. Bildlich gesprochen hat man so lange Löcher gestopft, bis das ganze System mehr oder weniger aus Stopfen bestand. Klüger wäre gewesen, das System, dass immer mehr Löcher aufweist, komplett zu erneuern, aber das Geld, was dafür nötig wäre, hat man großzügig für immer neue Stopfen ausgegeben.


    Ein Masterplan Ruhrgebiet wird immer noch entwickelt und diskutiert, wie man auch hier im Forum sehen kann.


    Zitat von Hancock:
    Gleich wird jemand die Frage stellen, ob es der richtige Weg sein kann, das "dichteste Autobahnnetz der Welt" [...] noch mehr auszubauen.


    Damit hast Du sie selbst doch schon gestellt. ;)
    Ich persönlich stelle mir diese Frage nicht. Ich habe eine Meinung dazu: Ich finde den Ansatz, noch mehr Autobahnen zu bauen, grundsätzlich falsch.


    Was den Thread anbelangt, habe ich sogar schon darüber nachgedacht, mich bisher aber nicht getraut, denn diese Diskussion wird in drei großen regionalen und unzähligen kleinen lokalen Threads immer mal wieder geführt. Aber es ist wohl an der Zeit, einen zu eröffnen.

  • ^^^Ich finde nicht, dass sich die Situation in Bonn mit der im Ruhrgebiet vergleichen lassen läßt.


    In Bonn blieben keine riesigen Brachen zurück, die renaturisiert oder einer anderen Nutzung zugeführt werden müssen. Bonn wurde auch nicht dermaßen wie das Ruhrgebiet zersiedelt, also nicht zu einer unstrukturierten Stadtlandschaft ausgebaut. Dazu noch das schlechte Image einer Industrieregion gegenüber einer ehemaligen Bundeshauptstadt. Diese Unterschiede machen das Ruhrgebiet eben weniger ansehnlich, sprich attraktiv für Unternehmer oder Neubürger als Bonn. Zudem war und ist die arbeitende Bevölkerung in Ruhrgebiet eine ganz andere als die in Bonn. Eine Bevölkerung, die einen insgesamt höheren Bildungsstand hat und die nicht in dieser großen Masse wie im Ruhrgebiet arbeitslos wurde, läßt sich sicherlich einfacher vermitteln. Im Revier gingen so viele Arbeitsplätze wie kaum irgendwo verloren und das kann nicht so einfach aufgefangen werden. Durch die durch die Industrie bedingten immensen Zuzüge ausländischer Gastarbeiter vor und nach dem Krieg und den Wegfall vieler Arbeitsplätze und den damit verbunden Wegzug vieler Menschen hat sich im Ruhrgebiet eine Bevölkerungsmischung mit hohem Migranten- und Arbeitslosenanteil ergeben, die durch die demographischen Entwicklung heimgesucht wird. Diese Probleme kennt Bonn nicht. Bonn hatte in meinen Augen ganz andere Voraussetzungen und Möglichkeiten, den Strukturwandel zu vollziehen.

  • Bonn wurde auch nicht dermaßen wie das Ruhrgebiet zersiedelt, also nicht zu einer unstrukturierten Stadtlandschaft ausgebaut.


    Das klingt so, als ob die Zersiedlung nur eine Altlast wäre, die man jetzt beseitigen möchte. Nur wenige Beiträge davor lese ich, dass die Zersiedlung gerade jetzt, aktuell, mit voller Kraft vorangetrieben wird.


    Oberhausen war mit drei fast gleichwertigen Zentren (Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld) bestimmt weniger strukturiert als Münster oder Bielefeld mit jeweils einem deutlichen Schwerpunkt oder Bonn mit anderthalb (Alt-Bonn und Bad Godesberg). Dieses Manko hat man nicht repariert, indem auf einer Brache das vierte Zentrum "Neue Mitte" gebaut wurde. Sie ließ die anderen Zentren ausbluten. Heute gehört Oberhausen zu den am meisten verschuldeten Gemeinden des Landes, also es hat sich für die Stadt nicht gelohnt.


    In den Jahren darauf hat man zumindest auf innenstädtische EKZ-Projekte wie die Thier-Galerie gesetzt. Jetzt doch nicht mehr, vor gerade mal wenigen Tagen hat der Duisburger Stadtrat ein zweites Hauptzentrum ausgewiesen, welches aus der Innenstadt Kaufkraft und Ausstrahlung absaugen wird.


    PS: Für den eigenen Bildungsstand kann jeder selbst etwas tun, aber darüber möchte ich in einem Architekturforum weniger diskutieren.

  • Geld für Stadtentwicklungsprojekte

    PM: "Förderbescheide über knapp sieben Millionen Euro erhielt die Stadt Dortmund von der zuständigen Bezirksregierung. Sie fließen in Maßnahmen des Programms Soziale Stadt Dortmund im Hörder Zentrum und in der Nordstadt sowie in die Umgestaltung von öffentlichen Flächen in der City.
    Gleich fünf Zuwendungsbescheide über gut 6,1 Millionen Euro erhielt die Stadt Bochum für diverse Stadtumbauprojekte. Davon profitieren u.a. die Hustadt und die Stadtteile Griesenbruch, Stahlhausen und Goldhamme. Auch die Zeche Holland in Wattenscheid und der Westpark rund um die Jahrhunderthalle werden mit der Förderung weiterentwickelt.
    Fast 4,24 Millionen Euro bekommt die Stadt Herten von der Bezirksregierung Münster für Stadtentwicklungsprojekte. Rund 3,11 Millionen Euro gibt's für die weitere Umgestaltung der ehemaligen Schachtanlage Schlägel & Eisen 3/4/7. Außerdem wird der Stadtumbau Herten Süd finanziell unterstützt."


    Quelle: Presseverteiler Informationsdienst Ruhr

  • Stadtwerke-Konsortium übernimmt 51 Prozent der Evonik Steag

    PM: "Das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr hat den Kaufvertrag zur Übernahme von 51 Prozent an der Evonik Steag GmbH unterzeichnet. Der Kaufpreis liegt bei 649 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat von Evonik muss die Transaktion voraussichtlich im Januar noch bestätigen.
    Außerdem wurde mit Evonik eine Vereinbarung abgeschlossen, die es dem Konsortium erlaubt, auch die weiteren 49 Prozent an der Evonik Steag GmbH zu kaufen. Das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr ist ein Zusammenschluss der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, der Dortmunder Stadtwerke, der Energieversorgung Oberhausen, der Stadtwerke Bochum, der Stadtwerke Essen, der Stadtwerke Dinslaken und der Stadtwerke Duisburg.
    Die Evonik Industries AG trennt sich im Zuge einer strategischen Neuausrichtung von den Steag-Anteilen. In der Evonik Steag GmbH sind die Aktivitäten der Strom- und Wärmeerzeugung sowie kraftwerksnaher Dienstleistungen gebündelt.
    Als netzunabhängiger Stromerzeuger betreibt Evonik Steag GmbH in Deutschland neun Steinkohlekraftwerke sowie zwei Raffineriekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 8,2 Gigawatt. Dazu kommen Kraftwerke im Ausland."


    Quelle: Presseverteiler Informationsdienst Ruhr

  • Baranowskis Vision vom einigen Revier im WAZ-Portal. Der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski schlägt ein "Ruhrgebiet der zwei Geschwindigkeiten" vor, ähnlich der EU der zwei Geschwindigkeiten. Als "Kern-Ruhrgebiet" bezeichnet er Essen, Bochum, Herne, Gelsenkirchen und Bottrop, die seinen Worten nach kein Umland haben sollen, anders als Duisburg oder Dortmund. Die leeren Kassen würden die Städte zur Zusammenarbeit zwingen, unter anderen bei Verkehrsprojekten sowie bei der Planung von Sporteinrichtungen. Außerdem wurde eine gemeinsame Feuerwehr-Leitstelle angeregt.


    Die in einer der ärmsten und am meisten verschuldeten Gemeinden Westdeutschlands herrschende Optik finde ich verwunderlich. Wenn ich Duisburgs Nachbarn aufzählen sollte (die Stadt angeblich mit unbedeutendem, quasi ländlichem Umland), dann sind es Oberhausen, Dinslaken, Moers, Krefeld, Mülheim und ein gewisses Dorf an der Düssel, in dem ein großer Anteil der Bevölkerung Ruhrgebiets arbeitet. Fast alles Großstädte, die untereinander unabhängig von der Revier-Zugehörigkeit kooperieren können. Vielleicht sollte eher die Rheinschiene den höheren Gang des Zusammenwachsens einlegen?

  • ^^
    Baranowski ist meines Wissens nach der prominenteste aktive Ruhrgebietspolitiker, der sich für eine Kompetenzerweiterung des RVR/ Zusammenwachsen der Ruhrgebietskommunen stark macht. Hut ab! Solche Töne kommen für gewöhnlich bloß
    aus der Wissenschaft
    oder aus der Wissenschaft
    oder aus der Wissenschaft
    oder von ruhrgebietspolitisch hoffnungslosen Fällen
    oder von ehemaligen Ruhrgebietspolitikern,
    in Wahlkampfzeiten auch schon mal aus Düsseldorf,
    oder aus Berlin
    oder aus dem Mittelstand
    oder aus der Großindustrie...
    Von all denjenigen also, die weit genug weg sitzen, vom alltäglichen Versorgungspöstchengeschacher in den einzelnen Ruhrgebietskommunen.
    Da braucht es 53 Revierbürgermeister + Entourage um Nothaushalte zu verwalten, die Kultur kaputt zu sparen, eine gemeinsame Außendarstellung erfolgreich zu verhindern, einen gemeinsamen ÖPNV erfolgreich zu verschleppen, der Nachbargemeinde durch noch eine Centro-Shoppingmal die Kaufkraft abzugreifen, dem Nachbarn durch Ausweisung von Neubaugebieten die Einwohner abspenstig zu machen, der Nachbarkommune durch Dumpingpreise die Unternehmen + Umsatzsteuer auszuspannen und wo es nur geht sich gegenseitig ein Bein zu stellen.
    Nach außen wird das dann als Bürgernähe verkauft, indem vor dem "bürokratischen Monstrum" Ruhrstadt gewarnt wird und da wo es sich zum gemeinsamen Subventionsabgreifen absolut nicht mehr vermeiden lässt ein bishen interkommunal rumkooperiert wird. Insgesamt gilt aber weiterhin die Devise: Bloß nicht zu viel bewegen und dadurch am eigenen Ast sägen! Aber was reg´ ich mich auf. Ist doch alles ganz dufte hier!Oder etwa nicht?

  • Kreativwirtschaft ff.

    Kultur- und Kreativwirtschaft -
    statistisch überschätzt, aber auch in strukturschwachen Regionen noch wichtig


    PM: "Die Kultur- und Kreativwirtschaft wird als ökonomischer Wachstumsmotor überschätzt. Zwar hat sich die neue Querschnittsbranche im Hinblick auf Beschäftigte und Umsatz gesamtwirtschaftlich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Ein Großteil dieses Wachstums entfällt aber auf die wachstumsstarke Software-Industrie, die in der amtlichen Statistik der Branche zugerechnet wird. Mit der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) und ihren statistischen Abgrenzungsproblemen befasst sich eine aktuelle Publikation aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen.
    Zur KKW-Branche zählen Unternehmen, die kulturelle/kreative Güter und Dienstleistungen schaffen, produzieren und vertreiben. Die Statistik erfasst die Teilmärkte Musikwirtschaft, Buch, Kunst, Filmwirtschaft, Rundfunk, darstellende Künste, Designwirtschaft, Architektur, Presse, Werbung und die Software-/Games-Industrie. 2009 waren knapp eine Million Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt, mit über 400.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stellt die Software- und Games-Industrie den mit Abstand größten Arbeitgeber dar. Die IAT-Wissenschaftler Franz Flögel, Dr. Stefan Gärtner und Jürgen Nordhause-Janz gehen aber davon aus, dass „der schöpferisch kreative Prozess des Entwerfens von Computerspielen und Internetpräsentationen nur einen Bruchteil der Softwareerstellung ausmacht und ein nicht unerheblicher Teil der Beschäftigten in der Softwareentwicklung und Beratung tätig ist“. Eine exemplarische Untersuchung im Bergischen Städtedreieck zeigt, dass dort nur 14 Prozent der Software-Unternehmen der KKW zuzurechnen wären.
    Kultur und Kreativität sind für die Regionalpolitik keineswegs unerheblich, auch wenn die meisten Regionen kaum Wachstums- und Beschäftigungseffekte daraus ziehen können. Auch strukturschwache Regionen sollten sich in diesem Feld positionieren und dabei die Vernetzung zu regionalen Wertschöpfungsketten suchen, raten die IAT-Forscher. Gerade altindustrielle Regionen, die nicht in der ersten Liga der Kulturregionen spielen, müssen sich Gedanken machen, wie – trotz nicht optimaler wirtschaftlicher und finanzieller Rahmenbedingungen – Lebensqualität, Atmosphäre und Identität erhalten bzw. verbessert werden können."


    Quelle: IAT - Kultur- und Kreativwirtschaft
    die IAT-Studie zum download:fa2011-02.pdf

    Stimmen + Meinungen zur Kultur- und Kreativwirtschaft:





  • Metropole Ruhr will "Grüne Hauptstadt Europas" werden

    PM: "Die Zusammenarbeit im Rahmen der Kulturhauptstadt hat 2010 gut funktioniert: Mit diesem positiven Erfahrungsschatz bewirbt sich die Metropole Ruhr um den Titel "European Green Capital - Grüne Hauptstadt Europas". Die Europäische Kommission will mit dieser Auszeichnung lokale Bemühungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz fördern und belohnen. Schwerpunkte sind die Bereiche Stadt, Klima und Bildung, aus denen die EU elf Kriterien vorgibt.
    Bis zum Sommer soll das Bewerbungskonzept stehen, Anfang 2012 ist Abgabetermin bei der EU. 2015 oder 2016 will die Region dann als "Grüne Hauptstadt Europas" punkten. 2010 war Stockholm die erste Stadt mit diesem Titel, in diesem Jahr präsentiert sich Hamburg als "European Green Capital".
    Die Metropole Ruhr kann in allen Bereichen des Klimaschutzes vielfältige Aktivitäten, Leistungen und Projekte präsentieren. Deshalb entstand zwischen den Umweltdezernenten aus Dortmund, Essen und Bochum die Idee, eine gemeinsame Bewerbung dieser Region um den Titel zu starten. In einem ersten Workshop wurde heute (18. Februar) die Bewerbung der elf Städte und vier Kreise auf den Weg gebracht. Weitere Treffen in Essen und Dortmund sollen folgen."


    Quelle: Nachrichten Single - Metropole Ruhr - Portal für das Ruhrgebiet

  • ^^^^ Diese Nachricht hätte ich beinahe vor einer Woche gepostet, als es sie in der WAZ gab: Revier will „Grüne Hauptstadt Europas“ werden. Man möchte damit punkten, dass ehemalige Schwerindustriestandorte zu Biotopen wurden und dass Bahnstrecken stillgelegt wurden, wodurch sie entlang der A40 zum "Fahrrad-Highway" umgewidmet werden konnten (wird auch der ökologisch relevante sechsspurige Ausbau der A40 erwähnt?) Die Emscher wird renaturiert, was uns besser als die Regione stellen soll, die derer Flüsse nie zubetoniert haben und nur deswegen nicht renaturieren können. Dass es pro Tag zwei Hektar weniger Natur gibt, wird wohl verschwiegen. Zum Glück bleiben die Kosten der Bewerbung mit 2000 Euro pro Stadt überschaubar.

  • RVR erstellt einheitlichen Regionalplan für das Ruhrgebiet

    PM: "Nach mehr als 40 Jahren soll es bis Mitte 2015 erstmals wieder einen einheitlichen, flächendeckenden Regionalplan für das gesamte Ruhrgebiet geben. Den Zeitplan zur Neuaufstellung des Regionalplans Ruhr hat Planungsdezernent Dr. Thomas Rommelspacher heute (15. März) im Planungsausschuss des Regionalverbands Ruhr vorgestellt.
    Seit Oktober 2009 verantwortet der RVR anstelle der drei Bezirksregierungen Arnsberg, Düsseldorf und Münster die staatliche Regionalplanung für die Metropole Ruhr. Derzeit zerfällt die Region noch in fünf Planräume, die der Regionalplan Ruhr bis Mitte 2015 ablöst. Er legt fest, wo in den nächsten Jahrzehnten Gewerbe-, Wohn- und Naturschutzgebiete entstehen. Auch die künftige Nutzung von Rohstoffvorkommen wird im Regionalplan ausgewiesen.
    Zuletzt hatte 1966 der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk als Vorgänger des RVR mit dem Gebietsentwicklungsplan eine einheitliche, flächendeckende Konzeption für die Entwicklung des Ruhrgebiets erarbeitet.
    „Die Neuaufstellung des Regionalplans bietet dem Ruhrgebiet die Chance, sich zu einem einheitlichen Planungsraum zusammenzuschließen und die räumliche Entwicklung der Region wieder eigenverantwortlich und selbstbewusst in die Hand zu nehmen“, sagte Michael Bongartz, Leiter der staatlichen Regionalplanung beim RVR, in der Sitzung des Planungsausschusses.
    Der Regionalplan Ruhr wird im fachlichen Austausch mit den Städten und Kreisen, mit anderen Verbänden, Kammern und Fachbehörden erarbeitet. Anfang Mai gibt es eine Auftaktveranstaltung mit allen Kommunen und Kreisen des Ruhrgebiets."
    Die Ausschussvorlage mit dem Zeitplan stehen im RVR-Gremieninformationssystem unter www.ruhrparlament.de


    Quelle: Presseverteiler RVR


    Meinung: Eine feine Sache, kommt aber insgesamt natürlich 40 Jahre zu spät. Es steht ja wirklich schon alles, in jedem Dorf, in mehrfacher Ausführung! Jetzt kann man gemeinsam die Köpfe zusammenstecken und sich konstruktive Gedanken über Themen wie Rückbau, Renaturierung, Zusammenlegung, Umkehr der fortschreitenden Zersiedelung/ Suburbanisierung machen.

  • Ich habe mich mal mit Nikolas Beitrag vom 25.02 auseinandergesetzt. Da gab es viel auseinanderzusetzen, deswegen tue ich es erst jetzt.


    Und wieder einmal sehe ich mich bestätigt: Nahezu jeder Link spricht für die Ruhrstadt. Besonders die, in der jene zu Wort kommen, die dagegen sind.
    Da beerdigt der Mühlheimer Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier auf derwesten.de die Ruhrstadt, denn die "führt nicht zu mehr Effizienz und Wachstum", Udo Mager, sein Kollege aus Dortmund, stößt ins gleiche Horn, ruft gleichermaßen aber zu mehr Kooperation benachbarter Städte auf, was für mich klingt wie politisches "Stille-Post-Spielen" zwischen Duisburg und Dortmund, eine der tollsten Blüten, die die Bürokratie überhaupt treiben kann (Zu seiner Verteidigung: Diese beiden Städte waren exemplarisch falsch, denn ihm geht es darum, das z.B. die Städte zusammenarbeiten, die Häfen haben, was zwar auf Dortmund, aber nicht auf Duisburg zutrifft,oder so... oder war es umgekehrt?...ach, egal!). Und es stimmt ja auch: Vor zu viel Bürokratie sei gewarnt, dass ist ja auch die Angst der Gegner, ausgenommen vielleicht Schnitzmeier und Mager, denn Eberhard Kanski vom Steuerzahlerbund warnt vor einem "Bürokratischen Monstrum".


    Auch der Stadtsprecher Essens, Detlef Feige, sieht für die Ruhrstadt keinen Grund. Ihm legt lediglich die Förderung des Nahverkehrs am Herzen, aber das wiederum sieht er nicht, denn er weiß:"Wenn Sie die Spurbreiten für die Bahnen in zwei Städten wie Essen und Gelsenkirchen anpassen wollen, brauchen Sie schon einen sehr langen Atem für das Genehmigungsverfahren. Denn die beiden Städte fallen in unterschiedliche Regierungsbezirke." Und er hat ja recht. Wir haben alle Angst vor Bürokratie. Ausserdem, wohl dem Motto "never change a winning team" folgend, verweist ausgerechnet der Steuerwächter Eberhard Kanski darauf, dass 'die Städte ihre öffentlichen Aufgaben vor dreißig Jahren besser erfüllen können als heute' (Und genau so wird er von DerWesten.de zitiert). Ob das damit zusammenhängt, dass sie damals nicht wussten, wohin mit dem Geld, und sie heute kaum noch einen Cent finden, den sie zweimal umdrehen könnten?


    Ich weiß nicht, ob ich amüsiert oder angewidert sein soll.
    Da kommt der erste, und spricht von Zusammenarbeit in Sachen Wirtschaft, will aber keine Ruhrstadt.
    Der Zweite wünscht sich Zusammenarbeit in Sachen Kultur, will aber keine Ruhrstadt.
    Der Dritte will die Konkurenzen der Städte überwindet, will aber keine Ruhrstadt.
    Der Vierte will den Nahverkehr zusammenführen, will aber keine Ruhrstadt.
    Und der fünfte verweist auf die immer besser funktionierenden Verwaltungen (von Nothaushalten und den dazu gehörigen Städten, Anmerkung), und will erst recht keine Ruhrstadt.


    Eine weitere Phalanx von Gegnern sind die Lokalpatrioten, die ihr Wattenscheid /ihr Dortmund nicht aufgeben wollen. Aber gibt es etwas Unpatriotischeres, als an Bewährtem festzuhalten und dabei seiner Stadt beim Ausbluten zuzusehen?


    Um für die Ruhrstadt zu sein, so mein Eindruck, genügt es, sich die sich widersprechenden Argumente derer auf sich wirken zu lassen, die dagegen sind.


    Jetzt, lieber Xysorphomonian, mal die böse Zunge eingefahren, und die Hand auf's Herz gelegt : Es gibt einige Argumente, die gegen die Ruhrstadt sprechen, ich finde, Zentralismus sollte nie unhinterfragt gefördert werden, aber kaum jemand bringt das hervor. Auch ich sehe eine solch gigantische Stadt mit gemischten Gefühlen. Aber das sind Gefühle, keine Argumente. Und aus allen Gegenargumenten von prominenter Stelle höre ich heraus: 'Zusammenarbeit ja, aber ich will meinen Posten behalten.' Immerhin: Eberhard Kanski spricht das offen aus: „Dann müssten sich die Stadträte ja selber auflösen, und das wird wohl kaum passieren.“ Auch die Forderungen von "ProRuhrgebiet" nach einer einheitlichen Vorwahl gehen mir ein bischen weit, den Essenern, Bochumern, Duisburgern mit einem Schlag ihr Identität als Bewohner jener Stadt auszutreiben, muss ja nun auch nicht sein. Aber insgeamt gewänne die Region an der Bündelung der Verwaltungsaufgaben, es machte politische Entscheidungen leichter, führte zu einem Abbau der Bürokratie und würde auch den / die Haushalt(e) entlasten, da es viele Synergien gibt. Auch würde das eine einheitliche Strategie erfordern, die es zwar schon gibt, die aber keineswegs bindend für die Kommunen ist.
    Und ich möchte Lichtenberg zitieren: "Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird, aber anders muss es werden, wenn es besser werden soll." Und es muss besser werden, denn so, wie es ist, geht es nicht weiter.