Dom
Die Gotthardkapelle:
Dom zu Mainz
Kurz nach seinem Amtsantritt im Jahre 975 - so wird berichtet - begann Erzbischof Willigis mit dem Bau des Mainzer Domes. Nach langen Jahren des Baus ist die Enttäuschung groß, als der Dom am Tag seiner Einweihung im Jahre 1009 ein Raub der Flammen wird. Die Wiederherstellung erlebt sein Gründer nicht mehr. Er stirbt 1011 und wird in St. Stephan begraben.
Eine ausschließlich historische oder kunsthistorische Betrachtung aber würde dem Bauwerk nicht gerecht. Natürlich gibt es eine reiche Geschichte um die Kirche, welche die Bischofskirche des für lange Zeit einflußreichsten Bischofs nach dem Bischof von Rom, dem Papst, war. Der Erzbischof von Mainz war der Erzkanzler des deutschen Reiches, der Vorsitzende im Kollegium der deutschen Kurfürsten, die für die Wahl des deutschen Königs und römischen Kaisers zuständig waren, und er war schließlich der "Primas Germaniae", der Statthalter des Papstes in den deutschen Landen. Von der Nordsee bis zum Bodensee, vom Rhein bis zum Riesengebirge reichte in den Zeiten der großen Machtfülle der Jurisdiktionsbereich des Erzbischofs. Die Bischofskirche eines solchen Amtsträgers ist notwendigerweise verflochten mit Ereignissen, die Kaiser und Reich, Staat und Kirche, Herrscher und Volk betrafen.
Auch vom Kunsthistorischen her gibt es viel zu sagen, auch wenn die frühe Baugeschichte in manchem noch ungeklärt ist und noch immer neue Versuche - so auch im Jubiläumsjahr 1975 - unternommen wurden, größere Sicherheit über die bauliche Vergangenheit zu gewinnen. Soweit man es überblicken kann, gibt es zwar nichts wirklich Außerordentliches in architektonischer Hinsicht zu berichten, denn keine bedeutende Entwicklung der Kirchenbaukunst scheint vom Mainzer Dom her ihren Ausgang genommen zu haben. Aber auch so stellt der Dom ein beeindruckendes und faszinierendes Ensemble mitteleuropäischer Baustile, besonders der Romanik, dar.
Vieles Wert- und Kunstvolle des Inventars ist rettungslos verloren gegangen: die Plünderungen durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg und durch die Heere der Französischen Revolution haben unwiederbringlich seine Schätze und Kunstwerke gründlich entfernt. Nur die Ansammlung von Grab- und Denkmälern, die einen Querschnitt durch die Denkmalkunst von der Mitte des 13. Jahrhunderts angefangen bis zum 19. Jahrhundert bieten, soll nach dem Urteil der Kenner einmalig sein. Als in den Innenraum integrierte Bestandteile des Hohen Domes tragen sie zum Ambiente des Bauwerks bei.
Und dieses Bauwerk ist noch immer das, als was es gebaut war: Bischofskirche. Von dieser Funktion her bekommt alles an Geschichte und Kunstgeschichte seine eigentliche Bedeutung. Wer den Mainzer Dom nur als Denkmal deutscher Geschichte oder nur als interessantes und monumentales Bauwerk betrachten möchte, dem ist das Entscheidende verborgen geblieben.