Bauarbeiten am Holocaust-Mahnmal gestoppt

  • Zeigen, dass man sich auch mit den dunklen Seiten seiner Vergangenheit auseinandersetzt.


    Eben! Man kann schließlich nicht immer nur für große Herrscher oder gewonnene Schlachten Denkmäler errichten, aber wenn's unangenehme Ereignisse eines Landes geht weggucken!


    Und diese Pflastersteine, die Schoepps im Artikel erwähnt, befinden sich...
    1. nur in (einem Teil von) Mitte, und...
    2. Wenn man sie sieht und nicht einfach rüberlatscht, kann man zwar einen Namen und ein Paar Daten erkennen. Ich nehme an dass die wenogsten etwas damit anzufangen wissen!
    Dieses Mahnmal soll aber nicht nur der Juden aus Berlin-Mitte gedenken, sondern ALLER ermordeten Juden Europas.


    Der Grund, wieso sich das HOLOCAUST-Mahnmal in erster Linie jüd. Opfern gewidmet sein wird, ist die Tatsache, dass der HOLOCAUST eben die Vernichtung der europ. Juden bzw. die "Endlösund der Judenfarge" bezeichnet. Es ist eben kein 2. Weltkrieg-Mahnmal, dass alle Leute, die im Krieg umgekommen sind bezieht! Ich hoffe aber, dass man auch andere Gruppen, die den Nazis ein Dorn im Auge waren, seien es nun ehtnische oder polit., in dem Info-Centrum berücksichtigt und auch auf deren Schicksal Bezug nimmt. Sonst wäre das äußerst ingorant!

  • Original geschrieben von Ben
    Ich hoffe aber, dass man auch andere Gruppen, die den Nazis ein Dorn im Auge waren, seien es nun ehtnische oder polit., in dem Info-Centrum berücksichtigt und auch auf deren Schicksal Bezug nimmt.


    Das bezweifle ich.

  • Indes hat sich der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor für den Weiterbau mit Degussa ausgesprochen. Der Konzern habe sich zu seiner Vergangenheit bekannt. Der Respekt vor den Gefühlen der Überlebenden könne durch pädagogische Arbeit Ausdruck finden.

  • Mahnmal-Streit


    Fatale Macht der Symbole


    Die Identität von Unternehmen: Was die heutige Degussa mit der früheren Degussa zu tun hat.
    Von Nikolaus Piper



    (SZ vom 08.11.2003) — Die neue Debatte um das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas ist beklemmend. Der Bau wurde gestoppt, weil jemand herausgefunden hat, dass den Auftrag für den Graffiti-Schutz der Stelen in Berlin die Degussa bekommen hat.


    In den vierziger Jahren hatte die Degesch, eine Tochterfirma der Degussa, das Auschwitz-Gas Zyklon B produziert. Auf fatale Weise droht nun ein Symbol für die Grauen der Vergangenheit das Gedenken der Nachgeborenen an dieses Grauen zu beschädigen.


    Die Frage ist: Wie viel historische Identität ist bei einer Firma überhaupt möglich und inwiefern sagt ein Firmenname aus dem Jahr 2003 noch etwas über die des Unternehmens des Jahres 1942 aus.


    Anders gewendet: Was hat die heutige Degussa mit der alten Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt AG und der Degesch zu tun?


    Es geht nicht um das Selbstverständliche, dass die Degussa heute ein anderes Management hat als damals. Auch die Eigentümerstruktur hat sich völlig verändert: Die Degussa gehört heute je zur Hälfte dem Eon- und dem RAG-Konzern, im kommenden Mai wird sie vollkommen von der ehemaligen Ruhrkohle übernommen.


    Überdies wurde 2001 die alte Degussa mit der bayerischen SKW Trostberg verschmolzen, die mit Zyklon B nie irgend etwas zu tun hatte. Der jetzige Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht kommt von SKW, und man könnte sogar fragen, ob die neue Degussa nicht mindestens ebenso gut SKW hätte heißen können; die Probleme mit dem Mahnmal wären dann nie aufgetreten.


    Und was ist mit jener Degussa-Tochter, die einen Betonverflüssiger für das Fundament der Stelen geliefert hat? Diese Firma, die Woermann Bauchemie, wurde 1949 gegründet und erst am 1. April dieses Jahres von der Degussa übernommen. Sollte das Mahnmal allen Ernstes wegen dieser Firma in Teilen wieder abgerissen werden? Das Beispiel zeigt die Absurdität der Diskussion.




    Persönliche Verantwortung
    Zwar bekennt sich auch die neue Degussa zur Tradition der alten Gold- und Silberscheideanstalt, sie verweist mit Stolz auf die vielen Erfindungen des im späten 19. Jahrhundert gegründeten Unternehmens. Sie hat sich aber eben auch mit den schlimmen Phasen ihrer Geschichte offensiv auseinander gesetzt, bei der Entschädigung der Zwangsarbeiter war die Degussa Vorreiter.


    Was wirklich noch gegen die Beteiligung des Unternehmens am Bau des Mahnmals spricht, ist einzig der für die Überlebenden der Nazi-Gräuel schlimme Klang des Namens, das Symbol Degussa. Nur: Je weiter sich so ein Symbol von der dahinter liegenden Realität entfernt, umso leichter ist es missbrauchbar.


    Schon allein der Verdacht, die Vergangenheit der Degussa könnte von der Konkurrenz instrumentalisiert werden, müsste eigentlich vermieden werden, wenn man die Würde des Mahnmals im Blick hat.


    Nun wäre es angesichts der Geschichte noch zu verstehen gewesen, wenn das Kuratorium der Stiftung das Degussa-Angebot abgelehnt hätte, einfach wegen des Namens. So wie manche, international operierende Organisationen ihr Büro nicht in der Dachauer Straße in München haben wollen, obwohl weder Dachau noch die Dachauer Straße mehr mit den Nazis zu tun hatten als der Rest Deutschlands.


    Aber es wäre die Pflicht des Kuratoriums gewesen, dies im Stillen zu tun, und nicht im Nachhinein und in aller Öffentlichkeit. Die Verantwortung für die peinigende Debatte, die nun begonnen hat, tragen die Kuratoren.


    Es geht jetzt darum, das Mahnmal nicht weiter zu beschädigen. Es geht aber auch um Wahrhaftigkeit. Zur Katastrophe des Nationalsozialismus kam es ja dadurch, dass sich die Mehrheit der Deutschen zu Komplizen monströser Verbrechen hat machen lassen, und sei es nur durch Wegschauen.


    Viele Mitglieder der Eliten haben sich dabei besonders schuldig gemacht: Offiziere, Techniker, Ärzte, Juristen und auch Wirtschaftsführer. Wer aber die Verantwortung dafür an einzelnen Firmennamen fest macht, der verdreht nicht nur die Wahrheit, er lenkt davon ab, dass es immer eine persönliche Entscheidung des Einzelnen ist, ob er bei einem Verbrechen mitmacht.


    Auch dies sollte das Mahnmal ja künftigen Generationen vermitteln: Verantwortung lässt sich nicht delegieren, schon gar nicht an Symbole.


    Daher war es falsch, der Degussa den Auftrag für das Mahnmal zu entziehen. Und es wäre fatal, wenn sich die Deutschen, um mit dem Architekten Peter Eisenmann zu sprechen, ausgerechnet bei diesem Anlass zu Geiseln politischer Korrektheit machten.

  • Du sagst es TowerCat! Es soll kein "Geschenk" an die Überlebenden sein! Diese brauchen das Mahnmal nicht um ihrer Erlebnisser während dieser Zeit zu gedenke, sondern durchleben all das noch häufig genug in ihren Albträumen! Und es soll auch nicht ausdrücken "Schäm' dich!!!Dein Großvater war in Nazi-Geschichten verwickelt!". Es soll, auf beiden Seiten, an dieses Kapitel erinnern und den Opfern, die lediglich in Massengräber "bestattet" wurden, doch noch in einer angemessen menschenwürdigen Art&Weise zu.
    Das mit Degussa ist für mich inzwischen in Hin&Her, wo ich nicht mehr weiß, was nun Fakt ist. Mal wusste man's, dann wieder nicht. Mal macht Deguss es ehrenamtlich, mal nicht etc.. Ich warte bis die Diskussion vorbei ist und gucke, was dann rausgekommen ist. Es jetzt wieder auzureißen, wo sie nun endlich begonnen haben, wäre do absoluter Schwachsinn! DAS wäre wirklich Geldverschwendung!

  • Ich glaube, dass weniger die Degussa als vielmehr das Kuratorium bzw. das Holocaust-Mahnmal den Image-Schaden davon trägt.


    Allerdings! Und wenn man jetzt nuch auf die Idee kommt, es wieder abzureißen und von Vorne zu beginnen erst recht!

  • Das verblüffendste an diesem Artikel ist, daß er in der ZEIT erschienen ist. Wr hätte je gedacht, daß der Satz "Die absurde Wendung zur moralischen Nanotechnik offenbart den Leerlauf der sterilen Aufgeregtheit, in dem der Erinnerungsbetrieb und seine Betriebsnudeln gefangen sind" in diesem inhaltlichen Zusammenhang in dieser Zeitung erscheinen könnte. Das ist wohl auch eine Art Vergangenheitsbewältigung.

  • Ja es wird weitergebaut!! War also wieder viel Rauch um nichts und wir in Berlin uns mal wieder schön zum Nappel gemacht.
    Das Geld was der Baustopp und die Verhandlungen gekostet haben bitte in kleinen Scheinen zu mir!!


  • Ich hab's ja gleich gesagt. Das ist doch eine Farce. Was hat man sich dabei gedacht? Das man wieder im Gespräch ist? Man kann doch nicht einfach so einem Hauptbauträger das Projekt entziehen und denken, das würde folgenlos bleiben. Die Aktion war wirklich unnötig. :mad:

  • Mahnmal-Posse
    Degussa wieder im Boot


    Das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird nun doch mit Beteiligung der Chemiefirma Degussa weiter gebaut. Das entschied mit großer Mehrheit das Kuratorium der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Donnerstagabend. Die Produktion der Mahnmal-Stelen war nach Bedenken wegen der NS-Vergangenheit der Degussa Ende Oktober vorläufig gestoppt worden. Mit der Entscheidung wird Degussa weiter das Anti-Graffiti-Mittel für die 2.700 Betonstelen und Betonverflüssiger liefern.

    Der Entscheidung sei eine lange und ernsthafte Diskussion vorangegangen, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Eine formale Abstimmung habe es nicht gegeben. Die Mehrheit sei aber sehr eindeutig und sehr klar gewesen. Auf dem Mahnmalgelände solle nun auch an die Beteiligung der Degussa am Holocaust erinnert werden.

    Thierse begründete die Entscheidung mit moralischen und praktischen Gründen. Ein bundesdeutsches Unternehmen wie Degussa dürfe nicht aus einem Projekt der gesamten Gesellschaft der Bundesrepublik ausgeschlossen werden. „Wir haben weder bei dem Bundestagsbeschluss, noch bisher in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit noch im Kuratorium irgendein Argument gehört, dass Teile dieser Gesellschaft ausgeschlossen werden sollen.“ Deshalb habe das Kuratorium entschieden auch jetzt nicht bestimmte Firmen auszuschließen, „auch wenn deren Vorgängerfirmen auf schlimmste Weise mit den Verbrechen des Nazi-Reichs verbunden sind.“

    Ein Ausschluss von Degussa und die Suche nach alternativen Produkten hätte außerdem den zeitlichen und finanziellen Rahmen des Denkmals gesprengt und womöglich das ganze Projekt gefährdet.

    Die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert und besorgt zugleich. Es sei wichtig, dass das Mahnmal gebaut werde, sagte sie und fügte hinzu: „Für mich ist die Vorstellung fürchterlich, dass jüdische Menschen und Nachkommen von Holocaust-Opfern nicht zu diesem Denkmal kommen. Ich hoffe, dass sich das verwächst.“ Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Alexander Brenner, der ebenso wie Rosh gegen den Weiterbau mit Degussa war, sagte: „Es wäre absurd, wenn man von der Beteiligung der Degussa den Bau abhängig gemacht hätte.“

    Umstritten ist die Beteiligung der Chemiefirma Degussa, weil die Degussa-Tochter Degesch das Giftgas Zyklon B produziert hatte, mit dem Millionen Juden in den deutschen Vernichtungslagern ermordet worden waren.

    Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, hatte einen Ausschluss für absurd gehalten. "Sollte die heutige Degussa als Nachfolgegesellschaft der Degussa des 'Dritten Reiches' gesehen werden, dann muss auch die Frage gestellt werden, wer die Ermordung der Juden beschlossen hat", sagte Primor der "Berliner Morgenpost". Wer Degussa ausschließen wolle, müsse auch die Bundesregierung als Nachfolger der Naziregierung vom Bau des Mahnmals ausschließen. "Ein Absurdum", so der Ex-Botschafter.

    Im Falle eines Ausschluss von Degussa vom Bau des Mahnmals wären nach ARD-Informationen die Kosten für den Graffiti-Schutz bei den Stelen um 2,34 Mio. Euro gestiegen.

    Das vom amerikanischen Architekten Peter Eisenman entworfene Denkmal soll 60 Jahre nach Kriegsende am 8. Mai 2005 eröffnet werden. Zu dem vom Bund finanzierten Mahnmal gehört ein unterirdischer Ort der Information. Die Baukosten werden auf rund 27 Mio. Euro veranschlagt.

  • Bezieht sich zwar nicht direkt auf das Mahnmal, aber auf diese "Kann-auch-nichts-dafür"-Einstellung eines Großteils der deutschen Bevölkerung.
    Gestern habe ich (und ihr vielleicht auch) etwas in den Nachrichten gesehen: Auf einer Insel der Fidchi-Inseln haben die Angehörigen eines Eingeborenen-Stammes der kanibalistischen Ermordung eines Missionars und seiner 8 "Kollegen" vor ca. 130 gedacht und sich bei den Nachkommen dieser Leute, in Form einer geschlachteten Kuh, entschuldigt und um Vergebung gebeten. Weder die Eingeborenen noch die Angehörigen waren an dieser Tat beteiligt.
    Ich würde mal sagen, wenn die Angehörigen dieses doch recht "primitiven" Stammes immernoch daran zu kauen haben, was ihre Vorfahren mal gatan haben, dann sollte man hier, im ach so zivilisiertem Westen, auch in der Lage sein, sich der Verbrechen seiner Vorfahren zu bekennen und nicht sagen "Hab' ich nichts mit zu tun!" - zumal die Ausmaße und Zeitraum der beiden Delikte auch einige Dimensionen auseinander liegen!

  • Schinkel
    Dann sollten wir eben, in unser vermeintl. zivilisierten und sozialen Welt, ebenso Fortschrittlich sein, wie diese "Hinterweltler"(nicht wörtlich nehmen!)! OK, zw. unserer und deren Kultur liegen Welten, aber ich empfand das dennoch als ein recht passendes Beispiel in Bezug auf dieses Thema und alles, was damit verbunden ist!

  • Es spreche für seine Genialität, dass nur 93 Stelen verändert werden müssten.


    Oh ja, was für ein Genie! Am PC ein paar Steinblöcke nebeneinander setzen und das dann als Mahnmal verkaufen.:rolleyes:

  • die Gesamtkosten sind mit 27,6 Millionen Euro veranschlagt


    27,6 Millionen Euro???!!!:mad:
    Für diesen Schund? So viel soll dieses grottenhässliche Mahnmal letztendlich kosten? Das sind bei 6 Millionen ermordeten Juden genau 4,6 Millionen Euro pro Kopf. Hätte man als Wiedergutmachung (oder was soll das Mahnmal sonst sein?) sich nicht was anderes ausdenken können? Ich finde das unmöglich, dass der Staat und Berlin so viel Geld für diesen Müll ausgibt! Aber meine Meinung über dieses Werk habe ich ja schon ausführlich in diesem Thread kund getan.:mood:


    Ehrlich... die dt. Städte und Kommunen darben, weil der Staat immer weniger Geld locker macht und dann setzt er sich in Berlin so ein steinernens Geschwür hin. Mit dem Geld könnte man den kompletten Haushalt so einiger mittlerer Städte sanieren! Und damit wäre mehr Menschen geholfen, als mit einem Mahnmal, was keiner will!
    :mad2: :bash:
    Ich brauche ehrlich mehr Smilies, die meine unbändige Wut ausdrücken!!!