Andreasquartier, Altstadt (Bauphase)

  • 14.06.2012

    Nach über einem Monat habe ich neue Fotos gemacht. Gerade wird der erste Baukran aufgestellt - seinen Turm sieht man auf dem ersten Foto. Rechts davon - vom kleinen Hochhaus werden als Abriss-Vorbereitung Fenster entfernt:





  • Über die Abrissarbeiten berichtete gestern die Rheinische Post. Die zweijährige Projektverzögerung erklärte der Sprecher des Unternehmens Frankonia mit den notwendigen Behördenabstimmungen. Im ersten Halbjahr 2015 soll das Quartier fertig sein. Auf das 5*-Hotel im Gerichtsgebäude hat Frankonia inzwischen verzichtet, stattdessen sind "auserlesene Apartments, exclusive Büros und Tagungsstätten" wie auch Gastronomie vorgesehen. Der Vorsitzende der Altstadtgemeinschaft erinnerte, dass zur Versorgung der größeren Altstadt-Einwohnerzahl zusätzliche Lebensmittelgeschäfte erwünscht seien.

  • Ja, ein kleinerer Supermarkt, der nicht für Autofahrer ausgelegt ist (z.B. REWE City) würde diesem Teil der Altstadt sehr gut tun, nicht nur für die Bewohner, sondern auch für Besucher. Bis zum Carlsplatz ist es doch recht weit und Aldi auf der Flinger Straße soll ja auch geschlossen werden.

  • Man konnte am Freitag schon beobachten, wie ein Abriss"nager" am großen Gebaude Teile herausbrach. Vom anderen Rheinufer wird das Gebäude bald nicht mehr zu sehen sein, die Skyline verändert sich.


    Beim ehemaligen Theresienhospital sind jetzt dunkle Oberflächen auf dem hölzernen Dachstuhl angebracht, die Form passt mMn gut zum Gebäudekörper.

  • 19.06.2012

    ^ Angesichts der dramatischen Entwicklung habe ich heute ein neues Foto gemacht:





    Auf dem am 14.06.2012 abgebildeten Baukran-Turm wurden lediglich Richtfunkantennen montiert - bisher kein Ausleger. (Der Baukran auf diesem Foto gehört zur Kameha-Baustelle.)

  • ... Für mich ein Augenschmauß zum Frühstück, zu sehen, wie die häßliche Kiste dem Erdboden gleich gemacht wird... :lach:
    Gerne mehr Fotos...

  • Schon der Abriss des einzigen (und extrem hässlichen) Hochhauses in der Altstadt (abgesehen vom wundervollen Wilhelm-Marx-Haus) wird das Erscheinungsbild des historischen Zentrums nachhaltig verbessern. Zwar war es durch seine vergleichsweise geringe Höhe und die Lage im Blockinneren nicht sehr dominant, hat jedoch die Sicht auf die Keimzelle Düsseldorfs trotzdem aus verschiedenen Perspektiven gestört.

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    Eins ist klar, das "Andreas-Quartier", sprich der Block zwischen Mühlen-, Neubrück-, Ratinger Straße und Liefergasse, ist einer der letzten baulich wirklich extrem hässlichen Flecken der Altstadt. Wenn der erhaltene Fassadenteil des Klosters behutsam in die Neubaufront zur Rättematäng hin einbezogen und entsprechen restauriert wird, ergibt sich demnächst ein noch angenehmeres Umfeld für den Konsum eines schönes Glas' Alt an lauen Sommertagen.


    Natürlich kann eine recht stark kriegszerstörte Stadt wie Düsseldorf niemals alle Vernarbungen seit '45 korrigieren. Aber an vielen Stellen macht sich die Stadt langsam aber sicher. Wenn ich Sonntags nachmittags mit Rheinblick am Fuße der wilhelminischen Prachtbauten von OLG und Bez.Reg. auf weitläufigen Wiesen Fußball spiele, weiß ich, dass es einen viel schlechter treffen könnte als in Düsseldorf.

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    Äh, hast Du die Visualisierungen der Ratinger-Seite schon mal gesehen? Meiner Meinung nach komplett daneben, die Klosterfassade wird erneut wie ein Fremdkörper herausstechen. Das hätte man viel eleganter lösen können und müssen!


    Habe es schon oft erwähnt:
    Die Niederländer können innerhalb einer Stadt kleinteilige Fassaden setzen, auch wenn ein riesiger Betonbunker dahinter steht.
    Nur ein Beispiel: Das preisgekrönte Musis-Kwartier in Arnheim!).

  • Ich stimme l'emigrant da zu, man muss sich halt bewusst sein, dass man dort in einer nicht umbedingt idealen Wohnlage ist, die Ausgangssituation optisch nicht tragbar war und ein Investor wie Frankonia doch im Vergleich zu vielen anderen eine gute Partie ist.
    In Düsseldorf gibt es viel mehr Bauten die man noch einmal überdenken sollte, ganz vorne an sicherlich das trostlose Motel-One, schließlich wird es ja an einer hoch frequentierten Straße gebaut, daher eine höhere Außenwirkung als das Andreasquartier in dessen Nähe sich ja hauptsächlich Düsseldorfer tummeln.

  • Die beiden vorangehenden Post kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Das hört sich so an als könnte man froh sein überhaupt einen Investor gefunden zu haben...
    Das ist eine Top-Lage und die Preise für die Wohnungen zeigen wie attraktiv das ganze ist. Viel attraktiver als die Stadtautobahn Carlstraße.


    Die Stadt sollte für die Altstadt Gestaltungsvorgaben machen. Hier muss wirklich nicht alles genehmigt werden. Leider wird hier überhaupt nichts getan. Ich kenne keinen einzigen gelungenen Neubau der letzten 20 Jahre in der Altstadt...

  • ^ Wir kommen zum alten und in Deutschland besonders geisternden Problem, über das u.a. in Frankfurter Foren immer wieder diskutiert wird - die Denke, eine Altstadt könne nicht mehr wie eine Altstadt aussehen. Dieses barocke Eckhaus am Breslauer Marktplatz wurde 1994 gebaut, es hat die letzte Lücke dort geschlossen - heute kann keiner ahnen, dass im Mai 1945 kein einziges Haus mehr dort stand. Im AQ-Entwurf gibt es zwar Giebelhäuser, aber so entworfene, dass sie bloß nicht den typischen altstädtischen Giebelhäusern der Umgebung ähneln - ohne Mehrkosten wäre weit mehr Altstadt-Look möglich.


    Vielleicht bringt es Trost oder vielleicht Neid und Frust: Frankfurter Dom-Römer-Areal

  • Fangen wir doch mal so an:


    Was genau schwebt euch denn für das AQ vor? Das Gericht will ja wohl niemand abreißen, oder? Und ergänzend bauen wir dann Giebelhäuser mit barocken Fassaden?

  • Nein, das Gericht war schon zu seiner Entstehungszeit städtebaulich ein schwerer (sic!) Fehler und hätte sich in seiner Wuchtigkeit wesentlich besser an der späteren Gesolei bzw. an der Cäcilienallee Nähe der kaiserlichen Gerichtsgebäude befunden.


    Giebelhäuser? Warum nicht? Es gibt genug prominente Beispiele; trotzdem muss es das nicht sein. Aber allein schon eine andere Materialauswahl und ein paar reduzierte horizontale Stuck- bzw. Putzstreifen und Rahmen um die Fenster, die Geschosshöhe bzw. Achsen etwas Kontur geben, könnten eine bessere Verbindung zwischen Alt und Neu schaffen.


    Die Visualisierung Neubrückstraße (Post #46, Bild 2) zeigt jedenfalls ein modernes Bürohaus mit einer glatten Multiachsen-Fassade, wie sie auch an der Breite Straße oder sonstwo steht (die Altbauten auf Bild 4 im gleichen Post gibt es so zudem gar nicht!). Die Fassade in einem Quartier für (Maklersprech) gehobenenes Wohnen und Leben sieht anders aus. Und hochwertiger.


    Und: Der Klinkerbau am Ende hin zur Liefergasse (ebenfalls Post #46, Bild 2) jedenfalls passt auch überhaupt nicht ins Bild. Da fällt mir ein:
    Was ist eigentlich aus diesem schicken MIPIM 2010 Entwurf für die gleiche Ecke geworden?

    Abbildung verkleinert, per Klick vergrößerbar, Original-Quelle: http://www.duesseldorf-realestate.de


    Die Visualisierung Ratinger Straße Ecke Neubrückstraße (Post #46, Bild 8) zeigt zudem, dass die Coelsterinnenfassade nicht integriert wird, sondern etwa einen halben Meter heraussteht. Ideale Ecke, um Scherben, Müll und Herbstlaub zu sammeln, so wie es heute schon ist. Und was meiner Meinung nach auch gar nicht geht: Die bodentiefen Fenster im Erdgeschoss (ebenfalls Post #46, Bild 8) links und rechts neben der alten Fassade! :nono:

  • Wenn man in der Altstadt zu baut, gibt es meiner Meinung nach mehrere Möglichkeiten:


    • originalgetreue Rekonstruktionen (was stand denn vor dem Krieg an der Ratinger Straße außer dem Kloster? Rekonstruktionen werden allerdings in Düsseldorf grundsätzlich nie auch nur in Erwägung gezogen.)
    • Neubauten die Gestaltungsmerkmale der früheren Bebauung aufgreifen (Beispiele hierfür kann man z.B. im Dom-Römer-Areal in Frankfurt sehen.)
    • Neubauten im klassischen Stil (das wird in Deutschland wohl auf Neoklassizismus herauslaufen, also Projekte à la Kollhoff oder Patschke.)
    • Innovative, eher moderne Neubauten, die die Kleinteiligkeit der Altstadt aufgreifen und mit abwechslungsreichen Fassaden deren Heterogenität und Lebendigkeit fortsetzen und weiterentwickeln (Kann man auch machen, ich bin allerdings – in der Altstadt – eher für klassische Entwürfe.)


    Die Entwürfe, die im letzten Post von Altstadtjong zu sehen sind, sind schon ganz passabel, wenn auch nicht optimal. Diese wurden allerdings wohl durch schlechtere Entwürfe ersetzt.


    Betrachtet man dieses Bild kann man doch nur den Kopf schütteln. Insbesondere die lang gezogene Fassade links ist doch völlig inakzeptabel. Mit dem Gibelhaus kann ich auch nicht so viel anfangen. In einem Neubaugebiet fände ich das ziemlich gut, aber in der Altstadt?


    Man darf nicht vergessen, dass unser Altstädtchen gerade mal 0,50 km² groß ist. (Bzw. 1 km² wenn man die Carlstadt mitzählt.) Da sollte man schon darauf achten, dass wenigstens auf dieser kleinen Fläche auch wirklich eine Altstadt zu erleben ist. Für moderne Architektur in der Innenstadt gibt es in der Stadtmitte genug Platz.

  • ^^ Zur allgemeinen Erheiterung habe ich heute ein neues Foto gemacht - in ein paar Tagen ist alles vorbei:





    In der Galerie habe ich drei heute gemachte Altstadt-Fotos gepostet - darunter von zwei Bauten der 1950er Jahre, die nicht älter zu sein vorgeben, aber mit Details, Fassadenkunst und Fantasie die Altstadt bereichern. AQ bietet nichts dergleichen - bloß lieblose und beliebige Investorenarchitektur.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • 26.06.2012

    Heute habe ich die letzten Fotos gemacht, auf den noch etwas vom Gerichtshochhaus zu sehen ist:





    ...auch von der Oberkasseler Brücke:



  • 16.07.2012

    Nach dem Hochhaus wurden die pavillonartigen Bauten neben der erhaltenen Klosterfassade (derer Teil am linken Rand des zweiten Fotos sichtbar ist) abgerissen - meine heutigen Fotos:







  • 24.07.2012

    Heute habe ich die Gelegenheit genutzt und Perspektiven verewigt, die die letzten Jahrzehnte nicht sichtbar waren - man sieht, wie schön manche umliegende Häuser sind. Bald werden diese Blicke wieder verschlossen - bis in 20-30 Jahren die geplanten Neubauten unter viel Jubel wieder abgerissen werden: