Kornmarkt-Arkaden statt Bundesrechnungshof (realisiert)

  • Mit den verschiedentlich immer wieder geäußerten Wünschen, solche Nachkriegsbauten in der Innenstadt aus Gründen der erzwungenen Identität, die nicht verdrängt werden sollte u. ä., zu erhalten (auch jüngst erst so ähnlich von Dieter Bartetzko geäußert), kann ich beim besten Willen nichts anfangen. Ein missliebiges, unmaßstäbliches und unansehnliches Gebäude an dieser Stelle zu erhalten nur um etwas Geschichtliches abzubilden, halte ich für verfehlt. Entscheidend sollten doch die Nutzbarkeit, die Attraktivität, die Akzeptanz, die urbanen Elemente und das Gesamt-Erscheinungsbild sein, zumindest hier in der Innenstadt.

    Wenn die Gestaltung der Berliner Straße in der Art wie heute bestehen bleibt, dann ist an dieser Ecke aber kaum etwas innerstädtisch besseres sinnvoll zu realisieren. Für die städtischen Angestellten ist der Autoverkehr kaum störend und auch neue Hotelbauten findet man allenthalben an verkehrsreichen Straßen gelegen, da die meisten Gäste tagsüber ohnehin nicht auf dem Zimmer sind und nachts eben bei geschlossenen Hightech-Lärmschutzscheiben sehr gut schlafen können, so müde wie sie meist auch bis in die Nacht geworden sind. Fragt sich nur welches Niveau ein Hotel an dieser Stelle dann haben kann. Bei einer eventuell späteren Untertunnelung der Berliner Straße, würde sich hier natürlich eine vollkommen andere Situation mit neuen Möglichkeiten ergeben.

    Mit den erklärten Zielen des Innenstadtkonzeptes des Stadtplanungsamtes harmonieren die bisherigen Gestaltungsvarianten am ehemaligen Bundesrechnungshof auf jeden Fall nicht.




    © Posted von RKWF am 03.03.2010 im DAF Strang "Umnutzung des ehemaligen Bundesrechnungshofs" direkt hinter Rohne #61

  • Zur besseren Orientierung eine kleine Bilderserie, aufgenommen bei einer Vorbeifahrt an dem Gebäudekomplex am 03.03.2010:





  • Danke für die aktuellen Bilder!
    Wie ich finde, haben der östliche und auch der mittlere Baukörper (dieser zumindest von der Perspektive im 2. Bild) einen gewissen Reiz. Klar ist, dass der Zustand der unmittelbaren Umgebung den Gesamteindruck der Baukörper massiv verschandelt und somit dort noch sehr viel herauszuholen ist.
    Dennoch glaube ich, dass die dortige städtebauliche Situation niemals befriedigend sein wird, wenn man am Denkmalschutz festhält und die Gebäude des ehemaligen Bundesrechnungshofes stehen lässt. Auch wird die Ästhetik des Gebäudes -trotz gewisser Reize und Eigenarten, die, die 50er repräsentieren- niemals diesem Ort gerecht werden. Das kann nicht reichen. Es kann doch eigentlich nicht sein, dass man sich gerade an solch einem zentralen Ort, mit solcher Architektur zufrieden geben will.


    Ich sehe die neuesten Meldungen auch als eine schlechte Nachricht, da ich allenfalls einen Kompromiss für die Bebauung des Areals sehe und mir mehr wünschen würde.
    Bevor man ein innerstädtisches Areal bebaut, könnte man sich doch Allgemein die Frage stellen was vorher an dieser Stelle stand und dann sollte man lieber rekonstruieren, (gut sicher nicht an allen Orten) es sei denn, die Neubaupläne sind optisch noch besser als der historische Vorganger!


    Hier würde ich mir kleinteilige Bebauung wünschen und zahlreiche Rekonstruktionen von Altstadthäusern, die ehemals an dieser Stelle standen. Ich hatte immer gehofft, dass irgendwer in der Stadtregierung mal darauf kommen würde. Aber was soll man schon erwarten wenn nicht einmal die Dachrekonstruktionen der beiden Rathaustürme und des Magistratsgebäudes angegangen werden..
    Gut ein Problem wäre noch wie sich diese Altstadttypische Bebauung dann mit der Berliner vertragen würde.. Hat jemand Ideen diesbezüglich, beziehungsweise haltet ihr überhaupt etwas von meinem Vorschlag eines möglichen zweiten Altstadt-Rekonstruktions Gebietes?

  • ^


    Problematisch ist, dass das an dieser Stelle befindliche Altstadtviertel alles anderes als die großstädtischen Dimensionen hatte (vom Großen Speicher etwa in der Mitte des Areals und der Deutsch-reformierten Kirche am heutigen östlichen Blockrand einmal abgesehen), die z.B. auf dem Dom-Römer-Areal herrschten. An dieser Stelle stand ein sehr altes, aber von den Dimensionen her winziges Handwerkerviertel, von dem ich selbst als uneingeschränkter Freund der Rekonstruktion sagen muss, dass dieses heute schwer vermittelbar wäre. Von den riesigen Problemen, die die Berliner Straße dabei bereitet und bereiten würde, ganz zu schweigen.


    Man beachte dazu auch diesen (von mir gezeichneten Plan), auf dem man sehen kann, was davon alles schon *vor* dem Zweiten Weltkrieg für die Eckermannstraße abgerissen worden ist (allerdings sind alle Abrisshäuser dokumentiert worden):


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…eicher-Ravenstein1862.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von RMA () aus folgendem Grund: Satz ergänzt

  • Noch ein paar Gedanken:
    "Schön" findet den BRH wohl niemand, auch ich nicht. Was mich zu einem Unterstützer des Gebäudes macht, ist vor allem der Eindruck, dass es für einen Neubau aus meiner Sicht keine ernstzunehmende Vision gibt. Ein Abriss würde dann wieder nur in einen zeitgeistigen Investorenbau münden, womit in meinen Augen nichts gewonnen wäre, außer der Freude daran, dass sich "etwas tut", Aktionismus eben. Dann lieber einen authentisch aufgefrischten "Nachkriegler", die wir zumeist nur in jämmerlichem Zustand erleben.
    Denkt man darüber nach, dass es sich hier um Altstadtboden handelt, muss der BRH wohl zurecht als Fremdkörper gelten. Dennoch ist eine Wiederbelebung historischer Kubaturen oder Straßenzüge an dieser Stelle in meinen Augen illusorisch (wenn vielleicht auch wünschenswert), zumal neben der Berliner Straße. Im Übrigen sind wir hier in Steinwurfentfernung zum Maintorareal, da gäbe es meines Erachtens bessere Orte, ein Stück Altstadt zu erschaffen (zum Beispiel in dem Gebiet zwischen BRH und Main, wo in den nächsten Jahrzehnten eine wie auch immer geartete Sanierung des Nachkriegswohnblockviertels ansteht).
    In Bezug auf die Qualität des Hotelentwurfs bin ich eher verhalten gestimmt, bestimmt nichts Tolles. Was mir gut gefällt, ist die Blockrandbebauung mit ihrem daraus folgenden geschwungenem Grundriss, der dem Gebäude vor allem aus westlicher Sicht Individualität verleiht.
    Richtig finde ich den Einwand, dass der geplante Komplex eine Blockadewirkung für den Passantenfluss hat (wobei dies nur bei einer rückgebauten Berliner relevant wird, momentan ist die Straße auf dieser Höhe unpassierbar). Elegant wäre daher eine Öffnung des Gebäudes für Passanten, die das Gebäude z.B. zwischen Hotel- und Bürotrakt kreuzen könnten. Solche Durchgänge (wie jetzt in der Deutschen Bank geplant, auch die Lobby der Commerzbank ist übrigens passierbar) gibt es in Frankfurt noch viel zu wenig, handelt es sich hier doch um eine spannende Fusion von privatem und öffentlichem Raum!

  • Schon wieder muss ich Heinz zustimmen. Den Gedanken eine Passage zuzulassen hatte ich auch. Vielleicht könnte man es sogar noch radikaler machen. Statt einen Durchgang durch die als Lobby geplante Innenfläche zu schaffen, könnte diese doch auch als eine (dann natürlich oben offene) "Gasse" z. B. auch für die vorfahrenden Gäste fungieren. An der Südseite könnte man eine Durchfahrt oder (wie auch immer) Brückenlösung zwischen Bauteil C und D zum Anschluss an die Bethmannstraße schaffen. Bleibt nur die Frage, ob den zukünftigen Hotelbetreibern eine solche Lösung gefallen könnte. Ich fürchte eher nicht.

  • Das jetzt wieder Bewegung in die Entwicklung dieser toten Ecke zu kommen scheint ist mMn sehr zu befürworten, insbesondere auch wenn es den Rathaus-Nordbau 'zum Leben erweckt'. Wäre es in diesem Zusammenhang nicht auch sinnvoll das Grundstück zwischen Nordbau und Berliner Str. zu bebauen? Sowohl Kornmarkt als auch Berliner Str. wären dadurch besser gefaßt. Außerdem könnte - gute Architektur natürlich vorausgesetzt - durch eine 'neue Barfüßergasse' eine weitere attraktive Verbindung zwischen Paulsplatz und ehem Bundesrechungshof geschaffen werden.

  • Ich verstehe eigentlich gar nicht, warum sich die Stadt hier seit Jahren so schwer tut. Sie sollte einfach
    a) den Denkmalschutz aufheben und
    b) das "Nachbargrundstück", auf dem sich derzeit noch die Berliner Straße befindet, kostenlos als Bauplatz-Erweiterung anbieten unter der Vorgabe, dass der Investor den Theater-Tunnel in diesem Bereich bis zum Kornmarkt verlängert (er müsste hier ja sowieso eine Baugrube herstellen)


    Dann sollte die Stadt einen kleinen B-Plan und eine kurze Gestaltungssatzung (Putz- oder Sandsteinfassade, Satteldächer mit Schieferdeckung, Kleinteiligkeit, max. Traufhöhe) aufstellen und die Investoren würden wahrscheinlich für dieses große Baugrundstück in allerbester und dann wesentlich attraktiverer Lage Schlange stehen.


    Zeitgleich sollte dann auch das Berliner-Straße-Grundstück nördlich des Rathaus-Nordbaus veräußert werden (kostenlos gegen Tunnelverlängerung), die nächsten 100 oder 200 m Tunnel Richtung Osten finanziert die Stadt und die Möglichkeit zu einer umfassenden Neugestaltung der nördlichen Randbebauung des Paulsplatzes wäre gegeben.


    Zur Verdeutlichung eine schnelle Skizze: rot = Baufeld I mit ehem. Bundesrechnungshof, blau = Baufeld II nördlich des Rathaus-Nordbaus, grün = Tunnelverlängerung mit der Zuordnung (I und II) zu den beiden Baufeldern):


    http://img20.imageshack.us/img20/4799/baufelderbrhffm.jpg


    (Quelle: Bing.com (Luftbild), farbige Ergänzung von mir)


    Dann hätten wir doch unsere Wunschlösung, oder?


    -----------------
    Mod: Bild geURLt, bitte Bing-Screenshots nicht direkt einbinden (Richtlinien).

    2 Mal editiert, zuletzt von Querido ()

  • Da hier immerwieder die Frage aufkam, warum der BRH unter Denkmalschutz steht, hier mal ein Zitat von der Seite der Denkmalpflege Hessen:


    "Die Selbstdarstellung der neuen Republik in den Verwaltungsbauten des Landes und des Bundes hat auf der Ebene des Staatlichen Hochbaus oft in Form von Wettbewerbsresultaten einen hohen Qualitätsstandard hervorgebracht. So zum Beispiel den Komplex des Bundesrechnungshofes in Frankfurt a.M., ein städtebaulich sensibles Gebilde, das die Wunde, die die Ost-West-Achse in den alten Stadtgrundriß geschlagen hat, heilen hilft und mit seiner sparsamen Stahlbetonskelettstruktur und den rechtwinklig versetzten Scheiben des Baukörpers einen zu Beginn ungewohnten Akzent der Moderne hart an die Rückfront des historischen Rathauskomplexes gelegt hat. Der Bau hat seine Bewährungsprobe bestanden, die künstlerische Form hat bis heute standgehalten und ist in das Repertoire der stadtbildprägenden Großformen in der Frankfurter City eingegangen. Schon mußte der Bau, mittlerweile scheinbar altmodisch geworden und "überhaupt den heutigen bauphysikalischen Anforderungen nicht mehr genügend", gegen Verpackungswünsche mit hinterlüfteter Aluminiumfassade nach den Vorschriften des Energieeinsparungsgesetzes geschützt werden."


    (Quelle: http://www.denkmalpflege-hessen.de; Auszug aus Text: "Zum Denkmalbegriff der Nachkriegsarchitektur" von Christoph Mohr, erschienen in "Denkmalpflege in Hessen" Ausgabe 1/1988)

    Einmal editiert, zuletzt von OllaPeta () aus folgendem Grund: Quelle vervollständigt

  • Finde die Idee von Querido sehr interessant. Hier muss wirklich etwas grundlegend verändert werden.


    Danke RMA für die Erklärung des ehemaligen Altstadtviertels an dieser Stelle. Unter diesen Gesichtspunkten würde ich auch eher von einer möglichen neuen Altstadt-Rekonstruktion an dieser Stelle Abstand nehmen.
    Aber, wie auch von Querido vorgeschlagen, sollte man das Gelände eher kleinteillig bebauen. Mit einer guten Gestaltungssatzung könnte dann ein interessantes und abwechlungsreiches Viertel entstehen (mit modernen Gebäuden die aber etwa über ein richtiges Dach verfügen), das man gerne Besuchen würde - wenn man sich in der Nähe der Paulskirche aufhält beispielsweise. Heute ist ja direkt dahinter noch tote Hose, was sehr schade ist.
    Zusätzlich könnte man ja zB die sehr schöne Deutsch-Reformierte Kirche am Kornmarkt rekonstruieren. Das hätte was!


    Auch weitgehende Zustimmung mit dem Beitrag von Heinz. Bis auf das mit dem "authentisch" ;)

    Einmal editiert, zuletzt von gratte-ciel89 () aus folgendem Grund: Hatte etwas vergessen

  • Zur Schrift von Christoph Mohr:


    Wie man diesen Bau 1988 noch als "städtbeaulich sensibel" begreifen konnte ist mir ein Rätsel. Zur Entstehungszeit mag die Abriegelung zur Beliner hin noch ins Konzept gepasst haben, Ende der 80er war aber längst sichtbar, dass die damaligen Stadtentwicklungskonzepte größtenteils gescheitert waren.
    Da passt doch etwas nicht zusammen, zumal der Autor ja noch von der "Wunde" Berliner Straße spricht. In welcher Funktion soll der BRH diese denn "heilen"? Durch seine ganze Anlage verschlimmert er die Situation doch erheblich!


    Auch wenn ich durchaus verstehe, dass sich Denkmalschutz nicht zuvorderst an ästhetischen und auch nicht immer an städtebaulichen Kriterien orientieren kann: Der BRH behindert die Stadtentwicklung massiv und das wiegt hier einfach schwerer als seine geschichtliche Bedeutung.


    Wenn ein Komplettabriss schon nicht sein soll, müsste wenigstens der Westflügel weg und der Ostflügel muss sein Erdgeschoss massiv öffnen, ansonsten scheitert eine Neuentwicklung doch schon im Ansatz.


    EDIT:
    Heinz:
    Ich denke es geht auch nicht um "schön" oder "hässlich" oder um das was da vorher war, sondern darum dass das Ding städtebaulich eigentlich eine Katastrophe ist (die nur deshalb nicht ganz so furchtbar auffällt, weil die weitere Katastrophe Tunnelmund Theatertunnel die Raumsituation davor sowieso total zerstört).


    Der BRH leistet einfach nichts für sein Umfeld. Eine heutige "Investorenkiste" würde ihr Umfeld wahrscheinlich schon wegen der höheren Flächenausnutzung besser organisieren. Warum soll man also solche Verrenkungen machen, um diesen Klotz zu erhalten?

  • Das Amtsgericht hat am 29. Juni 2010 einen Termin zur Zwangsversteigerung angesetzt. Der Verkehrswert des bebauten Grundstücks beträgt 33,5 Millionen Euro. Das berichtet die FAZ heute in ihrer Printausgabe.


    Die Chancen für einen Zuschlag sollen dieses Mal viel höher sein als beim ersten, ergebnislosen Versteigerungstermin. Eine ganze Reihe von Investoren und Projektentwicklern soll Interesse haben, darunter auch die OFB Projektentwicklung. Dazu auch oben Beitrag #52. Das Liegenschaftsamt stellt weiterhin die Anmietung eines Gebäudeteils für städtische Behörden in Aussicht. Das wäre voraussichtlich der denkmalgeschützte Teil. Der Rest könnte abgebrochen und mit einem Hotel neu bebaut werden.


    Edit: Der Artikel ist mittlerweile online.

  • 33,5 Millionen Euro als Marktwert der Immobilie sind ja nicht ganz unerheblich. Beim letzten Versteigerungstermin im November 2008 zahlte ein unbekanntes Banken-Konsortium aus der Niederlande für das Gelände weniger als 17 Millionen Euro (bekanntlich zog sich das Konsortium anschließend wieder zurück).

  • Die FR meldet heute unter dem Titel Ende eines Kolosses, dass bis dato im Nordbau des Römers untergebrachte Abteilungen der Stadtkämmerei in den denkmalgeschützten Rechnungshof - Flügel einziehen sollen, wodurch ein möglicher Investor der Sorge um einen Haupt- bzw. Ankermieter für diesen Trakt enthoben wäre.


    Desweiteren wird unter Bezugnahme auf die zahlreichen geplatzten Termine zur Versteigerung angemerkt, dass diesmal alles seriös über die Bühne gehen soll, wobei insbes. die Royal Bank of Scotland und OFB darauf hinweisen, "die Hausaufgaben gemacht" zu haben.


    Für den Fall eines erneuten Scheiterns wird Liegenschaftsamtsleiter Gangel noch mit den Worten zitiert: "Dann könnte ich mir vorstellen, dass die Stadt selbst bietet."


    Insofern bleibt zu hoffen, dass eine der hässlichsten Ecken der Innenstadt alsbald und gründlich umgebaut wird.

    2 Mal editiert, zuletzt von jo.ker () aus folgendem Grund: Ergänzung der Inhaltsangabe

  • Wie schwierig wäre es eigentlich, rein formal, den Denkmalschutzstatus aufzuheben und das Ding plattzumachen? Wie das Rundschauhaus (leider am falschen Objekt) gezeigt hat, ist ja wohl der Weg möglich, sofern ein Wille vorhanden ist... und mal ganz ehrlich, der Denkmalschutzstatus von diesem Ding ist ja wohl eher ein akademisches Luftschloss denn städtebaulicher Realitätssinn. Machen wir uns nichts vor, ein Abriss wäre wohl jedem, der Stadt, dem Gros der Bürger und erst recht Investoren für dieses Areal am Liebsten.


    Wie man auf die Idee kommt, dass hier ein Luxushotel gebraucht würde – erst Recht, nachdem sich Jumeirah im nur fünf Minuten Fußweg entfernten und in jeder Hinsicht dafür geeigneteren PalaisQuartier breit macht – ist mir ohnehin ein Rätsel bzw. meines Erachtens mit der großen Gefahr einer Totgeburt behaftet. Viel eher sehe ich hier den Platz, wo ein Historisches Museum in der gewünschten modernen Architektur entstehen könnte.

  • Also ich muss ganz ehrlich sagen, mir würde ein Luxushotel an dieser Stelle mehr zusagen, weil:


    - Die Tatsache, dass es sich um ein LUXUShotel handelt setzt schon ein Stück weit vorraus das die Architektur ansprechend ist
    - Ein Luxushotel sorgt für Belebung UND
    - Steuereinnahmen


    Ein Musuem tut leider nichts von dem.

  • @LONG_FFM: Ich würde auch "tabula rasa" an dieser Stelle bevorzugen, da die bisherige Bebauung m.E. nichts Erhaltenswertes beinhaltet, wobei meine persönliche Einstellung ggü. dem Großteil der Nachkriegsarchitektur bis in die 1960er/70er Jahre hinein allerdings auch von einer ziemlichen Mitleidlosigkeit geprägt ist. Ausnahmen wie das Juniorhaus am Kaiserplatz oder auch das Salzhaus am Römerberg bestätigen die Regel, obgleich bei letzterem der spätere Entwurf der Vorkriegsbebauung natürlich nicht annähernd das Wasser reichen kann (hier ein Link zum Vergleich). Trotzdem hat man dort nicht seelenlos entworfen und gebaut, wie u.a. das Phoenix-Mosaik zur Braubachstraße hin zeigt.


    Im Gegensatz hierzu sehe ich Bauten wie die Rechnungshof-Klötze als Wegwerf- bzw. Abbrucharchitektur an, deren man sich entledigen sollte, wann und wo immer es geht.


    Ein Luxus-Hotel wäre aus den von Dir genannten Gründen hier zu bevorzugen, wobei ich RMAs Einwand in einer Hinsicht aufgreifen möchte. Wer soll in den Luxushotels in Frankfurt am Main denn eigentlich noch wohnen? Das habe ich mich in der Tat schon des öfteren gefragt. Auch der Frankfurter Hof ist ja nun nicht ganz soweit weg... So oder so würde ein repräsentativer Hotelbau an dieser Stelle aus fast jeder Perspektive eine große Wirkung erzielen. Umso wichtiger ist es, mit größter Sorgfalt vorzugehen.

  • Zu #77:


    Zur Architektur gebe ich dir Recht. Allerdings kann man genauso gut anführen, dass ein Hotel vom "Belebungsfaktor" auf der Skala wohl genauso niedrig anzusetzen ist wie ein Historisches Museum. Auch hier muss man ja erstmal eingestehen, dass vor allem die Insellage, diese wiederum primär hervorgerufen durch die Stadtautobahn in Form der Berliner Straße, eine Nutzung höchst schwierig macht.


    Ich persönlich würde mir endlich mal die Umsetzung der Pläne bezüglich des Rathaus-Nordbaus bezüglich der Belebung der Arkaden an der Bethmannstraße mit Geschäften etc. (inklusive Dachreko, gell Herr Schwarz ;)) wünschen, um die doch großen Personenströme vom Paulsplatz nach Westen zu leiten. Dieser wird durch das Maintor-Projekt ja eine absehbare Aufwertung erfahren. Auch wenn ich hier immer noch die Nordseite der Weißfrauenstraße sowie die einfach urbanitätsfeindliche Breite dieser und der anschließenden Berliner Straße als großes Hindernis sehe.

  • Bei der Zwangsversteigerung des seit zehn Jahren leer stehenden Bundesrechnungshofs gab es nur 1 Gebot für 16,8 Millionen Euro (der Verkehrswert des Grundstücksensembles beträgt laut Gutachten rund 32 Millionen Euro). Der Eigentümer und Investor Franz-J. Liebing wehrt sich nun gegen den Zuschlag und beabsichtigt einen Antrag auf Zurückweisung des Angebots einzureichen. Bieter der 16,8 Millionen Euro ist die Projektentwicklung BS GmbH & Co KG, eine Tochter der Hessischen Landesbank. Die Royal Bank of Scotland als Gläubiger wäre, anders als bei der ersten Versteigerung im Jahre 2008, inzwischen bereit, diesen Betrag zu akzeptieren.


    Franz-J. Liebing erwarb den ehemaligen Bundesrechnungshof vor zehn Jahren zum Preis von 30 Millionen Euro vom Bund, voll finanziert von der Royal Bank of Scotland. Pläne für ein Luxushotel zerschlugen sich. Ein entsprechender Antrag war 2004 genehmigt worden, doch die Genehmigung galt nur für drei Jahre. Ihre Verlängerung hatte Liebing damals erst gar nicht mehr beantragt - die Bank betrieb inzwischen die Zwangsverwaltung der Immobilie (Quelle).

  • In der heutigen Zwangsversteigerung erhielten die Projektpartner OFB Projektentwicklung GmbH und Fay Projects GmbH den Zuschlag für den Bundesrechnunghof (Gebäude und 5300 qm großes Grundstück). Sie waren die einzigen Bieter.


    In den denkmalgeschützten Teil wird das Finanzdezernat der Stadt Frankfurt einziehen. Das restliche Areal wird als Hotel mit Einzelhandels- und Gastronomieflächen entwickelt. Auf eine Überarbeitung der bereits seit 2002 kursierenden Pläne bin ich sehr gespannt. (Quelle)