Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Da Deutschland von der Autoindustrie lebt, wird sich leider so schnell auch nichts tun. Dass eine Stadt nicht autogerecht sein sollte haben wohl die meisten erkannt. Allerdings ist der Staat nun im Dilemma.
    Ich persönlich bin noch immer für eine City-Maut und eine Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt. Dann würde die Verlängerung der A100 nämlich durchaus ihren Zweck erfüllen. Mit den Einnahmen einer City-Maut (wie hoch auch immer diese dann sein mögen), sollte man den Ausbau des ÖPNV im Innenstadtbereich vorantreiben, um einen Ausgleich zu schaffen.
    Sprich: Von der IHK-Lösung halte ich nichts, die ist deutlich zu autogerecht durch dieses Dreieck (was wieder viel Platz einnimmt). Selbst eine 3-spurige Grunerstraße ist in diesem Bereich noch immer sehr breit und wird weiterhin eine Trennwirkung zwischen Rathausforum und Klosterviertel haben.

  • In was für einem "Dilemma" sollte sich denn "der Staat" befinden? Dass man das eigene, historische Stadtzentrum menschengerecht ohne Autos umbauen kann zeigen hunderte Beispiele von Lüneburg bis Dingolfing, aber auch von Dresden bis Frankfurt am Main.


    Wer natürlich meint den in Berlin und gerade auf dieser Strecke nach wie vor steigenden Autoverkehr "bewältigen" zu müssen wird nie Erfolg haben. Es ist eben so, dass Prenzlauer Berg nach wie vor ein Stadtteil mit zunehmender Wohnbevölkerung ist und die Arbeitsplätze westlich der historischen Mitte liegen. Da am der westlichen Stadtring, der ein Teil dieses Verkehrs aufnehmen könnte, seit 1979 nichts Nenneswertes mehr verändert wurde ist der Weg über diesen Ring versperrt. Bis der Ring auf der Ostseite auch nur ansatzweise geschlossen wird werden - auch wenn keine A-100-Gegner die Berliner Landesregierung stellen - noch mindestens 30 Jahre vergehen, vermutlich aber deutlich länger.


    Also ist es schlicht illusorisch über alternative Wege für den Verkehr zu fabulieren. Hochstraße sind absurd, eine Umleitung über die schon jetzt überlastete Jannowitzbrücke weltfremd und das einzig probate Mittel, ein Tunnel wie unter dem Tiergarten, unfinanzierbar und - vermutlich - auch politisch nicht durchzusetzen.


    Somit bleibt nur ein Weg: Verkehrsvermeidung. Da ein freiwilliger Verzicht auf Bequemlichkeit aus Gründen der Vernunft (Umwelt) oder des Geldes (Benzinpreis) nachweislich unwirksam ist (und war) hilft eben nur eine drastische Verringerung der Verkehrsfläche. Ich erinnere mich an eine Sommerwoche vor etwa 4 Jahren, als an der Leipziger gebaut wurde under Verkehrsachse so temporär das Rückrat gebrochen wurde. Nach drei Tagen Dauerstau mit mehreren Kilometern länge lief alles ganz entspannt: die Autofahrer hatten gelernt und die Trasse nicht mehr in Betracht gezogen. Ein Großteil war auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad umgestiegen, die anderen quälten sich über Alternativrouten (da die Invalidenstraße auch gesperrt war, war dies hoffnungslos). Also: es geht, wenn man will.

  • Ich muss Konstantin zu 100% zustimmen.


    Es gibt an der Stelle keine Alternative außer dem Rückbau der jetzigen Straße. Weder Hochstraße noch Tunnel sind diskutable und finanzierbare Alternativen.


    Gut, über den IHK-Vorschlag könnte man reden. Ab er ich finde, die im B-Plan vorgesehene Lösung konsequenter.


    Es erinnert sich sicherlich noch jemand an die Diskussion um die Schließung des Brandenburger Tors für den Autoverkehr. Wie viele Stimmen gab es, die ein Verkehrschaos prognostizierten. Und heute würde niemand mehr auf die Idee kommen, den Verkehr, samt Bussen durch das Tor zu leiten...

    Einmal editiert, zuletzt von KaBa1 () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • ^ Der Vorteil ist, dass die neue Fahrbahnführung gegenüber der heutigen gewaltig Platz spart: Zwei Fahrspuren verschwinden, die Parkfläche zwischen den Fahrbahnen verschwindet und die Parkplätze/ungenutzten Asphaltflächen rechts und links der Straße verschwinden auch. Die Straßen werden künftig viel enger von Gebäuden eingefasst sein, was den Eindruck einer Autobahn in einer undefinierten Brache aufhebt. Zudem findet eine Annährung an den historischen Stadtgrundriss statt. Ohne Verschwenkung ließe sich das nicht machen.


    Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Wieso ließe sich das nicht machen?
    Man könnte zwei Fahrspuren streichen, die Parkflächen zwischen den Fahrbahnen streichen und die Asphaltflächen rechts und links der Straße entlang des heutigen Verlaufs (allerdings in reduzierten Ausmaßen in Bezug auf die Straßenbreite) bebauen. Zu bebauen wäre also ein ungefähr trapezförmiges Grundstück an der Rückseite des Rathauses und ein ungefähr dreieckiges Grundstück westlich der Jüdenstraße. Der gleiche Effekt würde erziehlt wie mit Verschwenkung: Die Straßen würden viel enger mit Gebäuden eingefasst und der Eindruck einer Autobahn wäre ebenfalls verschwunden. Also Rückbau der Straße ohne Verschwenkung ist absolut machbar!


    Die Verschwenkung ist Kern der Wiederherstellung des Innenstadtbereichs Molkenmarkt. Das ist doch nicht einfach nur eine Maßnahme zur 'Verkehrsberuhigung'. Wie willst du denn die Bebauung realisieren ohne vorherige Straßenverlegung?


    Okay, wenn das einzige Motiv für diese Verschwenkung die Wiederherstellung des historischen Straßengrundrisses ist, dann sollte man das auch konkret so benennen und nicht mit verkehrlichen Verbesserungen argumentieren, wenn das gar nicht der Fall ist.


    Ob man den historischen Stadtgrundriss an dieser Stelle 1 zu 1 wiederherstellen will oder nicht, ist natürlich eine Entscheidung die man Treffen muss. Aber dies als einzige Möglichkeit darzustellen, das autobahnähnliche Erscheinungsbild der Grunerstraße zu eliminieren, halte ich für Augenwäscherei.


    Meiner Meinung nach muss nicht an allen Stellen krampfhaft am historischen Straßenraster festgehalten werden, insbesondere dann nicht, wenn die dazugehörigen historischen Gebäude ohnehin nicht rekonstruiert werden. Das historische Straßenraster ist in einem Kontext entstanden, in dem Berlin eine märkische Kleinstadt war. Damals war offensichtlich eine geradlinige Verbindung zwischen Alexanderplatz und Nikolaiviertel sinnvoll. Heute ist aber eine Verbindung zwischen Alexanderplatz und Potsdamer PLatz viel bedeutender. Berlin ist im Gegensatz zu damals eine 4-Millionenmetropole und die Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren haben sich verschoben und somit auch die alltäglichen Wege der Bewohner (ganz gleich ob sie nun mit ÖPNV, Auto, zu Fuß oder mit dem fahrrad unterwegs sind). Dadurch gibt es heute andere Anforderungen an das Straßenraster.


    Versteht mich nicht falsch: ich würde niemals für einen Abriss vorhandener historischer Strukturen plädieren und halte auch in einigen Bereichen der Stadt ggf. eine Wiederherstellung von historischen Straßenverläufen für sinnvoll, aber hier, wo ohnehin nichts mehr vorhanden ist, was man erhalten könnte, und auch keine Rekonstruktionen geplant sind, und zudem der historische Straßenverlauf sehr suboptimal war, könnte man doch die Chance der Leere nutzen und so planen, dass man ein Ergebnis erhält, dass sowohl aus verkehrstechnischen als auch ästhetischen Gesichtspunkten angemessen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von mescha ()

  • In was für einem "Dilemma" sollte sich denn "der Staat" befinden?


    Ich meine damit, dass für Deutschland die Autoindustrie von großer Bedeutung ist. Daher werden Politiker wohl immer autofreundlicher sein als in manch anderen Ländern.


    Ansonsten teile ich deine Meinung ja größtenteils.
    Wobei eine 3-spurige Straße für mich noch immer nichts mit einer Anlehnung an die ehemalige Altstadt zu tun hat ;)


  • Okay, wenn das einzige Motiv für diese Verschwenkung die Wiederherstellung des historischen Straßengrundrisses ist, dann sollte man das auch konkret so benennen und nicht mit verkehrlichen Verbesserungen argumentieren, wenn das gar nicht der Fall ist.


    ...


    Meiner Meinung nach muss nicht an allen Stellen krampfhaft am historischen Straßenraster festgehalten werden, insbesondere dann nicht, wenn die dazugehörigen historischen Gebäude ohnehin nicht rekonstruiert werden.


    Doch, es geht in erster Linie um die Wiederherstellung der grundlegenden stadtbildprägenden Strukturen und weniger um die Rekonstruktion irgendeiner ohnehin nicht definierbaren Zeitschicht.
    Gebäude kommen und gehen - die Straßen, Plätze und wesentlichen Leitbauten nicht. Insofern ist die Verlegung der Grunerstraße natürlich maßgeblich für die Wiederbelebung des Molkenmarktes im heutigen Stadtbild. Die Bebauung wird dann zeitgenössisch erfolgen, aber sich an den historisch gewachsenen Linien orientieren, sowohl in der horizontalen als auch vertikalen Ausrichtung.
    Ähnliches passiert auch andernorts im Areal, bspw. am Friedrichwerder oder irgendwann mal am Petriplatz. Und vielleicht ja sogar einmal auf der anderen Seite vom Rathaus um die Marienkirche herum...;)

  • Und vielleicht ja sogar einmal auf der anderen Seite vom Rathaus um die Marienkirche herum...;)


    Na dann hoffe ich mal, dass ich das nicht mehr miterleben werde ;)


    Im Grunde ist es eine Geschmacksfrage. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Wenn man partout keine Alternative zum historischen Straßenraster zulassen will, ist das eine Entscheidung, die man natürlich treffen kann. Dann sollte man aber auch entsprechend argumentieren und sie nicht als einzige Möglichkeit darstellen, den jetzigen unbefriedigenden Zustand der Grunerstaße mit Autobahnflair zu verbessern oder den Molkenmarkt zu beleben. Dazu gibt es sehr wohl Alternativen.


    Ich plädiere dafür sich an Ästhetik und gegenwärtigen bzw. zukünftigen Bedarf der Stadtbevölkerung zu orientieren. Auch in der Vergangenheit sind im Städtebau mal Fehler gemacht worden. Man muss nicht alles reproduzieren, wie es mal war, nur weil es mal so war, ohne es zu hinterfragen, ohne selbst zu denken.


    In vielen Bereichen ist wahrscheinlich sogar die Wiederherstellung des historischen Straßenrasters die beste und ästhetischste Lösung. Aber in diesem Fall und auch bei der Freifläche um den Fernsehturm -meiner Meinung nach- nun mal nicht.

  • Wiederaufbau der Waisenbrücke (?)

    Schwer zu sagen, wo das hinpasst:


    Jedenfalls ist mal wieder der Wiederaufbau der Waisenbrücke im Gespräch, zumindest in der Berliner Zeitung. Demnach gibt es nun eine Chance, so heißt es vage. Verantwortliche der Stadt und Bürger beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Es geht um eine logische Verbindungen im Stadtgefüge, ein Verbindung über die Spree für Radfahrer und Fußgänger sowie einen Ort zum Verweilen. Auch Paul Spies, neuer Direktor des Stadtmuseums Berlin, sieht die Idee positiv.


    Etwas konkretes (Kosten/Zeitrahmen) bietet der Artikel aber nicht.

  • Ich plädiere dafür sich an Ästhetik und gegenwärtigen bzw. zukünftigen Bedarf der Stadtbevölkerung zu orientieren.


    Und was bitte ist darunter zuverstehen? Das hört sich recht abstrakt an und ich kann mir jetzt nicht vorstellen wie nach dieser Maßgabe bzw. ein viergeschossiges Wohnhaus oder eine neue Waisenbrücke aussehen könnte.

  • ^Diese Aussage von mir stand ja auch gar nicht im Zusammenhang mit der Waisenbrücke oder der Gestaltung eines viergeschossigen Wohnhauses. Es ging um den Verlauf und die Gestaltung der Grunerstraße und des Mühlendamms. Die Littenstraße und Waisenbrücke wären davon gar nicht betroffen.


    Zur Erklärung, was ich in diesem Sinne unter Bedarf der gegenwärtigen und zukünftigen Bevölkerung verstehe:


    Der Straßenzug Grunerstraße-Mühlendamm gehört heute zu der wichtigsten Verbindung der beiden stadtweit bedeutenden Plätze Alexanderplatz und Potsdamer Platz (inklusive der ebenfalls bedeutenden Friedrichstraße, die gekreuzt wird). Der Hauptverkehrsfluss ergibt sich also in diesem Bereich zwischen diesen beiden Plätzen (und darüber hinaus). Folglich besteht der Bedarf der gegenwärtigen Bevölkerung darin, eine effiziente Verbindung zwischen diesen beiden Plätzen zu haben.


    Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, das gilt sowohl, wenn man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Auto unterwegs ist. Um dem Bedarf gerecht zu werden, wäre folglich eine (möglichst) geradlinige Verbindung, wie sie mit dem jetzigen Verlauf der Straßen nahezu (bis auf eine leicht geschwungene Kurve im Bereich des Spittelmarktes) gegeben ist, die sinnvollste Lösung. Deshalb plädierte ich dafür diesen Straßenverlauf nicht zu verändern und unnötigerweise mit zusätzlichen Kurven und Kreuzungen zu versehen.


    In der Vergangenheit gab es offensichtlich einen anderen Bedarf, damals war offensichtlich eine Verbindung zwischen Alexanderplatz und Nikolaiviertel wichtiger, weshalb der historische Straßenverlauf folglich geradlinig zwischen diesen beiden Punkten verlaufen ist. Dies ist aber heute nicht mehr der Fall.


    Zur Ästhetik, an der man sich meiner Meinung nach orientieren sollte: Das derzeitige autobahnähnliche Erscheinungsbild inklusive der ausgefransten Straßenränder mit überdmensionalen Parkplatzflächen ist ein ästhetisches Disaster. Deshalb Sollte man den Straßenraum einengen, ihn mit einer Blockrandbebauung versehen (entlang des heutigen Straßenverlaufs) und den Straßenraum nach ästhetischen Gesichtspunkten gestalten (z.B. mit Alleebäumen, ansprechender Stadtmöblierung etc.). Dies alles ist aber eben auch ohne eine Verschwenkung des Straßenverlaufs möglich. Die Randbebauung der Straße kann dann meinetwegen auch gerne aus viergeschossigen Wohnhäusern bestehen.


    War das jetzt weniger abstrakt und konkret genug?


    Aber nochmal: Mit der Waisenbrücke, die soweit ich weiß zwischen Littenstraße und Wallstraße verlaufen ist (korrigiert mich bitte, wenn ich mich irre) hat das nüscht zu tun. Einen Wiederaufbau der Waisenbrücke würde ich begrüßen.

  • Bei allem Respekt - eine quasi aus Bösartigkeit und bewusster Ablehnung des historischen ( preußischen ) Berlins durch die - wenn auch erheblich kriegszerstörte - kleinteilige strukturierte Keimzelle der Stadt geschlagene monströse Verkehrsschneise deshalb behalten zu wollen, damit man mit dem Auto bequem quasi von einer Mall zur nächsten fahren kann ich nicht respektieren geschweige denn akzeptieren.


    Diese Schneise zerstört in unfassbarer Weise die Stadtstruktur an einem Ort, der Berlin einmal ausmachte und eine Beibehaltung des Verlaufs mag zwar Autos ggf etwas schneller voran kommen lassen, macht jedoch eine Neugliederung und Wiederherstellung eines urbanen Stadtquartiers schon aufgrund der dann teils kaum oder nur schwer vermarktbaren Zuschnitte der Grundstücke erheblich schwieriger.


    Es geht ja darum urbanen Stadtraum wiederzugewinnen und Lebensqualität an dieser Stelle zu schaffen was an einer Stadtautobahn kaum möglich ist !


    Überall in Deutschland und Europa geht man dazu über den Individualverkehr zu begrenzen und solche Schneisen zurückzubauen. Daher ist eine Rückführung bzw Annäherung an den historischen Verlauf und damit Verschwenkung unerlässlich um z.B. die Durchschnittsgeschwindigkeit herabzusetzen und Lärm zu reduzieren.


    Selbst wenn man die breite reduziert und Bäume pflanzt - wer würde sich denn bitte an eine solche Schneise setzen wo die Autos nach wie vor ungehindert durchrasen können ?


    Die Stadtquartiere dort lassen sich nur bei einem Um- und Rückbau im geplanten Maße in einer Weise annähernd wiederherstellen, dass dort auch Wohnen Arbeiten und z.B. kleinteiliger Einzelhandel Bars Restaurant wieder etablieren lassen.

  • ^Hast Du meinen Beitrag überhaupt vollständig gelesen? (am besten liest Du bevor Du drauf los kritisierst auch noch die Diskussion auf den vorangegangen Seiten, ich bin nämlich dazu gezwungen, mich immer wieder zu wiederholen, weil immer wieder jemand Neues meinen letzten Beitrag nicht versteht, ohne sich mit der vorangegangenen Diskussion vertraut zu machen).


    Ich habe nirgends etwas davon geschrieben, dass ich die autobahnähnliche, monströse Verkehrsschneise erhalten will.


    Ganz im Gegenteil: Ich plädierte mehrfach (!) für eine Rückbauung des Verkehrsraums, einer Einengung des Straßenraums und einer Reduzierung der Straßenbreite!


    Einzig und allein den Straßenverlauf (!!!! nicht die Breite, nicht den Raum für motorisierten Individualverkehr, nicht die Parkplatzflächen!) möchte ich erhalten. Was ist denn daran so schwierig zu verstehen?


    Alle Effekte, die Du erreichen willst (Rückbau, Reduzierung des Raums für den motorisierten Individualverkehr, Urbanität etc.), lassen sich auch entlang des heutigen Straßenverlaufs erreichen. Für urbanen Stadtraum und Lebensqualität macht es doch überhaupt keinen Unterschied ob eine Straße von Ost nach West oder von Nordost nach Südwest verläuft.


    Eine Verschwenkung des Straßenverlaufs hätte ganz im Gegenteil eher negativen Einfluss auf den Verkehrsfluss und damit die Lebensqualität und Lärmbelastung (Rückstau, anfahrende und bremsende Autos etc.), da man plant, zwei zusätzliche (!) Kreuzungen samt Ampelanlagen zu errichten.


    Nimm doch mal als Beispiel die Friedrichstraße: Eine schnurgerade verlaufende Straße. Dennoch kann man hier wohl nicht von einem autobahnähnlichen Erscheinungsbild sprechen, da der Raum für den Straßenverkehr das nicht hergibt. Entlang der Friedrichstraße haben sich viele Läden, Geschäfte etc angesiedelt und sie wirkt sehr urban. Es geht auch eine Nummer kleiner: Oranienstraße in Kreuzberg: schnurgerader Straßenverlauf mit einer Vielzahl von Bars, Restaurants und Urbanität pur. Die Liste lässt sich ewig fortführen (Oranienburger, Kastanienallee, Simon-Dach-Straße, Kurfürstendamm). Also: es ist auch bei einem geraden Straßenverlauf möglich, all diese Effekte zu erreichen (es kommt dabei nämlich gar nicht auf den Straßenverlauf an, sondern auf die Gestaltung und die Dimensionen!), dafür ist keine Verschwenkung notwendig. Es gibt unzählige weitere Beispiele an Straßen, die einen geradlinigen Verlauf haben und dennoch nicht wie eine Autobahn wirken, sondern sehr urban sind.


    Im Übrigen geht es nicht darum, von einer Mall die nächste zu erreichen. Es geht um vorhandene Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren (neben Einkaufsmöglichkeiten auch Ballung von Arbeitsplätzen, auch über Potsdamer Platz und Alexanderplatz hinaus) innerhalb der Stadt. Diese sind in der 3,5 Millionenstadt von 2016 nun mal andere als sie es zum Zeitpunkt der Anlage des historischen Straßenverlaufs waren, als berlin ausschließlich aus dem heutigen Mitte bestand.

    6 Mal editiert, zuletzt von mescha ()

  • Zum einen hast du dann meinen Beitrag wohl nicht gelesen, da ich mich eindeutig darauf beziehe, dass der geradlinige von dir geforderte jetzige Verlauf eben NICHT in Einklang zu bringen ist mit dem Ziel der Rückgewinnung des Stadtquartiers und nenne sogar sich auf deine Argumentation beziehende stichhaltige Gründe ( Zuschnitt er Grundstücke ) und zum anderen bist du derjenige der hier gleich polemisch unterstellt ich hätte nichts gelesen.


    Wie gesagt wenn du meinen Beitrag richtig liest dann erkennst du klar das ich GEGEN deinen gewünschten VERLAUF argumentiere und dies mit dem Rückbau verknüpfe. Ich nenne ganz klar Argumente wie Verringerung der Geschwindigkeit des Verkehrsflusses etc - was du aber völlig ignorierst - und dich sofort darüber hermachst ich würde dir die BEIBEHALTUNG der Schneise unterstellen - was ich aber mit nicht EINER SILBE getan habe !!!! Wer lesen kann ist klar im Vorteil !!!


    Ich beziehe mich ganz klar auf den VERLAUF und verknüpfe das natürlich mit dem von dir auch geforerten Rückbau - und stelle im Gegensatz aber zu dir dar, dass das Ziel nur MIT einer Verschwenkung und Annäherung an den historischen Stadtgrundriss zu erreichen ist.


    Wenn ich deiner Meinung nach deinen und vorhergehende Beiträge nicht gelesen habe - wieso gehst du dann nicht auf meine Argumentation bzgl der Grundstückszuschnitte bei Beibehalttung des Verlaufs ein????


    Schon komisch . . .


    Zum anderen kann man die Friedrichstrasse nicht als direkten Vergleich heranziehen, weil diese zum einen diesen zentrenverbindenden Charakter nicht hat und niemals auch nur annähernd diese Breite haben wird wie die Grunerstrasse selbst nach ihrem Rückbau haben wird !!! Das Argument das auch die Friedrichstraße schnurgerade verläuft und trotzdem urban ist möchte ich daher allenfalls mit einem Schmunzeln kommentieren wenn schon Geradlinigkeit als Argument dafür herhalten muss eine brachial geschlagene Schneise beizubehalten . . *lol*


    Die Friedrichstrasse war schon immer eher eine Einkaufs- und Flaniermeile mit erheblich anderen Schwerpunkten und ganz anderem Querschnitt wie die jetzige Grunerstraße.


    Zudem geht es dir im Kern immer darum flüssig mit dem Auto durch die Stadt zu kommen - es kann aber nicht Sinn einer lebenswerten Stadt sein bequem mit dem Auto flott auf gerader Linie durchzufahren. Auch hier wiederhole ich mich und auch hier gehst du nicht darauf ein, sondern wiederholst nur dass man schnell zwischen zwei Geschäftszentren fahren können muss.


    Die autogerechte Stadt ist ein Ziel der 60er Jahre - weshalb in Berlin der ÖPNV ausgebaut und dort ja auch eine Straßenbahn projektiert ist !


    Ich schlage daher dir an die eigene Nase zu fassen und die Beiträge richtig zu lesen bevor du auf andere losgehst . . giftige Antworten zu verfassen vermag ich auch ! ;_)


    Was damit nun sein Ende gefunden hat und nicht weiter ausgeführt werden muss - zumal diese Diskussion ja hier auch schon lange vor einer Zeit hier geführt wurde ! ;)



    q.e.d.

  • Wie gesagt, ich möchte jetzt nicht alle meine Argumente wiederholen, die ich schon ein paar Seiten zuvor angebracht habe. Und ich will auch niemandem irgendetwas polemisch unterstellen. Nur nochmal eine Zusammenfassung: Ausgangspunkt der Diskussion war, dass die Befürworter des historischen Stadtgrundrisses argumentiert haben, dass nur durch die Verschwenkung der Straße der Autobahn-Charakter des Straßenzugs beseitigt werden kann.


    Das ist meiner Meinung nach falsch, weill man diesen städtebaulichen Missstand auch ohne eine Verschwenkung beseitigen könnte (was ich in mehreren Posts mit Argumenten unterlegt habe). Wenn man unbedingt eine Verschwenkung will und keine andere Lösung zum historischen Stadtgrundriss hinnehmen will, ist das völlig legitim, dann sollte man aber auch entsprechend argumentieren und es nicht als einzige Lösung um den Verkehrsraum zu reduzieren darstellen.


    Ich bin gegen die Verschwenkung, aus mehreren bereits genannten Gründen. Verkürzt: zusätzliche Kreuzungen die zu zusätzlichen Staus und Verkehrsbelastungen (inklusive Lärmbelastung) führen, künstliche Umleitung der natürlichen Verkehrsströme (egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer) innerhalb der heute vorhandenen Stadt und ihrer Bevölkerungsschwerpunkte und Geschäftszentren, und vor allem die Lenkung des Hauptverkehrs aus Richtung Westen direkt in die Spandauer Straße (zusammen mit dem Rathausforum und der Karl-Liebknecht-Straße ein wichtiger Stadtraum, der eher von den Verkehrsströmen entlastet anstatt zusätzlich belastet werden sollte).


    Und nun zum Thema autogerechte Stadt wie in den 60er Jahren: Ich habe selbst überhaupt kein Auto, ich halte die autogerechte Stadt für eine der größten städtebaulischen Sünden, die unsere Städte im letzten Jahrhundert in großem Ausmaß verunstaltet haben. Deshalb bin ich nahezu überall für einen Rückbau von autobahnähnlichen innerstädtischen Straßenschneisen. Allerdings geht es mir dabei um die Dimensionen des Straßenraums, das Verhältnis zwischen Raum für MIV, Fahrradfahrer und Fußgänger, Gestaltung des öffentlichen Raums etc. und nicht um die Richtung eines Verkehrswegs oder einen Straßenverlauf.


    Auch ich als Fahrradfahrer befürworte hier den geradlinigen Verlauf, da ich (obwohl ich nicht gerne in Malls einkaufe) die Verbindung zwischen Alex und Potsdamer Platz als für die Stadtbewohner wichtiger bewerte als der Weg ins touristische Nikolaiviertel. Auch für Fahrradfahrer ist der jetzige Verlauf (nicht die Dimension!) der Straße vorteilhafter. Mehrmaliges Links- und Rechtsabbiegen an vielbefahrenen (zusätzlich und mutwillig herbeigeführten) Straßenkreuzungen ist auch für Fahrradfahrer kein Spaß und zum Teil auch gefährlich.


    Der Straßenverlauf alleine ist nicht autogerecht, sondern die Dimension. Der Straßenzug Unter den Linden/ Lustgarten, wenige hundert Meter weiter nördlich, hat z.B. einen fast identischen Straßenverlauf. Ist das autogerechte Stadtplanung der 60er? Nein, das ist barocke Stadtplanung, Jahrhunderte alt, niemand stellt diesen Verlauf dort in Frage.


    Zum Zuschnitt der Grundstücke: Der größte Teil der Freiflächen entlang der Grunerstraße ist unbebaut - öffentliche Verkehrsflächen. Bei einer zukünftigen Bebauung ließen sich die neuentstehenden Grundstücke auch entlang des heutigen Verlaufs zuschneiden.


    Man kann gerne den historischen Verlauf befürworten (er ist aber nicht die einzige Möglichkeit um den MIV zurückzudrängen). Ich bin anderer Meinung. Meiner Meinung nach muss man nicht überall den historischen Stadtgrundriss ohne ihn zu hinterfragen, um jeden Preis wiederherstellen. Vor allem hier nicht, wo meiner Meinung nach der heutige Verlauf viel eher die Realität der heutigen Stadt widerspiegelt. Aber das ist nur eine Meinung.


    Jetzt kann die Diskussion meinetwegen gerne wieder zur Waisenbrücke zurückkehren, die Konstantin aus irgendeinem Grund mit meiner Argumentation zur Grunerstraße in Verbindung gebracht hat, auch wenn ich mich mit keinem Wort auf diese Brücke bezogen habe.

    3 Mal editiert, zuletzt von mescha ()

  • ... bin ganz klar gegen jede Verschmählerung / Verschwenkung / "Verkehrsberuhigung" der Gruner / Gertraudenstraße. Das ist die wichtigste Ost-West Verbindung innerhalb der gesamten Stadt und viel mehr als eine Verbindung zwischen Alex und PP. An der verschmählerten Leipziger Straße westlich der Friedrichstraße kann man sehen, was eine Verkleinerung des Straßenraumes bewirkt. Verschlechterung des Straßenbildes, Lärm und Abgasprobleme, Stau, visuelle Trostlosigkeit. Niemand würde auf die Idee kommen die Av. 9.de Mayo in Buenos Aires oder die Paseo de la Reforma in Mexiko-Stadt zu verkleinern, um historische Stadtgrundrisse wieder zur Geltung zu bringen.

  • ^als visuell trostlos würde ich den heutigen Zustand der Grunerstraße allerdings auch beschreiben. Und zwar sehr trostlos. Aber das ließe sich wie bereits geschrieben auch ohne Verschwenkung beheben (und meiner Meinung nach unbedingst auch in Verbindung mit einer Verschmälerung des Straßenraums).

  • Da wir ja eh schon den "Flaschenhals" an der Leipziger Straße nach der Einmündung Charlottenstraße haben, bringt auch die vielspurige "Autobahn" von Richtung Alex her für den Verkehrsfluss nichts.


    Also dort verschmälern und bebauen, wo es machbar und sinnvoll ist.


    Wenn man allerdings eine Bebauung zwischen Spandauer Straße und Littenstraße möchte, dann ist eine Verschwenkung vor dem roten Rathaus unumgänglich.


    Und bei allen Bedenken: Falls es so kommt, wird es auch funktionieren. Das hat doch die Schließung des Brandenburger Tores bewiesen. Erst wurde das absolute Verkehrschaos beschrieen, und jetzt würde sich niemand mehr die Öffnung für den motorisierten Verkehr wünschen.

  • Wenn man allerdings eine Bebauung zwischen Spandauer Straße und Littenstraße möchte, dann ist eine Verschwenkung vor dem roten Rathaus unumgänglich.


    Warum ist diese Verschwenkung unumgänglich? Das leuchtet mir nicht ein, ich halte diese Aussage für falsch. Eine Bebauung ist auch ohne Verschwenkung möglich.


    Hier mal eine (schnelle und nicht sonderlich akurate) Skizze. Die blauen Flächen wären die zu bebauenden Flächen bei einer Verschmälerung des Straßenquerschnitts der Grunerstraße ohne Verschwenkung des Straßenverlaufs:



    Quelle: Google Earth

  • Warum ist diese Verschwenkung unumgänglich? ....


    Ich hätte vor unumgänglich "meiner Meinung nach" ergänzen sollen.


    Möglich ist natürlich Vieles. Aber es würden bei einer Verschwenkung "sinnvollere" Baukörper entstehen. Außerdem wäre dann vor der "Hinterseite" des Roten Rathauses etwas mehr Platz.


    Meiner Meinung nach, sollte an dieser Stelle auf jeden Fall gebaut werden. Ich fände die Verschwenkung besser, könnte aber auch mit der Lösung von mescha leben, wenn es tatsächlich damit schneller voran ginge.