Opernquartier

  • Zitat von Booni

    Also die Alte Oper war ja kaum so schwer zerstört, dass ein Wiederaufbau teurer als der Neubau gewesen wäre. In meinen Augen hat man genau in der Wiederaufbauzeit den großen Fehler gemacht, nämlich den, dass man das alte Opernhaus abgerissen hat für einen damals modernen Neubau. Die alte Oper war historistisch, einem zeitlosen Baustil der zwar auf alt macht, aber im Prinzip fast immer ästhetisch und begeisternd wirkt und ihn damit niemals unpassend werdend lässt.
    Dagegen ist die Riphahn-Oper nach damaligen Maßstäben der Moderne gebaut, kühl und sachlich und in meinen Augen heute total langweilig und öde. Auch der Zuschauerraum und das Foyer mögen vielleicht architektonisch genial gestaltet sein, sind aber so einladend wie ein Klassenraum.


    Wusstet Ihr eigentlich warum die alte Oper damals abgerissen wurde? Damals war man der Meinung die Oper wäre völlig veraltet und unzeitgemäß. Wenn müsste man schon was ganz anderes, in dem Fall moderneres haben. Auf jeden Fall was Schönes.
    Noch mal den gleichen Fehler?
    Die alte Oper wiederaufbauen fände ich persönlich auch eine schöne Idee; unter dem Motto Fehler wieder gut machen. Allerdings wird der gute Herr Tamm (Geschäftsführer Crowne Plaza) den Platz nicht hergeben wollen. Und den Vorschlag mit der Oper zu tauschen hat er abgelehnt.


    Ob einfach "mit mehr Glas" hilft? Die Vision unserer Zeit Glas, Transparenz und das über möglichst viel Fläche! Wie viel Bauten dieser Art gibt es denn mittlerweile? Wie werden die Leute in 50 Jahren denn wohl darüber denken?
    Wird damit wirklich Identität geschaffen und Wohlgefühl? Ich bin ja durchaus auch der Meinung, an die Oper muss man mutig ran gehen. Abreißen ist feige.


    Welche Funktion hat die Oper in Köln? Schön sein? Die Oper und auch der Platz sollten ein Magnet sein und ein Wohlgefühl sein.


    Frage für Mutige: Wie kann man dass trotz oder genau mit dieser Oper schaffen?


    Und noch ein bisschen Öl ins Feuer, oder etwa nicht? ;) :
    Alte Oper
    http://www.bildindex.de/bilder/MI01227d01b.jpg
    Innenraum
    http://www.bildindex.de/bilder/MI01227d13b.jpg
    Detail der Front
    http://www.bildindex.de/bilder/MI01227d07b.jpg


    Oper Köln (Riphahn)
    http://www.bildindex.de/bilder/MI11658c12b.jpg
    http://www.bildindex.de/bilder/MI01227e06b.jpg
    Innenraum
    http://www.bildindex.de/bilder/MI01228a07b.jpg


    momentan der letzte Schrei, das modernste des Modernen: POSTSTRUKTURALISMUS
    http://www.hadler.de/Berlin/Juedisches-Museum-Berlin.jpg

  • Die Frage ist nur: Was ist besser? Neubau oder Totalsanierung? Das Ding soll ja schließlich nicht sowas wie die Preussag-Arena in Hannover werden, sondern schon was für sich haben. Wie man das hinkriegen soll, kann ich auf die Schnelle jetzt auch nicht sagen.

  • Man kann aus der jetzigen Oper schon was zaubern. Die Form eines alten Dampfers hat sie ja schon. Ein bisschen Glas und Stahl und eine gute Beleuchtung in der Nacht. Und klar, der Opernvorplatz muss Kommunikationsort werden mit Bänken, Brunnen und Blumen. :daumen:

  • Zitat von dorndevelopment

    Allerdings wird der gute Herr Tamm (Geschäftsführer Crowne Plaza) den Platz nicht hergeben wollen. Und den Vorschlag mit der Oper zu tauschen hat er abgelehnt.


    Wieso weiß man das? Gab es doch schon ernsthafte Überlegungen, die alte Oper zu rekonstruieren?
    Abgesehen davon versteh ich den guten Herrn Tamm nicht. Das Crowne Plaza ist ein selten häßlicher Bau (okay, in Köln nicht ganz so selten) und für ein Hotel wäre ein Innerstädtischer Standort doch nicht unbedingt schlecht, oder? Abgesehen davon wird das Hotel auf kurz oder lang eh abgerissen weil es schlichtweg zu häßlich ist....


    Poststrukturalismus hab ich noch nie gehört, dachte immer der Libeskind-Bau wäre typisch für den Dekonstruktivismus, den ich für innerstädtische Bauten allerdings absolut falsch halte. Das neue BMW-Werk in Leipzig von Zaha Hadid ist z.B. etwas anderes, aber mich spricht es auch nicht an.

  • Da war ich doch ein bisschen zu schnell auf dem Antworten-Button.


    Also, ich habe mir selber die Bilder noch mal angeschaut. Die Photos von Riphahns Oper aus der Zeit damals finde ich ziemlich monumental. Wirkt fast schon wie ein ägyptischer Tempel. Ich meine alles was man verkommen lässt sieht hässlich aus. Noch dazu wenn man es total zu baut. Ich glaube wirklich: Das Problem ist nicht die Oper sondern, alles Drumherum.


    Ich glaube man müsste, den kompletten Platz neu gestalten. Was haltet Ihr von einer Art Schlüssel, die einem klar macht, was eigentlich das Tolle an der Oper ist?
    Ich denke da z.B. an einen Brunnen.
    http://www.pervan.de/u2/p15218.jpg
    Wie z.B der Brunnen vor dem Centre Pompidou. Einen der sich bewegt, wie eine Maschine. Eine Maschine die, wie auch immer :D, Träume produziert. Ich würde mir vorstellen, der Brunnen wäre begehbar und die Maschinen würden mit den Menschen interagieren (wie auch immer, einfach nur gesponnen). Das ganze wäre ein Heidenspaß und würde einem den Geist von der Oper sehr nahe bringen. Und da die Oper aus den Ruinen der Stadt entstanden ist, würde man an den Seiten noch Trümmerfrauen sehen die den Brunnen aus diesem Schutt aufbauen. So würde sich die komplette Tiefe der Oper über einen Brunnen erschließen.
    Vielleicht könnte man die Oper zusätzlich in "die träumende Oper von Köln" umtaufen? :confused:

  • Mit Sicherheit wäre die Oper viel interessanter und ansehlicher, wenn sie an einem schönem Platz und nicht so zugebaut wäre, wie es heute der Fall ist. Leider ist alles verkommen und von der Oper selbst wenig noch zu erkennen. Die Umgebung sieht noch viel schlimmer aus als die Oper selbst, zumindest von dem was man davon noch sehen kann. Eigentlich sieht man nur viel "Müll" drumherum. Da die Oper nun mal ein massiver Betonbau ist, soll die Umgebung ansehlicher gestaltet und die häßlichen Anbauten erntfernt werden, damit man wenigstens das "Imposante" daran wieder erkennt. Dadurch würde alles viel attraktiver, einzigartiger und interssanter erscheinen. Die Umgebung bzw. das Umfeld spiet eine sehr große Rolle.

  • Ne, bei dem Bau gibt es nichts mehr zu retten. Häßlich ist häßlich, da kann auch das schönste Umfeld nichts dran ändern.

  • ...Das Crowne Plaza ist ein selten häßlicher Bau (okay, in Köln nicht ganz so selten) und für ein Hotel wäre ein Innerstädtischer Standort doch nicht unbedingt schlecht, oder? Abgesehen davon wird das Hotel auf kurz oder lang eh abgerissen weil es schlichtweg zu häßlich ist....


    Das 1961/62 errichtete Bürogebäude - und in den 80ern zum Hotel umgebaute Gebäude - steht selbst unter Denkmalschutz! :D


    http://www.koelnarchitektur.de…/home/news_archiv/917.htm

  • Heute gibts ein wenig konkretere Informationen im Stadtanzeiger.
    Das Schauspielhaus soll weiter Richtung Nord-Süd-Fahrt gerückt werden und damit direkt an den Offenbachplatz, so daß dieser zum Vorplatz für Oper und Schauspielhaus wird.
    Ich glaube es ist auch ein Rückbau der Nord-Süd-Fahrt ins Auge gefasst, allerdings kein Tunnel mehr (weiß jemand was der aktuelle Stand ist?)
    Ich hätte mir zwar eher einen Opernneubau am Rhein gewünscht, aber es ist auch wichtig diesen zentralen Platz in der Innenstadt aufzuwerten. Dafür ist wiederum eine Sanierung mit Neubau des Schauspielhauses die beste Lösung.
    Ich denke, man wird die alte Riphahn-Oper auch wieder mehr schätzen, wenn sie und die Umgebung in neuem Glanz erstrahlt.


    http://www.ksta.de/html/artikel/1138712343091.shtml

  • Wär ja schön, wenn sich die FDP doch noch durchsetzen könnte und ein neues Opernensamble am Deutzer Rheinufer enstehen würde.


    Man wird ja noch träumen dürfen..... ;)

  • Die jetzt vorgestellten Planungen halte ich für richtig. Nämlich: Umfassende Sanierung des Opernhauses - und Neubau des Schauspielhauses an Stelle des jetzigen Restaurant-Pavillons. Dort, wo jetzt das Schauspielhaus steht sollen Werkstätten/Probebühnen und evtl. Räumlichkeiten für die Kinderoper entstehen (evtl. auch Fremdvermarktung dieses Areals, was ich bedauern würde).


    - Im Gegensatz zu offensichtlich vielen Usern dieses Forums gestehe ich dem Opernbau eine hohe architektonische Qualität zu: Die ästhetisch gelungene Gestaltung des Zuschauerraumes mit den einzeln – und versetzt - gehängten „Gondeln“ stellt eine Abkehr von bis dato in der Theaterarchitektur praktizierten durchgehenden Rängen dar und garantiert dem Besucher optimale Sicht bei guter Akustik auf allen Plätzen (habe selber schon in allen Bereichen gesessen).
    Der Eingangsbereich ist übersichtlich, funktional und räumlich gut strukturiert, die Garderoben sind großzügig ausgelegt. Die Foyers sind hell und licht – derzeit stört allerdings der Einbau des „Zeltes“ für die Kinderoper im großen Foyer sehr. Der durch die großen Glasfronten erzeugte Eindruck von Offenheit nach außen hin – wird durch die auf den Offenbachplatz hinausragenden Balkone noch verstärkt.
    Als besonders beindruckend empfinde ich die harmonische Anordnung und Führung der Auf- und Abgänge zwischen Parkett und Rängen im „Inneren“ des Gebäudes. Die rechts- und links liegenden Treppenhäuser sind funktional, aber hell durch die durchgehenden Glasfronten.


    Die äußere Erscheinung des Hauses ist einzigartig – weil unverwechselbar. Die unterschiedlichen Funktionsbereiche des Hauses sind von außen klar ablesbar. Eingansbereich, Zuschauerraum, Funktionsbereiche, Bühnenturm. Mit den Proportionen bin ich nicht ganz glücklich, es wirkt im Gesamten etwas zu massiv.


    - Das einige Jahre später erbaute Schauspielhaus reicht an die architektonische Qualität des Opernhauses nicht heran. Es erfüllt wohl auch nicht die aktuellen Ansprüche an einen Theaterbetrieb. Gut finde die Planung, die Zuschauerkapazität etwas zu verringern – und dafür eine Studiobühne mit einzuplanen, was zu mehr Flexibilität im Spielplan – und vermutlich höherer Auslastung führen könnte (entsprechende Qualität der Aufführungen vorausgesetzt).
    Den Plan, das neu zu bauende Schauspielhaus an Stelle des jetzigen Restaurant-Pavillons zu setzen bietet die große Chance, den Offenbachplatz architektonisch neu zu fassen – und entscheidend aufzuwerten.
    Ich hoffe, sollten die Planungen so weiterbetrieben werden, dass es wirklich zu einem internationalen Architektenwettbewerb kommt. Das neue Haus muss eine hohe architektonische Qualität aufweisen, soll das ganze Areal nachhaltig aufgewertet werden!


    - Bauten für Werkstätten, Probebühnen und evtl. die Kinderoper an Stelle des jetzigen Schauspielhauses wären absolut wünschenswert:
    Die Kinderoper ist wichtig und unterstützenswert, aber an der jetzigen Stelle absolut deplaziert, sie nimmt dem Opernfoyer die „Luft zum atmen“.
    Die Werkstätten sind heute zum Teil ausgelagert. Eine Konzentration vor Ort würde die Arbeit sicherlich erleichtern und effektiver machen. Zudem böte es die Gelegenheit, die Situation an der Krebsgasse (Bühneneingang) deutlich zu verbessern. Hier sieht es heute aus wie in einer Rumpelkammer (Ansammlungen von Bühnencontainer u.ä.)


    Ich fürchte jedoch, dass das Gelände, auf dem das Schauspielhaus jetzt steht, aus finanziellen Gründen vermarktet wird – und alle schönen Überlegungen für diesen Bereich Makulatur bleiben. Für den Fall, dass dort wider Erwarten doch Entsprechendes entstehen soll, sollten die Planungen hierfür in den Architektenwettbewerb für das neue Schauspielhaus mit einbezogen werden.



    Ich hoffe, das der Rat der Stadt die Planungen absegnet – und eine evtl. Umsetzung nicht auf die lange Bank schiebt.

  • Sehe ich genauso. Ich kenne die Oper zwar bisher nur von aussen, fand sie da aber schon einmalig. Sicher eines der beeindruckendsten Gebäude aus dieser Zeit. Würden all die lieblos und zweckmäßig erbauten Gebäude aus den 50ern nach und nach beseitigt werden, wäre die Allgemeinheit sicher etwas gnädiger mit dieser Architekturepoche.

  • Ich halte die Oper auch für qualitativ sehr hochwertig, aber dennoch auch für sehr "gewöhnungsbedürftig" . Ich hatte zunächst große Schwierigkeiten den Bau zu mögen. Aber gerade die Einzigartigkeit macht sie unbedingt erhaltenswert. Sie ist eben kein liebloser Standard-Nachkriegsbau. Und man darf nicht vergessen: Geschmack ändert sich.

  • Klasse Beitrag, Citysurfer - ich halte den Riphahn-Bau auch für absolut erhaltenswert und ein interessantes Stück Nachkriegsarchitektur. Das Schauspielhaus wirkte bis dato immer gedrungen und "drangeklatscht", mit der neuen Lage am Rande des Offenbachplatzes bekommt das ganze Areal eine riesige Chance, und das Schauspielhaus kann aus dem Schatten des massiven Opernbaus rücken.


    Saniert ist die Oper ein äußerst repräsentativer und tatsächlich individueller Bau, der Köln absolut bereichert. Im jetzigen Zustand ist das leider in Vergessenheit geraten.


    Zu guter Letzt bleibt mein Traum natürlich eine Reko der alten Oper, und Umfunktionierung des Riphahn-Baus zum Musical Dome. Aber gut, das ist wohl unwahrscheinlich.


    Fazit: gute Pläne, hoffentlich versaut das nicht schon wieder irgendjemand... :daumen:

  • Nach langer Zeit mal wieder hier gelesen. Und freue mich, dass es mehr Zustimmung für den Erhalt der Riphan Oper gibt. Kann man denn Genaueres auf irgendwelchen Internetseiten nachlesen, zwechs Planungen für die Sanierung, Platzneufassung und den Neubau?


    Gruß, ibuinn.

  • Die Initiative Haubrich-Forum hat in einer Beilage für die Kölner Stadtrevue namens "Zeitung 2006" die Oper architektonisch und kulturpolitisch diskutiert. Dabei gibt es auch einige - teils gewagte, teils interessante - Entwürfe für die Sanierung/Neugestaltung der Oper zu sehen. Zu finden als pdf-Datei auf:


    http://www.das-loch.net (in Anspielung auf das Bauloch am Neumarkt als Negativ-Beispiel für Kölner Stadtplanung und Kultur)


    Mein Favorit ist der Entwurf von Axel Linde auf Seite 18. Er erhält die Einzigartigkeit der Grundstruktur, und setzt sie in einen neuen Kontext. Bei den anderen Vorschlägen wäre die Diskussion um den Erhalt des Riphahn-Baus sinnlos, da das Gebäude völlig verschwindet. Aber ich glaube sowieso, dass die Entwürfe aus keinem offiziellen Wettbewerb stammen, sondern von der Initiative in Auftrag gegeben wurden.


    Jedenfalls ist die Diskussion in vollem Gange, und ich hoffe, dass man die Chance nutzt, ein einmaliges Gebäude in neues Licht zu rücken.


    Offizielle Statements seitens der Stadt über die Sanierung und den Umbau habe ich jetzt schon länger nicht gehört.