Quartier Möckernkiez (Kreuzberg | in Nutzung)

  • Möckernkiez [in Bau]

    Die Planungen für Berlins größtes Passivhaus-Projekt "Möckernkiez" gehen in die entscheidende Planphase.
    676 Genossenschaftsmitglieder wollen für 70 MEURO ein neues Stadtquartier mit etwa 400 Wohnungen im Passivhaus-Standard bauen (lassen). Der Architektenwettbewerb hierfür ist mittlerweile abgeschlossen und mit der Entwurfsplanung für das Projekt wird nun begonnen.


    Es handelt sich hierbei um das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs an der Möckernstraße/Yorckstraße in Berlin-Kreuzberg.


    Das Projekt steht im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung welche nicht nur im technischen Sinne sondern auch unter soziokulturellen Aspekten verfolgt werden soll. Mehrgenerationenwohnen, barrierefreier Zugang und Autofreiheit sind dabei wesentliche Merkmale des neuen Viertels.


    Demokratisch läuft auch der Planungsprozess ab. Jeder Genosse kann sich aktiv an der Planung beteiligen. Aus dem abgeschlossenen Architektenwettbewerb wurden insgesamt 5 Büros ausgewählt die sich nun mit der Feinplanung beschäftigen werden (Baumschlager Eberle Berlin GmbH, Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH (städtebaulicher Entwurf für den Möckernkiez) Rolf Disch SolarArchitektur, roedig.schop Architekten GbR sowie Schulte-Frohlinde Architekten). Die Projektsteuerung wird von Drees & Sommer durchgeführt.


    Die weitere Planung sieht die Einreichung des Bauantrags für Herbst 2011 und den Beginn der Bauarbeiten für Frühjahr 2012 vor. Herbst 2013 soll schließlich alles fertig sein.


    Hier der städtebauliche Entwurf:



    Bildquelle: Möckernkiez eG


    Weiterführende Links:


    Möckernkiez eG
    Artikel Immozeitung
    Pressemitteilung Vivico

  • Endlich mal ein Projekt, was wirklich einen Weg in die Zukunft zu weisen verspricht...
    Schade daß so ein Projekt bisher hier kaum Resonanz gefunden hat, aber für viele hier scheinen ja neohistoristische Fassaden generell wichtiger zu sein als die Frage wie viel soziale Intelligenz ein Projekt aufweist.

  • Ich finde das Projekt vom Prinzip her interessant und richtig.
    Allerdings dürfte das mit der Autofreiheit problematisch werden. Nicht so sehr für das Areal selbst,sondern für die umliegenden Areale.Denn es wird gerade auf mittlere und längere Sicht gesehen,auch Mieter geben,die ein Auto besitzen und dies dann nicht in der Anlage abstellen können.Entweder man schafft Stellplätze ausserhalb der eigentlichen Anlage oder das Parkproblem wird in die Nachbarschaft ausgelagert.Selbst wenn alle Genossenschaftler autofrei sind,so bekommen sie doch Besuch,Behinderte bzw.Pflegebedürftige werden versorgt usw.
    Bin gespannt,was unsere lieben Autonomen und sonstige Gentrifizierungsgegner zu diesem Projekt hervorzubringen haben.

  • Nur teils teils interessant. An diesem Projekt haben mich vom ersten Moment an die langen Riegel erschreckt. War man sich mittlerweile (gerade unter progressiven Planern/Gestaltern) nicht einig, dass Gebäuderiegel Fußgängerfeindlich sind? Wegen ihrer Monotonie, die sich über weite Strecken ausdehnt und der gefühlten Unüberwindbarkeit für das Fußgängerleben.
    Noch letzte Woche habe ich eine Diskussion über diese Thematik verfolgt.

  • ^^ Der Riegel soll bestimmt eine bewusste Abtrennung zur Hauptstrasse bewirken. Die Fussgängerfreundlichkeit ist auf den Innenbereich beschränkt.


    Ich denke, das man sich früher oder später vom utopistischen Ballast trennen wird und das Projekt dann als das durchgeführt wird, was es ist - Wohnungsbau.
    Autofreiheit, sozial und interkulturell hören sich zwar erstmal gut an, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf sein Auto verzichtet oder dass man 'Problemfamilien' beherbergen wird.

  • Ich sehe es ähnlich, dass langfristig hier eher ein Problem entstehen wird. Zwar werden sich am Anfang die Pioniere (weil Eigenttümer und Planer) einfinden, aber schon in der zweiten Generation wird der Pragmatismus vorherrschen und die Autofreiheit verschwindet. Mann sollte sich hier nichts vormachen ;)
    Dabei bin ich gar nicht so pessimistisch.


    Zum Riegel: bewusste Abtrennung ist gut. Es gibt aber andere gestalterische Mittel als einen Riegel patzbumm hinzuklotzen. Will man die Fußgänger nicht auch draußen auf der Straße haben?

  • ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf sein Auto verzichtet oder dass man 'Problemfamilien' beherbergen wird


    Der Vorstellungskraft kann ich abhelfen - obwohl ich sehr wohl einen FS und ein Einkommen weit über dem Bundesdurchschnitt habe, ich verzichte auf mein Auto (allerdings als einziger im Team, in dem der Rest meist BMWs fährt, es gibt sogar einen Porsche). Wenn das ein Problem ist, dann nur für die Autoindustrie. Wenn ein Mieter doch ein Auto haben will, dann ist es doch sein Problem, einen Parkplatz zu finden. Nimmt kostendeckende Parkgebühren ein und schleppt illegal geparkte Fahrzeuge ab (wie in fast jeder Millionenstadt üblich), dann stehen zahlreiche Plätze bereit.


    In Berlin müsste man viel leichter ohne einen PKW auskommen als in den kleineren Städten des Rheinlands. Nicht ein BV ohne Parkplätze ist ungewöhnlich, sondern diese merkwürdig, die für jede Wohnung mindestens einen Parkplatz vorsehen und die Kosten umlegen. Die wahren Kosten eines TG-Stellplatzes liegen nämlich nicht bei den meist beim Wohnungskauf fälligen 10-15 Tsd. EUR - man muss einen Betrag pro qm knapp unter den Wohnungskosten nehmen (schlichtere Ausführung) und mit 30-40 qm multiplizieren (Stellplatz, Zufahrt, Fluchtweg usw.) Es müssten eher 50-100 Tsd. EUR sein. Würde man keinen Investor mehr zum Bau bestimmter Anzahl Stellplätze zwingen und den Parkplätze-Markt walten lassen, wären die meisten innenstädtischen Bauvorhaben - wie dieses - praktisch Stellplätze-frei.


    Die lieblose Baukörper-Ansammlung auf der Visualisierung im ersten Beitrag begeistert nicht so sehr. Besser, die Bauten gruppieren sich um ein paar klar ablesbare, niedlich wirkende Höfe. Einem vorbeigehenden Fußgänger sollte gestalterische Abwechslung angeboten werden.

  • Wenn ich mich nicht Irre handelt es sich bei dem Riegel um den alten Packhof (Google Street View) von dem auf der Projektseite die Rede ist. Dort möchte man die vorhergehende Nutzung ablesbar machen, kommt aber anscheinend nicht an einer zwei- bis dreigeschossigen Aufstockung vorbei. Bleibt eigentlich nur der Riegel zur Möckernstraße. Ich würde dem aber noch eine Chance geben, schließlich stehen die eigentlichen Entwürfe ja noch aus.


    Ansonsten wundert mich die Diskussion um Stellplätze, auf der Projektseite ist doch explizit von einer Quartiersgarage die Rede. Allerdings ist diese wohl noch nicht dimensioniert.


    Mich stören andere Tatsachen. Zum Beispiel soll es keine parkseitige Erschließung geben. An sich ist das nicht weiter schlimm, aber dann sollte meines Erachtens auch auf die lockere Bebauung zum Park hin verzichtet beziehungsweise diese geschlossen sein. Ausfransende Parkseiten, die am Ende aber gar nicht durchlässig sind leuchten mir in keinster Weise ein - zumindest wenn man so ein soziales Konzept verfolgt. Abgesehen davon bin ich generell kein Freund von Punkthäusern in der Stadt. Die letzte Stadtbauwelt hat mal wieder betont wie wichtig Oberflächenreduktion und Dichte im Hinblick auf "klimagerechte" Stadt ist, das muss man doch im Hinterkopf haben. Zudem bin ich mir noch nicht sicher was ich davon halten soll, dass Zur Yorckstraße nur Gewerbe und nach hinten nur Wohnen stattfinden soll. Verständlich einerseits, andererseits finde ich das Abkehren von Wohnraum zu den großen Straßen auch irgendwie bedenklich. Aber zu dem Thema sollte man vielleicht ein bisschen Aufmerksam auf Harald Bodenschatz' "Radikal Radial!"-Projekt richten.

  • Der Riegel zur Yorkstrasse,ist wie million bereits anmerkte,der alte Packhof.
    Hier ein Foto.



    Ich finde es gut,dass nicht immer im Blockrand gebaut wird.

  • Autofreiheit

    kleine persönliche (zugegebenermaßen etwas emotionale) Randbemerkung zum Aspekt der Autofreiheit, der hier manche zu Statements provoziert hat, die einen scheinbaren gesellschaftlichen Grundkonsenz offenbaren – nämlich die Anerkennung einer bedingungslosen Notwendigkeit einer individuellen, jederzeit verfügbaren Bewegungsfreiheit in Form eines Autos. Ich finde, dass sollte nicht widerspruchslos als pragmatische oder realistische Einstellung hingenommen werden. Sicher, es geht nicht um den Weltfrieden, und drängendere Probleme fallen mir auch ein, aber trotzdem - ich finde diese Grundeinstellung einfach zum K… ok – diskutabel. Man braucht in Berlin unter normalen Umständen kein Auto! Für die wenigen Situationen, in denen der Durchschnittsbürger ein Auto braucht gibt es Leihwagen oder Taxis. Das ist die gelebte Realität von hunderttausenden Menschen in der Stadt. Der einzige Grund für ein Auto ist Bequemlichkeit und das für den Preis von Umweltverschmutzung, Lärm, Lebensgefahr für Radfahrer und Fußgänger, blank liegende Nerven, Busverspätungen durch Staus und verstopfte Straßen, Unsummen, die in Straßen statt in öffentl. Nahverkehr investiert werden und und und! Dass Autofreiheit als in der Realität und auf lange Sicht nicht bestehende Spinnerei von Gutbürgern, Linken oder Ökofuzzies abgetan wird passt sicher in das allgemein akzeptierte Konzept von individueller Freiheit, aber ähnlich wie bei Rauchern/Nichtrauchern bedeutet die Freiheit des einen die Einschränkung des anderen. Dass mal was geplant wird, wo eben die Autofahrer die Eingeschränkten sind, ist doch mal ne Maßnahme. Ich frage mich, warum man das bisher noch nicht öfter getan hat. Ich finde wir Nichtautofahrer treten den Autofahrern bisher viel zu wenig selbstbewusst entgegen und nehmen deren Anspruchshaltung („in meiner ganz speziellen und einzigartigen Lebenssituation brauch ich ein Auto – wirklich, es geht nicht ohne, müsst mich ja sonst nach einem Fahrplan richten“) als selbstverständlich hin. Es ist aber nur eins – ignorant und egoistisch! Bevor sich hier einer an missverstandenen Äußerungen hochzieht: es geht nicht um die Verbannung des Autos aus der Stadt aber dass es solche autofreien Inseln gibt ist eine prima Idee. Überhaupt daran zu zweifeln, dass so etwas realisiert werden kann und auf Dauer Bestand hat, kann nur jemanden aus der Autofahrerparallelwelt einfallen. Dies gar als utopistischen Ballast abzutun ist eine Frechheit!

  • Ziemlich langweiliger Städtebau in Riegelbauweise. Die Klötzchen sehen ein wenig nach Großwohnanlage aus, das würde mich nicht reizen.


    Wenn ich mir die Liste der Architekturbüros anschaue, die in die engere Wahl der Realisierung kommen, wird's wahrscheinlich auch nicht großstädtischer. Aber sicher ökologisch korrekt.


    Wir werden ja sehen...

  • #10


    Sich über das für und wider des autofrei-Konzepts zu ereifern ist recht sinnlos.
    Man wird ja sehen, ob die Bewohner dauerhaft verzichten. Pragmatischerweise, kann und sollte bei solchen großen Projekten eine Tiefgarage etc. anbieten.

  • Nochmal, das Quartier (was im Prinzip nur ein Block ist) soll Autofrei sein, ansonsten gibt es dort eine sogenannte "Quartiersgarage". Niemand wird also gezwungen sein auf sein Auto zu verzichten. Im Übrigen fände ich Verkehr auf dem Grundstück ungefähr so, als würde jemand in meinem Hinterhof Auto fahren.
    Ansonsten Zustimmung zu Gast14Jan...

  • Zum Riegel/Packhof. Der Packhof bleibt zwar bestehen, aber wie ich sehe, wird die Dominante der Neubau. Wogegen nichts spricht. Im Gegenteil, ich finde diese Art der Überstülpung interessant, da man mit dem eher graumäuslichen Packhaus einen witzigen Effekt erzielt, indem man dann beim zeiten Hinsehen hinter dem Arkadengang diese "neogotische" Backsteinfassade erkennt, und sich eine Art museale, oder geheimniskrämerische Wirkung einstellt. Ein Euphemismus zwar, aber das Packhaus hat vermutlich nie so gut ausgesehen ;)


    Die drübergestülpte Dominante ist aber ein Riegel. Möglicherweise in Backstein, aber es ist ein langezogener, öder, serieller, bäh, Riegel. Ein Riegel zeichnet sich schön und elegant auf dem Reißbrett, weil sich Kleinteiligkeit oftmals gekünstelt und gewollt anfühlt, aber es gibt nur selten einen funktionalen Grund Riegel zu entwerfen. Selbst wenn man für Büros als Mieter entwirft. Selten haben Firmen (gerade in jener Ecke), mehr als zwanzig Mitarbeiter. Es gibt also selten praktischen Bedarf in die Breite, und somit Riegel zu bauen.
    Baut in die Höhe, Leute ;)

  • In die Höhe? Wie weit? Hochhäuser sind teurer in der Ausführung als niedrigere Bauten.


    In Berlin hatten 2005 49% der Haushalte keinen PKW. Eine Stellplatzverordnung, die die Mindestanzahl der Parkplätze festsetzen würde, gibt es in Berlin nicht mehr.


    => http://www.berliner-mietervere…/online/mm0305/030514.htm


    => http://de.wikipedia.org/wiki/Stellplatzverordnung


    Die anderen Länder bleiben noch bei der Reichsgaragenordnung aus dem Jahr 1939, mit der laut Wikipedia Hitler ausreichend Parkplätze für seine Volkswagen sichern wollte. In einer bundesweiten Umfrage 2004 gaben 37% der befragten, sie fänden eine Siedlung toll, in der nicht mittendrin geparkt wird, sondern außerhalb. In Berlin waren es bestimmt mehr Leute.


    Der Artikel des Mietervereins beschreibt das Pochen auf kostenlose Stellplätze, das auch hier eine Rolle spielen könnte. Eine Ärztin, die kostenlosen Parkplatz für ihren Porsche haben will, statt sich einfach eine Garage zu mieten. Irgendwann gewöhnen sich die Leute, dass nicht ein Umsonst-Parkplatz quasi zu jeder Wohnung gehört, sondern einer gemietet werden muss. Ob unter der eigenen Wohnung oder eine Straße weiter, das kann jeder für sich nach dem Preis entscheiden.

  • Ich denke auch, daß "autofreies Wohnen" doch jetzt schon von einer deutlichen Mehrheit der Haushalte innerhalb des S-Bahnrings praktiziert wird. Warum sollte man nicht auch bei einem Neubauvorhaben auf Autofreiheit setzen, zumal S/U Yorckstraße direkt nebenan liegt, der Metrobus vor der Tür hält und zur Not auch noch U Möckernbrücke zu Fuß/per Rad erreichbar ist.
    Langfristig stellt sich ohnehin die Frage unter welchen Umständen motorisierter Individualverkehr, zumindest mit Verbrennungsmotor innerhalb des S-Bahnrings überhaupt noch denkbar ist...

  • Es waren online ein paar Viasualisierungen zu dem Projekt zu finden. Irgendwie wird nirgends richtig was erklärt, aber es scheint sich um Ergebnisse des ersten Auswahlverfahrens zu handeln. Von den drei abgebildeten Büros sind offenbar nur noch die Baufrösche im Rennen.
    ...hoffentlich erzähl ich keine Quatsch, aber Bilder gucken macht ja immer Spaß...



    Author: Baumschlager Eberle



    Author: Baufrösche





    Author: Clarke und Kuhn