Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Man sollte mit der Verringerung der Grunerstraße nicht am Molkenmarkt enden, sondern bis zum Alexanderplatz weitermachen. Der nördliche Flügel des Landgerichtes Berlin wurde ja abgerissen für die Grunerstraße. Da könnte man eine kleine Grünfläche anbringen.


    Straßenverlauf früher: hier
    Straßenverlauf geplant: hier
    Landgericht heute: hier oder hier

  • Ich bin ja kein Fan von übermäßig viele Freiflächen oder Grünanlagen. Aber vor dem Stadthaus würde sich das wirklich anbieten. Manchmal fragt man sich ja wie die Senatsverwaltung ihre Entscheidungen fällt...

  • Die Entscheidung der Senatsverwaltung ist nur konsequent:
    Man hatte von Anfang an kalkuliert, daß der Rückbau des Straßenraums Grundstücke frei setzt, von deren Verkauf dann die neuen Straßen bezahlt werden können.
    Daher ist in den Planungen möglichst viel zu bebauende Fläche ausgewiesen.

  • Reinhard Rupsch:
    Allein finanzielle Aspekte sollten ja wohl nicht die Grundlage für Stadtplanung sein, sondern überwiegend ästhetische und funktionale.
    Sonst könnte man ja gleich den Tiergarten zur Bebauung freigeben, das wären bestimmt begehrte Baugrundstücke die viel Geld in die Stadtkasse spülen würden ;)

  • Schnell gesagt mescha, allerdings ist der Großteil der Gründerzeit-Quartiere aus finanziellen Interessen entstanden und es sind ganz nette Ecken dabei rausgekommen. Am Molkenmarkt ist doch nicht Ästhetik oder Funktion, sondern der Wille einen geschichtlichen Bezug zur Berliner Innenstadt aufzubauen der Vorherrschende Ansatz.


    Im übrigen hat Reinhard Rupsch recht, der Gewinn aus den Grundstücksverkäufen war von der Stadt von Beginn an einberechnet.

  • million:
    Ich schrieb ja auch, dass nicht allein finanzielle Aspekte die Grundlage für Stadtplanung sein sollten, dass sie ein Teilaspekt sind, ist ja klar. Aber eben nicht ausschließlich. Auch bei den Gründerzeitquartieren haben nicht nur finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt, sondern auch Funktion und Ästhetik. Funktion in der Form, dass eine hohe Dichte an Wohnungen für die schnell wachsende Stadtbevölkerung von Nöten war. Und wenn Ästhetik damals überhaupt keine Rolle gepielt hätte, hätte man wohl auch auf die ganze Ornamentik verzichtet. Selbst zur Gründerzeit wäre es wohl billiger gewesen glatte Backstein- oder Putzfassaden zu bauen ohne Schmuck und Stuck, auch die hohen Räume in Gründerzeithäusern wären aus rein finanziellen Gesichtspunkten unsinnig.
    Im übrigen finde ich, dass "der Wille einen geschichtlichen Bezug zur Berliner Innenstadt aufzubauen" auch ein ästhetischer Ansatz ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von mescha ()

  • Naja, Bato, das klingt ja so als würde die Rückbesinnung auf die Berliner Altstadt und ihre Grunstücksparzellen bzw. Straßenzüge gleichbedeutend sein mit einer Renaissance des Stuck.
    Da ist jedoch keinerlei zwingender Zusammenhang.
    Stimmann plädiert übrigens dafür, daß auf den Parzellen jeder so bauen darf wie er will. Nur die Höhe soll begrenzt werden.


    Zur Altbausubstanz möchte ich noch anmerken, daß mancher Gründerzeitbau in seiner Grundsubstanz (ohne Stuck) die letzten 100 Jahre besser überstanden hat als viele Gebäude aus den 60er, 70er und 80er Jahren.
    Das gilt für die Ost- wie für die West-Moderne.

  • ^^ Reinhard hat das richtig zusammengefasst!


    Die Idee wird auf etwas ähnliches wie bei den Townhouses bzw. dem Potsdamer Platz hinauslaufen. Eine Bebauung, die sich an die historisch gewachsenen Strukturen anlehnt, aber Spielraum bzgl. der Gestaltung den Architekten lässt.

  • Reinhard Rupsch


    Die Verlinkung von AeGs Beitrag diente lediglich dazu zu verhindern, dass hier mal wieder völlig unreflektiert eine Grundsatzdebatte ala "früher war eh alles besser und die Moderne habe versagt" losgetreten wird.

  • ^^ Diese Grundsatzdebatte wird aber auch genauso gern von den Gegener dieser Bauweise an jeder Stelle vermutet, nicht wahr ;)


    So weit war die Diskussion noch lange nicht, es ging erstmal nur um Grundrisse!

  • million:
    ...dass "der Wille einen geschichtlichen Bezug zur Berliner Innenstadt aufzubauen" auch ein ästhetischer Ansatz ist.


    Auch, ja.
    Aber der Hauptgrund ist das langfristige Geschichtsbewußtsein.
    Straßen, Wege, Plätze und Parzellen spiegeln den Geist, den Ursprung einer jeden Stadt wider.
    Dies erneut erkennbar zu machen und nach der Geschichtslosigkeit der letzten 80 Jahre ( sie begann bereits mit Planungen zum Ende der 20er Jahre! ) wieder den historischen Faden aufzunehmen ist ein lohnendes Ziel.
    Dazu braucht niemand wieder in Pferdebahnen umzusteigen oder Kaisers Geburtstag zu feiern. ;)

  • Danke für den hilfreichen Einwurf Kent ;)


    Man kann sich gern an derlei Scharmützel aufhalten...man kann es aber auch lassen. Also zurück zum Thema.

  • Gender gerechte Planungsziele
    Gender spezifische Evaluation
    Genderbelange
    Gendersicht
    Gender blinde Beteiligungsmethoden
    Genderkompetenz
    Was ist denn das bitte für ein Neusprech Unfug?


    Und was mir bei den Visualisierungen immer wieder auffällt: Können heutige Architekten keine Dächer mehr entwerfen, oder ist diese durchgängige Klötzchenoptik nur eine vereinfachte Darstellung? Wohin man schaut planerischer Minimalismus pur.

  • Also ansich gefaellt mir der Bebauungsplan / Masterplan. Die Struktur des Quartiers ist kleinteilig und scheint den Anspruch zu haben, divers zu werden.


    Die fehlenden Daecher werden wohl hoffentlich der Faulheit des ausfuehrenden Grafikers geschuldet sein.

  • Mir gefällt der Plan auch sehr gut. Die Mischung aus Kern- und allgemeinen Wohngebieten halte ich für diese Lage für sinnvoll. Auch die Integrierung der Schule zum grauen Kloster gefällt mir außerordentlich. Ich bin gespannt, wie sich die vier- bis sechsgeschossige Bebauung machen wird. Alt-Stadt-Flair wird da kaum aufkommen, aber das ist vielleicht auch nicht beabsichtigt.
    Ich frage mich noch: Was soll das am Jüdenhof werden? Eine Passage? Wenn das mal nicht in die Hose geht...


    Ansonsten die grauen Dächer. Ja, bei dem ganzen gerede um Nachhaltigkeit wäre es doch gar nicht verschroben einfach alle Dächer grün zu zeichnen, oder? Könnte man das nciht sogar im B-Plan festsetzen, eine Pflicht auf Dachbegrünung?!

  • Hm mich persönlich überzeugt es absolut nicht was da geplant wird.
    Meinem Eindruck nach hat sich die berliner Architektur seit "Bauhaus" - also inzwischen einem Jahrhundert - nicht mehr weiterentwickelt.


    Vor allem finde ich es, neutral gesagt, sehr paradox zum einen eine historische Kubatur bzw. historische Grundriße und Straßenführungen "nachahmen" zu wollen aber diesen Raum dann mit ahistorischen Klötzen aufzufüllen. Und natürlich mit Flachdach, weil die bautechnische Praxis der letzten Jahrzehnte offensichtlich noch nicht genug bewiesen hat dass in gemäßigten Breiten Flachdächer auf Dauer nicht dicht zu bekommen sind und unsere Vorfahren nicht umsonst seit Jahrtausenden Satteldächer verwendet haben - gleich wie sich auch die restliche Architektur über die Jahrhunderte verändert haben mag. :Nieder:


    Wirklich moderne und zeitgemäße Architektur würde meiner Meinung nach mehr nachwachsende Rohstoffe wie Holz benutzen, würde im Gegenzug auf Glasfronten - die ein energetischer Albtraum sind - verzichten und sich wieder auf traditionelle Bauformen besinnen. Nicht nur Themen wie Witterungsbeständigkeit, und eben keine Flachdächer mehr, sondern auch natürliche Belüftung durch Sogwirkungen indem man Atrien etc. in den Bau integriert, anstatt einfach Klima-Anlagen einzubauen.
    Und auch ganz ohne Heimatgetümel und Nostalgie kommt man da dann eben auf die historische Bebauung als Vorbild - meinetwegen auch ohne Geschnörkel an der Fassade. Warum haben heutige Architekten nur solch eine Phobie davor von dem reichen Erfahrungsschatz ihrer früheren Kollegen aus Jahrhunderten europäischer Architekturgeschichte zu lernen?