Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Wenn das Land die Bauakademie will und ein Investor bereitsteht - warum schreibt man dann aus? Die Grundstücksvergabe sieht doch für diese Fälle eindeutig die Einzelvergabe vor.


    Es sieht mir eher danach aus, dass man die Vorgaben aufweicht (viellicht auch für die Fassade?) und auch andere Lösungen zum Zuge kommen lassen will. Wir werden es ja alle miteinander erleben.

  • Biddeschön (pdf:(

    Das förmliche Vergabeverfahren: Kommunale Grundstückseigentümer sind unter bestimmten Bedingungen zur Ausschreibung der Vergabe nach WB-Vergaberecht verpflichtet. Grundstücke sind europaweit auszuschreiben, wenn im Zusammenhang mit dem Grundstückskaufvertrag Bauverpflichtungen oder sonstige städtebauliche Vorgaben vereinbart werden.


    Weiterhin viel Spaß beim Suchen des Haares in der Suppe. Wir werden es früher oder später eh erfahren was genau in den Vorgaben geändert wird/wurde.

  • Warum schaust Du im falschen Faltblatt (wieso EU-Ausschreibung?): HIER steht doch alles. Und im Falle der Baukademie spräche viel für eine Direktvergabe.

  • Konzeptverfahren-/Angebotsverfahren
    Der Verkauf eines Grundstücks, das für den Bezirk oder die Stadt von besonderer Relevanz ist, erfolgt über das sogenannte Konzeptverfahren. Wie der Name schon sagt, ist neben dem Kaufpreis das entscheidende Kriterium die Qualität des Nutzungskonzepts, die kreative Idee, die im Idealfall das Potential hat, die Attraktivität des Standorts zu stärken, ja vielleicht sogar positiv auf den ganzen Bezirk abzustrahlen.


    Bei den Immobilien, die über dieses Verfahren verkauft werden, handelt es sich ausnahmslos um stark nachgefragte Objekte mit guten Entwicklungsmöglichkeiten für Kunst, Kultur oder soziale Zwecke.


    Nein, eigentlich spricht hier vieles für ein Konzept-/Angebotsverfahren.
    Wie viel Stadtrendite schafft die Bauakademie denn, um eine Direktvergabe zu rechtfertigen?

  • Warum schaust Du im falschen Faltblatt (wieso EU-Ausschreibung?): HIER steht doch alles. Und im Falle der Baukademie spräche viel für eine Direktvergabe.


    Irrtum, ich habe völlig richtig verlinkt. Bei dem vom Land angestrebten Deal handelt es sich nach seiner Art um eine Baukonzession. Diese ist gemäß §2 VgV in Hinblick auf die Einhaltung der EU Richtlinie 2004/18/EG (neu: 2014/24/EU -->pdf) europaweit auszuschreiben.

  • Jawohl, Herr Oberlandesverwaltungsrichter. Nur mit Paragraphen und Gesetzeskürzeln um sich zu werfen reicht nicht.


    Dann müsste ja jeder Grundstückskaufvertrag mit Bauverpflichtung europaweit ausgeschrieben werden - das ist aber nicht so. Ich habe gerade selbst ein Grundstück mit Bauverpflichtung gekauft - nix EU-Ausschreibung.


    Aber wir werden ja sehen, es wird nicht im Ungefähren bleiben.

  • bitte keine vollständige Aussenreko

    .. zur Bauakademie. Ein Zwitter würde mich mehr freuen als eine äussere Vollreko. Aussen und Innenarchitektur waren zur Entstehungszeit aufeinander abgestimmt . Da die inneren Strukturen nicht orginal wiedererstehen werden, wird es aufgrund der vorgegeben Aussenhülle, schwierig, ein abgestimmtes Inneres einzupflanzen. Die Aussenhülle behindert eine zeitgemäße innere Gestaltung / Nutzung. Daher wäre ich dafür, dass ein Teil der Fassade modern, nach Möglichkeit vollverglast erstellt wird, so dass ein modernes Inneres besser mit der Aussenhaut korrespondiert.



    ... Ich habe gerade selbst ein Grundstück mit Bauverpflichtung gekauft ...


    ... na da sind wir aber gespannt. Bitte mit würdigem Erdgeschoss. Wird bestimmt ein schöner, dass frühere Berlin zitierender Entwurf. Welche Stilepoche ? Renaissance, Frühbarock, Rokoko oder doch eher Klassizismus ? Halt uns bitte auf dem Laufenden, verehrter Konstantin.

  • Die Aussenhülle behindert eine zeitgemäße innere Gestaltung / Nutzung. Daher wäre ich dafür, dass ein Teil der Fassade modern, nach Möglichkeit vollverglast erstellt wird, so dass ein modernes Inneres besser mit der Aussenhaut korrespondiert.


    So oft wird nach Kontrasten gerufen, dann kann die 1:1 wiederhergestellte Originalhülle mit dem Inneren kontrastieren - oder auch korrespondieren, wenn bei der Innengestaltung Bezug auf die Fassade genommen wird. Wieso sollte die Fassade die Nutzung etwa als Ausstellungsräume verhindern? Die britischen National Gallery und British Museum funktionieren mit Originalfassaden als Ausstellungsflächen prima.


    Erst kürzlich war davon die Rede, dass es sich um einen Meilenstein der Moderne handelt. So wundert mich das Bestreben, den Meilenstein der Moderne durch Vollglas-Einlagen zu verunstalten. Gegen z.B. ein von den Straßen nicht sichtbares Glasdach (hat das British Museum über dem Innenhof ebenfalls) hätte ich nichts einzuwenden.

  • Ein Zwitter würde mich mehr freuen als eine äussere Vollreko.


    Banause ;)


    Aber mal im Ernst: Sprichst Du da allein aus funktionalen Erwägungen oder entspricht das auch Deinem ästhetischen Empfinden? Mir persönlich sagt die Gestaltung der Bauakademie absolut zu und ich würde nichts daran ändern wollen. Ich denke auch nicht, dass sie eine schlechte Funktionalität aufweisen wird. Die Glasflächen sind doch auch ohne Vollverglasung groß genug. Wie Bau-Lcfr zudem anmerkt, kann man ja zusätzlich auch noch ein Glasdach einbauen, falls das notwendig erscheint.

  • Neue Funktion hinter alter Fassade - das beobachtet man über all. Bedürfnisse und Ansprüche ändern sich ständig, gerade in einer Stadt wie Berlin. Schloss, Zeughaus, Kronprinzenpalais, sie alle sind innerlich anderen Bestimmungen angepasst. Einzig das Alte Museum am Platze, da blieb die ursprüngliche Funktion erhalten. Die Bauakademie äußerlich nur zu zitieren halte ich für diesen revolutionären Bau mit internationaler Bedeutung für unangemessen. Die Reproduzierbarkeit dieser Schinkel'schen Bau-Neuausrichtung sollte sich auf keinem Fall der eigenen Reproduktion verweigern. Auch wenn es hier nur das von außen Sichtbare ist. Das wäre paradox.

  • Zu den aktuellen Meldungen hat nun auch der Förderverein Stellung genommen; die Kurzfassung:

    Zwei Verbände der Bauindustrie und der Immobilienwirtschaft haben sich bereit erklärt, ihre Mitglieder für Zustiftungen zu Gunsten der Errichtungsstiftung Bauakademie zur Verfügung zu stellen, sobald die Grundstücksfrage kostenneutral gelöst ist. Sofern es zu der Neuaussschreibung des Bauakademiegrundstücks kommen sollte, wird sich die Errichtungsstiftung bewerben. Auch der anonyme Investor, auf den im Tagesspiegelartikel verwiesen wird, muss sich dem Ausschreibungsverfahren unterziehen. Derjenige, der später den Zuschlag erhält, kann die Bauakdemie wieder aufbauen. Insoweit können vor dem Ausschreibungsverfahren keine keine Verträge geschlossen werden.


    Die Langfassung als PDF gibt es hier.


  • ...Sprichst Du da allein aus funktionalen Erwägungen oder entspricht das auch Deinem ästhetischen Empfinden?


    .. beides. Die bisherigen Zwitter, die ich sah, überzeugen vor allem im Inneren mich nicht wirklich. Allen voran das wiederaufgebaute Potsdamer Schloß, welches ohne die historische Hülle im Inneren mit Sicherheit stimmiger geworden wäre. Geschoßhöhen stimmen innen und aussen nicht überein, so dass z.B. die Aussenfenster nicht optimal zur Innenstruktur passen.


    Und bei der Bauakademie auch aus subjektiven ästhetischem Empfinden. Ich empfinde die BA äusserlich als uneleganten Profanbau und ich habe eine Abneigung gegen Klinkerfassaden bei nicht industriell genutzen Gebäuden. Und gerade im Zentrum der Stadt möchte ich sowenig wie möglich Klinkerfassaden sehen. Ich mag halt Glasfassaden. Hinter einer Glasfassade kann man praktisch jeden Stil bei der Innengestaltung verwirklichen. Egal ob Sachlich oder Eklektizistisch. Das historische Innere der Bauakademie, es gibt ja nicht so viele gute Aufnahmen, hat mir im Übrigen gut gefallen, nur wird das aus Nutzungs und Kostengründen nicht wieder erstehen.

  • Allen voran das wiederaufgebaute Potsdamer Schloß


    Hier lag das wohl am geradezu zwanghaften Bestreben, sich vom Bauwerk und dessen Fassaden möglichst zu distanzieren (nicht bloß die Schrift auf der Fassade, sondern vor allem die Innengestaltung - dass ja nichts an ein Schloss erinnert) - bei derart unversöhnlicher Respektlosigkeit kein Wunder, dass kein überzeugendes Gesamtergebnis herauskommt. Anders z.B. das Victoria and Albert Museum - ein historisches Gebäude mit einem Inneren, das durchaus modern umgestaltet wurde, aber so, dass es stimmig zum Rest passt. Und ja, das Gebäude ist gut als Museum geeignet, genauso für Wechselausstellungen, Events usw.


    Ich mag halt Glasfassaden.


    ...Die meist nicht über das Niveau der 'Alltagsmoderne' hinausgehen? Berlin wie Hannover usw. liegt in Norddeutschland, wo Klinkerfassaden geradezu üblich sind - es war mal Preußens Marmor. Das sollte man einfach akzeptieren.
    Welchen Sinn sollte haben, ein Meisterwerk um 0815-Alltagsmoderne zu "ergänzen"? Wie so oft gilt auch hier - Du kannst einfach die Ex-Altstadt meiden, in der restlichen Innenstadt findest Du Glasfassaden in Fülle - das sollte reichen.

  • ... nein Berlin ist eben historisch gesehen keine norddeutsche Klinkerhochburg und Berlin ist auch keine Stadt mit norddeutschen Flair / Aussehen. Im nichtindustriellen Bereich sowie im vorindustriellen Bauen, ausser Sakralbauten, hat Berlin wenig Tradition im Klinkerfassadenbau. Ausserdem werden Klinker heute vorgeblendet, sind nicht mehr Teil des Tragwerkes und damit nicht mehr unverwüstlich. Sobald Nässe eindringt und gefriert, gibt es bei vorgeblendeten Backstein Ärger, siehe Kollhoff Turm.


    Die gezeigten Bauten der Alltagsmoderne sind doch gute Beispiele einer modernen Fassadengestaltung. Was erwartest du denn ?

  • Ich kann den Wunsch so eine Fassadenrekonstruktion aufzuweichen tatsächlich nicht nachvollziehen. Beim Schloss gab es mit den verschiedenen Bauepochen dafür nachvollziehbare Gründe - hier nicht. Hier ist es doch eine reine Störung der Fassade.


    Sollte es ein ganz bestimmtes ambitioniertes Bauwerk mit hochmodernem Design geben (wovon es natürlich einige gibt), so würde ich nicht auf die Idee kommen dort Backsteinflächen oder Sandsteingesimse zu fordern. Was ist an Rekonstruktionen so provokativ?

  • ... nein Berlin ist eben historisch gesehen keine norddeutsche Klinkerhochburg und Berlin ist auch keine Stadt mit norddeutschen Flair / Aussehen. Im nichtindustriellen Bereich sowie im vorindustriellen Bauen, ausser Sakralbauten, hat Berlin wenig Tradition im Klinkerfassadenbau.


    Merkst Du nicht selbst, welche erheblichen Einschränkungen Du da machst?
    -(historische) Sakralbauten
    -Bauten des Industriezeitalters


    Ist beides denn kein bedeutsamer Teil der Berliner Historie/ Tradition? Das Rote Rathaus bspw. gehört (mE völlig zu Recht) zu den bekanntesten und prägendsten Bauwerken der Stadt. Mehrere große Kirchengebäude wie u.a. auch die Friedrichswerdersche Kirche genießen ebenfalls hohe Bekanntheit und Wiedererkennungswerte. Auch die großen alten Industriebauten gehören für mich trotz dem erheblichen Kahlschlag weiter fest ins Stadtbild. Und mindestens im gleichen Rang steht für mich eben auch die Bauakademie.


    Ausserdem werden Klinker heute vorgeblendet, sind nicht mehr Teil des Tragwerkes und damit nicht mehr unverwüstlich. Sobald Nässe eindringt und gefriert, gibt es bei vorgeblendeten Backstein Ärger, siehe Kollhoff Turm.


    Da gebe ich Dir grundsätzlich völlig recht. Hübsch finde ich den Kolhoff-Turm trotzdem und ich hoffe zudem stark, dass man bei der Bauakademie im wahrsten Sinne des Wortes klotzen, also richtige Steinklötze einsetzen, würde bzw. wird...

  • ^^ ... provokativ ist daran gar nichts, ich halte die BA lediglich für nicht so bedeutend, dass sie überhaupt äusserlich zur Gänze rekonstruiert werden müsste. Ist aber lediglich mein private Meinung, muss ja nicht von jedem geteilt werden. Dann hat man wieder ein Gebäude, dass äusserlich rekonstruiert und innen nicht orginal ist, so dass die einstige Gesamtwirkung nicht mehr gegeben ist. Die Fassade war nicht das Besondere, sondern die Bauweise. Eine gewöhnliche Schmuckfassade aus Backstein, die nur von Eingeweihten von einem 0815 Verwaltungsbau des 19. Jh. auseinander gehalten werden kann. Insiderrekonstruktion ohne Breitenwirkung, ohne Stadtbildprägung, ohne Wahrzeichenfunktion. Das unterscheidet sie z.B. vom Humboldtforum oder der Dresdner Frauenkirche.

  • So weit klar, auch wenn ich die Einschätzung nicht teile. Aber der Vorschlag die Fassadenreko durch eine moderne Seite zu brechen, erschließt sich mir deshalb nicht.


    Backstein ist zwar in Berlin nicht so verbreitet wie in Norddeutschland aber dennoch nicht wegzudenken. Gerade das teilweise beeindruckende öffentliche Bauen in Berlin wird durch Backstein geprägt: Rathäuser, andere Ämter, Schulen, Krankenhäuser und natürlich die Großzahl aller Kirchen sowie die beeindruckende Industrie- und Eisenbahnarchitektur Berlins war geprägt durch Backsteinfassaden. Als Baumaterial war er sowieso allgegenwärtig.


    Charité, St. Hedwig-Krankenhaus, Bahnhof Hackescher Markt und Friedrichstraße, Stadtbahnviadukt, Friedrichwerdersche Kirche, Nikolaikirche, Neue Synagoge, Postfuhramt, Neue Wache, Märkisches Museum und natürlich das Rote Rathaus und viele mehr. Was wäre Berlin-Mitte ohne sie?


    Backstein nicht zu mögen muss in Berlin schon hart sein.

  • Berlin ist auch keine Stadt mit norddeutschen Flair / Aussehen. Im nichtindustriellen Bereich sowie im vorindustriellen Bauen, ausser Sakralbauten, hat Berlin wenig Tradition im Klinkerfassadenbau.


    Die Großstadt Berlin ist wie kaum eine andere in erster Linie ein Produkt der Gründerzeit und Industrialisierung - faktisch die gesamte, nicht durch Krieg zerstörte Infrastruktur des modernen Berlins entstammt dieser Zeit,
    Somit ist auch der zu jener Zeit übliche Baustil dominierend und quasi stadtbildprägend. Dies betrifft alle Industriestätten, Kirchen, sowie öffentliche Gebäude (Bahnhöfe, Schulen etc.).