Berliner Immobilienwirtschaft

  • Das stimmt schon mit dem Land. In Traunstein, das ist so ca. 1h südöstlich von M, am Chiemsee, da kenne ich sehr viele Leute , weil wir da noch unser Haus haben, und eigtl jeder hat ein eigenes Haus, bzw manche bauen gerade oder in den letzten Jahren ihr 2. Haus, die Eltern wohnen dann im 1. Ein sehr guter Freund hat sich da für 300€ ein Haus fast direkt am Chiemsee gekauft. Das ist zwar alt aber er hat es komplett renoviert. Innen alles top modern. Die Abzahlung läuft. Aber das geht dann schon in 20 Jahren dürfte derjenige damit fertig sein. Dann ist er knapp 50. Das ist alles kein Problem.


    In München gibts da eher eine Wohnung, oder wenn ein etwas teureres Haus in einem der unzähligen Kuhdörfer bzw Weiler im Umland. .Aber das geht auch alles.


    In Berlin wird das wohl ähnlich sein. Mfg.


    Generell sollte man wirklich die Menschen dazu bewegen in eigene Immobilien zu investieren..wenn es denn geht, und das geht bei sehr vielen.


    Deutschland hat eines der höchsten prozentualen Mietaufkommen in ganz Europa. Das ist letztlich alles verbranntes Geld.

  • Dieser kurze Artikel gibt eine sehr gehaltvolle Zusammenfassung über die Situation europäischer Wohnungsmärkte im Vergleich:


    http://www.presseportal.de/pm/35604/2322072


    Von 2010, aber immer noch aktuell, so rasch ändern sich diese Makrodaten nicht. Auch unschädlich, dass die Zusammenfassung redaktionell von der LBS kommt, die natürlich Wohneigentum aus naheliegenden Gründen bewerben möchte, die Zahlen selbst stammen von Eurostat, sind amtlich und sprechen auch ohne LBS eigentlich ganz für sich.


    Besonders das Gesamtbild erschreckt:
    Die Wohneigentumsquote der Deutschen liegt 18 % unter europäischem Durchschnitt, dazu ist auch die Quote sozial geförderter Wohnungen im Europavergleich besonders niedrig. Das führt dazu, dass Deutschland bei einer Teilstatistik europaweit den Spitzenplatz belegt: nämlich beim Anteil von Wohnungen im freifinanzierten Mietwohnungsbau, d. h. Wohnungen, die zu "marktgerechten Preisen", also renditeorientiert, gebaut und angeboten werden. Ganze 40 % der Wohnungen kommen aus diesem Segment - mehr als irgendwo sonst in Europa!


    Zum Vergleich, das vom Image hierzulande seit Thatcher als eher unsozial verschriene Großbritannien bietet immer noch 18 % Sozialwohnungen an, bei gleichzeitig 70 % Wohneigentumsquote. D. h. nur 12 % der Briten sind auf den freien Wohnungsmarkt überhaupt angewiesen (das relativiert auch manche Artikel in der berliner Lokalpresse, mit Mietpreisvergleichen aus London, wo der Berliner sich wohl denken soll "Ja im Vergleich dazu geht es uns ja noch gold mit unseren Mieten" - also doch alles nicht so schlimm, der deutsche Michel kann weiter dösen..).


    Und wir, mit unserem Selbstbild eines starken (von manchen gar als ausufernd bewerteten) Sozialstaat, wir setzen die breite Masse der Menschen, die sich kein Wohneigentum leisten können, dem freien Mietmarkt mit den entsprechenden Profitinteressen aus. Da hilft es auch nichts, dann zB für die Ärmsten noch Wohngeld o. ä. anzubieten, damit wirft man das Geld ja trotzdem Renditeinteressen in den Rachen, statt Mieten durch Wohngeld einigermaßen bezahlbar zu subventionieren wäre es aus Steuerzahlersicht vermutlich sogar billiger, wieder verstärkt staatliche Wohnungen für kleine Einkommen anzubieten und diese zum Selbstkostenpreis zu vermieten und dafür das Wohngeld abzuschaffen.


    D. h. das Totschlagargument "Geldmangel" ist nicht einmal eines. Es ist teilweise blankes, entsetzliches politisches Versagen, was hier am Werk ist. V. a. aber auch eiskaltes Kalkül, Umverteilung von Unten nach Oben. Immer stärkere Vermögenskonzentration in den Händen weniger, frei nach Piketty's r > g


    Wenn man nämlich bedenkt:


    -dass die Deutschen über 1/3 ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete ausgeben, mit steigender Tendenz


    -sowie über 85 % der Mieter in Deutschland zu "Marktpreisen" bei renditeorientierten Eigentümern mieten (müssen)


    dann erkennt man rasch, welches enorme Potential für Umverteilung alleine im Thema "Miete" steckt. Bedenkt man dann noch die stark unterdurchschnittliche Wohneigentumsquote, dann versteht man, wieso weite Teile der Haushalte finanziell auf dem Zahnfleisch kriechen und die Zahl der Millionäre und Milliardäre in der Bundesrepublik so schnell steigt, wie sonst eigentlich nur in Schwellenländern und plutokratischen Banenrepubliken, während "am anderen Ende" die Zahl der Leute bei Jobcenter, Tafeln und Suppenküchen ebenfalls rasant wächst. Wenn wir die Wohnungsfrage als elementare Frage zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Massenwohlstand nicht erkennen, dann haben wir diesen "Kampf" bereits verloren.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • dass die Deutschen über 1/3 ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete ausgeben, mit steigender Tendenz


    Im verlinkten Artikel wird als Beispiel Freiburg genannt, wo es "im Schnitt für eine 75 Quadratmeter große Wohnung" sogar mehr ist, was mit einer großen Anzahl der Studenten mit niedrigem Einkommen erklärt wird. In welchem paradiesischen Land der Welt ist die Regel, dass Studenten auf 75 Qm im Schnitt residieren? Meine Frau musste sich ihr ca. 12 Qm großes Zimmer (dazu 6 Qm Küche und ein kleineres Bad für zwei solche Zimmer) im Studentenwohnheim mit einer anderen Studentin teilen.


    Die zitierten Studien verschweigen, dass die beanspruchte Wohnfläche pro Kopf in Deutschland weiterhin steigt und nie zuvor gekannte Dimensionen erreicht. So schlimm kann also die Lage nicht sein, wenn es schlimm wäre, würden die Leute enger zusammenrücken.


    Die Abschaffung des Wohnungsmarktes hat man schon mal in Osteuropa versucht, jahrzehntelang - was nicht zur besseren Lage, sondern zur viel schlimmeren geführt hat.

  • ^was ist das denn jetzt für eine Verdrehung? Keiner will den Wohnungsmarkt abschaffen, aber die sehr einseitige, um nicht zu sagen zielgerichtete, Politik, die das Dasein als Mieter befördert und den Erwerb von eigenem Wohneigentum bremst, verändern. GERADE im Sinne des Kapitalismus - nämlich eines lebendigen Kapitalismus, in dem der Einzelne seines eigenes Glückes Schmied ist und nicht von Fremden abhängig ist (egal, ob renditeorientierte Vermieter oder staatliche Vermieter). Der Aspekt mit mehr Sozialwohnungsbau war lediglich dahingehend gerichtet, weil es in diesen Debatten dann schnell nur noch um die Minderheit der sozial Schwachen kreist, dem wollte ich gleich vorbauen.


    Und die Niederländer, Briten, Schweden, Norweger, Dänen und Finnen sind schon eingefleischte Kommunisten, mit ihrer hohen Wohneigentumsquote, was? Deren Länder sind auch komplett marode und abgewirtschaftet. Ganz schlechte Vorbilder also.


    Die FAZ ist auch als Sprachrohr des Kommunismus und des Klassenkampfes bekannt ("haha"), sie titelt nämlich:


    "Deutsche sind die Ärmsten im Euroraum"


    "Das Median-Vermögen - eine Hälfte der Haushalte hat mehr, die andere weniger - beträgt im Euroraum rund 109.000 Euro, wobei die Daten für Irland und Estland noch nicht vorliegen. Hierzulande hat die Masse der Haushalte jedoch nicht einmal halb so viel. Das Median-Vermögen beträgt in Deutschland 51.400 Euro."


    Wie gesagt, ein Volk der Habenichtse. Die geringe Wohneigentumquote hat einen maßgeblichen Anteil daran (Immobilienvermögen macht nämlich einen großen Batzen bei solch einer Berechnung aus).



    Und zu den weiteren Ausführungen, wenn Studenten eine 75qm WG bewohnen, dann selten, weil sie sich Klo und Küche gerne mit Fremden teilen, sondern weil es zu wenig Wohnheimzimmer/1-Zimmer Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt gibt und man sich daher notgedrungen eine WG sucht.
    Zur Wohnfläche: immer mehr Singlehaushalte verzerren dieses Bild ebenso, wie die enorme Alterung der Gesellschaft; Senioren verkaufen natürlich nicht ihr Eigenheim, nur weil die Kinder groß geworden und ausgezogen sind oder ziehen in ein Studio, wenn ihr Partner verstorben ist, wenn ein Witwer dann in der selben Wohnung verbleibt, dann verdoppelt sich statistisch dessen Wohnfläche plötzlich. Das hilft aber dem Wohnungsmarkt natürlich nicht und spiegelt auch v. a. die Vergangenheit; für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung wäre interessanter zu schauen, wie sich die Wohnfläche der Kinder und Enkelgeneration dieser Senioren entwickelt und dort entwickelt sich die Wohnfläche wieder umgekehrt. Es gibt wieder Familien in Großstädten, in denen Kinder im Schlafzimmer ihrer Eltern schlafen müssen und kein eigenes Zimmer haben, es gibt wieder Paare, die sich in der 1-Zimmer Wohnung stapeln und sich einfach nichts größeres leisten können. Das sind aber letztlich auch wieder andere Aspekte, als jene der großen volkswirtschaftlichen Umverteilungsfrage. Ich bin darauf nur eingegangen, weil ich das Bild, was du vermittelst ("So schlimm kann also die Lage nicht sein..."), so nicht stehen lassen wollte.

  • Keiner will den Wohnungsmarkt abschaffen, aber die sehr einseitige, um nicht zu sagen zielgerichtete, Politik, die das Dasein als Mieter befördert und den Erwerb von eigenem Wohneigentum bremst, verändern.


    Was genau soll den Eigentumserwerb "zielgerichtet" bremsen? Wieso die Eigenheimzulage abgeschafft wurde, listet die Wikipedia einige Gründe auf. Wenn es in den anderen Ländern höhere Eigentumsquoten gibt, könnte es einfach daran liegen, dass die Leute dort eher zum Wohnungskauf bereit sind. Wieviel wer an Vermögen besitzt, kann die Politik kaum steuern (sollte auch nicht) - es gibt Leute, die bei beliebig hohem Einkommen alles ausgeben und auch noch Schulden machen. Kenne ich persönlich welche.


    Ich habe nichts dagegen, dass möglichst jeder auf eine ETW einspart (lieber eine ETW als ein Haus auf der Grünen Wiese). Wieso es viele nicht tun, obwohl sie es könnten, könnte man lange grübeln. Für die, die doch lieber mieten - ich bezweifle, dass ausschließlich staatlicher Wohnungsbau es effizienter als Privatunternehmen oder kleine Genossenschaften erledigen könnte. Sich zusammentun und Wohnungsbau-Genossenschaften gründen darf übrigens auch jeder, nur zu.

  • Ich denke es gibt weit mehr Möglichkeiten als man eigentlich sich bewusst ist ein Haus zu erwerben. Auch könnten das sicher viel mehr Menschen leisten, auch wenn sie es nicht denken. 2 komplette Normalverdiener, nix großes, Facharbeiter und Krankenschwester z.B können das locker schaffen. Nur dann gibts eben 20 oder 30 Jahre keinen Urlaub, keinen neuen FlatScreen alle 6 Monate oder den Golf R .den gibts dann auch nicht.


  • Wenn man nämlich bedenkt:


    -dass die Deutschen über 1/3 ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete ausgeben, mit steigender Tendenz



    ...liegt auch daran, dass Mieter häufig diejenigen sind, die niedrige Einkommen haben und nicht kaufen können. Und daran, dass Mieter im Schnitt jünger als Eigentümer sind. Das bedeuted, dass viele Mieter in den ersten Berufsjahren relativ wenig verdienen und dementsprechend hoch der Mietanteil ist. Weiterhin haben Großstädte höhere Mieteranteile und höhere Singelquoten. Singles haben häufig höhere Belastungen als Doppelverdiener.


    Das ändert aber nichts daran, dass die Gemeinden einfach zu wenig Bauland ausweisen. Die Abschaffung der Eigenheimzulage war ebenso m.E. ein schwerer Fehler.

  • ^ Erst jetzt fand ich diesen BZ-Artikel, der einige Entwicklungen beim Namen nennt. Etwa den Widerstand sogar gegen "rationalste Nachverdichtungen auf Parkplätzen von locker bebauten Siedlungen" - solange es solche Parkplätze und Widerstände gibt, verbieten sich teuer zu erschliessende Neubaugebiete auf Grünen Wiesen.


    Es wird auch das "welthistorisch einmaliges Anspruchsdenken" erwähnt, bei dem 50 Qm Wohnfläche pro Person als angemessen gelten, was in London oder Paris "blanke Luxuswerte" seien. In einer Mehrmillionenstadt kann man unmöglich besonders viel Fläche beanspruchen und auch noch erwarten, dass diese nichts kostet.


    Der Artikel behauptet, die Debatte um das Tempelhofer Feld wäre anders ausgegangen, würde man dort nicht gerade mal 4000 WE, sondern 10.000 WE in dichter Bebauung planen, die die Berliner Wohnmarktlage deutlich ändern könnten.

  • Sucht jemand ne Wohnung in Berlin ?


    Hab gerade beim Stöbern auf Immoscout gesehen, dass das Penthouse im "The Wilhelm" noch zu haben ist.
    Für geschmeidige 13,5 Mio €. (+5,59% provision btw.)


    Schnäppchen zur Weihnachtszeit


    Daher mein Tip: Der Gattin einfach ne kleinere Yacht kaufen und zuschlagen, so lange es noch geht.



    Falls das zu teuer ist, wäre in der Platte nebenan noch für 650 k ne Dreizimmerwohnung mit 80m² zu haben.
    Vollkommen Gaga...es gibt keine Blase.



    Kann mir nicht vorstellen, dass das noch lange gut geht. Andererseits denke ich mir das bei München auch schon seit 10 jahren.....

  • @Immobilienpreise

    ^ Die Preise steigen in allen sich entwickelnden Metropolen, das ist einfach so - Angebot, Nachfrage usw. Ich weiß, immer wieder gibt es Ideen, den Markt abzuschalten - auch der neue Berliner Bausenator mit gewisser Vergangenheit erzählte kürzlich in einem Interviev von angedachten "Spekulation"steuern. Dass so etwas in der Praxis nur üble Ergebnisse bringt, ein kleines Beispiel aus Düsseldorf. Dort fanden sich Leute, die unter dem Vorwand eines "Mehrgenerationen-Wohnprojekts" ein Grundstück in begehreter Lage möglichst für Lau zugeteilt haben wollten. (Wo ich wohne, gibt es im MFH Mieter sämtlicher Altersbereiche - ohne dass man dafür Geld bekäme.) Dieses wurde aber zum Marktpreis verkauft und es passierte ein Wunder - plötzlich soll das Quartier ordentliche Dichte bekommen, die bei Landabgabe weit unterschritten wäre.


    Ich wüsste nicht, was außer den Baulandpreisen (Immobilienpreisen) dazu bewegen könnte, die Areale intensiv zu nutzen - und auch teurere Lösungen wie Hochhausbau zu finanzieren. Sämtliche Beschwörungen der Vorteile kompakter Städte offenbar nicht.


    BTW: Laut dieser Prognose soll Berlin bis 2035 auf 4,03 Millionen Einwohner wachsen (+14,5%).

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Wenn man sich dieses ZEIT-Interview mit dem neuen Staatssekretär Holm zu Gemüte führt, kann man die Hoffnung auf eine wirksame Begegnung der Wohnungsnachfrage wohl schon wieder begraben. Im Stasi-Teil des Interviews wärmt Holm seine eigene Home-Story nochmal auf. Hätte dies und das nicht gewusst und ihm sei es entfallen, weil eigentlich auch total unwichtig undso. Erbärmlich, aber seis drum.
    Absurd wird es auf seite 3, wenn die ZEIT Forderungen an die Wohnungsbaugesellschaften widergibt, nun für 10 Euro pro m² zu bauen, obwohl, so die ZEIT mit Hinweis auf die Bauwirtschaft, 13 Euro/m² für die reinen Erstellungskosten notwendig wären. Holm entgegnet dem mit dem Hinweis, man könne auch in der Innenstadt noch für 4,50 pro m² bauen. Die Preistreiber sind für Holm in erster Linie Renditeerwartungen der Investoren (sowas auch!) und zu viele Bauauflagen, die man senken könne. Letzteres ist schon erstaunlich. Denn diverse Auflagen bspw. zum Natur-, Klima-, Lärmschutz und weiß der Geier noch alles, sind ja maßgeblich auf den Druck der linken Parteien zurückzuführen. Simpelste Marktwirtschaftliche Grundprinzipien wie Angebot und Nachfrage scheinen in Holms Konzeptionen dagegen überhaupt keine Rolle zu spielen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Ich muss ehrlich sagen, so egal mir die Stasi-Vergangenheit war zweifle ich angesichts dieser Äußerungen im Zeit-Interview an der rein FACHLICHEN Eignung des Herrn H. Immerhin nun Staatssekretär für Bauen und Wohnen im Land Berlin.

  • Absurd wird es auf seite 3 ... Holm entgegnet dem mit dem Hinweis, man könne auch in der Innenstadt noch für 4,50 pro m² bauen.


    Beispiele mit konkreten Projekten und Beträgen hat er nicht genannt. Es sind übrigens nicht nur Baukosten, sondern auch Grundstückskosten - solche gehören vielleicht nicht in eine linke Welt, doch wenn man Grundstücke für Lau abgibt, werden sie erfahrungsgemäss suboptimal genutzt. (Ich denke jetzt nicht an die DDR, sondern an ein Supi-Hipi-Gutmensch-Projekt AD 2016-2017 in Düsseldorf, welches wider Erwarten das Areal nur zum Marktpreis bekommen konnte, worauf erst ordentliche Dichte geplant wurde, an die man zuvor nicht dachte - s. #191.)


    Zu den Lieblingsbeispielen Holms gehört Wien - einmal ergoogelte ich einen Artikel über die dortige Wohnungswirtschaft, laut dem es zwar auf dem Papier billige Sozialwohnungen gibt, aber in der Theorie. In der Praxis darf man sich auf eine Liste eintragen und sehr, sehr lange warten. Jemand berichtete im Düsseldorfer Wohnen-Thread vor ein paar Jahren über ähnliche Verhältnisse in Stockholm. In der DDR war es genauso, aber auch im Westen kann man ähnliche Zustände schaffen, wenn die Politik den Markt komplett abzuschalten versucht.


    Assume Good Faith - welche Bauauflagen genau will Holm wie reformieren? Die Stellplatzsatzung kann er nicht mehr, die wurde in Berlin mW längst gestrichen.


    Erg. Aus Neugier habe ich wieder gegoogelt - etwa dieser Artikel vom Juni 2015 beschreibt neue Bürokratieerfindungen in Holm'scher Schlaraffenstadt Wien. So muss man dort mindestens 15 Jahre leben, um in der Schlange um 9 Monate vorrücken, 10 Jahre für 6 Monate, 5 Jahre für 3 Monate - mit den Regelungen könnte man dicke Bücher füllen. Im Schnitt sollen es laut Artikel 1,5 Jahre Wartezeit sein. Ausländer müssen 2 Jahre des Lebens in Wien (zuerst auf der Straße, wenn sie keine Wohnung bekommen?) und noch weitere in der EU nachweisen - welch Bürokratenarmee kann per Nomenklatura eingestellt werden, um alle diese Nachweise zu prüfen...

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • So muss man dort mindestens 15 Jahre leben, um in der Schlange um 9 Monate vorrücken, 10 Jahre für 6 Monate, 5 Jahre für 3 Monate - mit den Regelungen könnte man dicke Bücher füllen. Im Schnitt sollen es laut Artikel 1,5 Jahre Wartezeit sein. Ausländer müssen 2 Jahre des Lebens in Wien (zuerst auf der Straße, wenn sie keine Wohnung bekommen?)


    Was soll daran so schlecht sein?
    Immerhin kann man auch als kompletter Neuwiener offenbar darauf hoffen, nach ca. 3 1/2 Jahren in der Stadt in eine Gemeindewohnung einziehen zu können, das finde ich schon ok...
    Und nein, mein lieber baulcfr, man lebt bis dahin nicht auf der Straße, sondern im privaten Mietwohnungsmarkt, den es auch in Wien gibt - nur eben mit dem Unterschied, daß man dort den privaten Vermietern nach drei bis vier Jahren den langen Finger zeigen kann, was diese auch wissen, und dieses Wissen dürfte sich auch auf deren Renditevorstellungen durchaus mäßigend auswirken.
    In Berlin dagegen winkt nach drei bis vier Jahren nicht die günstige Gemeindewohnung, sondern der nächste Staffelmietvertrag oder der Umzug in eine andere Wohnung mit dann wohl noch höherem Mietniveau...
    So viel zum ganz unbürokratischen Schlaraffenland des realexistierenden Wohnungsmarktkapitalismus.

  • Mit dem Mauerfall kam halt nicht nur das in Westberlin weitgehend verschwundene Berlinerisch in den Alltag der wiedervereinten Stadt, es kam auch eine markante Änderung in der Landespolitik, die weniger folkloristisch ist. Eine ganz starke Staatsgläubigkeit und dementsprechend wird am Immobilienmarkt in Berlin nun im dritten Jahrzehnt mit dirigistischen Ansätzen herumversucht, ohne, dass irgend eines der virulenten Probleme dadurch besser wurde.


    Wenn der dirigistische Ansatz also nicht den gewünschten Erfolg brachte, wieso es nicht zur Abwechslung damit versuchen, dass das Land einfach nur den Rahmen schafft und dann den Markt machen lässt? Das Begehren zu Tempelhof ist längst nicht mehr bindend, das Gelände gehört mit Innenverdichtung bebaut. Am Stadtrand gehören neue Baugebiete ausgewiesen - und zwar nicht nur für Punkthäuser mit Sozialwohnungsquote, sondern auch für Reihen- und Einfamilienhäuser. Wenn die Häuslebauer in Berlin nicht zum Zug kommen, dann eben in Brandenburg und mit ihnen wandern Steuer- und Kaufkraft nach Brandenburg ab.


    Und am Stadtrand kann man neues Bauland so preisgünstig erschließen - aber mit Glasfaserinternet in jede Wohnung usw. - dass dort auch ganz ohne zusätzliche Förderung aus Steuermitteln bezahlbarer Wohnraum möglich ist. Viele Strecken des ÖPNV enden auf Berliner Gebiet fast im Kartoffelacker, da könnte jeweils ohne einen Cent in Streckenausbauten zu investieren ein neuer Stadtteil wunderbar angebunden werden.


    Einfach nur einen gedeihlichen Rahmen schaffen und die Menschen machen lassen. Freilich ist das unter einem RRG Senat ein frommer Wunsch. Aber man kann ja auch nicht so tun, als wäre es eine super Idee, einfach nur noch mehr von der bisherigen Politik der Fehlschläge umzusetzen und damit die Probleme am Berliner Immobilienmarkt zu lösen. "Die Definition des Wahnsinns ist, immer das selbe zu tun, und ein anderes Ergebnis zu erwarten."


    PS: in Berlin ist es eine Art Hobby alte Flugplätze nicht zu bebauen, wenn man sie geschlossen hat. Vor der "Tempelhofer Freiheit" gab es nämlich schon die "Gatower Freiheit" und die ist bis heute größtenteils unbebaute Ödnis eines längst stillgelegten Flughafens. In ansonsten hübscher Stadtrandlage - und wo wir schon bei Gatow sind, unweit des ehem. Flughafens Gatow gibt es große Ex-Rieselfelder auf Berliner Flur. Die sind nicht einmal landwirtschaftlich nutzbar, wegen der Altlasten im Boden. Das Gebiet müsste so oder so einmal von den Altlasten befreit und saniert werden.


    Da könnte sich die öffentliche Hand einen schlanken Fuß machen und die Altlasten loswerden indem der Grund in Lose aufgeteilt für 1 € symbolischen Kaufpreis angeboten wird, mit der Auflage die Altlasten zu beseitigen und Infrastruktur für den neuen Stadtteil gem. aufzustellendem Bebauungsplan für Reihen- und Einfamilienhäuser zu errichten. Altlast los, neuer Wohnraum für die Mittelschicht, die ins Berliner Säckel Steuern zahlt und nicht nach Brandenburg muss. Win/Win. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

  • Was soll daran so schlecht sein?
    Immerhin kann man auch als kompletter Neuwiener offenbar darauf hoffen, nach ca. 3 1/2 Jahren in der Stadt in eine Gemeindewohnung einziehen zu können, das finde ich schon ok...
    Und nein, mein lieber baulcfr, man lebt bis dahin nicht auf der Straße, sondern im privaten Mietwohnungsmarkt, den es auch in Wien gibt - nur eben mit dem Unterschied, daß man dort den privaten Vermietern nach drei bis vier Jahren den langen Finger zeigen kann, was diese auch wissen, und dieses Wissen dürfte sich auch auf deren Renditevorstellungen durchaus mäßigend auswirken.
    In Berlin dagegen winkt nach drei bis vier Jahren nicht die günstige Gemeindewohnung, sondern der nächste Staffelmietvertrag oder der Umzug in eine andere Wohnung mit dann wohl noch höherem Mietniveau...
    So viel zum ganz unbürokratischen Schlaraffenland des realexistierenden Wohnungsmarktkapitalismus.


    Wer sich mehr als 3 Jahre lang eine Wohnung zu marktüblichen Preisen offensichtlich leisten kann, warum soll der dann plötzlich eine subventionierte Kommunalwohnung angeboten bekommen? Sind solche Wohnungen nicht für die Leute gedacht, die sich ansonsten gar keine leisten könnten?

  • Nein, in Wien sind ca. 50 % des gesamten Wohnungsbestandes entweder Gemeindewohnungen oder anderweitig in öffentlichem Besitz oder sozial gefördert. Allein die Stadt Wien besitzt ca. 220.000 Gemeindewohnungen und ist damit der größte Vermieter Europas.
    D. h. daß das Wohnen im Gemeindebau für weite Teile der Mittelschicht völlig normal und auch politisch gewollt ist; diese Politik der Wohnraumversorgung als öffentliche Aufgabe und Dienstleistung hat ihre Wurzeln im Wiener Gemeindesozialismus der 1920er Jahre, und die Wiener SP hat diese Politik (mit Ausnahme der Jahre des Austrofaschismus 1934-38 und der deutschen Besatzung 1938-45) bis heute konsequent fortgeführt.
    Wer sich näher für das Modell der sozialen Wohnraumversorgung in Wien interessiert, für den findet sich z.B. bei brand eins ein interessanter Artikel dazu.

    2 Mal editiert, zuletzt von Urbanist ()

  • Aldi baut Wohnungen

    Heute mal ein interessanter Artikel in der WELT. Aldi Nord will in Berlin bis zu 2000 Mietwohnungen zu Mietpreisen zwischen 6,50 Euro und 10,00 Euro/qm bauen und zwar auf seinen Grundstücken, die bislang von Aldi-Märkten bebaut sind. Vorteil für Aldi: Die Ladenfläche wird größer. Vorteil für die Stadt: weniger Parkpätze und mehr preiswerte Wohnngen.


    Dazu gibt es auch eine Pressemeldung.