Halle an der Saale

  • Geiststraße - Bot. Garten

    Ersteinmal ein Hallo in die Runde. Ich lese das Forum schon seit längerem, habe mich aber heute auf Grund dieses Beitrages entschieden, auch anzumelden. :)


    Cowboy


    Mit Neubauten in Erfurt meinst Du sicher die Nachwendebauten? Halle hat, so wird berichtet, im WK II kaum Gebäudeverluste erlitten. Wenn dem so ist, mussten für die [size=14]HIER zu sehenden Plattenbauten doch eine Menge alter Gebäude weichen.:confused:


    Ich habe 5 Jahre vor der Wende in Halle zugebracht und kenne das Schicksal dieses, jetzt mit Plattenbauten belegten Viertels zwischen Geiststraße und dem Botanischen Garten, der Großen und Kleinen Wallstraße sowie der Fleischerstraße. Unser Weg zwischen der Harzmensa und dem Botanischen Garten führte immer durch die Fleischerstraße.
    Leider kam für diesen Bereich die Wende zu spät. Ich habe im Zeitraum 1984 - ca. 1986 wenige sw- Fotos von einigen Häusern geschossen und stelle sie gerne zur Verfügung, muß mich nur noch um einen Host bemühen.
    Die Fotos sind nicht besonders, aber man bekommt doch eine kleine Vorstellung, auch wenn es stellenweise nur die Rückseiten der Häuser sind.
    Diese waren in dem Viertel nicht sonderlich spektakulär. Damals habe ich mich leider auch noch nicht gezielt für Architektur interessiert, um Details festzuhalten - heute ärgert man sich. Hier und da (ich glaube vor allem mit Fassadenrichtung Bot. Garten) gab es meiner Meinung nach das eine oder andere Gründerzeit- / Historismushaus. Teilweise waren aber auch glatte Fassaden, ob entstuckt oder schon immer glatt vermag ich nicht zu sagen. An anderen Stellen waren es kleine Häuschen.
    Auf alle Fälle hätten diese alten Häuser saniert dem Viertel wesentlich besser zu Gesicht gestanden, als die Platten, welche noch bis an die Wende errichtet wurden.

  • Ich habe die Fotos jetzt gehostet und versuche mal mein Glück ;) :


    Bild 1 - ´Dieses Haus befand sich meines Wissens nach in der Großen Wallstraße in der Linkskurve vom Moritzburgring kommend kurz vor dem Abzweig Kleine Wallstraße:



    Bild 2 + 3 - Dies könnte ein Blick von der Großen Wall- in Richtung Jägerplatz gewesen sein:




    Bild 4 - Hier ein Blick auf die Häuser Große Wallstraße. Das ganz linke Haus auf dem Bild ist das Eckhaus zur Fleischerstraße. Wer das kleine Büchlein von Halle aus dem Brockhausverlag (Brockhaus - Souvenir) von 1988 kennt, dort ist es auf Seite 7 oben abgebildet:



    Die nächsten Bilder sind auf der Fleischerstraße entstanden.
    Bild 5 - dieses Haus dürfte die Rückansicht eines zur Geiststraße zugewandten Hauses gewesen sein:



    Bild 6 - die Fleischerstraße mit Blickrichtung zum Botanischen Garten. Hinten links ist wieder das Eckhaus zur Großen Wallstraße zu sehen:



    Bild 7 + 8 - Blick von gleicher Stelle auf die Rückseite der Häuser auf der Breiten Straße. Wenn ich die Karte bei bing mit dem Bild 8 vergleiche, könnten die Häuser rechts (Ecke Leitergasse) sogar noch stehen:




    Bild 9 - die Mülltonnen aus Bild 6 mit den Häusern dahinter, andere Perspektive:



    Bild 10+11 - hier werfen wir einen Blick in den Innenhofbereich der Ecke Fleischer- / Große Wallstraße:



    Man beachte das frei hängende Fenster, welches uns als Studenten fast zu Wetten nötigte, ob nach dem nächsten Sturm das Fenster oder mehr Mauerwerk fehlte. Das Fenster blieb stand-(hänge)haft :lach: :



    Zum Anschluß noch zwei andere Fotos:
    Bild 12 - Dieses Foto entstand auf der Emil-Abderhalden-Straße. Ganz links sind die Hausfassaden des Harz zu sehen:



    Bild 13 - eine alte Aufnahme des "Turmes", seiner Zeit zentraler Studentenclub der Uni:



    Wie man erkennen kann, befanden sich in diesem Bereich durchaus schöne, leider aber auch großteils sehr verfallen Häuser. Leider kam die Rettung zu spät :(


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    alle Bilder von mir ca. 1984 bis 1986

    Einmal editiert, zuletzt von Angie ()

  • Angie


    Willkommen im DAF!


    Das war ja noch schlimmer als ich dachte.:mad:


    HIER kann man sehen, dass man schon einiges verdrängen musste, um auf einer dermaßen verdreckten Saale eine Dampferfahrt zu unternehmen.

  • Danke @ Stahlbauer :)


    Ja, die Saale ...
    Wenn man dann noch bedenkt, daß Halle/S. ebenfalls ein Sportleistungszentrum war, welches nicht gerade wenig gute Sportler im Bereich Rudern / Kanu hervorgebracht hat, kann man sich nur noch wundern. Man braucht glaub ich nicht zu erwähnen, daß die Trainingsbedingungen auf der (den) Saale (-armen) im Vergleich zu heute eher "Seifenkisten"rennen waren.


    Es gab in den 80ern wirklich gruselige Ecken, wo man nachts ungern alleine durchlief. Das gezeigte Gebiet gehörte zweifellos dazu. Auch wird man den Abriß des einen oder anderen Hauses, gerade im Hinterhausbereich verschmerzen können.
    Nichtsdestotrotz ist es um Gebäude, wie das im Bild 4+6 erwähnte Eckhaus, die Gebäude um den Harz auf Bild 12 oder diverse einzelne Häuser wie im Bild 6 über dem Trabbidach oder Bild 9 links schade, da der Abriss so kurz vor der Wende passierte. Das eine oder andere Haus hätte sich in die Neuzeit vllt. noch hinüberretten können. Eine spätere Sanierung mit einer moderaten Neubebauung der Lücken würde das Gebiet bestimmt urbaner erscheinen lassen, als die Commiblocks.
    Ich meine auch die Platten hinter der Kleinen Ulrichstraße sind erst in den Mitt-/Spät80ern errichtet worden, bin mir aber nicht 100% sicher. Leider habe ich hiervon keine Fotos.


    Auch war die Luft damals sehr schlecht. Die Nähe von Buna + Leuna tat ihr übriges. Einmal war es so schlimm, daß wir uns Tücher vor die Nase gehalten haben, allerdings war es - zumindest während unserer Zeit - nur einmal. An den normalen Kohlehausbrand waren wir ja ohnehin gewöhnt.


    Es ist aber wunderbar anzusehen, wie sich Halle von einer wirklich schlimm grauen Maus zu so einer Perle wieder herauspellt und dies aus dem Bestand heraus. :daumen:

  • Angie,


    vielen Dank für die interessanten Bilder. Das ist m.E. ein ganz wertvoller Beitrag weil er zeigt, dass man die Stadt in den 80ern eigentlich nur mit einer extremen Fähigkeit zur Verdrängung ertragen konnte. Wer damals noch Herr seiner Sinne war, für den schien es nur hoffnunglos und deprimierend, den Verfall und die Verpestung dieser Stadt erleben zu müssen.


    Halle hat heute 230.000 Ew. Exakt 100.000 weniger als 1989. Von den vielen, großen Industriebetrieben existiert kein einziger mehr. Viele sprechen von Niedergang und Vergreisung.


    Ich meine dagegen, trotz aller Probleme, die Wende war für Halle ein Glücksfall. Auf das, was hier an historischer Bausubstanz steht, könnte jede Metropole stolz sein. Sicher gibt es noch zu viele Ruinen. Aber die Stadt hat eine intakte, über Jahrhunderte gewachsene, urbane Struktur in der sich sogar die Moderne integriert und das Stadtbild organisch ergänzt, aber niemals dominieren wird. Und diese architektonische Vielschichtigkeit macht den Reiz aus.


    Ich setze darauf, dass Dritte die Qualität dieser Stadt erkennen müssen und ihre Vorurteile begraben werden. Halle ist eine Ort mit einer altehrwürdigen Universität, zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, bis hin zur Nationalakademie Leopoldina, der Bundeskulturstiftung und den einzigartigen Franckeschen Stiftungen, mit dem wunderbaren Landesmuseum für Vorgeschichte, der neuen Moritzburg-Galerie und dem geplanten Universitätsmuseum mit ganz außerwöhnlichen Beständen, u.u. Für eine Stadt dieser Größe unglaublich vielfältig. Das wird auf lange Sicht auch Außenstehenden (und hoffentlich auch den Hallensern selbst) nicht verborgen bleiben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Salzgraf ()

  • Dom & Domplatz:







    Neue Residenz, Robert Franz-Ring





    Mansfelder Str.


    Hallmarkt & Hallorenring mit ehemal. Polizeipräsidium (leerstehend)




  • Danke @ Salzgraf für Deine Antwort :)


    Es war schon schlimm in Halle, allerdings ist dieses, auf den Bildern gezeigte Viertel auch ein Extremfall gewesen, wobei es leider nicht das einzige war. Das es überall grau, der Verfall sehr weit fortgeschritten war und es 5 vor 12 stand, was die alte Substanz auch in vielen anderen Gegenden der Stadt anging, dieses Schicksal teilten sich auch andere Städte mit Halle.
    Halle hatte nur den besonderen Nachteil noch durch die Chemie geschädigt zu sein. Leipzig litt auch unter den nahe gelegenen Tagebauen wie Espenhain, hat aber die Auswirkungen von Buna, Bitterfeld & Co. weniger zu spüren bekommen.


    Als Student lebt es sich aber auch etwas anders :lach:. Wir waren alle keine festen Einwohner Halles und haben das Beste herausgeholt. Gerade da bot die Stadt trotz aller optischen Widrigkeiten doch seine Reize. Kulturell war einiges los und wenn man es sich selbst geschaffen hat. Wir haben zwar - heute unvorstellbar - unter primitiven Bedingungen in einem Wohnheim aus Holzbaracken am Landrain gelebt (heute stehen dort http://www.bing.com/maps/?FORM…3ZS0xLjIzNDAzMDcyMzI0OTk5 zwar neue Wohnheime) mit Kohleheizung und Gemeinschaftsdusche, aber wir wurden durch die Gegend entschädigt. Es war auf alle Fälle gemütlicher als das letzte Studienjahr in den "legendären" Scheiben in HaNeu.


    Was mich jetzt zu der Einwohnerentwicklung interessieren würde, ich bin da nicht ganz up-to-date: Wie ist das Verhältnis Einwohnerverlust Halle zu Halle-Neustadt? Ursprünglich sind beides bis 1990 getrennte Städte gewesen und danach fusioniert. Da es jetzt eine gemeinsame Einwohnerzahl ist, leidet wirklich Halle selbst in selben Maße wie HaNeu ?
    Die Demographie sieht ja, bis auf einige Boomregionen in D generell nicht so doll aus, aber wenn dies jetzt weniger zu Lasten des historischen Halle als mehr ein Problem für Halle-Neustadt darstellt, kann man mit ein paar Daumen und Zehen drücken sich noch damit abfinden.
    Sicher ist die folgende Ansicht sehr oberflächlich und verallgemeinernd, ja stellenweise sogar naiv, weil es auch Liebhaber und Verteidiger der Plattenviertel gibt (allen voran die Betreiberunternehmen) sowie auch Bevölkerungsrückgang Kaufkraftverlust bedeutet, aber ich betrachte die ganzen Halle-Neustadt, Heckertgebiet in Chemnitz, Platten in Hoyerswerda usw. als künstlich aufgeblasene Gebiete, welche keinen Verlust darstellen, wenn sie nach und nach zurückgebaut würden. Sie sind entstanden einmal aus dem Wohnungsmangel, welcher durch fortwährenden Verfall eintrat zum anderen - wie im Falle Hoyerswerda - durch künstliche Zusammenführung von Menschen aus allen Teilen der damaligen DDR, weil sie in der Kohle und damit Folgeindustrie benötigt wurden. In meinen Augen reine Kunstgebilde.
    Ich versuche immer optimistisch zu sein und ein bisschen träumen ist ja auch erlaubt: Für mich ist es wichtig, dass die Kernstädte erhalten und urbanisiert bleiben. Logisch bedarf es dafür auch Arbeit, wo es eben leider Probleme durch den Wegfall der Industrie gibt. Die Plattenviertel, welche zum Glück oftmals relativ am Rand einer Stadt gelegen sind, können gerne verschwinden. Wichtig ist nur das dieses Bewußtsein auch in der Bevölkerung verankert ist, vor allem bei den nachkommenden Generationen. Für ältere Menschen, welche in den, für damalige Verhältnisse, "modernen" Platten mit Heizung und Warmwasser wohnten, ein zu dieser Zeit Umfeld erlebten, was sozial gemischt (der Professor wohnte neben dem Schichtarbeiter) und nicht seggregiert war wie die Chorweilers und Steilshoops, ist sowas natürlich schwierig. Aber diese Generation wird altersbedingt weniger.

  • Danke @ Salzgraf für Deine Antwort :)


    Was mich jetzt zu der Einwohnerentwicklung interessieren würde, ich bin da nicht ganz up-to-date: Wie ist das Verhältnis Einwohnerverlust Halle zu Halle-Neustadt? Ursprünglich sind beides bis 1990 getrennte Städte gewesen und danach fusioniert. Da es jetzt eine gemeinsame Einwohnerzahl ist, leidet wirklich Halle selbst in selben Maße wie HaNeu ?


    Die Innenstadt hält die Einwohnerzahl. Manche Viertel haben sogar sehr starken Zuzug (Paulusviertel, Mühlwegviertel, Kurviertel etc.)
    Der Verlust von 100.000 geht fast ausschließlich zu Lasten der Platten. Schwund alleine in Ha-Neu etwa 50.000, nochmal 30.000 auf der Silberhöhe und etwa 10.000 Heide-Nord. Von den Platten in der Innenstadt stehen auch viele leer, zwei der 3 Steghochäuser in Glaucha sind schon abgerissen worden. Nächstes Jahr fallen die beiden Türme am ehemaligen Thälmannplatz, da schon jahrelang unbewohnt. Auch fast alle Scheiben in Neustadt stehen leer und irgendwann wird man sich dazu durchringen müssen, sie zurückzubauen.


    Die 80er-Jahre Platten in der Altstadt werden jetzt übrigens massiv energetisch saniert. Von den Waschbetonfassaden wird also zukünftig kaum noch was zu sehen sein.


  • Vor zwei Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt und bin das erste mal in meinem Leben in diesem Fluß geschwommen. Als mein Vati mir von Badeanstalten an der Saale erzählte, kam mir das als kleiner Bub einfach utopisch vor. Soviel Fantasie konnte man kaum aufbringen, sich ein Bad in dieser Kloake vorzustellen. Heute hat sich dieses Gewässer vollkommen regeneriert. Der Fluß ist absolut sauber und fischreich und fließt von Halle-Giebichenstein an 40 km durch eine piktoreske Kulturlandschaft bis zum Schloßfelsen von Bernburg. Mindestens so sehenswert wie Gegend um Naumburg!

  • ^
    Halle könnte wirklich viel mehr aus sich machen.


    Der in der Renaissance errichtete DOM zu Halle ist ein Beispiel dafür, was ich meine. Wer kennt noch einen Dom mit dieser Ausstrahlung, der nur in fünf Monaten des Jahres und nur von Montag bis Freitag 14:00 bis 16:00 Uhr geöffnet hat? Sicher gibt es Gründe dafür. Verstehen kann ich es aber trotzdem nicht.


    Mir ist es noch nie gelungen den Dom von innen zu besichtigen.

  • Eine wirklich schöne und informative Galerie. Vielen Dank an alle Mitwirkenden, insbesondere auch an Angie für die Fotos aus Ostzeiten (herrlich, diese Mülltonnen damals).


    Die Plattenbauten in der Altstadt halte ich für vertretbar, fügen sie sich städtebaulich meist hervorragend in den historischen Kontext ein. Da kenne ich aus anderen Großstädten schlimmeres. Wenn bei der nächsten Sanierung noch die Plattenbau-Optik der Fassaden verschwindet, ist alles wieder im Lot.


    Auf mich vermitteln die gezeigten Fotos auch den Eindruck einer sehr angenehmen Stadt. Dass Halle in Deutschland noch immer einen schlechten Ruf hat, liegt m.E. - neben diversen Wirtschaftsrankings, wo Halle oft das bedauernswerte Schlusslicht darstellt - an den Hallensern selbst. Klar, man muss nicht unbedingt den überbordenden Hurra-Patriotismus einer größeren Nachbarstadt 40 km südöstlich von Halle übernehmen, aber mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit der eigenen Stadt würde das Image der Stadt sicher verbessern.

  • @ Salzgraf


    Danke für die Antwort. Sagen wir so: Es ist, wie ich insgeheim gehofft habe.
    Sicher wäre der optimalste Fall, die Einwohner würden der Stadt nicht verloren gehen sondern nur von den Plattenvierteln in die historische Stadt umsiedeln.
    Aber wie schon weiter oben geschrieben habe, ich versuche immer positiv nach vorne zu schauen, trotz derzeit negativer Trends (von 40-Jahre Prognosen halte ich sowieso nichts). Vielleicht kann man in ein paar Jahren sagen, Halle (ebenso andere Städte) haben sich gesund geschrumpft, im architektonischen Kontext eben urban und schön geschrumpft.


    Cowboy


    Ich bin auch kein direkter Gegner von Neubauten (wo sie sich einfügen), nur mag ich persönlich eben die Plattenviertel nicht oder diese Klotzstruktur in historisch urbanen Gebieten. Es wirkt immer wie ein wahllos reimge"plumster" roher Ziegelstein inmitten lauter schön und unterschiedlich geschliffener Edelsteine. Jetzt ist es daran, dem Ziegelstein seine Rauhheit zu nehmen und ihn zu schleifen ;).
    Was ich an den Platten in der Altstadt Halle insofern positiv finde ist, daß man bis auf marginale Abweichungen (die Fleischerstraße ist zur Großen Wallstraße jetzt "abgeknickt" und lief früher spitz zu - das Eckhaus hatte mehr eine V-Form) die alten Straßenzüge soweit belassen hat. Die Gebäude sind nur eben sehr klotzig. Wenn man es bei der Sanierung schafft, diese etwas aufzulockern und durch Dämmung und Verputzen die Plattenstruktur verschwindet, kann es ganz ansehnlich werden. Am gelungensten finde ich da den Bereich hinter der Kleinen Ulrichstraße in der Ecke Schlossberg zwischen Große Schlossgasse und Mühlberg, wenn die Fassaden hergerichtet werden :) .

  • Halle ist für mich (zumindest vom Potential her) eine der mit Abstand schönsten Großstädte in Deutschland. Auch im Vergleich zum auch nicht schlechten Leipzig total unterschätzt. - Es fehlt eben etwas das Geld um zum Beispiel in vielen Bereichen mal ordentlichen Straßenbelag etc. anzuschaffen und auch einige potentielle Höhepunkte sind noch ruinös. Aber von der historischen Bausubstanz her braucht sich Halle nicht zu verstecken und liegt locker weit vor Städten wie Köln und Stuttgart, die ja immer als so "beliebt" beschrieben werden und die meines Erachtens nach zumindest architektonisch nichts zu bieten haben (von Solitären wie dem Kölner Dom natürlich mal abgesehen).
    Die Ideen für die Umgestaltung des Domplatzes sehen aber auf den ersten Blick nicht gerade vielversprechend aus.

  • Ich bin vorhin über ein interessantes Video gestoßen, was ich der Runde nicht vorenthalten möchte:


    Damals in der DDR Halle/ Saale 1990 im Frühjahr


    Ist schon schockierend, wenn man den Zustand damals anschaut. Desto bemerkenswerter ist die Leistung, sich von der grauen Maus so herauszupellen.
    Ich gebe Frank-W recht. Hinter Städten wie Köln, Stuttgart & Co. braucht sich Halle architektonisch überhaupt nicht zu verstecken. Wenn es denn auch wirtschaftlich so wäre...

  • Aus beruflichen Gründen darf ich mir jedes Jahr fast alle Großstädte in Deutschland anschauen...und es gibt kaum ein so große Großstadt wie Halle, die wirklich noch als alte ehrwürdige deutsche Stadt durchgeht.


    Leider hat Halle bis heute einen teilweise noch immer negativen Ruf weg, ohne Grund eigentlich.


    Was mir an Halle so richtig gut gefällt und ich bei fast allen anderen Großstädte in Deutschland vermisse, man fährt in eine immer dichter und immer vielfältiger werdende Stadt hinein, durchfährt enge Straßen, kreuzt nie zu große Rennpisten (wie z.B. in Dresden). Klar, "Unfälle" wie der Riebeckplatz am Bahnhof oder die bescheuerte Hochstraße an den Franckeschen Stiftungen tun richtig weh. Es gibt unter anderem auch leider ein scheußliches DDR-Neubaugebiet namens Schülershof, das kann man sich nicht anschauen...und und und...


    Aber, im Großen und Ganzen hat diese Stadt eine architkektonische Urbanität zu bieten, welche in Deutschland kaum noch zu finden ist. Die meisten Großstädte sind leider autogerecht umgebaut oder vom Krieg so zerstört, daß eben Riesenplätze angelegt worden sind oder eben superbreite autobahnähnliche Pisten voll durch die Stadt...


    Halles "Glück" sind auch die um Halles Altstadt liegenden riesigen Neubaugebiete (allen voran Halle-Neustadt).
    Der demografische Wandel und die damit einhergehenden zwingenden Rückbaumaßnahmen können vor allem in den Neubaugebieten realisiert werden. Somit schrumpft sich Halle zu einer Schönheit, die seinesgleichen sucht. Selbst die Neubaugebiete werden durch Herausnahme zu enger Bebauung und hochwertiger Sanierung teilweise zu richtig lebenswerten Quartieren. In der "Silberhöhe" sind viele Plattenbauten verschwunden, aber gerade jetzt gefällt mir dieser Stadtteil am besten, viele Bäume, viel Grün, viel Platz...


    In Halle sind, wie in anderen Großstädten auch baupolitische Fehler gemacht worden und werden auch weiterhin gemacht... Es gibt keine fehlerfrei arbeitende Großstadtverwaltung...


    Halle an der Saale zählt in meinen Augen zu einer der spannendsten und schönsten Städte Deutschlands und muß hinzu aber noch einiges ´für tun.


    Es gibt noch viele Baulücken, einige verfallende Sanierungsobjekte, wenn die aber auch wieder bewohnbar gemacht werden wird Halle mit seinen dann ca. noch 200.000 Einwohnern eine hohe Lebensqualität bieten können - egal was "Spiegel" "Manager" und "Focus" auch berichten.


    Ich mußte das mal loswerden.:)

  • ^
    Halle an der Saale zeigt aber, dass die alte Bausubstanz auch zu erheblichen Problemen führt. Die Kleinteiligkeit zeigt ihre Probleme besonders bei der Frage der Nutzung. Wie sollen die kleinen, verwinkelten und schlecht belichteten Gebäude heute genutzt werden? Besonders die Fachwerkgebäude fallen heute reihenweise. Was heutigen Architekten und Stadtplanern bei der Lösung der Innenstadtprobleme in Halle eingefallen ist, ist manchmal nur als merkwürdig zu bezeichnen.






    Die Rückseite des Rathauses:











    Ein Blick nach links:











    ... und einige Blicke und Drehungen nach rechts sollen die Situation verdeutlichen.














    Was sagt man zu dieser Einfahrt zur Anlieferzone eines Kaufhauses. Alles ein Block vom Markt entfernt.




















    Wie lange mag dieses Fachwerkhaus noch hier stehen?




    Eigene Fotos.

  • ^^


    Die Probleme liegen nicht in den verwinkelten Häusern oder Gassen sondern, wie du schon andeutest, bei den Stadtplanern. Beim nicht allzu fernen Erfurt steht es ja ähnlich um die Bebauungsform und die Altstadt ist unbestritten das Markenzeichen dieser Stadt. Das Glück eine solche noch zu besitzen ist ein Potential, dass man nicht leichtfertig verspielen sollte, weil man Gebieten überhastig Nutzungen zuführen will die dort nicht hingehören.

  • Wahrscheinlich liegt der unbefriedigende Zustand hinter dem Rathaus daran,dass das Nachbargrundstück nicht der Stadt gehört und der Eigentümer es nicht vernünftig gestaltet. Mit der Kaufhauseinfahrt und den unbebauten Nachbargrundstücken wird es ähnlich sein.Normalerweise sind solche Einfahrten in den Komplex integriert.Hier ist aufgrund mangelnder Nachfrage / Investorentätigkeit die Überbauung und Nachbarbebauung ausgeblieben.


    Ich kenne Halle auch und mir gefällt es gut.Hat sicherlich Potenzial,ist aber auch stark von Deindustrialisierung und Abwanderung betroffen.