Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • ^Ich finde die Diskussion hier etwas einseitig. Es wird ständig nur Fahrradverkehr und Autoverkehr gegenübergestellt. Viel wichtiger wäre aber ein Ausbau des ÖPNV, insbesondere U-Bahn und Tram. So sehr ich es begrüße, dass der Fahrradverkehr kontinuierlich zunimmt, jedoch ist es doch absoluter Schwachsinn, dass der Fahrradverkehr in Zukunft den Autoverkehr ablösen wird. Außerdem ist Fahrradfahren eine Hälfte des Jahres für viele auf Grund der Temperaturen und des Wetters nicht zumutbar. Die Mehrzahl der Berliner ist nun mal nicht jung und sportlich, Fahrradfahrer machen bezogen auf die Gesamtstadt (man sollte nicht immer von seinem hippen Wohnort im szenigen Innenstadtbezirk auf die gesamte Stadt schließen) einen winzigen Prozentsatz aus. Der ÖPNV ist dagegen für jeden nutzbar.


    Die Millionen für den Autobahnverkehr auschließlich für den Fahrradverkehr auszugeben ist ebenfalls schwachsinn, da kommt man mit einem Bruchteil davon aus. Die U-Bahn und Tram ist in Berlin aber durchaus noch ausbaufähig. Auch die Leute, die immer den "ach so tollen ÖPNV" in Berlin loben, gehen denke ich auch häufig von ihrem persönlichen Wohnort aus. Es gibt weite Bereiche in Berlin, die kilometerweit vom nächsten U- oder S-Bahnhof entfernt liegen. Selbst im Innenstadtbereich gibt es große Lücken ,bspw. im Nordwesten oder Nordosten innerhalb des Ringes ist die U-Bahn-Dichte eher mau. Die Tram ist meiner Meinung nach für lange Strecken weit weniger attraktiv als die U-Bahn und deshalb nicht immer ein Ersatz, für kürzere Strecken gibt es aber auch bei der Tram bei vielen Strecken ausbaubedarf.


    Die Millionen für die Autobahn wären für eine Verlängerung der U5 bis Jungfernheide und die mal geplante U3(oder U10?) unter der Greifswalder und der Leipziger meiner Meinung nach am sinnvollsten angelegt. Deshalb sollte man unbedingt die Möglichkeit schaffen, dass der Bund auch ÖPNV-Projekte bezahlt, wenn die Länder auf Autobahnen verzichten. Eine solche Gesetzesänderung würde die Klimaschutzdebatte (stichwort Energiewende) von Merkel und co etwas weniger scheinheilig wirken lassen.

  • ...Ich habe vor allem ein ästhetisches Problem mit der A100. Sie wird das Stadtgefühl in einer Relax- und Partyregion verschlechtern. Ich rede jetzt von Rampen und allen möglichen anderen Strukturen. Das schafft nun mal eine gewisse Ungemütlichkeit...


    :nono: Relax- und Partyregion? Vielleicht hilft es, sich die Gegebenheiten vor Ort mal anzuschauen. Ich kenne die Ecke gut und finde auch, dass man über den Bau streiten kann, aber einen Bezug zur Realität sollten die Argumente doch haben. Guckst Du:


    Weiterbau Grenzallee http://goo.gl/maps/RvfMm
    Kreuzung Sonnenallee http://goo.gl/maps/cb7N6
    Kreuzung Dieselstraße http://goo.gl/maps/30Wch
    Kreuzung Kiefholzstraße http://goo.gl/maps/Rkzk4
    Ausfahrt Treptower Park http://goo.gl/maps/Hu4BW


    Und hier links im Bild die beiden Gebäude die abgerissen werden.
    http://goo.gl/maps/6Lzfo

  • Die Millionen für die Autobahn wären für eine Verlängerung der U5 bis Jungfernheide und die mal geplante U3(oder U10?) unter der Greifswalder und der Leipziger meiner Meinung nach am sinnvollsten angelegt. Deshalb sollte man unbedingt die Möglichkeit schaffen, dass der Bund auch ÖPNV-Projekte bezahlt, wenn die Länder auf Autobahnen verzichten.


    Grundsätzlich richtig, aber für eine Verlängerung der U5 bzw. gar den Bau der U10 dürften 500 Mio. kaum ausreichen, das wären Milliardensummen.

  • Mal abgesehen davon, dass auch der U-Bahnhof Seestrasse nicht weit entfernt vom Autobahnende entfernt und damit eines der von mir kritisierten 'günstigen' Beispiele ist, wird die Alternativroute über Karl-Marx-Strasse und durch den Tiergartentunnel mit 26 Minuten berechnet und 15 Minuten auf der Autobahn dürften nur mit Rasen zu schaffen sein, allein von Neukölln bis Dreieck Funkturm sind es unter normalen Verkehrsverhältnissen um die 10 Minuten, von dort bis Seestrasse ebenfalls. Im Klartext: statt der suggerierten doppelten Fahrzeit sind es vielleicht 5 bis 10 Minuten mehr. Durchaus verkraftbar.


    Realistisch gesehen sind beide Verbindungszeiten schön gerechnet. In 26 Minuten komme ich bestimmt nicht durch die Stadt bei den ganzen Ampeln. Bei Stoßzeiten sowieso nicht. Das gilt für die Autobahn genauso. Schlussendlich ist es mit der Autobahn schneller und mit weniger Abgasen in Wohngebieten in der Innenstadt verbunden. Von Standzeiten an Ampeln mal ganz abgesehen.


    Sinnhafter wäre es allerdings, Verkehrsverbindungen zu vergleichen, die durch die neue Autobahn "erschlossen" werden. Flughafen Schönefeld-Treptower Park unterscheidet sich da aufgrund der genannten Umstände um nur wenige Minuten. Für einen derart teuren Verkehrsbau darf es schon ein bisschen mehr sein.


    Der Unterschied Flughafen Schönefeld->Sonnenallee Ecke Dammweg (um mal ein "gleichwertiges" Ziel zu benutzen, welches von Autobahn und Adlergestell gleich entfernt ist):
    Autobahn: 13 Minuten.
    Adlergestell: 24 Minuten.


    Und der Bau des Abschnitts 16 ist auch nicht das Ende, wenn man es schafft die 17 auch noch zu bauen, dann verteilen sich die Autos wenigstens auf mehrere Ausfahrten und nicht nur auf Grenzallee. Und die Anwohner in den momentan betroffenen Wohngebieten werden es bestimmt auch danken.


  • Ich habe vor allem ein ästhetisches Problem mit der A100. Sie wird das Stadtgefühl in einer Relax- und Partyregion verschlechtern.


    Das ist doch ein schlechter Scherz? Die Erfahrung zeigt, dass die 'Partykieze' ohnehin nur eine relativ kurze Bestandsdauer haben, dann zieht die Karawane weiter. Hat was mit demografischer Entwicklung zu tun und ja, natürlich Gentrifizierung.


    Man darf das den Leuten nicht aufdrängen, es ist aber für mich eine genauso zwingende Entwicklung wie z.B., daß Bio-Landwirtschaft irgendwann "konventionell" ist oder daß das Militär schlichtweg abgeschafft wird.


    Da muß man kein Hippie sein. Das sind zwar langfristige Entwicklungen, aber meiner Meinung nach absehbar.


    Nein man muss kein Hippie sein. Aber man muss schon in einem sehr eng umrissenen Provinzialismus gefangen sein, um sein Leben zwischen Fahrrad und Biomöhrchen einzurichten - das mag in einigen Zuzügler-Enklaven so möglich sein, für die große Masse der Bevölkerung ist es schlicht keine Option. Die Arbeitswege (ja auch das muss man heutzutage noch) werden länger, die Bedürfnisse immer größer und nein, sicherer wird die Welt auch nicht.

  • Dann schlage eine Alternative vor.


    Die Citymaut ist eine Alternative, die kein Geld kostet, sondern es reinbringt. Mit dem Geld könnte Berlin die Stadtkasse sanieren.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…ie-city-maut/7216100.html


    Die belasteten Wohngebiete wären entlastet und gleichzeitig keine anderen belastet, weil der Gesamtverkehr weniger wäre. Als Gegenargument wird vor allem ein Ausweichen auf die Einkaufszentren im Umland angeführt. Dieses ist nur bei Besorgungsfahrten möglich, viele Berufspendler würden auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Eine Parkplatzabgabe auf solitär stehende Einkaufszentren könnte die Chancengleichheit mit dem innenstädtischen Einzelhandel wiederherstellen.

  • ^
    Für City-Maut bin ich auch, aber nur, wenn es auch eine Ausweichmöglichkeit für die Autos gibt, eben in Form der Autobahn (bzw. Radialstraßen im Nordosten).


  • Der Wettbewerb entscheidet wo, was und wann als attraktiv erachtet wird (der Maßstab Mensch/Nutzer), alles andere ist pure Ideologie.


    Nur mal am Rande: Auch dieses "Der Wettbewerb entscheidet" ist Ideologie. Und "Wettbewerb" - sprich Markt, und "Mensch/Nutzer" zusammenzubringen ist auch nicht so einfach. Ich entscheide lieber selbst! ;)

  • ^^ Solange man selbst entscheiden darf und nicht von Ideologen zu einer bestimmten Entscheidung genötigt wird...



    Für eine Citymaut ist der Innenstadtverkehr eigentlich viel zu gering, als dass diese wirklich gerechtfertigt wäre, sonst ist es eben halt auch nur ein ideologisch motivierter Eingriff in die Rechte der Bürger.

  • Nur mal am Rande: Auch dieses "Der Wettbewerb entscheidet" ist Ideologie. Und "Wettbewerb" - sprich Markt, und "Mensch/Nutzer" zusammenzubringen ist auch nicht so einfach. Ich entscheide lieber selbst! ;)


    Nein, das ist ein Urinstinkt des Menschen. Du bist Teil dieses ominösen Wettbewerbs, also entscheidest letztlich Du selbst.


    Eine Citymaut müsste die Verwaltungskosten ihrer Erhebung decken. Ob das in Berlin gegeben wäre müsste man zuerst prüfen.

  • Der Autoverkehr wird abnehmen, daher sind Autobahnen perspektivisch unnütz. Siehe z.B. Breitenbachplatz.


    Die Autobahnbrücke dort ist ja auch nur ein Relikt eines - zum Glück - nicht vollendeten Projektes. Kann man also wohl kaum als Beispiel für abnehmenden Autoverkehr bzw. Nutzen der Autobahn anführen. Auf der Autobahn in Steglitz, wo der Stummel mal hinführen sollte, ist ja genug los.


    Ich hoffe, die Überführung am Breitenbachplatz kommt bald weg!

  • Bahnstrecke Berlin - Stettin soll ausgebaut werden

    Okay, es betrifft nicht in erster Linie den Stadtverkehr, aber den Bahnverkehr von und nach Berlin.


    Die Berliner Zeitung berichtet, dass die Bahnstrecke von Berlin ins polnische Stettin ausgebaut werden soll (sollte si ja schon öfter...).


    Die Arbeiten betreffen hauptsächlich den Abschnitt Passow/Uckermark bis Stettin, der bislang nicht elektrifiziert ist. Die Trasse soll für Tempo 160 ertüchtigt werden. U. a. soll so die Bahnanbindung an den Flughafen BER verbessert und den Minibussen zwischen den Städten Konkurrenz gemacht werden.


    Im kommenden Monat wollen das deutsche und das polnische Verkehrsministerium endlich ein Ressortabkommen unterzeichnen. Der ursprüngliche Fertigstellungstermin 2016 ist allerdings nicht zu halten, nun ist 2020 im Gespräch.


    Link zum Artikel

  • Und wenn 2020 tatsächlich gehalten werden kann, ist der Fall der Mauer stolze 31 Jahre her. Für 50 Kilometer Schiene. Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.


    Aber wenn die im Artikel genannte erste Phase die Elektrifizierung des fehlenden Abschnittes sowie die Ertüchtigung auf 160 km/h beinhaltet, was ist dann die zweite Phase? Ich meine, was soll denn mehr als die genannten, in Phase 1 geplanten Schritte, kommen? 200 km/h? Wohl kaum.

  • Mich wundert, dass es überhaupt keine Planungen für eine ICE-Strecke Berlin-Posen-Warschau gibt? Da Polens Wirtschaft kräftig wächst und Warschau eigentlich in guter Entfernung zu Berlin für eine Hochgeschwindigkeitsverbindung liegt, böte sich das doch an? Mit dem ICE könnte man die Fahrzeit zwischen Berlin und Warschau sicher auf 1,5-2 Stunden senken und damit dem Flugzeug Konkurrenz machen.

  • Das Verkehrsaufkommen müsste dafür vielfach grösser sein. Berlin-Hamburg reisen 15.000/Tag. Berlin Warschau keine 2000. Pro Kopf wäre das so teuer, dass man jedem Reisenden besser 'ne Taxifahrt spendiert ;)

  • Die Strecke Hamburg/Berlin ist eine ICE-Verbindung. Die Strecke nach Warschau ist eine ganz gewöhnliche Eisenbahnverbindung mit Umwegen, Zwischenhalten und normaler Reisegeschwindigkeit. Daher wird ein Großteil des Passagierverkehrs zwischen den beiden Hauptstädten über den Flugverkehr abgewickelt werden, Ziel wäre es durch eine attraktive ICE-Verbindung die Passagiere zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Ein Vergleich der heutigen Zahlen zwischen Hamburg/Berlin und Berlin/Warschau ist daher nicht passend.


    Die Fluglinien Hamburg-Berlin sowie Köln-Frankfurt werden seit Etablierung eines attraktiven ICE-Ersatzverkehrs kaum noch geflogen, das Aufkommen auf diesen Flugstrecken ist stark zurück gegangen. Noch krasser ist diese Rückeroberung der Schiene in Frankreichs TGV-Netz: Als in den 1980er-Jahren die Strecke Paris-Lyon eröffnet wurde, dauerte es nicht lang bis die gleichnamige Flugstrecke so gut wie eingestellt wurde.

  • Mit dem ICE könnte man die Fahrzeit zwischen Berlin und Warschau sicher auf 1,5-2 Stunden senken und damit dem Flugzeug Konkurrenz machen.


    Für über 500 km? Wäre schön, wenn man solche Geschwindigkeiten auch auf den stärker frequentierten innerdeutschen Strecken realisieren könnte.

  • @Richhard Neutra:
    Grundsätzlich sollten alle Flug-Strecken-Destinationen, die durch eine extrem starke Frequentierung auffallen und so in der Regel auch nicht weit entfernt sind, als Bestandteil des Wirtschaftsraums der Hauptstadtregion anzusehen sind, durch die Schiene ersetzt werden.
    Beispiel: Kopenhagen
    wird nächsten SFP13 von Berlin aus zehnmal täglich von diversen Airlines angeflogen.


    Die Airports sollten auch im ureigensten Interesse dafür sorgen, dass die Verkehrsanbindung per Schiene verbessert wird, damit die Slots weniger für Zubringer belegt werden und mehr für Langstrecken verwendet werden können, sodass die Airlines in ihrer Hub-Planung mehr Flexibilität haben.



    Dazu passend:
    Ab 2017 wird es mit dem Zug nur noch 3h und 45min von Berlin nach München dauern.




    Ostkreuz soll per Tram erschlossen werden



    Letzten Sommer ist die Autobahn zwischen Berlin und Warschau fertiggestellt worden.


    Das Autobahnkreuz Schwanebeck (neu: Barnim) wird umgebaut


    usw.


    infrastrukturell läuft hier schon einiges...

  • @Ausbau des Schienennetzes im Deutschland- und Europaverkehr (hier etwas offtopic aber spannend):


    Interessant ist dabei mE, dass bald Omnibusse den Zügen auch innerhalb Deutschlands Konkurrenz machen werden und da Deutschland im Zentrum Europas liegt, könnte es auch europaweit einige neue Verbindungen geben (ggf. ähnlich wie bei Zügen und Flügen mit diversen Aus- und Umstiegsoptionen). Es wird aber alleine schon im deutschen Kontext von großen Expansionsplänen berichtet - in Berlin haben u.a. die Pläne um den ZOB aufhorschen lassen. Von der Umweltverträglichkeit (Energie pro Passagier) sind Busse mW Zügen sogar klar überlegen, für den Fahrpreis gilt vermutlich i.d.R. das gleiche. Da sprechen wohl nur noch Reisekomfort und -geschwindigkeit für die Bahn. Da aber andererseits auch Flüge sehr günstig geworden sind, gibt es auch in diesem Bereich des komfortablen, schnellen Reisens starke Konkurrenz. Hier hat die Schiene aber wiederum die deutlich bessere Umweltbilanz.


    Es sieht also ganz danach aus, dass die Schiene bald ihre Stärke primär in einem gelungenen Kompromiss aus a) Reisekomfort und - geschwindigkeit, b) ökologischem Gewissen und c) Preis suchen muss. Überall kann sie nicht vorne liegen, aber sie muss sich in jedem der Felder behaupten bzw. weiter entwickeln. Der Aspekt der Sicherheit dürfte bei allen drei Anbietern insgesamt angemessen hoch liegen, auch wenn es gerade im Reisebusgewerbe noch schwarze Schafe zu geben scheint. Hier muss vermutlich neben dem TÜV eine strengere Zertifizierung eingeführt werden.

  • jan85


    es gibt schon seit jahren ein europäisches linienbussystem das sich von nordafrika bis nach brest litowsk erstreckt. es heisst eurolines und ist sehr erfolgreich. der komfort ist spartanisch aber der preis unschlagbar. seinen sitz hat dieses erfolgreiche unternehmen übrigens in warschau. es gibt nichts was mich preisgünstiger und unkomplizierter von berlin in die bretagne befördert.