Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • @ Jenny, 184 cm groß: ;)
    Nur mal so aus dem Gedächtnis (ich hab´ jetzt keinen Spaß es extra nachzusehen):
    Die Schlossfassade kostet 80 Millionen, die aus privaten Spenden zusammmen getragen werden sollen.
    Davon sind derzeit 16 Mio gespendet worden.
    Der Baukörper hinter der Schlossfassade kostet 510 Mio Euro, von denen der Bund 480 Mio und Berlin 30 Mio tragen.
    Darüber hinaus ist noch der Baugrund einzubringen. Von dem gehört dem Bund 2/3 und Berlin 1/3.
    Als Gegenleistung darf Berlin seine Landesbibliothek im Humboldtforum unterbringen.

  • Okay, danke, so etwas habe ich das befürchtet. Wenn man großzügig ist und davon ausgeht, dass alle bisherigen Spende aus Berlin kommen, kommen bislang 46 Mio von 590 Mio aus Berlin.


    Und was ist, wenn das Teil 700 Mio kostet und statt 80 Mio Spenden nur 25 Mio eingehen. Werden dann nur die Fassade und das EG gebaut? :)

  • Nachdem es opportun zu sein scheint einer mittelgroßen Stadt in BW einen neuen Hauptbahnhof zum Preis von gut 13 Stadtschlössern aus Bundesmitteln zu gönnen sollte ein Bau, der diesmal mehr als nur ein paar schwäbischen Zugreisenden zu Gute kommt und eine nicht unwesentliche Vorgeschichte hat doch kein Problem sein?

  • Ich bin kein Experte aber wird nicht nahezu jedes große Projekt in Deutschland vom Bund bezuschusst? Mir ist nicht bekannt, dass je ein Vorhaben das im 3stelligen Millionenbereich lag allein von einer Stadt getragen werden konnte.

  • Nachdem es opportun zu sein scheint einer mittelgroßen Stadt in BW einen neuen Hauptbahnhof zum Preis von gut 13 Stadtschlössern aus Bundesmitteln zu gönnen sollte ein Bau, der diesmal mehr als nur ein paar schwäbischen Zugreisenden zu Gute kommt und eine nicht unwesentliche Vorgeschichte hat doch kein Problem sein?


    Tja, diese Argument kann man dann leider bei fast allen Bahnstrecken anbringen. Ganz zu schweigen von diversen Autobahnprojekten.
    Aber macht das die Mittelverwendung in diesem konkreten Fall richtiger? Gibt es in Berlin nicht wichtigere Herausforderungen? M.E. läuft Berlin gerade Gefahr die gleichen Probleme zu bekommen wie andere Großstädte der Welt, eventuell noch heftiger, weil Berlin in fast keinem Wirtschaftssektor wirklich adäquat aufgestellt ist. In vielen Bereichen ist die Stadt doch vor allem eine Fata Morgana und ohne künstliche Beatmung kaum lebensfähig. Im Übrigens anders als das eine oder andere mittelgroße Städtchen im Süden. Mir fehlt immer noch das Geschäftsmodell Berlin.

  • ^ Dieser Thread ist eher für architekonische und baurelevante Details.
    Für allgemeine Schlossdebatten,einschliesslich Finanzierungsfragen,steht im Lounge Bereich ein eigener Thread bereit.
    http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=9039&page=6


    Es gibt im Übrigen auch Berliner,die zum Steueraufkommen beitragen.


    Die modern oder besser zeitgenössisch gehaltene Seite des Schlosses finde ich auch nicht wirklich gut gelungen.Hier wäre eine Rekonstruktion der Ursprungsfassade oder des letzten Zustandes vor der Sprengung IHMO angebracht.


    Bei der Kuppel und dem Dach dagegen könnte ich mir eine moderne Variante vorstellen,um sichtbar zu machen,dass es sich um einen Neubau handelt.

  • @ Jenny184

    20 Jahre Schloss-Debatte liegen hinter uns.
    Es sind in diesen 20 Jahren alle Argumente pro und contra Schloss ausgetauscht worden.
    Es wurde bereits alles gesagt und fast auch schon von jedem. ;)
    Bundestag und Senat haben sich auch mehrfach mit dem Thema beschäftigt - und entschieden: das Schloss wird gebaut!


    Merkwürdig nur, daß über die BND-Zentrale an der Chaussee-Str., die architektonisch nicht besonders beeindruckend ist und 50% mehr gekostet hat, nicht annähernd so viel diskutiert wurde.

  • Tja, diese Argument kann man dann leider bei fast allen Bahnstrecken anbringen. Ganz zu schweigen von diversen Autobahnprojekten.
    Aber macht das die Mittelverwendung in diesem konkreten Fall richtiger? Gibt es in Berlin nicht wichtigere Herausforderungen? M.E. läuft Berlin gerade Gefahr die gleichen Probleme zu bekommen wie andere Großstädte der Welt, eventuell noch heftiger, weil Berlin in fast keinem Wirtschaftssektor wirklich adäquat aufgestellt ist. In vielen Bereichen ist die Stadt doch vor allem eine Fata Morgana und ohne künstliche Beatmung kaum lebensfähig. Im Übrigens anders als das eine oder andere mittelgroße Städtchen im Süden. Mir fehlt immer noch das Geschäftsmodell Berlin.


    Für Bahnstrecken ja, aber nicht für Bahnhöfe. Von mir aus hätte man Stuttgart 21 komplett streichen können und davon lieber die Rheintrasse ausbauen/sanieren können, da hätte unsere Volkswirtschaft wesentlich mehr von, von Hochgeschwindigkeitsstrecken und Autobahnen im übrigen auch. Und ich zweifle nicht daran, dass das Berliner Stadtschloss nicht nur städtebaulich als Lückenschließer sondern auch funktional als Schlussstein der Museumsinsel eine ungleich höhere Ergiebigkeit und Nützlichkeit der investierten Mittel erbringt als dieser Bahnhof. Nebenbei wird das Stadtschloss über die Zeit eigene Einnahmen generieren. Wie ReinhardR schon schrieb: Die Schlossdiskussion ist durch, auch die Finanzierungsfrage wurde hin- und hergewälzt und letztlich hat es der Bundestag so mehrmals beschlossen. Es ist daher müßig jetzt nochmal von vorne anfangen zu wollen.


    Und noch kurz zu Berlin allgemein: Berlin hat nicht nur das Risiko Großstadtproblemen in Zukunft begegnen zu müssen, sondern leidet unter diesen seit der Wende, und davor unter seiner Teilung. Gemessen an dem, was die Teilung an Schäden angerichtet hatte und dadurch das Wachstum Berlins über Jahrzehnte gehemmt hat, ist Berlin auf einem guten Weg. Sicher ginge es auch noch besser, andererseits kann man keine Stadt in Deutschland mit Berlin vergleichen, denn Berlin war niemals eine normale Großstadt im Westen, die ungehindert prosperieren konnte. Das sollte man nicht vergessen. Berlin hat sein Konzept schon gefunden: Tourismus, Kultur, Messe, High-Tech, Bildung und Logistik, die übliche Dienstleistungskonzentrierung nicht zu vergessen. Berlin wächst seit mehreren Jahren, zwar langsamer als der Bundesdurchschnitt, aber angesichts der noch immer stattfindenden Transformationsprozesse in der Wirtschaft eine gute Entwicklung.

  • Ich will noch auf eine Umfrage zum Stadtschloss hinweisen, die Anfang März veröffentlicht wurde. Demnach sind nur 34 Prozent aller Berliner für den Wiederaufbau des Stadtschlosses, während sich 61 Prozent dagegen aussprechen. Interessant ist auch, dass die Schlossgegner sowohl im Ost- wie im Westteil in der Mehrheit sind. Im Ostteil sind 31 Prozent für den Wiederaufbau und 64 Prozent dagegen, im Westteil sind 36 Prozent dafür und 59 Prozent dagegen.


    http://www.berliner-zeitung.de…ss,10809148,21992530.html

  • Man sollte sich hüten "Mehrheit in einer repräsentativen Umfrage" und "Mehrheit der Berliner" synonym zu verwenden, egal zu welchem Thema.

  • Solche Umfragen aus der kalten sind völlig nutzlos. Die meisten der Befragten befürchten sicherlich ihr armes Berlin müsste die Kosten dafür stemmen. Auf die Notwendigkeit eines neuen Museums, Schloss hin oder her, wird auch nicht hingewiesen. So dass die Leute wohl allein schon bei dem Wort Schloss an Geldverschwendung und Dekadenz denken.


    @ jan85
    Beeindruckend, die schiere größe des Adlers war mir nicht wirklich bewusst. Die ganze Anlage muss extrem monumental gewirkt haben.

  • Demnach sind nur 34 Prozent aller Berliner für den Wiederaufbau des Stadtschlosses, während sich 61 Prozent dagegen aussprechen.


    Diese Umfrage ist einigermaßen sinnfrei, da kein Stadtschloss wiederaufgebaut werden soll. Es ist unseriöser Populismus, bestenfalls.
    Zumal 'Volkes Wille' ohnehin nur ein Gradmesser der medialen Beeinflussung ist und keineswegs Ausdruck rationaler Überlegungen.

  • Es wäre mal interessant zu erfahren, wie die Verteilung in Ost und West ist - Stichwort "Palast der Republik". Es ist zynisch, solche Umfragen pauschal und gänzlich zu delegitimieren, auch wenn ich selber denke, daß die meisten Befragten keine wirkliche Ahnung von dem Projekt haben und es ganz schön finden werden, wenn es mal dasteht.


    Dann werden sie vielleicht merken, daß nichts anderes eigentlich da hingehört. Man sollte versuchen, sich mal ein genaueres Bild der Befürworter und Gegner zu machen. Das wäre dann womöglich aussagekräftiger.


  • Dann werden sie vielleicht merken, daß nichts anderes eigentlich da hingehört. Man sollte versuchen, sich mal ein genaueres Bild der Befürworter und Gegner zu machen. Das wäre dann womöglich aussagekräftiger.


    Das setzt ja quasi voraus, die Befragten hätten sich in der ein oder anderen Weise mit der Thematik auseinandergesetzt. Davon ist nicht auszugehen. Die Schlagworte heißen Schloss, Geld, Berlin - was bei den meisten Bürgern schon instinktiv einen Abwehrreflex hervorruft. Insofern ist das Ganze durchaus repräsentativ, das sind TV Total Umfragen aber auch.

  • Es wäre mal interessant zu erfahren, wie die Verteilung in Ost und West ist - .....


    Das steht im Artikel und Klarenbach hat es doch auch in seinem Posting geschrieben.


    Umfrageergebnisse werden tendenziell nur von jenen akzeptiert denen das Ergebnis gefällt. Ansonsten wurden eben die falschen Fragen gestellt, die Befragten waren uninformiert oder sind generell doof oder Umfragen werden allgemein nicht als repräsentativ fürs Volk angesehen. Oder Volkes Meinung wird als irrelevant für dieses Thema angesehen.

  • Chandler Ja, ich hatte es beim Überfliegen übersehen. Da hab ich ja richtig getickt. Der Palast ist nun mal weg, und das ist auch gut so, finde ich.


    Der relativ geringe Unterschied zwischen West und Ost erklärt sich aber auch durch die hohe Zuwandererzahl in den Szenebezirken.


    Ich frage mich trotzdem, ob die Leute noch ganz bei Trost sind. Was wollen die denn sonst auf dieser großen Freifläche haben, die bereits historisch vergewaltigt wurde durch Ulbricht. Zumal das Schloß ein absolutes Highlight sein wird mit der Stella-Fassade - jedenfalls nach meinem Dafürhalten. Es ist ein plastischer Ausdruck des neuen Berlin - das sich selbst wiederfindet.


    Es wäre schon mal interessant, wie die Befragten genau ihre Positionen begründen.

  • Oder Volkes Meinung wird als irrelevant für dieses Thema angesehen.


    Was ist denn 'Volkes Meinung'? Wir sollten schon einigermaßen froh sein, dass der Stammtisch nicht grundsätzlich die Geschicke dieses Landes lenkt. Es würde höchstwahrscheinlich längst nicht mehr existieren.

  • In der Umfrage steht auch, dass die SPD-Anhänger mehrheitlich für die Schlossreko sind, die CDU-Anhänger dagegegen. Hhhm.

  • Ich frage mich trotzdem, ob die Leute noch ganz bei Trost sind. Was wollen die denn sonst auf dieser großen Freifläche haben, die bereits historisch vergewaltigt wurde durch Ulbricht. Zumal das Schloß ein absolutes Highlight sein wird mit der Stella-Fassade - jedenfalls nach meinem Dafürhalten. Es ist ein plastischer Ausdruck des neuen Berlin - das sich selbst wiederfindet.


    Tja, dies ist wieder mal so ein Moment, an dem Individualmeinung und breite Masse aufeinander treffen. Das neue Berlin findet sich, auch in solchen Umfragen. Man muss davon ausgehen, dass die Identifikation mit dem Humboldtforum erst dann auf die breite Masse durchschlagen kann, wenn die ersten Fassaden stehen und das Gebäude zu wirken beginnt. Davor ist es für viele ein weiteres kostspieliges Spielzeug der Eliten, in dem eine als elitär empfundene Nutzung stattfinden wird. Die Museumsinsel besuchen auch nicht Hinz und Kunz, sondern entsprechend vorgebildete und interessierte Bildungsbürger oder welche die es werden wollen.


    Ich glaube es ist nicht wirklich das Nachtrauern um den Palast der Republik, sondern ein angesichts der chronischen Berliner Geldprobleme natürlicher Reflex kostspielige Projekte, die keinen unmittelbaren praktischen Nutzen für die breite Masse haben, kritisch zu sehen. Dazu kommt, dass man von "den Oberen" propagierten und voran getriebenen Projekten zunehmend kritisch gegenüber steht. Nicht unbedingt weil man das Projekt an sich ablehnt, sondern aus generellem Misstrauen.


    Die Umfrage ist in ihrer Durchführung sicher auf die eine oder andere Art angreifbar, schließlich reichen kleine Fehler um die Aussagekraft solcher Umfragen in Zweifel zu ziehen. Aber an der Tendenz dürfte durchaus etwas dran sein: Eine Mehrheit kennt das Projekt entweder nicht oder nur flüchtig und sieht darin (noch) keinen Nutzen.


    Was wäre passiert, wenn man damals die Preußen über die Vollendung des Kölner Doms mit preußischen Geldern hätte abstimmen lassen?