Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Bilder:


    1. Preis


    http://www.wb-stadthaus-am-mar…oh_Winking-114-Modell.jpg


    2. Preis


    http://www.wb-stadthaus-am-mar…is/Kleihus-108-Modell.jpg


    3. Preis


    http://www.wb-stadthaus-am-mar…esse/3_Preis/120-0098.jpg


    4. Preis


    http://www.wb-stadthaus-am-mar…se/4_Preis/110-Modell.jpg


    Zunächst fällt mal auf, dass der einzige Entwurf gewonnen hat, der zumindest laut Modell nicht das charakteristischste äußere Merkmal der Goldenen Waage, das Belvederchen auf dem Dach des Hinterhauses rekonstruiert sehen möchte. Auch eher sprachlos bin ich anbetrachts der Tatsache, dass man hier nach all dem Versprechen von Kleinteiligkeit nun allen Ernstes einen riesigen monolithischen Bau in das Zentrum der Altstadt stellen möchte, der, wie die Entwürfe von Kleihues + Kleihues (die Dachanordnung ist allerdings ahistorischer Blödsinn) sowie vor allem MEURER Architekten zeigen, durchaus auch besser zu untergliedern ist.

    Einmal editiert, zuletzt von RMA () aus folgendem Grund: Link gefixt

  • Also ich weiß ja nicht - habe mir von dem Wettbewerb eigentlich etwas mehr versprochen. Den Entwurf von Braun & Schlockermann finde ich ja noch ganz in Ordnung, wobei ich auch hier nicht ganz verstehe, warum man den Platz vor dem Domturm zur Hälfte zubaut und so der Goldenen Waage ihre Wirkung von Süden nimmt.


    Was aber viel interessanter ist, wie ich finde, und alle 4 Entwürfe nur allzugut zeigen, ist die geplante Situation am Markt: Das Rote Haus als Eckgebäude geht ja mal gar nicht. Dann kann man sich die Rekonstruktion auch ganz schenken - es wäre einfach vergebene Liebesmüh. Und eigentlich ist auch der komplette Straßenzug des Marktes als solcher - obwohl immer wieder angestrebt - in dieser Form überhaupt nicht erlebbar: auf seiner halben Länge besteht er nur aus einer einzeiligen Bebauung und aus keiner Straße und am anderen Ende läuft er nicht auf den Dom-Haupteingang zu, sondern erst mal auf die Wand des Haus-am-Dom-Anbaus :nono:


    Da bleibt eigentlich nur eins: es müssen unbedingt zumindest auch die beiden westlichen Nachbarn des Roten Hauses wiedererstehen und der Tuchgaden zumindest als Straßenzug angedeutet werden, auch wenn er dann an der Mauer der Schirn endet. Und man sollte auch zwei oder drei Gebäude an der Stelle des derzeitigen östlichen U-Bahn-Ausgangs errichten, sodass vor der Rotunde der Schirn kein Freiraum, sondern höchstens ein etwas breiterer Abzweig vom Markt entsteht.


    Und für die beiden anderen "Problemfälle" des ganzen Areals - den Kubus des Kunstvereins und den Anbau des Hauses am Dom sollte man sich wirklich etwas überlegen, da sie den ganzen guten Willen konterkarieren, die alten Straßenverläufe wieder herzustellen. Ideal wäre natürlich ein Abriss oder wenigstens Teilrückbau.

  • Das Belvederchen ist auch bei den anderen Entwürfen nicht vorhanden, sondern nur der Treppenturm. Vom Belvederchen sehe ich hingegen nichts. Wahrscheinlich hat sich keiner der Architekten soweit mit der Goldenen Waage auseinandergesetzt um zu erkennen wo das Belvederchen war, und dass es problemlos integrierbar wäre.


    Der Grundriss des Siegerentwurfs entspricht übrigens genau dem Grundriss des Hallengebäudes der Kaiserpfalz, die sich (bis auf die kleine Ecke an der Alten Hölle (Hinterhaus Goldene Waage)) grundsätzlich schonmal gar nicht mit den sonstigen Altstadtgebäuden beißt. Zum Vergleich sei nochmal auf die Grundrisszeichnungen in Beitrag #46 verwiesen.
    Deswegen dafür schonmal :daumen:, außerdem ist es von den vier erstplatzierten Entwürfen der Einzige, der nicht die Höllgasse ahistorisch auf der falschen Seite zubaut. Die Teil-Wiedererrichtung der Alten Hölle und damit des kompletten Belvederchens wird man sicherlich noch durchdrücken können. Und auch zum Tisch der Schirn ist hoffentlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Das Rote Haus schreit einfach regelrecht nach den Metzgerhöfchen-Gebäuden, die in diesem Entwurf auch problemlos wiederaufbaubar sind. Das Einzige was mich wirklich stört ist die Traufhöhe, die ist für meine Begriffe etwas zu hoch, und könnte damit tatsächlich dem Belvederchen Probleme machen. Außerdem wird daduch der Neigungswinkel des Daches etwas zu flach. Wichtig wird natürlich auch die Fassadengestaltung sein, das was im Modell angedeutet ist, ist bei weitem noch nicht der Weisheit letzter Schluss, und für die Altstadt sogar ziemlich unpassend.
    Grundsätzlich hat allerdings in meinen Augen tatsächlich der Entwurf gewonnen, auf dem sich am ehesten aufbauen lässt, insbesondere deshalb, weil er eben im Gegensatz zu allen anderen Entwürfen die Wiederherstellung der ursprünglichen Gassenverläufe grundsätzlich erlaubt. Wichtige Punkte bei denen noch Überarbeitungsbedarf herrscht also wie gesagt: fehlende Alte Hölle mit Treppenturm und Belvederchen, und in dem Zusammenhang auch die Traufhöhe und Dachneigungswinkel; sowie die Fassadengestaltung. Der Westteil ist im Entwurf glücklicherweise unbebaut, und eine Wiederherstellung des historischen Grundrisses problemlos machbar. Das Problem mit dem Tisch wird schließlich sowieso absolut jeder Entwurf haben.


    Ach ja, und die Erdgeschossgrundrisse sind im Fall von Rotem Haus und Goldener Waage ahistorisch und so noch nicht akzeptabel: Treppen unter dem Haus auf den drei Säulen sind völlig sinnbefreit. Der Eingang zu diesem Gebäude befand sich im Nachbargebäude am Markt, und nicht mitten im Durchgang zum Tuchgaden. Im Fall der Goldenen Waage gehören die Treppen natürlich in den dafür vorgesehenen Treppenturm, womit wir aber wieder beim Thema Alte Hölle + Belvederchen wären.



    Hoffentlich hab ich den Beitrag einigermaßen unfallfrei hingekriegt, Schmittchen hat einfach zuviel Ebbelwei nachbestellt... ;)

    4 Mal editiert, zuletzt von Rohne ()

  • Die Ergebnisse der Preisträger des Wettbewerbs werden vom 21. Dezember 2009 bis 27. Januar 2010, montags bis freitags von 08:30 Uhr bis 18:00 Uhr im Atrium des Planungsdezernats, Kurt-Schumacher Str.10, 60311 Frankfurt am Main, ausgestellt.


    Alle Wettbewerbsergebnisse können vom 01. Februar bis 15. Februar 2010, montags bis sonntags von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr in den Römerhallen im Rathaus Römer, 60311 Frankfurt am Main, betrachtet werden.


    Die Modellfotos noch einmal zusammengestellt, beim 1. Preis auch der Grundriss des Erdgeschosses. 1. Preis:




    Bilder: Planungsdezernat Frankfurt am Main / Prof. Bernhard Winking Architekten


    2. Preis:

    Bild: Planungsdezernat Frankfurt am Main / Kleihues + Kleihues


    3. Preis:

    Bild: Planungsdezernat Frankfurt am Main / Braun & Schlockermann und Partner


    4. Preis:

    Bild: Planungsdezernat Frankfurt am Main / ARGE Meurer Architekten mit Christian Bauer & Associérs Architectes



    Es waren sicherlich nicht zu viele Bembel, Rohne, wenn dich der Inhalt so in Form bringt ...

  • Ich finde den ersten Preis eigentlich am besten von allen, weil er das meiste Potenzial zur Weiterentwicklung besitzt. Die Kritikpunkte hat Rohne ja bereits ausführlich erwähnt. Die Formensprache des Neubaus stört mich nicht so sehr, so lange die Gebäudereihe am Markt korrekt durchgestaltet wird, das Belvederchen der Goldenen Waage mit Treppenturm kommt, der Tisch verschwindet und damit die Anlage von Tuchgaden und Langer Schirn ermöglicht wird.

  • Jau, der erste Entwurf ist wohl der beste. Aber auch bei diesem, vor allem beim 2ten entsteht wohl zwischen Halle und Kunstschirn eine sehr lange dunkle Gasse. Die Schirn ist ja eh schon ziemlich hoch, hat nen Säulengang, dazu dann noch so ein hohes Gebäude, da frag ich mich, wie man diese Gasse halbwegs einladend gestalten will.


    Die Probleme mit der roten Schirn wurden ja schon aufgezeigt und der Tisch muss weg, damit die Ecke auch funktioniert.
    Die Fassade des Siegerentwurfs kann funktionieren, diese muss eh eher mit der Schirn harmonieren als mit den Fachwerkhäusern. In wieweit ist durch die Halle denn der Innenhof der Goldenen Waage verkleinert worden?

  • Also, auf dem was ich auf den Photos erkennen kann wuerde mir der 4. platzierte Beitrag am besten gefallen. Wirkt meiner Meinung kleinteilig genug um sich gut einzufuegen und die Gebaeude scheinen sich am meisten an die an die urspruengliche Bebauung anzulehnen.

  • #25
    Der 1. Preis scheint mir insgesamt auch der beste dieser vier Entwürfe. Der dritte aber (Braun & Schlockermann u. Partner), hätte ohne diesen Vorbau zum Dom hin, wegen des kleineren Grundrisses und der Dachform, für mich mehr Potential, wenn man denn unter diesen hier wählen will. Der Saalbau des Ersten ist gerade wegen seiner Anlehnung an die viel älteren Vorgängerbauten, gegenüber den mittelalterlichen Häuserformen der Vorkriegsaltstadt ein größerer Fremdkörper, vermittelt deshalb auch nicht zur Schirn-Kunsthalle hin. So viel Gewicht muss man den Ausgrabungen auch nicht geben.

    Etwas schwer auf den Visualisierungen des Siegerentwurfs zu erkennen, aber so wie es aussieht, soll der Tisch und die frei stehende Wand mit dem Treppenaufgang zum Tisch wohl auch hier erhalten bleiben. Der Tisch-Architekt Dietrich Bangert war jedenfalls Mitglied der Jury.

    Eine an sich gute Idee, die großen Durchsichtflächen hier im Außenbereich. Wie sich das bei den unvermeidlich auftretenden Gebrauchsspuren und Witterungseinflüssen in Bezug eben auf eine dauerhafte Durchsicht bewährt, müsste abgewartet werden, sofern es nicht nur Oberlichter sein sollen.

    Für das lange Podest zwischen der neuen Halle und der Rampe daneben sehe ich zunächst noch keine logische Funktion. Diese lange Auffahrtsrampe zwischen dem Podest und der Schirn-Kunsthalle dient offenbar wieder als Zufahrt für Service und Rollstuhlfahrer.
    Das obere Bodenniveau zwischen Tisch und dem Hallenentwurf und rechts daneben zum Dom hin wird wohl dem heutigen Niveau der Tisch-Grundfläche entsprechen so dass in Richtung Markt und Römerberg enorme Treppenanlagen entstehen werden.



    Postet von RKWF am 20.12.2009 im DAF Strang "Neugestaltung Dom-Römer-Areal - Planungs- und Bau-Thread" direkt hinter Wahnfried #28

  • #28


    Der Ausführung kann ich zustimmen, aus den o.g. Gründen halte ich dennoch den 3. Entwurf für am besten angepasst. Der wichtigste Unterschied zum 1. Preis ist ein Baukörper, der zur Altstadt passt anstelle eines Klotzes, welcher in dieser Hinsicht kaum dem Technischen Rathaus nachsteht. Das Giebelhaus gegenüber dem Museum wäre zwar größer als die anderen nachgebauten Giebelhäuser, aber gegenüber derart großen Baukörpers würde es noch angemessen wirken; gleichzeitig aber auch mit dem Rest harmonieren.

  • Im Großen und Ganzen finde ich den erstplatzierten Entwurf gut, auch nicht schlecht ist der 3. Preis. Die Überbauung beim 2. und 4. Preis ist mir insgesamt etwas zu groß (Grundfläche).


    Ein Kritikpunkt beim 1. Preis habe ich allerdings: Etwas Sorgen macht mir der U-Bahn-Eingang. Einerseits wird die Bauflucht der Höllgasse wiederaufgenommen, indem die Fläche im östlichen Bereich des Archäologischen Gartens bewusst nicht bebaut wird, sondern eine Glasscheibe in den Boden eingelassen wird, durch die die darunterliegenden Mauern sichtbar werden. Die übrigen Mauerumrisse im nicht bebauten Bereich sollen laut Plan im Bodenbelag nachgezeichnet werden. Auch eine gute Idee!


    Andererseits ist da dieser Treppenabgang genau vor dem Haus zur Goldenen Waage, der aus dieser Perspektive später auf jedem Foto zu sehen sein wird. Ich wüsste nicht, wie man den unauffällig gestalten könnte.


    Wesentlich besser gefällt mir da die Lösung im zweit- und drittplatzieren Entwurf den Eingang dort zu lassen, wo er ist. Dann passen in die Goldene Waage und das nebenstehende Haus zwar nur Verkaufsstände oder Schaufenster, aber ich denke es gibt rundherum noch genug Ladenfläche, so dass es auf die paar Quadratmeter weniger nicht ankommt. Die Rolltreppenanlage ist gut versteckt und man würde ein paar Millionen für die Verlegung der Treppe sparen, die man an anderer Stelle wieder sinnvoll investieren kann. Hier ein Ausschnitt aus dem Grundriss:



    Bild: Planungsdezernat Frankfurt am Main / Kleihues + Kleihues

    Einmal editiert, zuletzt von Torben ()

  • #25
    Wettbewerbssieger für das so genannte Stadthaus auf dem Dom-Römer-Areal

    Die Preisverleihung schlägt Wellen. Einige Stimmen aus der hiesigen Presse:

    Die faz.net berichtet am 19.12.2009:
    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

    Wie von Prof. Bernd Winking Architekten (1. Preis) zu hören war, sollen sich die Fassaden der neuen Häuser zwischen "Goldene Waage" und "Rotes Haus" zwar an die historischen Vorgänger anlehnen aber dennoch als zeitgenössisch zu erkennen sein. Im Stadthaus sollen Räume für Empfänge und Vorträge untergebracht werden.

    Angabe zu den Kosten für das Projekt konnte Edwin Schwarz noch nicht machen. Er wies darauf hin, dass in der Jury auch Stadtverordnete von CDU, Grünen und der SPD saßen. Der Aufsichtsrat der Dom-Römer GmbH werde formal die letzte Entscheidung über das endgültige Erscheinungsbild haben.

    Die Jury meint sogar, dass das Stadthaus noch vergrößert werden sollte? Der Stuttgarter Architekt Franz Pesch als Vorsitzender der Jury sagte, das etliche Büros im Wettbewerb versucht hätten, die altstadttypischen Dachformen und Fassadentypologien aufzugreifen um eine großflächige Nutzung des Stadthauses zu verstecken. Mit dem 1.Preis sei nun „ein kleiner Meilenstein in baukultureller Hinsicht" gesetzt worden.


    Im sehr kritischen Kommentar meint Matthias Alexander in der faz.net am 19.12.2009:
    http://www.faz.net/s/Rub3DFC0D…Tpl~Ecommon~Scontent.html

    Murks, wie erwartet und die Chronik eines absehbaren Scheiterns. Den Architekten sei nur bedingt ein Vorwurf zu machen, da die Bauaufgabe zu widersprüchlich ist. Die Nachteile würden bei weitem überwiegen und der nahe liegende Schluss wäre, dass die Stadt den Wettbewerb aufhebt und noch einmal ganz neu über die Bauaufgabe nachdenkt. Es drohe ein veritabler Fehlstart.


    Die fnp-online berichtet am 19.12.2009:
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7021000.de.htm

    Die fnp meint, dass das neue Stadthaus zwischen 20 und 30 Millionen Euro kosten wird, eine genaue Schätzung ist aber noch nicht möglich. In dem europaweiten Wettbewerb gewann der Entwurf der Berliner Architekten Bernhard Winking und Martin Froh den ersten Preis mit 35 000 Euro Preisgeld.
    Der Architekt der Schirn-Kunsthalle, Dietrich Bangert, gehörte ebenfalls der Fachjury an. Sie wurde von Römer-Politikern von CDU, SPD und Grünen begleitet

    Planungsdezernent Edwin Schwarz sprach von einem «sehr guten Ergebnis für den Bürger», die Altstadt werde dadurch mit zeitgemäßer Architektur weitergebaut. Nach Aussage des Architekten Martin Froh, wird die Fassade aus geschlämmten Ziegeln errichtet. Das Gebäude soll zwischen den mittelalterlichen Baukörpern der Altstadthäuser und der Schirn-Kunsthalle vermitteln. Frohs Büro habe schon mehrfach Projekte in sensibler historischer Umgebung verwirklicht.


    Thomas Remlein schreibt in der fnp-online vom 19.12.2009: "Bau-Festtagen in Frankfurt"
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7021038.de.htm

    Im zweiten Teil geht er auf die Überbauung des archäologischen Gartens ein mit dem allgemeinen Wunsch, dass die freigelegten Überreste wieder im Boden verschwinden sollten. Er sieht in der Überbauung mit diesem modernen Gebäude nur die zweitbeste Lösung, da vor dem Krieg dort Häuser standen. Nur der Wille der Entscheidungsträger führte bedauerlicherweise dazu, das archäologische Trümmerfeld zu erhalten und nun ein neues Stadthaus darüber zu errichten, welches einem protestantischen Kirchenbau der 50er oder 60er Jahre ähnelt, wie angeklebt an die zu rekonstruierenden Altstadthäuser.
    Er meint, das komme dabei heraus, wenn versucht wird, gleichzeitig Bauzustände der Römer-, der Karolingerzeit und des Mittelalters zu erhalten, und gleichzeitig Altstadthäuser vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu rekonstruieren. Am Ende fragt er sich, ob das Projekt, an dieser Stelle ein Stadthaus zu errichten, den Schweiß der Edlen (Architekten) und das Geld des Steuerzahlers wert gewesen ist.


    Die fr-online berichtet am 19.12.2009:
    http://www.fr-online.de/frankf…ecken-im-Mittelalter.html

    Alles wird "am besten in einem Rutsch gebaut", meinte Planungsdezernent Edwin Schwarz am Freitag. Die Jury nannte den 1. Preis-Entwurf "richtig schön".
    Egon Wamers, Direktor des Archäologischen Museums, das sich künftig im Untergeschoss zwischen den Mauerresten und im Erdgeschoss einrichten soll, hatte die Idee, auf dem Domhügel die ehemalige karolingische Königshalle "zu simulieren" als erster ins Gespräch gebracht. Auf die Art könnte man auch das Schirn-Café plus dem Tisch nun mehr ins Zentrum der Besucherströme rücken.


    Claudia Michels schreibt in der fr-online vom 19.12.2009:
    http://www.fr-online.de/frankf…ikel-Haus-ohne-Leben.html

    Das Ensemble wirke recht massiv. Sie zweifelt an der Nutzung des Gebäude-Ensembles. Besucherzentrum und multifunktionale Begegnungsstätte, kleiner repräsentativer Raum für Empfänge, wem soll das dienen? Wer trifft sich da? Leere Hülle, bauen ohne genau zu wissen wofür. Und, gibt es tatsächlich zu wenig Räume um den Römerberg herum? 4000-Quadratmeter-Neubau, den keiner wirklich braucht. Früher haben sich die Leute ein Haus gebaut wenn sie ein Haus brauchten, sind die Schlagworte.



    Keine Begeisterung spürbar. Insgesamt doch eher eine verhaltene Berichterstattung und auch kritische Kommentare dabei. Es bleibt abzuwarten wie eventuelle Meinungsäußerungen von außerhalb ausfallen werden.

    Postet von RKWF am 21.12.2009 im DAF Strang "Neugestaltung Dom-Römer-Areal - Planungs- und Bau-Thread" direkt hinter Torben #31

  • Ich schließe mich gerne Claudia Michels an: "Glückliches Frankfurt. Kann es sich leisten, zu bauen, ohne genau zu wissen, wofür." - allerdings halte ich unter dieser Prämisse den Siegerentwurf für recht unglücklich, da er (der äußeren Erscheinung nach) wohl tatsächlich ein recht schmales Nutzungsspektrum bieten wird. Der Originellste unter den Siegern ist er allerdings.


    Meine Favoriten wären Entwurf Nummer 3, mit den hier schon mehrfach genannten Anderungen - oder lieber noch Nummer 4, ohne "Tisch": Etwas verkleinert und in Richtung Schirn-Rotunde versetzt, könnte er eine gute Brücke zur Postmoderne schlagen


    Wenn #1 realisiert wird, kann man nur hoffen, dass der Eingang Richtung Dom wandert. Beim Lesen der Artikel war ich regelrecht baff, dass dies so nicht vorgesehen ist.

  • Haus "Zum Rebstock" wird voraussichtlich rekonstruiert

    Im Planungsdezernat hat man eine Lösung gefunden, die Einfahrt zur Römer-Tiefgarage so umzubauen, dass der Platz vor einem rekonstruierten Haus "Zum Rebstock" frei von Autos wäre. Dies hat die Stadt immer als Voraussetzung für die Rekonstruktion des Gebäudes angesehen.


    Die Einfahrt soll weiterhin an der Domstraße liegen. Künftig soll die Rampe aber bereits im Haus am Dom beginnen. An der Ausfahrt Saalgasse ändert sich nichts. Quelle ist ein heutiger Artikel in der FNP.


    Die Häuser Im Rebstock 1 und 3 von der Ecke Braubach- und Domstraße gesehen - um 1910, also nach Durchbruch der Braubachstraße:

    Bild gemeinfrei (Schutzfrist abgelaufen)

  • Zu den Entwürfen möchte ich noch gerne etwas sagen.


    Mir gefällt der 3. Platz am Besten, da er sich mit den zwei Spitzdächern harmonisch in die Dachlandschaft einfügen würde. Auch die Schirrn hat ein Spitzdach. Dort nun ein ziemlich flaches Dach hinzustellen würde in meinen Augen unharmonisch wirken. Zudem gefällt mir die Idee der zwei Häuser, wobei das Haus direkt am Dom parallel zum Domschiff liegt, dies entwickelt eine schöne Geometrie des stark verkleinerten Domvorplatzes.


    Ich habe eine weitere Bemerkung: man sieht bei allen prämierten Entwürfen doch sehr gut, dass die Gegend sehr von einem Abriss des Schirrn-Tischs profitieren würde. Dann entsteht nämlich zwischen Schirrn-Rotunde, den zu rekonstruierenden Häusern und dem neuen Haus ein ziemlich interessanter Platz. Im Siegerentwurf würde dieser Platz zu einem Teil aus einem Glasboden bestehen, er würde sich dann nach Osten zum Dom hin verflüchtigen und in die neue Gasse münden. Auf diesem Platz ist der Tisch zu groß, zu dominant und vor allem schluckt er zuviel Licht.


    Es wäre sehr sehr schön, wenn der Architekt der Schirrn dies auch so sehen würde und sich dafür einsetzen würde, dass der Tisch abgerissen wird. (Wie ich mich erinnern kann, ist der Tisch aus Sichtbeton, ist dies richtig? Dann passt er sowieso nicht zur Fassade der Schirrn). Ich denke nämlich, dass die Schirrn durch den Platzumbau gewinnen wird, und noch mehr gewinnen würde, wenn durch Abriss des Tischs die Platzbeziehungen offener würden. Ich finde eigentlich die Schirrn schön, aber sie muss in das Umfeld einbezogen werden. Dazu muss das Umfeld etwas abgeben, und die Schirrn kann auch etwas dazu beitragen.

  • "Stadthaus am Markt"

    Zu den Entwürfen zur Überbauung des arch. Gartens schließe ich mich dem Vorpost von vondraussen an und würde den 3. Platz, mal rein von der Optik her, zur Realisierung anraten. Dieser fügt sich m. E. am besten an dieser Stelle ein.


    Dieser Entwurf erschlägt den Platz nicht und läßt vor allem Licht auf die Rückseite der kleineren zu rekonstruierenden Gebäude einfallen. Voraussetzung ist natürlich, daß bei Platz 3 auch Fenster für die kleineren Gebäude auf der Rückseite vorgesehen sind, was sich leider meiner Kenntnis entzieht.


    Beim Erstplatzierten Entwurf wird' s hier doch stockdunkel werden!?


    Klar ist allerdings auch, daß der Bau sämtliche zu erfüllenden Funktionen in ausreichendem Maße abbilden muss. Der 3. Platz wird gegenüber dem ersten sicherlich weniger Raumfläche zur Verfügung haben, wenn man sich nur mal die Modelle anschaut.


    Nach einem Artikel in der heutigen FNP regt sich auch schon erster Widerstand gegen den Wettbewerbssieger, sodaß mit erheblichen Umplanungen, vor allem auch des Daches (=Kritikpunkt von OB Roth) zu rechnen sein wird. Auch sei denkbar, daß Gebäude zu verlängern und näher an den Dom heranzurücken.


    Na denn, schaun mer mal, denke das wird schon werden...;)

  • Der drittplatzierte Entwurf von Braun & Schlockermann ist auch mein Favorit. Zwar widerspricht die Anordnung des kleineren Bauteils im Osten dem historischen Verlauf der Höllgasse. Doch stehen dem gewichtige Vorteile gegenüber, von denen die allermeisten in den vorstehenden Beiträgen bereits genannt wurden. Zur Verdeutlichung der Planung ein Grundriss der Erdgeschossebene:



    Und eine Visualisierung:



    Bilder: Braun & Schlockermann und Partner


    Überhaupt nicht einverstanden bin ich allerdings mit dem U-Bahn-Zugang im Erdgeschoss des Hauses Zur Goldenen Waage. Auch Braun & Schlockermann sehen diese Lösung vor. Das wertvollste Haus in diesem Bereich der Altstadt sollte keinesfalls durch eine - wohl unvermeidbar - schmuddelige Anlage dieser Art entwertet werden. Stattdessen sollte eine museale Nutzung gefunden werden, auch für das Erdgeschoss. Für den U-Bahn-Zugang gibt es Alternativen, die beste wird wohl eine Verlegung an die Braubachstraße sein. Auf die paar Euro Mehrkosten kommt es bestimmt nicht an.

  • Vielleicht eine blöde Frage, aber ist das Votum der Jury (mal abgesehen von den Prämien) für die Stadt denn bindend – oder kann sich die Stadtverordnetenversammlung auch unabhängig davon für den 3. Platz entscheiden, der spätestens nach den von Schmittchen vorgelegten Grundrissen und Visualisierungen mit Abstand der beste zu sein scheint?

  • Keine blöde Frage. Grundlage könnten die "Richtlinien für Planungswettbewerbe" (Text) sein, gültig seit dem 1. Januar 2009. Direkt gelten diese nur für Wettbewerbe des Bundes, möglich aber, dass bei der Auslobung auf diese Regeln Bezug genommen wurde, dann würden sie auch hier gelten. In § 8 heißt es:


    Bei der Umsetzung des Projekts ist einer der Preisträger unter Würdigung der Empfehlung des Preisgerichts mit den weiteren Planungsleistungen zu beauftragen, sofern kein wichtiger Grund der Beauftragung entgegensteht.


    Der Entwurf von Braun & Schlockermann ist Preisträger. Sollte also kein Problem sein, dieses Büro mit der Realisierung zu beauftragen.

  • Zu den Visualisierungen von Schmittchen gepostet in #37:


    Ich bin begeistert von der Nutzung des Glas gegen den Dom hin. So ergibt sich hier zum ersten Mal ein Effekt, den man in Frankfurt vermisst und der beispielsweise in Berlin oder auch an der Frauenkirche so deutlich gespürt wird. Nämlich die gleichzeitige Wahrnehmung von vielen "Generationen" von Geschichte. Hier kann man im neuen Haus des 21. Jahrhunderts stehen, die Fundamente anschauen (aus welcher Zeit sind die nun eigentlich, karolingisch oder römisch, habe ich leider vergessen), aus dem Fenster hinaus sieht man den mittelalterlichen Dom, sozusagen das Zentrum des Heiligen Römischen Reiches, aus einem anderen Wand an der westlichen Wand kann man dann wahrscheinlich nach Westen hin die Rekonstruktionen auf dem TR-Areal sehen und nach links die Schirrn. Ich vermute mal, dass man sich dann der Wirkung nicht entziehen kann, an einem "tief durchlebten" Platz zu stehen, eben an einem Ort, der die Dichte und Länge der Geschicht Frankfurts repräsentiert, den es aber in dieser Form der Durchmischung noch nicht gibt. Das finde ich genial.

  • Sie sind beides - sowohl eine römische Villa als auch die karolingische Pfalz stehen direkt übereinander, hinzu kommen spätmittelalterliche bis neuzeitliche Mauerreste der 1944 zerstörten Häuser.


    Zu den Entwürfen: Prinzipiell bin ich postiv überrascht, dass sich die vier höchstplatzierten Entwürfe relativ gut mit den zu rekonstruierenden Gebäuden ergänzen. Ich möchte aber doch besonderen Wert darauf gelegt wissen, dass die historischen Grundrisse eingehalten werden, insbesondere rund um das Rote Haus, was wirklich zwingend auf seine Nachbarn angewiesen war und ist, um konstruktiv überhaupt Sinn zu machen. Dass der Tisch deshalb früher oder später weichen muss, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ich sehe nicht ein, wegen der persönlichen Egozentrik des Herrn Bangert eine städtebaulich höchst unbefriedigende Lösung dauerhaft festgesetzt sehen zu müssen.


    Ich hoffe, die Stadt lernt aus dem Problem und lässt sich alle Rechte an den Neubauten von Anfang an übertragen, sonst haben wir in ein paar Jahren sicher wieder die gleiche Situation, wenn irgendein Gebäude aus welchem Grund auch immer abgerissen oder umgebaut werden soll.