Stadtgespräch

  • Stadtgespräch

    Gut in dem Thread wurde besonders heftig diskutiert. Aber ich denke nicht das dies den Forumfrieden gefährdet. Klar gibt es grade in einem solchen Thread viele unterschiedliche Meinungen aber grade diese teils heftigen Diskussionen gehören dazu find ich.


    Trotzdem respektier ich deine Entscheidung da es hier manchmal schon nah an die Gürtellinie ging.

  • Nicht direkt ein Immobilienreport aber ähnlich...

    Im Ernst & Young Städtebarometer 2008 belegt Essen platz 13 von 20.
    Während Lebensqualität, Kostenfaktoren für Einwohner sowie "Wettbewerb, Lieferanten und Enabler" überdurchschnittlich gut bewertet werden, liegt Essen bei Infrastruktur und Lage genau auf der Durchschnittsbewertung (und damit erstaunlicherweise trotz Flughafen sogar minimal vor Düsseldorf und trotz Hafen nur minimal hinter Hamburg).
    Unterdurchschnittlich schneidet Essen dagegen bei den Kostenfaktoren für Unternehmen sowie stark unterdurchschnittlich bei Image und Attraktivität ab.


    Auf Wunsch verschoben. EM

  • Der Essener Einzelhandelsverband lässt verlauten, dass das EKZ schon jetzt positive Auswirkungen auf den gesamten Einzelhandel der Stadt hat. Die Zahl der auswärtiger Kunden hat sich spürbar vergrößert. Wie auch viele hier im Forum schon richtig bemerkt haben, ist man auch beim Einzelhandelsverband der Ansicht, dass das EKZ indirekt Druck auf die Hausbesitzer in der Innenstadt ausübt! Hoffen wir mal auf weitere Investitionen. Insbesondere auf der Limbecker :)


    quelle: http://www.radio-essen.de

  • Wenn da mal nicht in nächster Zeit wieder auswärtige Kunden "wegbrechen". Laut einem Bericht des WDR-Studios Essen streiten sich in Recklinghausen gerade die Investoren um den Bau von zwei neuen Einkaufszentren. Die Rede ist von Investitionen von jeweils mehreren Hundert Millionen Euro. Auch Karstadt ist da mit im Boot und möchte sein Haus komplett sanieren und gleich mehrere kleinere Straßen in der Umgebung mit einer Glasüberdachung versehen.


    Ergänzung: Nicht zu vergessen die Entwicklung am westlichen Rand des Ruhrgebiets. Hier gibt es dazu ein paar 360-Grad-Panoramen.

  • Sorge Dich nicht, Dietmar, wir leben in der Marktwirtschaft und glaube mir, da wird niemand Investments in 3-stelliger Millionenhöhe vornehmen, wenn nicht am Ende eine entsprechende Rendite dabei herausspringt. Und noch eines: Vergleiche einmal, wieviele Qm Einkaufsfläche in EKZ´s pro 1000 Einwohner in Berlin vorhanden sind und wie viele davon hier im Ruhrgebiet. Demzufolge sind wir immer noch Pampas, tiefste Provinz. Think big !

  • Kyrosch
    Das mit Berlin ist wohl wahr. Da ich aber lange dort gelebt habe und demnächst wieder öfter vor Ort sein werde, weiß ich, dass diese vielen Zentren die gewachsene Struktur auch zerstören können. Siehe z.B. Berlin-Schöneberg.
    Die einzelnen Bezirke kämpfen hier wirklich mit allen Mitteln um die Kunden. In Steglitz z.B., wo die Schlossstraße eigentlich immer (seit der Wiedervereinigung) das Ziel der Kunden aus Potsdam und Umgebung war, wird nun auch massiv investiert um den Status halten zu können.
    Dem Kuhdamm, klassisches Ziel der "zahlungskräftigen" Kunden, geht es aber zur Zeit gar nicht gut. Zahlreiche Läden haben dort schon geschlossen.

  • Dietmar.du
    Siehst Du Dietmar, damit sind wir ganz dicht beieinander. Sie nehmen (endlich!!!) Geld in die Hand, strengen sich an und investieren, suuuuuuuuuper!! Was wollen wir mehr! Weißt Du, ich sehe im Centro - RRZ - Forum - oder Limbecker platz überhaupt keine Widersprüche. Für mich sind das alles Einkaufszentren, die zusammen gehören. Berlin ist hier wieder einmal ein gutes Beispiel: Hast Du je einen Berliner sagen hören: "Brauchen wir das wirklich?" "Ist das wirklich nötig?" u.s.w. So kleinkariertes Geschwätz hörst Du nur hier bei uns in den provinziellen Köpfen des Ruhrgebietes vom "gemeinen" Ruhri“.
    Der Berliner sagt: Neuer Bahnhof ? Klar brauchen wir den ! - Schlossrekonstruktion? klar brauchen wir die! Ein neues Museum - klar, ein neues EKZ - klar!! Da wird gar nicht lange drüber diskutiert, wat mut dat mut.
    Davon lebt die Stadt, so blüht sie auf, so entwickelt sie sich. Und wir hier im Revier?
    Hauptbahnhof Essen renovieren ? Muss das sein ? Wir haben doch einen renovierten Bahnhof in Essen-Kray.
    Nee, neee, wir haben uns im Revier auf den Weg gemacht, Metropole zu werden, dann sollten wir auch das entsprechende Denken und das entsprechende Handeln lernen.
    Darum sage ich: "Klar brauchen wir das Forum in Duisburg, klar den Limbecker Platz in Essen, denn das ist kein Nullsummenspiel, es führt dazu, dass wir auf dem Weg sind eine Metropole zu werden. Und eine Metropole sind wir, wenn die Menschen aus Belgien, den Niederlanden, Frankreichs, aber auch aus möglichst vielen anderen Bundesländern zu uns kommen, um bei uns Kultur zu erleben, aber auch um Natur zu erleben aber eben auch, um bei uns schoppen zu können. Und dieses Erlebnis, bei uns schoppen zu können muss derart faszinierend, reichhaltig und interessant sein, dass sie lieber uns besuchen als Berlin, Hamburg oder meinetwegen auch Paris.

  • Eben, in Berlin wie auch in anderen wichtigen Metropolen Europas gibt es bei der Umsetzung von Projekten kein Abwägen zwischen Für und Wider, keine Kritik und auch kein Aufbegehren. Alles wird stillschweigend abgenickt und genau das macht diese Städte zu Metropolen. Nur wir im Ruhrgebiet mit unserer zu bescheidenen Provinzmentalität begehren auf wenn uns die Bahn, so großzügig wie sie nun mal ist, wieder mit einem neuen Hauptbahnhof beglücken will. Der in Kray wurde doch gerade erst renoviert!


    Ob es auf den Weg zur "Metropole Ruhrgebiet" unumgänglich ist möglichst viele Einkaufszentren auf möglichst kleiner Fläche zu konzentrieren darf doch wohl angezweifelt werden und ob es den Niedersachse, den Hesse oder gar den Belgier interesseriert ob im Ruhrgebiet ein neues Einkaufszentrum eröffnet sowieso. Was unterscheidet denn das neue Einkaufszentrum im Ruhrgebiet von dem hiesigen? Genau das, was das Centro Oberhausen vom Limbecker Platz, vom RRZ und dem Forum Duisburg unterscheidet



    Der Vergleich mit Berlin hinkt ebenfalls. Die Bevölkerungsdichte dort ist mehr als doppelt so hoch wie die im Ruhrgebiet. Folglich müssen mehr Menschen auf kleinerer Fläche versorgt werden. Als Lösung drängen sich dann Einkaufszentren auf. Das diese Dichte an Einkaufszentren Berlin zur einem Touristenmagnet oder gar zu einer Metropole machen und nicht das reichhaltige Kulturangebot und der Hauptstadtcharakter,ist absurd.

  • Offengestanden, lieber Ras, ich verstehe nicht so ganz, was Du eigentlich willst. Für die „Neugestaltung“ des Essener Hauptbahnhofes haben wir uns doch wohl alle stark gemacht und haben diese gefordert. Und mit dem Ergebnis kann nicht wirklich irgendjemand, dem Essen am Herzen liegt, zufrieden sein. In dieser Frage ist Aufschrei, Protest und Widerstand völlig in Ordnung. Es geht mir auch nicht um stillschweigendes Abnicken, weit gefehlt – mir geht es um eine wohlwollende, positive Grundstimmung für Erneuerung, Modernisierung und Verschönerung dieser Stadt und dieser Region. Das wünsche ich mir, aber das mit allem Nachdruck.
    Dein zweiter Absatz fordert mich hier schon zu erheblich mehr Widerspruch heraus, denn es geht nicht darum, allein!!! durch eine möglichst große Anzahl an Shoppingmalls Metropole werden zu wollen. Wenn Du meinen Artikel richtig gelesen hast, ist dort auch von Kultur und Natur die Rede. Aber für viele Touris ist Shopping eine überaus wichtige Freizeitbeschäftigung und wir haben hier im Revier die Möglichkeit, diesem Bedürfnis nachzukommen oder das zu lassen. Dann reisen dies Touris halt dort hin, wo sie diesem Bedürfnis besser nachgehen können.
    Im Übrigen rate ich Dir, Dir Wochenende für Wochenende die Busse der Reisenden anzusehen und woher die Autokennzeichen alle sind. Die werden nicht nur aus Holland und Belgien angekarrt, die kommen wirklich aus aller Herren Länder. Gehe mal samstags in die Essener Innenstadt oder zum Centro nach Oberhausen, dann sprichst Du nicht mehr so. Und alle diese Leute besuchen uns nicht nur, sie lassen darüber hinaus Geld hier, was wiederum zu Arbeitsplätzen führt, wogegen Du hoffentlich keine Einwände hast. Und zukünftig wird sich dieser Bustourismus auch nach Duisburg ausweiten, hoffentlich dann weiter nach Recklinghausen und nach Bochum.
    So, und um nochmals eindeutig und klar zu formulieren: Malls alleine reichen nicht, völlig klar. Aber ich halte sie für einen sehr, sehr wichtigen Standortfaktor, wohlwissend, dass diese Position nicht ungeteiltes Echo findet.


    Ps.: Ein Nachsatz sei noch gestattet, lieber Raskas. In diesem Thread geht es um eine Mall, nicht um Kultur. Ich stimme Deinem letzten Satz ausdrücklich zu, dass die Kultur einen ganz erheblichen Einfluss darauf hat, was eine Metropole ausmacht. Das ist aber ein anderes Thema, ein anderer Thread. Diese Diskussion können wir ja evtl. im Thread "Folkwang Museum" fortsetzen ;)

  • Dann verstehe ich deine generelle Kritik im vorherigen Beitrag an der Entwicklungbereitschaft der "Ruhris" wiederum nicht. Das sich Essen beim Hbf nur mit der kleine Lösung zufrieden geben muss liegt nicht an der ablehnenden Haltung der Stadt und der provinziellen Einstellung der Bevölkerung, sondern einzig allein an der Bahn. Ein zustimmendes " Bahnhof, ja klar " wäre auch in Essen zu vernehmen gewesen, wenn die Bahn auch nur einen Bruchteil des Berliner Investitionsvolumens aufgebracht hätte um in Essen einen neuen Bahnhof zu errichten. Dein Beitrag suggeriert allerdings eine fehlende Bereitschaft der Bevölkerung Veränderungen anzunehmen und das konnte ich so nicht stehen lassen.


    Die Busladungen von Touristen die in die Innenstädte des Ruhrgebietes strömen sind mir wirklich noch nicht aufgefallen. Ein hohes Holländeraufkommen im CentrO und auf dem Essener Weihnachstmarkt vielleicht, dieses mit Touristenströmen gleichzusetzen halte ich für gewagt. Zum Thema Supermalls kann man durchaus geteilter Meinung sein. Das sie ihre Aufgabe erfüllen und dort Touristen wie auch Einheimische Geld lassen mag stimmen, die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal und der Verträglichkeit solcher Malls für bestehende Innenstädte bleibt unbeantwortet.


    Auch wenn das jetzt ein wenig ins OT abdriftet geht es mir mehr um eine realistische Einschätzung des Status quo und der zukünftigen Entwicklungschancen. Das Ruhrgebiet wird heute schon in eine Reihe von Metropolen und Weltstädte gehypt obwohl es derartige Funktionen und Vorraussetzung noch nicht erfüllt und noch weit davon entfernt ist sie erfüllen zu können. Es scheint als weicht der von Karl Ganser (IBA) formulierte Leitgedanke des nachhaltigen und behutsamen Strukturwandels immer mehr einem rücksichtslosen Eingreifen in vorhandene Strukturen und Kapazitäten um möglichst schnell die höhere Entwicklungsstufe auf dem von Dir zitierten "Weg zur Metropole" zu erklimmen und zu diesem bedenkenlosen Eingreifen ,um zum Thema zurück zu kommen, zählt m.E.auch der Limbecker Platz.

  • Danke, Enzo!
    Lieber Ras, es war mein Fehler. Das Beispiel mit den Bahnhöfen, so wie ich es geschrieben habe, war missverständlich. Ich hätte es in Gänsefüßchen setzen und deutlicher formulieren sollen, es war ironisch gemeint, wie manche Kleingeister bei uns leider immer noch die Welt sehen.
    Was ich eigentlich meinte, ist, so glaube ich, unter #16 deutlicher geworden. Und da der Chef so nett war, die Diskussion freizugeben, will ich ergänzende Ausführungen machen.
    Worin besteht der entscheidende Unterschied zwischen einer Metropole und der Provinz ? Für mich!!! besteht dieser Unterschied in der Infrastruktur. Zur Infrastruktur gehört natürlich der gesamte Komplex der Kultur in der Breite wie in der Spitze. Dazu gehören alle Freizeitangebote, natürlich auch die Einkaufs- und Shoppingmöglichkeiten. Dazu gehört der Individual- wie auch der öffentliche Personennahverkehr, Ärzte, Dienstleister, vor allem aber auch Bildungsmöglichkeiten, Hochschulen, Institute etc. Kurzum, eine Metropole wird auch im wesentlichen daran gemessen, wie sein Standing im Bereich von Wissenschaft und Forschung ist.
    Alles das, und noch vieles, vieles mehr spiegelt sich in einer Metropole wider und Qualität und Quantität aller dieser Standortfaktoren machen die Bedeutung einer Metropole aus.
    So, und nun hat das Revier sich auf den Weg gemacht, Metropole zu werden. Zugegeben, wir sind noch ganz am Anfang, keine Frage. Aber wir haben Chancen. Entscheidend ist dafür aber nicht, wie viele Malls, Theater oder Museen wir zwischen Hamm und Duisburg ansammeln. Viel wichtiger als jedes Museum, als jede Mall sind die politischen Rahmenbedingungen, unter denen das Revier sich entwickeln kann. Und da hat die Landesregierung sich zum selbsterklärten Ziel gesetzt, die begonnene Verwaltungsstrukturreform in der nächsten Legislaturperiode fortzusetzen und zu vollenden.
    Das entscheidet über die Zukunft von uns allen hier im Revier. Wird das Ruhrgebiet ein eigenständiger Regierungsbezirk? Bekommen wir ein eigenes von den Bürgern gewähltes Parlament? Wird es eine von den Bürgern gewählte Persönlichkeit geben, die das gesamte Revier repräsentiert und nach außen hin darstellt? Das und anderes mehr sind die entscheidenden Fragen in den nächsten 10 Jahren, die über das Wohl und Wehe von uns allen entscheiden.
    Das wird der eigentliche Lackmustest für die Landesregierung. Diese Reform, wenn sie denn kommen sollte, ist sehr viel entscheidender und wichtiger für das Revier als jede Mall oder jedes Museum. Eine tiefgreifende Strukturreform, die das Revier eindeutig definiert und festlegt und ihm den entsprechenden Handlungsspielraum gibt, ist das beste aller denkbaren Konjunkturprogramme, mit dem das Revier wieder auf die Füße kommt.


    Ps.: Bevor ich erneut missverstanden werde: Natürlich und vor allem anderen sind es die Menschen, die einer Metropole Ausdruck verleihen!!!:daumen:

  • Falsche Formulierungen wie auch unterschiedliche Ansichten sollen sicher kein Aufhänger für ein allgemeines Missverständniss sein. Es liegt mir fern positive Entwicklungen nicht als solche anzuerkennen noch war es meine Intention einen Konflikt heraufzubeschwören. Meinen wohl etwas zu bissigen ersten Beitrag bitte ich deshalb zu entschuldigen. Im Wesentlichen sind wir durchaus einer Meinung und einen Großteil der Aussagen in deinem Post würde ich so unterstreichen.


    Davon das es vom stadtgebundenen Einzelprojekt hin zu den Kernfragen die das Ruhrgebiet beschäftigen kein weiter Weg ist, zeugt das auch notwendige verschieben unserer Beiträge. Aufgrund der der Dichte und der kaum bestehenden Stadt- wie auch Gemeindegrenzen haben selbst Einzelprojekte unmittelbar Einfluss auf die ganze Region. Deshalb ist es überaus wichtig aufkommende Vor- und Nachteile solcher Projekte die sowohl die eigene Stadt als auch die jeweiligen Nachbarstädte betreffen behutsam und mit Blick auf die Nachhaltigkeit abzuwägen. Ob das beim Limbecker Platz aber auch dem Centro und dem RRZ geschehen ist ist meiner Meinung nach fraglich. Zumindest spricht das Abgraben von Kaufkraft untereinander nicht für ein geschlossenes Auftreten als eine fast stadtgleiche Region Ruhrgebiet.


    Allerdings fehlen für eine gemeinschaftliche Aussendarstellung und eine stadtübergreifende Entwicklungspolitik auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die längst überfällige Verwaltungsreform die das Revier auch politisch neu strukturiert muss und da bin ich vollkommen Deiner Meinung, oberste Priorität genießen. Das das Ruhrgebiet immer noch durch drei Bezirksregierungen verwaltet wird, ist in etwas so zeitgemäß wie die Blümchentapete. Die nötige Flexibilität und der Wille zur Weiterentwicklung den man heute der Gesellschaft wie auch jedem Einzelnen und besonders den Menschen im Revier abfordert scheint innerhalb der Institutionen und Verwaltungseinheiten nicht gegeben zu sein.


    Abgesehen von den einzelnen Faktoren die eine Metropole ausmachen und davon gibt es wie Du schon richtig anführst eine Vielzahl, denke ich schon das man diesen Begriff zum Teil auch auf das Ruhrgebiet anwenden kann, wenngleich in wirtschaftlicher wie auch in kultureller Hinsicht deutlich Luft nach oben ist. Ob sich in 20 Jahren dann Metropolen- oder gar Weltstadtflair im Revier einstellt bleibt abzuwarten.

  • Kyrosch


    Du unterscheidest hier generell zwischen Metropole und/oder Provinz. Ich glaube, das Ruhrgebiet ist weder das eine noch das andere. Es ist eine Städtelandschaft mit den sich daraus ergebenden Vor- und Nachteilen.


    Raskas


    Das Abgraben von Kaufkraft spricht in der Tat nicht für ein geschlossenes Auftreten der Ruhrgebietskommunen, aber es ist nach derzeitigem Stand eine durchaus nachvollziehende Reaktion. Diese Situation hält geradezu als Präzedenzfall her, wenn man das Gegeneinander im Ruhrgebiet erklären und begreifen will. Jede Stadt ist darum bemüht, durch Veranstaltungen in neuen Arenen, durch Events wie die Loveparade, durch Einkaufzentren oder die Ansiedlung von Arbeitsplätzen durch Ansiedlungen von Firmen Menschen in die Stadt zu locken und sie dazu zu bewegen, Geld auszugeben oder dort zu wohnen. Dahinter stehen sicherlich auch das Prestige, was eine Kommune bei solchen Projekten genießt und der Gewinn eines weichen Standortfaktors. Zu verdenken ist es ihnen nicht, denn jede Stadtverwaltung respektive jeder Stadtkämmerer ist in der Pflicht und Verantwortung, den Haushalt der Stadt nach besten Wissen und Gewissen zu führen und das bestmöglichste für die Kommune und den Bürger zu tun. Alles andere kann und wird fatale Folgen nach sich ziehen. Hier stehen die Städte untereinander in ständiger Konkurrenz zueinander. Ein Regierungsbezirk ist unbedingt von Nöten, würde aber an dieser Situation nichts ändern. Das kann man sehr gut an den Verhältnissen im Regierungsbezirk Düsseldorf sehen. Nein, wenn man das Kirchturmsdenken abschaffen möchte, muß man bereit sein, auf Kompetenzen und Selbstständigkeit (nicht die Aufgabe alter Traditionen ist hier gemeint) zu verzichten. Nur eine Ruhrstadt ohne Grenzen zwischen den Städten (ein Stadtkämmerer) würde dieses Problem wohl weitgehend lösen. Alles andere endet beim gemeinschaftlichen Kauf von Bussen und Bahnen oder bei mit der übergreifenden Zusammenarbeit des Flächennutzungsplan. Die Frage aber lautet, ob wir das wirklich wollen. Nur hat es schon was von Doppelmoral, wenn man als Ruhrgebietsbürger auf der einen Seite fordert, das Kirchturmsdenken abzuschaffen, sich aber lieber in seinem Städtchen vergräbt und alles so lassen will wie es ist.


    Zurück zum Präzedenzfall Shopping-Malls: Wurde das RRZ in Mülheim noch fast stillschweigend geduldet, so löste das CentrO, wenn auch verspätet, den Bauwahn von EKZ im Ruhrgebiet und Umgebung erst aus und das auch noch mit Hilfe des Landes NRW. Ich möchte damit feststellen, dass weder Duisburg noch Essen ein Vorwurf daraus zu machen ist, nun in diese Richtung zu prosperieren. Denn hier hat das Land eigentlich das gemacht, was man den Städten vorwirft: Es hat indirekt Kirchturmsdenken betrieben, indem es eine Stadt wie Oberhausen, die bis zu diesem Zeitpunkt weder Einkaufsstadt noch Ort von Konzerten war, zu einem Shopping-Center und Veranstaltungsort gemacht und damit den umliegenden Städten das Wasser abgegraben.

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    Zitat Turmbauer:
    Du unterscheidest hier generell zwischen Metropole und/oder Provinz. Ich glaube, das Ruhrgebiet ist weder das eine noch das andere. Es ist eine Städtelandschaft mit den sich daraus ergebenden Vor- und Nachteilen.


    Deine Aussage stimmt in 2 Punkten nicht: 1. ging es mir darum, den Unterschied zwischen Metropole und Provinz zu definieren, so, wie ich ihn sehe. Das mag man anders sehen, ich habe versucht den Unterschied so zu umreißen, wie ich es gemacht habe.


    Und 2. habe ich das Ruhrgebiet weder aus Metropole noch als Provinz bezeichnet, ich habe ausgeführt, "dass das Ruhrgebiet sich auf den Weg gemacht hat, Metropole zu werden".


    Und wenn das in meinem Artikel nicht klar genug herüber gekommen bist, so hoffe ich, es hiermit klar gestellt zu haben.;)


  • Deine Aussage stimmt in 2 Punkten nicht: 1. ging es mir darum, den Unterschied zwischen Metropole und Provinz zu definieren, so, wie ich ihn sehe. Das mag man anders sehen, ich habe versucht den Unterschied so zu umreißen, wie ich es gemacht habe.


    Da gebe ich Dir Recht. Dadurch, dass Du es Quasi als Einleitung für die Diskussion um den momentanen Stellenwert des Ruhrgebietes geschrieben hattest, bezog ich es für den Moment irrtümlich darauf. Es war aber eigentlich allgemein gehalten, sorry!


    Und 2. habe ich das Ruhrgebiet weder aus Metropole noch als Provinz bezeichnet, ich habe ausgeführt, "dass das Ruhrgebiet sich auf den Weg gemacht hat, Metropole zu werden".


    Das habe ich auch nicht so verstanden und ging ja auch klar aus Deinen Ausführungen hervor. Aber offen geblieben hast Du dabei gelassen, was es nun wirklich ist. Was ist Deine Meinung?

  • ....Aber offen geblieben hast Du dabei, was es nun wirklich ist. Was ist Deine Meinung?


    Tja, lieber Turmbauer, „was ist es wirklich“? unser Ruhrgebiet. Wenn ich Dir diese Frage mal so einfach beantworten könnte, wie Du sie gestellt hast. Hierüber werden Diplom- und Doktorarbeiten verfasst und Du willst eine kurze knackige Antwort.
    Ich gebe mein Bestes, wohlwissend, dass alles, was ich schreibe, mehr Fragen aufwerfen wird, als das es Antworten gibt.
    Was ich inhaltlich unter einer Metropole verstehe, habe ich weiter oben angerissen und skizziert. Was ich nicht erwähnt habe, ist die Frage, Metropole im Vergleich wozu? Beispiel: Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen etc. sind heute schon selbständig Metropolen – nordrhein-westfäliche Metropolen. Sie sind Metropolen von und in Nordrhein-Westfalen, das dürfte unstrittig sein. Sind es aber auch deutsche Metropolen? Da kämen mir erste leise Zweifel.
    Köln und Düsseldorf sind nordrhein-westfäliche Metropolen, hier würde ich schon eher zustimmen, wenn die Frage aufkäme, ob es auch deutsche Metropolen sind.
    Sind Düsseldorf und Köln aber auch europäische Metropolen? Hamburg, Berlin, ja da würde ich im europäischen Maßstab noch zustimmen, aber Köln europäische Metropole? Oder Düsseldorf? Auch hier würde ich wieder zucken.
    Und dann, Du ahnst es schon, fehlt nur noch der Bezug zu Weltmetropolen.
    Entschuldige diesen Exkurs, aber das muss klar sein, wenn man festlegen will, wer oder was eine Metropole ist.
    „Was ist es wirklich“? Und damit kommen wir zum ersten Problem des Ruhrgebietes, wer oder was sind wir wirklich? Uns ist nämlich ein Teil unserer Identität abhanden gekommen. Das uns alle Verbindende, Gemeinsame, der Bergbau, die Stahlindustrie, die Schrebergärten, die Tauben und anderes ist weggebrochen. Und so nimmt es nicht Wunder, dass die Verantwortlichen der einen Stadt ihre Zukunft darin sehen, Metropole Westfalens zu werden, die anderen sehen ihre Zukunft im Sauerland, wieder andere sehen sich im Münsterland oder lieber als Appendix von Düsseldorf am Niederrhein. Und so gibt es starke Zentrifugalkräfte.
    Und nun gibt es auf der anderen Seite sehr starke Kräfte, die dieses Vakuum durch identitätsstiftende Projekte zu kompensieren versuchen. Eines dieser Projekte findet am Wochenende in Dortmund statt, ein anderes ist die Kulturhauptstadt 2010. Es gibt aber noch ganz andere Projekte, z. B. den Emscher Landschaftspark, ein sehr identitätsstiftendes und über sehr viel Jahre angelegtes Projekt mit entsprechender Nachhaltigkeit.
    So, und nun hat die Landesregierung eine Verwaltungsstrukturreform für die nächste Legislaturperiode angekündigt. Das wird etwa gegen 2012/ 2013 umgesetzt werden. Hiervon hängt vieles (ich sage sogar alles) ab. Und danach wäre es für mich sehr viel leichter, Deine Frage zu beantworten.;)

  • Nun lieber Kyrosch,


    vielen Dank für Deine Mühe. Es war mir klar, dass man, um diese Frage überhaupt beantworten zu können, weit ausholen und erst grundsätzliche Definitionen heranführen muß, um daran vielleicht die Lage im Ruhrgebiet versinnbildlichen zu können. Und mir viele da eben auch nur der Begriff Städtelandschaft ein. Als ein einheitliches Gebilde sehen es bestenfalls die Bürger und einige Wirtschaftsförderer auf der MIPIM oder Expo Real, aber die Politiker aus den von mir unter #20 beschriebenen Gründen nicht.


    Was die Definition des Begriffs Metropole angeht, kann man in Wikipedia eine Antwort bekommen, welche zwar einen Rahmen zieht, aber durchaus flexibel gehandhabt werden kann.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Metropole


    Danach sind Essen und Dortmund, wie Du schon schriebst, in der Tat Metropolen. Im Gegensatz zu Dir sehe ich sie auch als Deutsche Metropolen, weil sie in einigen Bereichen durchaus in der deutschen Spitze stehen. Der Unterschied zu beispielsweise Düsseldorf oder Köln ist nur der, dass diese Städte in Deutschland auch als Metropole wahr genommen werden. Das geht aber nicht unisono damit, dass Essen und Dortmund es daher nicht sind.


    Wir sind uns ja weitgehend einig darüber, dass eine neue Verwaltunkstrukturreform für das Ruhrgebiet her muß und ich hoffe sehr, dass die Politiker ihr Versprechen und Beschlüsse einhalten. An Stelle des Verbundes soll ja der Regierungsbezirk Ruhr stehen. Das wird die Entwicklung dieser Region beschleunigen, an deren Ende eine vereinte Stadt im Zentrum und eine Metropol-Region im Umland (den jetzigen Grenzen des Ruhrgebietes) stehen könnte. Und nur dann sehe ich auch die Chance, das Kirchturmsdenken zu begraben. Argumentiert habe ich das ja ebenfalls unter #20. Und nur bei einem Regierungsbezirk Ruhrgebiet, da gebe ich Dir Recht, lässt sich die Frage nach einer Definition für das Ruhrgebiet vielleicht beantworten.


    Eine Gefahr, dieses Bestreben noch zu kippen sehe ich in der durch den Verlust von Bergbau und Industrie verloren gegangen Identität und dem damit Verbundenen Willen, sich eine neue zulegen zu wollen. Beispiele hierfür hattest Du ja schon genannt. Wobei sich hier Dortmund und Essen bereits positioniert haben und Duisburg nicht weiß, ob es nun zum Rheinland oder dem Ruhrgebiet gehören will. Da beides auf die Stadt zutrifft, macht es die Entscheidung in diesem Falle nicht einfacher. Auch hier könnte der neue Regierungsbezirk die Frage beantworten, wie ich denke.