Leipzig: S-Bahn Mitteldeutschland

  • Fernverkehr im Citytunnel

    ... wird es im geringen Umfang geben. Ich kann nur nochmal auf meinen Post Nr. 35 hier im gleichen Thread verweisen. So ähnlich steht es auch in Wikipedia, ohne konkrete Linienpläne, allerdings.

  • @ Kurushix, hast recht, ich war auf dem falschen Dampfer. Trotzdem, meiner Meinung nach ist jeder Cent, der für den Ausbau des Nah- und Fernverkehr auf der Schiene verwendet wird, immer gut angelegt.


    @ dj tinitus, ich denke, dass die Neubaustrecke über Erfurt insoweit in Ordnung geht, als dass noch eine weitere Landeshauptstadt von der Strecke München - Berlin profitiert. Außerdem wird die Strecke über Erfurt ja auch noch von den anderen Schnellverbindungen (z.B. Dresden - Frankfurt/Wiesbaden/Saarbrücken) genutzt.


    @ Baukasten, schöne und beeindruckende Bilder.

  • Zitat von Knotsch

    Fernverkehr im Citytunnel wird es im geringen Umfang geben.


    Eigentlich kämen nur Berlin-Nürnberg oder Berlin-Chemnitz in Frage. In beiden Fällen müssten zahlreiche Streckenabschnitte (Reichenbach-Nürnberg, Chemnitz-Geithain) noch elektrifiziert werden. Finanzierungszusagen diesbezüglich fehlen bisher. Und selbst nach einem Ausbau wären die Fahrzeiten auf der Strecke Berlin-Nürnberg über Hof gegenüber der Rennstrecke durch den Thüringer Wald nicht konkurrenzfähig. Problem bei Chemnitz-Berlin ist, dass die Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz erst kürzlich ausgebaut wurde. Die DB müsste ihre Neubaustrecke schon 2011 wieder aufgeben, um einen Parallelverkehr zu vermeiden...

  • Ich hatte das Glück heute den Baustellenbereich Wilhelm Leuschner Platz - Bayrischer Bahnhof zu besichtigen und habe auch einige Fotos gemacht.


    Blick zum Tunnel Richtung Bay. Bahnhof


    Blick zum nächsten Tunnelabschnitt Richtung Markt


    Schneiderad vom TBM



    Haltestelle "Bayrischer Bahnhof"


    Blick zum Portikus

  • vielen dank für die fotos.
    was man am besten erkennen kann, ist wohl die angenehme höhe (oder tiefe) der stationsbauwerke. da wird wohl gar nicht erst das etwas entwürdigende gefühl aufkommen, irgendwo unter der erde herumzukrauchen.
    hast du erfahren können, wann weitergebohrt wird?

  • Cowboy: Das war keine Führung sondern "Tage des offenen Tunnels" und es gab gerade mal 10000 Karten für 3 Tage. Es war auch nicht leicht an Karten zu kommen, da sie umsonst waren und 7000 Karten wurden binnen 90 Minuten ausgegeben, der Rest wurde verlost.


    dj tinitus: Der nächste Tunnelabschnitt soll September/Oktober beginnen.

  • Etappenziel "Station Markt" fast geschaft


    Leonie hat heute nach einer reibungslosen Fahrt die äußerste Betondichtung der zweiten Station Markt erreicht. Nun folgt die vorsichtige Einfahrt.
    Diese wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Nach Information der Fachleute ist dies der schwierigste Vorgang für den Riesenbohrer. Sicherheit habe hier Priorität. So müsse ein Teil der bereits bestehenden Betonwand in Handarbeit unter Druckluft von einer Spezialfirma abgebrochen und anschließend eine Reihe von Sicherheitstests durchgeführt werden. Nach dem Zeitplan soll LEONIE voraussichtlich in der ersten Dezemberhälfte ans Tageslicht kommen.

  • Leonie hat heute um 03:40 Uhr das Etappenziel "Markt" geschafft (LVZ-Artikel). Bauarbeiter haben schon seit gestern 21:20 Uhr darauf gewartet. Die Betonwand am Markt durchbrach Leonie erst bei einer Dicke von 30 cm. Bei dieser Statik hätte sie auch schon bei einer Stärke von 1,5 Metern brechen können, so ein Experte.



    gespanntes Warten
    http://i196.photobucket.com/al…0/Slache/leoniemarkt2.jpg



    Endlich, die Mauer gibt nach
    http://i196.photobucket.com/al…0/Slache/leoniemarkt3.jpg



    Leonie hat's geschafft, und wird bis Januar ruhen.
    http://i196.photobucket.com/al…he/vieleleuteguckenzu.jpg


    Bilder Leipziger Volkszeitung

  • auf dem ersten bild in cowboys beitrag kann man gut erkennen, wie hoch (bzw. tief) die künftige station unter dem markt sein wird. über 20 meter raumhöhe - so gefallen mir unterirdische stationen.

  • Wie gestern aus diesem Artikel zu erfahren war, werden die Kosten des Projekts um noch einmal 60 Millionen auf nunmehr 704 Millionen Euro nach oben korrigiert. Die Gründe seien gestiegene Energie- und Materialkosten sowie höhere Sicherheitsaufwendungen. Der sächsische Wirtschaftsstaatssekretär Hartmut Mangold erklärte, dass mit einem finanziellen Mehraufwand zu Beginn der Planungen vor 10 Jahren gerechnet werden musste. Ursprünglich waren für das Tunnelprojekt 572 Millionen Euro veranschlagt worden.

  • Bevor ich morgen oder in den nächsten Tagen mit einem kleinen Update vom Bayerischen Bahnhof weiter mache, möchte ich euch die Visualisierung der einzelnen Stationen zeigen. Mich wundert's, dass es auf den letzten 6 Seiten noch keiner getan hat.


    Station Hauptbahnhof:
    Über 3 so genannte Atrien, die in Zukunft auch den Zugang zur Shoppingmall und den Straßenbahn-Haltestellen vorm Bahnhof ermöglichen, ist der Tiefbahnhof mittels Rolltreppen und Aufzüge zu erreichen. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 215 Meter, bei Bedarf kann auf 400 Meter ausgebaut werden.




    Station Markt:
    Diese Station wird über 2 Eingänge nördlich und südlich des Marktes erreichbar sein. Für den südlichen Eingang wird der historische Eingang des ehemaligen Untergrundmessehaus (Bj. 1925, wegen des City Tunnels abgebrochen) aus Rochlitzer Porphyr wieder hergerichtet werden. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter.




    Station Wilhelm-Leuschner-Platz:
    Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter




    Station Bayerischer Bahnhof:
    Der älteste Kopfbahnhof Deutschlands soll mit dieser modernen Station zu einem unverwechselbaren Ensemble zusammenwachsen. Ausgefeilt: Großzügig gestaltete Lichträume sollen die 20 Meter tiefe Station mit Tageslicht ausleuchten. Vorgesehene Bahnsteiglänge: 140 Meter.






    Haltepunkt Semmelweisstraße:
    Dieser neue, oberirdische Haltepunkt mit seinen 2 neuen Bahnsteigen liegt in der Südvorstadt, und soll eine direkte Anbindung an die MDR-Zentrale erhalten.


    Bilder: Freistaat Sachsen
    Hinweis des Urhebers: Honorarfreie Veröffentlichung unter Angabe der Quelle erlaubt


    EDIT: Blöder Fehler von mir, ich habe die Bilder der Stationen Bayerischer Bahnhof und Wilhelm-Leuschner-Platz vertauscht. Ist jetzt korrigiert, Entschuldigung.

  • na, von den letzten sechs seiten gingen doch vier dafür drauf, zu erzählen, dass das ganze projekt blödsinn sei...


    zu den stationen:
    hauptbahnhof - vom bahnsteig in rund 20 metern tiefe kann man das fast 30 meter hohe hallendach sehen. ergibt zusammen eine 50 meter hohe station. wirkt sicher imposant.
    markt - die schlanken säulen sollen ein bahnsteigdach symbolisieren. die terrakotta-fliesen an böden und wänden sollen daran erinnern, dass hier im mittelalter eine lehmgrube war, aus der die ziegel für den bau des ortes libzi gewonnen wurden. den entwurf finde ich angemessen und durchdacht. der südliche eingang mit dem untergrundmessehaus-portal wird spitze, beim nördlichen zugangsbauwerk kann man nur hoffen und bangen.
    leuschnerplatz - durch die streichung des fussgängertunnels in halber höhe zur strassenbahn hat das stationsbauwerk an reiz eingebüsst. die gleichmässige helligkeit soll durch hinterleuchtete glasbausteine gewährleistet werden. mal sehen, wie das wird.
    bayerischer bahnhof - kein schlechter gedanke, die rolltreppen durch die verstrebungen hindurchgleiten zu lassen. ein guter kompromiss aus statik, transparenz und effizienz. die farbigkeit ist wohl geschmacksache. der name und die geringe dimensionierung der zugangsbauwerke sind eine referenz an die eisenbahnhistorische bedeutung des ortes. nach der (rück)verschiebung des portikus vom bayerischen bahnhof wird dieses gebäude grundhaft saniert (und hoffentlich wieder mit der bahnhofsglocke versehen).
    haltepunkt semmelweisstrasse - teil der bahnsteigüberdachung wird eine neue brücke sein, die endlich die südvorstadt mit dem deutschen platz verbindet. sehr clever, gleich auch noch diese fliege mit der klappe city-tunnel zu schlagen.


    insgesamt: natürlich wurden auch hier im vorfeld die vor- und nachteile eines einheitlichen streckendesigns abgewogen. für eine noch bessere orientierung wäre es sicher gut gewesen, den beiden fahrtrichtungen durchgängig jeweils eine wandfarbe zuzuordnen. andererseits befinden sich die stationen unter ganz unterschiedlichen städtbaulichen kontexten. da macht es auch sinn, gestalterisch darauf einzugehen. ist imo auch ganz gut gelungen.

  • Angesichts der mittlerweile 10-jährigen Planungszeit (1997 gab es einen Architektenwettbewerb zu den Stationsbauwerken), den jüngst explodierten Kosten und der Tatsache, dass frühestens in 3 Jahren die Stationen ausgeschrieben werden, muss man mit diesen Visualisierungen vorsichtig sein. Neben den schon länger bekannten Einsparungen (Wegfall der Tramanbindung Leuschner-Platz, Einkürzung des Tunnels um einige hundert Meter) wurde nun auch das mittlere Atrium am Hauptbahnhof, also der direkte Zugang zu den Promenaden gestrichen. Gut möglich, dass das nicht die letzte Einsparung war.

  • Update Bayerischer Bahnhof


    Zu diesem Bahnhof möchte ich bevor ich die Bilder zeige noch ein paar Worte verlieren. Er gilt nämlich nicht nur als ältester, noch erhaltener Kopfbahnhof der Welt (Bj. 1842-1844), sondern er ist auch ein Zeugnis für den rasanten Wandel Leipzigs, noch lange bevor die sog. Gründerzeit ganz Deutschland erfasste. In den Jahren vor 1840/50 kam es zur ersten Stadterweiterung in Leipzig. Östlich der Innenstadt ließ sich das mittlere Bürgertum nieder und gründete fleißig Unternehmen. Besonders die Buchindustrie florierte in dieser Gegend. Um 1840 gab es bereits über 100 Verlagsbuchhandlungen, 24 Druckereien und 7 Schriftgießereien. Zur gleichen Zeit gründete sich der erste Literaturverein Deutschlands und das erste Boulevard-Blatt Deutschlands, die Illustrierte Zeitung, ging hier an den Start. 60 Jahre später tummelten sich in der Ostvorstadt, dem sog. Graphischen Viertel, 848 Verlage und Buchhandlungen, 113 Musikalienhandlungen, 44 Antiquariate, 201 Buchbindereien und 189 Druckereien.


    Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Leipzig-Altenburg im Jahr 1842, strömten fortan zahlreiche Pendler auf der Suche nach Arbeit in die Stadt, und belebten die Gegend um den Bayerischen Bahnhof. Fabriken und Wohnungen, meist einfache Mietkasernen mit Flach- oder Pultdach, wurden aus dem Boden gestampft. Diejenigen, die schnell zu Reichtum gelangten, ließen sich spätklassizistische Villen errichten, von denen heute noch viele in der Ostvorstadt stehen (In der Dresdner Str. oder in der Dafourstr. z.B., alle so um 1850/60 errichtet). Leipzig wandelte sich von der Stadt zur Großstadt.


    In diverser Literatur und historischen Romanen habe ich gelesen, dass wohl vielen damals diese Zeit sehr suspekt war: rasant, hektisch und schnelllebig. Wie immer man den Begriff definieren mag, die Moderne in Leipzig begann genau zu dieser Zeit...



    Um die Bauarbeiten zu vereinfachen, wurde der 1844 eingeweihte Portikus um 30 Meter nach Osten verschoben. HIER könnt ihr euch 3 Videos von der Verschiebung ansehen.






    Blick in die Station



    Die Bausubstanz der verbliebenen Bahnhofsgebäude wurde mit höchster denkmalpflegerischer Sorgfalt 1999/2000 saniert, und ggf. nach historischen Vorlagen ergänzt. Heute werden die Gebäude gastronomisch genutzt.









    Dahinter verliefen die Gleise in Richtung Süden, unter denen sich in Zukunft der City Tunnel befinden wird. Jetzt nagelt mich bitte nicht auf die genaue Meterzahl fest, aber ich meine gelesen zu haben, dass der Tunnel in 400 bis 500 Metern wieder ans Tageslicht kommt. Die auf dem Bild zu sehende Brachfläche soll in eine attraktive Parkanlage umgewandelt werden.



    Und jetzt noch ein Blick in die Station aus Richtung Süden.



    Zoom


    Bilder von mir