Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

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    In der Denningerstraße Ecke Vollmannstraße in Bogenhausen wird ein Verwaltungsgebäude der Bayerischen Hausbau abgerissen und es entstehen wiederum von der BHB ca. 100 Wohnungen. Außerdem sollen von der deutschen Annington etwas weiter unten noch mal 100 Wohnungen einen Flachdachsupermarkt ersetzen.


    iconic: Die AZ-Meldung ist vom 09.07. ;)

  • Interview mit Dieter Reiter in der SZ:


    - die Stadt will besser mit den Gemeinden in der Region zusammenarbeiten, damit auch dort noch mehr Bauland ausgewiesen wird und dieses effektiver genutzt werden kann (Geschossbau statt Reihenhaus etc.)
    - außerdem soll eine Art Verwaltungsreform dazu führen, dass Baugenehmigungsprozesse in Zukunft doppelt so schnell ablaufen können
    - Reiter sieht den Freistaat in der Pflicht, auch weiterhin in den Großraum München zu investieren, anstatt sich immer weiter von diesem abzuwenden
    - denkbar sei, dass sich die Stadt finanziell stärker am S-Bahn-Ausbau beteiligt, auch weit in die Region hinein


    http://www.sueddeutsche.de/gel…wortung-stehlen-1.2588333

  • 1. Der Münchner OB versucht mit den Umlandgemeinden zu kooperieren.
    2. Innenminister Herrmann appeliert an die Umlandgemeinden deutlich mehr Bauland auszuweisen.


    Unlängst jedoch hat der Münchner Landrat verlauten lassen, dass die Umlandgemeinden hinsichtlich Ausweisung von neuem Bauland
    skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen.


    Dann müsste man halt an geeigneten Stellen mit Infrastrukturknoten extrem konzentriert Satellitenstädte mit sehr dichter Hochhausbebauung
    gegensteuern, um in den übrigen Gebieten die vorhandenen kleinteiligen Strukturen zu bewahren.

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    Dein Vorschlag wäre 1960 prima durchsetzbar gewesen, heute aber eigentlich unmöglich. Zudem eher weniger sinnvoll bzw. die dadurch definitiv entstehenden Probleme überwiegen sämtliche Vorteile.


    Dass sich Umlandgemeinden vor der Verantwortung drücken wollen, gleichzeitig aber jeglichen Komfort einer Großstadt genießen, finde ich, geht so nicht in Ordnung. Denjenigen Kommunen, die sich weigern, den wird eben der S-Bahn Halt gestrichen :D


    Andererseits könnte die Stadt und der Freistaat (welchen ich hier auch in der Pflicht sehe), mehr Anreize schaffen, dass Gemeinden mehr Bauland ausweisen, z.B. zusätzliche Busverbindungen (bzw. insgesamt einen zusammenhängenden, durchdachten MVV), leistungsstarke Verbindungsstraßen, Gestaltungsvorschriften (die die Angst vor Investorenbauten nehmen?) etc....

  • MiaSanMia:


    Verstehe schon, das war von mir auch etwas provokativ gemeint.


    Oder man müsste das Thema "Notfalls könnte man noch Eingemeinden" zur Sprache bringen.


    Ich denke nicht, dass irgentwer bereit ist, Veränderungen zu akzeptieren, Ausnahme evtl. Poing.


    Die Umlandgemeinden sind zumeist noch viel zäher und satter als die Kernstadt.

    Einmal editiert, zuletzt von Schachbrett () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Ich frage mich, vor welcher Veränderung die Leute wirklich Angst haben. Haben die Menschen Angst, dass man ihnen die Supermärkte leer kauft, dass man auf dem Gehsteig keinen Platz mehr hat, dass man am Sonntag in der Kirche sich den Platz in der ersten Reihe erkämpfen muss?
    Oft genannte "Ängste" sind ja Verschattung und zunehmender Autoverkehr. Beide Gründe zählen aber nicht, wenn z.B. neben einem Gewerbegebiet oder in ausreichend Abstand (z.B. Wiese) zur Bestandsbebauung gebaut wird, aber selbst dann weigern sich viele Gemeinden. Gleichzeitig wird gerne und überall hin mit den zwei PKW des Haushalts herumgefahren und per Express bei Amazon vor die Haustür bestellt. Ich folgere daraus, dass diese Haltung ausschließlich egoistisch motiviert ist und die Argumente scheinheilig sind.


    Dann stellt sich mir aber die Frage, woher diese Angst vor Veränderung kommt? War es schon immer in den Köpfen verankert und tritt nur deshalb heutzutage so in den Vordergrund, weil uns die Medien stets zu jeder Zeit an jedem Ort beeinflussen (Leichtgläubigkeit, verblödende, unsachliche Medien)?
    Oder weil viele Menschen mit der Geschwindigkeit des Fortschritts nicht mitkommen, den Anschluss verlieren und deshalb versuchen, möglichst viel noch so zu bewahren wie es ist? Dann fällt mir aber ein Bekannter ein, der sich mit elektronischen Geräten absolut perfekt auskennt und nur das Neueste vom Neuen daheim stehen hat. Trotzdem wird bei jedem Bürgerentscheid mit Nein gestimmt oder gegen das Wachstum Münchens gelästert.


    Zuletzt: Warum haben die Menschen "Angst vor Veränderung"? Was ist so schlecht an neuen Menschen in der Umgebung, neuen Gebäuden, etwas mehr Verkehr? Es ist ja nicht so, dass Puchheim oder Hohenschäftlarn gleich die Größe Augsburgs erreichen. Ein zweites Neuperlach soll auch nirgends entstehen. Ist der Mensch träge? Langweilig? Beim sonntäglichen Motorsport vorm TV meckert keiner über die Umweltbelastung, wenn Saudi Arabien riesige Tanker quer über die Weltmeere schickt, nur damit diese das Öl durch die Gegend fahren, damit es nicht auf den Markt kommt und die Preise senkt, regt sich niemand auf, wenn selbst mit dem X6 300m zum Bäcker gefahren wird (ja, Klischee, aber es ist so) stört das keinen. Nur ja kein weiteres Auto darf dazukommen...hmm, das läuft jetzt auf´s selbe raus wie oben...


    Der Mensch ist doch ein soziales Wesen, manchmal habe ich aber den Eindruck am liebsten wäre es vielen, sie könnten alleine auf einer Alm hausen und herrschen.

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    Dein Vorschlag wäre 1960 prima durchsetzbar gewesen, heute aber eigentlich unmöglich. Zudem eher weniger sinnvoll bzw. die dadurch definitiv entstehenden Probleme überwiegen sämtliche Vorteile.
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    Welche Probleme sind das denn genau? Seit Jahrzehnten wird gerade in der Region München davon gesprochen, dass eine hohe Bebauungs- und Nutzungsdichte zu Problemen führt. Mir erscheint diese Angst nach wie vor sehr abstrakt und diffus. In den Niederlanden z.B. hat man die öffentliche Diskussion darüber in den letzten ca. 25 Jahren ganz anders geführt. Mit dem Ergebnis, dass dort eine hohe Nutzungsverdichtung als etwas Positives wahrgenommen wird und eben nicht als Angstszenario. Hier baut man absichtlich „städtische Gebiete mit hoher Verdichtung und maximalem Funktionsmix: Wohnen, (kreative) Unternehmen, Büros, Kultur, Bildung, Freizeit und Einzelhandel“. Seit ca. 20 Jahren wird auch genau so gebaut, mit dem Ergebnis, dass trotz massivem Grundstücksmangel viele neue städtische Gebiete mit zufriedenen Bewohnern und Arbeitsplätzen entstanden sind und man u.a. die Wohnungsnot in den Griff bekommen hat.

  • iconic: Damit hast du dir deine Frage praktisch selbst beantwortet :D
    Wir sind (in diesem Bezug leider) nicht Holland und aufgrund obiger Posts dieser Threadseite (Angst vor Veränderung), dürfte es keine Chance geben, im Raum München (in der Peripherie) eine Art modernes, verbessertes Neuperlach zu erbauen (in dem Sinne, was Bauvolumen und Geschwindigkeit betrifft), darauf bezieht sich Schachbrett´s und mein Post ja.

  • ^ Die Dichte alleine ist keinesfalls problematisch - etwa die weltweit geliebte Pariser Innenstadt ist wesentlich dichter bebaut als eine typische Großsiedlung der 1970er Jahre. Problematisch wird, wenn die Dichte mit gesichtsloser monotoner Gestaltung gepaart wird und die undefinierten Stadträume keinen Halt geben.


    Sobald hier im Thread die Dichte angesprochen wird, wird sofort auf misslungene Großsiedlungen verwiesen ("verbessertes Neuperlach" usw.) - wenn es in München immer so ist, kein Wunder, dass sich Widerstände regen. Zitiert doch Lehel oder Paris-Passy mit 20.452 Einwohnern/km².

  • ^^


    Ich weiß nicht was das hier im Forum ist, aber werden Beiträge nicht mehr gelesen bevor geantwortet wird?


    Zitat Schachbrett: Dann müsste man halt an geeigneten Stellen mit Infrastrukturknoten extrem konzentriert Satellitenstädte mit sehr dichter Hochhausbebauung gegensteuern...


    Darauf beziehen sich alle Ausführungen, auch "verbessertes Neuperlach". Oder ließt sich obige Forderung nach Errichtung im Stile des Lehels?


    Wenn man Beiträge anderer vollständig und aufmerksam liest könnte man sich einige Schreibarbeit sparen ;)

  • ^ Höflich und sachlich kann man das so formulieren: Eine Forderung nach einem neuen Neuperlach ist von Anfang an verkehrt - wie weit kann man ein derartiges Gebilde 'verbessern'? Eine Satellitenstadt (auf Grüner Wiese?) klingt nicht besser, verspricht kein besseres Ergebnis. In vielen Städten hat man bereits festgestellt, dass Wohnhochhäuser nur dann akzeptiert werden, wenn sie jedesmal individuell entworfen sind, gerne im mittleren/oberen Segment angesiedelt (etwa mit Concierge) - ganze Reihen davon in Einheitsgestaltung sind richtigerweise zum Scheitern verurteilt. Besser, man findet Standorte, wo welche die gewachsene Stadtstruktur ergänzen können.


    Dass sowieso die Blockrandstruktur besser ankommt, könnte man viele Artikel zitieren. An vielen Stellen sind bestimmt Aufstockungen oder höhere Folgebauten möglich. Falls größere Gebiete neu bebaut werden, sollte man schon Straßenblöcke (mit möglichst differenzierter Gestaltung) vorsehen.


  • Der Mensch als solcher scheut Veränderungen. Manche mehr, manche weniger. Es geht drum die Idylle von gestern zu behalten. Bestes Beispiel ist dieses Forum. Es gibt hier im Forum einige Mitgleider, die jede Veränderung, die nicht die Wiederherstellung vergangener Größe darstellt, mit kompletter Ablehnung begegnen. Alles muss sich einfügen, nichts neues darf stören oder gar herausstechen oder altes zerstören.


    Und genau das gibt's schon immer. Ich habe mal einen Zeitungsartikel von ca. 1900 gesehen, in dem's um den "Protest" (wie auch immer der damals ausgesehen hat) gegen das neue Schwabing ging: Schwabing verliere seinen dörflichen Charakter wenn man die alten Bauernhöfe usw. abreißt.


    Und jetzt weinen die Leute dem noch nicht gentrifiziertem Schwabing von cor 15 Jahren nach wie vorher die Leute dem Dorf Schwabing. So ist der Lauf der Dinge.

  • Bau-Lcfr:
    Ich teile deine Meinung. Nur leider ist es doch ziemlich oft in DE der Fall, das selbst neue Blockrandbebauung von sehr vielen Menschen abgelehnt wird (siehe z.B. Bezirksausschüsse). Obwohl gerade die dichten, urbanen Viertel wie Schwabing oder Maxvorstadt am Beliebtesten sind. Genau diese Ambivalenz verstehe ich nicht.


    Nebenbei: Neuperlach ist eigentlich gar nicht mal so schlecht (http://www.neuperlach.org/blog/?page_id=44). Es wurde nur leider jahrelang von der Stadt selbst vernachlässigt und missachtet. Bis heute fehlt z.B. ein Stadtteilzentrum, erst 2019 wird es wohl fertig sein.


    krylosz: Danke. Vielleicht will der Mensch also unbewusst einfach nur seine Ruhe und Natur? Er wehrt sich also gegen seine eigenen Erfindungen, Bauten etc...Ich kann mir gut vorstellen, dass in deinem Beispiel vor der Errichtung der dörflichen Häuser sich ebenfalls Widerstand gegen diese gerichtet hat und man alles unbebaut lassen wollte.

  • 1. Der Münchner OB versucht mit den Umlandgemeinden zu kooperieren.
    2. Innenminister Herrmann appeliert an die Umlandgemeinden deutlich mehr Bauland auszuweisen.


    Unlängst jedoch hat der Münchner Landrat verlauten lassen, dass die Umlandgemeinden hinsichtlich Ausweisung von neuem Bauland
    skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen.


    Dann müsste man halt an geeigneten Stellen mit Infrastrukturknoten extrem konzentriert Satellitenstädte mit sehr dichter Hochhausbebauung
    gegensteuern, um in den übrigen Gebieten die vorhandenen kleinteiligen Strukturen zu bewahren.



    Bevor man auf andere zeigt, sehe man sich mal die endlosen Flächen östlich und südlich von Gröbenzell bis zur A99 an, alles Stadtgebiet München auf dem Landwirtschaft betrieben wird. Würde man diese Fläche städtebaulich erschließen, könnte man Wohnraum für Hunderttausende schaffen.


    Das Gleiche gilt für den Nord Osten entlang der S8 oder die Gebiete südlich der Regattastrecke. Riesige Flächen Stadtgebiet. Man braucht also nicht den Umlandgemeinden die Schuld in die Schuhe schieben, München kann auch ohne Kooperation (obwohl ich diese sehr wichtig und richtig finde) für massenhaft Wohnraum sorgen!


    Es wäre möglich in diesen Gebieten weitere drei Projekte in der Größenordnung wie in Freiham gleichzeitig anzugehen und wäre so auch nicht auf Satellitenstädte angewiesen.


  • Nebenbei: Neuperlach ist eigentlich gar nicht mal so schlecht (http://www.neuperlach.org/blog/?page_id=44). Es wurde nur leider jahrelang von der Stadt selbst vernachlässigt und missachtet. Bis heute fehlt z.B. ein Stadtteilzentrum, erst 2019 wird es wohl fertig sein.


    Eben genau das ist es doch! Wenn selbst die über Jahrzehnte verteufelten Neubaukonzepte aus den 1960er Jahren sich mittlerweile längst als funktionierend herausgestellt haben (o.k., es sind keine Luxuswohnungen daraus geworden, aber aufgrund des angespannten Wohnungsmarkts ist gerade das in vielen Fällen ein Segen), wie kann man dann immer nur weniger Höhe und weniger Verdichtung fordern, weil man angeblich ja weiß, dass es, sobald ein Wohnhaus mehr als drei Obergeschosse hat, nur Probleme gibt? :confused:


    Jilib: Danke, inmitten des Stadtgebiets herrscht ja genau die gleiche unsägliche "wir wollen keine neuen Häuser und schon gar keine hohen" - Mentalität. Da gibt es von Stadtseite noch viele Hausaufgaben zu erledigen, bevor man mit dem Finger auf die Kommunen in der Region zeigt.

  • Ja ihr habt völlig Recht mit eigenen städtischen Flächen, sogar mit sehr guter Infrastruktur in der Nähe.


    Im Nordosten denkt man nur an 10.000 neue Einwohner. Die dortigen Anwohner laufen jetzt schon Sturm.


    Bei Feldmoching gab´s doch schon eine Vorstudie von Architekturstudenten, auch dort wird Amok gelaufen.


    Es ist kein Wunder, wenn 40 Jahre jegliches Stadtwachstum verteufelt wurde.

  • iconic:


    Genau. Z.B. wird über die durchgehend 4-5 stöckig bebaute Messestadt (zu guten Teilen auch Blockrand) genauso gejammert. Dort steht kein einziges Hochhaus. Die Leute scheinen also ganz allgemein etwas gegen Gebäude zu haben (Gebäudephobie?), egal ob Reihenhaussiedlung oder 10-stöckiger Blockrand. Nur gegen Hochhäuser schimpft´s sich leichter, weil man i.d.R. ja selbst in keinem wohnt, sondern in einer kleinen Stadtvilla. Gegen die kann man dann schlecht wüten.
    Da es, wie du erwähnt hast in Holland ganz anders zugeht, muss es also letztlich entweder an der Mentalität der Menschen hier liegen (Gen?, Gegenteil der sonst auf der Welt lebenden Menschen?) oder die Stadt geht hier einfach grundlegend falsch mit dem Wachstum um.


    Am Beispiel München-Nord-Ost kann man erkennen, wie die Stadt von vornherein versucht, den Bürgern alle Zugeständnisse zu machen, die man haben kann. Dazu gehören Aussagen wie: "Wir werden nicht alles zubetonieren und versiegeln, sondern es soll genügend Freiraum für die Bürger bleiben". Das verursacht bei jedem Anwohner sofort Panik (zubetonieren, versiegeln, noch etwas Freiraum? Aber nicht mit mir...) und negative Stimmung ggü. dem Vorhaben, auch wenn die Stadt das ja eigentlich verhindern will. Die Stadt ist von Anfang an irgendwie in einer Art Defensivmodus, sieht sich in der Pflicht jeden Ziegelstein zu rechtfertigen. Vielleicht sollte doch wesentlich entschiedener, selbstbewusster, aktiver mit Bauvorhaben umgegangen werden, was den Dialog mit den Bürgern natürlich nicht ausschließt. Man sollte versuchen den Bürgern ihre Ängste zu nehmen. Mit sachlichen Argumenten und nicht mit apokalyptischen Vorsehungen der Medien.


    Edit: Wenn ich drüber nachdenke, vielleicht sind diese auch das Hauptproblem. Es steht einfach so unglaublich viel Mist in Print, Internet und sonst wo. Wenn man´s selbst nicht besser weiß glaubt man den Schmarrn halt.