Boulevard West | Europacity

  • apropos Stimmann


    Nachfolgend ein Link zu einem Artikel der FAZ, in dem Stimmann seine (ernüchternde) Meinung zur Europacity äußerte. Der Artikel trägt die Überschrift:


    Niederschmetternd zu sehen, was für ein architektonisches Desaster aus den schönen Planungen geworden ist: Die neue Berliner Europacity zeigt, warum wir keine Städte mehr bauen können.


    Der Artikel wurde im April 2017 veröffentlicht; mithin zu einer Zeit, als die Europacity noch von den gelungensten Bauten (50Hertz-Gebäude von von LOVE architecture oder Tour Total von Barkow Leibinger) geprägt wurde. Die Schuhkarton-Entwürfe der Büros Collignon oder gmp bzw. die grausame Verschlimmbesserung des Robertneun-Entwurfs standen damals noch nicht einmal fest. Ich will also gar nicht wissen, wie sich Stimmann heute über die architektonische Entwicklung des Gebietes äußern würde.


    http://www.stadtbild-berlin.de…ch%20die%20Bodenfrage.pdf


    Ursächlich für das Scheitern ist nach Stimmann vor allem der "Umgang mit der Bodenfrage und der daraus folgenden Art der Stadtproduktion".

  • Zu Ross und Reiter: insbesondere meinte ich den Parisfreund Camondo, aber auch von anderen Moderisten weiß man, dass sie im Gründerzeitler auf geschliffenen Dielen gerne leben und nach Florenz reisen.


    Es wird ja immer wieder behauptet, dass man abgezogene Dielen ablehnen müsse, wenn man moderne Architektur mag. Ich weiß, was gemeint ist, halte die Gegenüberstellung aber für falsch. Als Kind bin ich mal mit meinen Eltern durch Europa gereist. Mein Vater (der Architekt) zeigte uns Paris und Florenz, aber auch das Kloster La Tourette von Le Corbusier. Ich war von den historischen Städten ebenso begeistert wie von dem modernen Kloster – in dem ich ganz allein in einer ehemaligen Mönchszelle übernachten durfte. Solche Erfahrungen haben mich geprägt. Ich habe nie eingesehen, warum mir nicht beides gefallen darf.


    Was ich heute kritisch sehe, ist der Städtebau der Moderne. Das erzähle ich hier auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Die Architektur der Moderne kennt viel Schrott, aber auch echte Glanzpunkte, Meisterwerke, Ikonen. Bei diesem Ensemble hier wird der zentrale Fehler des modernen Städtebaus, nämlich die Auflösung der urbanen Struktur, vermieden. Die Architektur ist weder schrottig, noch glänzt sie. Einiges, wie "Spring", gefällt mir dennoch ziemlich gut.


    Wo Du einigen hier "ihre Liebe" nicht abnimmst, da irritiert mich der Hass: Georges Henri will vor Grausen ins Wasser gehen, Querbalken fordert einen "Aufschrei" und UrbanFreak sieht eine "unsägliche Scheußlichkeit" – während er gleichzeitig das m.E. (mit einer Ausnahme) viel schwächere Anschutz-Areal als "Musterbeispiel eines gelungenen modernen Stadtviertels" feiert. Die Kriterien sind mir ein Rätsel.

  • ...Zu Ross und Reiter: insbesondere meinte ich den Parisfreund Camondo, aber auch von anderen Moderisten weiß man, dass sie im Gründerzeitler auf geschliffenen Dielen gerne leben und nach Florenz reisen. ;) wie auch immer.


    ... meine Dielen hab ich selbst abgeschliffen und das Haus in dem ich lebe ist ein Gründerzeitler aber es ist das Gartenhaus gänzlich ohne Stuck und all das was Du da hineininterpretierst. In Florenz bin ich einmal gewesen aber nicht der Kunst wegen. Mehr Blösse möchte ich mir hier nicht geben wenn's recht ist, aber vielleicht hat's dich irgendwie weitergebracht in deinem kleinen zurechtgezimmerten Weltbild, wäre ja schön. :cool:

  • Das Genöl war übrigens, bevor der Potsdamer Platz fertig und erfolgreich wurde, ähnlich wie jetzt hier.
    Ansonsten ist das aber nicht vergleichbar. Das gesamte Quatier ist doch ganz anders konzipiert als der PP und soll bzw muss dessen Funktion nicht erfüllen.


    Durch das Quatier Heidestraße sollen keine Touristenströme laufen. Für Urbanität werden schließlich die dort lebenden und arbeitenden Menschen sorgen. Am PP sind es eher die Touristen. Mit entscheidend für die Urbanität wird m.E. sein, wie schnell der Bahnhof Perleberger Brücke, bzw die S21 fertig gestellt wird.


    Sowohl das Sondergebiet mit Backsteinoptik als auch das Gewerbegebiet sind doch ordentliche Entwürfe, nur mit dem großen Gewerbequader am Nordhafenplatz bin ich nicht einverstanden, da fehlt tasächlich die Abwechslung.
    Und wenn die gemischt genutzen Gebäude auch eine Backsteinfassade erhalten, oder wenigstens zum Teil, kann das alles besser aussehen als auf
    den Vusialisierungen.

  • ... wenn man einen glatten, einheitlichen, ruhigen, coolen Look bevorzugt ... heute im Sinne Lüschers neomodern. ...


    Mit Einheitslook in großen Einheiten hat man genügend in etlichen Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre experimentiert, heute gelten sie allesamt als gescheitert. Was soll daran "cool" sein, die längst bekannten Planungsfehler zu wiederholen?


    Abwechslungsreiche Architektur ist auch ohne Postmoderne möglich, siehe dieses in den letzten Jahren fertiggestellte Quartier in einer niederländischen Kleinstadt - verschiedene Klinkerfarben und ein wenig Naturstein reichen. Mit der 2-3-facher Geschossigkeit könnte man es sich auch in Berlin vorstellen - man möge dies mit den Visualisierungen auf der vorherigen Seite vergleichen.

  • etlichen Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre


    Ich bitte Dich inständig, zur Kenntnis zu nehmen, dass die vorliegende mit diesen Siedlungen nichts zu tun hat. Die städtebauliche Struktur ist völlig anders. Und ich begreife nicht, wie man das übersehen oder ignorieren kann, wenn man ernsthaft über Städtebau und Architektur diskutieren will.

  • UrbanFreak sieht eine "unsägliche Scheußlichkeit" – während er gleichzeitig das m.E. (mit einer Ausnahme) viel schwächere Anschutz-Areal als "Musterbeispiel eines gelungenen modernen Stadtviertels" feiert. Die Kriterien sind mir ein Rätsel.


    Das Anschutz Areal bietet mit der Mercedes Arena ein Zentrum um das sich in Zukunft ein urbanes Areal mit abwechslungsreichen Dienstleistungen aller Art scharen wird.


    Die Architektur ist modern, bietet aber einzelne Höhepunkte wie den geplanten Turm an der Warschauer Strasse und das 90 Meter hohe "Stream". Auch "Max und Moritz" als "Höhenpunkte" am Anschutz Areal bieten hochwertiges Wohnen - die Materialität der Gebäude gefällt mir auch.


    Insgesamt ist die Moderne am Anschutz Areal konsequenter: Teilweise futuristisch anmutend und mit Höhen die Akzente setzen. Außerdem wird ein zentraler Platz gestaltet, der auf den Illustrationen nach einem echten Stadtquartier aussieht. Er wird dieses durch die urbane Durchmischung der Nutzung (Kino, Bowling, Einkaufszentrum, Konzerthalle, Restauraunts) auch erreichen.


    Und um es nochmal zu unterstreichen: Ja, auch die Architektur gefällt mir deutlich besser. Um nochmal ein Beispiel zu setzen: Sogar das Einkaufszentrum am Anschutz Areal wirkt einfallsreicher als 80% der Bauten der Europa City.


    Das einzige was mir in der Gegend wirklich gefällt, ist der HBF, die 50hertz Zentrale (wenn auch in dieser Höhe nicht wirklich beeindruckend) und der Glaskubus den man jetzt am Bahnhof erstellt.


    Ich bin ja wirklich kein Fan der Moderne, aber wenn es abwechslungsreich ist und in den Entwürfen und der Materialität nicht komplett trivial, dann kann mir das auch gefallen.


    Dies ist bei der Europa City und ihren einförmigen Entwürfen, nicht gegeben. Besonders hässlich finde ich auch die Rasterfassaden die man sieht wenn man in Richtung Innenstadt vom HBF läuft. Ein anderes Forenmitglied hatte dies hier schon mal erwähnt. (Zeige ich gerne wenn man mir gerade nicht folgen kann.)

  • Witzigerweise habe ich lange in einem Haus in einer Kleinsiedlung mit großen Gärten gewohnt, dann in einem Gründerzeitler mit Holzdielen und Stuck und zuletzt in der Großsiedlung. Alles im gleichen Bezirk. Ähnlich wie Architektenkind schätze ich klassische und moderne Architektur, WENN sie denn halbwegs anspruchsvoll ist.


    Hier finde ich die Entwürfe nicht besonders gelungen aber doch vergleichsweise erträglich und als Gesamtkonzept eines Wohngebietes durchaus verträglich bis gelungen. Wenn man hier schon zu Superlativen der Scheußlichkeit und Selbstmordgedanken greift, dann bleibt nicht mehr viel Steigerungspotential. Im übrigen sehen mE viele die Welt zu sehr auf schöne oder langweilige Fassaden reduziert. Ich versuche immer auch die städtebaulichen und sozialen Aspekte sowie die Funktionalität und die Qualitäten der Räume vor und hinter den Fassaden mit einzubeziehen. Auch das ist Architektur. Auch das beeinflusst, wie der Kiez einmal erlebt wird. Und viele Quartiere verharren nicht dauerhaft in einem statischen Zustand. Bäume wachsen und die Bewohner entwickeln sich dynamisch. Sowohl Fassaden als auch den öffentlichen Raum kann man im übrigen neu gestalten. Aber in den seltensten Fällen machen die Menschen mE ihre Lebensqualität primär an gelungenen oder banalen Fassaden fest. Sonst würden VIEL mehr Menschen "ins Wasser gehen." Tatsächlich wird es langsam selbst für ein Architekturforum langsam etwas absurd oberflächlich...


    Anschließend noch etwas OT, da nur am Rande in Bezug zu setzen aber vielleicht doch mal ein etwas anderer Bezugsrahmen:


    Mit Einheitslook in großen Einheiten hat man genügend in etlichen Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre experimentiert, heute gelten sie allesamt als gescheitert. Was soll daran "cool" sein, die längst bekannten Planungsfehler zu wiederholen?


    Bei WEM gelten ALLE diese Großsiedlungen HEUTE als gescheitert? Ich empfinde etwa die Gropiusstadt als weit attraktiver als große Teile der Innenstadt. Sehr viele Bewohner fühlen sich hier wohl, die Kriminalität ist vergleichsweise gering (kein Clanterror, keine No-go-Areas für Paketboten, Feuerwehrleute etc), weniger Müll, Hundekot sowie sonstige Verwahrlosung und anders als in Nordneukölln kann man sich hier als Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer freier bewegen, selbst der ÖPNV ist dicht getaktet und funktioniert hervorragend. Dazu generell eine hervorragende Infrastruktur, eins der größten EKZ der Stadt, das gerade attraktiv umgestaltet wird und daneben auch ein ebenfalls frisch saniertes, kleineres EKZ aber auch Wochenmärkte mit frisch geräuchertem Fisch, türkische, polnische und russische Geschäfte, kleine Fahradläden, Imbisse und Fußballkneipen. Öffentliche Plätze und Grünanlagen, die sehr belebt sind. Doppeldeckerbusse und U-Bahnen, wo man kaum einen freien Platz findet. Usw.


    Vielleicht solltest Du beim nächsten Trip von der Ruhrmetropole zum lauschigen Berlin mal bei schönem Wetter eine neue Welt erkunden, die nicht so fern ist, wie die vielen ausländischen Städte aus den Fotoberichten, aber offenbar mindestens ebenso fremd. Bis dahin mal eine kleine Lektüre, von einer Institution, die sich gut auskennt in der Stadt:



    paraphrasiert und gekürzt aus einem Artikel von Jan Ahrenberg im kostenlosen BVG Kundenmagazin "BVG Plus" - Heft 3/ 18 (original PDF lässt sich ebenfalls kostenlos downloaden)

  • Im übrigen sehen mE viele die Welt zu sehr auf schöne oder langweilige Fassaden reduziert. Ich versuche immer auch die städtebaulichen und sozialen Aspekte sowie die Funktionalität und die Qualitäten der Räume vor und hinter den Fassaden mit einzubeziehen. Auch das ist Architektur. Auch das beeinflusst, wie der Kiez einmal erlebt wird. Und viele Quartiere verharren nicht dauerhaft in einem statischen Zustand.


    Ich würde schon zwischen Städtebaulichen Aspekten und rein gestalterischen Fragen unterscheiden wollen.


    Um das Thema nochmal auf den Punkt zu bringen: Wenn man mich vor die Wahl stellt (die ich nicht habe), würde ich 150% lieber in einem sanierten Gründerzeitbau leben, als in einem Stadtviertel der Moderne.


    Immer aber wenn wir Sozialpolitik mit Architektur mischen, kommt es zu - irgendwie - verschrobenen Ansichten. Dann verteidigt man plötzlich die "schlichte Eleganz" von Betonbunkern.


    Ich finde man sollte einfach ehrlich sein: Ja stimmt, Gründerzeitler mit ihrer aufwendigen Dekoration, den hohen Decken und repräsentativen Eingängen sind wunderschön anzusehen, aber eben teuer und teilweise energetisch fragwürdig.


    Moderne Bauten sind effizient, nutzen den Raum optimal aus und sind deutlich günstiger und damit für den Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig. Allerdings sind sie eben potthässlich - das lässt sich doch nicht wegleugnen.


    Die wirklich interessante Frage ist doch eigentlich für die Zukunft: Ließe sich auch ein "Mix" aus Moderne und "Individualität" (Stärkere Gestaltung der Fassade durch zeitgenössische Ornamentik, etc.) gestalten und das zu einem Preis der weiterhin erschwinglich bleibt?


    Ließe sich eine Europacity schaffen, die mit einfachen aber kreativen Mitteln, den "dekorativen Schuppen" wieder aufleben lässt. Und: Würde das den Menschen gefallen? Und: Würden sie vielleicht sogar mehr dafür zahlen? Und: Würde sich dadurch die Aufenthaltsqualität , subjektiv verbessern?


    Nun fehlt nur noch die Studie, nachdem wir die Forschungsfragen schon einmal definiert haben :)

  • @UrbanFreak: Ich habe in beidem gewohnt und würde mich inzwischen eher immer wieder für eine Wohnung wie die jetzige entscheiden. Manche Gäste waren wirklich überrascht wie hell, großzügig und chic man mitten in der Gropiusstadt wohnt. Unsere Fassade ist jetzt wirklich weniger attraktiv als die des Altbaus aber selbst das sehe ich eindeutig NICHT so für die gesamte Bebauung der Gropiusstadt. Einige Bauten haben mir von Beginn an richtig gefallen und andere habe ich lieben gelernt. Teilweise ist auch die Anordnung als Ensemble wirklich gut durchdacht und stimmig. Und ja, schlichte Eleganz gibt es aber das liegt wie so vieles im Auge des Betrachters und hat auch mit Prägung und Gewöhnung zu tun.


    Objektiv ist die Wohnung selbst aber ist wie gesagt trotz unserer banaler Fassade wirklich gut und die gestaltete Umgebung viel, viel schöner. Das hängt auch mit dem architektonisch-städtebaulichen Konzept zusammen. Die Bevölkerungsdichte von Gropiusstadt und Nordneukölln ist fast exakt identisch aber einmal haben wir dicht bebaute Gründerzeitquartiere mit Innenhöfen aber wenig Parks und Straßengrün und einmal vertikale Verdichtung mit vielfältig gestalteten Freiflächen, zig Sportplätzen, Spielplätzen etc. Allein der Bestand an großen alten Bäumen ist großartig (praktisch jede größere Straße und jede breitere Promenade mit Radweg hier ist eine echte Allee). Niemand in unserer Familie würde freiwillig zurück ziehen.


    Aber jedem das seine. Ich würde da jetzt keine Wissenschaft draus machen und eher wieder mehr zurück zum Thema des Threads kommen. Es ging mir nur darum, einige reichlich überzogene Bewertungen etwas zu relativieren. So etwas kommt meiner Erfahrung nach häufig von Leuten, die selbst nicht in einer gelungenen modernen (Groß-)Siedlung gewohnt haben.

  • ... selbst der ÖPNV ist dicht getaktet und funktioniert hervorragend. ...


    Soll jetzt ein Großsiedlung-Look ohne differenzierte Fassaden auch noch Voraussetzung für dichte ÖV-Taktung sein? Man braucht die geplanten Neubauten auch nicht mit Gründerzeithäusern zu vergleichen, da es solche in der Europacity mW nicht gibt - die Frage ist, ob man mit verschiedenen Klinkerfarben usw. etwas differenziertere Fassaden schaffen könnte, was sicherlich ohne Hundekot auf den Bürgersteigen o.ä. ginge. Auf den Visualisierungen (zuletzt #127) wird ein Look um den Block durchgezogen - das kann man bestimmt differenzieren und zwar nicht einige Geschosse anders, sondern Fassaden an einigen von einem Treppenhaus erschlossenen Abschnitten (die übliche Aufteilung) anders.


    An Gründerzeitvierteln werden u.a. Durchmischung und Vielfalt geliebt - etwas gestalterischer Vielfalt kann man ohne besondere Mehrkosten schaffen (wenn man nur will).


    BTW: Wünsche nach einem Höhenakzent an der Ecke gab es auch hier. (Der Miniturm sollte selbstredend eine etwas andere Fassadengestaltung als die niedrigen Teile bekommen.)


    Und übrigens - ich habe in Plattenbausiedlungen gewohnt, gelungen fand ich die Groß-Einerlei-Gestaltung auf keinen Fall.

  • .. mit Gründerzeithäusern zu vergleichen, da es solche in der Europacity mW nicht gibt - ...


    An Gründerzeitvierteln werden u.a. Durchmischung und Vielfalt geliebt - etwas gestalterischer Vielfalt kann man ohne besondere Mehrkosten schaffen (wenn man nur will).


    In einem Nachbar-Thread bereits thematisiert und Fotos der Altbauten verlinkt: http://www.deutsches-architekt…hread.php?t=11522&page=12
    (bis zum - derzeit letzten - dortigen Post #176 lesen!)


    Hier im Thread wiederum (von mir) schon unter Post #93 herausgestellt:


    http://www.tagesspiegel.de/wir…chste-runde/19352874.html
    Ein auch sonst lesenswerter Artikel zum Einstieg, beispielsweise sieht demnach Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, es kritisch, dass das Areal als öffentliches Eigentum von der Bahn schnell und ohne große Auflagen privatisiert wurde und somit die "Chance, hier wirklich etwas Modellhaftes zu verwirklichen", nicht genutzt worden sei. Zwar seien im Masterplanverfahren Anregungen von Anwohnern eingeflossen, aber scheinbare Kleinigkeiten, wie bestimmte Baumgruppen, altes Kopfsteinpflaster oder historische Mauern, die identitätsstiftend wirken können, würden nur an manchen Stellen erhalten.
    [...]

  • Bau-Lcfr: Auf so einem Niveau kenne ich Dich sonst eigentlich nicht. In Zusammenhängen lesen und denken wird Dich ja hoffentlich nicht überfordern.


    Zur Sicherheit sei es aber doch klar gestellt: Deine unschöne Pauschalaussage bzgl Großsiedlungen habe ich mit einem mE soliden Beispiel widerlegt (dass ich umgekehrt nicht ALLE Großsiedlungen gelungen finde, habe ich zwar nicht explizit gesagt aber implizit offen gelassen, gerade auch mit dem letzten Satz, der auch nicht gelungene Beispiele denkbar macht und Dir somit nicht Deine Erfahrung abspricht). Die Bezüge zu diesem konkreten Projekt erschließen sich, wenn man die Grundaussage vor dem OT verstanden hat. Dein Versuch eines billigen Verrisses bezüglich ÖPNV und Hundekot ist somit weit unter Deinem und meinem Niveau und geht ebenso weit an einem sachlichen und produktiven Austausch vorbei. Ich denke und hoffe mal, dass Du das selbst merkst und mir künftig keinen solchen Unsinn in den Mund legen wirst. Was ich wie meine, habe ich mE ausreichend klar gemacht. Wenn Du es nicht verstehen willst, kann man sich so eine Diskussion auch gleich ganz sparen. Dafür ist mir meine Mühe und Zeit zu schade.


    BTT: Dieses Projekt spielt mE gestalterisch eher im grauen Mittelfeld aber als Gesamtkonzept finde ich es wie gesagt dem bisherigen Anschein nach recht solide. Jedenfalls insgesamt nichts, was die heftigen Reaktionen nachvollziehbar erscheinen ließe. Dass es kleinteiliger und überhaupt etwas anspruchsvoller sein könnte, kann man auch sachlich ausdrücken.

  • apropos Stimmann


    Nachfolgend ein Link zu einem Artikel der FAZ, in dem Stimmann seine (ernüchternde) Meinung zur Europacity äußerte. ...


    Ursächlich für das Scheitern ist nach Stimmann vor allem der "Umgang mit der Bodenfrage und der daraus folgenden Art der Stadtproduktion".


    Exakt dieser Artikel wurde bereits im die "Europacity" im Allgemeinen thematisierenden Thread verlinkt: http://www.deutsches-architekt…hp?p=579336&postcount=176
    Die diesem Post vorausgehenden und folgenden Beiträge im Speziellen und überhaupt diesen Thread empfehle ich zur Lektüre im Allgemeinen..

  • ^ Das Thema der weniger oder mehr kleinteiliger/differenzierter Gestaltung kommt öfters, wie hier in Friedrichshain/Stralau - in diesem Fall geht es um einen sehr, sehr langen Büroblock. Es wird manchmal mit der Bodenfrage und der Parzellengröße verbunden, doch das muss nicht zwingende Voraussetzung kleinteiliger wirkenden Projekte sein - oft genug baut ein Investor ganze Quartiere und verpasst den Häusern differenzierte Fassaden. Das Düsseldorfer Grafental wäre noch so ein Beispiel, auch wenn ich den Eindruck bekomme, dass die Bemühungen mit jedem Bauabschnitt nachlassen.


    Bei dem zuletzt diskutierten Projekt zeigen die Visualisierungen stets die eine Straßenecke - ist das bereits fast alles oder zieht sich die Fassade nach dem Schema F noch viel länger?


    Falls die horizontale Großmassstäblichkeit Absicht eines Stadtplaners oder einer Stadtplanerin sein sollte, darf durchaus gefragt werden, was daran "cool" sein sollte und ob es endlos hingenommen werden muss. Ein kleines Bildchen ist etwas anderes als Tag für Tag entlang so einer langweiligen Fassade latschen zu müssen. Selbst wenn in diesem konkreten Fall noch schlechter ginge und man dem Suizid (knapp) widerstehen könnte, sehr leicht könnte man nachbessern - und sollte es tun.


    Das Thema kam übrigens bereits bei den Bürobauten am Spreeufer östlich vom HBf. Ich musste sie in den letzten Tagen sehen und lengweilige Ödnis war der erste Gedanke - welch eine Anti-Visitenkarte der Stadt. Vielleicht braucht die Stadt eine Gestaltungssatzung, die eine deutliche Gestaltungsänderung nach X Metern Länge vorschreibt?

  • ^Bei dem von dir zitierten Projekt in Stralau sehe ich das Ergebnis sogar positiv. Die vorhandene Struktur ist relativ komplex und abwechslungsreich (Gründerzeitbauten, verschiedener Architektur (z.B. das wunderschöne renovierte Hostel direkt am Ostkreuz), aber auch moderne Villen oder Mietskasernen auf der anderen Seite der Gleise.


    In dieses ganze Labyrinth, schmiegt sich der dortig geplante Büroriegel entlang der Gleise um den dort (ebenfalls) abwechslungsreichen Häusern (Townhouses, Lofts, renovierte Altbauten) vom Lärm der Gleise abzuschotten.


    Bei der Europacity wiederum, handelt es sich einfach nur um eine Anhäufung nichtssagender Klötzchen, mit einigen (zugegeben) wenigen Hightlights, die - wie eine Insel - von Bahngleisen abgeschottet werden.


    Das wird der Lage dieses Viertels einfach nicht gerecht und ist zutiefst enttäuschend. Ich bleibe dabei: Eine Totgeburt und Mega-Fehlinvestition.

  • ^ Unter #152 wird u.a. die Bedeutung der scheinbaren Kleinigkeiten, die Identität stiften, betont. Ein Beispiel einer witzigen Lösung in der Europacity, die mir in den letzten Tagen aufgefallen ist - neben dem HBf-Nordeingang gibt es blinde Wände, auf den Fassaden aufgemalt wurden, was die übliche Wirkung blinder Wände kaschiert (hinter der Haltestelle). Es hat bestimmt nicht die Welt gekostet. Auf den Visualisierungen (zuletzt #127) finde ich nichts witziges oder ungewöhnliches:



    Es scheint, an die blinden Wände wird gerade angebaut - ich fürchte, mit 0815. In so einer Lage am Wasser sollte man sich Orte wie Düsseldorfer Medienhafen, die Docklands oder Amsterdam zum Vorbild nehmen - mit Kleinteiligkeit und/oder Phantasie. Nehmen wir das zweite Bild hier unter #35 - der Bürobau u.a. mit Booking.com vereinnahmt fast die ganze Seite des Platzes. Er scheint der frühen Moderne zu gehören, das Staffelgeschoss der Nachkriegszeit. An der Ecke gibt es einen kleinen Uhrturm - und schon wirkt der für die Umgebung gewaltige Bau anders.
    Ich kenne einen Bau im Düsseldorfer Quartier Central, wo es auf der Fassade eine Uhr aus leuchtenden Streifen gibt. Vielleicht könnte der Bau hier irgend eine in besonders origineller Form bekommen? Oder Fassadenkunst. Oder etwas anderes, was man nicht an jeder Ecke sieht.

  • Dort wird für die S21 gebaut, wenn die Arbeiten beendet sind, dann werden die Häuser mit den bemalten Brandwenden in gleichem Stil nach Westen hin erweitert.

  • Bau-Lcfr: Ich kann Deine Argumentation schon nachvollziehen. Wie ich schon schrieb, wären mir etwas Kunst am Bau oder andere architektonische Akzente sehr lieb.


    Aber Du vergleichst auch hier wieder Äpfel mit Birnen. Das ganze Gebiet der Europacity hat ja praktisch keine Orginalbebauung (mehr), nur im Süd-Osten stehen noch ein paar alte Wohnhäuser.
    Ganz anders ist es in den Londoner Docklands oder in den von Dir beschriebenen Stadtvierteln von Amsterdam.
    Gerade in den Docklands habe ich aber auch viele Bürogebäude als beliebig und rein funktional empfunden.
    Wie soll es auch anders sein? Kaum ein modernes Gebäude steht zwingend an dem Platz wo es halt errichtet wurde. Fast alle modernen Gebäude, egal ob in London, Singapur oder Berlin, könnten genau so gut auch woanders errichtet werden.


    Das ganze Viertel als Todgeburt zu bezeichnen empfinde ich anmaßend. Nochmal: Das war beim Potsdamer Platz auch so, wurde auch mit der fehlenden Kleinteiligkeit begründet und hat sich schnell als falsch erwiesen.

    Die Europcity hat aber eine ganz andere Zielsetzung als der PP. Sie soll ein Büro- und Wohnquatier werden, kein Stadtzentrum. Das der geplante Büro- und Wohnraum vermarktet und dann genutzt wird, steht für mich außer Frage. Wenn dann noch Geschäfte für den täglichen Bedarf, Restaurants und Freizeiteinrichtungen dazu kommen, entsteht die Urbanität von alleine.


    Zur Lage am Wasser: Da ist ja nur ein kaum genutzter Kanal, der an dem Viertel vorbeiführt und das ist ja nun in Berlin alles andere als ein Alleinstellungsmerkmal.
    Ein Yachthafen hätte nichts gebracht. Schwimmen will dort vermutlich auch keiner. Der Park am Wasser, die Fußgängerbrücke über den Kanal und der Weg am Wasser entlang, sind fürs Erste ein guter Kompromiss.

  • Dort wird für die S21 gebaut, wenn die Arbeiten beendet sind, dann werden die Häuser mit den bemalten Brandwenden in gleichem Stil nach Westen hin erweitert.


    Richtig!
    Und der passende Thread mit ausführlichen Besprechungen dazu nebst Fotos und Visus: http://www.deutsches-architekt…hp?p=583007&postcount=148
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=586437&postcount=151


    ..
    Es scheint, an die blinden Wände wird gerade angebaut - ich fürchte, mit 0815. In so einer Lage am Wasser sollte man sich Orte wie Düsseldorfer Medienhafen, die Docklands oder Amsterdam zum Vorbild nehmen - mit Kleinteiligkeit und/oder Phantasie...


    "Lage am Wasser":confused:
    Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass du den Überblick verloren hast.
    "Lage am Wasser" ist woanders, z.B. da: http://www.deutsches-architekt…hp?p=581409&postcount=119
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=594321&postcount=145
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=587060&postcount=141
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=594892&postcount=146


    Vielleicht solltest du dir - bei deinem nächsten Berlin-Besuch - bei schönem Wetter mal so zumindest eine Stunde Zeit für einen "Europacity"-Rundgang nehmen..?;)