Napoléon Bonaparte et la Bataille de Dresde

  • Napoléon Bonaparte et la Bataille de Dresde


    Die unglückliche Hand der sächsischen Souveräne bei der Wahl ihrer jeweiligen Bündnispartner mag heute Stoff für mannigfaltige Legendenbildungen bieten. Ein besonders bitteres Kapitel in diesem Zusammenhang aber war Sachsens erzwungener Beitritt zum Rheinbund nach dem Frieden von Posen am 11. Dezember 1806. Zwar stieg Kurfürst Friedrich August III. nunmehr zum „Geenich“ gleichen Namens (und geänderter Nummerierung) auf, doch die Niederlage Napoleons bedeutete für den ehemaligen Vasallen des Empereur die wohl schlimmste Demütigung seiner Geschichte. Wäre es nach den Preußen gegangen, wäre Sachsen im Wiener Kongress gänzlich von der Landkarte getilgt worden. Nur der Intervention der Engländer und Österreicher ist es zu verdanken, dass sich der nördliche Nachbar nicht vollständig durchsetzen konnte. Immerhin aber verleibten sich die Preußen mehr als die Hälfte des sächsischen Territoriums (und ein reichliches Drittel der hiesigen Bevölkerung) ein und Sachsen verkam zu einem unbedeutenden Territorialstaat im Schatten der ungeliebten Großmacht nebenan. Trotzdem wurde König Friedrich August der I., der „Gerechte“, nach seiner Rückkehr aus der preußischen Gefangenschaft von seinen Landeskindern frenetisch begrüßt. Sein 1843 von Ernst Rietschel ursprünglich für den Zwingerhof geschaffenes Denkmal ziert seit 2008 den Schloßplatz, nachdem es Jahrzehnte ein eher abseitiges dasein in der Nähe des Japanischen Palais geführt hatte…




    Jene für Sachsen eher unvorteilhaften Ereignisse haben bis zum heutigen Tage ihre Spuren hinterlassen: Die preußisch geprägte, herabwürdigende, überhebliche und arrogante Sicht auf Sachsen ist in der Darstellung vieler sich so liberal und weltoffen gebenden Leitmedien, die, oh Wunder, in aller Regel in ehemals preußischen Landesteilen angesiedelt sind, bekanntlich noch heute guter Ton.

    Aber wir schweifen ab. Fünf Mal weilte der Empereur zwischen 1807 und 1813 in der Residenz des sächsischen Verbündeten. Hier begann er 1812 seinen desaströsen Russland-Feldzug, hier machte er am 14. Dezember 1812 im Geheimen auf seiner Rückkehr (böse Zungen nennen es auch „Flucht“) nach Paris Station, nachdem auch Abertausende sächsischer Landeskinder in den winterlichen russischen Weiten einen fürchterlichen Tod erlitten hatten, hier traf er sich am 28. Juni 1813 mit dem Fürsten von Metternich zu letzten vergeblichen Bündnisverhandlungen, und hier sammelte er kurz darauf seine Truppen (und die seiner Verbündeten) zu einer letzten siegreichen Schlacht gegen die Alliierten, welche im Schatten der totalen Niederlage von Leipzig nur wenige Wochen später in der allgemeinen Geschichtsschreibung kaum Resonanz findet. Dennoch waren die Folgen sowohl für die Soldaten aller Beteiligten als auch die Bevölkerung des Dresdner Raumes selbst dermaßen verheerend, dass zumindest in der lokalen Erinnerung noch heute der Ereignisse gedacht wird. Begeben wir uns also auf Spurensuche…




    Wir beginnen unseren Rundgang in Dorfkern von Kaitz. Das seit 1921 zur Stadt Dresden gehörende Dörfchen war von den Kampfhandlungen, die sich in erster Linie auf den Dresdner Südhöhen abspielten, besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Franzosen hinterließen hier wie auch in den Nachbarorten verbrannte Erde. Daran erinnert der Eintrag auf dem Kaitzer Gedenkstein.





    Auf dem noch heute als „Tränenwiese“ bekannten Ufer des Kaitzbaches wurden während der Schlacht hunderte von Soldaten notdürftig versorgt. Zum 200-jährigen Jubiläum der Schlacht wurden 2013 ein Denkmal und eine Schrifttafel eingeweiht. Auf den Innenseiten des Obelisken finden sich die Namen der drei Alliierten, Preußen, Österreich und Russland. Sicher kam die Inspiration hierzu vom Moreau-Denkmal…





    Die „Tränenwiese“ entlang des Kaitzbachs, dem wir bis Mockritz folgen.





    In Altmockritz befindet sich ein weiterer Gedenkstein, der an die baschkirischen Reiter im russischen Heer erinnert. Entsprechend dreisprachig zeigt sich die Inschrift: deutsch, russisch, baschkirisch.





    Mockritz und Kleinpestitz gehen unmittelbar ineinander über. Beide Dörfer teilten das Schicksal Kaitz‘ in der Schlacht bei Dresden.




    Die „Moreauschänke“ befand sich in einem der nach den Verwüstungen 1813 schnell wiederaufgebauten Gehöfte. Der Name der ehemaligen Schankwirtschaft und die Jahreszahl auf dem Schlussstein erinnern daran.






    Altpestitz. Im Palitzsch’en Gehöft rechts wurde der schwer verwundete General Jean-Victor Moreau am 27. August 1813 erstversorgt.





    Von der Bismarcksäule schweift der Blick über das ehemalige Schlachtfeld, das sich von den Kesselsdorfer Höhen im Westen bis nach Leuben und Prohlis im Osten erstreckte. Trotz der mittlerweile fortgeschrittenen Bebauung kann man noch erahnen, dass sich die seicht zur Stadt abfallenden Hänge als Schauplatz einer militärischen Auseinandersetzung förmlich anboten.





    Wie auf dem Servierteller lag im Tale die Stadt. In Bildmitte das Moreau-Denkmal, unsere nächste Station. Wir sind mittlerweile in Räcknitz.





    Schon ein Jahr nach der Schlacht wurde dem in russischen Diensten kämpfenden General Moreau auf Befehl des russischen Generalgouverneurs, des Fürsten Repnin-Wolkonski, an der Stelle seiner tödlichen Verwundung ein von G. F. Thormeyer entworfenes Denkmal errichtet, unter dem die amputierten Beine des Generals begraben liegen. Damals lag es noch einsam und weit vor der Stadt.




    Die auf dem vorherigen Bild noch recht kleinen drei Eichen, die die Alliierten symbolisieren, sind inzwischen mächtig geschossen und scheinen das kleine Denkmal fast zu erdrücken. Die Balustrade ist eine spätere Zutat.






    Moreau-Denkmal und Bismarckturm.




    Unweit befindet sich an der Kreuzung Räcknitzhöhe/Bergstraße ein weiterer, sehr ergreifender Gedenkort. Oberhalb des ehemaligen Gasthofs Elysium beschreibt eine Sandsteinstele die furchtbaren Auswirkungen des Krieges auf die einheimische Bevölkerung.





    Seit 2016 existiert mit dem „Poesiepark“ auf den Floßhofterrassen in Löbtau ein weiterer Gedenkort, der unmittelbar auf Napoleon und die Schlacht bei Dresden Bezug nimmt.






    Sprung in die Friedrichstadt. Im Palais Marcolini nahm der Empereur von Juni bis August 1813 Domizil.






    Im Gartensaal des Palais, der heute als Patientenempfang dient, wurde eine Erinnerungsecke eingerichtet. In den Räumlichkeiten traf sich der Empereur mit dem östrerreichischen Kanzler Metternich. Dabei, so die Legende, war ihm wieder einmal sein ausuferndes Temperament im Wege: Während der Unterredung warf Napoleon wutentbrannt seinen berühmten Hut zu Boden. Die diplomatische Etikette hätte erfordert, dass Metternich diesen hätte aufheben sollen. Der unterkühlte Fürst unterließ dies aber mit Kalkül, was einer Kriegserklärung gleichkam – es war das Ende für Napoleons Hoffnungen, die Österreicher auf seine Seite zu ziehen. Stattdessen schlossen sich diese den Russen und den Preußen an…





    Gartenseite des Palais.




    Der wohl bekannteste Gedenkort an Bonaparte befindet sich aber neben der katholischen Hofkirche auf dem Schlossplatz. Angeblich soll Napoleon von hier aus die Schlacht bei Dresden befehligt haben. Viel einleuchtender ist aber die Erklärung, dass der kleine Herrscher mit dem übergroßen Ego hier seine letzte Militärparade vor dem Aufbruch in die russischen Weiten abgenommen hat. So glorrreich der Auszug aus der sächsischen Residenz, so schmachvoll seine nächtliche Rückkehr wenige Monate später. Wie Hohn klingen da die letzten Zeilen des Refrains der Marseillaise:


    Marchons, marchons!
    Qu'un sang impur
    Abreuve nos sillons! . . .



    Einmal editiert, zuletzt von antonstädter () aus folgendem Grund: Bild geändert - Goethe zum gerechten Fr. Aug.

  • Jene für Sachsen eher unvorteilhaften Ereignisse haben bis zum heutigen Tage ihre Spuren hinterlassen: Die preußisch geprägte, herabwürdigende, überhebliche und arrogante Sicht auf Sachsen ist in der Darstellung vieler sich so liberal und weltoffen gebenden Leitmedien, die, oh Wunder, in aller Regel in ehemals preußischen Landesteilen angesiedelt sind, bekanntlich noch heute guter Ton.


    Was wohl auch daran liegen mag, dass sich selbst die innersächsische Publizistik stets schwer getan hat, für die Ereignisse eine griffige Form der breitenwirksamen Geschichtsschreibung zu finden, die einerseits den nationalen Zeitgeist treffen konnte, ohne andererseits das Agieren des wettinischen Herrscherhauses zu offen zu kritisieren. Man verfiel auf die Schlussfolgerung, ein Opfer unglücklicher Umstände gewesen zu sein, sowie die ebenso wenig erbauliche Theorie, eigentlich immer das Richtige gewollt zu haben, nur halt stets zu falschen Zeit. Gegen die übermächtige Erzählung des preußisch geführten Befreiungskampfes war allerdings ohnehin kein Kraut gewachsen. Das mussten ja selbst die Österreicher spüren, die, obwohl jahrelang die einzigen deutschen Widersacher Napoleons, propagandistisch letztlich eindeutig den Kürzeren zogen.


    Was Dresden betrifft, so erscheint es aus heutiger Perspektive angesichts der massiven Zerstörungen im Land und der menschlichen Verluste, die Napoleons Kriege unter den sächsischen Landeskindern kosteten, beinahe lächerlich, dass die Sprengung der geliebten Augustusbrücke am 19. März 1813 (also Monate vor der Schlacht im August) den Wohl größten Aufruhr und Unmut der ganzen Napoleonzeit nicht nur in Dresden selbst, sondern in ganz Sachsen verursachte. Sogar der gegenüber Napoleon sonst so devote Friedrich-August sah sich in einer seltenen emotionalen Absetzbewegung zum Ausdruck seiner deutlichen Missbilligung des Zerstörungswerkes genötigt.

  • Dichterfürst Goethe von der ersten Semperoper hat mit dem gerechten August aber nicht viel zu tun, außer dass beide in Dresden herumsitzen. ;)

  • Zitat a.s.:

    Begeben wir uns also auf Spurensuche…


    Zufallsfund Elsa-Brandström-Strasse 18 - zu Strehlen.
    Hier links des Zufahrtstores - streetview - befindet sich seit 2013 folgende Metalltafel:



    Also ein Napoleonhügel auf der Strehlener Anhöhe... im Kampfe um Leubnitz. Wenn das nix ist.
    Weiß nicht, aber vielleicht greife ich schon etwaiger Fortsetzung der Spurensuche vor...

  • ^ Merci beaucoup pour le complément au sujet!


    Die «colline Napoléon» in Strehlen ist mir durchaus bekannt, lag aber leider nicht auf dem Exkursionsweg, da Löbtau noch mitgenommen werden wollte. Auch gut, da brauche ich mich selbst ja nicht noch einmal separat en route zu begeben.


    Es wird demnächst auch ein Blog (bien sûr en français) zum Thema erscheinen, aber dazu evt. mehr, wenn es soweit ist. Bis dahin:


    À+

  • Ich bin in der näheren Umgebung (bzw. an den Grenzen des aktuellen Stadtgebietes) auch auf einige weitere Napoleon-Bezüge gestoßen. Insofern warte ich auch mal auf kommende Beiträge.