Projekte rund um das BND-Areal

  • Der Hauptunterschied zwischen Visu und gebauter Realität dürfte wohl darin liegen, dass in den Visualisierungen das Muster der Fassade in sich geschlossener wirkt, wodurch die schrägen Linien stärker hervortreten und nur von den waagerechten Linien der Fenster gestört werden.


    In der gebauten Realität tritt das Fugenbild der Kacheln aber stärker hervor als das Muster auf diesen. So legt sich über die ganze Fassade ein streng rechtwinkliges Fugennetz, was den schrägen Linien entgegensteht. Deutlich größere Fassadenelemente, die sich dann auch stärker an den schrägen Linien orientiert hätten, würden den dekonstruktivistischen Effekt vermutlich stärker unterstreichen. Diese wären allerdings wohl deutlich teurer und empfindlicher, vor allem, wenn man sie weiterhin als metallisch glasierte Keramik haben wollte.


    Dieser Form von Architektur stände außerdem ein paar Etagen mehr besser zu Gesicht, als sich in die Traufhöhe einfügen zu müssen. Allerdings halt mal ein wenig Abwechslung vom Rasterfassadeneinerlei - und die Gegend verträgt den Bau allemal.

  • ^ Warum hat dort nicht ein Gebäude hingebaut, welches sich in die Umgebung einfügt, sondern so einen egoistischen Solitär?

  • ^ Das ist doch kein Solitär! Das Gebäude schliesst den Block auf vorbildliche Weise. Wand an Wand!
    Und belebt das doch sehr dröge Umfeld ungemein.

  • ^^ Wenn meinst Du? (BND oder Sapphire?) Und wenn Du den Sapphire meinst, dann würde mich interessieren warum Du auf das Wörtchen Solitär kommst, so eingebettet in den Blockrand, noch dazu die menschliche Zuweisung "egoistisch", die ja keine Eigenschaft eines Gebäudes beschreibt? Möchtest Du es erklären?

  • Als "egoistisch" könnte man einen Bauherren bezeichnen, dessen billiges, schlichtes Bauwerk seine Umgebung nicht bereichert, jedoch die Schönheit der umliegenden Fassaden für ein attraktives Panorama vor den eigenen großen Fenstern in Anspruch nimmt. Ich sehe das Gebäude in diesem Fall als klare Bereicherung. Es fügt sich klar in den Blockrand ein, die Fassade wirkt aufwendig, aufregend und alles andere als banal. Das muss man anerkennen, auch wenn einem der eigenwillige Stil nicht gefällt. Ich finde aber, es gibt in Berlin zu viel ödes Raster und zu wenige Gebäude dieser Sorte.

  • Der kantige Saphire als Eckbau im Blockrand und noch dazu von einem ganz großen Star der Architektur ist gerade an dieser Stelle eine grandiose Bereicherung. Das Wassewerk und die Tankstelle müssten noch durch ähnliche Bauten im Blockrand ersetzt werden um den Geheimdienstkiez zu einer Berliner Attraktion zu machen.



    Diese Perspektive gefällt mir sehr gut. Der Bau arbeitet sich hier dynamisch wie ein gigantisches Tier aus der Bauflucht auf den Bürogiganten gegenüber zu. Hier ist der Architekt doch sehr auf die Umgebung eingegangen. Er respektiert Blockrand und Traufhöhe und schafft dennoch den Übergang zum Geheimdienstmonster. :daumen::daumen:

  • Sehe den Bau eher mit gemischten Gefühlen. Einerseits fügt er sich mehr oder weniger gut in den Bestand ein, hat ein(e) ungewöhnliche(s) Kubatur und Fassadenmaterial.
    Andererseits wirkt der Bau auf mich auch merkwürdig schwerfällig, durch die Ineinanderverschiebungen im Bereich der Schwartzkopffstr. fast schon plump im Sinne von unförmig. Die technoide Keramik-Fassade ist zwar interessant bemustert und kann je nach Sonneneinstrahlung farblich unterschiedlich schimmern. Sie wirkt auf mich aber auch irgendwie "kalt". Aber gut, was will man sich groß beschweren wo die mit wenig guter Architektur versehene Ecke nun immerhin ein Libeskind bekommen hat?

  • Ich finde das Gebäude ist an dieser Stelle gelungen. Daniel Libeskind hat verstanden wie Berlin funktioniert. Das merkt man auch an dem von Camondo verlinkten Interview in SPON in der City Lounge.




  • Ein bißchen glaube ich zu ahnen, was im Kontext des Neubaus als "egoistisch" gelten könnte.


    Gerade dieses ^Foto zeigt sehr schön, wie der Neubau die eher eintönigen entstuckten Fassaden der Altbauten egoistisch kontrastiert - ja, den Betrachter nahezu trunken macht.
    Gelungen!

  • Sapphire von Liebeskind

    Die Fassade ist j weitaus langweiliger geworden als auf den Visus. ... Macht das Gebäude natürlich von der Form immer noch nicht besser. ... Schade das man da nicht was besseres draus gemacht hat.


    Ich wundere mich, daß du das Sapphire so schlecht beurteilst. Gerade von dir hätte ich eigentlich das Gegenteil erwartet. Von jemandem, der die Moderne hoch schätzt, hätte ich eigentlich erwartet, daß er einen solchen Neubau uneingeschränkt gut findet.


    Heutzutage entsteht oftmals Architektur, die als modern bezeichnet wird, aber gar nicht mehr wirklich modern ist, weil sie (glücklicherweise) sehr angepasst ist. Zu Liebeskind kann man stehen, wie man will. Aber seine Werke sind immer Hingucker, weil er immer versucht, etwas Außergewöhnliches zu entwickeln. Ich denke da an das Militärhistorisches Museum Dresden oder das Jüdische Museum Berlin. In Düsseldorf hat er Shopping-Architektur (Kö-Bogen für Breuninger) entworfen, bei der die Fassade immer wieder mit unregelmäßigen Spielereien unterbrochen wird. Seine Architektur ist immer voll von Ideen, die anderen Architekten fehlen.


    Zugegeben, beim Sapphire fällt die Oberfläche der Fassadenteile schlechter aus als erwartet. Dennoch kann man wohl kaum behaupten, die Architektur sei Stangenware. Es fallen die vielen unregelmäßigen Linien und Kanten auf, mit denen ein Kristall (=Saphir) nachempfunden werden soll. Das hat was!

  • Ich wundere mich, daß du das Sapphire so schlecht beurteilst. Gerade von dir hätte ich eigentlich das Gegenteil erwartet. Von jemandem, der die Moderne hoch schätzt, hätte ich eigentlich erwartet, daß er einen solchen Neubau uneingeschränkt gut findet.


    Netter Versuch. Aber ich schätze nur gute Architektur die es in allen Epochen (außer Mittelalter das ist für mich die Persona de Kitsch) gibt, die Inner-Kontextuell oder Gesamt-Kontextuell funktioniert. Der Liebeskind ist eine langweilige Stangenware, Global gesehen mit ner zumindestens Technisch mehr oder wenigen besonderen Fassade. Ich halte nichts von Liebeskind, ich halte wenig vom Großteil der Moderne (welch unspezifischer Begriff).

  • Ich finde das Sapphire grotesk unförmig und verbogen - da stimmt einfach garnix. Das Verhältnis von Fenster- und Fassadenflächen ist alles andere als elegant sondern wirkt klotzig. Die dominierenden Richtungswechsel der Fassadenstruktur erzeugen erhebliche Unruhe, noch dazu dominiert der Brocken die gesamte Straße und droht wegen seiner hervorstoßenden Fassadenelemente buchstäblich auseinanderzufallen wie ein vollgestopfter Sack. Die Überdeckung einiger Fenster mit Fassadenteilen wirkt auf mich unharmonisch und aufgesetzt.
    Kurz: Reine Effekthascherei. Wer meint, mit Konventionen zu brechen und einfach alles "anders" zu machen sei bereits ein Wert für sich, der ist sicherlich hochzufrieden über den hergestellten Kontrast und die sich ergebenden Spannungsfelder laberlaber. Ich finde ja, wenn man es anders macht sollte man es auch besser machen, daher gibt mir das nichts.


    Die Fassadentafeln sehen jedoch toll aus, zugegeben. Muss ich mir mal in echt anschauen. Schade dass die Reliefstruktur wegen der dominierenden Plattenfugen eher untergeht.

  • Effekthascherei ist allemal besser als Langweiligkeit

    Ich finde das Sapphire grotesk unförmig und verbogen - da stimmt einfach garnix. ... Die dominierenden Richtungswechsel der Fassadenstruktur erzeugen erhebliche Unruhe, ...


    Du hast sicher schon mitbekommen, daß dieses Okjekt den Namen Sapphire trägt. Ich erkläre dir das jetzt: Sapphire (zu deutsch: Saphir) soll so wirken wie ein Edelstein. Bei einem Saphir handelt es sich um ein Mineral. Und Mineralien sind häufig "grotesk unförmig und verbogen" und besitzen "Richtungswechsel". Bei Mineralien, wie sie in der Natur vorkommen, kann es also durchaus sein, daß "da einfach mal gar nix stimmt".


    Wenn du diesem Objekt diese Attribute zuschreibst, dann zeigt das, daß der Architekt alles richtig gemacht hat. Liebeskind hat das ihm vorgegebene Ziel, einen Saphir darzustellen, hervorragend umgesetzt.


    Natürlich kann man dem Projekt vorwerfen, daß es reine Effekthascherei ist. Das wäre dann die Frage, ob die Zielvorgabe sinnvoll ist. Das ist dann eine andere Thematik. Dem Architekten ist kein Vorwurf zu machen, wenn die Zielvorgabe fraglich ist. Wenn ich die Orgie an Langweiligkeiten betrachte, die in der zukünftigen Europacity nördlich vom Hbf geplant ist, dann ist Effekthascherei allemal besser als Langweiligkeit. Daher sehe ich es so, daß letztendlich die effekthascherische Zielvorgabe sogar gut ist.

  • Ich wage zu bezweifeln, dass der Name vor dem Entwurf feststand. Da wollte wohl eher jemand einen typischen Liebeskind haben und die sehen doch fast immer zackig, verbogen, metallisch und übertrieben aus. Hauptsache nicht rechtwinklig oder ruhig. Eigentlich sind diese Entwürfe eher für Solitäre geeignet. Hier ist es immerhin ein Eckbau, von daher passt es gerade noch so. Trotzdem ist der Bau eher anstrengend, weil er umgeben von Nüchternheit so plakativ und gewollt wirkt.