Leipzig: Stadtleben

  • Das bedeutet das es nur wenige Personen sind die durch die Registerreinigung rausgefallen sind.
    Das die Sterberate zurückgeht glaube ich nicht wenn man sich die Alterspyramide anschaut kommt jetzt ein ganzer Schwung an Personen in ein Alter wo das leben bald endet. Aber ich finde es schon interessant wie es kommt das Leipzig deutlich höhere Sterberate hat als von Dresden und das schon seit Jahren konstant. Das trotz ähnlicher Altersstruktur.

  • Dazu noch mal die prognostizierte Bevölkerungsbewegungen in der Hauptvariante der Bevölkerungsvorausschätzung 2016 (http://www.leipzig.de/fileadmi…vorausschaetzung_2016.pdf)


    Die natürliche Bevölkerungsbewegung läßt sich ja meist recht gut vorausberechnen. Demnach steigen die Sterbefälle in den nächsten Jahren leicht an, die Zahl der Geburten aber noch stärker.


    natürl. Bevölkerungsbewegung - Außenwanderungen - Gesamtsaldo - Einwohner
    Jahr - Geburten - Sterbefälle - Geburten - Zuzüge - Wegzüge- Saldo
    -........................................ überschuss

    2015 - 6600 - 6200 - 400 - 41000 - 24300 - 16700 - 17100 - 568200
    real - 6622 - 6199 - 423 - 40963 - 24294 - 16669 - 17092 - 567846 - -1117 Registerbereinigung
    2016 - 7100 - 6200 - 900 - 39400 - 24400 - 14900 - 15800 - 584100
    real - 6873 - 6005 - 868 - 40052 - 26859 - 13193 - 14061 - 579530 - -2377 Registerbereinigung
    2017 - 7400 - 6300 - 1100 - 37700 - 24600 - 13200 - 14300 - 598300
    2018 - 7600 - 6300 - 1200 - 36100 - 24700 - 11400 - 12600 - 611000
    2019 - 7800 - 6400 - 1400 - 34800 - 24400 - 10400 - 11800 - 622800
    2020 - 7900 - 6500 - 1500 - 33500 - 24100 - 9400 - 10900 - 633700
    2021 - 8000 - 6500 - 1500 - 33000 - 24000 - 9000 - 10500 - 644100
    2022 - 8100 - 6600 - 1500 - 32500 - 24000 - 8500 - 10000 - 654200
    2023 - 8200 - 6600 - 1600 - 32000 - 23900 - 8000 - 9600 - 663800
    2024 - 8200 - 6600 - 1600 - 31500 - 23900 - 7600 - 9100 - 672900
    2025 - 8300 - 6700 - 1600 - 30900 - 23800 - 7100 - 8700 - 681600
    2026 - 8300 - 6700 - 1600 - 30600 - 23700 - 6900 - 8500 - 690100
    2027 - 8300 - 6700 - 1600 - 30200 - 23600 - 6600 - 8200 - 698300
    2028 - 8300 - 6700 - 1600 - 29800 - 23400 - 6400 - 8000 - 706400
    2029 - 8300 - 6700 - 1600 - 29500 - 23300 - 6200 - 7800 - 714200
    2030 - 8300 - 6700 - 1700 - 29100 - 23200 - 5900 - 7600 - 721800


    Neben der Hauptvariante hier mal noch die untere Variante


    Jahr - Zuzug - Wegzug - Saldo - Einwohner_innen
    2016 - 38172 - 24777 - 13394
    2018 - 33523 - 25329 - 8194 - ca. 603.000
    2020 - 31108 - 24326 - 6782 - ca. 620.000
    2025 - 27647 - 23422 - 4226 - ca. 653.000
    2030 - 25142 - 22586 - 2556 - ca. 674.000

  • Und wenn wir schon nach Dresden schauen: Dort wurde am Donnerstagabend bei einem Bürgerforum im Kulturrathaus über einen neuen Kulturentwicklungsplan diskutiert. Interessant in unserem Zusammenhang ist vor allem das Eingangsreferat von Prof. Dr. Michael Hofmann vom Institut für Soziologie der TU Dresden (https://tu-dresden.de/gsw/phil…-institut/professuren/apl, http://www.soziologie.uni-jena…ael+Hofmann-p-177266.html).


    Er prognostiziert, dass Dresden eine starke Migration zu erwarten habe. 2030 sollen demnach etwa 94 000 Bewohner_innen der Stadt, rund jede_r Sechste, einen Migrationshintergrund haben.


    Auch die Altersgruppen werden sich stark verschieben. Bis 2030 werde sich die Zahl der Hochbetagten (85 Jahre und älter) auf fast 34 000 mehr als verdoppeln und die der aktiven Alten (65 bis 75) steige um acht Prozent. Gleichzeitig werde sich auch die Zahl der jungen Leute (17 bis 27) um sieben Prozent weiter erhören. Dagegen ist die Zahl der Einwohner_innen im sogenannten Familienalter (28 bis 38) klar rückläufig. Sie werde um 14 Prozent schrumpfen.


    Auch hier wäre wieder zu fragen, ob diese Trends für alle (ostdeutschen) Großstädte gelten und damit auch für Leipzig oder ob Dresden da eine Ausnahme sei, was ich ja für sehr unwahrscheinlich halte.


    DNN, 13.1.2017
    Bürgerforum im Dresdner Kulturrathaus
    Diskussionsrunde über einen neuen Kulturentwicklungsplan
    http://www.dnn.de/Kultur/Kultu…en-Kulturentwicklungsplan

  • Wenn man sich die zurückliegende Entwicklung ansieht, steigt dort seit Jahren diese Gruppe. Wenn man sich auch die Bevölkerungsvorausschätzung anschaut wird sich daran auch nichts ändern. Aber ich glaube das kann sich auch ändern, wenn es die Stadt nicht schafft für Familien attraktiv zu bleiben. Den in Dresden sind es ja meist die Familien und Berufstätigen die ins Umland ziehen und sich ihr Haus bauen. Soll nicht bedeuten das wir jetzt massenhaft Einfamilenhaussiedlungen ausweisen sollen, aber das es im mehrgeschossigen Wohnungsbau ausreichend große Wohnungen gibt, zu vertretbaren Preisen erhältlich sind.

  • Leipzig hat attraktivste Innenstadt

    Laut einer Umfrage von 58.000 Innenstadtbesuchern in 121 Städten durch das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) konnte Leipzig in der Gesamtbewertung den ersten Platz sowohl bei den Städten mit über 500.000 Einwohnern als auch insgesamt belegen. Andere Top-Performer in ihren jeweiligen Größenklassen waren Erfurt, Heidelberg, Hilden, Wismar und Quedlinburg:


    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…e-attraktivste-Innenstadt

  • Einige Leipziger mögen mir widersprechen, aber ich finde, dass das Passagensystem zu wenig bekannt ist und intensiver beworben werden müsste. Es ist mir schon oft passiert, dass ich mich gegenüber Freunden, die noch nie in der Stadt waren, erklären musste, warum ich denn jetzt hier oder da reinsteuere wenn wir doch eigentlich in eine andere Straße wollten. Wundert mich also nicht, wenn einigen Händlern da wenig Kundschaft zuläuft.

  • Einige Leipziger mögen mir widersprechen, aber ich finde, dass das Passagensystem zu wenig bekannt ist und intensiver beworben werden müsste.


    Es hat schon seine Vorteile, dass sich selbst viele Leipziger da nicht auskennen - nur so konnten wir uns mit Ortskenntnis noch zur RB-Aufstiegsfeier durchmogeln... . :cool:
    Aber gerade da wurde auch deutlich, dass viele die Passagen und Durchgänge in der Innenstadt eben nicht kennen. Wundert aber auch nicht, wenn die Leute nur mal zum Shoppen und zum Weihnachtsmarkt in die City einrücken und ansonsten in ihren Vierteln bleiben.

  • Der neue Ortsteilkatalog mit Daten von 2014 bis 2016 ist veröffentlicht worden. In der LVZ wurden bereits ein paar Statistiken zusammengefasst.


    Zum Einstieg ein kleiner Überblick über den Wohnungsbestand 2015 nach Baualter:


    • Wohnungen insgesamt 2015: 333.509 (2014: 331.755)
    • bis 1918: 110.373
    • 1919 bis 1948: 62.980
    • 1949 bis 1990: 95.931
    • ab 1991: 64.225 (2014: 62.470)


    Die meisten Wohnungen gibt es nach wie vor in Gebäuden, die vor 1918 errichtet worden sind, die meisten davon in sog. Gründerzeithäusern. Merkwürdig finde ich, dass sich der Wohnungsbestand von 2014 auf 2015 nur beim Neubau nach 1991 verändert haben soll.


    Der Ortsteilkatalog ist hier als PDF einsehbar.

  • In einem LVZ-Artikel von letzter Woche über den Leipziger Arbeitsmarkt steht geschrieben, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Messestadt aktuell 260.202 Jobs umfasst. Die letzte mir bekannte Zahl diesbezüglich ist vom 30.06.2015. Damals lag sie noch bei 248.952 Stellen. Der Zuwachs auf dem Arbeitsmarkt hält also unvermindert an und liegt bei über 6.000 Stellen pro Jahr.


    Gegenüber 2005 wuchs die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Leipzig um mehr als 70.000 Stellen. Das könnte in Relation zur Bevölkerung Rekord in Deutschland sein und ist zudem ein Aspekt, der in der Diskussion um das Bevölkerungswachstum etwas zu kurz kommt. Ohne diesen Beschäftigungszuwachs wäre die Stadt in den letzten Jahren wohl kaum so rasant gewachsen. Und ich denke, solange der Stellenzuwachs auf diesem Niveau bleibt, solange geht es auch mit dem hohen Einwohnerzuwachs so weiter.

  • Hier die von der SächsZ aufgegriffene Karte der Pendler_innenbeziehungen zwischen den Oberzentren und Pendler_innenüberschuss aus dem Landesentwicklungsbericht Sachsen 2015, S. 25 Karte 1.5.



    Grundlage der Sachdaten ist eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit mit Stand 30.06.2014.


    Wenn man über die Grenzen der Bundesländer schaut, sieht das noch mal ganz anders aus:



    PM BBSR, 2.4.2017
    Immer mehr Menschen pendeln zur Arbeit
    Immer mehr Beschäftigte wohnen in einer anderen Gemeinde als sie arbeiten: Während im Jahr 2000 noch 53 Prozent aller Arbeitnehmer pendelten, waren es zuletzt 60 Prozent. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.


    http://www.bbsr.bund.de/BBSR/D…pthemen/2017-pendeln.html


    Dazu auch:


    MDR, 2.4.2017
    Langer Arbeitsweg. Zahl der Pendler auf Rekordwert
    http://www.mdr.de/nachrichten/…endler-gestiegen-100.html


    Süddeutsche Zeitung, 2.4.2017
    Hohe Mieten, knapper Wohnraum
    Land der Pendler
    http://www.sueddeutsche.de/wir…and-der-pendler-1.3447335


    Der Anteil an Pendler_innen hat natürlich auch mit der Infrastruktur und der Dichte der Besiedlung bzw. dem Grad der "Verstädterung" zu tun:



    BBSR, 24.3.2017
    Laufende Raumbeobachtung - Raumabgrenzungen
    Siedlungsstrukturelle Kreistypen
    Die amtliche Regionalstatistik bezieht sich nach wie vor zumeist auf Stadt- und Landkreise. Der siedlungsstrukturelle Kreistyp ist deshalb als Analyseraster für die Laufende Raumbeobachtung besonders wichtig.


    http://www.bbsr.bund.de/BBSR/D…eistypen4/kreistypen.html


    Siehe auch die Diskussion zum Nahverkehr bzw. zum S-Bahn-Netz Mitteldeutschland unter http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=550503 ff.

  • Gegenüber 2005 wuchs die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Leipzig um mehr als 70.000 Stellen. Das könnte in Relation zur Bevölkerung Rekord in Deutschland sein und ist zudem ein Aspekt, der in der Diskussion um das Bevölkerungswachstum etwas zu kurz kommt. Ohne diesen Beschäftigungszuwachs wäre die Stadt in den letzten Jahren wohl kaum so rasant gewachsen. Und ich denke, solange der Stellenzuwachs auf diesem Niveau bleibt, solange geht es auch mit dem hohen Einwohnerzuwachs so weiter.


    Doch, die Auswirkungen auf des Arbeitsmarktes hatten wir hier und hier schon diskutiert. Wenn man das auf die nächsten zehn Jahre hochrechnen könnte, käme da schon ein ganz anderes Bild bei der Bevölkerung heraus. Wie von mir schon einmal geschrieben.



    Der Zuwachs auf dem Arbeitsmarkt hält also unvermindert an und liegt bei über 6.000 Stellen pro Jahr.

    Jein. In Leipzig muss man mittlerweile zwischen dem Wachstum an Stellen und dem Wachstum der Beschäftigung differenzieren. Wenn man in den 1990er und frühen 2000er Jahren noch von einer Kongruenz zwischen Stellen und Beschäftigung sprechen musste, ist das heute nicht mehr der Fall. Eher im Gegenteil. Die Stadt Leipzig kommt mittlerweile an einem gesamtdeutschen Problem an. Es werden jedes Jahr mehr Stellen geschaffen als besetzt werden können. Das bedeutet, dass der Stadt trotz höchster Beschäftigungszuwachsrate zwischen 2010 und 2015, Arbeitnehmer für die Besetzung der Stellen fehlen.


    Und die Zahl an freien Stellen wächst weiter stark an. Neulich wurde mir gesagt, dass der Arbeitsmarkt in manchen Bereichen nahezu leer gefegt sei. Vor allem im unteren Lohnsektor. Eine Tatsache, welche vor allem gegen das oft genannte Vorurteil der "Armutshauptstadt" und "Niedriglohnstadt" spricht. Denn dort fehlen mehr und mehr die Arbeitnehmer, wie man lt. Arbeitsagentur sehen kann.


    Was auch bedeutet, dass die Stadt eigentlich einen noch größeren Zuzug bräuchte um das Wachstum nicht zu drosseln. Hier werden wir auch vermehrt einen Anstieg von Arbeitsmigration aus den Ländern der EU und so manchen nicht- EU Ländern des Balkan, in Asien und Afrika erleben. Vor allem in den Sevicebereichen (Gastronomie, Hotellerie, Reinigung, Industrie, etc.) wird sich das Bild in den nächsten 10 bis 20 Jahren sehr stark verändern und sich dem Bild in westdeutschen/westeuropäischen Städten angleichen.



    Wenn ich also bei der Stadt Leipzig wäre, würde ich Stellen schaffen (;)), welche sich mit der Anwerbung von Arbeitnehmern im In- und Ausland beschäftigt. Damit das Wachstum weiter anhält. An den Karten von 'LE Mon. hist.' lässt sich ja sehr gut sehen, dass aus den umliegenden Landkreisen kaum noch Arbeitnehmer zu holen sind.

  • Ich weiß immer gar nicht genau, wie die aktuell durchs Dorf gejagte Sau "Fachkfäftemangel" tatsächlich zu bewerten ist.


    Einerseits zeichne die offizielle Arbeitslosenzahl ein "geschönigtes Bild" - andererseits nervt die andere Sau unter Stichworten wie "Digitalisierung" und "Roboter" auch regelmäßig: https://www.heise.de/tp/featur…tze-ersetzen-3675885.html
    Demnach könne ein Drittel (!) der deutschen Arbeitsplätze durch Roboter bzw. im Rahmen der Digitalisierung ersetzt werden. :confused:

  • Der "Fachkräftemangel" ist eine beliebte Chiffre in Wirtschaft und Industrie um sich durch einen stets gut gefüllten Arbeitsmarkt zu hohe Lohnforderungen vom Hals zu halten und durch dementsprechend billiges Personal teurer, aber im Falle höherer Lohnkosten dennoch notwendiger Modernisierungen zu entledigen. So lange wie uns der "Fachkräftemangel" schon gepredigt wird, müsste längst alles stillstehen.

  • http://www.fachkraeftemonitor-sachsen.de

    Ich weiß immer gar nicht genau, wie die aktuell durchs Dorf gejagte Sau "Fachkfäftemangel" tatsächlich zu bewerten ist.


    Es soll ja Leute geben, die bei Studien im Auftrag der IHK Leipzig und deren Ausdeutung durch selbige grundsätzlich skeptisch sind:


    Unter http://www.fachkraeftemonitor-sachsen.de sind aktualisierte Daten zur Fachkräftesituation im Freistaat Sachsen und in der Wirtschaftsregion Leipzig ab sofort frei zugänglich abrufbar.


    Tag24.de, 8.4.2017
    91.000 WERDEN FEHLEN! FACHKRÄFTEMANGEL IN SACHSEN WIRD IMMER SCHLIMMER
    https://www.tag24.de/nachricht…fachkraefte-fehlen-234198

  • Saxonia, ich verstehe deinen Beitrag nicht so richtig. Könntest du vielleicht ein Beispiel geben, um besser zu verstehen?


    Der Fachkräftemangel ist sicher kein Hirngespinst von Industrie und Wirtschaft, sondern Realität. Gerade in Südwestsachsen mit recht gut funktionierenden mittelständischen Industriebetrieben zeichnet sich der Mangel schon heute ab: Hohe Abwanderung von jungen Leuten bis vor ein paar Jahren, Einbruch der Geburten nach 1990 und das Ausscheiden vieler älterer Arbeitnehmer ins Rentenleben sind ja nun reale Gegebenheiten, die sich künftig sehr deutlich auf die hiesige Wirtschaft auswirken werden. Das ist auch der große Unterschied zu Bayern und Baden-Württemberg beispielsweise (ich sage das, weil ja Sachsen immer so sein will wie die beiden Bundesländer im Süden).


    Schon jetzt könnten Firmen im ländlichen Bereich expandieren und mehr Aufträge annehmen, wenn sie das Personal entsprechend zur Verfügung hätten. Und in anderen Bereichen wie im Pflegedienst zeichnet sich so langsam eine Katastrophe ab.


    In Leipzig stellt sich die Situation durch den hohen Zuzug noch etwas anders dar, wobei die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt seit ein paar Jahren das Bevölkerungswachstum überflügelt. Da gebe ich hedges recht, wenn er sagt, dass auch hier in naher Zukunft Engpässe drohen. Der Anstieg von ausländischen Arbeitnehmern ist in der Tat deutlich zu beobachten. Waren es in den Pflegeberufen bislang vor allem Osteuropäer, die offene Stellen besetzten, sind es zunehmend Kräfte aus Süd- und Südosteuropa (Spanien, Portugal, Rumänien) und Fernost (China, Philippinen, Vietnam).


    So richtig wissen ja selbst die Experten nicht, was in unserem kleinen Messestädtchen auf einmal abgeht, woher diese Dynamik eigentlich kommt. Was woanders über mehrere Jahrzehnte gewachsen ist, findet hier in ein paar Jahren statt. Der Aufstieg von RB ist im Prinzip Sinnbild für die Entwicklung der ganzen Stadt in den letzten Jahren.

  • Mal ein paar aktuelle Zahlen der kommunalen Statistik:
    http://statistik.leipzig.de/st…le.aspx?cat=7&rub=3&per=q


    ...............................31.03.2016 - 31.03.2017
    Arbeitslose insgesamt 27 517...... - 24 357
    davon …
    Männer 15 791 - 14 075
    Frauen 11 726 - 10 282
    darunter …
    15 bis unter 20 Jahre 447 - 430
    15 bis unter 25 Jahre 2 318 - 2 027
    55 bis unter 65 Jahre 4 975 - 4 328
    Ausländer 4 192 - 4 486
    Langzeitarbeitslose 8 912 - 7 257
    Arbeitslosenquote insgesamt (in %) 1) 9,6 - 8,3
    darunter …
    Männer (in %) 1) 10,5 - 9,1
    Frauen (in %) 1) 8,5 - 7,3
    15 bis unter 20 Jahre (in %) 1) 10,3 - 9,2
    15 bis unter 25 Jahre (in %) 1) 8,7 - 8,1
    Ausländer (in %) 1) 28,6 - x


    Alle Angaben sind vorläufig.
    1) bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen

  • Saxonia, ich verstehe deinen Beitrag nicht so richtig. Könntest du vielleicht ein Beispiel geben, um besser zu verstehen?


    Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es hier und da an qualifiziertem Personal mangelt. Aber dass es uns nur mit mehr Leuten plötzlich so viel besser gehen würde und die Geschäfte brummen würden, halte ich für Quark. Von einer Wohlstandsexplosion ist mir in Leipzig trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und dem großen Zuzug jedenfalls nichts bekannt.
    Wäre die Situation wirklich so dramatisch, wie immer geschildert, würden gerade bei Facharbeitern ganz andere Löhne gezahlt und die Reallöhne in Deutschland wären die letzten Jahre nicht stagniert oder gar gesunken. Die Unternehmen haben also immer noch einen ausreichend großen Pool an potentiellen Arbeitnehmern, aus dem sie schöpfen können.

  • Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es hier und da an qualifiziertem Personal mangelt. ... Die Unternehmen haben also immer noch einen ausreichend großen Pool an potentiellen Arbeitnehmern, aus dem sie schöpfen können.


    Ich werfe mal in die Runde, dass das "hier und da" durchaus zum Verständnis der Problematik beitragen kann. Es gibt eben nicht (mehr?) eine Bundesrepublik, in der überall ähnliche Verhältnisse herrschen (gab es die je - zumal nach 1990?), und es gibt nicht "die Unternehmen". Es ist alles differenzierter, heterogener, unterschiedlicher ... als wir unter dem Eindruck der gern behaupteten gleichwertigen Lebensverhältnisse bisweilen zugeben wollen. Große Traditionsunternehmen mit hunderten Beschäftigten z.B. an der Rheinschiene haben ganz andere Möglichkeiten und Probleme als mittelständische 5-Mann/Frau-Betriebe etwa im Vogtland, Erzgebirge oder in Vorpommern. Denen setzt der Fachkräftemangel durchaus zu. Und das nicht in naher oder gar ferner Zukunft, sondern heute und seit geraumer Weile. Die allwissende Müllhalde ist voll von entsprechenden Klagen:


    http://www.sz-online.de/nachri…allen-lassen-3650699.html
    http://www.wochenendspiegel.de…ei-mennekes-sagt-man-ole/
    http://www.freiepresse.de/LOKA…werber-artikel9872071.php
    http://www.sz-online.de/nachri…-westsachsen-3193888.html


    Die Frage ist, welche Entwicklung der Ballungsraum Leipzig-Halle nimmt.

  • Wenn wir in die genannten Regionen Vogtland, Erzgebirge oder Vorpommern schauen, dann ist das allerdings kein neues Problem. Schon zu Vorkriegszeiten hatten insbesondere das Vogtland und das Erzgebirge mit allmählicher Überalterung und Abwanderung zu kämpfen. Da war die Alterspyramide in Sachsen oder Deutschland allerdings auch tatsächlich noch eine.
    Das Problem dieser Regionen ist nicht der Fachkräftemangel, sondern dass Fehlen größerer, zukunftsfähiger Unternehmen, die auch lukrative Löhne zahlen können. Für 1.5 als Fleischergeselle zieht doch keiner von sonstwo her ins Erzgebirge, auch wenns an Fleischern grad mangeln sollte. Zuwanderung ist also für diese Regionen keine Lösung, dafür sind sie zu unattraktiv. Nicht weil "Dunkeldeutsche" ihr Unwesen treiben, sondern weil zu wenig Geld rausspringt. Und wären theoretisch noch genügend einheimische Sprösslinge im arbeitsfähigen Alter vorhanden, würden die ebenfalls in großer Zahl dahin gehen, wo es mehr Geld zu verdienen gibt.