Warenhäuser

  • Warenhäuser

    In Leipzig scheint die Kauffreude ungebremst:


    BauNetz-Meldungen vom


    07.04.05: http://www.baunetz.de/db/news/…id=80035&news_region_id=4


    "Grundstein für neues Warenhaus in Leipzig gelegt


    ...
    Bis Oktober 2006 soll ein sechsstöckiges Gebäude mit einer Gesamtfläche von 35.000 Quadratmetern Fläche nach einem Entwurf des Büros RKW aus Düsseldorf entstehen.


    Der Bau kostet mehr als 200 Millionen Euro ...
    Die denkmalgeschützten Fassaden des Vorgängerbaus bleiben erhalten und werden in den Neubau einbezogen. ..."


    Ansichten:
    http://www.baunetz.de/upload/80035az.jpg




    und vom 22.04.05: http://www.baunetz.de/db/news/…id=80111&news_region_id=4


    "Richtfest für Kaufhaus in Leipzig


    Am 15. April 2005 fand in Leipzig das Richtfest für den Neubau eines Kauf- und Bürohauskomplexes statt. Geplant wird das 35-Millionen-Euro-Projekt von einer Arbeitsgemeinschaft der Architekturbüros Böhme + Schönfeld (Dresden) und Kremtz Architekten (Dresden).


    Das Gebäude entsteht anstelle des ehemaligen „Messehauses Petershof“ (...) mit einer für die Leipziger Innenstadt typischen Passage. ...


    Die denkmalgeschützte Fassade des Hauses zur Peterstraße wird im Rahmen des Neubauprojektes erhalten und saniert. ... Geprägt wird (die Fassade) durch rötliche Werksteinplatten, gegliedert durch hochrechteckige Fensteröffnungen."


    Ansichten:
    http://www.baunetz.de/upload/80111az.jpg
    http://www.baunetz.de/upload/80111bz.jpg

  • Beispiel 1: Petershof


    Das Messehaus, wo einst für Kinokarten Schlange gestanden wurde und wo das Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival Jahrzehnte sein Quartier hatte, steht eigentlich unter Denkmalschutz. Weil aber ein leeres Grundstück in bester Citylage erheblich günstiger ist, als sich aufwendig mit Denkmalpflege herumzuschlagen, erlaubt die Stadtverwaltung den Abriss - einzig die Fassade an der Einkaufsstraße bleibt stehen ("... aber bitte nur teilweise ..."). Wertvoller Lichthof? Markante Treppenspindel? Abwechslungsreiche Rückfassade? Was bleibt?

    Beispiel 2: Das Karstadt-Kaufhaus mit drei angrenzenden Gründerzeithäusern - eigentlich vier Baudenkmale!


    Karstadt höhlt sein Quartier aus! Das ist wörtlich zu nehmen: Ein ganzes Innenstadtkarree bleibt nur Fassade (Adé, du schönes Treppenhaus ...). Und damit die Baufahrzeuge besser rankommen, wird ein Mietshaus gleich ganz abgerissen - die Fassade stellen wir dann später ganz neu wieder hin. Denkmalschutz? Höchstens für Einzelteile. In Leipzigs Innenstadt heißt es eben immer wieder: Baudenkmäler zu Schaukulissen! Und das alles ist ganz legal. Das deutsche Denkmalgesetz ist kaum mehr als ein stumpfes Schwert: "Auf dem Rechtsweg könnte man in Deutschland gar den Kölner Dom abreißen." (W. Hocquél, oberster Denkmalpfleger im Regierungspräsidium) Nutzfläche, Geschosshöhe, Umsatzzahlen - kluge Marketingleute geben vor, wie es in Leipzig und überall auszusehen hat. Sollte es dennoch einmal heikel werden, hilft die Stadtverwaltung auch nach.


    Quelle: http://www.mdr.de/artour/1456806.html


    Und wieder einmal obsiegt der Kommerz. Würde auch gut hier reinpassen...

  • Kann mich da auch nicht mit anfreunden. Im Petershof war auch ein schönes Kino aus den 20ern ansässig, früher mal Premierenkino. Aber Kinos werden eh am schnellsten für den Kommerz geopfert.

  • Wobei man bedenken muss, dass viele der imposanten alten Gebäude erst durch den Kommerz und/oder Grossmannssucht entstanden sind.


    Einer kommerziellen Nutzung und damit verbunden Anpassungen an moderne Bedürfnisse ist daher wohl nichts entgegenzusetzen. Zumal die Fassaden ja erhalten bleiben, bzw. nach Abriss wieder hergestellt werden. IMO viel Aufregung um nichts.

  • IMO viel Aufregung um nichts.


    Wenn man sich die Abrissorgien in dieser Stadt zu Gemüte führt und auch die zum Glück vorhandenen Proteste dagegen wahrnimmt, kann meiner Meinung nach von "Aufregung um nichts" keine Rede sein.


    EDIT: Sonst würden mit Sicherheit nicht überregionale Medien wie MDR, FAZ und Welt regelmäßig darüber berichten.

  • ^
    Ich bezog mich eher auf Karstadt und die anderen Warenhäuser im Zentrum. Das wichtigste an diesen Gebäuden ist nun mal die Fassade und genau diese wird ja erhalten bzw. abgerissen und dann wieder aufgebaut.
    Es ist doch völlig egal ob das nun authentisch ist oder nicht. Der Charakter bleibt der gleiche.

  • In Leipzig rumort es zurzeit gewaltig. Die Stadt betreibt Selbstzerstörung und verliert sukzessive ihr individuelles Stadtbild. So bedenkenlos wie im Stadtzentrum mit alten Kaufhäusern und Messebauten umgegangen wird, so achtlos werden in den Stadtvierteln unwiederbringliche kulturelle Werte zerstört. Von Karstadt und 3 intakten Bürgerhäusern blieben nur die Fassaden, vom Petershof nur ein Teil der Fassade zur Petersstraße und der Lichthof, in Zukunft allerdings „abgedeckelt“ und ohne natürlichen Lichteinfall. An der „Rückseite“ zur Burgstraße entsteht zur Zeit eine Fassade, die die Kleinteiligkeit der Umgebung missachtet, der aufgrund des gewählten Materials (orangene Werksteinplatten) jede Lokalspezifik fehlt und deren Fensterschlitze eine Täuschung sind, denn dahinter verbirgt sich lediglich die Betonhülle des neuen Kaufhauses.


    Die „neue Gründerzeit“, so heißt ironischer Weise der Werbeslogan der Leipziger Stadtplaner, macht auch vor den umliegenden zum großen Teil gründerzeitlich geprägten Stadtvierteln nicht Halt. Die kleine Funkenburg (1850 erbaut), eines der mittlerweile seltenen spätklassizistischen Wohnhäuser, ist das jüngste Opfer der rücksichtslosen und völlig überalterten Verkehrsplanung in Leipzig. Ihr Abriss heizte die seit Monaten geführte öffentliche Debatte über den Umgang mit Leipzigs wertvoller Altbausubstanz noch einmal zusätzlich an. Denn die Funkenburg markiert lediglich die Spitze eines Eisberges. Seit der Existenz des "Stadtumbauprogramms Ost", haben insbesondere die hoch verschuldeten kommunalen Wohnungsunternehmen die Chance wahrgenommen, sich auf Kosten des Steuerzahlers von ungeliebten Altbauten zu trennen, sprich sie abzureißen. Denkmalpflegerische Belange, besondere kulturelle Zusammenhänge (wie beim Henriette-Goldschmidt-Haus) und auch Fragen der stadträumlichen Ästhetik bleiben völlig unberücksichtigt.


    Die aktuelle Abrisswelle war auch der Stein des Anstoßes für ein breites Protestbündnis aus Architekten, Denkmalpflegern, Künstlern und „normalen“ Bürgern. Mittlerweile haben sich 15 verschiedene Vereine zu einem Bündnis, dem Stadtforum Leipzig zusammengeschlossen, mit dem Ziel gemeinsam für einen behutsameren Stadtumbau einzutreten. Unter der Federführung des ehemaligen Stadtbaurats Niels Gormsen wurde auch für die kleine Funkenburg ein Alternativkonzept entwickelt, wodurch es ohne höhere Kosten zu erzeugen möglich gewesen wäre, das von der sächsischen Denkmalbehörde als überregional bedeutend eingestufte Baudenkmal zu erhalten. Doch weder in der Planungsphase noch zu dem Zeitpunkt, an dem durch Restauratoren wertvolle Innenmalereien entdeckt worden sind, wurde das Anliegen der zahlreichen Abrissgegner ernst genommen.


    Diese Arroganz und Ignoranz und vor allem der Frust über das undemokratische Verhalten der Stadtverwaltung führte dazu, dass das erste Mal seit 15 Jahren, als die Leipziger in den letzten Tagen der untergehenden DDR den bereits beschlossenen Flächenabriss von Gründerzeitvierteln im Süden der Stadt stoppen konnten, sich wieder Menschen zusammenfanden, die sich den Baggern in den Weg stellten und auf diese Weise die Abrissarbeiten zu stoppen versuchten. Nach anderthalb Tagen Protest räumte allerdings die Polizei die Baustelle, die Abrissarbeiten sind mittlerweile beendet.


    Wer einen genaueren Einblick gewinnen möchte, hier eine Auswahl der in der Presse erschienenen Artikel:


    http://www.lvz.de/lvz-heute/166874.html


    http://www.lvz.de/aktuell/content/167295.html


    http://www.welt.de/data/2005/05/20/720575.html?s=1


    http://www.welt.de/data/2005/04/22/707950.html?s=1


    http://www.henriette-goldschmidt-haus.de/faz1223.htm



    @ goschio: Wie kommst du darauf, dass lediglich die Fassade für den Charakter eines Hauses entscheidend ist?

  • Zitat von baukasten


    @ goschio: Wie kommst du darauf, dass lediglich die Fassade für den Charakter eines Hauses entscheidend ist?


    Muss mich wohl ein wenig korrigieren. Die Fassade ist natürlich nicht alleine für den Charakter eines Gebäudes verantwortlich.


    Aber sie ist das auffälligste Merkmal eines Gebäudes. Die wenigsten interessiert es doch wie es dahinter ausschaut. Und oft ist eine Anpassung an moderne Bedürfnisse die einzige Rettung für solche Häuser.


    Leerstand kostet eben Geld, welches nicht vorhanden ist. Im Grunde werden durch solche Massnahmen die Fassaden vor dem Zerfall und dem Abriss geschützt. Ganz nebenbei bekommt man noch moderne und angenehme Einkaufsmöglichkeiten. :) Die Planungen und Ergebnisse, finde zumindest ich, sind sehr ansprechend und durchaus der alten Substanz würdig.


    Was allerdings in den Gründerzeitvierteln Leipzigs passiert ist eine Schande. Ich glaube viele wären froh, wenn man wenigstens die Fassaden dort erhalten würde.


    Meine Meinung ist, dass man diese Gebäude schützen muss aber dem Investor auch Spielräume zur Gestaltung und Umnutzung gewähren sollte. Leipzig hat hier ein einmaliges Erbe welche durchaus erhaltenswert aber nicht unveränderbar ist.


    Gibt es in Leipzig nicht einen Trend zurück in die urbane Viertel der Stadt? Das könnte letzlich den Marktwert solcher durchaus beliebten Häuser steigern und Abriss unwirtschaftlich machen. Aber wirtschaftliche Interessen sollten natürlich nicht das alleinige Kriterieum für einen Erhalt sein.

  • Leipziger Volkszeitung vom 16. Dezember 2005:


    "Sohlenfest" bei Karstadt - Warenhaus ist geerdet

    “Im Karstadt-Neubau an der Petersstraße fand am Freitag eine ungewöhnliche Aktion statt: Obwohl sich der Warenhaus-Rohbau bereits vier Etagen hoch in den Himmel reckt, legten Bauarbeiter erst jetzt den Grundstein. Auch ein "Sohlenfest" wurde gefeiert. Der Grund für das verspätete Spektakel: Das Großprojekt wird in so genannter Deckel-Bauweise errichtet.
    "Deshalb haben wir zuerst das erste Untergeschoss errichtet", erklärte Hochtief-Projektleiter Mayk Zieschang. "Dann haben wir den Boden darunter ausgehoben und nach unten und oben weitergebaut." Als eine der letzten Ebenen ist jetzt das dritte Untergeschoss entstanden - eines von zwei Tiefgaragendecks, auf denen insgesamt 440 Autos parken können. An dieser tiefsten Stelle startete gestern auch ein "Sohlenfest" und eine Dokumenten-Kassette wurde ebenfalls für die Nachwelt versenkt. "Wir feiern das ,Sohlenfest', weil das Bauwerk erst jetzt eine feste Sohle hat - und damit unsere Bauarbeiter etwas zum Feiern haben", so Zieschang.“
    […]
    „Bis es soweit ist, muss die Baufirma Hochtief allerdings noch einige Hürden nehmen. "Schwierig wird es in der Eingangszone an der Petersstraße", sagte Projektleiter Zieschang. "Dort entstehen 17 Meter hohe Betonstützen, damit der Bereich wie ein Portikus wirkt. In der nächsten Woche beginnen wir mit der ersten Stütze. "Auch die Glasverkleidung wird dort aufwändig ausgeführt. "Das Problem ist, dass die Fassade dort leicht rund ist und mit bläulichem Spezialglas verkleidet wird", so Zieschang. "Dadurch ist jede Scheibe auf jeder Etage anders. Da darf nichts schief gehen."
    Die historische Sandstein-Fassade wird bereits sorgfältig aufgearbeitet. "Für die Petersstraßen-Seite werden Figuren repliziert, die es am Neumarkt am vierten Obergeschoss gibt", so der Projektleiter. "Auch alte Vasen werden wieder angebracht."
    Trotz der aufwändigen Arbeiten hat Hochtief einen dreiwöchigen Bauvorsprung herausgearbeitet. Wenn der Winter nicht extrem hart werde, könne das Haus vielleicht nicht erst im Oktober, sondern schon im September öffnen, hieß es.“


    Quelle: http://www.lvz-online.de/lvz-heute/13594.html

  • Der Rohbau des neuen Kartstadt-Hauses nähert sich der Fertigstellung, deshalb ein aktuelles Foto von der Baustelle. Der Neubaukomplex schließt zwei Kriegslücken und bezieht sowohl die Flächen des ehemaligen Kaufhaus Althoff als auch dreier spätklassizistischer Gebäude (von denen nur Fassade und das Treppenhaus des Eckgebäudes erhalten bleiben) ein, und füllt somit zukünftig fast den gesamten Block.

  • Sehr schöne Perspektive. Bin gespannt, wie es endgültig ausschaut, sowohl was die Fassaden betrifft als auch das scheinbar großzügig angelegte Passagensystem.

  • Das neue Karstadt-Warenhaus in der Petersstraße ist seit letzten September fertig, und allen Unkenrufen (ich eingeschlossen) zum Trotz, ist es doch ganz ordentlich geworden. Eigentlich ist es der beste Karstadt-Neubau, den die Republik erlebt hat. Hier wurde richtig geklotzt und nicht gekleckert.


    Zur Erinnerung: Das Karstadt-Carrè wurde bis auf die denkmalgeschützten Fassden - zum einen die Reformstil-Fassaden von 1913, und zum anderen die spätklassizistischen Gebäude Neumarkt/Peterskirchhof - abgebrochen und neu aufgebaut. Die große Lücke in der Petersstraße wurde nach mehr als 60 Jahren wieder mit einem sehr ansprechenden Neubau gefüllt, der zugleich den neuen Haupteingang von Karstadt bildet. Ausführende Architekten waren Rhode, Kellermann und Wawrowsky (RKW).


    Ich hoffe, das Einbinden der nächsten 2 Bilder von den RKW-Architekten verstößt nicht gegen die Richtlinien, aber gerade ersteres möchte ich euch nicht vorenthalten. Die Petersstraße ist in diesem Bereich ziemlich schmal, weshalb die hohen Gebäude links und rechts die Passanten zu "erschlagen" drohen. Durch eine pfiffige Idee der Architekten wird nun der historische Straßenverlauf mittels ovale Säulen lediglich angedeutet. Durch den zurückgesetzten Neubau wird die Straße breiter, und durch dessen geschwungene Form wirkt die Petersstraße dort weniger erdrückend. Optischer Gag dabei: Egal ob man von unten oder oben der Petersstraße auf Karstadt zusteuert, die ovalen Säulen nimmt man im spitzen Winkel verblüffend als vollständige, steinerne Fassade war, so wie das früher einmal der Fall gewesen sein musste. Wenn man eine gewisse Gradzahl überschritten hat, erkennt man erst, dass es sich lediglich um Säulen handelt und dass sich dahinter ein Neubau befindet. In diesem Zusammenhang denke ich, dass die wie zufällig platzierten Säulen alles andere als zufällig platziert sind. Find' ich gut:

    Quelle: RKW-Architekten



    Quelle: RKW-Architekten


    Und noch noch ein paar eigene Bilder, die ich wenige Tage vor der Eröffnung schoss (September 2006).



    Karstadt-Front zur Petersstraße mit den Fassaden von 1913:



    Seiteneingang Preußergässchen:



    Jetzt die entkernten spätklassizistischen Bauten (noch schön zu sehen auf dem Luftbild von "baukasten"). Nun ja, ich bin auf Totalentkernung nie gut zu sprechen, aber es ist wohl ein großer Verdienst der Stadt, dass Karstadt zumindest die Fassaden erhalten hat. Die wollten die nämlich ganz platt machen. Die gestaltete Einfahrt zur Tiefgarage ist erfreulicherweise dezent gehalten:



    Blick in den Neumarkt (leider mit LKW)



    Erker mit unterem Schaufenster, wo jetzt Karstadt-Produkte ausgestellt sind:



    Blick zum neuen Rathaus:



    Blick in den Neumarkt. In dieser Straße fand eigentlich die größte Aufwertung statt. Die Farbe der Fassaden in Verbindung mit den Fenstern finde ich richtig klasse



    Die ganze Karstadt-Seite im Neumarkt:



    Immer noch Neumarkt: Die Sandsteinfassade ist identisch mit der in der Petersstraße:



    Neubau Seiteneingang Neumarkt/Preußergässchen. Davor stand hier jahrzehntelang ein unappetitlicher Flachbau:



    Zum Schluss noch eine Nachtaufnahme, zu sehen das fertige FERTIGE KARSTADT MIT LICHTKUPPEL

  • Wow, absolut gelungen. Selbst die Neubauten fügen sich dezent ein.


    Ist wirklich schön geworden. Danke für die Pics.

  • ^ Ein wahres Weltkasse-Kaufhaus, möcht ich meinen! Für einen so gearteten Neubau schon ein Meisterwerk, gefällt mir absolut :) Gehört denn dieses Kaufhaus jetzt zur Premium-Klasse, so wie das KaDeWe in Berlin beispielsweise? Die Architektur würde diese Adelung jedenfalls wirklich verdienen.


    Können nicht alle Kaufhaus-/Einkaufszentrumsneubauten so aussehen? Wer geht denn schon gern in einem potthässlichen Modernistenkasten einkaufen, der schon mit ranzigen Eingangsbereichen eher abschreckt als anlockt? Das Teil ist tatsächlich einfach mal eine extrem gut gelungene Synthese aus Alt und Neu, sowas liebe ich einfach. Und ich liebe Leipzig! :)

  • yo! ist schön geworden. aber nicht gleich "premium" wie das kadewe. das haus läuft eine nummer darunter. aber da richtig gut.

  • Anstelle des abgegbrochenen alten Messeamt-Gebäudes (Bj. 1963) steht heuer auf dem historischen Grundriss der Alten Marktgalerie die Neue Marktgalerie von Christof Mäckler (Bj. 2001-2005). Ein Investorenbau mit guten Ansätzen, im Detail aber auch mit deutlichen Schwächen. Für ein Gebäude am (Haupt)Markt finde ich das nicht überzeugend genug. Ein schwacher Trost ist, dass der Gründerzeitbau der Alten Marktgalerie (rechter Häuserblock im Bild) nun auch nicht gerade das gelbe vom Ei war. Sei's drum, wider meinen Erwarten wird das neue Gebäude von Einheimischen und Touristen recht gut angenommen, der historische Grundriss wurde beim Bau wieder aufgenommen, die neu geschaffene Passage mit (verglastem) Lichthof knüpft an die Tradition der Leipziger Messehäuser an und die Qualität stimmt soweit auch.


    Zuvor noch zwei historische Aufnahmen, die verdeutlichen sollen, dass der DDR-Bau den historischen Gegebenheiten in jeglicher Hinsicht ignorierte. Ich hoffe, das direkte Einbinden von Bildindex-Fotos geht auch hier in Ordnung.


    Zuerst die Baugrube aus dem Jahr 1963. Dahinter blieb der Platz mit der Brandmauer der "Kaufhalle" bis 2001 leer.
    http://i196.photobucket.com/al…70/Slache/MI12351c08a.jpg
    Quelle: http://www.bildindex.de



    Das alte Messeamt, das 2000 abgerissen wurde:
    http://i196.photobucket.com/al…70/Slache/MI12351c10a.jpg
    Quelle: http://www.bildindex.de



    Und jetzt noch eine Aufnahme von der Homepage Christof Mäcklers:

    http://www.chm.de



    Von jetzt an stammen alle Aufnahmen von mir (2006 geknipst, leider mäßige Qualität).


    Die Südseite ist in meinen Augen die Schokoladenseite der Markgalerie:



    Aber zum benachbarten Commerzbankgebäudes werden die qualitativen Schwächen schon deutlich, ja irgendwie peinlich:



    Die Marktseite:




    Passage:




    Die Rückseite zur Klostergasse hin gefällt mir ausnahmslos gut:

  • Zitat von dj tinitus

    das haus läuft eine nummer darunter. aber da richtig gut.


    Wenn du da genaueres weißt, würde mich mal interessieren wie sich die Umsätze bei Kaufhof seit der Eröffnung von Karstadt entwickelt haben.


    Zitat von cowboy

    Anstelle des abgegbrochenen alten Messeamt-Gebäudes (Bj. 1963) steht heuer auf dem historischen Grundriss der Alten Marktgalerie die Neue Marktgalerie von Christof Mäckler (Bj. 2001-2005).


    Pikant an der ganzen Geschichte ist, dass Mäckler ursprünglich in der Jury saß und nach Ende des Fassadenwettbewerbs noch einen eigenen Entwurf nachreichen durfte. Er hat dann als einziger mit drei verschiedenen Marktfassaden die Vorkriegssituation nachzuzeichnen versucht. Das kam bei dem Bauherrn und der Stadt offenbar gut an. Die zunächst prämierten Entwürfe wurden aussortiert.


    Zitat von cowboy

    Für ein Gebäude am (Haupt)Markt finde ich das nicht überzeugend genug.


    Mich stören vor allem drei Sachen:
    - die misslungene Ecksituation, inklusive des zu groß geratenen Breuninger-Schriftzugs,
    - die ideenlose Platzierung der Tiefgarageneinfahrt mitten auf dem nördlichen Thomaskirchhof,
    - und das im Vorfeld überhaupt kein öffentlicher Diskurs bzgl. der Gestaltung der wichtigsten Platzkante Leipzigs stattgefunden hat. Eine mögliche Rekonstruktion von Äckerleins Hof, ohne Zweifel das einst bedeutendste Bürgerhaus am Markt, kam deshalb natürlich nicht zur Sprache. Die stattdessen am historischen Standort errichtete Fassade ist auf cowboys Bild rechts zu sehen.

    Zitat von cowboy

  • Nunja, Mäcklers Entwurf ist auch eindeutig besser, als die anderen. Das einzige, was mich stört, sind die hohen, wie aufgeklebten Dachfenster auf jedem Neubauteil. Das sieht so unruhig aus. Der Sandsteinteil wirkt sehr postmodern, allerdings auf eine elegante Art. Nicht ganz so plump wie noch in den 80igern.

  • okay, also die dachlandschaft und die ecksituation wurden ja quasi während der bauphase noch mal - meiner meinung nach zum schlechteren - verändert.


    zur tiefgarageneinfahrt: wo hätte man sie deiner meinung nach platzieren sollen?


    zum öffentlichen diskurs: so etwas ist eine heikle sache. mitte der neunziger hat dieser zugunsten einer wiese verhindert, dass die alte platzkante peterstrasse/thomasgasse wieder gestalt annehmen konnte. auch bezüglich des brühls gab es viele stimmen, statt dessen neubebauung lieber einen lustigen kinderspielplatz anzulegen. in öffentlichen diskursen setzen sich oft die lautesten durch. dass müssen aber nicht die mit den besten argumenten sein.