Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Zitat LugPaj: Nur weil der Speichersee ein schützen wertes Gebiet ist, kann man da trotzdem nördlich oder südlich davon eine Entlastungsstadt planen. Nördlich ist ja derzeit sogar eine Testrennstrecke von BMW....


    Können tut man vieles. Die Frage ist nur, ob es deshalb realistisch und, wenn ja, ob es sinnvoll ist? Eine kleine Teststrecke erfordert auch keine leistungsfähige Infrastruktur oder bringt zehntausende Bewohner an den See.


    Ich sehe es genauso wie derzberb.


    Zunächst sollte der Raum zwischen den bestehenden Vororten verdichtet werden, bevor hier Trabantenstädte auf Flächen ohne jegliche Infrastruktur errichtet werden.


    Die Lage ist zwar günstig bzgl. A9 und Flughafen, diese Vorteile bieten sich links der A9 allerdings auch.

  • Warum eine Entlastungsstadt in bisher unbewohntes Gebiet fast ohne Infrastruktur setzen? Das ist ökologisch sehr fragwürdig.


    Na ja, ich hatte hier eigentlich eine sehr langfristige Zeitschiene angedacht. Wenn ich mir anschaue, wie lange z.B. die Niederländer gebraucht haben, um Städte wie Almere (erste Idee ca. 1891; 01.01.1970: 52 EW; 01.01.2017: 200.914 EW) oder Lelystad aufzubauen dann kann man solch ein Projekt durchaus als zusätzlichen Plan B für die Region entwickeln und Schritt für Schritt umsetzen ;). Was eben heißen soll, dass sehr wohl weiter nachverdichtet wird und auch zwischen und um vorhandene Gemeinden herum weiter angebaut wird. Wobei, wie wir wissen, man auch bei diesen Maßnahmen vor Herausforderungen steht, auch hier muss die Infrastruktur oft stark ausgebaut oder ganz neu entwickelt werden.


    Eine Retorten- oder Satellitenstadt hat dagegen den Vorteil, dass man gleich von Anfang an in großem Umfang planen und umsetzen kann - und wenn sie wirklich auf der grünen Wiese entsteht, braucht man auf fast keine Anwohner Rücksicht zu nehmen. Natürlich sollte man dabei (wie überall) möglichst dicht und platzsparend bauen, um nicht unnötig zu versiegeln und statt dem Autoverkehr einem innovativen Mobilitätsmix den Vorzug geben. Gerade zur Umsetzung fortschrittlicher Infrastrukturkonzepte, ökologischer Ideen für den Städtebau, ja sogar für innovative Architektur eignen sich Satellitenstädte besser als wenn man in bestehende Siedlungsstrukturen planen muss.


  • Warum nicht viel eher Entlastungsstädte in schon besiedeltem Gebiet setzen? Etwa zwischen FFB, Germering und Olching oder zwischen Garching, Schleißheim und Eching oder zwischen Markt Schwaben, Kirchheim und Vaterstetten. Dort könnte man vorhandene Infrastruktur benutzen und verdichten. Reichlich Platz ist da vorhanden für mehr Entlastungsstädte als gebraucht werden.


    Ja, es gibt Infrastruktur. Aber wie praktisch in ganz Deutschland ist die gerade mal so in der Lage die bestehende Nachfrage zu decken. Wir sind nicht in Spanien oder arabischen Ländern wo erstmal eine fette Straße gebaut wird und dann die Bebauung folgt und schrittweise die Straße füllt. Das gleiche gilt für Schulen, den ÖV oder alle anderen Versorgungseinrichtungen / Dienstleister (bis auf die depperte Aldi/Lidl - Rossmann/DM Kombi).




    Eine Retorten- oder Satellitenstadt hat dagegen den Vorteil, dass man gleich von Anfang an in großem Umfang planen und umsetzen kann - und wenn sie wirklich auf der grünen Wiese entsteht, braucht man auf fast keine Anwohner Rücksicht zu nehmen.


    Genau das will ja eigentlich die Stadt durch die SEM. Planungssicherheit. Für mich aber ein extrem wichtiger Punkt, den wir in Deutschland praktisch kompett vergessen haben: Ein Grundkonzept, eine große ganzheitliche Planung, die über den ganzen kleineren Entscheidungen hängt und bindend ist. Wie richtig angemerkt, sind hier die Niederländer aber auch die Briten oder Spanier uns sehr weit vorraus.



    Natürlich sollte man dabei (wie überall) möglichst dicht und platzsparend bauen, um nicht unnötig zu versiegeln und statt dem Autoverkehr einem innovativen Mobilitätsmix den Vorzug geben. Gerade zur Umsetzung fortschrittlicher Infrastrukturkonzepte, ökologischer Ideen für den Städtebau, ja sogar für innovative Architektur eignen sich Satellitenstädte besser als wenn man in bestehende Siedlungsstrukturen planen muss.


    Leider hat die Satellitenstadt immer noch gegen viele - meist aus der Geschichte begründbare - Vorurteile zu kämpfen. Liegt aber auch wieder an unseren kurzsichtigen deutschen Eliten in Politik und Verwaltung, die eben im Fall München den Gardasee und Kroation ganz genau kennen aber Städte wie Almere oder Vicálvaro natürlich noch nie gehört haben.

  • erstmal eine fette Straße gebaut wird und dann die Bebauung folgt und schrittweise die Straße füllt. Das gleiche gilt für Schulen


    Ein Grundkonzept, eine große ganzheitliche Planung, die über den ganzen kleineren Entscheidungen hängt und bindend ist


    Genau das wird doch in Freiham und bei der SEM MNO gemacht.

  • ^^


    Ja, und es ist genau das Problem in Deutschland, dass diese Art von Planungen absolut selten sind. Es könnten ja auch 3 Projekte von der Größe Freihams geplant und gebaut werden. Aber nein, es wird im Moment nur eines gebaut. In den Vorstädten tut sich ohnehin fast gar keine große Planung (Garching mal ausgenommen). Wie soll man das Wohnungsproblem in den Griff bekommen? Mit den 6000 oder 8000 Wohnungen pro Jahr wohl anscheinend nicht, was die letzten 20 Jahre gezeigt haben. Es müssen einfach mehr werden.

  • In den Vorstädten tut sich ohnehin fast gar keine große Planung (Garching mal ausgenommen)


    Das stimmt so nicht ganz. In Unterföhring, Poing, Unterhaching oder Haar wird ebenfalls im großen Maßstab (für eine Gemeinde) geplant und gebaut.


    Richtig ist, dass alle Gemeinden mitziehen müssen, um den Wohnraummangel zu lindern, das kann und darf nicht nur Aufgabe der Stadt München und ein paar weniger Gemeinden sein. Schließlich wollen auch alle von den Vorzügen des Wachstums profitieren. Da müssen wir von der Rosinenpickerei wegkommen.


    Wenn ich lese, dass in Eching ein global tätiger Konzern seine neue Zentrale mit 1.800 Mitarbeitern errichten will, Krauss Maffei in Parsdorf einen weiteren Standort mit 1.000 Mitarbeitern plant, der Flughafen im ersten Bauabschnitt seines LabCampus 5.000 neue Arbeitsplätze schaffen will, müsste ich auch lesen können, dass Parsdorf oder Eching nun hunderte neue Wohnungen bauen werden. Wer Arbeitsplätze schaffen will, muss auch Wohnungen schaffen (zumindest in einem begrenzten Verhältnis zueinander).

  • ^^


    Wie du es sagst, es sind jeweils große Planungen für eine Gemeinde von 10.000 bis 20.000 Einwohner - aber eben nicht für die Probleme eines Stadtraumes mit 3 Millionen Einwohner. In Spanien, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden werden dagegen unabhängig der Gemeindegrenzen große Gebiete beplant. Wie könnte Paris innerhalb seiner 105 Quadratkilometer weiter seine globale Metropole bauen? Oder wie hat es Madrid geschafft innerhalb weniger Jahre 2 Millionen Einwohner zu gewinnen?

  • ^


    Wenn wir schon vielfach größere Städte als Vergleich heranziehen, dann können wir auch nach Neu-Delhi, Shanghai oder Lagos schauen. Dagegen sind Paris und Madrid langsam wachsende Kuhdörfer im Allgäu :).


    Stets wird die interkommunale Zusammenarbeit beschworen. Doch abseits von motivierenden Reden und Interviews, sehe ich keine allzu großen Fortschritte. Natürlich ist es auch unrealistisch zu glauben, die Umlandgemeinden würden sich von OB Reiter oder anderen Stadträten vorschreiben lassen, wie sie zu handeln hätten. Daher ist - wir haben es schon oft geschrieben - mehr Druck von oben notwendig. Sonst wird sich nichts ändern und Gemeinden locken weiter munter Gewerbe an, fordern besseren ÖPNV, wollen aber keine Wohnungen bauen.

  • ^^


    Das Volumen von 80.000 Wohnungen pro Jahr in Paris würde mir herunterskaliert auf München (sagen wir mal Faktor 1/5) schon reichen. :)

  • ^


    Die 80.000 WE beziehen sich auf die Ile de France? 12 Mio. EW und 12.000 km2 Fläche?


    Also pro Mio. EW 6.700 Wohnungen.


    München müsste demnach 1,5 x 6.700 = 10.050 Wohnungen bauen.


    Oder nach deinem Vorschlag:


    Alles mal 1/5 --> EW: 2,4 Mio. EW; 2.400 km2; 16.000 WE


    In der Region München (5.500 km2 Fläche, 2,9 Millionen EW) wurden 2014 13.000 Wohnungen fertiggestellt (in München davon 6.600).
    2017 waren es in München 8.200.
    Daher dürften es 2017 in der Region - außerhalb Münchens nehme ich konstante Zahlen an - um die 14.600 Einheiten gewesen sein.


    Wie schon die Catella Studie oben zeigt, Frankreich ist Deutschland in Sachen Bautätigkeit weit voraus. Natürlich sind auch die Preise in Paris noch einmal deutlich höher.

  • Interessantes, ziemlich harmonisches Gespräch zwischen Dieter Reiter rund Landrat Christoph Göbel. In der Print-SZ steht es vollständig abgedruckt, ich schau mal ob ich es die Tage abfotografieren kann. Reiter spricht sich u.a. sehr leidenschaftlich für höhere und dichtere Bebauung aus, beide unterstreichen zudem die Vorteile des Wachstums und kritisieren die populistischen Stimmen, die den Bürgern das Einfrieren des Staus Quo als Antwort auf aktuelle Probleme propagieren.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…t-alle-zusammen-1.4015939

  • Soziale Bodenrechtsreform?

    Oberbürgermeister Dieter Reiter hat seinen ersten „Münchner Zukunftsdialog“ zu einer der drängendsten Fragen gestartet, die die zukünftige Entwicklung Münchens und vieler anderer Kommunen maßgeblich bestimmt: Wie kann ein soziales Bodenrecht realisiert werden? Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die Gespräche haben mir gezeigt, dass wir beim Thema Begrenzung der Bodenpreise dringend die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändern müssen. Dazu gehört, dass Gemeinwohlbelange, wie die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum und die soziale Infrastruktur, immer auch durch die Eigentümer zumindest mitgetragen werden müssen. Hierfür gibt es den ganz konkreten Vorschlag, eine Ermächtigungsgrundlage im Baugesetzbuch zu schaffen, so dass die Gemeinden eine eigene Satzung aufstellen können. Mit dieser können flächendeckend eine Mietpreis- und Belegungsbindung sowie die Beteiligung der Eigentümer an den Kosten der sozialen Infrastruktur durchgesetzt werden. Ich appelliere sowohl an die Bundes- als auch die Landesebene, endlich die Rahmenbedingungen für eine Bodenrechtsreform zu schaffen. Wir müssen der Endlosspirale steigender Mieten und Wohnungspreise auf allen Ebenen wirksame Instrumente entgegensetzen.“



    Quelle: https://www.muenchen.de/rathau…sdialog_Bodenrecht(1).pdf

  • ^ Da ich ob des geradezu Trump'schen Populismus erschrocken bin, kann ich den Sarkasmus nur schwer bremsen. Erst kürzlich wurde beim SEM-Thema auf theoretische Option der Enteignungen verzichtet - und schon möchten manche Politiker über flächendeckende Eingriffe in Eigentumsrechte schwadronieren?


    Die als verbreitete Kampfparole herhaltende "Mietpreisbremse" hat nachweislich nirgends funktioniert - kann sie nicht, wenn sie das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht beseitigt, woraus Preissteigerungen resultieren. Und doch redet manch ein Politiker über "flächendeckende Bindungen", ergo eine Art Bodenpreisbremse?


    Vielleicht sollte man über umgekehrte Richtung der Verpflichtungen reden, die beabsichtigten Nachverdichtungen zu genehmigen. Wurde da nicht erst kürzlich das Hochhaus am Bahnhof zugeschnitten, damit man bloß für die gestrichene BGF weiteres Bauland braucht? (Auf dem sonst zusätzliche Büros oder auch Wohnungen entstehen könnten.)


    Mit Freude registriere ich, dass etwa die Düsseldorfer Stadtverwaltung hier und da versucht, die Baupläne aufzustocken - wie in Benrath von 320 auf 570 WE. Es gibt Widerstände und Nimbytum, aber zumindest versucht man es. Vielleicht sollte die Münchner Stadtverwaltung/-Politik es ähnlich tun statt allerlei Schuldigen wie zuletzt Grundbesitzer (vulgo Kulaks) als Ausrede zu suchen?


    Wenn man schon hochtrabende Formulierungen verwenden muss - nicht Vorgaukeln der Aktivität wird die Frage des 21. Jahrhunderts im Städtebau sein, sondern das bodenständige Sich-Durchsetzen gegen allerlei Nimbys bei konkreten Nachverdichtungsprojekten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Wenn du dir Firmen wie Rock Capital anschaust (siehe Thread zu den Siemenswerken), dann muss man die Spekulation mit Grund schon sehr in Frage stellen und definitiv aktiv dagegen vorgehen. Auch den reinen spekulativen Erwerb von Wohneigentum mit dem Ziel des Spekulationsgewinns (und dem Leerstehenlassen der Wohnung um die Erstvermietung aufrechzuerhalten) müsste man unterbinden. Da wüsste ich gerne, wie sehr das in München der Fall ist, wenn man abends an den Glockenbachsuiten vorbeigeht, sind da meist nur wenige Wohnungen erleuchtet - als ein Beispiel.


    Für mich keine populistischen Forderungen, sondern eine mögliche Lösung für echte Probleme.

  • Zitat Bau-Lcfr: Mit Freude registriere ich, dass etwa die Düsseldorfer Stadtverwaltung hier und da versucht, die Baupläne aufzustocken [...] aber zumindest versucht man es. Vielleicht sollte die Münchner Stadtverwaltung/-Politik es ähnlich tun statt allerlei Schuldigen wie zuletzt Grundbesitzer (vulgo Kulaks) als Ausrede zu suchen?


    Wie du hier im Unterforum feststellen kannst, ist dies auch hier keine Seltenheit. Als größtes Beispiel führe ich nur kurz Freiham auf, statt 5.000 werden es nun 7.000 im 2. Bauabschnitt. Die nachträgliche Anhebung der Wohnungsanzahl ist mittlerweile weit verbreitet. Dies führt natürlich mitunter zu kritischen Stimmen der Lokalpolitiker und ist tendenziell eher schlecht für die Zusammenarbeit Stadt - BA, was letztlich auf so machen Bürger überschlägt. Umso wichtiger ist es, dass es umfassende Verkehrskonzepte gibt, die nicht auf Kante genäht sind. Um auf Freiham zurückzukommen: Dort ist wohl nicht zuletzt wegen der WE-Anhebung auch eine U-Bahn wieder im Gespräch.


    Zitat Muenchen.de: sowie die Beteiligung der Eigentümer an den Kosten der sozialen Infrastruktur durchgesetzt werden.


    Dies ist nur sinnvoll, wenn private Häuslebauer hier nicht übermäßig benachteiligt werden, nur um die großen Investoren zu verpflichten. Sonst kann sich Bauen bald überhaupt keine Familie mehr leisten. Dann wird das Grundstück an einen Investor verkauft, der sich Steuerlast, Sozialverpflichtungen etc. leisten kann und Wohnungen im Hochpreissegment baut. Schon heute könnten viele Vorschriften und Belastungen abgeschafft werden und das Bauen deutlich vereinfacht werden, sodass letztlich auch die Wohnungen günstiger werden können. Leider stelle ich hier - trotz obiger Ausführungen - immer noch eine große Diskrepanz zwischen dem Willen und den Bemühungen des Stadtrats und den einschlägigen Genehmigungsbehörden fest.


    Ansonsten stimme ich Jöran völlig zu, Bodenspekulation muss unbedingt unterbunden werden. Denn davon hat niemand was, außer der Vorstand irgendwelcher Investmentgesellschaften.

  • ^^ Wie schon im SEM-Thread geschrieben - die Enteignungsoption könnte bei Großprojekten in einzelnen Fällen nützlich sein, wenn jemand mit einem winzigen Grundstück ein großes Projekt blockiert. Doch dafür hat es in München nicht gereicht. Welchen Sinn hat jetzt, Eingaben an Bund und Land zu verschicken, die mögen weit größere Eingriffe beschliessen? Ich glaube, es ist offensichtlich - wenn der OB künftig gefragt wird, wieso er mit dem Wohnungsbau nicht vorankommt, wird er behaupten, weil Bund/Land ihm die gewünschte Kollektivisierung des Bauland-Eigentums nicht beschlossen haben (neudeutsch: "soziales Bodenrecht" oder so).


    Die Bodenpreise steigen, weil das verfügbare Bauland die benötigten WE nicht hergibt - dem kann man nicht nur durch mehr Baulandfläche begegnen, sondern auch durch bessere Ausnutzung, mehr WE auf gleichem Land. Beim Beispiel in Benrath waren einst Reihenhäuser direkt neben einem RE-Halt angedacht, dann wurden 320 WE in MFHs mit 5 Geschossen daraus, jetzt versucht die Stadt 570 WE in Bauten bis zu 7 Geschossen durchzusetzen. Würde man es konsequent für jede Planung machen und möglichst durchziehen, käme Einiges an zusätzlichen WE zusammen. Von Eingaben an den Bund kommt keine Wohnung mehr, nur Medien-PR.
    Vielleicht wurden auch in München einige Planungen angehoben, doch es scheint - es ist immer noch viel zuwenig.


    Längst nicht jeder Weiterverkauf mit Gewinn ist eine Spekulation. Hier zitierte ich so ein Beispiel - Oracle kauft eine Immobilie für knapp 7 Mio. Pfund und verkauft ein Jahr später für 32 Mio. - natürlich nimmt auch ein Weltkonzern mit 40 Milliarden Jahresumsatz ein paar Groschen mit, doch ich glaube nicht, dass es die Absicht war. Sollte das Grundstück brach liegen bleiben, soll man wegen den paar Millionen schlaflose Nächte haben? Am Ende wird doch noch ein Wohnhochhaus gebaut, ohne hochkomplexe Regularien.


    Wie bei den Wohnungspreisen - es ist nicht das eigentliche Problem, dass jemand mit bisserl Warten was verdient - sondern dass die verfügbaren Grundstücke bei aktuellen Planungen zuwenig BGF ermöglichen. Mehr Angebot hilft, nicht megalange Regelwerke.


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    BTW: Ich zitierte mal die Pariser Planungen mit +20% Einwohner bis 2030. Mittlerweile ergoogelte ich auch die Londoner Annahmen - 8,2 Mio. EW 2011, 10,11 Mio. EW 2036, macht +23%.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^^ Und wenn die vielen neuen Angebote von internationalen Investoren aufgekauft werden mit dem Ziel, Geld sicher zu bunkern, Geldwäsche zu betreiben oder spekulativ die Wertsteigerung durch Verknappung abzugreifen? Dann braucht es wohl doch Auflagen und Einschränkungen. In München sehe ich ähnliche Risiken wie in Vancouver.


    Die derzeitigen Preise in München sind mit dem Medianeinkommen der Münchner als Familie nicht mehr bezahlbar (dritthöchster Blasenwert in der Welt, wie die USB vor kurzem schrieb), da hilft es offensichtlich auch nicht, weitere Wohnungen für 10k/qm - 20k/qm zu bauen.

  • Zitat Bau-Lcfr: Ich glaube, es ist offensichtlich - wenn der OB künftig gefragt wird, wieso er mit dem Wohnungsbau nicht vorankommt, wird er behaupten, weil Bund/Land ihm die gewünschte Kollektivisierung des Bauland-Eigentums nicht beschlossen haben


    Wieso sollte er das nötig haben? Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.


    Ich verstehe ehrlich gesagt dein Problem nicht. Ob im Berlin-, Stuttgart- oder Düsseldorf-Subforum, überall versuchst du die zwei Ansätze "Höheres, dichteres Bauen" und "Asoziales Marktverhalten wie Zweckentfremdung oder Bodenspekulation unterbinden" gegeneinander auszuspielen. Dabei liegt es doch offensichtlich auf der Hand, dass BEIDE Ansätze ZUGLEICH benötigt werden, um das Problem lösen zu können.


    Längst nicht jeder Weiterverkauf mit Gewinn ist eine Spekulation.


    Diese Absurdität hat doch auch NIEMAND behauptet.


    Wie bei den Wohnungspreisen - es ist nicht das eigentliche Problem, dass jemand mit bisserl Warten was verdient - sondern dass die verfügbaren Grundstücke bei aktuellen Planungen zuwenig BGF ermöglichen.


    Dann kennst du dich offensichtlich nicht auf dem Münchner Markt aus. Manch großes Wohnungsprojekt wird jetzt schon eine ziemlich lange Zeit hinausgezögert (siehe Campus Süd).


    Was nutzt z.B. ein Grundstück mit einer GFZ von 5, wenn der Investor einfach keine Lust hat, den Plan umzusetzen, sondern weiter lieber auf eine Wertsteigerung des Bodens spekuliert, um später mit Gewinn verkaufen zu können? Was, wenn das jeder plötzlich so macht? Ist es dann immer noch "Trump´scher Populismus"?


    Von mir aus kannst du das Forum auch mit deinem Paris / London Vergleich zuposten, dadurch wird die Vergleichbarkeit / Relevanz aber nicht besser...

  • ^ Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentriert sich oft auf eine Sache - sie von einer unbequemen auf eine genehme zu lenken gehört zu den alten Politikertricks. Reales Problem sind überall die Widerstände gegen Nachverdichtungen - während viele Politiker viel zu gerne gegen Spekulanten usw. wetteifern.


    Ständig sehe ich Baustellen und Investoren, die durchaus zum Bauen gewillt sind. Selbst wenn die Preissteigerung eines Grundstücks ein paar Millionen bringen könnte, durchgezogene Projekte gehen in andere Dimensionen. Die zitierte Liegenschaft in Canary Wharf erreichte 43 Mio. Pfund, das Projektvolumen aber 320 Mio. Man kann sicherlich ein Nicht-brach-Liegen irgendwie vertraglich sichern (städtebauliche Verträge beim Grundstückverkauf usw.) ohne gleich nach generellen Eigentumsrechteinschnitten zu rufen - die selbst wenn sie irgendwann kämen, dann in Jahren.


    Im 2. BA in Freiham kamen 2 Tsd. WE hinzu - wie viele insgesamt? Es gibt bestimmt Schätzungen, wie viele Baulandreserven es in München gibt, wie viele WE benötigt werden bei wie vielen zusätzlichen Einwohnern (und ja, manche Städte rechnen mit ungefähr +20% EW bis etwa 2030). In Düsseldorf waren vor 1-2 Jahren Reserven von knapp über 10 Tsd. WE bekannt, die für ungefähr 3 Jahre reichen würden - längst nicht bis 2030-2035. Da muss man sehr, sehr viel aufstocken - und nicht nur Planungen für Wohnsiedlungen, sondern auch Büros, Hotels.

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  • Landkreis Nord

    http://www.sueddeutsche.de/mue…e-des-wachstums-1.4014983


    Vorletzte Woche bereits berichtete die SZ über eine Veranstaltung des Regionalausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) im nördlichen Landkreis zum Thema Wachstum, bei der die örtlichen Direktkandidaten zur Landtagswahl eingeladen waren. Interessant ist, dass sich hier offenbar tatsächlich einige Kandidaten für eine "Wachstumspause" bzw. eine Verlagerung des Wachstums in Regionen weit weg von München aussprachen (CSU-Kandidat Ernst Weidenbusch). Weidenbusch kam zudem mit der Idee einer Komplettuntertunnelung des Mittleren Rings zwischen Luise-Kiesseklbach-Platz und dem südlichen Ende des McGraw-Grabens, als Alternative zum Autobahn-Südring. Claudia Köhler (Grüne) forderte, dass beim Wohnungsbau mehr in die Höhe gebaut werden solle....auch darüber hinaus gab es wohl nicht mehr als die üblichen Forderungen, aber immerhin gut, dass man sich auch im Landkreis intensiv mit der Wachstumsfrage beschäftigt. Hoffentlich bleibt man konstruktiv und die Illusion von der "Wachstumspause" wird nicht zur gängigen Floskel.