Dresden: Pirnaische Vorstadt/Lingnerstadt

  • ^ Liebhaber anspruchsvoller Architektur zu beglücken ist eben nicht primär die Aufgabe bei einem Schulneubau, und der städtebauliche Kontext für eine höherwertige und individuellere Architektur scheint mir bei gezeigten Beispielen auch nicht gegeben.

  • Sie ist es nicht mal sekundär oder tertiär. Es geht auch gar nicht darum einen Palast zu bauen, etwas Anspruch darf es dann allerdings schon sein.


    und der städtebauliche Kontext für eine höherwertige und individuellere Architektur


    Wenn die Stadt hier nicht den Anfang macht und die Richtung vorgibt, wer soll es sonst tun? Die Investoren werden sich hüten. Es sei denn, man findet sich damit ab, dass Dresden dort nie wieder wirklich urban wird und wirkt. Das wäre dann ein noch größeres Armutszeugnis, würde mich allerdings auch nicht mehr wundern.

  • ^ Geht es dir bei besagten Beispiel um die Architektur oder um eine Neuordnung des Stadtraums? Beides ist m.E. unerheblich. Abgeschirmt von den Wohnblöcken an der St-Petersburger-Straße hat das Areal, auf dem der Schulkomplex errichtet wurde, den Charme eines Hinterhofs (der mit den neuen Schülern jetzt belebt wird, was den leerstehenden Läden gegenüber evtl. auch noch zugute kommt). Wofür also sollte man sich hier mehr anstrengen?

  • Cowboy, Dunkel ging es um die Situation am Lennéplatz und nicht in der Pirnaischen Vorstadt. Das war vielleicht etwas verwirrend, weil Elli das Vergleichsfoto vom Schulneubau aus der Seevorstadt hier eingestellt hat, um die Ähnlichkeit der Entwürfe zu dokumentieren. Du hast Recht, an der Zirkusstraße ist die realisierte Bebauung weit weniger eine vertane Chance als am Lennéplatz. Und an dieser Stelle würde ich das "etwas Anspruch" von Dunkel auch dick unterstreichen und ebenso, dass gerade die Stadt bei ihren eigenen Bauvorhaben eine Art Leitlinie vorgeben kann - eine Leitlinie, die im nicht durch besondere Satzungen geschützten Stadtbereich allein durch die Einflussmöglichkeiten im Rahmen der Baugenehmigung kaum durchsetzbar ist.

  • ^genau. bitte die städtebaufrage in der seevorstadt-ost diskutieren, denn hier stellt sie sich nicht. die kiste wurde ne kiste, aber sie stört hier keinen, cowboys fazit sagt bereits alles. mein vergleich soll auch zeigen, dass code unique sich kaum mehr mühe machte, als die am lennéplatz. dabei haben die schon etwas rennomée, was mit dem auftrag hafencity-uni in hamburg kam. allerdings wird der bau auch kritisch gesehen und die diskussion über moderne architektur ähnelt sich überall fast eins zu eins.

  • Na Gott sei dank. Die erste vernünftige Entscheidung im Stadtrat. Die Stadträte haben beschlossen, weiterhin für einen Rückbau des Hotels am Terrassenufer vor Gericht zu klagen. 45 Stadträte waren dafür, 13 dagegen, acht enthielten sich.
    Eigentlich ging der Antrag gegen ein weitere gerichtliche Auseinandersetzung.

  • Ob das vernünftig ist, wage ich zu bezweifeln, nachdem der Stadt der "Vertrag" mit dem Hoteleigentümer vor Gericht um die Ohren gehauen wurde. Wäre es nicht besser gewesen nun einen Deal auszuhandeln in der Form Klageverzicht gegen Umsetzung einer hochwertigen Fassade, anstatt Steuergelder für die eher aussichtslose neue Runde im Rechtsstreit zu verschwenden.
    Das ohnehin wenig imposante Hochhaus ließe sich doch gut in ein neues Quartier einbinden, als viel störender empfinde ich den langen Block an der Steinstraße und das Carolinum, ohne deren Abriss m.E. kein passabler Übergang in die Pirnaische Vorstadt gelingen kann.

  • du kennst schon den Plan der Umgestaltung von Rohdecan.
    Es wird nur noch schlimmer, wenn der Block stehen bleibt.

  • die sache scheint vielschichtig, die käseblätter wissen auch nichts und informieren nicht. die umbaupläne halte ich für primitiv und nur vorgeschoben. nun wurde nur noch was von farbanstrich geschrieben, welcher die plattenfassade plastischer machen soll - na guts nächtle.
    was im hintergrund läuft wissen wir nicht, vielleicht sind banale menschliche animositäten im spiel oder man will ihm jetzt nicht die baugenehmigung für seine umbauten aushändigen müssen. könnte also nur verzögerungstaktik sein und soll wohl zudem für weiteren ärger wegen stop jeglicher genehmigungspflichtiger baumassnahmen sorgen.


    vielleicht sind die stadträte (ehrenamtliche politiker) auch zu doof, um die juristische empfehlung zu verstehen. am ehesten denke ich, dass man natürlich noch chancen vor gericht sieht, denn trotz üblicher juristischer interpretationsspielchen - zudem nach so langer zeit - ist und bleibt die grundaussage der damaligen verträge einst wie jetzt klip und klar: das haus ist abzureissen.


    das urteil des armen fräuleins richterin in der erstinstanz ist letztlich ihre endauffassung und mit der nächsten instanz ggf wieder makulatur. was gibts da auch rumzudeuteln - furchtbar diese juristerei - auch wenns unpräzise formulierungen gab (menschliche schwächen sind überall sichtbar in der welt, anwälte dürften das nie so dreist ausnutzen) - es bleibt der grundtatbestand, den alle einwohner dresdens auch als zeugen mitbekommen haben: der bau muss verschwinden. es war zudem konsens.


    aber hier ist kein brennpunkt der stadtentwicklung wie schon weiter oben beschrieben, hier ist es herzlich egal was passiert.

  • Den Plan kenne ich schon und darauf bezog ich mich als erstrebenswertes Produkt natürlich nicht. Ganz ehrlich finde ich den Rohdecan-Vorschlag an sich nicht schlecht, jedoch nicht an diesem Ort, jedoch immer noch besser als eine 0815-Sanierung, bei der der Plattencharakter vordergründig erhalten bleibt. Irgendwo stand mal geschrieben, dass der Eigentümer eine "barocke Fassade" vorschlage, die sich in das Gefüge einpasse. Wenn er damit so etwas wie Hochhausfassaden im Stile des Art Déco meint, dann würde ich das begrüßen.


    Elli, auch ich zähle mich zum Normalbürger, der den Vertrag so versteht, dass das Haus eigentlich schon lange nicht mehr hätte stehen dürfen. Dass die Richterin, als Bemessungsgrundlage die Zeitspanne zwischen zwei Eiszeiten veranschlagt hat, ist jedoch nicht untypisch. Ja, offensichtliche Indizien in den Augen der Allgemeinheit und denen der Stadträte, aber ich fürchte bei einem neuen Verfahren werden wieder nur die Anwälte angesichts des ordentlichen Streitwertes die große Kasse machen. Spannend wäre eine Neuauflage mit einem anderen "armen Fräulein Richterin" natürlich schon!
    Kein Brennpunkt? Du meinst sicherlich von administrativer Seite. Für mich ist die gesamte Achse zwischen Hbf und Carolabrücke das größte städtebauliche Übel im Dresdner Stadtgebiet und DIE Aufgabe und gleichzeitg DIE Chance für die Stadtentwicklung. Das Zusammentreffen von geschäftigem Trubel und Stadtrandsiedlung, von filigraner Baukunst mit sozialistischem Chique, von Orten mit Unorten, herausgestellt durch eine unmaßstäbliche Verkehrsbarriere, empfinde ich als extrem beklagenswert. Und das Schlimmste dabei ist, dass anscheinend gerade all die seit der Wende angestellten weitsichtigen Überlegungen zur Neuordnung des Georgplatzes, der Lingnerstadt bis hinunter zum Elbufer über den Haufen geworfen werden und stattdessen im Klein-Klein-Stil ohne langfristige Vision mit Einzelmaßnahmen rumgewurschtelt wird. Hier etwas abreißen, da etwas davorstellen, dort eine unzentrierte Achse ausbilden, keine interessante Räume und Abfolgen, nur Schneisen und grobe Strukturen.

  • ^genau knuffte, schön formuliert. natürlich brennpunkt, allerdings keine offizielle priorität. hier wirds um abbau von entwicklungshemmnissen gehen, es muss neben dem hotel auch lösungen zur schule am terrassenufer (derzeit flutreparaturen) und zum pharma-erweiterungsstandort geben. dann muss man vielleicht auch noch ein umlegungsverfahren machen. also vorbereitende massnahmen. die rahmenpläne sind allerdings nicht "übern haufen", sondern von der realsituation am markt überholt worden und mussten modifiziert und entdichtet werden. am postplatz wie auch in der lingnerstadt gelten die nach wie vor, bestimmt auch später einer am hotelhochhaus. man sollte sich den umgang mit den nachkriegsvorstädten genau überlegen. ich bin dafür, sie im inneren als quartiere weitgehend zu belassen (schönes stichwort "sozialistischer chique" (mit tlw. ensemblecharakter)) und nur die stadtbildrelevanten und zerfransten ränder bzw. übergänge zu entwickeln. das wird vermutlich aber erst mit einer neuen generation von sachbearbeitern v.a. im SPA möglich. mit den heutigen konstellationen käme nur ein riesiger kauderwelsch raus - dann lieber nix anfassen und alles als großes (tatsächlich einzigartiges) freilichtmuseum sozialistischen städte- und neuaufbaus mit viel grün und ruhe betrachten. die ensembles im inneren stupide nachzuverdichten halte ich für überflüssig. der ganze stadtraum der petersburger schneise wird wohl erst ganz am ende drankommen, da muss die verkehrsfrage erst gelöst sein und das allein erscheint unter heutigen bedingungen fast unerreichbar. hoffentlich bringt ein neuer baubürgermeister zumindest kräftig motivation ins team.


    übrigens: der rohdecan-entwurf wurde mal in einem käseblatt als "barocke fassade" zitiert.

  • Hotel am Terrassenufer - was steckt dahinter


    die säz bringt (oho!) heute e. erklärungsversuch:


    im kern gehts um den vertrag mit eigentümer trapp von 1993, indem er den abriss nach 10 jahren verpflichtend eingeht, da das haus die blickachse elbhang-altstadt und umgekehrt beeinträchtigt. für trapp sprudelte das geld und er dachte nicht an abriss. 2011, nach 18 jahren, verklagte die stadt ihn daher. das kürzliche urteil der richterin dahlke-priel vom februar kam also pünktlich nach sportlichen drei jahren, um festzustellen, dass der vertrag nur schwammige fristen enthält. mehr nicht - nach drei jahren. die rechtsabteilung der verwaltung gab die empfehlung zur einstellung des verfahrens.


    cdu, grüne, fdp und die bürgerfraktion sehen das anders. wie aus der nichtöffentlichen sitzung des bauausschusses durchsickerte, ist die urteilsbegründung doch nicht so überzeugend wie angenommen. cdu-brauns, selbst landgerichtsrichter, sieht die guten argumente bei der stadt, das verfahren weiterzuführen. auch grünen-fraktionschef löser hält das verfahren für noch offen. trapp sei es von anfang an klar gewesen, das hotel nach 10 jahren abreissen zu müssen. (anm.: er bekams deshalb auch fürn appel und n ei). dass trapp mehr als 20 jahre gutes geld mit dem hotel machte, sei in ordnung. dass er sich aber nun als opfer hinstellt, ist einfach nur dreist. so löser.


    mit dem jetzigen vorgehen möchte die stadt nicht einknicken sondern auf augenhöhe für verhandlungen mit trapp bleiben. trapp hätte wohl ansonsten jetzt den umbauantrag eingereicht und damit das eigentlich abzureissende ding optisch noch mehr in den blick gebracht. man möchte also diesen (farbigen) umbau ohnehin nicht. schon seit drei jahren - wohl seit klagebeginn - versucht es trapp mit dieser umbaunummer.


    die stadt hat derweil schon im märz die zulassung der berufung beantragt, wobei deren prüfung neun monate bis ein jahr dauert. kommt die zulassung, wird das verfahren neu aufgrollt, was bis zu einem neuen urteil weitere ein bis zwei jahre dauert. trapp äussert sich dazu nicht, signalisiert aber gespächsbereitschaft bei der fassadengestaltung. (auch das denkmalamt hätte alles bunte wohl ohnehin nicht genehmigt.)


    und genau darum gehts meines Erachtens: die stadt übt druck aus, damit es schon eher zu einer gütlichen einigung kommt, wie es eigentlich alle parteien wollen. man erwartet nun, dass trapp sich auf die stadt zubewegt. denn er sitzt genauso in der zwickmühle. dabei könnte auch ein teilabriss der oberen etagen ins gespräch kommen.


    gut, dass sich die stadt von solchen eigentümern nicht vorführen lässt. schade nur, dass wir an etlichen stellen so "tolle" eigentümer sitzen haben.

  • Hotel am Terrassenufer - was wäre wenn...


    wenn man den kompromiss eines teilrückbaus von zB nur 4 etagen findet, mit der zusage an den eigentümer, sanieren zu dürfen und das hotel noch x-jahre weiterzuführen. und mit der zusage an die stadt, dass nach x-jahren doch der komplettabriss erfolgt - auch da der hotelstandort an sich keiner weiterentwicklung dahinter im wege steht.


    so sähe es vergleichend aus, das restpanorama müsst ihr euch mal bitte hinzudenken:

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny () aus folgendem Grund: besseres bild

  • Wohnhochhaus am Pirnaischen Platz - soll wohl ab Herbst saniert werden


    da ich eher selten in die DNN schauen kann, danke ich für die infos hier.




    vom blickpunkt marienbrücke schaut ein stück hervor

  • Also ich kann es auch ohne lesen.


    Ich kanns jetzt auch lesen, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich mich nicht mehr am Tablet befinde. Da hatte ich in der Nacht auch keinen Zugriff auf den Artikel.


    Klingt jedenfalls durchaus gut, kann mir nur noch nicht allzu viel drunter vorstellen.

  • nee, sie hams freigeschaltet. manchmal machen die das nur für ein paar stunden, wo die geringere zugriffszahlen sehen. auch oft am WE. abgemeldet konnte ich es kurz vor saxonia noch nicht öffnen, vielleicht haben sie es hier gelesen.

  • Der städtebauliche Entwurf ist schon ziemlich stark. Soweit ich mich erinnere, wurde das Projekt "Pirnaische Vorstadt" schon vor etwa drei Jahren bearbeitet, wobei auch andere Teilnehmer sehr gute Entwürfe abgeliefert haben. Insofern würde mich mal interessieren, warum der Entwurf gerade jetzt an die Öffentlichkeit gelangt und nicht schon früher.


    Letztendlich ist hier das Rezept doch einfach. Die Rückbesinnung auf eine kleinteilige, in Anlehnung an die historisch gewachsene, europäische Stadt konzipierte Stadtstruktur, die er mit einer ebenso kleinteiligen Parzellierung versieht. Die hervorragenden Perspektiven geben einen entsprechenden Eindruck davon wieder, obwohl ich die architektonische Gestaltung fast zu vorstädtisch finde. Aber vergessen wir nicht, dass das ein Städtebauentwurf war und kein Hochbauentwurf.


    Was mich wie immer erstaunt, ist, dass der Autor der Arbeit im Internet hoch gelobt und bejubelt wird, weil er zu einer scheinbar seltenen Spezies "Architekturstudent" gehört, die sich dem durch die Lehre der Professoren auferlegten Bauhausgedanken widersetzt. Selbst die SZ erwähnt in ihrem Text die "hiesigen Internetforen", die sich positiv äußern. Ich kann nur so viel dazu sagen, dass der städtebauliche und architektonische Kontext schon seit Jahren einen hohen Stellenwert an der Fakultät genießt. Insofern sind in den letzten Jahren eine Reihe von Entwürfe entstanden, die sich in vorbildlicher Weise vom aktuellen Bauen in Deutschland abheben. Aber Universität und Arbeitswelt gehen eben zumeist auseinander.
    Dass sich Fabian Jäkel zu einem Büro wie dem von Hans Kollhoff hingezogen fühlt, ist nicht verwunderlich. Ich denke, dass er dort seine Ideen von Architektur und Stadtentwicklung sehr gut weiterentwickeln kann.


    Zitat Jäkel: „Wir brauchen Politiker, die Visionen haben und die auch umsetzen.“
    Da hat er vollkommen recht. Was dem aber vorausgeht, ist, dass die Architektur im Allgemeinen einen viel größeren Stellenwert in der Stadtpolitik bekommen muss. Sollte sich Jäkel also entscheiden, in der Dresdner Stadtplanung mitwirken zu wollen, würde ich das ebenfalls sehr begrüßen. ;)