Dresden: Neumarkt

  • Komme gerade von einer Veranstaltung in der Frauenkirche zurück, in der Historie und die kurz vor der Baugenehmigung stehenden Pläne zum Quartier Hoym vorgestellt wurden.


    Positiv ist, dass es - zusätzlich zum Leitbau Hoym - zwei weitere Fassaden-Rekonstruktionen und ziemlich viele ordentliche, hinreichend differenzierte Füllbauten gibt. Es scheint so, dass die Landhausstraße zukünftig einen recht harmonischen und akzeptablen Gesamteindruck machen wird. Die Füllbauten dort entsprechen - entsprechend der gezeigten Visualisierungen - in etwa dem Frieseneck und seinen Nachbargebäuden auf der anderen Seite. Teils in Putz, teils in Naturstein verkleidet. Ein Gebäude mit gewölbten Fensteröffnungen ist als gestalterischer Ausreißer zu sehen, der sich aber noch irgendwie "wegguggt".


    Auch der weitläufige Innenbereich des Quartiers macht einen vielgestaltigen Eindruck und die Potentiale werden scheinbar durch verwinkelte kleinteilige Passagen überzeugend genutzt.
    Klar: letztlich wird man sehen, ob die für 2016-2018 geplanten 136 Mio. Euro Baukosten - die nicht erhöht werden sollen - das gezeigte tatsächlich ermöglichen. Ist doch Laien wie Hochbau-Planern i.d.R. nicht bewusst, dass hochwertige Freiräume auch einiges an Baukosten verursachen.


    Überwiegend gibt es Walm- bzw. Mansarddächer (zu allen Straßenfronten). Die Staffeldächer im Inneren stören mich nicht, weil Sie als moderne Elemente dort m.E. recht gut stehen können und nicht Stadtbild-wirksam werden.


    Ziemlich frustriert bin ich aber durch eine Schrägansicht der mittleren Rampischen Gasse: Dank großer Proteste wurde ja der von der CG-Gruppe ursprünglich favorisierte Riesch-Ersatz mit seiner Barcode-Fassade und den innenliegenden Loggien durch Nöfer ersetzt.
    Leider kommt nun rechts neben das Nöfersche "Neue Riesch" ein Neubau, der die Gesamtwirkung der Rampischen Straße empfindlich beschädigen wird. Man glaubt es nicht; aber dort wird tatsächlich ein großmaßstäblicher Neubau errichtet, der mit flacher Putzfassade, versetzten Fensterachsen und riesigen quadratischen Loggien mit extrem profilierten Einrahmungen - im Stil von "IKEA-Bilderrahmen" einen extremen Kontrast zur gesamten Architektur der Straße ergibt. Die Rahmen stehen raus und sind wirklich DER Stilbruch (besser Geschmacksbruch) in der Rampischen. Das Hotel gegenüber hat ja wenigstens noch Fensterachsen und eine ortstypische Materialität. Das Ding gegenüber wird in seiner Wirkung scheinbar so etwa wie Merkur 2 am Postplatz.


    Ich bin ja selbst beim hier gemeinhin als "Furunkel-Eck" titulierten Eckbau Jüdenhof - Kulturplast wohlwollend. Dieses Gebäude ist meist verdeckt und wird erst sichtbar, wenn sich der (Ironie an) "ewig gestrige und Pegida-nahe, rückschrittliche Retrofan dem Kulturpalast auf Handgranaten-Wurfweite" (Ironie aus) genähert hat... Kann ich echt mit leben und finde ich an der Stelle EINE Möglichkeit, den Übergang zum Kulturpalast städtebaulich zu bilden.


    Aber bei dem Ding in der Rampischen fällt selbst mir nix mehr ein... Ich könnte heulen, weil man ohne Not diesen Maßstabs- und Stilbruch da hin setzt...


    Leider habe ich keine Fotos von den gezeigten Visualisierungen.
    Und das hier - von vor zwei Jahren - gibt den Stand kurz vor Genehmigung nur sehr rudimentär wider.


    http://www.dnn.de/Dresden/Loka…ne-Architektur-uebersetzt



    Ich habe hier mal ein Bild eines anderen Users eingebunden, das eine belanglose Rückseite an der Salzgasse mit vergleichbar großen Loggien-Öffnungen zeigt.


    (Bilder von diesem Nutzer fotografiert: http://jessepinkmandresden.tumblr.com[/QUOTE]
    Ich hoffe ich darf das.



    So was mit fettem rechteckig profiliertem Rahmen stelle man sich mit geschüttelten Fensterachsen vor!
    Das bisher in der Rampischen Gasse errichtete Stadtbild scheint irgendwem zu harmonisch zu sein... Muss man also ordentlich stören...
    IST GELUNGEN, wenn DAS genehmigt wird.


    Ich frage mich und fragte die Hochbau-Architektenschaft vor Ort:
    Wozu gibt es eine Gestaltungssatzung Neumarkt, wenn man in die Rampische Straße einen solchen Stilbruch einbaut?
    Begründung auf Nachfrage: Man will mit diesem modernen Gebäude zeitgemäß auf die Brutalität des Polizeipräsidiums reagieren. Gefordert und beschlossen von der Gestaltungskommission Neumarkt oder so...


    Meine Bescheidenen Einschätzung: Minus und Minus wird hier nicht Plus ergeben...

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium ()

  • So richtig neu ist diese Planung nun aber nicht mehr. Die von Dir mit viel Alarmgeschrei genannte Fassade ist zum Beispiel hier (http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=506293) schon genau so zu sehen. Mir gefällt diese Fassade (wie so ziemlich alles von Stellwerk) auch nicht, doch ist es nicht so dramatisch wie Du es darstellst (und ja: ich habe die Visualisierung gesehen, denn ich war heute auch in der Frauenkirche).

  • Wenn´s nur DAS wäre, hätte ich mich vermutlich versehen.
    Hoffen wir das DU damit Recht hast.


    Ich habe in der Kürze der Zeit zusätzlich "tanzende" Fenster-Achsen und fette erkerartig rausstehende Loggien-Rahmen und Quadratische Loggia-Öffnungen gesehen.
    Ich hoffe ich war besoffen.

  • ^ ich finde deine übertriebene Hysterie hier etwas fehl am Platz - lass die doch bitte im APH-Forum. Die Visualisierungen finde ich ok und den Entwurf durchaus in Ordnung.

  • aus #1143^^^:

    ironisches zitat eryngium:
    "ewig gestrige und Pegida-nahe, rückschrittliche Retrofan ..."


    Du scheinst wirklich etwas beschwippst gewesen zu sein. Was bitte soll denn ein "Retrofan" sein? Das sind die Genossen von Ostmodern doch auch. Egal.
    Ausserdem passt diese Bemerkung so gar nicht in deine Sorge um moderne Formgebung an der Rampischen. Ich verstehe nur Bahnhof, vermutlich bist du falschen Stereotypen aufgesessen, diese seinen dir aber gegönnt. Ich möchte nur nicht, daß du jetzt schon genauso unverständlich wirst, wie meine Wenigkeit es ja angeblich sein soll. :D


    Zur Rampischen brauchen wir natürlich erstmal aktuelle Bilder. War diese CG-Info-Veranstaltung denn offiziell angekündigt?

  • Das war keine offizielle Infoveranstaltung der CG-Gruppe, sondern ein Termin der Vortragsreihe der Fördergesellschaft Frauenkirche (informiert darüber hatte die GHND: http://www.neumarkt-dresden.de…frauenkirche-dresden-e-v/). Die Veranstaltung war in 2 Teile gegliedert. Im ersten berichtete Rainer Henke über seine Forschungen zur Baugeschichte des Palais Hoym (+Riesch). Das kann man so alles auch seit einigen Jahren in seinem Büchlein nachlesen, dass die GHND verlegt hat (sehr empfehlenswert!). Neue Erkenntnisse brachte dieser Teil der Veranstaltung für mich also nicht, aber Herr Henke betonte nochmal ein paar Aspekte, z.B. wie bedeutend das Palais für die Bau- und Kulturgeschichte war. Die Fresken im Festsaal stammten beispielsweise von einem der bedeutendsten Maler Österreichs, der in Dresden war, um Deckengemälde in der Hofkirche auszuführen.
    Im zweiten Veranstaltungsteil stellten die Architekten Pfau und Dähne ihren Planungsstand für den Wiederaufbau des Palais Hoym, sowie des ganzen Quartiers vor. Hier gab es ebenfalls keine ganz neuen Informationen (oder gar gänzlich geänderte Planungen). Selbstverständlich haben sich ein paar Details von der Vorplanung zur aktuellen Ausführungsplanung geändert, aber nichts weltbewegendes. Ob bei der stellwerkschen Fassade noch alle Öffnungen genau am Platz der Vorplanung sitzen, kann ich nicht sagen. Eine Änderung betraf die ursprünglich geplanten Townhouses im Innenhof entlang der Brandwand zur Polizei. Das wird jetzt Geschosswohnungsbau mit Maisonettewohnungen in den beiden unteren Etagen. Die Tiefgaragenein- und -ausfahrt wurde auf die beiden Gebäude zwischen Hoym und Polizei (L. Nr. 13 und 15) aufgeteilt. Das sieht in der Ansicht verträglicher aus. Der Passageneingang in der rekonstruierten Fassade in der Rampischen Straße Nr. 4 wurde auch besser gelöst. Wie gesagt, wurde besonders auf das Palais Hoym eingegangen. Bereits Hr. Henke sagte, dass nur die Fassade des Festsaals vollplastisch ausgebildet war. Die anderen Hoffassaden waren und werden illusionistisch aufgemalt. An die neu entstehende Fassade des Festsaals nach Norden wird die Hoffassade gespiegelt (natürlich ohne den Hofbrunnen). An der Innengestaltung des Saals wird momentan gefeilt. Das wird keine Rekonstruktion, soll aber schon etwas besonderes werden. Für mich interessant war der Umgang mit den mit 5 Metern extrem hohen Etagen. Es werden Ebenen eingezogen als Schlafgalerien. Zur Fassade hin ist die volle Raumhöhe erlebbar. In nicht so hohen Geschossen entstehen auch Hostelwohnungen.

  • Blick vom Balkon des Steigenberger Hotel de Saxe Richtung neue Neumarktfront am Q VI



    Ich empfinde den Aufbau am Blobelgebäude schon sehr störend, auch wenn das obere Dach noch nicht gedeckt ist. Vielleicht wird es dann besser?


    Ohne das obere Dach wäre es wohl besser geworden.

  • Für mich ist das Blobel-Haus eines der Schwächsten im Neumarkt-Gebiet. Hier stimmt tatsächlich kaum etwas. Die Proportionen sind eine Katastrophe, der Übergang zum Nachbarhaus mit Terrasse sowieso, der Dachaufbau bricht die gesamte Symmetrie zum Neumarkt, die Farbe passt auch nicht so richtig zum Haus... Hier hätte man sich stattdessen für eine moderne Interpretation des Vorkriegsgebäudes aussprechen sollen.

  • Das ist die moderne Interpretation des Vorkriegsgebäudes. Mit dem war die Symmetrie auch schon nicht mehr gegeben. Die Proportionen scheinen mir hier zumindest bis zur Traufe auch besser gelungen als beim Original. Wirkt weniger gedrungen. Die Farbe bleibt ja nicht so und der Dachaufbau dürfte gedeckt aus der obigen Perspektive fast aussehen wie ein kleines Belvedere. Aber fußläufig wird er wohl weniger ins Gewicht fallen.

  • ^ Also wenn ich die Hummel-Visualisierung als Vergleich in Betracht ziehe, so war das alte Kaufhaus auch gerade in Hinblick auf seine Nachbarn ein wohlproportioniertes Gebäude gewesen. Kein Vergleich zum jetzigen Blobel-Haus. Keine Ahnung, ob der Fassadenschmuck diese Disharmonie noch ein wenig abmindert, aber der ziemlich verkorkst aussehende Übergang zum Nachbarhaus stellt ein Fauxpas sondergleichen dar.

  • Ich hatte vor einiger Zeit geschrieben, dass ich hoffe, dass die vorspringende Giebelwand des Regimentshaus zum Eckgebäude von Stellwerk gestaltet wird und nicht wie in der Visualisierung als glatte Brandwand belassen wird. Heute habe ich gesehen, dass hier Blendfenstergewände montiert wurden.

    3 Mal editiert, zuletzt von Arwed ()

  • Neumarkt-update vorgestern



    Blobel-Höcker aus nördlicher Sicht. Vom Platz aus sieht man diese schrägste Blickrelation allerdings nicht so "höckerhaft".


    Regimentshaus-Höcker


    Gewandhausfläche in Bau


    blinde Fensterlaibungen am Regimenthausvorsprung zum Stellwerkhaus.


    Jüdenhof clever fotografiert - ganz ohne Kulti und Furunkel. :D


    Moritzhaus am Schumachergässchen


    Köhlersches Haus in besonderer Perspektive


    großer offener Erdgeschossbereich im Moritzhaus - ein Novum am Neumarkt


    nochmal die Moritzhaus-Ansicht auf dem Bauschild, welches auch den münchner Architekten preisgibt.


    Blick vom Altmarkt in die Galeriestrasse. Das Chiappo ist mit Planen verhangen.


    Seitenblick Richtung Münzgasse: Dacherneuerung und grünlicher Farbton am DDR-Kopfbau der Münzgasse

    3 Mal editiert, zuletzt von Elli Kny ()

  • Ich habe meinen Fotoversuch mal eliminiert, muss wohl noch das Bilder einstellen noch etwas üben. Es gibt ja nun ein Bild der Giebelwand des Regimentshauses im richtigen Format.
    Ich gebe ja der GHND wirklich nicht gerne recht, aber das Staffelgeschoss des Moritzhauses an der Ecke zur Schuhmachergasse sieht leider wirklich nicht gut aus. Das ist schade, weil mir das Haus ansonsten eigentlich recht gut gefällt.
    Beim Blobelhaus bin ich auf das Endergebnis gespannt. Soweit man jetzt schon sieht, ist der Dachaufsatz Mist. Aber viel schlimmer ist der Gebäudeanschluss zum USD- Gebäude. Das ist leider eine Katastrophe. Tröstlich ist hier nur die anstehende Pflanzung der Bäume, die das Elend verdecken werden.

  • ^ apropos Moritzhaus: Wir haben mit dem Anbau an die Schütz-Residenz ja bereits ein anschauliches Negativbeispiel gar in forderster Front (folgendes Bild), welches eigentlich hätte insofern abschrecken sollen, es nicht nochmal so zu vergeigen. Allerdings mußte eine Lösung gefunden werden, welche wohl die hohen Belichtungsbedürfnisse des lange im Rechtsstreit liegenden Nachbarn besänftigen konnte. Daher v.a. auch die obergeschossige Einrückung nach hinten zur Wilsdruffer hin.


    Das Moritzhaus beginnt nun mit der Schrägdacheindeckung. Es kommen flache Glanz-Dachziegel in Dunkelrot (vergleiche drittletztes Bild ^^).

    ^ oder war's nur der Regen, welcher es glänzen ließ?


    Blobelhaus von der Salomonisapotheke aus


    Q6 - Laterne (Belvedere) Regimentshaus


    Am Chiappo Galeriestrasse hat wohl der Wind des starken Regengusses Teile der Gerüstplanen verweht, sodaß ein Blick dahinter möglich war. :D


    Am Stellwerkflügel wurden ähnliche Fenster mit einfacher Vertikalsprossung eingesetzt



    Am Bauzaun von Gröners Q3.2 an der Rampischen Strasse hängt nun dieses kleine Schild

  • ^ Ich finde nicht, dass der Anbau der Schützresidenz als Negativbeispiel herhalten kann. Ich finde den Schwung der Fassade sehr angenehm - allerdings kann der tatsächlich nur mit dem Wiederaufbau/ der Bebauung des Grundstückes des Hotel Stadt Rom wirklich wirken, da der Schwung letztendlich auf eine Gasse hindeutet, die (noch) nicht existiert. Davon abgesehen finde ich, ist mit dem Anbau tatsächlich mal ein wirklich spannender Kontrast am Neumarkt entstanden.