Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Ich war gestern bei der Leserdiskussion mit dabei und stelle fest, die Veranstaltende "Berliner Zeitung" fasst heute am besten zusammen. Während die Morgenpost (nur im Nachrichtenarchiv unter >>> Zeitung unter >>> Berlin zu finden) etwas unglücklich berichtet.
    Generell vermisse ich in den Berichten, die Feststellung der Diskussionsteilnehmer (Lüscher, Flier, Reschke, Kleihues), daß nicht die HH sondern v.a. die massiven Sockel problematisch gesehen werden, da sie bestehende, sanierte und einer zeitgemäßen Nutzung zugeführten Bestandsbauten zum (unnötigen) Abriss verdonnern würden. Die Idee der Stadtkrone bleibt also erhalten, nur daß die Zinken auch aus Bestandsbauten wachsen könnten.
    Niemand hielt einen neuen Masterplan für sinnvoll, sondern eine Modifikation des Kollhoff - Plans für das am besten Umsetzbare, da man auf Basis des Plans mit den potentiellen Investoren in den Dialog treten kann.
    Ich interpretiere die Veranstaltung deshalb als "Ja" zu den HH unter Erhalt eines gewissen Bestands - sehr konstruktiv! :daumen:

  • Aus welchen Bestandsbauten sollen denn die Türme wachsen?
    Der Sockel des ParkInn gehört mal als erstes abgerissen, inklusive dieser komischen Strandbar daneben. Das käme (kommt, hofentlich) ohnehin weg, sobald da irgendwas neues hinsoll.


    Tjoa, ansonsten stehen an Stelle von geplanten HH noch das Haus des Reisens, selbst ein HH das man sicherlich nicht auf 150 m erweitern kann, das Haus der Elektroindustrie das als abschottender Riegel auch unvereinbar ist mit HH die die Vertikale dominieren wollen.


    Auf dem Kaufhofgebäude war ja auch ein HH angedacht, aber daran braucht man garnicht mehr zu denken.


    Der Berliner Verlag hat auch schon sein HH das er nicht abreißen wird an einer
    Stelle wo ein neues hinsollte. Auch da stelle ich es mir schwierig vor, dieses
    mit einem neuen HH zu verbinden.


    Ganz ehrlich: neue Gebäude überhaupt irgendeiner Art sind eigentlich immer unverreinbar mit dem derzeitigen Bestand. Zumindest größtenteils.


    Will man außer dem Hines-HH und dem Sonae-HH am Alexa noch eines oder mehrere errichten, dann muss es halt abrisse geben, ganz einfach. Im Grunde betrifft das in jedem Falle die Sockelbauten um das ParkInn und das TLG-Geb (H. d. Elektoind.).

  • Zitat von Bato

    Eine Dreier-Phalanx entlang der Alexanderstraße fände ich auch optisch recht attraktiv....


    Sehe ich auch so,aber nur wenn es keine Wohnhochäuser sind. Denn bei Wohnhochhäusern zählt der weite Ausblick und nicht der vor die nächste Wand.


    Ich kann mich noch sinngemäß an die Kommentare von 1994 erinnern,als man den Kollhoff Plan etablierte.Schon damals,die Nachwendeeuphorie war verflogen,hielten viele die Pläne für zu hochfliegend und nicht umsetzbar.Die Skepsis hat sich bewahrheitet.Nach fast 20 Jahren wird es Zeit umzudenken und andere Ideen einzubringen.


    Wichtig wäre m.E. eine Einbeziehung des Haus der Statistik Gelände.Dieses Areal ist in der Wahrnehmung aus der Alex Perspektive recht dominant.

  • Aus welchen Bestandsbauten sollen denn die Türme wachsen?


    Ich hätte das so verstanden, daß man zwischen Alexanderstraße und Haus des Reisen bzw. Elektroindustrie mit HH bebaut.
    Die HH sollten ja nach Plan eh an der Alexanderstraße ran und dahinter die Sockelbauten.

  • [...] Theresa Keilhacker, Vize-Präsidentin der Berliner Architektenkammer, empfahl den Kollhoff-Plan komplett zu kippen, ihre Kollegin Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer, einen neuen Wettbewerb für den Alex.


    Und Kollhoff seinerseits will nun doch bei dem Hines-Wettbewerb teilnehm. [...]


    Die am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses dargelegten Positionen, insbesondere die von Christine Edmaier, wurden auch vom Tagesspiegel noch einmal unter die Lupe genommen.

  • Im Artikel wird auch meine Frage beantwortet, die ich hier stellte:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=376631#post376631


    Der Grundriss des Kohlhoff-Plans soll weitestgehend beibehalten werden, grundsätzlich sind Hochhäuser befürwortet, allerdings nicht mehr so viele, bspw. kein drei auf dem Areal zwischen Galeria und Saturn (ein alternativer Entwurf geisterte hier doch schon vor ein zwei Jahren im Forum rum, meint Lüscher dies? Dann wär das aber nicht wirklich neu).

  • Ich war an dem Abend im Publikum und habe mir die Diskusion live angehört.
    Prinzipiell wird das in der Presse alles etwas verkürzt und polarisiert dargestellt, weshalb auch der Eindruck, den die einzelnen Teilnehmer hinterlassen etwas verfälscht wird.


    Speziell Lüscher hat bei mir an dem Abend doch sehr gewonnen---
    Es geht ihr nicht darum, den kolhoff plan aus prinzip zu ändern. (weil sie kollhoff oder dessen architektursprache nicht mag) Ganz im gegenteil geht es ihr darum, an seinem Plan festzuhalten (!) und diesen eben nach dem Stillstand der letzten 20 Jahre so anzupassen, das die Hochhäuser insgesammt, aber insbesondere die Sockelbebauung im Bereich des Park Inn in absehbarer Zeit basierend auf der aktuellen Martklage und Nachfrage realsiiert werden können. Lüscher war die erste, die an dem Abend nein gesagt hat, als an dem Abend die Rede von einem neuen Wettbewerb für einen neuen Masterplan war.


    Anpassung war aus ihrer sicht in 3 Bereichen nötig: Das Haus des Reisens, das sie wohl erhalten will.
    Dann will sie eine Loslösung der Hochhäuser von der Sockelbebauung rund ums Park inn, so das erst mal der Alexanderplatz als Platz vervollständigt werden kann,und die Hochhäuser dann kommen können, wenn die Nachfrage da ist . Sei es nun als Wohnhochaus oder als Büro oder Hotel wird sich dann zeigen.


    Und zu guter letzte eben das Park Inn, für das es aus Ihrer sicht derzeit aus wirtschaftlicher sicht überhaupt keine Perspektive für einen Abriss und Neubau gibt. Was nicht heissen muss, dass das Hochhaus in 20 Jahren nicht doch abgerissen werden könnte, und mit einem Haus gemäss kolhoff plan ersetzt werden könnte (!!!)


    Es geht ihr eben darum, Stadt und stadplanung als Prozess zu begreifen und nicht als einmaligen kraftakt um eine grosse, gefälllige Figur zu errichten, die dann für immer buchstäblich in Stein gemeisselt ist.


    Genau das finde ich als ex Münchner, also einer stadt, in der sich gar nichts mehr tut, weil alles wie eingefroren ist sehr sympathisch und lässt für Berlins zukunft hoffen.


    Sie selbst behauptete auch von Sich, das sie ein keinster weise gegen "visionen" sei.
    Aber man müsse sich dann eben auch klar machen, was es zu heissen hat, "visionen" zu haben, und das sich das nicht auf "sich in den Himmel schraubenende Hochhäuser" beschränken dürfe (gegen die sie im übrigen nicht hat !!!!)

  • Kann man nicht einfach je nach Bedarf auf die Sockelbauten ein Hochhaus raufpacken, statt wie beim Saturn den Teil zur Alexanderstraße freizuhalten?

  • Genau das war bisher eben das Problem, weil der Kollhoff plan eben vorsah, das sockel und hochhaus einen integralen gesamtbaukörper bilden.


    Beim Saturn bzw. dem Hines Grundstück ist man erstmals davon abgerückt und hat das Hochhaus neben den sockel als eigenen Baukörper gestellt.
    Erst dadurch war die Schrittweise entwiclung des Grundstückes möglich.


    Und aus genau dieser (positiven) Erfahrung heruas will lüscher dieses Prinzip auch für die anderen Grundstücke anwenden.


    Das problem ist ja, wenn man nur den Sockel baut, aber sämtliche vorrichtungen bereits mitbaut, die für einen irgendwann mal zu errichtentenden Turm nötig wären (Fahrstulschächte, Lobby, Fluchttreppenhäuser, Leitungsschächte etc etc) wird man nie wirtschaftlich bauen können. Und dann baut man eben gar nicht, so wie bisher.....

  • Achso ich dachte das wäre allgemein so wie am Saturn geplant, sprich Sockel vorne extra und Hochaus dahinter.

  • Ich war auch auf der Veranstaltung am Mittwoch, und ich habe die Aussagen von Regula Lüscher so verstanden, dass sie vor allem einen Diskussionsprozess zur Zukunft des Alexanderplatzes in Gang setzen will. Am Anfang ihrer Ausführungen machte sie deutlich, dass sich gegenüber der Zeit vor 20 Jahren, als der Kollhoff-Plan entwickelt wurde, einige Rahmenbedingungen grundsätzlich geändert hätten. Einerseits wären die Wachstumserwartungen dieser Zeit nicht aufgegangen. Andererseits wäre der Kollhoff-Plan davon ausgegangen, dass die Bestände aus der Nachkriegszeit keine langfristige Perspektive hätten und daher komplett abgeräumt würden. Diese beiden Prämissen hätten sich grundsätzlich geändert. Gebäude wie das Haus der Elektroindustrie, das Haus des Reisens, das Park Inn-Hotel, das Haus des Lehrers hätten wohl eine langfristige Perspektive. Daher müsste über eine Veränderung des Planes diskutiert werden, weil das Damoklesschwert der Abrissplanungen eine Weiterentwicklung dieses Gebietes blockieren würde.


    Gleichzeitig machte sie aber auch deutlich, dass sie jetzt keinen neuen Masterplan aus dem Hut zaubern will, sondern dass sie eher auf eine Strategie der kleinen Schritte setzt. Moderator Nikolaus Bernau warf während der Diskussion die Frage auf, ob der Alexanderplatz nicht eine neue große Vision bräuchte. Regula Lüscher meinte darauf, dass solch eine großartige Vision nur dann realisierbar wäre, wenn die Stadt Grundstückseigentümerin und Bauherrin wäre. Dies wäre aber nicht der Fall, daher müsste man versuchen, mit den unterschiedlichen Eigentümern punktuelle Verbesserungen, wie zum Beispiel die Schaffung einer öffentliche Durchquerung des Hauses der Elektroindustrie zu erreichen. Diese Strategie der kleinen Schritte, die im Dialog mit den Bürgern entwickelt werden müssten, wäre ihre Vision.


    Eine aktuelle Frage, die während der Veranstaltung kaum angesprochen wurde, dürfte die Zukunft des Hauses der Statistik sein. Die derzeitigen Planungen sehen einen Abriss des Gebäudes und einen Neubau vor, der in die Fluchtlinie der Karl-Marx-Allee hineinragen würde. Da nun das Haus des Reisens und das Haus der Elektroindustrie langfristig erhalten werden sollen, wäre solch ein Neubau ein städtebauliche Katastrophe. Daher dürfte es in nächster Zeit vor allem darum gehen, diese konkrete Planung zu verändern.


    Am Rande äußerte sich Regula Lüscher auch zum Thema Autoverkehr. Dabei machte sie deutlich, dass sie von einer autogrechten Umgestaltung des Alexanderplatzes nicht viel hält, sondern dass sie eher von einem Rückgang des Autoverkehrs ausgeht.

  • Inwiefern wäre ein Neubau auf dem Areal des Hauses der Statistik eine städtebauliche Katastrophe? Ist es nicht eher ein Fehler des Masterplans das Gebiet so groß zu umfassen? Sollte man nicht lieber punktuell den Alex für sich, die nördliche Alexanderstraße für sich, das restliche Gebiet bis Mollstraße für sich und auch das Areal des HdS für sich zu sehen und dementsprechend dort zu handeln?

  • Moderator Nikolaus Bernau warf während der Diskussion die Frage auf, ob der Alexanderplatz nicht eine neue große Vision bräuchte. Regula Lüscher meinte darauf, dass solch eine großartige Vision nur dann realisierbar wäre, wenn die Stadt Grundstückseigentümerin und Bauherrin wäre.


    Im Berliner Stadtkern gehört dem Land fast 90 Prozent der Flächen und es passiert seit 20 Jahre nichts, von "großer Vision" ganz zu schweigen. An den Eigentumsverhältnissen liegt es also nicht...

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    Am Alex? Soweit ich weiß gehört das Haus der Elektroindustrie dem Bund, Blackstone die südliche Alexanderstraßenseite, Hines das Saturn-Areal. Wie es beim Haus der Statistik und des Reisens aussieht, wei0 ich nicht.

  • Neuer Besitzer des Hauses der Elektroindustrie ist nach dem Verkauf des Gewerbeteils der TLG der Finanzinvestor Lone Star.
    Das Haus der Statistik gehört der BIMA. Dafür gibt's auch einen eigenen Thread. Der Abriss des HdS ist im Prinzip beschlossene Sache.

  • Aha, eine Investment-Gesellschaft aus den USA.


    Die Ironie ist, daß die Bank im HdE an der Ecke zur Straßenbahn Immobilien-Investments in US-Städten zwecks Alterssicherung anbietet.


    Das ist gelebte Globalisierung. Man weiß garnicht ob man drüber lachen oder weinen soll.

  • Gunnar Schupelius heult sich in seiner üblichen polemischen und oberflächen Art und Sichtweise darüber aus, dass in Berlin keine Hochhäuser ala The Shard entstünden. Mit der Abkehr vom Kollhoff-Plan bliebe Mittelmäßigkeit und das Kleinkarierte erhalten.
    Als Vorbild für den Umgang mit den "unansehnlichen Relikten der 60er und 70er Jahre" nennt er Potsdam bei dem der Abriss des Mercure seiner Meinung nach schon so gut wie beschlossen sei :eek:


    Somit entstünde überall nur Mittelmaß und Lüscher hätte keine Ideen wie dieser Kreis durchbrochen werden könnte.


    Artikel BZ

  • Steckt hinter dem Geheule eigentlich mehr als eine Portion Großmannssucht? Mein Ohr hat der Autor schon mit seiner herablassenden Bewertung der Neubauten am Breitscheidplatz verloren. Das entstehende Ensemble finde ich persönlich ziemlich gelungen. Was hätte sich denn Herr Schupelius stattdessen dort gewünscht?


    Am Alex dagegen scheint ja zurzeit mehr offen zu sein denn je. Da gibts kein Grund zum Jammern.