Leipzig: Hotels in der City - Bestand und neue Vorhaben

  • ^ Sehr interessanter Fund! Wenn ich mir die Größe des Gebäudes anschaue, dass laut Exposé ja im "Musikerviertel" (korrekt wäre Musikviertel) mit direktem Blick zur Rennbahn und zum Park entstehen soll, kann es sich eigentlich fast nur um das Gelände des ehemaligen Gästehauses der DDR-Regierung zwischen Schwägrichenstraße und Karl-Tauchnitz-Straße handeln. Wäre natürlich eine schöne Lösung für das brachliegende Gelände mit der Ruine.

  • Nur dass die "Ruine", also das Gästehaus des Ministerrates der DDR, eine der wichtigeren Bauten der DDR-Moderne ist und ein Denkmal.


    Aus den Visualisierungen werde ich nicht schlau. Da werden Klopper im schoensten Neoklassizismus gezeigt, an denen Iosif Vissarionovič seine helle Freude gehabt haette. Will man kuenftig in Leipzig Beispiele fuer Сталинский ампир bewundern, dann laesst man die Ringbebauung links liegen und geht gleich ins Musikviertel, bis man vom Wachschutz aka "Concierge" an der "Dienstleistungsschleuse" sanft, aber bestimmt darauf hingewiesen wird, dass man hier nichts zu suchen hat. Das Konzept einer Gated Community ist bei der "Central Park Residence" schon nicht ganz aufgegangen ( http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,656192,00.html und hier im Forum ), nun also ein Versuch mit einem Konzept von der anderen Seite der Welt.


    "Das Konzept "Palais Grand Parkside" ist dem asiatischen Raum entliehen: Ein Luxushotel, hier das Grand Parkside Hotel Leipzig, wird mit Wohnungen desselben Komforts kombiniert. Das Hotel mit 140 Zimmer und Suiten, Restaurants, Hotelbar, Konferenzräumen, Wellness- und Fitnessbereich, Shops, Dienstleistungsbereichen und Tiefgaragen ist Kernpunkt des Erdgeschossbereichs."


    Anhand der bisher vorhandenen Informationen ist mir nicht klar, ob das Gästehausgebäude erhalten und zum Hotel umgebaut oder abgerissen und das Hotel neu gebaut werden soll. Die beworbenen "Eigentumswohnungen befinden sich in den attraktiven Außenbereichen des Hotelkomplexes, in direkter Sichtlage zum Clara Zetkin Park und der Rennbahn." Aber zumindest die Tradition wird gewahrt:


    SPIEGEL, 26.06.1995
    Denkmal. Wodka aus der Kaffeekanne
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9198862.html


    Doch nun genug der Polemik, nur noch der kurze Hinweis auf zwei Beitraege hier im Thread vor etwas mehr als einem Jahr:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=281344#post281344

  • Wenn ich mir das noch mal nach der ersten Aufregung ueber das Wortgeklingel der Anzeige in Ruhe durchlese, dann spricht meines Erachtens doch einiges dafuer, dass das Gästehaus in seiner Kubatur erhalten bleibt und umgebaut wird. Da gab es wohl nach der Wende in dem Hotel bis zu 150 Zimmer und in dem bereits verlinkten "Grand Elysee"-Konzept der ion Immobilienhandels AG unter http://www.immo-ag.de/leipzig.html heisst es:


    "Es gibt eine Planung auf der Grundlage des noch bestehenden Gebäudes. Sie endet zunächst mit 101 Zimmern, zuzüglich Nebenflächen (Rezeption, Bar, Küche, Konferenzräume, etc.) und wäre individuell erweiterbar um jeweils je 33 Zimmer auf zwei weiteren Neubaugeschoßen im Mittelteil des Gebäudes (Zwischengeschoße). ...


    Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des Abrisses und Errichtung eines vollständigen Neubaus. Der B-Plan der Stadt Leipzig wurde bereits im Jahr 2000 auf diese Art der Bebauung beschlossen und hat heute noch Gültigkeit (wir haben diesen Stand aktuell im Juni dieses Jahres beim Bauamt der Stadt Leipzig abgefragt).


    Danach besteht die Möglichkeit der Errichtung von bis zu 250 Zimmern (zuzüglich Nebenflächen). Eine Bauvoranfrage wurde bereits vor Zeiten einmal abgereicht und positiv beschieden.


    Wir neigen derzeit dazu, das Gebäude auf der Basis der Bestandsplanung zu errichten, insbesondere wegen dem teilweise auch historisch bedingten Hintergrund der vormaligen Nutzung. ..."


    Nun soll das "Palais Grand Parkside" ein Hotel mit 140 Zimmer und Suiten werden. Das kann natuerlich auch nur Zufall sein, aber wir werden sehen ... .

  • Dieses Projekt nimmt ästhetisch doch in keiner Weise auf die Leipziger Gegebenheiten bezug. Das ist ein simples Projektmonstrum, das kommunikativ aufgehübscht ins "Premium-Segment" geschoben wird. Was das mit belebten, gewachsenen und durchmischten Quartieren zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Zweitwohnungsghetto für Mo-Do-Professoren und anderes Personal. Und die Architektur: Hätte Speers Albert auch gefallen.

  • Dunkel_Ich > Dankeschön für den Link!


    Ich muss sagen, dass mir der Entwurf für das geplante "Grand Parkside Hotel Leipzig" sehr gut gefällt. Es passt sich neben den Gebäuden der "central park residence" ganz gut ein und würde das Umfeld auf jeden Fall bereichern.


    Wenn es jedoch wirklich auf dem Areal des einstiges "Gästehauses des Ministerrates der DDR" entstehen soll, geht ein wichtiges Stück Geschichte in Leipzig verloren. Okay, wäre nichts Neues! Ich bin zwar für den Abriss von Plattenbauten, in deren Umfeld sich gründerzeitliche Bausubstanz befinden, bin aber für den Erhalt dieses Komplexes. Eben wegen der geschichtlichen Bedeutung. Wenn es dann vielleicht mal wieder schön hergerichtet ist, könnte es durchaus auch eine Touristen-Attraktion werden.



    An der Haydnstraße Ecke Schwägrichsenstraße mit Blick zum ehemaligen DDR-Gästehaus.



    Ostseite des Gästehauses an der Schwägrichsenstraße. Natürlich könnte man sich an dieser Stelle jetzt Gebäude mit einer gründerzeitlichen Fassade vorstellen. Bilder stammen vom November 2011.

  • @ WolfsheimJena: nun ja, mit einem "belebten, gewachsenen und durchmischten Quartier" hat das Gelände heute auch schon wenig zu tun. Da nimmt, auch wenn der Entwurf ein wenig tacky ist, die Planung auf den ersten Blick architektonisch schon eher Bezug auf das, was im Musikviertel gängig ist. Grundsätzlich dürfte sich die Nachfrage für solche Luxus-Immobilien in Leipzig wohl in Grenzen halten, wenn, dann padsst das Ganze doch aber am ehesten ins Musikviertel, zumal auf dem gleichen Geviert bereits die Central Park-Residence erreichtet wurde.


    Was das Gästehaus der DDR selber betrifft, sehe ich dessen Erhalt inzwischen skeptisch. Zum Einen dürften im Innern kaum etwas erhalten sein und zum Anderen ist wohl nach einer Sanierung für heutige Standards davon auszugehen, dass am Ende einfach ein gedämmtes Gebäude mit unpassender Kubatur ohne Bezug auf die interessante DDR-Geschichte herauskommt.

  • Ich kenne das Areal nicht aber anhand der von Dave eingestellten Bilder regt sich bei mir kein Gedanke, dass das in irgendeiner Weise erhaltenswert ist. Die Platte auf dem letzten Bild weißt ja oberflächlich keinerlei Besonderheit auf....

  • Ich kenne das Areal nicht aber anhand der von Dave eingestellten Bilder regt sich bei mir kein Gedanke, dass das in irgendeiner Weise erhaltenswert ist. Die Platte auf dem letzten Bild weißt ja oberflächlich keinerlei Besonderheit auf....


    Naja. Manche verwechseln ja auch gerne immernoch "erhaltenswert" mit "gefällt mir"

  • mal davon abgesehen, ob dieses "grand parkside hotel" überhaupt kommen wird:


    größe und lagebeschreibung lassen darauf schließen, dass sein standort keineswegs das "hotel honecker" sein würde, sondern der südlichste zipfel des musikviertels - dort, wo letztens die monströse plattenbauschule abgerissen worden ist. diese fläche wird ja im übrigen schon seit lütke-daldrup-zeiten als möglicher standort für ein 5-sterne-hotel gehandelt.

  • ^ Das glaube ich nicht, da die Visualisierung eine rechtwinklige 2x3 Häuser-Bebauung impliziert, das betreffende Grundstück aber keinen rechten Straßenwinkel besitzt, der dies zulassen würde. Einzige Variante wäre eine Teilung des Grundstücks mittels Verlängerung der Schwägrichenstraße, daran glaube ich aber nicht.

  • dj tinitus - sondern der südlichste zipfel des musikviertels - dort, wo letztens die monströse plattenbauschule abgerissen worden ist. > Auf diesem Areal ist der Neubau einer Grundschule geplant, die bis 2015 erfolgen soll.

  • Der geplante Hotelkomplex befindet sich mit großer Sicherheit am Standort des ehemaligen DDR-Gästehauses an der Schwägrichenstraße und stammt wohl im Ursprung aus den älteren bereits angesprochenen Planungen für das 3 Sterne Komfort Hotel. Neben der Variante Gebäudeerhalt gab es ja auch die des Komplettabrisses mit Neubau. Im damaligen Exposè ist letztere Variante im Grundriss auf der Seite 4 mit dem Bebauungsplan abgebildet und deckt sich mit der aktuellen Visualisierung. Man erkennt in dem Plan auch, daß dann die Robert-Schumann-Straße ihren alten Verlauf bis zur Karl-Tauchnitz-Straße zurückbekommen würde, dort wo jetzt das Hauptgebäude steht.
    Das Projekt ist zumindest optisch ansprechend und passt denke ich schon in die Gegend, jedenfalls besser als die Platte, auch wenn diese historisch von Bedeutung war.

    3 Mal editiert, zuletzt von Waldmeister () aus folgendem Grund: Link aktualisiert

  • Mal ein kurzer Blick nach Berlin-Pankow, der zeigt, wie anderswo mit Denkmalen der DDR-Moderne umgegangen wird. Interessanterweise kommt der Bautraeger dort aus Nuernberg:


    Gästehaus der DDR-Regierung
    http://www.youtube.com/watch?v=-NemRBgTJ2k


    Tagesspiegel, 21.02.2010
    Pankow. Suiten in Honeckers Gästehaus
    http://www.tagesspiegel.de/ber…s-gaestehaus/1687754.html


    TAZ, 12.05.2011
    Bauboom im Norden. Viel Neues in Alt-Pankow
    http://www.taz.de/!70660/


    Angebot der Terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, Nürnberg:
    http://www.gaestehaus-schoenhausen.de/
    http://alphainvest.biz/Technis…teil_Gastehaus_Pankow.pdf


    Wohnmal.info. Wohnen mit Geschichte. Blog zur Stadtarchitektur, Baudenkmalen und denkmalgeschützten Immobilien in Berlin und Potsdam
    http://www.wohnmal.info/tag/schlosspark-schonhausen/


    Etwas krümelkackerisch will ich ausserdem darauf verweisen, dass beide Gebaeude eben keine "Platte" sind, auch wenn vom Äußeren her eine gewisse Ähnlichkeit besteht, sondern - wie auch viele andere Repraesentationsbauten der DDR in den 60er Jahren - in Stahlbetonskelettbauweise ( http://de.wikipedia.org/wiki/Skelettbau ) errichtet wurden.
    Ich zitiere hier mal aus dem Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Plattenbau :
    "Der Plattenbau ist eine Form des Massivbaus, bei dem Wände und Decken tragende Wirkung haben, im Gegensatz zum Skelettbau, bei dem Wände und Decken nicht tragen müssen, sondern die tragenden Elemente hauptsächlich aus Stützen, Balken oder Gewölberippen bestehen."


    Einen kurzen, aber interessanten Abriss der DDR-Moderne bietet die Diplomarbeit von Steve Danesch (2010): Zum Umgang mit dem städtebaulichen Erbe der DDR-Moderne in Berlin-Mitte. http://books.google.de/books?id=EWtKgXB5Q_QC


    Was das Gästehaus der DDR selber betrifft, sehe ich dessen Erhalt inzwischen skeptisch. Zum Einen dürften im Innern kaum etwas erhalten sein und zum Anderen ist wohl nach einer Sanierung für heutige Standards davon auszugehen, dass am Ende einfach ein gedämmtes Gebäude mit unpassender Kubatur ohne Bezug auf die interessante DDR-Geschichte herauskommt.


    Der Zustand ist offenbar nicht besser und nicht schlechter als in Pankow. Man muss nur wollen. Und fuer Puristen gibt es ja sogar noch erhaltene Raumausstattungen, nur eben an anderer Stelle. Die koennte man ja sogar zurueckkaufen, wenn beide wollen und der Preis stimmt :-))


    http://gruftfoto.moonlighteven…index.php/gh-ddr-minister
    http://www.flickr.com/photos/e…72157623447604277/detail/


    http://www.leipziger-hof.de/ddr-suite-2010.htm
    http://www.bild.de/regional/le…-suite-14862378.bild.html


    Das Projekt ist zumindest optisch ansprechend und passt denke ich schon in die Gegend, jedenfalls besser als die Platte, auch wenn diese historisch von Bedeutung war.


    Das zeigt einmal mehr, wie verschieden die Geschmaecker sind. Bei mir verursachen diese Zuckerbaeckerkloetzer in der Visualisierung massive Zahnschmerzen. Aber genau dafuer gibt es den Denkmalschutz, bei dem eben auch andere Qualitaeten zu Grunde gelegt werden als eine subjektive und eben auch schnell wandelbare ästhetische Beurteilung. Und die sogenannte Platte war eben nicht nur "historisch von Bedeutung", sondern auch architektonisch und staedtebaulich. Das sich das Gebaeude nicht in die Umgebung einpasst gehoert zu dieser Bedeutung, den genau das wollte man ja erreichen. Auch das ist dann aber Bauerbe.


    Mit dem "Nichtpassen in die Umgebung" kann man uebrigens bestimmt die Haelfte der Denkmale in Deutschland wegknacken lassen und sei es, weil ein Haus als der letzte erhaltene aelterer, zwei- oder viergeschoessiger Bau zwischen modernen Glaskaesten steht.

    4 Mal editiert, zuletzt von LE Mon. hist. () aus folgendem Grund: Link hinzugefuegt

  • Umgang mit DDR-Bauten

    War glaube ich schon mal Thema, aber in diesen Thread gehoert der Verweis meines Erachtens auch noch mal:


    DNN-Online, 19.01.2012
    Umgang mit DDR-Bauten: Architektur-Experten fordern mehr Fingerspitzengefühl
    http://www.dnn-online.de/web/d…rspitzengefuehl-952997307


    IRS Meldungen
    Denkmalpflege, Kunst und öffentlicher Raum
    Das 12. Werkstattgespräch zur DDR-Planungsgeschichte
    http://www.irs-net.de/aktuelles/meldungen-detail.php?id=171

  • Die Ausstattung im Gästehaus des Ministerrates der DDR war uebrigens aehnlich hochrangig wie im Gästehaus der DDR-Regierung neben Schloss Schönhausen in Pankow und wichtige Teile sind offensichtlich noch vor Ort erhalten, wenn auch massiv durch Graffiti beschaedigt. Das Wandrelief von Bernhard Heisig im Foyer hat es sogar mehrfach bis in die Deutsche Welle, den SWR und den Kulturspiegel geschafft:


    DW, 27.09.2010
    Verschwundene Bilder: Bernhard Heisig
    http://www.dw.de/dw/article/0,,6043526,00.html


    DW, 10.06.2011
    Zum Tod von Bernhard Heisig
    http://www.dw.de/dw/article/9797/0,,6545871,00.html


    Kulturspiegel, 31.08.2009
    Kunst des Verschwindens
    http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-66732302.html


    SWR2 Wissen, 17. März 2011- Manuskriptdienst
    Kunstwerke der DDR – abgehängt und vergessen?
    http://www.swr.de/swr2/program…/swr2-wissen-20110317.pdf


    http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Heisig
    http://skd-online-collection.s…e/contents/show?id=243730


    Wieder in das Bewusstsein zurueckgeholt wurde es von der Fotografin Margret Hoppe:
    http://www.rundgang-kunst.de/portal/hublog/?p=90


    Diese lieferte auch eine interessante Begruendung, warum das vor Jahren hier schon mal angesprochene Bauvorhaben in den 1990er Jahren gescheitert ist:


    "1995 wurde die Couch zusammen mit dem restlichen Interieur des »Gästehaus des Ministerrates der DDR« versteigert. Danach sollte das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau im Stil der Gründerzeit ersetzt werden. Der Abriss stellte sich jedoch als schwieriges Vorhaben heraus, da der Luftschutzbunker, den sich Erich Honecker, Günter Mittag und Erich Mielke einrichten ließen, eine Sprengung erfordert hätte."

  • ^ Vielen Dank zunächst für die Linksammlung. Widerspricht es sich aber nicht, wenn du einerseits sagst, dass wichtige Teile der Innenausstattung noch vor Ort erhalten sind und andererseits 1995 "die Couch zusammen mit dem restlichen Interieur" versteigert wurde? Auf den Bildern sehe ich einen Rohbau, der Innen und Aussen komplett neu gestaltet werden müsste und mit einer Erinnerung an die durchaus interessante DDR-Geschichte nichts mehr zu tun hätte.


    Den Vergleich mit dem Gästehaus der DDR in Pankow kann man leider auch nicht so richtig gelten lassen. Das Gebäude war zwar ebenfalls dem Vandalismus preisgegeben, hat aber einen Großteil seiner original-Innenausstattung noch, u.A. eine hölzerne Bar, an der Fidel Castro gern Zigarre geraucht haben soll. Viel relevanter ist aber die Lage auf einem Einzelgrundstück in einer mit einfachen einzelstehenden Gebäuden bestandenen Sackgasse, die zu einem Hintereingang des Schloßparks Pankow führt - übersetzt in Leipziger Maßstäbe hieße das Hannoversche Straße in Gohlis-Nord oder "Am Wasserwerk" am Völkerschlachtdenkmal - also überhaupt nicht vergleichbar mit der extrem prominenten Lage des Leipziger Pendants samt Überbauung von Grundstücksgrenzen und einer Straße. Letzteres ist, anders als du suggerierst m.E. auch keinesfalls eine Tugend, sonst könnte man mit gleicher Begründung auch einen Erhalt der Stasi-Zentrale am Matthäikirchhof fordern, der Bau ignoriert ja ebenfalls explizit die historischen Grundstücksgrenzen. Über die geplante Architektur kann man sicherlich geteilter Meinung sein, allerdings erkenne ich da weniger eine Anlehnung am viel monumentaleren Zuckerbäckerstil, als vielmehr am etwas kitschigen Neuen Berliner Historismus. Wenn so etwas in Leipzig irgendwo geht, dann doch wohl genau dort.


    Um den Kreis noch zu schließen: Fidel's Zigarrenbar wird Teil einer Privatwohnung. Ich weiß nicht, inwieweit dies ein vorbildhafter Umgang mit DDR-Geschichte sein soll.

  • Und fuer Puristen gibt es ja sogar noch erhaltene Raumausstattungen, nur eben an anderer Stelle. Die koennte man ja sogar zurueckkaufen, wenn beide wollen und der Preis stimmt :-))


    Mit den wichtigen Teilen meine ich Kunst am Bau wie die das Wandrelief von Bernhard Heisig im Foyer. Ob es da noch mehr gab und gibt kann ich im Moment nicht sagen. Zu den Mobiliar: Nicht, das ich dem Geraffel irgendeine besondere Bedeutung zumessen wuerde. Mittlerweile wurden auch andere Einrichtungsgegenstaende aus dem Gaestehaus, die bei der Versteigerung 1995 in alle Himmelsrichtungen verstreut worden sind, wieder nach Leipzig zurueckgeholt. Das Stasi-Museum in der Runden Ecke ersteigerte Mitte 2006 Mielkes Möbel bei Ebay. Etwas über 3.000 Euro bezahlte man für eine Menge Furnier, schmutzige Vorhänge, sechs Überwachungsmonitore, zwei Wanzen und eine künstliche Topfpflanze.


    FAZ, 27.06.2006
    Mielkes Möbel Lebenserinnerungen einer Wanze
    http://www.faz.net/aktuell/feu…-einer-wanze-1330819.html

  • Fuer mich sind weder Mielkes Moebel noch Fidel's Zigarrenbar sonderlich erhaltenswert, dafuer aber in Pankow die Arbeiten von Walter Womacka ( http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Womacka ), die Aluminiumplatten an der Fassade von Fritz Kühn ( http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_K%C3%BChn ), die Innenausstattung von Hans Hoßfeld und anderes mehr, mit dem jetzt auch geworben wird. http://www.si-sachinvest.de/pd…0schoenhausen/ghp_neu.pdf
    In Leipzig duerfte es neben dem vorhandenen Wandrelief von Bernhard Heisig mit Sicherheit noch weitere, mobile Kunst gegeben haben. Die Frage waere, wo die hingekommen ist. Aber wenn selbst Mielkes Sprelakart-Schreibtisch wieder auftaucht sollte auch Kunst wiederbeschaffbar sein.


    Dein Seitenhieb auf das Stasi-Gebaeude am Matthaeikirchhof geht ins Leere, dem 80er-Jahre-Kasten rechnet hoffentlich niemand eine architektonische Bedeutung zu, ganz anders bei dem Gaestehaus des Ministerrats von 1969. Ueber die Qualitaet der in Leipzig geplanten Neu- bzw. Ergaenzungsbebauung koennen wir sicherlich noch trefflich streiten. Und natuerlich sollte das Gaestehaus nicht wegen, sondern trotz seiner Negierung der bis dahin bestehenden Strukturen erhalten werden. Wenn das die wesentliche Begruendung fuer einen Abriss sein soll, dann waeren, wie schon gesagt, noch ganz andere Denkmale zum Abschuss freigegeben. Oder sind nur solche Denkmale erhaltenswert, die nicht in prominenter Lage und dem Zeitgeschmack nicht im Wege stehen, sondern sich brav wegducken?

  • Der leider nur schlecht lesbaren Zusammenfassung der Abschlussarbeit von Martin Döring habe ich gerade entnommen, dass das Gebaeude nach einem Entwurf des Architektenkollektivs um Frieder Gebhardt erichtet wurde ( http://bauwesen.htwk-leipzig.d…ster-2008/martin-doering/ ). Dieser war unter anderem auch massgeblich am Bau des Messehauses am Markt (1961-63), dem Umbau des Europahauses (1965) und dem Bau des Wintergartenhochhauses (1970-1972) beteiligt.