Leipzig: Gentrifizierung (ehem. "Windmühle vs. Abschwiff")

  • Gleichzeitig hat die LWB aber auch noch eine Reihe sogenannter Sahnegrundstuecke, mit denen sie unbedingt im hoeherpreisigem Sektor mitspielen und selbst neubauen will.


    Ein prominentes Beispiel dafuer ist das Rittergut Kleinzschocher. Im nördlichen Teil des drei Hektar großen Plangebietes in der Nähe von Taborkirche und Volkspark Kleinzschocher wird in Anlehnung an die ehemalige Gutshofstruktur eine Bebauung mit 11 Einzel- bzw. Doppelhäusern angestrebt. Zudem soll das Schösserhaus saniert werden. Im südlichen Teil sollen etwa 9 moderne Stadtvillen entstehen.


    http://archlab.de/projekte/woh…schocher-Leipzig_353.html
    http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2007/10119.shtml
    Bebauungsplan Nr. 318 "Gut Kleinzschocher":
    http://notes.leipzig.de/appl/l…2AC0AFF1C12573210035270D/


    Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten Hentschelgärten Leipzig in Dölitz
    http://www.lwbimmobilien.de/hentschelgaerten/
    http://archlab.de/projekte/woh…lgaerten-Leipzig_365.html


    Ich frage mich allerdings, ob die Entwicklung von "herausgehobenen Standorten für qualitätvolles, familiengerechtes Wohnen" nun unbedingt zu den Kernaufgaben eines kommunales Wohnungsunternehmens gehoert, wenn an anderer Stelle das Geld fuer die Sanierung von nahezu voll bewohnten Bestandsgebaeuden fehlt.

  • @lemonhist:


    zu deiner in #72 gestellten frage, wieso ich die ig windmühlenstraße für egoistisch oder weltfremd halte:


    die interessengemeinschaft vertritt die interessen ihrer gemeinschaft, also ihre eigenen. ich möchte dies an drei beispielen nochmals kurz erläutern.


    1. miethöhe
    der herr kuegler fordert, dass die mieten durch wohngeld oder arge-zuschüsse, also durch die allgemeinheit, gedeckelt werden sollten. es gibt bereits klare regelungen, wer wann wieviel unterstützung beanspruchen kann. wenn ihm dies unbekannt ist, ist er weltfremd. wenn über die gesetzlichen regelungen hinausgehende mietsubventionen gemeint sind, wäre das egoistisch.


    2. aldi-markt
    die ig will wegen lärm und verkehr keinen discounter im haus haben und meint, die leute könnten doch in anderen märkten einkaufen (und dort für lärm und verkehr sorgen - so, wie man selbst). ein klassischer fall von not-in-my-backyard-egoismus - wobei der backyard ihnen nicht gehört.


    3. mitsprache
    die ig fordert mitsprache bei der sanierung und deren auswirkungen. also klare eingriffe in die eigentumsrechte des hausbesitzers. damit fordert man von anderen, was man selbst einem anderen nicht zugestehen würde. in deutschland sind alle rechte und pflichten von mietern und hauseigentümern gesetzlich festgeschrieben. an die müssen sich auch alle halten. für den windmühlenstraßenkomplex sonderrechte zu verlangen, ist daher wahlweise weltfremd oder egoistisch gegenüber dem eigentümer.


    das alles mündet in die überlegung zu der aufgeworfenen frage, warum die lwb gerade diese häuserzeile verkauft hat:


    auf einer kleinen demo ende letzten jahres hörte ich einen ig-redner empört ins megafon rufen: "unser (sic!) haus wurde verkauft! bisher konnten wir uns immer bei der lwb beschweren und die miete mindern. das wird nun nicht mehr möglich sein!"


    vielleicht hatte lwb einfach genügend erfahrungen mit den sehr speziellen mietern gesammelt, um zu dem schluss zu kommen: es ist besser, den komplex für gutes geld zu verkaufen und den sanierungsärger anderen zu überlassen. das ist ja nun auch so eingetreten. auch von daher könnte ich den verkauf nachvollziehen.

  • noch ganz kurz zu den visualisierungen in #74:


    anhand des oberlichtes kann man erkennen, dass es sich hierbei um das ausgebaute dachgeschoss und nicht um eine modernisierte bestandswohnung handelt. wobei die auch sehr schön geworden sind.


    aber in der windmühlenstraße soll ja alles sehr viel einfacher ausfallen, dafür werden die balkone schön groß.

  • Wo kommt eigentlich die Zahl von 6 Millionen fuer die Windmuehlenstr. her?


    Ich habe sie aus diesem Posting von "Besitzmittler".


    Die Zuverlässigkeit der Quelle kann ich nicht einschätzen, es scheint mir aber eh nicht so entscheidend, ob es vier, sechs oder acht Millionen waren (dadurch ändern sich Beträge, die Interpretation bleibt aber sehr ähnlich).


    herr kuegler fordert, dass die mieten durch wohngeld oder arge-zuschüsse, also durch die allgemeinheit, gedeckelt werden sollten. es gibt bereits klare regelungen, wer wann wieviel unterstützung beanspruchen kann. wenn ihm dies unbekannt ist, ist er weltfremd. wenn über die gesetzlichen regelungen hinausgehende mietsubventionen gemeint sind, wäre das egoistisch.


    Egoistisch? Ich glaube nicht, dass Christian Kuegler ALG II oder Wohngeld bezieht. Er ergreift also das Wort für andere Mieter, mit denen ihn abgesehen vom Nachbarschaftsverhältnis wenig oder nichts verbindet. Das als egoistisch zu diffamieren, erscheint mir sehr unfair.


    die ig will wegen lärm und verkehr keinen discounter im haus haben


    Sie will keinen Discounter und keinen Parkplatz im Hof. Um Lärm dürfte es dabei nicht gehen, da ist das Cantona sicherlich nerviger, gerade im Sommer. Es geht eher um Kultur.


    Einigen der Bewohner, die sich nicht in der IG engagieren, dürfte ein Aldi im Haus sehr willkommen sein.

    die ig fordert mitsprache bei der sanierung und deren auswirkungen. also klare eingriffe in die eigentumsrechte des hausbesitzers.


    Ja, an dieser Stelle versiegt auch meine Sympathie. Wer sich in ein solches Mietverhältnis begibt, verzichtet nun mal weitgehend auf Mitgestaltungsmöglichkeit. Wer Basisdemokratisch mitgestalten will, muss in ein Hausprojekt, zur Alternativen Wohngenossenschaft Connewitz und Derartigem.


    auf einer kleinen demo ende letzten jahres hörte ich einen ig-redner empört ins megafon rufen: "unser (sic!) haus wurde verkauft! bisher konnten wir uns immer bei der lwb beschweren und die miete mindern. das wird nun nicht mehr möglich sein!"


    Kann ich mir schwer vorstellen. Denn die Rede (von Paule Hammer) hatte ich hier im Thread ja auch schon missverstanden. Es ging nicht um den Verkauf der LWB-Immobilien, sondern um den Verkauf des Atelierhauses. Es war nicht die Rede von "bei der lwb beschweren und die miete mindern", es hieß: "Das waren noch Zeiten vor drei Monaten, als sich jeder noch über die LWB aufregen konnte, soviel er wollte."

  • ^ Hehe, ja, die supi-dupi Rede von Hammer Paule. Über welches Problem sprechen wir in diesem Thread eigentlich? Gott sei Dank nicht nur über weltfremde Ansichten und Ansprüchen einer IG Windmühlenstraße.

  • Die Woba Dresden ist vielleicht das prominenteste und extremste Beispiel fuer den Verkauf kommunalen Besitzes an private Wohnungsunternehmen, aber laengst nicht ein einzige in Ostdeutschland.


    Im Jahr 2002 erwarb die DKB Thüringen 2002 den Bestand der kommunalen Wohnungsgesellschaft Gewo Gera. Mit den Beständen übernahm man auch den Namen und die Mitarbeiter. Von der GWB Elstertal kamen in Gera im März 2008 noch einmal 810 Mieteinheiten dazu. Derzeit betreut die DKB Wohnungsgesellschaft Thüringen mbH allein in Gera insgesamt 7600 Wohn- und Geschäftseinheiten, die sich übers gesamte Stadtgebiet verteilen, aber vor allem im Plattenbaugebiet Lusan konzentrieren. Ausserdem hatte die DKB Thüringen im Sommer 2007 5100 kommunale Wohnungen in Erfurt übernommen.


    Nun plant die BayernLB offenbar die Veräußerung ihrer Immobilientochter DKB mit 25 000 Wohnungen in Ostdeutschland. In Thüringen ist die Tochter der DKB Immobilien AG mit Sitz in Gera mit rund 15.600 Wohnungen in derzeit 11 Städten und Gemeinden nach eigenen Angaben die größte überregionale Wohnungsgesellschaft.


    Der Mieterbund sorgt sich deswegen. Sein Mieterbund-Sprecher Ulrich Ropertz sagte gestern, dass es der Deutsche Mieterbund immer kritisch sehe, wenn Wohnungen von einem staatlichen oder halbstaatlichen Unternehmen an private Investoren gingen. Schliesslich würden Investoren schließlich Wohnungen vornehmlich kaufen, um damit höhere Renditen zu erzielen. Das gehe auf zwei Wegen: durch Mieterhöhungen oder indem man weniger Geld in die Wohnungen und deren Instandhaltung investiere. In beiden Fällen sei das jedoch für die Mieter sicher keineswegs positiv.


    TA, 3.3.2012
    Tausende Wohnungen in Thüringen stehen vor dem Verkauf
    http://www.thueringer-allgemei…or-dem-Verkauf-1384994961

  • Ich habe nun mal für alle 63 Ortsteile die Daten von heute von http://www.immobilienscout24.de/wohnen/sachsen,leipzig.html übertragen und in Klammern dahinter die Zahl der aktuell angebotenen Mietwohnungen vermerkt.


    Im Zusammenhang mit einen Bericht ueber die beiden hier im Forum an anderer Stelle schon mehrfach erwaehnten Studien im Auftrag der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" ( http://www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de/ , http://www.deutsches-architekt…d.php?p=329278#post329278 ) erschien gestern in der Muenchner Abendzeitung eine aehnliche Uebersicht ueber die Preissteigerungen bei den Angebotsmieten in Muenchen.


    Abendzeitung München, 02.03.2012
    Wohnungsnot in München. So hoch sind die Mieten in Münchens Stadtvierteln
    http://www.abendzeitung-muench…20-b5eb-58412f32b0c7.html


    Selbstverstaendlich reden wir hier ueber ganz andere absolute Summen, aber ich finde ich es nicht uninteressant, dass sich prozentualen Steigerungsraten durchaus aehneln.


    "Toplagen"


    Bogenhausen 12,70 €, +5,7, Feldmoching 10,70 €, + 6,7, Haidhausen 13,40 €, + 7,6, Harlaching 13,10 €, + 8,9 ...


    Die "cool" werdenden ehemaligen Arbeiterviertel:
    Obersendling 11,60 €, + 4,4, Sendling 12,20 €, + 5,9, Obergiesing 11,60 €, + 6,2, Untergiesing 12,10 €, + 3,4, am staerksten ausgerechnet im Hasenbergl 10,50 €, + 9,0

  • Berichte ueber die leicht infantile Trotzreaktion der IG Windmühlenstraße, bei der Stadtratssitzung einen Müllbeutel mit 2596 geschredderten Unterschriften auf dem roten Teppich im Treppenhaus des Neuen Rathauses zu verstreuen, und den aktuellen Stand:


    L-IZ, 29.02.2012
    Der Stadtrat tagt: Der B-Plan zur Windmühlenstraße wird weitergeführt + Update
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…muehlenstrasse-40452.html


    mephisto 97,6, 01. März 2012
    Bürger kämpfen um Mitsprache
    Weiter Streit um die Windmühlenstraße
    http://mephisto976.uni-leipzig…m-windmuehlenstrasse.html


    LVZ-Online, 01.03.2012
    2596 geschredderte Unterschriften: Mieter der Windmühlenstraße geben Kampf um Kiez auf
    http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-127537.html


    http://twitter.com/#!/search/%23DeinKiez


    Bestaetigt werden die hier bereits genannten Zahlen zu den Miethoehen durch Christian Kügler, den Sprecher der Initiative: „Die Kaltmieten sollen um rund 100 Prozent von rund 2,80 Euro auf 5,50 bis 5,90 Euro steigen. Die Schreiben zur Mieterhöhung ab November 2012 sind bereits in den Briefkästen.“


    Eine langjährige Bewohnerin, eine 33-jährige Mutter zweier Kinder, die ihren Namen nicht nennen wollte, ergaenzte gegenüber LVZ-Online: Die neuen Kaltmieten seien so hoch, dass viele Mieter bereits den Auszug planen. „Mit dem Gedanken, auszuziehen, tragen sich alle. Es gab auch schon einzelne Auszüge.“


    Die IG hat zwar ihren Kampf um den Kiez Windmühlenstraße aufgegeben, will nun versuchen, Verdrängung und Gentrifizierung in anderen Stadtteilen zu verhindern. Die Linken-Stadträtin Jennicke pflichtet bei: „Was in der Windmühlenstraße stattfindet, ist kein Einzelfall.“,Auch im Kolonnadenviertel, in Connewitz oder im Bachviertel seien ähnliche Entwicklungen zu beobachten.


    Die beiden angesprochenen Redebeitraege der Linken-Stadtraet_innen Skadi Jennicke und Siegfried Schlegel


    Siegfried Schlegel
    Um kaum ein Vorhaben dieser Größenordnung wurde in den zurück liegenden Monaten so intensiv öffentlich debattiert, wie um die Sanierung der Wohnungen Windmühlen-/Ecke Grünewaldstraße
    http://www.linksfraktion-leipz…r-verwaltung-zur-abstimm/


    Dr. Skadi Jennicke
    Was in der Windmühlenstraße stattfindet, ist kein Einzelfall
    http://www.linksfraktion-leipz…ndet-ist-kein-einzelfall/


    Verwaltungsstandpunkt zu Antrag Nr. V/214 vom 10.11.2011 eingereicht von Fraktion DIE LINKE
    http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/0C262826EC8BCAC5C12579820037A6D2/$FILE/V-a-214-vsp.pdf

  • GRK Holding angegriffen: Anonymes Bekennerschreiben im Internet

    Die LIZ berichtet über einen Anschlag auf das Bürogebäude der GRK Holding AG in der Leipziger Prinz-Eugen-Straße in der Nacht vom 5. zum 6. März. Dabei wurde die Fassade sowie der verglaste Balkon der GRK Holding beschädigt. Bei zwei Firmenautos wurden die Fensterscheiben zertrümmert. In einem angeblichen "Bekennerschreiben" auf de.indymedia.org wird ein Bezug zu den aktuellen Debatten um die Kantstraße hergestellt.


    LIZ, 12.03.2012
    GRK Holding angegriffen: Anonymes Bekennerschreiben im Internet
    http://www.l-iz.de/Leben/F%C3%…es-Bekennerschreiben.html


    Das angebliche Schreiben der anonymen "bekennerInnen":
    Immobilienfirma mit Steinen und Farbeuteln angegriffen & 2 Firmenautos entglast
    http://linksunten.indymedia.org/de/node/56321


    Freund google spuckt noch einen Eintrag auf dem Blog von Henning Uhle aus, veröffentlicht am 13. März 2012
    http://www.henning-uhle.eu/all…lienfirma-von-links-ausen


  • vorwurf "drastische mieterhöhung": natürlich werden die mieten nach der sanierung prozentual gesehen stark steigen. aber diese steigerung erfolgt doch von einem extrem niedrigen niveau aus. derzeit liegt dort die durchschnittsmiete bei 2,87 euro! da ist es irreführender unfug, die formel mieterhöhung = hohe mieten zu verbreiten. mehr als die ortsüblichen rund 5 euro werden die wohnungen nicht kosten, sonst würde dort ja niemand einziehen. niedriger geht auch nicht, die sanierungskosten müssen ja wieder eingespielt werden.


    Ich komme gerade zurück von der Infoveranstaltung zu Brüder-, Grünewald- und Windmühlenstraße, die heute ab 18 Uhr im Festsaal des Neuen Rathauses organisiert durch das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig stattfand. Nach einer Begrüßung durch Martin zur Nedden, Leipzigs Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau, stellte Jochem Lunebach, Leiter des Stadtplanungsamtes, den Stand des Bauleitplanverfahrens für das Quartier vor. Anschließend hat Herr Assmann, Geschäftsführer der Casa Concept Gobau, etwas zu seinem Sanierungsvorhaben gesagt und Holger Kunstmann, Geschäftsführer der AKIB GmbH, Ergebnisse des Lärmschutzgutachtens für die Erschließung des SB-Marktes vorgestellt. Da z.B. die LVZ und Radio Mephisto vor Ort waren werden wir sicher noch einige Zusammenfassungen bekommen.


    Herr Assmann hat zu den Nachfragen zur künftigen Miethöhe keine Stellung genommen, weil er ja nur Architekt sei, und statt dessen an einen Rechtsanwalt verwiesen.


    Die Mieter_innen des Bereichs an der Windmühlenstr., der jetzt als nächstes saniert wird, haben schon Post bekommen, bei denen die künftigen Mieten um die 6,66 Euro pro Quadratmeter kalt liegen werden. Die meisten anderen Wohnungen bleiben noch eine Weile komplett unsaniert, aber hier wird nun schon mal die Miete allein mit dem Verweis auf den Leipziger Mietspiegel auf 4,XX Euro angehoben. Die Ausstattung ändert sich dabei nicht und auch der Zustand z.B. der Bad-und Küchenfliesen oder der Heizkörper wird nicht berücksichtigt, sondern lediglich das Vorhandensein dieser "eingepreist".


    Auf die konkrete Frage, ob es nach der Sanierung noch Wohnungen unter dem Regelsatz für die Kosten der Unterkunft von derzeit 4,22 Euro/qm geben würde und wenn ja, wieviele, antwortete Herr Assmann, dass dies bis zur Sanierung ja noch der Fall sei und er nicht so weit in die Zukunft schauen könne, um diese Frage zu beantworten. Kurz zuvor hatte er jedoch genaue Terminierungen für die einzelnen Bauabschnitte vorgestellt.

  • na also. es bewegt sich doch alles im rahmen. und wer noch billiger wohnen will, kann ja in die banachbarten und gegenüber liegenden lwb-häuser ziehen.

  • Entschuldigung, DJ, aber ich teile Deine Einschätzung nicht. Es liegt noch im rechtlich möglichen Rahmen, das werden die Anwälte schon geprüft haben. Allerdings wird dieser Rahmen bis zum Platzen gedehnt.


    5,90 Euro/m² für eine innen unsanierte Wohnungen mit neuen Fenstern und nach Außensanierung, Anbau von Balkons und Einbau eines Fahrstuhls (laut Sanierungsankündigung für 100m² vorher ca. 525 Euro, danach 850 Euro warm).


    6,66 Euro/m² für eine (offenbar eher einfach) sanierte Wohnung sind nach meiner Rechnung sogar deutlich mehr als die nun von immoscout24 ermittelten durchschnittlichen Angebotsmieten in Zentrum-Südost von 6,20 Euro/m² ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=330490#post330490 ), von den durchschnittlichen Bestandsmieten in der Gegend ganz zu schweigen.


    Ich darf Dich auch noch mal an Deine eigene Aussage vom November letzten Jahres ganz vorn in dem Thread erinnern: "mehr als die ortsüblichen rund 5 euro werden die wohnungen nicht kosten, sonst würde dort ja niemand einziehen." Ähnlich äußerte sich Cowboy: " ... und wenn die Miete nach der Sanierung auf 5 Euro steigt, ist das gewiss auch nicht zuviel verlangt."


    Weit über 4 Euro/m² für eine unsanierte Wohnung mit undichten Fenstern, häufig kaputter Heizung, Bad auf dem Stand der 50er Jahre oder selbstrenoviert ist auch nicht ganz das, was in Leipzig sonst üblich ist.


    Cowboy: "Ich meine mich zu erinnern, dass die Casa Concept in der Windmühlenstraße 5 Euro nach der Sanierung anstrebt, eben weil es keine Luxussanierung werden wird."


    Nun strebt Casa Concept offenbar bereits fast 5 Euro vor der Sanierung an. Welchen Schluss lässt das für den zweiten Teil Deiner Aussage zu?


    Nochmal mal zwei Zitate von Cowboy:



    ^ 5,90 Euro sind natürlich überzogen. So viel für eine unsanierte Wohnung zahlt wohl keiner in Leipzig. Von daher bin ich skeptisch, ob das stimmt. Ansonsten hat der Investor ja schon Stellung bezogen, dass es keine überzogenen Modernisierungsmaßnahmen und Luxussanierung für Supireiche im Komplex geben wird. Klingt für mich alles wenig gentrifizierungsverdächtig.



    Eine Gentrifizierung, wie sie gegenwärtig medial kursiert und Parallelen zu Berliner Verhältnissen schlägt, findet demnach nicht statt. In der Hauptstadt wird oft rigoros den Mietern gekündigt, um teure Eigentumswohnungen für Vermögende zu schaffen und dadurch entstehen ganz andere Wohn- und Sozialstrukturen. Das Gegenteil passiert nach meiner Wahrnehmung mit dem Wohnensemble in der Windmühlenstraße.


    Es gibt da durchaus auch andere Wahrnehmungen und Erwartungen. Aber warten wir mal ein, zwei, drei Jahre ab und schauen dann noch mal, was dann passiert ist.


    Letztlich muss ich Stefan Assmann an seinen eigenen Aussagen messen lassen:


    Windmühlenstraße im Fokus: Großes Interview mit Investor Stefan Assmann
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…n-Casa-Concept-30282.html


    "Wir ... haben das Grundstück mit dem Bewusstsein erworben, dass hier ganz viele Menschen in einer facettenreichen Struktur leben. Teilweise haben wir Altmieter, die schon 45 Jahre hier wohnen. Unsere Aufgabe besteht darin, aus diesen Gegebenheiten eine wirtschaftliche Miete zu erwirtschaften, die für alle finanzierbar ist."


    "Wir fordern ... dazu auf, dass die Mieter kreativ sein können und mitgestalten dürfen. Wir wollen den Konsens. Das ist unsere ernst gemeinte Aufforderung. Die Anwohner sind bei unserem Projekt gefragt und gewünscht."


    "Wir erhoffen uns einen Kompromiss mit den Mietern. In aller erster Linie einen Konsens. Noch einmal zum Schluss: Unsere Forderungen sind nicht überzogen."

  • Das ist eben das Problem, das von Anfang an gelogen wurde ( man kann es auch wohlwollend Marketing nennen).


    "mehr als die ortsüblichen rund 5 euro werden die wohnungen nicht kosten, sonst würde dort ja niemand einziehen."
    Das Problem ist - ich wohne schon drin...


    Ich würde als Betroffener auch gerne 2-3 Jahre abwarten, der einzige Schluss der aus dem derzeitigen Verhalten von gobau zu ziehen ist, ist das die Mieter vergrault werden sollen.
    Was danach kommen soll ist hier ja auch schon besprochen worden.

  • ich bleibe dabei:


    die wohnungen werden am ende nicht mehr kosten, als der markt hergibt. und warum sollte der vermieter weniger verlangen?


    ich denke auch nicht, dass "von anfang an gelogen" wurde. eher ging der neue eigentümer vielleicht zu blauäugig an die sache und glaubte, mit mieterzeitung und mieterbüro die leute mit ins boot holen zu können. aber die haben ja lieber protestiert, demonstriert und versucht, im stadtrat widerstand zu erzeugen. wie ich letztens schon mal schrieb: wahrscheinlich hatte die lwb einfach genügend erfahrungen gesammelt, umd zu dem schluss zu kommen, dass es einfacher ist, die häuser zu verkaufen und den ärger dem neuen eigentümer zu überlassen. so ist es ja dann auch gekommen. als die ig windmühlenstraße die machtfrage gestellt hat, war doch klar, dass und wie sie beantwortet werden würde.


    die mieterhöhungen für die unsanierten wohnungen interpretiere ich auch so, dass der eigentümer keinen wert mehr darauf legt, möglichst viele der jetzigen mieter zu halten. aber kann man das ihm verdenken? wie soll denn jemals wieder ein normales verhältnis zwischen eigentümer und der ig windmühlenstraße möglich sein?


    darum: wenn ich der eigentümer wäre, würde ich es wahrscheinlich auch so machen. ich würde auch keine mieter haben wollen, die mich beschimpfen und mir vorschriften machen wollen, an welche gewerbetreibende ich vermieten dürfe. mir tun eher die leid, die mit dieser ig gar nichts zu schaffen hatten.

  • die wohnungen werden am ende nicht mehr kosten, als der markt hergibt. und warum sollte der vermieter weniger verlangen?


    Vielleicht sollte ein Arzt, bevor er Dich das nächste Mal behandelt, mit Dir den aktuellen Marktpreis aushandeln. Denn warum sollte er weniger verlangen?


    Warum verhindern klare Regelungen, dass Kranke ausgenommen werden? Warum verhindern im Gegenzug klare Regelungen nicht, dass Menschen ihren Wohnraum verlieren, weil neue Investoren neue Profite machen wollen?

    als die ig windmühlenstraße die machtfrage gestellt hat, war doch klar, dass und wie sie beantwortet werden würde.


    Stimmt. Aber man kann und muss unterscheiden zwischen dem nicht allzu klugen Vorgehen der IG und der grundsätzlichen Angemessenheit ihres Widerstands gegen den Investor. Dass die IG recht behält, ist inzwischen nahezu gewiss. Ob sie die Entwicklung durch eine bessere Strategie hätte aufhalten können, lässt sich kaum redlich beantworten.

    mir tun eher die leid, die mit dieser ig gar nichts zu schaffen hatten.


    Die Mehrheit der Bewohner.

  • Warum verhindern ..... klare Regelungen nicht, dass Menschen ihren Wohnraum verlieren, weil neue Investoren neue Profite machen wollen?


    Es gibt klare Regeln, diese sind im Mietrecht verankert. Diese Regeln besagen (auf diesen Fall hier bezogen), dass ein Eigentümer grundsätzlich das Recht hat, Mietraum zu modernisieren und die Mieten entsprechend der gesetzlichen Regelungen anzupassen.


    Es gibt auch Ausnahmen. Diese greifen zB, wenn soziale Aspekte im Vordergrund stehen, zB Krankheit oder Alter des Mieters, so dass Umbaumaßnahmen, Umzug oder Mieterhöhung dem einzelnen Mieter nicht zuzumuten wäre. Es gibt auch verschärfte Anforderungen an den Kündigungsschutz zB in Ballungszentren, wenn nicht genügend Ersatzwohnraum zur Verfügung steht. Inwieweit dies alles hier greift, bedarf einer Einzelfallprüfung.


    M.E. sind die Regeln klar. Ob sie allen Beteiligten gerecht werden, darüber kann man natürlich streiten. Ich empfehle die Lektüre unzähliger BGH-Urteile, die sich mit dieser Materie beschäftigen

  • Es gibt klare Regeln, diese sind im Mietrecht verankert.


    Sorry, aber Du klingst arg ********. Von Mietrecht hat hier schon jeder gehört, keine Sorge.


    Worum es geht: Es gibt Fälle, die darauf hinweisen, dass die Regeln ungenügend sind. Im Immobiliengeschäft gehört einiges auf den Prüfstand. Man muss nicht zwingend die Regeln ändern, man kann auch den Umgang mit ihnen ändern. Im Straßenverkehr etwa kannst du trotz Vorfahrt eine deftige Teilschuld aufgebrummt bekommen, wenn du so ohne Rücksicht auf Verluste in einen Unfall braust, wie das Assmann in der Windmühlenstraße offenbar tut. Natürlich kann man ihm ganz klar sagen: So nicht, mein Freund. Dass Zur Nedden und Co. das nicht tun, ist Teil des Problems.

    Einmal editiert, zuletzt von dancingdwarf () aus folgendem Grund: Selbstzensur

  • Um im Bilde zu bleiben, Herr Assmann ist leider der im SUV mit Airbag, die Mieter sitzen im Trabi. Er ist aber unschuldig, da Architekt. Kennt sich nicht so aus mit Mietrecht und so...
    It's the economy, stupid


    Schade das die IG einen Krieg angefangen hat, wir hätten uns alle zusammen hinsetzen können und die Sache wie erwachsene Menschen klären können.
    Und der Herr Gutsbesitzer hätte uns dann gnädig einen Nachlass gewährt, wenn wir gesenkten Hauptes vor ihn hin getreten währen.



    . Im Straßenverkehr etwa kannst du trotz Vorfahrt eine deftige Teilschuld aufgebrummt bekommen, wenn du so ohne Rücksicht auf Verluste in einen Unfall braust, wie das Assmann in der Windmühlenstraße offenbar tut.

  • Dass Zur Nedden und Co. das nicht tun, ist Teil des Problems.


    eben nicht. Wir reden hier von Gesetzen, die auf Bundesebene gemacht werden, die kann ein Stadtrat auch nicht aushebeln.
    Außerdem existiert das Problem nicht nur in Leipzig und nicht erst seit heute. Alle großen Städte der BRD wurden mit dem Problem Gentrifizierung spätestens seit den 70er Jahren konfrontiert. Und nicht alle Städte waren -wie Leipzig noch heute- in der derart komfortablen Situation, dass ausreichend billiger Wohnraum noch vorhanden ist. Das Problem ist nicht neu. M.E. bleibt für die Mieter nur der Weg, gerichtlich gegen die Modernisierung vorzugehen. Darüber entscheiden dann die Richter.


    Im übrigen hat die Stadt Leipzig m.E. ein großes Interesse daran, dass die Windmühlenstraße saniert wird. Das ist gut fürs Stadtbild, außerdem sichert die Maßnahme Arbeitsplätze und bringt Geld in den städtischen Haushalt. Auch solche Argumente muss man berücksichtigen.

  • Genau.
    Umzugsfirmen zum Beispiel.


    Andererseits ist die karmische Energiebilanz ziemlich unausgewogen.


    Werde die Damen und Herren jetzt nicht weiter belästigen.