Wohnen in Düsseldorf

  • Kann gute Architektur farbig sein? Ja:






    Zwei Projekte von ATELIER FRITSCHI STAHL BAUM an der Heinrich-Könn-Straße in Gerresheim.

  • Ich finde ja mut zur Farbe gut, aber muß es dann gleich Neon sein :cool:

  • Es ist kein Neon!; Es ist nur eine "einfache" Kammera und ein "einfacher" Fotograf.
    Aber das Grün ist wirklich sehr "frisch"

  • Ich habe ja nicht über den Fotograf geschimpft ;)


    Was Farben betrifft ist es aber wirklich überall langweilig geworden. Man sieht es ja auch bei den Autos, wo man auch nur noch schwarz, silber, dunkelblau, weiß oder ab und zu mal rot antrifft. Man könnte echt mal wieder mehr Mut zur Farbe beweisen.

  • was hast Du gegen mein schwarzes Auto?;)


    Von Henry Ford ist ein Zitat überliefert: Die Farbe (eines Autos) sei egal - hauptsache schwarz.


    Das muß nicht zwangsläufig für Architektur gelten.
    Nur zu bunt sollte es nicht werden. Die Frage ist immer wo und wie Farbe eingesetzt wird. - Zudem ist Farbigkeit ja auch eines der preiswertesten und wirkungsvollsten Gestaltungsmittel.

  • Ich finde die Häuser super, von der Architektur und von der Farbe her, schöne klare sachliche Formen und kräftige Farben, super.
    Wenn man allerdings auch in Gerresheim, an der Torfbruchstr die ersten Neubauten am Quellenbusch anguckt, sieht man dass das mit den bunten Häusern auch ganz schnell schief gehn kann, denn da sieht das einfach nur billig aus, ich versuch mal am Wochenende Fotos zu machen, als abschreckendes Beispiel wenn vorher niemand vorbeikommt.

  • Quellenbusch - ganz schlimm, das ist das Negativ-Beispiel für Farbe. Es ist eben entscheidend welche Farben mann miteinander kombiniert, außerdem kommt es auf die genauen Farbtöne an. (Blau-Rot war auch mal in, aber kräftiger) Hier hätte z.B. das Blau als Farbe ausgereicht - in Weiß wären die Bauten vielleicht ganz OK)
    Aber wie ich bereits sagte - Farbe ist ein preiswertes und wirkungsvolles Gestaltungsmittel; also ideal für den "kostensparenden Wohnungsbau" geeignet.


    Der Masterplan für die Siedlung stammt meiner Meinung nach vom Atelier Fritschi Stahl Baum.
    Ich bin gespannt, ob dort noch die Solarsiedlung von Fritschi gebaut wird.

  • Quellenbusch ist riesig - da ist viel Gelegenheit sich zu verbessern. Weite Teile des Gebiets werden zudem nicht für den sozialen Wohnungsbau genutzt, was auch den Kostendruck senken wird.


    Wenn ehemals Gerresheimer Glas noch beplant und bebaut wird, ergibt sich ein neuer Stadtteil - nicht mehr und nicht weniger. Städtebaulich ist dort ein großer Wurf möglich (und nötig!). Der Übergang von Gerresheim nach Flingern und auch nach Vennhausen und Unterbach ist im Moment sehr unbefriedigend.


    @Farben: Sie können die Form halt nicht retten. Die bunte Heinrich-Könn-Straße ist in Ihren Formen aber ziemlich gut - wie ich finde. Dann sind die Farben auch nicht mehr so schlimm.;)

  • Jedes neue Quartier erhält seine Quallität in der öffentlichen Wahrnehmung durch die ersten Bauten; liegen diese zudem noch am "Eingang" des Quartiers, ist es unter Umständen nachher kaum mehr möglich, das gesetzte Image zu verändern. Anders herum ist es weniger problematisch; eine Projektentwicklung, die mit guter Architektur startet, wird durch später folgende, weniger gute Bauten nicht als ganzes negativ bewertet.
    So gesehen ist es natürlich immer schwierig, ein neues Quartier mit (kosten- und flächensparenden) sozialem Wohnungsbau zu starten.


    Beim Quellenbusch kommt zudem noch die Lärmproblematik der Torfbruchstraße hinzu. Die ersten Baufelder müssen dieses für das ganze Quartier lösen. Die später folgenden (dahinter liegenden) Projekte werden davon profitieren können und damit eine bessere Vermarktbarkeit haben.


    Hochwertigen Wohnungsbau kann ich mir hier allerdings sowieso nicht vorstellen - das ist halt keine Premium-Lage - hier wird "normal gewohnt";
    da sind auf Grund des Kostendrucks natürlich Einschränkungen programiert.

  • "Wenn Bauen zur Leidenschaft wird."

    Ungemein gut gefallen mir die bereits fertiggestellten aussergewoehnlichen Objekte dieses Herrn mit wenig aussergewoehnlichem Namen aus Kempen:
    Ralf Schmitz!
    Auch ein Name, bei dem man als Duesseldorfer Architekturfan aufhorchen sollte.
    Voll des Lobes und tiefen Respektes bin ich auch fuer seine aktuellen Projekte.
    Wow! DAS nenne ich Formenverstaendnis und Aesthetik...


    Fertiggestellt:
    • "Karlshof", Oberkassel
    • "Haus Esplanade", Golzheim (Cecilienallee)
    • "Stadtvillen", Oberkassel (Leostrasse)
    Und auch in Sachen Renovierung und Restaurierung beweist Schmitz Feingefuehl und Stil, indem er das 1912/13 von Kraemer und Herold erbaute
    • "Palais Bergh", Pempelfort (Malkastenstrasse 19)
    in neuem Glanz erstrahlen laesst... ...und ploetzlich gefaellt mir auch das nach Ende des zweiten Weltkrieges von Hentrich und Heuser aufgesetzte dreiachsige Zwerchhaus richtig gut! :)


    Geplant sind:
    • "Neanderhof", Flingern (Neanderstrasse) *seufz*
    • "Haus Hoheneck", Zoo (Tiergartenstrasse)
    und noch mehr schoene Sachen.

  • Der Bauträger Raf Schmitz entwickelt aber nur Projekte mit "Luxus" Wohnungen, ein kleiner Markt - Rückschlüsse auf die Masse der Wohnungsbauprojekte in Düsseldorf sind nicht realistisch. Die meisten Bauprojekte werden mit einem wesentlich kleinerem Budget realisiert.


    Die formal konservative Architektursprache findet aber allgemein eine hohe Akzeptanz , gebaute Beispiele hierfür gibt es z.B. in berlin (Friedrichswerder) oder auch die Bauten von Kollhoff, etc.
    Diese Gebäude entsprechen in ihrer Art, mit ihren stringenten Fasaden der "europäischen Stadt"; sie sind zudem urban. In den Niederlanden und in England geht mann teilweise noch weiter (New Urbanism) - teilweise aber auch zu weit - manches driftet in Richtung "Disneyland-Architektur" ab.


    Es gilt hier wohl das gleiche wie bei der Farbigkeit - das richtige Maß ist entscheidend.

  • ...
    Es gilt hier wohl das gleiche wie bei der Farbigkeit - das richtige Maß ist entscheidend.


    Ja. Und genau das Empfinden fuer das richtige Mass macht die Qualitaet der "Ralf Schmitz"-Objekte aus.
    Allein der Karlshof... ...very british! :) Zudem weckt es gleich Lust, nach Gerresheim aufzubrechen und durch die wunderschoene Parkanlage samt den formvollendeten Gebaeuden der rheinischen Landeskliniken zu wandeln.
    Wenn doch bloss schon Fruehling waere... ;)

  • Ja.
    Allein der Karlshof... ...very british!)


    Genau das ist er eben nicht. Das Gebäude ist durch und durch deutsch / mitteleuropäisch. Auf der Insel gab es und gibt es eine andere Architektur.(Diese findet sich in Deutschland nur im Raum Hamburg / Bremen)
    Aber genau das läßt den Karlshof so gut erscheinen; er fügt sich einfach in die benachbarte Bebauung ein. In einigen jahren wird er ein Bestandteil der Straßenfront geworden sein.


    Interressanterweise gibt es wenige Meter weiter links ein Architektur-Gegenstück: den "Lanker Hof" von DDJ (Prof. Döring), ein hervorragendes Beispiel für moderne Architektur.


    Beide Objekte fügen sich an ihrem Ort perfekt ein - mit unterschiedlichen Mitteln, Materialien und Architektursprachen.


    Geht mann noch weiter (Am Schwimmbad vorbei) kommt mann zu der seit einigen jahren fertig gestellten Wohnbebauung von JEP - auch ein sehr schönes Werk - und wieder eine ganz andere Welt.


    Vielfalt ist urban!


    Das "neue" Schmitz-Projekt an der Quirinstraße (im Block gegenüber dem karlshof) ist übrigens bei weitem nicht so konsequent und auch nicht so gut; hier ist es nur noch konservative Architektur. Dabei hat die Quirinstraße aus den 20ern/30ern bessere Vorbilder zu bieten.

  • ^^ ...und als Halbenglaender bleibe ich dabei: Very british! Ich bin regelmaessig in Essex/UK und kann es nach fast 41 Jahren ganz gut beurteilen, denke ich. Dazu bedarf es nicht einmal grundsaetzlich eines Erkerfensters! Ich kann mich der Architektur auf dem Gelaende der rheinischen Kliniken wohl auch deshalb nicht entziehen, weil sie mich so stark an England erinnert. Umgekehrt und aus britischer Sicht erging es mir uebrigens nicht selten ebenso, wenn ich Deutschland vermisst habe - und das betraf dann tatsaechlich den ein oder anderen Backsteinbau (z.B. in Sheffield), der mich an die eine oder andere 20er Jahre Siedlung in Duesseldorf denken liess...

  • #90
    Tatsächlich mal etwas, was nicht als Schandfleck wahrgenommen werden könnte. Wird warscheinlich auch in Zukunft vorzeigbar bleiben.


    Sieht alles überdurchschnittlich gut aus.:daumen:

  • Zurück in die City

    Darf ich auch hier zwei Artikel verlinken, wo darüber die Rede ist, dass Menschen verstärkt in die Düsseldorfer Innenstadt ziehen wollen:


    In der NRZ vom 10. April 2008


    In der RP vom 11. April 2008


    Darüber sprach auch der OB Erwin als er am 15. April 2008 die Düsseldorf-Arcaden vorstellte: Redetext. Er sprach über das besonders reichhaltige Angebot an Kultur, Einzelhandel und Dienstleistungen in den Innenstädten, welches diese für Familien und Senioren interessant mache.


    Die FAZ vom 16. April 2008 schrieb, eine Studie der Entwicklung in Leipzig, München und Hamburg belege, dass die Abwanderung aus den Innenstädten gestoppt sei; die Richtung sei umgekehrt geworden. Eine neuere Studie bestätige diese Erkenntnisse.
    Weiterhin betonte die FAZ die Bedeutung des gut ausgebauten ÖPNV im Wettbewerb um Bewohner (welcher härter werden soll). Der Artikel erinnert, dass die dichter besiedelten Städte weniger dafür aufwenden müssen (etwas, was den Stadtplanern bereits länger bekannt ist).

  • "Wohnen in Düsseldorf"

    Darf ich die städtische Broschüre "Wohnen in Düsseldorf" (*.pdf, 8,4 MB) vom März 2008 empfehlen. Sie fasst u.a. zwei Podiumsdiskussionen vom November 2007 zusammen und stellt einige Zahlen sowie Strategien vor.


    Auf der Seite 42 wird der Entwickler des Quartier Central in Derendorf interviewt, der sagt, dass sich der Mehraufwand für Individualität lohnt. Ähnlich lobt der Vertreter der Stadtgesellschaft SWD die Vorteile der Vielfalt.


    Auf der Seite 33 zeigen zwei Tabellen die Flächenpotentiale für die Eigenheime und die Geschosswohnungen. Während die Nachfrage für die EFHs von ca. 4800 WEs beinahe gedeckt werden kann, jener von ca. 23.500 Etagenwohnungen (vorwiegend in der Innenstadt) stehen Reserven für etwa die Hälfte des Bedarfs gegenüber. Die Seite 32 listet diverse Handlungsempfehlungen auf, darunter:
    - Nachverdichtung, genauso in den Baublöcken vor allem im Süden der Innenstadt wie auch im Falle der Stadthäuser als kleinere Grundstückszuschnitte als zuvor
    - Umwidmung der einstigen Gewerbeflächen
    - Umwidmung der als solche nicht mehr genutzten Bürobauten (eher billiges/einfaches Wohnen lt. Broschüre)
    - Schaffung der Luxuswohnungen in den oberen Etagen künftiger Bürohochhäuser (darüber wurde hier im Thread vor einigen Wochen diskutiert)

  • Umwidmung von Gewerbeflächen halte ich für ein sehr großes Feld in Düsseldorf. Viele solche Gebäude stehen (für heutige Begriffe) zu ungünstig, um eine Reaktivierung als Büro-/Lagerfläche sinnvoll erscheinen zu lassen. Wenn man diese strukturellen Leerstände in Wohnfläche wandelt, gewinnt die Stadt stark.


    Die SWD sind übrigens kein städtischer Betrieb mehr - sie gehören mehrheitlich der EnBW.

  • In der RP ist heute ein Artikel zu finden der ein schönes Beispiel zeigt wie Gewerbe-Immobilien in Wohnraum umgewandelt werden. Danach erfahren zumeist vernachlässigte Gebäude aus den 50er Jahren eine Aufwertung.


    Ein Beispiel ist hier das Gebäude Schillerstraße 20 im Düsseldorfer Zooviertel, in welchen früher die Firma Eva Eisenbahn-Verkehrsmittel beheimatet war und heute schicke helle Wohnungen zu finden sind.

  • ^^ Das von Dir bezeichnete Objekt "Schillerstrasse" steht als einer der zwoelf NRW-Preistraeger auch im Rahmen der Ausstellung "Wohnen an ungewoehnlichen Orten".
    Mehr dazu habe ich bereits hier geposted (Duesseltalk).