Dresden: Innere Neustadt

  • Die Linke sorgt sich um die barocke Anmutung Dresdens. Witz komm raus, du bist umzingelt. Dabei ist die an sich schon absurde Argumentation nicht mal stimmig. Wenn der Narrenhäuselumbau dem angeblich NS-typischen Heimatschutzstil folgte, warum ignorierte er dann für den Standort charakteristische Barockformen?


    Dennoch wäre es nicht schlecht, sich vorher im Klaren zu sein welchen Zustand man denn wiederherstellen möchte. Ich persönlich könnte auch sehr gut mit dem Barockzustand leben.



    Blick auf die Neustädter Seite von Dresden (Ausschnitt), Deckfarbenblatt von Carl Benjamin Thielemann, um 1800, Quelle: Deutsche Fotothek Dresden

  • Also wenn überhaupt, dann bitte nur die barocke Variante. Den letzten Zustand des Narrenhäusels finde ich wenig ansprechend....


    Wenn die Augustusbrücke nach ihrer Sanierung für den Verkehr gesperrt wird, warum plant man dann nicht mit einer ebenmäßigen Gestaltung der Brückenoberfläche ohne Bordsteinkanten? Dann erübrigt sich das Problem der Fußwege. Generell muss ich schon sagen, dass ein 2 Meter breiter Fußweg nicht besonders breit ist... Und für Rollstuhlfahrer gibt es nun mal bei einer Brücke schlecht eine Ausweichmöglichkeit.


    @ Chris: Das schöne an einer Demokratie ist doch, dass jeder mitsprechen kann und auch gehört wird. Wenn sich der Fußgängerverband in dieses Thema einbringen möchte, dann ist es sein gutes Recht. Das gleiche gilt für den ADFC und Rollstuhlfahrer. Profilierungssucht würde ich den Leuten da nicht unterstellen. Auch gut an unserer Demokratie: man kann seine Meinung ändern, wann und wie man das möchte. Wenn nun die Linke und die Grünen sagen, sie sind doch gegen eine Reko des Narrenhäusels, dann ist das ok. Dass Architektur auch immer ein Stück weit Ideologie ist , damit müssen als Interessierte klarkommen...


    Wenn man sich aktuell die Diskussion im AfD-, ahhh, Stadtbild-Forum zur 'Frankfurter Altstadt' durchliest, muss man sich jedenfalls nicht wundern, dass sowohl die Parteien als auch die Medien Rekonstruktionen als "Griff ins Braune" bezeichnen. :nono:

  • Ja, da driftet leider öfters mal eine Diskussion ins Politische ab. Wir tun sicher gut daran, uns hier auf den eigentlichen Sinn des Forums zu konzentrieren und übrige Themen auf ein (manchmal nötiges) Minimum zu reduzieren. Im Narrenhäuselfall lässt sich das schwer ausblenden, zumal der Herr vom Fußgängerverein parlamentarischer Berater der Linken-Fraktion im Landtag ist ;) Die Stadtratsfraktion hat ihn dann offensichtlich für ihre Ablehnung der Reko istrumentalisiert. Anders kann ich mir dessen Einwände von diesem weitestgehend unbekannten Verband kurz vor der Abstimmung im Stadtrat nicht erklären.

  • ^ das war sicher eine Instrumentalisierung. Es ist nur erstaunlich, wie vehement die Linke sich hier noch in den letzten Tagen wegen einem solch vergleichsweise kleinen und unschädlichen Anliegen ins Zeug legt. Die haben scheinbar sonst nichts zu tun. Erstaunlich auch, wie leicht es durchschaubar ist, besonders mitsamt der Nazikeule als ultima ratio. Da hat wohl jemand noch nicht das „Tunneldebakel“ verwunden, anders kann man sichs nicht geistig verschubladen.
    Vor allem kommt der ganze Schmarrn ja nur deswegen zu Gehör, weil auch die Lokaljournaille jedem noch so abseitigen Spuk eine willfährige Plattform bietet und es abdruckt. Also was sitzen da eigentlich überall für Leute? Schwamm drüber, denn nun ist es beschlossen.


    zum Narrenhäusel: Moment! "Beschlossen"? - nee, es wurde mit dem gestrigen Beschluss zunächst nur die Ausschreibung die Ausschreibung des Grundstücks beschlossen (…oder ???), wobei Grünen-Lichdi noch in der Sitzung feststellte, dass ja niemand wüsste, wie groß dieses Grundstück ist und bat um Prüfung der Beschlussrechtmäßigkeit im Nachgang. Nungut.


    Interessanter war noch die Wortmeldung von BauBM Lamontain: Er machte darauf aufmerksam, daß per Beschluss nun nicht von einem absehbaren Baubeginn ausgegangen werden kann, denn die Spezifik des Standorts bedingt es seiner Meinung, nicht nach §34 BauBG zu verfahren sondern zur Klärung der vielfältigen Belange vor Ort ein B-Plan-Verfahren anleiern zu müssen – v.a. aufgrund des Hochwasserschutzes. Damit gab er gleichsam Antwort auf die Frage, wie nun die Verwaltung den weiteren Prozess sieht, und liegt damit rechtlich sicher nicht falsch. Sollte ein B-Plan-Umgriff erfolgen, wäre dieser eher bis zur Köpckestrasse zu ziehen und die Bebauungsart im B-Plan-Gebiet wäre inhaltliche Klärung. Dass Lamontain ausserplanmässig das Wort ergriff, sowie anhand seiner Positionierung, ist ablesbar, dass auch er vermutlich einer Instrumentalisierung aus seiner Partei unterliegt, die das gestrige Votum vorhersehend, bereits die Fäden hinter den Kulissen weiterzuziehen bestrebt ist. Dazu muss man verstehen, dass die Stadtpolitik unter §34 kein Mitspracherecht hat - andernfalls schon etwas. Löser zumindest machte den Eindruck, dass es ihm weniger ums Häusel ginge, vielmehr dennoch das Dahinter auch als Gesamtheit zu klären wäre.


    Das grosse ABER steckt im Planverfahren: wie ich nun erfuhr, ist eine Bebaubarkeit im Hochwassergebiet nach §34 letztlich möglich, sofern HW-angepasst gebaut wird. Dort sieht das BauGB schon heute völligen Haftungsausschluss des Staates im HW-Fall vor. Daher kann zB Wiessner sein Hafencity01-Dings an der Uferstrasse errichten, ist jedoch Haftender (bzw seine vertraglichen Käufer) im Schadensfall.
    Völlig anders sie Rechtssituation daneben bzw. dort, wo ein B-Plan draufliegt (zB USD-Hafencity). Im B-Plan-Verfahren muss heute der Hochwasserbelang geklärt werden, gleichsam ist dieser Belang heute nicht mehr auswägbar - d.h. nicht zu klären. D.h. wiederum, dass im hochwassergefährdeten B-Plan-Gebiet keine Baugenehmigung für die hier wie da angedachten Nutzungen möglich ist. Eine Baugenehmigung kann nur dann erteilt werden, wenn ein HW-Schutz vorliegt, zB in Form einer HW-Schutzanlage (zB Gebietsschutz). Am Pieschener Ufer ist dieser angedacht, um dann dahinter bauen zu können. Aber wie soll das hier am Narrenhäusel funktionieren. Der B-Plan würde ergeben, dass nur höherliegende Bebauung zulässig ist. Damit wäre das Narrenhäusel vielleicht nur noch mit zwei leeren Kellergeschossen in den unteren Etagen denkbar. Das wäre aber das Aus.


    Ein B-Plan kann mE prinzipiell überall angeordnet werden, es ist "städtische Angelegenheit" und durch die Verwaltung zu initiieren. Die Begründung für e. B-Plan ist sicher überall zu formulieren – hier allemal: „übergeordnete städtische Interessen liegen vor, weil das ja hier alles für uns sehr wichtig ist“.


    Um ein solches Szenario zu verhindern, muss "die Stadt" sich quasi für keinen B-Plan entscheiden. Hier wird es darauf ankommen, wer das Entscheidungszepter schwingt: kann Lamontain es kritiklos anleiern oder funkt sein Amt wie auch andere Bürgermeister/Stadträte dazwischen bis hoch zum OB, der hier das Häusel "retten" müsste. Wir werden sehen. Bislang waren solche Spielchen klassische Hinterzimmerspezialität der CDU, nun vermutet man Gleiches erstaunt auch bei anderen. Was Wunder!

  • ^ Wenn die Linke mit diesen peinlichen Verhinderungsversuchen in die Öffentlichkeit drängt und sich der Lächerlichkeit preisgeben will (was sie, siehe Kommentarspalten, Facebook etc., auch geschafft hat), soll man ihr doch bitteschön auch die Bühne dafür geben ;) Ich finde es daher gut, dass die Zeitungen darüber berichten.


    Was den Bau an sich angeht - auch die Neumarktgesellschaft teilt deine Bedenken. Eben hat sie eine Pressemitteilung verschickt:


    Wir erwarten jetzt eine zügige Umsetzung des Beschlusses und keine „Verschleppung“ durch die Verwaltung. Die noch während der laufenden Debatte geäußerte Meinung des Baubürgermeisters, dass seinerseits nicht mit einem zügigen Baubeginn zu rechnen sei und erst ein Bebauungsplan „idealerweise“ für das Gesamtgebiet Königsufer erarbeitet werden müsse, zeigt jedoch genau in diese Richtung. Dies würde bedeuten, dass auf Jahre keine Bebauung möglich wäre, da man sich erst über ein entsprechendes Gesamtkonzept verständigen müsste.


    Die GHND verweist auf ähnliche prominente Stellen in der Stadt, die auch ohne B-Plan bebaut wurden, so unter anderem auch am Neumarkt. Daher wirke die Aufstellung eines Bebauungsplanes wie eine Drohung gegen den Stadtratsbeschluss, so die GHND.

  • ^ genau, man kann auch wunderbar nach §34 bauen. Hier kommt zudem ein Vorkriegsbestand hinzu, also etwas was schonmal da war.


    Der GHND scheints um den Verzögerungsaspekt zu gehen, was zusätzlich völlig legitim ist. Ein B-Plan-Verfahren könnte sich hier bis St.Nimmerlein strecken, dann müßte man ggf wieder nach 34 genehmigen. Nungut, ich werde wohl noch Herrn Kulke bescheidgeben über o.g. Bedenken - sicherheitshalber. Es wären mehrere rechtl. Fragen zu klären.
    Die Grünen könnten es auch aus Verzögerungstaktik fordern, noch nicht ahnend, dass sie sogar zweigleisig ans Ziel kommen.


    MiDD berichtet ebenso vom Beschluss.


    Der Beschlusstext müsste der SPD-Antrag sein - ratsinfo. Tatsächlich steht zumindest dort nichts zu den Flurstücken.
    Aus einer OBR-Niederschrift geht hervor, dass manche Politiker das Votum von 9300 Stimmen als eher gering in einer 500TEw-Stadt einstufen. Da machen sich manche wohl falsche Vorstellungen, wie schwierig Unterschriften sammeln ist und dass Tausende in kurzer Zeit durchaus dann hochzurechnen sind. Schwamm... :D

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  • Ich bin heute mal auf die Dreikönigskirche gestiegen und hab ein paar Bildchen gemacht. Sind zwar nur mit dem Handy aufgenommen, aber ich hoffe man kann trotzdem was erkennen :lach:













    Hier nochmal ein doppeltes Geländer zum Abschluss :cheers:


  • "Behr'sches Haus" - Wigardstrasse 21 - jetzt mit Bauschild-Visualisierung


    von weiteren Baukörpern auf dem Areal ist noch nichts zu sehen.

  • Was mich etwas irritiert, das Grundstück Wingardstraße - Ecke Glacisstraße mit dem Behr´schen Haus, hat doch die Gamma gekauft und die sanieren dieses Gebäude auch!

  • Hotel Stadt Leipzig


    http://www.dnn.de/Dresden/Loka…-in-der-Dresdner-Neustadt


    Ein kleiner Artikel über den Stand der Ausgrabungen mit Bildern.
    Die jetzigen Grabungen waren nur der erste Teil.
    Die lange Seite des Hotel Stadt Leipzig an der Heinrichstraße soll abgerissen werden und danach auch untersucht werden.
    Nun wissen wir das die Teilabrissgenehmigung auch genutzt wird.


    Wenn die hinteren Gebäudeteile des Hotel Stadt Leipzig abgerissen sind, werde es ein zweites Betätigungsfeld für die Archäologen geben, kündigte er an.


    Nach diesen Aussagen habe ich leichte Zweifel das die Fassade entlang der Heinrichstraße auch wieder vollkommen rekonstruiert zurückkommt.


    Während der hintere Bereich an der Henrichstraße abgerissen werden soll, bleibt der Altbau entlang der Rähnitzgasse weitgehend erhalten, erläutert Wiedemann. Im Innenhof soll über der Tiefgarage ein Neubau entstehen.


    Also weiter abwarten und bangen.

  • Unfassbar! Wie will die SPD nun eigentlich ihr Narrenhäusel errichten? Mitten in die Tunnelrampe? Denkt hier auch nur irgendjemand mal nach, bevor er abstimmt? Mir fehlen die Worte.

  • Was die innere Neustadt angeht, bekleckert man sich die letzten Jahre echt nicht mit Ruhm.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Wie einst schon erwähnt, gibts hier diverse Entwicklungshemmnisse. Nun kam ein neues hinzu, völlig unerwartet. Kaum für aussichtsreich haltend, hatte ich es gar nicht mehr verfolgt.
    Ich würde aber doch erstmal abwarten, was nun passiert. Natürlich siehts erstmal wieder doof aus, aber mal sehen wie sich zB die Verwaltung zu wehren gedenkt. Vielleicht stellt sich Koettnitz in alter Manier hin und sagt: ähm, tut mir ja leid, aber es geht nunmal nicht anders. Vielleicht kann auch der OB mit einem Veto solange Zeit schinden, daß schonmal Tatsachen geschaffen werden können. Ausserdem ist hier vieles echt unklar: gibts nun Geld im Haushalt für eine Tunnelsanierung (so die Linke) oder doch nicht (so die CDU)? Jeder behauptet auch Gegenteiliges, was einen Umbau der Köpckestrasse usw. angeht. Da muß also erstmal Transparenz rein, was mediale Rechercheaufgabe wäre. Vielleicht liegen manch Stadträten ja genauere Infos vor, die zur Überzeugung von nun so vielen geführt hat. Das würde ich jetzt nicht generell verteufeln. Auch SPD und Linke sind für eine Entwicklung am Platz und wohl auch für Verschmälerung der Verkehrsschneise. Der Tunnel ist bei beabsichtigter kleiner Verschmälerung kaum von Belang, ein Zuschütten soll hingegen laut Linke angeblich 10 Jahre keinen oberirdischen Eingriff erlauben (Fördermittelsperrfrist). Auch dazu fehlen klare Infos, wie es sich wirklich darstellt.
    Das Narrenhäusel hängt noch an anderen Dingen, es ist derzeit noch kein Prozedere absehbar, wie und wann das mal losgehen könnte. Einerseits will man kein langwieriges B-Plan-Verfahren, andererseits ist der bloße Ratsbeschluss aufgrund fehlender Flurstücksklärung so nicht umsetzbar - so hab ichs verstanden. Beim Narrenhäusel muss so oder so noch einiges Baugesetzliches geklärt werden (zB Andienung, Rettungswege etc.). Das ist schwierig. Dazu MUSS man das Umfeld mitbetrachten. Also wieder die Frage nach "Gesamtplan". Also abwarten, das Ding ist gerade im Abstimmungsprozess. Es sollte nur niemand glauben, dass das Narrenhäusel schon bald in Bau gehen kann. Das kann noch dauern, wenn überhaupt.
    Um eins gehts nun aber definitiv nicht: um "autogerechte Stadt und Plattebau". Ganz so doof ist nun auch keine(r).

  • OB Hilbert hat Widerspruch gegen den Beschluss zum Nichtverfüllen des Tunnels eingelegt. Die Verwaltung sieht den Beschluss als rechtswidrig und nachteilig für die Stadt.


    http://www.dresden.de/de/ratha…lungen/2016/05/pm_043.php


    Bei der nächsten Stadtratsitzung wird erneut abgestimmt. Wenn es wieder zum selben Ergebnis kommt, soll es an die Landesdirektion zur Prüfung weitergereicht werden.


    Endlich wieder bisschen Licht am Ende des Tunnels ;)