Leipziger Wohnungsbau

  • ^ Das geht am Thema vorbei, wie das obige Abschreibungsobjekt zeigt. Es baut nunmal inzwischen nicht mehr der König, sondern der Bauherr, der Geld verdienen will. Mit humanistischer oder ästhetischer Allgemeinbildung hat das m.E. wenig zu tun.

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  • Mehr Kommunikation und Verständnis auf beiden Seiten wären sicher am förderlichsten.


    Ich empfehle das Buch "Das Auge sucht den Geist: Anregungen zur Wahrnehmung von verdrängten Qualitäten an Bauwerken" von Gerhard Meighörner.

  • lieber dase, da machst du es dir ein wenig zu einfach mit mir. ich rede nicht vom könig und repräsentationsbauten, sondern vom menschen und dem bewußtsein seiner verantwortung in der gemeinschaft. es geht um integration und nicht dem herausstellen des einzelnen.
    vllt. ist dieser gedanke auch insgesamt zu weit unten angesiedelt, um in diesem kontext überhaupt besprochen werden zu können.
    dazu aber nichts mehr in diesem thread.

  • ^ Nun ja, aber genau das Projekt in der Kohlenstraße ist doch reichlich ungeeignet dafür, über ästhetische Grundbildung, Verantwortung und Integration zu philosophieren, zumal der Neubau die Mindestandards einer Reglementierung, wenn es sie an dieser Stelle denn gäbe, erfüllen würde. Ebenso ist eine solche Diskussion bei den hier viel gescholtenen Stadthäusern daneben. Jene Architekten, die solche Häuser entwerfen, wollen sich nicht profilieren, sondern müssen zusehen, wie sie finanziell Monat für Monat über die Runden kommen.

  • Die Diskussion dazu ist hier ja schon mehr oder weniger abgefrühstückt, aber ich finde nach persönlicher Inaugenscheinnahme den Neubauzug in der Alexandersstraße nicht so verkehrt. Er ist in der Tat etwas undimensioniert, aber auf einem kleineren Areal, sagen wir über ein oder zwei Grundstücke als Lückenschluss wäre das -wohlbemerkt in einem sonst erhaltenen Gründerzeitensemble- wahrscheinlich tatsächlich das, was Legende meint: ein Baukörper, der Proportion und Gestus der Gründerzeitler aufnimmt und sich ein- bzw. unterordnet. Gerade die Maßstäblichkeit der Fenster und Balkone ist hier gut gelungen. Damit ist, glaube ich, das Maximum an "Anpassung" erreicht, das man heutzutage verlangen kann.

  • Noch ein Bildernachschub vom Wochenende. Die LWB-Stadthäuser an Shakespeareplatz werden relativ fix hochgezogen, das östlichste hat bereits eine weiße Grundierung:



    An den Stadthäusern nebenan in der Shakespearestraße tut sich weiterhin nichts.


    In der Ferdinand-Rhode Straße entsteht ein freistehender Neubau - es handelt sich dabei wohl um dieses Objekt:


    Nachbar ist dieses Gebäude, dass ich hier bereits mal gezeigt hatte. Der Neubau entsteht rechts davon:


    Zwei weitere freistehende Mehrfamilienhäuser sollen ebenfalls in der Ferdinand-Rhode-Straße entstehen - ich nehme mal an, entweder an der nordwestlichen oder südöstlichen Ecke zur Haydnstraße. Begeisterung will aber weiß Gott nicht aufkommen - auf den ersten Blick biederes, langweiliges Einheitsdesign. Die sich an den umliegenden Stadtvillen orientierende Kubatur scheint wohl von der Stadt vorgegeben:



    Quelle: archlab


    An der Central Park Residence ist man im Übrigen jetzt auf Bodenniveau angekommen.


    Zum hier von LEgende angesprochenen Selbstnutzer-Neubau in der Gletschersteinstraße gab es im übrigen vorgestern einen interessanten LVZ-Artikel. Dabei geht es vor allem um die Passivbauweise des vom Leipziger Büro Luka Kalkof Architektur entworfenen Gebäudes. Bei der Umsetzung hilft eine Förderung der Sächsischen Energieagentur Saena, die es erst seit kurzem gibt. Bisher wurde wohl erst in Dresden ein komplettes Mehrfamilienhaus in Passivbauweise errichtet. Acht Bauhherren gibt es bereits, es fehlen allerdings noch zwei, die für die erwähnte Förderung nötig sind. Die Baugenehmigung liege aber vor, sobald die 2 fehlenden Bauherren gewonnen wurden, kann es sofort losgehen.

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  • danke dase!
    donnerwetter. bei dem tempo der neubauten ist das musikviertel in fünf jahren fertig bebaut und bekommt den spitznamen "wiesn des ostens" oder "leipziger architekturallerley".


    die beiden letzen gebäude sehen schon wie bunker aus, oder? ich gehe von aus, dass sie in der südöstlichen ecke der kreuzung gebaut werden (siehe letztes rendering).
    denn,
    entweder war es hier irgendwo im forum, oder ein bekannter hat mir davon berichtet: auf der anderen ecke soll ein altersheim errichtet werden. aber das ist derzeit nur vogelgeschwätz.

  • ^ Wieso? Hier wird doch eindeutig nicht gekleckert, sondern geklotzt.
    Passt doch super zu den Platten im Musikviertel.


    Wer würde nicht gern in solchen Löchern wohnen wollen? :lach:
    Wem's gefällt und wer dafür sicher auch noch Unsummen ausgibt, wo es doch in Leipzig sonst nichts besseres gibt. Hauptsache Musikviertel. Wie, das ist doch egal. ;)


    Ich hätte ja nie gedacht das mal zu sagen, aber da sind die Stadthäuser der LWB am Shakespeareplatz geradezu ein optischer Segen. Auch wenn es natürlich ein Apfel-Birnen-Vergleich ist.

  • noch eine entdeckung auf dem heutigen heimweg. auf dem grundstück an der august-bebel-strasse vis-a-vis zur schenkendorfstrasse wird der wilde parkplatz entgrünt. sieht nach bauvorbereitungen aus. hat den jemand visualisierungen von den hochwertigen stadthäusern, die dase mal erwähnt hat?

  • ^ Ich hatte mal welche gesehen, die dann aber wieder aus dem Netz entfernt wurden. Insofern darf man gespannt sein, was da jetzt entsteht, vielleicht wirds ja doch Geschosswohnungsbau.

  • ^ Ich hatte mal welche gesehen, die dann aber wieder aus dem Netz entfernt wurden. Insofern darf man gespannt sein, was da jetzt entsteht, vielleicht wirds ja doch Geschosswohnungsbau.

  • Der Neubau in der Alexanderstraße ist nun äußerlich fertiggestellt. Wenn auch keine bahnbrechende Architektur entstanden ist, so finde ich die unterschiedliche Gestaltung der Gebäudeteile für gelungen und lobenswert. Für die Alexanderstraße ist der Neubau ein enormer Gewinn, der zudem ein gutes Beispiel für die Re-Urbanisierung in der Kernstadt mit Geschosswohnungsbau abgibt. Einziger Wehrmutstropfen sind wieder die standardisierten Fenster, ohne die kein Wohnungsneubau auszukommen scheint.


    Bilder vom Samstag:





    Sähen alle Fenster so wie hier am Mittelbau aus, wäre ich beinahe begeistert.




    Eigene Bilder

  • mal ernsthaft leute, solch einen baukörper hat es bisher doch noch nicht in leipzig gegeben. die architekten haben sich wirklich mühe gemacht, die fassade kleinteilig zu halten. und wer da jetzt wieder wettert, der stelle sich vor einen x-beliebigen neubau aus den neunzigern, der mehr als ein grundstück überbaut hat.
    das mit den fenstern ist schade, aber es ist ja auch ein neubau. ich persönlich mag es, dass die alten straßenstrukturen hier wieder gestärkt wurden.
    ob die krasse verbreiterung der käthe-kolwitz-straße und das zerrissene westviertel aber jemals wieder richtig urban werden, wird sich zeigen...

  • ^ Naja, man kann es auch übertreiben. Man hat zwar nochmal mit der finalen Fassadengestaltung was herausgeholt und ich würde auch mein Urteil nochmal revidieren - das Gebäude geht wirklich in Ordnung. Aber von etwas, das es so bisher in Leipzig noch nicht gegeben hat, zu sprechen, ist doch arg überspitzt. Gerade weil direkt um die Ecke zwei sehr ähnliche Gebäude stehen. Selbst den Geschossbauten unter den Townhouses an der Elsterstraße kann man eine gewisse Ähnlichkeit nicht absprechen. Die Neubauten in der Kirschbergstrasse, in der Schenkendorfstrasse oder an der Manetstraße halte ich auch für deutlich gelungener und eigenständiger. Die letzteren sind alles 90er-Bauten über mehr als ein Grundstück, aber natürlich auch Höhepunkte des damaligen Neubaugeschehens :) Wenn das jetzt also das Highlight und höchste der Gefühle der späten "Nuller" Jahre wäre, würde ich eher von einer zurückgehenden Qualität sprechen :)


    Eins kann man wohl getrost konstatieren: genauso wie Stadthäuser funktionieren diese Gebäude nur im Kontext mit der alten Bebauung - eine komplette Siedlung stelle ich mir grausig vor.

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  • Die Neubebauung der Alexanderstraße sehe ich vor allem als wichtigen Schritt zur Wiederbelebung der Gegend rund um den Westplatz, die sich derzeit noch als eine ungemütliche Ödnis zwischen Bach(straßen-)viertel, Waldstraßenviertel und der Westvorstadt (Kolonnadenviertel) darstellt. Mit dem Bau des Stadthafens sowie der Freilegung des Elstermühlgrabens, mit weiteren dringend erforderlichen Sanierungsanstrengungen wie jetzt in der Friedrich-Ebert-Straße und ebenso notwendigen Lückenbebauungen wie aktuell in der Alexanderstraße könnte diese Gegend mal wieder eine städtebauliche Verbindung zu den drei genannten Stadtteilen aufnehmen.

  • ^ Absolut: wir hatten hier ja bereits über eine zumindest annähernde Wiederherstellung des alten Grundrisses gesprochen - dem würden ja nicht einmal die meisten Platten entgegenstehen. Bildlich hatte ich das hier schon mal gezeigt (da der verlinkte Beitrag relativ lang ist, hier noch einmal):


    Dank des Neubaus kann man übrigens die alten Straßenbeziehungen beinahe wieder erahnen. Hier ein Bild der Max-Beckmann-Straße:


    und einmal um 180 Grad gedreht:


    man erkennt, dass es sich früher mal um eine einzige Straße handelte. Früher oder später darf man das sicherlich wieder erleben, mit neuer Kreuzung zur Käthe-Kollwitz-Straße (statt alter Kreuzung mit der Promenadenstraße Richtung altem Westplatz)


    Gerade letztere wiederhergestellte Kreuzung sowie die Nordwestliche Bebauung des alten Westplatzes halte ich für städtebaulich sehr wichtig. Wie gesagt, hier kann sogar erstmal neugebaut werden, ohne großartig Platten abzureissen - das kann dann später erfolgen und wohl auch nur bei denjenigen am äußeren Rand des alten Westviertels, die im Gegensatz zu jenen in der Kollonadenstraße kaum angepasst sind.