Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Kondor Wessels kündigen nun auf ihrer Website den baldigen Baubeginn des Katharinenwinkels an. Auf einer Fläche von 1760qm sollen Wohnungen, Büros und Läden entstehen. Mit dem zweiten von insgesamt vier Randwinkeln wird ein wichtiger Schritt zur Fertigstellung des ehrgeizigen Projekts am Bildermuseum vollzogen, so das Unternehmen in seiner knappen Erläuterung (=42&tx_ttnews[backPid]=23&cHash=0db85a9867"]Quelle).



    So sehen die Ausgrabungen derzeit von oben aus:



    Bild: Kondor Wessels

  • Es scheint wohl schon loszugehen?


    Aktuelle Fotos von der Baustelle, hoffe die Bilder sind nicht zu groß geworden ...



















    Alle Bilder sind von mir. (gemacht 12.05.2009)

  • Wenn schon die Bohrgeräte angerückt sind, scheint es sich wirklich nicht mehr um Ausgrabungen zu handeln.

  • Danke für das umfangreiche Update, hometownLE. Es sieht schwer danach aus, dass nun mit der Errichtung des zweiten Museumswinkels, dem sog. Katharinenwinkel, begonnen wird. Ich habe den Status im Titel bereits geändert.


    Von den vier Architekturbüros, die jeweils einen Teil des Winkels unabhängig voneinander gestalten, sind bislang lediglich die Entwürfe der Büros Krier/Kohl und Fuchshuber & Partner bekannt. Ich hoffe doch sehr, dass der Entwurf von Fuchshuber & Partner noch einmal geändert wird - zumindest auch über dem EG mehr die Vertikale betont wird.

  • ^ Ich bin zwar nicht gläubig, aber Gott bewahre uns vor dem Entwurf von Fuchshuber & Partner. Die Ecke gehört diesem Architekturbüro entzogen. Wer solche Entwürfe der Öffentlichkeit preisgibt, macht sich doch selbst lächerlich und zeigt, dass er nicht in geringstem Maße sowohl die historische Vorgängerbebauung als auch das Umfeld berücksichtigt. Das ist eine Kriegserklärung an die historische Bebbauung in der Leipziger Altstadt! Selbst eine Überarbeitung wird da Nullkommanix dran ändern, da braucht man kein Prophet sein.


    Sehr großes Lob dagegen an ROB KRIER und CHRISTOPH KOHL. Das ist Architektur! Diese Herren verstehen ihr Handwerkszeug, wie man auch auf deren Homepage zusätzlich sehen kann: http://www.krierkohl.com/projects/proj_home.html


    Deren Entwurf bereichert die Stadt und verschmutzt sie nicht.

  • ^ Fuchshuber & Partner stellen in diesen Tagen ihr Projekt in der Berliner Richard-Sorge-Straße fertig. Bilder dazu gibt es in diesem DAF-Strang. Die Parallele zum Museumswinkel ist deutlich erkennbar: Der postmoderne Sockelbereich hebt sich wohltuend ab, der Rest ist eher uninspirativ. Beim Berliner Projekt wurde wenigstens die Vertikale mit stehenden Fenstern betont.


    So sehr ich die Altbausanierungen von F & P schätze (International School oder aktuell: Erich-Zeigner-Schule, Hotel de Pologne, Bach-Archiv), die Neubauten von ihnen bleiben leider weit unter meinen Erwartungen.

  • Was heisst denn bitte Kriegserklärung an die historische Bebauung in der Leipziger Altstadt ? Wenn dort jemals jemand eine Kriegserklärung abgegeben hat dann doch wohl die sozialistische Stadtplanung mit dem Sachsenplatz und dessen umliegende Bebauung !


    Hier werden die alten Stadtgrundrisse wiederhergestellt unter Berücksichtigung dessen was noch möglich ist ! Leipzig war und ist eine Stadt, die sich immer beständig weiterentwickelt und selbst geformt und neu erfunden hat !


    Warum in aller Welt sollte diese Tradition jetzt gebrochen werden, in dem man auf solchen Grundstücken nur noch historisierend oder gar rekonstruktiv tätig werden darf?


    Das würde stillstand bedeuten, den es ja nun weiss Gott lange genug gab in dieser Stadt. Leipzig ist eine wunderschöne Stadt - und das aus den oben genannten Gründen ! Und sie wird es auch bleiben wenn man ab und an mal etwas Neues wagt und auch baut. Das war gerade in dieser Stadtgute Sitte und sollte auch weiter so sein !


    Wie heisst es doch so schön : Das größte Risiko ist es, ein Risiko nicht einzugehen ! Insofern kann etwas mehr mut und Moderne im Stadtbild nicht schaden !

  • Off Topic: Kann denn jemand trotzdem mir mal erklären, warum ein Entwurf rot und der andere Grau ist?

  • Tarsis: Abgesehen von LEgende hat hier glaube ich niemand etwas gegen Moderne im Stadtbild. Fakt ist aber, dass der F & P - Entwurf diverse objektive Schwächen hat, die an der m.E. wichtigsten, da vom Markt sichtbaren Ecke so nicht akzeptabel sind und hier bereits ausführlich diskutiert wurden. Die wichtigste ist die vom Cowboy bereits erwähnte Horizontalbetonung, außerdem gibt es abgesehen von diesen Fensterbändern keinerlei Eckausprägung. Das hat mit modern vs. historisierend erstmal nicht viel zu tun.


    Aixois: der rote Entwurf ist eine Studie, die mehr als die von F&P zu gestaltende Fassade umfasst und auch nicht den Vorgaben der Stadt entspricht. Warum die den noch auf der Seite haben, wieß ich nicht, aktuell ist aber der weiße Entwurf, siehe Modell:



    Quelle: Stadt Leipzig

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Tarsis, das sehe ich ähnlich wie du. In Leipzig wurde über die Jahrhunderte gebaut und abgerissen auf Teufel komm raus. Was dem ästhetischen Geschmack und vor allem den wirtschaftlichen Entwicklungen im Wege stand, wurde schnell entsorgt bzw. überformt. Nur die besten Bauten überstanden, weshalb heute auf 600x800 Meter ein ausgewogener Mix von der Romanik bis zur Gegenwart anzutreffend ist. Von daher redet hier auch keiner von Altstadt, weil dieser Begriff eigentlich zu keinem Zeitpunkt zutreffend war. Diese Kurzlebigkeit kann man kritisieren, hat in Leipzig aber Tradition. Inzwischen werden die innerstädtischen Relikte aus DDR-Zeit entsorgt, so dass auch hier bald nur noch die besten Bauten aus dieser Zeit (Oper, City-Hochhaus, sicher auch noch Gewandhaus und Wintergartenhochhaus) zu sehen sein werden.


    Das alles ändert aber nichts daran, dass der F&P-Entwurf in meinen Augen an der Ecke Böttchergasse/Katharinenstr. arg deplatziert wirkt.

  • Denke ich auch. Aber mit ein wenig Glück wird ja das hässliche Pinguin Eisbar-Haus doch mal noch weggerissen oder etwas schmales davorgebaut, dann sieht man das Eckhaus nicht mehr :) Dennoch bin ich SEHR froh, dass es mit den Winkeln endlich voran geht.

  • In Leipzig wurde über die Jahrhunderte gebaut und abgerissen auf Teufel komm raus. Was dem ästhetischen Geschmack und vor allem den wirtschaftlichen Entwicklungen im Wege stand, wurde schnell entsorgt bzw. überformt. Nur die besten Bauten überstanden, weshalb heute auf 600x800 Meter ein ausgewogener Mix von der Romanik bis zur Gegenwart anzutreffend ist.




    Ich finde den Mix gerade in hinsicht auf die Bauten aus der bedeutenden Leipziger Blütezeit des 18. Jahrhunderts (Bach, Goethe, Schiller, ...) aber gar nicht ausgewogen. Aus dieser Epoche befinden sich in der Innenstadt noch kaum mehr als ein Dutzend Gebäude. Durch Krieg sind auch viele der schönsten zerstört worden, nämlich die Häuser und Höfe am Markt und eben in der Katharinenstraße. Dies widerspricht (zumindest teilweise) der Aussage, daß die besten Bauten überstanden.

  • ^ Na da wurden unsere Wünsche doch erhört. Die F&P Fassade (drittes Gebäude von Links) wurde offensichtlich überarbeitet und ist jetzt klarer geordnet. Außerdem gibt es kein horizontales Fensterband mehr und die Ecke ist durch das vorgezogene 5.OG besser ausgeprägt.
    Katharinum klingt nur irgendwie... :hammerlol Ansonsten: :applaus:

  • ...hochtrabend und pseudointellektuell. Sag's nur, DaseBLN. Aber das Ergebnis ist, was zählt und da bin auch ich froh, dass der F&P-Entwurf offensichtlich überarbeitet wurde. Ansonsten verspricht noch der Entwurf zwischen F&P und Krier/Kohl ganz okay zu werden. Aber warten wir auf die Renderings, die hoffentlich bald die neue Website schmücken.

  • Schade, dass es beim alten Eckbau und dem dritten Haus von links bleibt und dann in die moderne übergeht.

  • @DAvE: Der allmägliche Übergang von historisierend zu modern war ja die von vorneherein nachvollziehbare Forderung, schliesslich soll der Übergang zwischen dem letzten Gebäude und dem Gebäude des stadtgeschichtlichen Museums nicht zu krass sein. Schwach ist eher, dass mit steigender Modernität auch irgendwie die Qualität abnimmt. Und das sage ich als jemand, der gute moderne Architektur durchaus zu schätzen weiß.


    Nichtsdestotrotz sieht die 4. Fassade (ganz rechts) von Spengler & Wiescholek besser als in den ersten Entwürfen aus. Das Gebäude gewinnt in jedem Falle durch die Erker - wichtig auch, dass die Seite nicht fensterlos wird, wie die Seite des gegenüberliegenden stadtgeschichtlichen Museums:




    Quelle: http://www.spengler-wiescholek.de/


    Man darf gespannt sein, ob das Fassadenmaterial ähnlich repititiv wie auf der letzten Visualisierung wird ;) Trotzdem eine interessante Idee, das stadtgeschichtliche Museum hat schliesslich auch eine Fassade aus einem relativ markantem Gestein - Rochlitzer Porphyr.


    Cowboy: DAvE meint sicherlich "historisierend" ;) Das zweite Gebäude stammt von Hillmer & Sattler und Albrecht, Berlin - ich bin da ganz guter Hoffnung. Leider findet sich auf deren Website aber bisher nichts.

  • danke für die zahlreichen news.
    habe mir heute das bauschild angesehen. auf ihm wird als architekt "fuchshuber und partner" genannt. auf ihm zu sehen sind aber vor allem die gebäudeteile, welche von krier und hilmer & sattler und albrecht entworfen wurden. diese orientieren sich in ihrer plastizität und ihren proportionen ausgesprochen gut an der tradition leipziger geschäftsbauten der vorletzten jahrhundertwende.
    beim gebäudeabschnitt von spengler wiescholek halte ich besonders die vertikale gliederung des zwischengeschosses für einen gelungenen trick, um zwischen dem neubau und dem gegenüberliegenden (sehr qualitätvollen!) ddr-bau zu vermitteln. wie dieser gebäueteil in natura wirken wird, hängt sicher von den letztlich gewählten fassadenamterialien ab. (die abbildungen auf der seite der architekten stimmen übrigens in der erdgeschosszone nicht mit der visualisierung auf der katharinum-seite überein, was wohl mit der tiefgarageneinfahrt zusammenhängt.)
    bleibt noch der eckbau von fuchshuber & partner: er nimmt sich in der endgültigen fassung stärker zurück und lässt sich auf den ersten blick wahlweise als "langweilig" oder "nicht störend" bezeichnen. bei genauerer betrachtung wird aber klar, dass es bei diesem "karneval der stile" innerhalb des katharinums eines ruhepols bedarf. gut, dass die fensterbänder über eck verschwunden sind. schlecht, dass es bei dem abgeschrägten fenster im erdgeschoss bleibt. soweit dies auf dem bauschild erkennbar ist, wird es aber eine solide arbeit.


    insgesamt hat sich das gewählte verfahren - ein gebäude von vier unterschiedlichen architekten gestalten zu lassen - als zweckdienlich erwiesen, um die gewünschte kleinteiligkeit herzustellen. bleibt zu hoffen, dass dieser ansatz auch bei den anderen museumswinkeln zur anwendung kommt.