Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Die Architektur des Stadthauses bleibt ein Fremdkörper. Es ist mir schleierhaft, wieso ausgerechnet dieses sich nicht an die strenge Gestaltungssatzung halten muss und genau mit diesen asymmetrischen Schießscharten daherkommen darf, die man überall anders zu verhindern wollen weiß. Wenn schon solche Gebäude, kann man sie nicht wenigstens ansatzweise wie die überall im fränkischen Gebiet und praktisch jeder Altstadt zu findenden gotischen Steinhäuser aussehen lassen? Der Anschluß an die Goldene Waage sieht auch mehr als unglücklich aus, auch wenn die Absicht sicher eine gute war, nämlich eine gewachsene Situation anzudeuten. Der Saalbau mit dem Golddach über der eigentlichen aula regia weiß dagegen zu gefallen, passt gut in die Dachlandschaft und wird das Besondere des Ortes betonen.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA ()

  • Erfreulich vieles für das Dom-Römer-Areal scheint auf einem guten Weg zu sein, die städtebauliche Lösung für den Stadthaus-Komplex macht da nicht mal eine Ausnahme. Umso unverständlicher, dass die Fassadengestaltung im östlichen und südlichen Teil so sehr abfällt, sollte es bei den bisherigen Entwürfen bleiben. Eine Geltung der Gestaltungssatzung auch an dieser Stelle hätte das verhindern können. Dass sie in diesem Bereich nicht gilt, wird letztes Endes Konsequenz aus dem Vergabeverfahren auf der einen und dem Wettbewerb auf der anderen Seite sein. Damit droht ohne Not eine schmerzhafte Disharmonie zwischen der filigran-kunstvollen Goldenen Waage und den plump, unbeholfen und grobschlächtig wirkenden Formen südlich davon.

  • Regelmäßiger angeordnete Fenster wären zwar zuträglich, würden meiner Ansicht nach aber kaum etwas daran ändern, dass die goldene Waage zwischen Stadthaus und dem sehr ähnlichen Markt 7 eingequetscht wird. Abhilfe könnte da nur die Totalrevision einer der beiden Entwürfe schaffen.

  • Der Stadthaus- Entwurf ist nach wie vor unbefriedigend, aber viel schlimmer sind meiner Meinung nach die Entwürfe von Markt 30 und Markt 7. Trotz vieler Proteste scheint sich, soweit ich informiert bin, an den Entwürfen wenig zu ändern. Die Bösartigkeit, mit der die Herrsschaften Morger und Dettli versuchen, die Ensemblewirkung zu zerstören, ist schon erschreckend. Die “Hundehütte” ist schon schlimm genug, aber beim Anblick des Entwurfs für Markt 7 (immerhin Platz 3 im Wettbewerb) hätten wohl selbst die Architekten des Technischen Rathauses Schreikrämpfe bekommen. Einem Architekturbüro, das offensichtlich kein anderes Ziel verfolgt als die Schaffung eines harmonisches Gesamtbilds zu verhindern, müsste der Preis wieder aberkannt werden, sofern dazu die rechtliche Möglichkeit besteht. Gleiches gilt für Markt 7. Der Riemann-Entwurf ist zwar das kleinere Übel im Vergleich zu dem, was Morger und Dettli ihren Mitmenschen an dieser Stelle zumuten wollten, aber immer noch schlimm genug, besonders wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zur Goldenen Waage.

  • Stadthaus

    Ergänzend zur weiter oben von Schmittchen gezeigten Grafik des Areals eine weitere vom Bauzaun, die ich auf der homepage bisher noch nicht entdeckt habe. Hier kommt der Sonnenschein auch von Süden und nicht wie bei der anderen Grafik mysteriöserweise von Norden :) Man bekommt hier einen Eindruck davon, wie der Bereich zwischen den Rückseiten von Goldener Waage und Grüner Linde und dem Stadthaus-Veranstaltungssaal bzw. Ausstellungsraum ausgeführt sein wird. Wie schon auf dem Plan und den Visualisierungen des Stadthauses zu erkennen, wird es sich um ein Glasdach handeln, was ganz interessante Blicke auf den Dom ermöglichen wird. Und welches darüber hinaus (außer eben vom Dom oder dem Belvederchen) nicht wahrnehmbar ist. Das Bild lässt sich durch Anklicken vergrößern.



    Grafik: DomRömer GmbH, abfotografiert vom Infoplakat


    Das goldene Dach des Veranstaltungssaals finde ich - zumindest in der Grafik - sehr spannend. Das könnte ein echter Hingucker werden, sofern man es vom Straßenniveau aus überhaupt groß sehen kann, wo ich mir wegen seiner versteckten Lage im Blockinneren nicht sicher bin. Aber da lass ich mich mal vom Ergebnis überraschen. Schade ist natürlich, dass man dadurch vom Belvederchen der Goldenen Waage keine freie Sicht nach Süden hat.

  • Auf eine Anfrage des Ortsbeirats teilte der Magistrat kürzlich mit, dass einer Versetzung des Friedrich-Stoltze-Brunnens auf den Hühnermarkt grundsätzlich nichts entgegenstehe. Eine entsprechende Brunnenkammer werde im 1. Untergeschoss der Tiefgarage vorgesehen. Es werde geprüft, ob für den (dann leeren) Friedrich-Stoltze-Platz ein bei der Stadt eingelagerter Brunnen in Frage komme.


    In der kommenden Woche sollen die überarbeiteten Entwürfe dem Sonderausschuss Dom-Römer vorgestellt werden. Einen Vorgeschmack gibt Bild-Frankfurt hier.


    Auch einen angepassten Zeitplan gibt es (zur zeitlichen Planung für das Stadthaus oben #420:(


    09.2013: Einreichen Bauantrag
    11.2013: Fertigstellung U-Bahnausgang Dom
    05.2014: geplante Erteilung der Baugenehmigung
    07.2014: Baubeginn für erste Altstadt-Häuser
    06.2016: Fertigstellung des Alten Esslinger als erstes Altstadt-Haus


    Die Fertigstellung einer ganzen Reihe weiterer Altstadt-Häuser soll bis Ende 2016 folgen.

  • Gestern wurde der Bauantrag eingereicht. Die FNP berichtet heute darüber. Zusätzlich gibts auch eine Bilderstrecke von einer aktualisierten Simulation.


    Anbei die wichtigsten Infos aus dem Artikel:

    • Der Bauantrag wurde für 35 Häuser eingereicht, davon 15 Rekonstruktionen. Er umfasst 200 Ordner.
    • Das Planungsdezernat rechnet mit der Erteilung der Baugenehmigung im Mai 2014. Losgehen mit der Bebauung kann es dann im 2. HJ 2014.
    • Ende 2016 soll die Altstadt dann fertig sein. Aktuell mache man sich keine Sorgen wegen des Zeitplanes.
    • Im Sonderausschuss wurden aktuelle Simulationen der geplanten Bebauung vorgestellt. Viele überarbeitete Entwürfe hatte Schmittchen ja schon in früheren Beiträgen vorgestellt.
    • Generell wurden bodentiefe Fenster verbannt, für die Sockel ist jetzt roter Mainsandstein vorgesehen. Außerdem sind die Entwürfe den Nachbargebäuden angepasst worden, um die Ensemble-Wirkung zu verstärken. In einigen Punkten ist der Gestaltungsbeirat aber noch nicht zufrieden und verlangt weitere Nachbesserungen.
    • Der Verein "Pro Altstadt" will weiterhin mit einem Bürgerbegehren durchsetzen, dass mehr Rekonstruktionen entstehen. Die ersten Unterschriften seien bereits gesammelt.
    • Die Zahl der 15 Rekonstruktionen ist auch noch nicht final. Von den drei Rekonstruktionen, die aus Kostengründen noch einmal näher betrachtet wurden, steht allerdings nur noch eine auf der Kippe: Die „Grüne Linde“ auf der Südseite des Krönungsweges
    • Für dieses Gebäude steht nur noch ein Drittel der historischen Grundfläche zur Verfügung, der Rest liegt im Archäologischen Garten. Deshalb können die ursprünglichen Grundrisse nicht realisiert werden. Nach den derzeitigen Plänen würde nur die Fassade dem historischen Vorbild entsprechen. Das aber will man vermeiden
    • Fraglich ist allerdings, ob sich das Gebäude für den Käufer wirtschaftlich betreiben lässt. Deshalb wird parallel auch an einem zeitgenössischen Entwurf gearbeitet. Eine Entscheidung, welcher verwirklicht wird, ist noch nicht gefallen.


    Anbei wie gewünscht die einzelnen Bilder:



    Krönungsweg



    Krönungsweg



    Krönungsweg



    Krönungsweg von Osten



    Hühnermarkt



    Hinter dem Lämmchen



    Goldene Waage



    Eingang von Westen



    Braubachstraße



    Neugasse


    Quelle: Dom-Römer-Projekt / FNP

    3 Mal editiert, zuletzt von sipaq () aus folgendem Grund: Bilder eingefügt


  • Krönungsweg


    Diesem Bild möchte ich einmal den schon gezeigten Entwurf mit bodentiefen Fenstern gegenüber stellen:



    Ich bin nicht vollends überzeugt, dass die Überarbeitung hin zu einem dezenteren und "altstadtgemäßeren" Erscheinungsbild allen Gebäuden gleich gut getan hat.


    Vielleicht mag die Ensemblewirkung gewinnen, auch die Rekonstruktionen werden wohl stärker in den Vordergrund treten - ich bin aber durchaus der Ansicht, dass auch die Neubauten eine schöpferische Qualität haben dürfen, die es mit den "Originalen" aufnehmen können sollte!


    Das hier ist meiner Meinung nach traurig, dann lieber gleich alles rekonstruieren...

    2 Mal editiert, zuletzt von mahlzeit () aus folgendem Grund: Anführungszeichen...

  • Um ehrlich zu sein, kann ich eine Verbesserung hier nicht wirklich erkennen, zumindest was die Gebäude am Krönungsweg angeht. Ich sehe auch kein "altstadtgemäßeres Erscheinungsbild". M30 sieht immer noch aus wie eine braune Hundehütte, nur mit stärker überkragendem Giebel, M32 ist höchstens langweiliger geworden und M34, dass mir eigentlich ganz gut gefallen hatte, wurde vollends verschlimmbessert. M36 und M38 sind vielleicht marginal ansehnlicher geworden. Warum man bei M40 das Giebelfenster vereinfacht hat, erschließt sich mir auch nicht wirklich. Bin insgesamt enttäuscht.

  • Die Braubachstrasse ist gut gelungen. Die Neubauten am Krönungsweg sind sehr unruhig und erinnern leider an die verunglückte Saalgasse.


    Der alte Burggraf passt sich mit den grossen Fenstern besser ein, als der neue Entwurf.


    Die beiden Häuser daneben machen ein noch schwächeren Eindruck, oder bin ich zu konservativ?

  • Das neue Rendering hat halt keine besonders tolle Qualität, es lässt im Gegensatz zum in per-pixel-Qualität vorliegenden vorherigen Rendering nicht die Materialanmutung erkennen, die in der Realität ja zweifellos vorhanden sein wird. Insofern muss man alle darauf aufbauenden Wertungen mit Vorsicht treffen. Das links angeschnittene Haus (Markt 36) wirkt am deutlichsten aufgewertet und mit den Putzspiegeln nun wesentlich authentischer wie ein im 18. Jahrhundert überformter älterer Kernbau.


    Beim nachfolgenden Gebäude (Markt 34) dürften der Gestaltungskommission die starken Gesimse ein Dorn im Auge gewesen sein, zumal sie keine Überkragung vermitteln. Die Verkleinerung der Fenster hat jetzt allerdings dazu geführt, dass das Gebäude eher wie ein Füllbau der 1950er Jahre wirkt, den man sich gut an dieser Stelle vorstellen könnte, wäre nur das Gebäude an dieser Stelle im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Andererseits ist die Grundidee mit der axial geknickten Fassade sehr schön, so wirkt das Haus, als wäre es aus zwei Gebäuden zusammengewachsen. Das zeigt, dass sich die Architekten mit der Situation vor Ort beschäfigt haben, im Prinzip ist das Haus der Komplementär des einst gegenüberliegenden Hauses Markt 25, das man im Mittelalter über eine Querstraße gebaut hatte.


    Markt 32 mit den Fassadenversprüngen war meines Erachtens vorher schon sehr grenzwertig, da es viele Elemente der Architektur der 1970er Jahre aufweist. Jetzt fehlt die Verschieferung des Giebels, die Feingliedrigkeit der Gesimse und die einseitigen modernen „Kragsteine“ zur Vermittelung der Überkragung, insgesamt wirkt der Entwurf jetzt sehr gezwungen. Da sollte man m. M. n. nochmal bei null anfangen.


    Dass sich beim nachfolgenden Haus Markt 30 am wenigsten geändert hat, obwohl an dem Entwurf bis auf die Giebelfassade mit Überkragungen eigentlich so ungefähr alles daneben ist, ja, was soll man da noch sagen? War das nicht Thema, sipaq?

  • Die Gesimse und die großen Fenster haben Markt 34 (neben dem Knick) erst Charakter verliehen, finde ich. Die Überarbeitung wirkt dagegen langweilig, glatt und unscheinbar, der Vergleich mit einem Füllbau aus den Fünfzigern ist da ganz treffend. Es ist für mich der einzige Bau, bei dem die Überarbeitung zu einer deutlichen Verschlechterung geführt hat. Ansonsten profitieren vor allem die Braubachstraße, Markt 12, 36 und 38 sowie das "Goldene Kreuz" in der Neugasse, ansonsten bleiben die Änderungen ja eher marginal.

  • Bin auch der Meinung wie die Vorredner, daß der Markt 34 eine klare Verschlechterung, aus genannten Gründen, ist.


    Erinnert mich irgendwie beim Römer an das zweite Gebäude von rechts, auf jeden Fall ist dieser 50er Jahre Gedächtnisbau hier fehl am Platze.

  • Markt 34 "Alter Burggraf"

    Meinen Vorschreibern möchte ich mich anschließen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass dieser Entwurf überarbeitet wurde und nun ein viel schlechteres Ergebnis präsentiert wird. Die Wirkung der Überarbeitung ist blass und ohne jeden Pepp. Die bodentiefen Fenster in Verbindung mit den auffälligen Gesimsen hätten ein stimmiges Bild - auch im Zusammenwirken mit den Rekonstruktionen - ergeben, im Gegensatz zum Neuentwurf. Ich hoffe stark, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.


    "Markt 7" (Nachbarhaus der "Goldenen Waage") muss immer noch dringend überarbeitet werden!

  • Dass sich beim nachfolgenden Haus Markt 30 am wenigsten geändert hat, obwohl an dem Entwurf bis auf die Giebelfassade mit Überkragungen eigentlich so ungefähr alles daneben ist, ja, was soll man da noch sagen? War das nicht Thema, sipaq?


    Sorry, da kann ich nichts zu sagen, RMA. Ich hab ja auch nur den FNP-Artikel gelesen ;)


    Grundsätzlich (und damit nicht nur an RMA gerichtet) möchte ich aber zu den (auch aus meiner Sicht nicht guten) Entwürfen für Markt 30 und Markt 7 sagen, das wohl niemand damit rechnen sollte/konnte/durfte, dass diese Entwürfe jetzt massiv überarbeitet. Was wir beim Bundesrechnungshof erlebt haben ist ja eher die Ausnahme.


    Insoweit fände ich es sinnvoll wenn sich die Diskussion bei diesen (wirklich schwachen) Entwürfen darauf konzentriert, was in der Überarbeitung verbessert oder verschlechtert wurde. Die allgemeinen Unmutsbekundungen hatten wir doch schon dutzendweise ein paar Seiten vorher.

  • Ich hatte ja schon öfter hier erklärt, daß gerade bei diesen beiden Häusern sehr entscheidende technische Gründe dafür sprechen, diese ebenfalls zu rekonstruieren.
    Von Markt 7 sind noch Spolien vorhanden (2 komplette Kragsteine und genaue Aufzeichnungen über die Einbindung derer in den Wandaufbau mit anliegenden Segmentbögen).
    Markt 30 war ein konstruktiv eingebundener Teil des zeitgleich errichteten Hauses Markt 28. Ohne Markt 30 wird man Markt 28 nicht wirklich richtig rekonstruieren können.


    Was eben auch noch fehlt, ist, daß nach wie vor für das Rote Haus ein massiver Anbau vorgesehen ist (hier gilt im Prinzip das Gleiche wie bei Markt 28/30, sogar noch viel deutlicher). Der Bedeutenste Aspekt des Gebäudes, die Erdgeschosskonstruktion der drei, eigentlich vier Säulen (genau hier liegt das fehlerhafte Verständnis bei der GmbH) wird falsch ausgeführt und somit massiv beeinträchtigt. Dies lässt sich ja zur Frage Anbindung an Tuchgaden 9 fortführen. habe ich ja schon mehrfach ausgeführt.


    Was eben dann noch die Frage ist: Hat man bei den übrigen Rekonstruktionen den Balkenaufbau erkannt und verstanden? Wird man ihn auch entsprechend wieder herstellen (m.M.n. der Hauptaspekt für eine seriöse Rekonstruktion von Fachwerkhäusern)? Bei Esslinger (Hinter dem Lämmchen 2) kann es schon durch die Vorgaben mit dem Nachbargebäude zur Baubachstraße nicht gelingen.:nono:

  • Bin ziemlich enttäuscht, muss ich gestehen. Die Entwürfe werden meiner Ansicht nach stets etwas mehr verschlimmbessert. Im Grunde macht man ja wieder sowas hier (wovon ich kein großer Fan bin):


    http://farm5.staticflickr.com/…87769524_2fbfe69e0c_b.jpg
    Römerberg -Frankfurt 171 by Cesar Pics, on Flickr


    Diese Bauten könnten glatt aus den neuen Renderings stammen...nur, dass sich hier wenigstens noch einige schöne Details an den Fassaden entdecken lassen, während die neuen Fassaden einfach nur trist und leer wirken.

  • Insoweit fände ich es sinnvoll wenn sich die Diskussion bei diesen (wirklich schwachen) Entwürfen darauf konzentriert, was in der Überarbeitung verbessert oder verschlechtert wurde. Die allgemeinen Unmutsbekundungen hatten wir doch schon dutzendweise ein paar Seiten vorher.


    Es ist nunmal eine Tatsache, dass diese zwei Entwürfe durchgängig jedem hier, ganz gleich, ob er, sagen wir mal, in seinem Architekturgeschmack eher traditionell oder modern orientiert ist, ein Dorn im Auge sind. Lob habe ich jedenfalls dafür nicht gelesen, zumal diese Gebäude auch nicht gerade ein Beleg für Leistungen moderner Architektur sind. Das ist einfach nur typisch deutsche Intellektuellen-Konzept-Architektur ohne Realitätsbezug.


    Wir haben hier ein Projekt, dem, wenn dann gebaut wird, eine fast zehnjährige Planungsphase vorausgegangen sein wird. Ich finde es da einfach unverständlich, wenn man auf Teufel komm raus aus, und Hand aufs Herz, anders ist es nicht zu erklären, rein ideologischen Quoten-Gründen zwei Gebäude in dieses Areal stellt, die bereits in Marketing-Bildern und -Videos der Dom Römer GmbH verschämt immer nur versteckt dargestellt werden. Auf Postkarten später wird es dann wohl auch nicht anders sein.


    Himmel, ich kann mich sogar noch mit dem Stadthaus in seiner Architektursprache abfinden, weil es es keine historischen Vorbilder besitzt, aber diese beiden Entwürfe beschäftigen sich bis auf den Giebel nahezu null mit der gestellten Aufgabe. Ich finde das auch beleidigend gegenüber den anderen auf den Areal tätigen Büros, die, wie ich in meinem vorigem Beitrag beschrieben habe, teilweise tief in die historische Materie eingestiegen sind, um die angepassten Neubauten zu entwerfen. Hätten sie ja nicht machen müssen, wenn man so wie Morger + Dettli sowie Helmut Riemann Architekten einfach so etwas hinrotzen kann, und damit offenbar problemlos bis zur Baugenehmigung kommt.

  • Ich war vor Ort, von Seiten der Bürger wurden die überarbeiteten Entwürfe auch eher negativ aufgenommen. Bei den anwesenden Politikern dagegen unverständlicherweise scheinbar totale Gleichgültigkeit.


    Ich hatte es auch angesprochen dass die Überarbeitung von Markt 12 eher eine Verschlimmbesserung war (zumindest bezüglich der Orientierung am Vorgängerbau bei Geschossen Fensterachsen und -formaten). Darauf die Antwort, dass man dort tatsächlich noch auf Nachbesserungen dringt, allerdings ist dem Gestaltungsbeirat eher Höhe des Erdgeschosses der Dorn im Auge...
    Auch Markt 30 hatte ich angesprochen, wegen der 70er-Jahre-Hinterhoffassade, den zu wenigen und zu großen Fenstern, etc. Anders als früher mal angekündigt wird die Fassade nicht mit Holz verkleidet, sondern dieses furchtbare Braun ist eine Putzfassade. Zu allen anderen Punkten meinte Bartezko (Mäckler war nicht vor Ort) nur zusammenfassend, dass dieses Haus ja alles verkörpern würde was die Frankfurter Altstadt ausgemacht habe und damit gut so sei. Dass dem ja gerade nicht so ist, die Verfasser dieses Entwurfs abgesehen von den Überhängen und dem Vorhandensein eines Schieferdaches sich absolut NULL mit der Typologie der Frankfurter Altstadt im Allgemeinen und seinem Vorgängerbau im Speziellen auseinandergestzt zu haben scheinen, will dem Gestaltungsbeirat scheinbar nicht in den Kopf. Und gerade da bin ich auch fassungslos über die Gleichgültigkeit der meisten Politiker.
    Auf andere Entwürfe konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht eingehen, da nur die bereits hier gezeigten Visualisierungen an die Wand geheftet wurden und konkret nur auf wenige Überarbeitungen eingegangen wurde, so dass mir mangels konkreter Details ich dann nur mein allgemeines Missfallen über den kompletten Baublock zwischen Markt und Lämmchen kundtun konnte.
    Ansonsten habe ich auch erwähnt dass nach wie vor überhaupt nicht auf für sich vielleicht eher unscheinbare, in der Gesamtwirkung gerade an diesem Ort aber sehr effektreiche Details wie Fenstersprossen, Dachüberstände, Frankfurter Nasen geachtet wurde. Antwort darauf gab es keine.


    Zur Grünen Linde ist der Stand so, dass der Gestaltungsbeirat mit der Überarbeitung der Grundrisse der Rekonstruktion zufrieden ist, und deren Umsetzung wohl auch empfehlen würde, und es jetzt eben vor allem am Investor hängt, ob ihm der Preis die Rekonstruktion noch wert ist, oder sich doch für den Wettbewerbsentwurf entschieden wird.


    Danach wurden dann noch Pflasterungsentwürfe gezeigt, einen modernen wo "Fahrweg" und "Bürgersteig" nur durch hellere Platten und nicht noch durch einen Höhenunterschied voneinander getrennt werden, einen historisierenden mit minimalem Höhenunterschied, und einen historischen. Der Gestaltungsbeirat würde da meiner Erinnerung nach den historischen Pflasterungsentwurf empfehlen.

  • Im Nachgang dann noch meine Meinung zu den Überarbeitungen anhand genaueren Studierens der Visualisierungen.


    Braubachstraße ist wirklich gut geworden. Die Giebelornamentik bei Braubachstraße 29 kann man vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt noch anbringen, und bei der 27 gefiel mir der Giebel vorher besser, da näher am Vorgänger, aber ansonsten durchaus vorzeigbar.


    Es sind konkret 4 Gebäude wo ich die Überarbeitung als deutliche Verschlechterung empfinde:
    - Der allgemein hier schlecht weg gekommene Markt 34 dessen Fassade jetzt eher aussieht als wäre sie in den 50ern entworfen worden. Die Konsolsteine sind auch nicht mehr vorhanden und durch das Entfernen einer Fensterachse in der linken Hälfte ist auch der letzte Bezug zum originalen Burggraf abhanden gekommen. Fassade zu Hinter dem Lämmchen (auf den gezeigten Bildern nicht sichtbar) hat jetzt eine fürchterlich unruhige Fensteranordnung bekommen.
    - Markt 32 hat mir von Anfang an missfallen. Ist jetzt etwas ruhiger, allerdings auch viel langweiliger. Durch die Vereinfachung der Gesimse und das Wegfallen der Giebelverschieferung und Fensterandeutungen in den Obergeschossen ging viel Plastizität verloren. Vorher hatte es außerdem als einer der wenigen Neubauten einen Dachüberstand, der jetzt auch fehlt.
    - Markt 12 geht mir wie gesagt das völlige Entfernen von der Fassadengliederung des Vorgängers gegen den Strich.
    - Und auch Markt 8 hat in meinen Augen nur verloren. Steht auf einer Parzelle wo eine Rekonstruktion von Anfang an keinen Sinn machte (weniger wegen der Nachbarschaft zum Haus am Dom sondern eher weil der klassizistische Vorgänger schon immer als Fremdkörper galt), und der irgendwie an die Romanik erinnernde Neubauentwurf war zumindest für diese Stelle wirklich klasse, trotz oder gerade wegen der Neigung der Fassade. Aber gerade diese Schräge ist jetzt bei der Bearbeitung beseitigt worden. Hat mir vorher eindeutig besser gefallen.


    Null Verbesserung, obwohl es die deutlichsten Fremdkörper sind, leider bei den üblichen Verdächtigen Markt 7 und Markt 30. Auch Markt 38 ist noch weit davon entfernt als altstadtgerecht angesehen werden zu können.


    Beim Schildknecht hätte ich mir eine Verschieferung des obersten Geschosses und der Giebel gewünscht, dann würde man selbst wenn man die Vorkriegssituation im Kopf hat auf den ersten Blick gar nicht merken, dass es gar keine Rekonstruktion ist. Ob das Belvederchen jetzt endlich wieder vorgesehen ist, ist den Visualisierungen leider nicht zu entnehmen. Der Plan auf der domroemer-Seite lässt es immerhin hoffen.


    Und allgemein fehlen mir vor allem beim problematischen Block zwischen Markt und Lämmchen der nunmal eindeutig mit Abstand die schlechtesten Neubauentwürfe aufzuweisen hat, wie schon erwähnt Fenstersprossen, Dachüberstände, Frankfurter Nasen, und der ein oder andere verschieferte Giebel wäre hier auch nicht verkehrt. Halt mehr Annäherung an den ehemals eindeutig gotischen Charakter des Straßenzugs.


    Insgesamt muss ich somit leider sagen, ist vor allem der so bedeutende Krönungsweg kein Ruhmesblatt für die Arbeit des Gestaltungsbeirats!