NS-Dokumentationszentrum [fertiggestellt 2015]

  • Man hätte an dieser Stelle auch einfach das klassizistische Palais Barlow, das 1828 nach Plänen von Jean Baptiste Métivier errichtet und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wiederaufbauen und als NS-Dokumentationszentrum nutzen können:



    Quelle: Bildarchiv Foto Marburg


    :daumen:

  • Wenn man den Artikel des Autors liest, und in der Ausstellung war, kann man absolut nachvollziehen, was gemeint ist.


    Ich habe mir bei meinen letzten München Besuch die Aussstellung angesehen und ich denke schon, daß man die Ambivalenz die München nach wie vor mit seiner Geschichte hat (und dieser Aspekt der verweigerten oder "Nichtaufarbeitung" hätte stärkerer Bestandteil der Ausstellung sein sollen) kann man schon klar erkennnen, das manifestiert sich in der Architektur, in der Namensgebung (NS Dokumentationszentrum klingt eher wie eine harmlose Behörde) und der Ausstellung selbst (Geschichtsunterricht, möglichst neutral dargestellt).


    Dieses Dokumentationszentrum hätte meines Erachtens München für sich selbst gebraucht, als ehrliches Anschauungsmaterial wieso ausgerechnet in München diese Brut sich so entwickeln konnte. Es gab hunderte rechte Burschenschaften, Nationale und Extremisten in vielen deutschen Städten.


    Das Phänomen, bzw. warum Hitler & Co gerade in München so erfolgreich waren, - und das ist meines Erachtens die zentrale Frage für eine Stadt und ihrer Bevölkerung, der man sich stellen sollte - das wird viel zu neutral und vorsichtig angegangen.
    Ehrlich gesagt, wenn man ERFOLG von Feuchtwanger liest, dann kann man sich die Ausstellung eigentlich sparen, das mit Abstand Beste und Bissigste, was je über München und Bayern geschrieben wurde im Zusammenhang mit diesem Thema.


    Mir kommt das ganze letztendlich wie ein Alibitprojekt vor, dem man sich nicht länger entziehen konnte, also hat man es gemacht, dabei aber tunlichst vermieden, ehrliche Aufarbeitung zu betreiben, etwas Ausdrucksstarkes zu schaffen oder Kontroverses auszulösen. Es soll möglichst niemanden weh tun,(Architektur, Namensgebung und Ausstellung sind Beleg dafür)keiner kann mehr sagen Münchenn stelle sich nicht seiner Vergangenheit, eine lästige Pflichtaufgabe wurde letztendlich erfüllt so kommt es mir etwas vor.

  • Dass der Nationalsozialismus in München entstanden ist, wird dokumentiert, und das, wie ich finde sehr informativ, aber eben auch sachlich und nüchtern. Die Antwort, warum Hitler gerade in München und eben nicht in anderen Regionen reüssieren konnte, muss sich der Besucher des Dokumentationszentrum selbst beantworten. Fertige Antworten darauf gibt das Dokumentationszentrum nicht, das war aber auch nicht die Aufgabe. Gut finde ich auch, wie in den unteren Stockwerken dokumentiert wird, dass in der Stadt nach wie vor post-nationalsozialistische Strömungen ihr Unwesen treiben, inkl. Oktoberfest-Attentat, NSU-Terror und Ereignisse bis zum heutigen Tage, die täglich aktualisiert werden.


    Dass das Gebäude äußerlich so nüchtern wie möglich gestaltet ist (und absichtlich nicht als "achitektonischer Hit"), steht für mich im Einklang mit dem Dokumentationsanspruch. Es ist kein Schmuckstück sondern ein mahnendes Ausrufezeichen an einer sehr prominenten, unübersehbaren Stelle im Stadtgebeit.

  • Hier wird Polarisation, Auseinandersetzung und Kontroverse gefordert. Erfüllt nicht gerade das die Architektur des Gebäudes? Über eine Rekonstruktion, wie von Architektator gefordert, könnte man das als harmonischen Stadtbaustein nicht behaupten.


    Recht machen kann man es nie allen, das ist klar. Lob und Kritik kann jeder äußern wie er will. Bevor man den Bau, wie in dem Artikel, aber auseinander nimmt wie eine Wildsau, sollte man sich bewusst werden, welche schwierige Aufgabe es ist so einen "Aufarbeitungsort" zu schaffen. Das beweist sich auch darin, dass es in Deutschland kein einziges rundum gelungenes Zentrum, das sich diesem Thema widmet, gibt. Jedes hat seine Stärken und Schwächen. Was sich der Bürger wünscht, ein Ort welcher ihm alle Fragen und Antworten liefert, gibt es nicht. Auseinandersetzung kann nur bei jedem selbst anfangen, die Aufforderung dazu, liefert das NS-Dokumentationszentrum.

  • Abrisskandidat Nr 1. Na da gibt es noch mindestens das Pendant in Berlin, das mich eher dazu reizen täte. Aber nix für ungut. Die allgemeine Stimmung hat die Münchner Variante sehr positiv aufgenommen. Und das Braune Haus braucht keiner so schnell wieder.

  • Warum soll es im Zusammenhang mit der NS Zeit denn immer um Polarisation gehn? Die Sache ist doch klipp und klar. Der Verbrecher konnte nur dort zum Obermegaverbrecher werden, weil der Boden für die Saht eben da war.


    Aber so viel zum reindiskutieren siehe ich da nicht.


    In Wien war der Boden nicht da, da Wien zu vielschichtig war. Anfangs! Deswegen ging er nach Bayern, und wenn man da überhaupt etwas erreichen will dann nur in der Hauptstadt.

  • In Wien war der Boden nicht da, da Wien zu vielschichtig war. Anfangs! Deswegen ging er nach Bayern, und wenn man da überhaupt etwas erreichen will dann nur in der Hauptstadt.


    Es mag viele Gründe geben, warum er Österreich verließ. Aber ein in Wien nicht umsetzbarer Plan der Machtergreifung gehört mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dazu, weil wirklich viel zu früh.

  • ja ich glaube er war dort einfach total abgestürzt, nach seiner Ablehnung durch die Wiener Universität. Dort wollte er ja Architektur studieren.


    Dazu der Hohe Anteil an jüdischen Bewohnern, und seine Parolen die nicht wirklich auf fruchtbaren Boden vielen. Er war ja damals schon politisch aktiv. Allerdings in 2. oder 3. Reihe ohne großen Erfolg. Deswegen hasste er Wien und wollte unbedingt weg.

  • Max-Mannheimer-Platz:

    Der kleine Platz vor dem NS-Dokumentationszentrum bekommt den Namen des kürzlich verstorbenen Regimeopfers und bedeutenden Zeitzeugen Max Mannheimer.
    Die Adresse des Zentrums lautet damit künftig nicht mehr Briennerstraße 34, sondern Max-Mannheimer-Platz 1.


    Quelle: SZ Print, 27.10.2017