Palais Behrens/Theising/Varnhagen | DGUV-Zentrale [realisiert]

  • ^ Ja, alle verkauft, toll! Und die Käufer stammen laut stolzem Investor großteils "aus Mexiko, aus Dubai, aus Shanghai, aus Australien, aus London". Nun habe ich gewiss nichts gegen Zuzug aus aller Herren Länder. Der ist notwendig, wenn Berlin Weltstadt sein will. Aber in Fällen wie diesem heißt das doch: Das "Palais" ist ein weiteres dieser epidemisch um sich greifenden Spekulationsobjekte, die weder zur Belebung ihres Viertels noch zur Entspannung des Berliner Wohnungsmarktes irgendetwas beitragen – weil kaum jemand, der sich eine solche Wohnung kauft, überhaupt nur vorhat, darin zu wohnen.


    Stattdessen Leerstand mit Concierge. Viele der Käufer wissen wahrscheinlich nicht einmal, was sie da gekauft haben, weil ihr Appartement schlicht zum Porfolio des Immobilien-Fonds gehört, dem sie zu Renditezwecken ein paar Millionen überwiesen haben. Ich finde, so ein Nutzungskonzept ist derart stadtfeindlich, dass es selbst die urbanste und gelungenste Fassade nicht aufwiegen kann.

  • ^ Sag mal, du hast den Abendschau-Bericht nicht wirklich angeguckt, oder?
    Im Bericht ist die Rede davon, dass mehrere Käufer ihren Erstwohnsitz im Palais haben werden. Nach Leerstand hört sich das für mich nicht an. Und wenn vermögende Käufer tatsächlich aus Mexiko oder Dubai stammen, dann heißt das noch lange nicht, daß es sich um Immobilienfonds handeln muss. Das können auch Privatleute sein, nur eben reiche Privatleute.

  • ^ Oh ja, "mehrere" von 54 Wohnungsbesitzern wollen wirklich dort einziehen. Lass uns sehr großzügig schätzen und von der Hälfte ausgehen. Dann stehen immer noch 27 Wohnungen die meiste Zeit über leer. Ob die Leute aus Dubai oder Moskau oder Mexiko-Stadt einen Fonds bemühen oder nur ihren Anwalt, ist dabei nicht wichtig. Auch Privatleute können sich Wohnungen als reine Spekulationsobjekte zulegen (bzw. um einmal im Jahr dort zu übernachten, wenn sie in Berlin shoppen waren und sich den Stress sparen wollen, extra im Adlon eine Suite anzumieten).


    Was ich diesen Leuten im übrigen nicht vorwerfe – klar versuchen Millionäre, ihre Millionen gewinnbringend anzulegen, und niemand kann mehr als eine Wohnung auf einmal bewohnen. Was mich stört ist eine Stadtplanung, die solche Projekte als Premium-Projekte behandelt, ohne sich über die Folgen groß Gedanken zu machen. Gleiches gilt für Architektur-Freunde, die vor Freude über eine irgendwie klassisch anmutende Fassade und die Schließung eines Blockrands völlig vergessen, dass es bei urbaner Architektur immer um städtisches Leben geht. Und das sehe ich bei solchen Projekten eher beschädigt als befördert.

  • Die Behauptung hört man ja oft. Aber wie kann man aus Leerstand zuzüglich hoher Kosten u.a. Steuern eigentlich Rendite machen?


    Möglicherweise ist so etwas für die Stadt sogar lukrativer als alles andere und man kann darüber indirekt diverse Hartzer durchfüttern.


    Deine Anschuldigungen klingen recht wenig durchdacht und nach üblicher unterkomplexer Kapitalismuskritik. Da hätte ich schon gerne eine elaboriertere Analyse, denn ich verstehe von der Sache tatsächlich wenig. Scheint mir aber auch eher ein Randthema auf Bildzeitungsniveau, nach dem Motto: bald steht halb Berlin lehr für die Ölscheichs und was macht Atze?

  • Mich würden mal die Lösungsvorschläge für das in meinen Augen herbeifantasierte Problem interessieren. Soll man den Leuten vorschreiben, wie lange sie sich in ihrer Wohnungen aufzuhalten haben? Wenn ja, wie will man das kontrollieren? Und wie Rotes Rathaus schon sagt, leerstehende Wohnungen werfen jetzt nicht wirklich Geld ab.
    Ansonsten ist das aber ein gängiges Phänomen, dass die normale Wohnbevölkerung in den Stadtzentren der Metropolen zugunsten eher sprunghaften Klientels schrumpft. Das ließe sich nur durch protektionistische Maßnahmen verhindern. Was die Stadt wiederum unattraktiv machen würde. Nur nebenbei, ich hab ohnehin das Gefühl, dass Internationalität und "Multikulturalität" hierzulande gerade bei den hier namentlich jetzt nicht zu nennenden Verfechtern dieses Konzepts fast ausschließlich auf prekäre Milieus projeziert und auch idealisiert wird. Wohingegen zahlungskräftige Ausländer schon mal ungeniert als Heuschrecken bezeichnet werden. Ein ähnlicher Terminus für ärmere Zuzügler würde flux eine Anzeige wegen Volksverhetzung nach sich ziehen.

  • Eigentum verpflichtet...

    ...zur Zahlung der Grundbesitzabgaben - und die sind bei 200-qm-Eigentumswohnungen in der Französoischen Straße sicherlich heftig.
    Dazu kommen die Wohn-Nebenkosten incl. Doorman-Service etc..
    Ja und?
    Wer es sich leisten kann, trotzdem die Wohnung nur wenige Male im Jahr zu nutzen, der muß ein gutes und sehr wahrscheinlich stark steuerpflichtiges Einkommen haben.
    Solche Leute in Berlins Mitte zu haben ist auch für die Kasse Berlins allemal besser als irgendwelche HartzIV-Empfänger, denen all´ die
    o.g. Kosten aus dem Stadtbeutel zu begleichen sind.


    Ich verstehe die Aufregung über solche Luxuswohnungen nicht.
    Es muß Neid sein... :nono:

  • Ich denke, ihr versteht Architektenkinds eigentlichen Kritikpunkt nicht. Es geht nicht um antikapitalistisches Gejammere darüber, dass die einen zu viel und die meisten anderen zu wenig haben, sondern dass zu viele leergenutzte Wohnungen irgendwann Geisterviertel produzieren.


    Dafür gibt es in London schon sehr reale Beispiele, wo ganze Straßenzüge von wohlhabenden Kosmopoliten aufgekauft wurden und nicht oder nur selten bewohnt werden. Zeitschaltuhren gaukeln dann abends etwas Leben vor, während alle Geschäfte und Pubs in der Umgebung wegen mangelnder Kundschaft dicht machen und die Straßen wie ausgestorben sind.


    Sowas stimmt in der Tat bedenklich, wenn man sich die Auswirkungen auf das Stadtbild und die Belebung der Viertel vorstellt. Auch wenn Berlin von solchen flächendeckenden Zuständen noch weit entfernt sein dürfte, lohnt es sich diese Entwicklung aufmerksam zu verfolgen.

  • Ich muss mich mal als einer "outen", der nach deutschen Kriterien angeblich "reich" ist. Muss aber leider zugeben, dass ich stadtnah einer mittleren Kreisstadt in einem Haus auf dem Land lebe, das vom Bauwert mit 150 qm Wohnfläche und 1200qm Grund nicht mal 35 qm einer Berliner Wohnung in 1a Lage ausmacht. Geschweige denn reichte mein Erspartes aus für den Erwerb einer Wohnung in Berlin Mitte.
    Wer sollte sich dann solche Wohnungen leisten, wenn nicht Ausländer mit realistischeren Kriterien des "Reich seins".
    Übrigens wäre ich nach spanischen Kriterien allenfalls wohlhabend im unteren Drittel, geschweige denn reich.
    Ich denke, solange wir die Sozialisierung der deutschen Gesellschaft ad absurdum führen (in keinem Land Europas nach den skandinavischen Ländern ist es so schwer Vermögen zu bilden wie in Deutschland), sollten wir froh sein, wenn sogenannte "Reiche" aus Ländern, in denen "Reich sein" nicht verdammt ist, uns durch Investitionen Aufträge und Arbeit verschaffen im Bausektor, Dienstleistungs- und Konsumbereich.
    Trotzdem bedaure ich es auch, wie ich letztes Jahr bei einem Aufenthalt in Grimms Hotel an der Alten Jakobstrasse feststellen musste, dass die Wohnungen der nebenanliegenden Fellini Residences nahezu unbelebt waren.
    Gegen entsprechende Verhältnisse in angestammten Wohnvierteln hat Berlin ja inzwischen passende Gegenmaßnahmen eingeleitet. Da ist ein "Leerstand" in wenigen Luxusvierteln und Luxusquartieren zu verkraften.

  • Richard Neutra
    Ich gebe zu, daß solche von Reichen bewohnten Luxusappartments weniger zum städtischen Leben beitragen als eine von der Mittelschicht bewohnte Wohnanlage bzw. Mehrfamilienhaus oder Wohnblock oder was auch immer. Aber mal Hand aufs Herz. Wieviele solcher schniecken Luxuswohnanlagen haben wir denn in Berlin? Solche Objekte sind doch in dieser Stadt die absolute Ausnahme.

  • ^.... Vorwiegend in den besten Lagen natürlich, wie auch um die Friedrichswerdersche Kirche herum. Wo man eigentlich ein biscchen Belebung gut gbrauchen könnte.

  • ^ das ist richtig. Wahrscheinlich wäre es gar nicht nötig, solche Luxusobjekte in die gediegene Mitte zu setzen. Berlin gilt international als sexy nicht wegen Berlin Mitte, sondern wegen seiner Trendquartiere, die meistens östlich von Mitte liegen. Ich glaube, der reiche Mexikaner oder reiche Chinese würden auch nach Berlin kommen, wenn man solche Appartments östlich vom Alex baut.


    Vielleicht kauft ein vermögender Käufer aus dem Ausland nicht nur, weil er Geld anlegen möchte. Vielleicht lechzt dieses Klientel nach Leben. Das Shopping in der nah gelegen Friedrichstrasse gibt es auch in Mexico-City oder Shanghai. Dafür kommt diese Klientel jedenfalls nicht nach Berlin. Für die in der Friedrichstrasse vertretenen Marken muss man nicht nach Berlin kommen. Aber vielleicht fühlt man sich mittlerweile von Berlin angezogen, weil diese Stadt einfach sexy ist. Vielleicht möchte man seinen Geschäftspartnern zuhause erzählen, daß man auch ein trendy Loft in Berlin besitzt.

  • @ Rotes Rathaus: Du hast nicht verstanden, worum es mir geht. Ich könnte jetzt einiges zum Vorwurf der "unterkomplexen Kapitalismuskritik" sagen, wenn er von jemandem kommt, dem zum Thema Armut als erstes "Hartzer durchfüttern" einfällt – aber ich versuche stattdessen mal, das Problem zu erläutern.


    Zitat von Rotes Rathaus

    Aber wie kann man aus Leerstand zuzüglich hoher Kosten u.a. Steuern eigentlich Rendite machen?


    Kurz gefasst: Seit Finanz- und Eurokrise ist es schwierig, Geld produktiv anzulegen. Über gewöhnliche Investments ist wegen der niedrigen Zinsen kaum noch etwas zu verdienen, also weichen Anleger verstärkt in sog. Sachwerte aus. Man glaubt gar nicht, wie viele Milliarden derzeit in Wein oder Whisky investiert werden – nicht weil der Käufer ein edles Getränk genießen möchte, sondern weil er seine Flaschen einlagern und in ein paar Jahren mit Gewinn wieder verkaufen will. Auf solchen Märkten sind derzeit zweistellige Renditen pro Jahr zu erzielen, während das Geld, das in Industriebeteiligungen oder Staatsanleihen steckt, von der Inflation gefressen wird.


    Auch Immobilien sind solche Sachwerte, und der Boom der letzten Jahre ist nicht zuletzt diesem Phänomen zu verdanken. In Berlin steigen die Quadratmeterpreise derzeit im Schnitt um sieben Prozent pro Jahr, aber in diesem Durchschnitt ist auch die runtergekommene Plattenbauwohnung in Marzahn enthalten. Luxuswohnungen in Mitte dürften im Wert jedes Jahr locker um zehn Prozent steigen. Eine 100 qm-Wohnung im Palais Varnhagen, die heute laut RBB-Beitrag 1,5 Mio. Euro wert ist, kostet folglich im kommenden Jahr bereits 1,65 Mio., 2018 ca. 1,82 Mio. und nach fünf Jahren 2,42 Mio. Euro – da sind wir dann bei den Münchener Verhältnissen angekommen, die der RBB-Beitrag so fröhlich prophezeit.


    Natürlich entstehen regelmäßige Kosten für den Unterhalt und einmalige Kosten (Makler-Courtage, Notar-Gebühren, evtl. anteilig Grunderwerbssteuer, etc.) für die Anschaffung. Sagen wir der Einfachheit halber, diese Kosten fressen den kompletten Zinseszins-Effekt auf – selbst dann haben wir binnen fünf Jahren immer noch eine Wertsteigerung von 50 Prozent oder 750.000 Euro. Und zwar ohne die Wohnung vermietet zu haben. Das ist eine derart lukrative Anlage, dass sie selbstverständlich von Fonds wie von reichen Einzelpersonen aus der ganzen Welt genutzt wird – nicht selten ohne die Absicht, dort zu wohnen oder die Wohnung zu vermieten. Wie der Edelwhisky im Banktresor dient die Wohnung nicht mehr ihrem eigentlichen Zweck, sondern nur noch dem der Wertsteigerung.


    Zitat von Rotes Rathaus

    Möglicherweise ist so etwas für die Stadt sogar lukrativer als alles andere


    Die Stadt bekommt einmalig ihre Grunderwerbsteuer, und das war's. Da wir hier in einem Architektur-Forum sind und nicht in einer Expertenrunde für Berliner Fiskalpolitik, halte ich diesen Aspekt außerdem für zweitrangig. Meine Befürchtung ist eine weitere Verödung bzw. "Tourifizierung" von Mitte – wenn etwa in den kommenden zehn Jahren die Platten an der Wilhelmstraße verschwinden und durch Luxusquartiere ersetzt werden, sinkt die Bewohnerdichte dieser Gegend schon deshalb, weil viele kleine durch wenige große Wohnungen ersetzt werden. Zusätzlich wird ein guter Teil dieser Wohnungen die meiste Zeit über leer stehen.


    Das kann für urbanes Leben nicht gut sein, auch wenn die Wilhelmstraße danach viel hübscher aussieht. Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass Wohnungen, die als Anlageobjekte konzipiert sind, den Wohnungsmarkt nicht entspannen, sondern weiter anheizen und ihn zumindest im Zentrum nach und nach unerschwinglich machen. Das ist nicht im Interesse der "normalen Wohnbevölkerung", auch wenn es, wie Saxonia schreibt, in Metropolen ein "gängiges Phänomen" ist.


    @ Saxonia: Ich halte den Terminus "Heuschrecke" für antisemitisch. Er ist in der Tat Ausdruck einer sehr unterkomplexen (und übrigens wenig radikalen) Kapitalismuskritik, die ich nicht teile. Das Problem ist trotzdem nicht "herbeiphantasiert", sondern höchst real. Die Lösung dafür ist einfach: Mittels städtebaulicher Leitlinien dafür sorgen, dass gemischte Wohnviertel entstehen bzw. erhalten bleiben. Schwerpunkt Mittelschicht – im Zentrum meinetwegen obere Mittelschicht –, Penthäuser auf den Dächern für die Luxusklientel und im Hinterhof die eine oder andere Sozialwohnung. Bringt Leben in die Stadt, verhindert Ghetto-Bildung nach oben wie nach unten, und die armen Millionäre werden ihr Geld schon irgendwo anders anlegen können – z.B. in Whisky.


    @ Richard Neutra: Danke, das ist der Kern.

  • ^
    Mal ne frage, Gebäude verfallen sprichwörtlich wenn sie nicht bewohnt werden. Denkt ihr da gibts Gebäudeservices der Fondsanlagen oder Einzelinvestoren die Einmal die Woche dort einen Techniker durchschickt der die Buden Lüftet, das Wasser laufen lässt und die Heizung bedient?


    Mittels städtebaulicher Leitlinien dafür sorgen, dass gemischte Wohnviertel entstehen bzw. erhalten bleiben.


    Was ist mit Residenzpflicht? Und wie sollen Leitlinien den Speckgürteln helfen. Wie realistisch wird es sein, Größere Büroansammlungen zu verhindern damit keine Verkehrsschwerpunkte entstehen?
    Brandlhuber pocht ja in "Legislating Architecture" unter anderem auf das aufheben der Höhenbegrenzung.....
    Führe das doch mal aus.


    @Threadthema
    Ich muss sagen ich finde es gut das dass Gebäude "Normal" ist, keine genaue Epoche bedient. Erstaunlicherweise finde ich es genau deswegen gar nicht mal so fehl am Platze, weil die Ostmoderne ja daselbe Produziert hat: Normale Architektur.

  • @ Rotes Rathaus: Du hast nicht verstanden, worum es mir geht. Ich könnte jetzt einiges zum Vorwurf der "unterkomplexen Kapitalismuskritik" sagen, wenn er von jemandem kommt, dem zum Thema Armut als erstes "Hartzer durchfüttern" einfällt – aber ich versuche stattdessen mal, das Problem zu erläutern.


    Als ich das mit dem Durchfüttern geschrieben habe, wollte ich absichtlich ein bisschen provozieren. Das hat ja auch wunderbar funktioniert. Ich habe mich da in gemäßigter Weise an Böhmermann orientiert. Die Reflexe klappen witziger Weise immer (sonst wären es ja auch keine). ;)


    Schon teilweise ein hartes ideologisches Pflaster hier. Ich gehe auf die ausgedehnte Argumentation mal nicht ein. Ich glaube jedoch, dass es nicht gut für Berlin wäre sich von Investitionen abzuschotten. Verlassene Wohnungen, die durch einen Angestellten gelüftet werden, finde ich grundsätzlich auch pervers, aber wenn man sich lokal und ideologisch auf dieses Thema stürzt, dann kommt bestimmt großer Murks raus. Um eine Verödung von Mitte wegen zu wenigen Sozialwohnungen mache ich mir auch keine Sorgen. Und ich freue mich tatsächlich über die gelungene Blockrandschließung an dieser Stelle.


    Deine Erläuterung über die Wertsteigerung der Wohnung ist ja offensichtlich ein temporäres Phänomen. Da gibt es einen Deckeneffekt und der natürliche Wert der Wohnung SINKT im Gegensatz zu Wein oder Gold, da die Technik nur eine begrenzte Lebenserwartung hat. Dazu kommen die hohen Nebenkosten (Darunter auch Steuern, z.B. die Grundsteuer, die nach dem Wert der Wohnung bemessen wird sowie Zwangsabgaben an teilweise kommunale Unternehmen. Gäbe es den Länderfinanzausgleich in der Form nicht, dann würde Berlin nach solchen Investitionen lächzen und könnte sich die bornierte Haltung nicht leisten, die teilweise vorherrscht.). Ich mache mir da auch eher wenig sorgen. Auf Dauer muss eine Immobilie genutzt werden um Gewinn abzuwerfen.

  • Zum Gebäude: Städtebaulich wegen Blockrand-Schließung in Ordnung, architektonisch unspannend – solides Handwerk. Auch das Büro Chipperfield braucht offensichtlich Brot-Aufträge. Ich denke nicht, dass der Meister zu diesem Bau viel mehr beigetragen hat als seine Unterschrift unter dem Entwurf.


    Was ist mit Residenzpflicht? Und wie sollen Leitlinien den Speckgürteln helfen. Wie realistisch wird es sein, Größere Büroansammlungen zu verhindern damit keine Verkehrsschwerpunkte entstehen? Brandlhuber pocht ja in "Legislating Architecture" unter anderem auf das aufheben der Höhenbegrenzung..... Führe das doch mal aus.


    Nee, das ist mir zu allgemein. Das ist, als würde ich sagen, "Wenn der Wasserhahn leckt, hilft oft eine Zange", und Du antwortest: "Und wie hilft die Zange gegen Wassermangel in der Wüste?" Oder: "Und was ist mit einem Spaten?" Wenn Du wirklich an einer Diskussion Interesse hast, stell' bitte die Fragen konkreter.


    @ Rotes Rathaus: Haha, da hast Du mich ja schön als Foren-Erdogan entlarvt. Was haben wir gelacht. Und toll, dass die Ideologen immer die anderen sind. Das haben 20 Jahre neoklassische Hegemonie in der VWL geschafft: Dem Markt freien Lauf zu lassen, ist die natürliche Entwicklung; alles andere ist Ideologie und kann nur "Murks" bewirken. Also lieber gar nichts tun, der Entwicklung intellektuelle Schützenhilfe geben und Kritikern unterstellen, sie wollten z.B. Mitte mit Sozialwohnungen zupflastern – auch wenn explizit von einem Schwerpunkt auf Oberer Mittelschicht die Rede war.


    (Aber Du hast natürlich recht: Wenn Du "Sozialwohnungen" schreibst und ich darauf anspringe, dann hast Du mich erfolgreich ein bisschen provoziert und mir erneut meine ideologische Verbortheit nachgewiesen. Ich wiederhole mich: Haha.)


    Zitat von Rotes Rathaus

    Deine Erläuterung über die Wertsteigerung der Wohnung ist ja offensichtlich ein temporäres Phänomen.


    Es trifft auf alle Spekulationsobjekte zu, dass sie zur Blasenbildung einladen, und jeder Boom ist einmal vorbei. Ein frühes Beispiel wäre die berühmte Tulpenmanie in Holland. Wein und Whisky bilden da keine Ausnahme: Sobald die Preissteigerung auf den Märkten sich einmal von der Qualitätssteigerung in der Flasche entkoppelt hat, ist (zunächst) nach oben keine Grenze gesetzt, aber genauso sicher geht es irgendwann wieder bergab. Das gilt auch für den viel bedeutenderen Immobilienmarkt, aber gerade in Berlin kann "temporär" auch zwanzig, dreißig Jahre bedeuten – solange die Stadt weiter wächst und die Preise verglichen mit London oder Paris niedrig sind, kann das weitergehen.


    (Wenn solche "temporären Phänomene" wie der Immobilienboom zuende gehen, ist das übrigens kein Spaß, sondern der Beginn einer handfesten Krise, die die Wirtschaft in den Abgrund reißen kann. Aber, hey, Schuld daran werden dann natürlich irgendwelche Ideologen sein, die Murks gemacht haben. Vielleicht Sozialwohnungen gebaut...)

  • ^ Du lässt Dich aber sehr hinreißen, muss ich sagen. Eine sehr herabsetzender Stil, den Du da pflegst, was aber leider kein Einzelfall ist. Eine kleine Provokation, die ich nur aufgelöst habe, um klar zu stellen, dass ich grundsätzlich nicht auf ALG 2-Empfängern rumtrampeln möchte, deren Interessen ich durchaus sehr wichtig finde, löst hier die bekannten Tiraden aus.


    Ich glaube letztlich nicht an stark regulierende Lösungen auf kommunaler Ebene in einer immer noch für deutsche Verhältnisse armen Großstadt und halte in diesem Kontext linke Bestrebungen für geradezu gefährlich. Sollte sich die G20 oder EU und USA auf wirksame Regularien einigen, so wäre es etwas anderes. Auch reiche Regionen, wie München oder London, könnten sich aus sozioökonomischen Gründen mehr leisten als das arme Berlin und dort ist es auch notwendig. Das ist ja das absurde. In Berlin wird immer der Vergleich zu London gezogen und entsprechende Implikationen abgeleitet, was mit der Realität wenig zu tun hat. Das ist alles.


    Außerdem möchte ich mir es nicht vergällen lassen, wenn ich mich über eine architektonische Verbesserung in Berlin freue. Aus diesem Grund nehme ich hier nämlich an der Argumentation im Forum teil. Reiche Menschen (zu denen ich sicher nicht gehöre), können sich natürlich mehr Repräsentation und Gestaltung leisten. Daher freue ich mich, wenn sie gerade die zentralen und historisch bedeutenden Plätze und Straßen verschönern, was natürlich auch eine (alles andere als selbstverständliche) geschmackliche Bildung voraussetzt. In dem Kontext ist der bewusste Bau o.k., Chipperfield ist natürlich ein tolles Aushängeschild. Ob dort Wohnungen nur einmal pro Woche von einer Berliner Firma durchgefegt werden und die Rechnung aus Dubai bezahlt wird, ist mir egal. Ein sozial relevantes Massenphänomen wird das, anders als vielleicht Ferienwohnungen, nicht werden und vorher war das einer der hässlichsten Parkplätze der Innenstadt. Ein paar mondäne Events, interessante Menschen und kosmopolitische Audienzen wird es in dem Gebäude in den nächsten Jahrzehnten schon geben (gerade wenn sich dort ein internationaler Jetset rumtreibt), denke ich. Und so etwas ist auch gut für Berlin.



    Der Streit zwischen Architektenkind und mir konnte inzwischen via PN beigelegt werden. Unterschiedliche Meinungen in dieser Frage haben ihre Berechtigung und können hier nicht vollständig ausdiskutiert werden.

  • Heute war das Gebäude weitgehend abgerüstet.





    Sieht eher nach Bürogebäude als nach Luxuswohnhaus aus. Aber das ist nur meine Meinung...

  • ^ Wirkt auf mich ganz merkwürdig und keinesfalls wie ein luxuriöses Appartmenthaus.
    Allein schon die Fensterteilung und Vielzahl gleichförmiger Fenster lässt den von Dir beschriebenen Bürocharakter entstehen.
    Nicht Meins, ganz und gar nicht.

  • Mit der recht großstädtisch anmutenden Fassade kann ich gut leben; das hier nicht jedes Badezimmer- oder Küchenfensterchen die Wohnnutzung vor sich her trägt, empfinde ich sogar als wohltuend, aber Ihr habt Recht, andersgeartete Verweise auf die Bestimmung des Gebäudes wären vielleicht auch für die Bewohner schön gewesen und für die Straße: Kleine Balkone etwa, und wenn es nur Fenstertüren wären, oder Loggien - es ist schließlich die Südseite, da wäre das eigentlich doch naheliegend gewesen.