Leipzig: Hochhaus am Goerdelerring - ca. 100m - (in Planung)

  • Mir gefällt der Entwurf nicht so sehr. Die Idee mit den beiden verkeilten Türmen ist zwar nett, aber hätte aus meiner Sicht noch deutlicher umgesetzt werden können, beispielsweise so, dass sich der Turm aus der Nähe deutlich zur Kreuzung hin orientiert, aus der Ferne aber Richtung Stadtzentrum. Die Silhouette ist ein Rechteck, das finde ich besonders schade, und da fällt das Haus auch den bestehenden Hochhäusern gegenüber deutlich ab (außer Westin, das hoffentlich ohnehin nicht für die Ewigkeit gebaut ist). Die Fassade hätte ich mir auch etwas abwechslungsreicher gewünscht...die Raster nach oben hin zu vergrößern wirkt auf mich ein wenig bemüht. Da hat das ebenfalls dreieckige Grundstück am Stadthaus mehr Kreativität ausgelöst, allerdings: gab es überhaupt einen Wettbewerb? Netter Entwurf, aber für einen representativen Bau aus meiner Sicht zuwenig (sicherlich auch von Finanzen abhängig).

  • Die meisten Hochhäuser haben aus ökonomischen Gründen eine rechteckige Silhouette ... hoch bauen ist teuer, da kommt es nunmal auf eine optimale Raumausnutzung an - auch bis zur letzten Etage.


    Kreativität, Abwechslung versus Ödnis ist eine Kategorisierung die mir hier im Forum schon eine ganze Weile lang immer wieder bitter aufstößt. Als wenn Abwechlung automatisch für mehr Ästhetik oder Schönheit sorgen würde (was sowieso Quatsch wäre, weil es eben etwas tief Subjektives ist) oder in gleicher Intonation, als wenn rationale und sachliche Architektur nicht repräsentativ sein könne. Das sind Schlüsse (Kurzschlüsse) die einfach nicht zutreffend sind.
    Ja, es gibt auch Leute, die finden gefallen an schlichten, sachlichen und funktionalen Formen (Und durch das große Atrium, die verschränkte Stellung der Türme, den Wechsel in der Fenstergröße ist der Entwurf nichtmal ein Musterbeispiel von Funktionalität).
    Und ja, es gibt auch Leute die finden gefallen am Westin-Hochhaus, an seiner (dankenswerter Weise) aufgesäuberten Fassade, die so schön funkeln kann und sogar an der Silhouette, an der man (insbesondere in der so schmalen Seitenansicht) so trefflich auf die Funktion und die innere Struktur schließen kann.

  • Nunja, was den persönlichen Geschmack angeht, gebe ich dir recht, allerdings gibt es auch im Schönheitsempfinden nicht nur Subjektivität (viel eher wäre Normativität fragwürdig). Das sachliche Architektur nicht repräsentativ sein kann hat garniemand behauptet. Und Kreativität und Abwechslungsreichtum einer Gestaltung sind durchaus Begriffe, hinter denen Konstrukte stehen, und warum sollte man diese in einem Architekturforum nicht verwenden dürfen?

  • Schlichte Eleganz gleichzusetzen mit Ödnis und Eintönigkeit halte ich schon angesichts dieses Entwurfs für vermessen. Vor allem, wenn im nächsten Atemzug befürchtet wird, dass der Blickfang des Uniriesens (aka City-Hochhaus) im Stadtbild beeinträchtigt werden könnte, spricht gerade dieser Entwurf mit seiner klaren und zurückhaltenden Gliederung für sich. Das geplante Atrium über die Gesamthöhe ist auch keine Nutzflächenverschwendung, da (neben der architektonischen Reminiszenz an die Leipziger Lichthöfe) im Schnitt ersichtlich wird, dass damit jeder Raum Fenster mit Tageslichteinfall erhält. Bei zwei ineinander verkeilten Hochhauskörpern hätte die Mehrzahl der Räume sonst keine Fenster gehabt, was sicher nur schwer zu vermarkten wäre.


    Ein spitzwinkliges Hochhaus, also ein sog. Tortenstück, um die Platzsituation zu unterstreichen, wäre sicher sexy, hätte aber auch eine weniger ansehnlichere Kehrseite, die im Stadtraum Präsenz zeigt. So zollt der Entwurf in alle Himmelsrichtung gleichermaßen gute Qualität.


    Was die Nutzung angeht, bin ich der Auffassung, dass nur eine Mischnutzung (Hotel, Büro, Gastronomie/Lifestyle, Wohnen) in Leipzig Erfolg verspricht.


    Ansonsten bin ich kein großer Hochhaus-Fan, aber die Stadtplaner haben sich schon etwas dabei gedacht, wenn sie seit knapp 100 Jahren an dieser Stelle ein Hochhaus favorisieren. Dadurch wird Leipzig nicht zur Hochhaus-City und es wird auch nicht die üppige Gründerzeitarchitektur in den Hintergrund gedrängt, sondern - so auch in meinen Augen - ein städtebaulich wichtiger Akzent gesetzt.

  • Auf der Fotomontage von Henryk sieht man sehr deutlich, das alle vorhandenen Hochhausdominanten sich in verschiedenen Formen am oberen Ende verjüngen. Damit sehen sie in meinen Augen vollendet aus. Eine gläserne Spitze (z.B. über dem Atrium) würde meines Erachtens mit den anderen Hochäusern harmonieren. Oder auch 2 unterschiedliche Turmhöhen.

  • Wenn man schon ein neues Hochhaus bauen muss, was ich in Leipzig eigentlich grundsätzlich als unnötig erachte, dann sollte das wenigstens gestalterisch neue Akzente setzen und mutiger gestaltet sein als nur mit "schlichter Eleganz" (was ist das eigentlich?). Den Blick vom Uniriesen ablenken wird es so oder so, egal wie es letztendlich ausschaut.

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  • Giebt man bei Goggle und Co *Habarent* ein erscheint *Habarent Insolvenz* mit Verweis auf die FinanzPlanungsBauDienstleistungs GmbH Habarent.

  • Das Projekt kann doch auch jemand anderes umsetzen...


    Oh je Dave, da hab ich jetzt alles in einen Topf geworfen. Ich bitte um Nachsicht ;)
    Aber zum Thema hat meine Nachricht wenigstens gepasst. Ich bin mal gespannt ob und wie es weitergeht.

  • Laut LVZ konkretisieren sich die Entwurfsplanungen. Auch eine sehenswerte Bildergalerie gibt es, die allerdings inhaltlich vor allem auf der von FredO im Beitrag #69 erwähnten basiert.
    Mir gefällt das nach oben hin größer werdende Fassadenraster nicht, sie zerlegt den Hochbau optisch in (mindestens) zwei Teile.

  • Die LVZ widmet sich auf der Frontseite und im Lokalteil ausführlich dem Bauprojekt. Demnach werden die Pläne für das Hotel-Hochhaus am Goerdelerring jetzt konkret. Für den 27-stöckigen Wolkenkratzer sind knapp 100 Millionen Euro geplant. Das Gebäude mit Glasfassade wäre mit rund 100 Metern Höhe die neue Nummer vier in Leipzigs Skyline, knapp hinter dem Wintergartenhochhaus. Der Baustart könnte frühestens 2015 erfolgen.


    Der Berliner Investor Haberent äußert sich nun erstmals zu seinen Plänen. Demnächst soll der Stadtrat über die Zukunft des Baus entscheiden. Haberent-Projektleiterin Gesa Lambertz: "Es handelt sich um einen tollen innerstädtischen Standort mit großem Potenzial." "Wir wollen das Projekt gerne zeitnah vorantreiben und realisieren."


    Es sei geplant, das Hochhaus neben dem IHK-Gebäude und der Feuerwehr-Hauptwache als Hotel zu nutzen und mit einem Panorama-Restaurant und einer Skybar im Dachgeschoss auszustatten. Die Pläne umfassen einen Wellnessbereich, Konferenzräume, gläserne Aufzüge sowie Läden im offenen, frei begehbaren Erdgeschoss, außerdem eine viergeschossige Tiefgarage.


    Wilfried Lenke vom Stadtplanungsamt weißt darauf hin, dass es noch offen sei, ob einer der bereits veröffentlichten Pläne umgesetzt wird. "Es wird vor der Umsetzung des Projekts einen neuen Architektenwettbewerb geben. Wir sind derzeit in den Anfängen dabei, Baurecht zu schaffen." Die Haberent-Projektleiterin Gesa Lambertz beton, dass die Vorstellungen des 73-jährigen Architekten Helge Bofinger weiterhin Priorität genießen. "Die Planung stellt für uns weiterhin die Grundlage unserer Projektentwicklung dar."


    Einer der wesentlichen Punkte bei den Planungen ist der Pleißemühlgraben, der direkt unter dem Baugrundstück liegt. "Der Flusslauf der Pleiße soll perspektivisch geöffnet werden. Für den künftigen Verlauf gibt es mehrere Optionen", erläutert Lenke. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer habe dazu eine Machbarkeitsstudie erstellt, die verschiedene Varianten vorsieht. "Dabei fließt die Pleiße entweder wie bisher hinter der Feuerwache entlang oder an der Vorderseite zum Ring", erläutert Lenke.

    Wahrscheinlich frühestens Ende des Jahres wird im Stadtrat über die Vorzugsvariante zum künftigen Pleiße-Verlauf entschieden werden, aktuell sind die entsprechende Vorlage sowie ein Rahmenzeitplan für den Hochhaus-Neubau in Vorbereitung. Der Baubeginn könne damit frühestens 2015 erfolgen. Wie Stadtplaner Lenke betonte, sei für das Projekt eine frühzeitige Bürgerbeteiligung vorgesehen.

  • Danke @ LE Mon. hist. & ChemLE für die ausführlichen Infos und den Link. Mir scheint, dass Haberent seinen selbst gesteckten Zeitplan nicht allzuweit hinterher hinkt. So konkret ist es an dieser Stelle wohl lange nicht geworden. Für die Skyline und die große Kreuzung wäre dieser Bau auf jeden Fall ein Gewinn.


    ChemLE: Ich finde die Veränderung des Fensterrastern im Verlauf der Fassade durchaus nachvollziehbar. In jedem Fall ist es eine bessere Lösung als eine 100m hohe Fläche in monotoner Einförmigkeit zu gestalten, das würde langweilig aussehen. Genauso ist es übrigens auch beim Uni-Riesen gelöst: Die oberen 10 Stockwerke (mit Ausnahme der westlichen Seite) haben allesamt größere Fenster als die darunterliegenden Geschosse.

  • Ralf Julke produziert auf l-iz eine arge Bleiwüste zum Thema unter der Überschrift "Ein Zacken in der Krone? - Leipzigs neue Träume von einem 100-Meter-Hochhaus am Goerdelerring"
    Tenor:
    - das Konzept der Stadtkrone Leipzigs aus den zwanziger Jahren unter Hugo Ritter könne NICHT die Grundlage für das aktuelle Konzept sein
    - damals plante man nur ca. 50 Meter hohe Häuser
    - der ursprüngliche Plan sah ein Hochhaus SÜDLICH des Ranstädter Steinwegs vor (Naturkundemuseum)
    - der Hochhausplan sei eine Fortsetzung Ulbrichts sozialistischer Stadtbauvisionen
    - man erzwinge Baurecht und mißachte die Traufkanten
    - Thema Pleißemühlgraben ungeklärt

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    Mir leuchtet Julkes Kritik nicht wirklich ein. Am Ring lassen sich eben vielfach die alten Strukturen und Raumkanten nicht wieder herstellen. Die Kreuzung am Goerdelerring und der Fleischerplatz haben eine irreversible Aufweitung erfahren, was zum jetzigen Eindruck der Konturlosigkeit und, im wahrsten Wortsinne, Unbehaustheit führt. Hier könnte ein Hochhaus als Dominante durchaus Abhilfe schaffen. Ob damit einer Idee des sozialistischen Stadtumbaus entsprochen würde, ist demgegenüber ein nachrangiger Gesichtspunkt.