Auf der Festung Königstein

  • Auf der Festung Königstein

    Eine Klassenfahrt in die Sächsische Schweiz ermöglichte vor zwei Wochen den Besuch der Festung Königstein, wo sich die Zeit fand, auch einige Architekturaufnahmen zu tätigen. Auf geschichtliche Ergüsse werde ich hier weitestgehend verzichten, dazu gibt es mehr als genügend Literatur auch im Netz…


    Ausgangspunkt der Festungsbegehung war Königstein, das leider immer noch einen sehr verlotterten Eindruck hinterlässt. Irgendwie scheint hier so einiges mächtig schief gegangen zu sein, wenn man bedenkt, dass sich in unmittelbarer Nähe einer der touristischen Höhepunkte Sachsen befindet. Dann ging es über den steilen Malerweg gen Festung. Ein Blick auf das Städtchen aus der Ferne möge daher genügen…




    Nach unzähligen Fragen der lieben Kleinen wie weit es denn noch sei, wie hoch es denn noch ginge und wann wir endlich da wären, tauchten im Busch die Umrisse der Nordseite der Festung mit der Königsnase auf.




    Unweit des „Abratzky-Kamins“ thront die mit Wachtürmen gesicherte Festungsmauer auf dem mächtigen Bergmassiv. Wir befinden uns unterhalb der Nordostecke der Festung.




    Unweit des alten Burgaufganges schaut der Giebel des Alten Zeughauses über die Festungsmauer.




    Zugang zum Festungsaufzug mit der Jahreszahl 1972. Bemerkenswert die harmonische Einpassung in das Gesamtensemble, heute hätte man wohl bewusst einen Bruch erzeugt, um die verschiedenen Zeitebenen zu verdeutlichen und der Festung eine leichte, transparente und wohl gegliederte Struktur entgegenzustellen. Quasi die Leichtigkeit der Moderne besiegt die Schwermut der tyrannischen Vergangenheit…




    Am Horn:




    Vor uns taucht der Torravelin auf, darüber linkerhand die Johann-Georgenburg oder kurz nur Georgenburg, daneben die Streichwehr.




    Horn mit Seigerturm, Blick aus Richtung des Ravelins:




    Eingang zum Torravelin, das erste der drei in Folge zu passierenden Tore auf dem Weg in die Festung.




    Kursächsisches Wappen an der Georgenbatterie:




    Das ab 1589 über dem Aufgang zum Festungsplateau errichtete Torhaus mit Trockengraben und Holzrampe, rechts das Kommandantenhaus. Das Gebäudeensemble über dem Eingang wurde kürzlich sehr dezent saniert – insgesamt hinterlässt die Festung bezüglich ihres Gesamtzustandes mittlerweile einen hervorragenden Eindruck.




    Blicke hinauf zur Georgenburg:





    Die Grabenschere (1729-36) von oben, mittig das Medusentor, von dem ich leider kein ordentliches Bild fabrizieren konnte (es galt ja auch noch einen Job zu erledigen).




    Im eindrucksvollen Torgang:




    Torravelin, darüber das Horn mit Seigerturm.




    Auf der Georgenbatterie mit dem kursächsischen Wappen von hinten:




    Georgenburg-Impressionen: Die Johann-Georgenburg entstand 1619 durch Umbau der mittelalterlichen Burganlage, später diente sie als Staatsgefängnis. Der ursprünglich offene Arkadengang wurde zur gleichen Zeit wie der im kleinen Schlosshof zu Dresden errichtet und ist der einzige noch weitgehend intakte Bauteil des ursprünglichen Renaissancegebäudes.







    Streichwehr von der Festungsseite:




    Barockes Brunnenhaus neben dem Festungsaufgang:




    Blick in den 1563 bis 1569 abgeteuften und 152 Meter tiefen Brunnen:




    Kommandantenhaus, Festungsseite:




    Die aus der ursprünglichen romanischen Burgkapelle entstandene Garnisonskirche wurde Ende des 17. Jahrhunderts nach Plänen von Wolf Caspar von Klengel, dem das Dresdner Schloss seine Hausmannsturmhaube verdankt, in frühbarocken Formen umgestaltet. Erst 2000 wurde sie wieder geweiht und dient nun wieder als Gotteshaus.





    Blick über den Augustus-Platz zum spätbarocken Brunnenhaus:




    Weiter geht der Rundgang in Teil 2.

  • Auf der Festung Königstein (Teil II)

    Was man heute oft vergisst ist der Umstand, dass der Königstein noch bis 1949 militärischen Zwecken diente, dann bis 1955 als Jugendwerkhof. Erst seit 1955 ist die Festung Museum. Daher wurden die Verteidigungsanlagen stets den aktuellen Bedürfnissen angepasst und zahlreiche Zweckbauten neueren Datums hinzugefügt. Erst 1897 wurde zum Beispiel die Kaserne B im typisch sächsischen „Staatsstil“ errichtet, sie dient heute als Wohnhaus. Ein Vergleich bietet sich beispielsweise mit anderen staatlichen technischen Anlagen an, so auch den Hochbauten der Königlich-Sächsischen Staats-Eisenbahn.




    Davor das etwa zur gleichen Zeit beschusssicher in den Boden eingegrabene Kriegslazarett (1891-93).




    Die ursprünglich als Renaissanceschlösschen errichtete Magdalenenburg wurde im 19. Jahrhundert durch den Umbau zum Proviantmagazin völlig entstellt und harrt als letzter großer Bau der Festung noch der Sanierung. Nur der Wendelstein hat überlebt…





    Im Keller lagerte August einst sein berühmtes Riesenfass, das als Clou eine Tanzfläche aufwies. Wohl bekomm’s!






    Wieder bei Licht betrachten wir die liebliche Friedrichsburg in ihrer barocken Fassung als Lustschlösschen, die hoch über dem Elbtal thront und den Namen des preußischen „Sodatenkönigs“ trägt, mit dem August den Starken trotz gänzlich gegensätzlicher Neigungen so etwas wie eine Freundschaft verband. Bekanntlich vererbte sich diese innige Beziehung nicht auf die Sprösslinge…
    Einst besaß sie sogar ein mechanisches Tischlein-Deck-Dich, mit dem der Hausherr seine illustren Gäste zu beeindrucken wusste!





    Unweit davon das ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert stammende und im 19. Jahrhundert zur militärischen Ertüchtigung erdummantelte Geschossmagazin.





    Aus Zeitgründen musste ich mir den Nordteil der Festung schenken, der ohnehin kaum bedeutende Baulichkeiten aufweist. Es geht daher direkt hinüber in deren Südteil. Dabei blicken wir noch einmal auf das Kommandantenhaus.




    Die ewig lange Alte Kaserne stammt im Kern aus dem 16. jahrhundert und beherbergt heute diverse Gastronomie, Läden und Bedürfnisanstalten.




    Durch die Alte Kaserne gelangen wir zum Alten Zeughaus (1594).






    Artillerieschuppen neben dem Alten Zeughaus.




    Gegenüber der Alten Kaserne liegt das grässlich entstellte Offizierskasino. Auch wenn es sich „nur“ um einen architektonisch wenig bedeutenden Bau des 19. Jahrhunderts handelt, darf man doch fragen, wie man einen derartigen baulichen Eingriff an derartiger Stelle genehmigen konnte. Trotz wohlgeordneter Glasflächen wirkt der Klotz einfach nur furchtbar plump draufgepfropft. Man vergleiche nur mit den Eingriffen aus DDR-Zeiten, die durchaus ob ihrer zurückhaltenden Gestaltung zu gefallen wissen…



    …wie der Blick zum 1967 bis 1970 errichteten Personen- und Lastenaufzug beweist, dessen Turm sich harmonisch in die übrige Festungsbebauung einfügt.




    Noch einmal die Alte Kaserne, diesmal von der Südostseite.






    Das Schatzhaus von 1854/55 diente der Aufbewahrung des sächsischen Staatsschatzes, war also quasi das hiesige „Fort Knox“.




    Brunnenhaus von hinten.




    Im Kommandantengarten.




    Blick über den Trockengraben zur Georgenburg vom Festungsplateau aus.




    Fernblick auf das kursächsische Wappen an der Georgenbastion.




    Noch einmal Trockengraben und Grabenschere, diesmal von Süden:




    Kommandantenhaus:




    Und ein letzter Blick auf Magdalenenburg und Garnisonskirche:




    Der neuen Dauerausstellung „IN LAPIDE REGIS“ konnte ich leider nur einen Kurzbesuch abstatten. Dort befinden sich u. a. ein Übersichtsmodell der Festung und ein Diorama, das den Aufwand des Festungsbaues sehr schön veranschaulicht.





    Nach erfolgreichem Einsammeln der lieben Kleinen verlassen wir die Festung über den Hauptzugang und begeben uns per Bahn und Bus zurück in die Unterkunft.





    Zum Abschluss noch ein Blick ins Elbtal auf den Königsteiner Elbbogen, am anderen Ufer thront nicht weniger majestätisch der Lilienstein.




    Das waren meine Impressionen vom Königstein an einem recht trüben und windig-regnerischen Aprildonnerstag.