City of the Future

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    Na ja, das kommt ja immer darauf an ob jetzt gerade ein Boom ausbricht oder nicht. Ich persöhnlich würde allerdings sagen dass sich Deutschland seit den 70er Jahren kaum noch nennenswert verändert hat. Und das sind jetzt auch schon 30 Jahre. Also schaun wir mal was wir hier in D noch so bekommen... ;)
    Wobei: Wenn man den Karlsruhern vor 20 Jahren gesagt hätte dass heute ihre Straßenbahn 100km in die Region Fährt und es direktverbindungen von Karlsruhe -Marktplatz nach Heilbronn-Marktplatz gibt hätten sie einen warscheinlich auch ausgelacht...:rolleyes:

  • Hat nicht jemand Lust, sich mal ein bischen von der Realität zu entfernen und ein bischen rumzuspinnen? Ich kreiiere mal mein eigenes Zukunftsszenario:


    Der Mensch wird sich zunehmend seine eigene kleine Welt bauen, immer wenigen von seiner eigentlichen Umgebung beeinflusst werden. Durch das Internet wird der Umgang in der Gesellschaft ein ganz anderer werden, man muss (leider) nicht mehr in der Disse auf der Tanzfläche abspacken um sich ein paarungsbereiten Artgenossen zu suchen, man findet ihn im Netz. Diese Abkapselung kann man nicht nur beobachten, wenn es um so elementare gesellschaftliche Beziehungen geht, nein der Mensch baut sich auch zunehmend eine klimatische Hülle. Die zunehmende Angst/Paranoia vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Feinstaub (wohl eher Paranoia) oder vor tatsächlichen ökologischen Katastrophen, wie z.B. biologischen (das Zunehmen von Allergie-Fällen zeigt ja schon, dass die deutsche Jugend weder Krupp-Stah-hart, noch Leder-zäh ist) treibt die Menschen dazu sich Cancans zu bauen. Die post-industrielle Gesellschaft kennt wohl auch keinen schichtverkehr mehr, das Bedürfniss nach Mobilität wird so noch individueller.


    Was den Verkehr angeht, gab es schon einmal visionäre Ideen, zb den französischen Aerotrain? Als Krone der Schöpfung, wie wir uns ja gerne sehen gehe ich davon aus, dass es den ÖPNV in der heutigen Form nicht mehr geben wird, genau wie sich der MIV verändert. In Zukunft wird man die positiven Aspekte beider Systeme zu verbinden wissen.
    Jeder hat seinen eigenen Aerotrain mit dem er indivituel am Verkehr teilnehmen kann. Weil diese Dinger schwer zu steuern sind, werden sie vom Bordcomputer gelenkt. Dieser kann den Verkehr viel besser beobachten als der Mensch, und auch viel schneller Entscheidungen treffen, so werden Sicherheit und Geschwindigkeit zunehmen. Die Städte werden über Monorail-Highways verbunden, eigentlich nur Schienen aus Beton. Auf diesen Highways erreichen die Aerotrains zu Zügen zusammengeschlossen im Windschatten des Vordermannes Geschwindigkeiten von mehreren hundert Km/h. Dabei sind sie vollkommen erschütterungsfrei, weil die Fahrzeuge in 3cm Höhe über den Boden gleiten, man kann sich hinlegen, und noch ein wenig weiterschlafen.


    Die Stadt besteht nicht mehr aus einer Ansammlung einzelner Gebäude wie heute, sondern sie ist eine große wachsende Struktur, ähnlich einem Organismus. Ohne sie zu verlassen, ohne mit dem Klima der "Außenwelt" in Berührung zu kommen kann man jeden Ort erreichen, Verkehr wird nicht nur auf der Erdoberfläche abgewickelt, es gibt auch in der Höhe Verbindungen. Die Aerotrains fahren auch nicht einfach in die Stadt, sie fahren auch in der Höhe durch sie hindurch, und bringen einen bis zum Zielort. Alternativ gibt es vielleicht riesige Regallager, von denen aus man ein anderes Verkehrsmittel nimmt. Rollbänder wie auf dem Flughafen wären toll, oder diese futuristischen roller mit nur einer Achse, die per Gewichtsverlagerung gelenkt werden.


    Die Wohnungen werden nicht mehr mit Möbeln vollgestellt, sondern sind die Möbel. Das alte Klapp-Bett wird eine Renaissance erleben, Wohnungen werden immer platzsparender. Es wird Wohnungen geben, die der heutigen Wohnungen ncht mehr ähneln, sondern viel eher Landschaft (oder Höhlen) darstellen, so versuchen viele Menschen ihr Bedürfniss nach Natürlichkeit zu stillen, das sie haben, seitdem sie sich von wirklicher Natur immer mehr zurückziehen (mussten).
    Unser Prof. Szyszkowitz hat uns mal einige seiner Psychologen-Häuser gezeigt, auffällig war, dass die Behandlungszimmer immer unter der Erde lagen, oder zumindest teiweise von ihr umgeben. Es scheint in unserem Unterbewusstsein verankert zu sein, dass wir gerne in Hölen wohnen, bzw. im Fall des Psychiaters uns dort besonders gut entspannen können. Städte unter der Erde kann ich mir auch vorstellen, dort ist man vor allem sicher, was auf der Erdoberfläche passieren kann.
    Es kann aber auch sein, dass wir (back to the roots) wieder wie zu Homo-Errectus-Zeiten Vagabunden werden, unsere Sesshaftigkeit aufgeben. Den gesammten Hausrat schleppen wir dann in unserem Aerotrain mit uns herum. In einer Stadt bleiben wir nur solange wir müssen, ansonsten bereisen wir die Welt.



    Wie der Zufall so will, gab es letztes Jahr einen internationalen Wettbewerb zum Thema Zukunft der Architektur oder so ähnlich. Aufgabe war es, ein Horrorszenario zu entwerfen, und dazu die passende architektonische Lösung zu liefern. Gewonnen hat (natürlich) ein braunschweiger TU-Student - Jonathan Nestler. Ich kann den beizeiten ja mal fragen, ob ich seine Arbeit hier ins Netz stellen darf, oder ob es die schon irgendwo gibt. Interessant war die allemal.

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    Der Mensch wird sich zunehmend seine eigene kleine Welt bauen, immer wenigen von seiner eigentlichen Umgebung beeinflusst werden.


    Warum sich nicht gleich in eine große Glaskugel einsperren und eine Lan-Leitung direkt in den Kopf leiten wie in Matrix geschehen? ;)
    Wer weiß, villeicht kommt's ja so. Eine tolle Version da aussterben der Menschheit zu begehen...


    Was den Verkehr angeht, gab es schon einmal visionäre Ideen, zb den französischen Aerotrain?


    Na ja, das ding scheint der Schienenzeppelin der Moonorail zu sein. Und wo fahren Moonorails z.Z. fast ausschließlich: In Vergnügungsparks oder als U-Bahn ersatz. Ein Schicksal wie es auch eine bestimmte andere Einschienenbahn erleiden wird.


    Die Stadt besteht nicht mehr aus einer Ansammlung einzelner Gebäude wie heute, sondern sie ist eine große wachsende Struktur, ähnlich einem Organismus


    Du meinst ein einziges großes Gebäude ode was?


    oder diese futuristischen roller mit nur einer Achse, die per Gewichtsverlagerung gelenkt werden.


    Wie ich so auf einer Vorstellung der Dinger auf der eröffnung der Stuttgarter Messe zu sehen nicht für jeden zu gebrauchen ;)


    tädte unter der Erde kann ich mir auch vorstellen, dort ist man vor allem sicher, was auf der Erdoberfläche passieren kann.


    Dann bräuchte man schon mal keine Klimaanlagen mehr. Und bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen ist man noch viel näher am geschehen...

  • Ok, dann werd ich auch mal ein bisschen rumspinnen:


    Die Stadt ist ein einziger Haufen zusammengeklatschter Gebäude, also praktisch ein einziges großes Gebäude. Die gesamte Oberfläche (also die Dächer jener Gebäude) besteht aus Fußwegen und begehbaren Grünanlagen, alle Verkehrssysteme (sein es Straßen oder Schienen oder was auch immer) liegen unterirdisch. Es wird unterirdisch gearbeitet und eingekauft. Wer Geld hat wohnt in den oberen Geschossen der Gebäude und hat Fenster, wer keines hat wohnt unterhalb der Oberfläche und muss mit irgendwelchem technischen Schnickschnack über den menschenunwürdigen Zustand hinweggetäuscht werden, ohne echtes Tageslicht wohnen zu müssen.


    Ich muss hier gestehen, nicht den kompletten Thread gelesen zu haben. Sollte jemand bereits etwas ähnliches gepostet haben, ist er hiemit herzlich dazu eingeladen, es mir nicht mitzuteilen.

  • Dvorak,


    mal abgesehen von Deinen Ausführungen zu Allergien etc. scheint mir fast alles, was Du darstellst, seit mehr als 40 Jahren "Stand der Visionen" zu sein.


    Städte, die sich als quasi-organische Gebilde - eine Großform je Stadt - entwickeln, haben die japanischen Metabolisten schon in den Sechzigern zu Hauf ersonnen, vorne weg Kenzo Tange.


    Dem ersten nennenswerten Bau, der in etwa so, wie von Dir geschildert, aus Apartments mit Klappbetten, darin integriertem Klo, Multimedia-Schnickschnack und Mikrowelle besteht, dem Capsule Tower in Tokio, droht nach bald 40 Jahren Existenz bereits die Abrißbirne.


    Und pfiffige Monorail-Systeme mit Linear-Motoren gab es auf dem Papier auch schon damals - sogar in der Zone. Mein Vater hatte einen Akzent-Band "Schneller - aber wie?" im Regal (das waren populärwissenschaftliche Taschenbücher), den ich Mitte der Siebziger ob seiner bunten Bilder begehrte. Später, als ich selbst lesen konnte, hab' ich dann verschlungen, wie toll ich im Jahr 2000 leben werde. Die Ernüchterungsphase begann dann Ende der Achtziger, als ich mitbekam, dass nicht einmal die dazu gehörigen Tendenzen in Erscheinung traten. Auch dass es mittlerweile tatsächlich einen Transrapid gibt, haut mich im Jahr 2008 nicht wirklich aus den Latschen.


    Falls es also wirklich die von Dir skizzierten Trends geben sollte, so würde ich Pflos Frage mit 3000+ beantworten. Aber da uns bis dahin eh der Klimawandel, der Neoliberalismus, der Islam, die Bildungsarmut oder die Allergien ausgelöscht haben ... ;)

  • Der Punkt ist doch, es wird immer eine Zukunft geben!


    Egal ob wir das Jahr 1980, 2000, 2010 oder 2579 schreiben. Die Stadt der Zukunft wird immer irgendwie aussehen.


    Es wäre eigentlich eher spannend darüber zu diskutieren, mit welchem Methoden man quantitativ überhaupt die Stadt der "Zukunft" voraussagen kann. Weil in dem Moment, wo man eine Aussage trift, ist diese ja schon wieder Vergangenheit. Städte werden eben NICHT "fertiggebaut" und bleiben dann irgendwie so eingefroren, so wie man das in Deutschland gerne sehen würde.

  • AeG:


    ...ast alles, was Du darstellst, seit mehr als 40 Jahren "Stand der Visionen"...


    Schon viel länger. Wenn ich z.B. an den Familisteré bei Guise denke, dann kommt das meiner Idee einer großen Struktur schon sehr nahe. Das ist auch eine Stadt in einem Gebäude, dass man kaum verlassen muss. Wenn ich an die Cittá nuova von Sant'Elia denke, dann erscheint in meinem Kopf auch das Bild einer großen Struktur, was aber auch daran liegt, dass Sant'Elia immer nur Ausschnitte gezeichnet hat. Vor kurzem hatta jemand in der Shoutbox ein paar Render von Hadids Städtebauptojekt in Kartal eingestellt. Das ganze besteht zwar noch aus einzelnen Gebäuden, ist aber aus einer Form entstanden, und man kann es auch als eine lesen.




    Das Monorail System "Aerotrain" gab es schon in den 50ern, also seit mehr als 40 Jahren. Das Konzept war auch damals, als du von der Zukunf geträumt hast bereits keine Vision mehr, sondern bereits alltagstauglich, und man hatte bereits Verträge für eine erste Strecke in Paris. Hätte also durchaus Realität sein können, oder zumindest mehr als nur Papier.


    fehlplaner:


    Der Schienenzeppelin ist aber was ganz anderes, weil er ja auf Rädern rollt, und kein Luftkissenzug ist.


    Die große Glaskugel gab es mal auf einer Documenta in den 70ern. Ich glaube von Studio Rucker, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Die Lan-Leitung in den Kopf wird es auch geben.
    Vor Jahren schon habe ich auf der CeBit gesehen, wie man sich mithilfe eines Helmes künstlich einen Orgasmus erzeugen kann. Der Orgasmus entsteht ja im Kopf, und nicht in der Hose.
    Ich glaube es war die BBC die berichtet hat, wie Wissenschftler einem Querschnittsgelähmten Menschen einen Chip in den Kopf geflanzt haben. Dieser Chip war mit einem Computer verbunden. Nach kurzer Zeit war dieser Mensch in der Lage, den Mauscursor zu bewegen.


    @pflo:
    Muss ich dir vollkommen Recht geben.
    Viele "Visionen", die zu ihrer Zeit vollkommen undenkbar waren, sehen wir ja aber heute, teilweise sogar 1:1 realisiert, von daher kann man sich zumindest ein ungefähres Bild machen, wenn man zumindest ein paar Parameter hat.

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    Der Schienenzeppelin ist aber was ganz anderes, weil er ja auf Rädern rollt, und kein Luftkissenzug ist.


    Die beide eines gemeinsam haben:


    Ihre Erfolglosigkeit.