Stadtplanung | Stadtentwicklung

  • Angebot erhöhen. Und das geht einfach zu langsam von statten, wie alles mittlerweile zu langsam vorangeht, weil wir uns selbst totreguliert haben. ... Wenn wir nicht langsam am System selbst etwas ändern, wird sich beim Thema Wohnungsmarkt nicht viel tun


    Ich höre immer nur Wohnungsmarkt, als ob man sich über sonst nichts Gedanken machen müsste. Nach meiner Wahrnehmung wird ständig am System etwas geändert, es ist keineswegs so, dass nichts passiert - eine Fehlwahrnehmung deinerseits. Bestimmte Errungenschaften, die bei dir vielleicht unter dem Synonym "Totregulierung" laufen, einfach über Bord zu schmeißen, ist einfach nur fahrlässig.


    Ich kann mich erinnern, dass man vor 40-50 Jahren sehr freigiebig aufgelassene Industriebrachen bebaut hat, ohne Regulierung, ohne auch nur nachzudenken - bis den Bewohnern die Haare ausgefallen sind und festgestellt wurde, dass sie auf einer Giftmüll-Altlast siedeln; man hat sehr freigiebig - ohne "Totregulierung" - in Hochwassereinzugsbereichen Siedlungsflächen ausgewiesen, bis an Elbe und Oder die Siedlungen abgesoffen sind; und genauso ist man drauf und dran, sich von den Gefahren der chemischen Inudstrie nicht mehr beschränken lassen zu wollen (Stichwort: Seveso-Richtlinie); fast täglich ereignen sich in den Industrieparks Unfälle, es ist absehbar, das auch wieder Großschadenereignisse stattfinden wie 1993 in Griesheim. Natürlich war alles falsch und ist "Totregulierung", was man sich zur Vorsorge und Gefahrenabwehr seitdem hat einfallen lassen. Man kann über die HBO herziehen und sie als bürokratisches Monster geißeln, aber ist vorbeugender Brandschutz falsch? Barrierefreiheit? Was meinst du denn mit Totregulierung?

    2 Mal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Limette, es geht ja nicht darum alles "zuzubauen", sondern die Stadt weiter lebenswert zu halten. Niemand hier im Forum hat ja generell etwas gegen Kleingärten, sondern es geht um die Flächen innerhalb des Autobahnrings zwischen A5 und A661. Ausweichflächen können sehr gern am Statdrand (z.B. an der A 66 in Zeilsheim fällt mir sofort ein) entstehen, aber das Beharren auf die innerstädtischen Flächen führt de facto dazu, dass Kleingartenbesitzer für die Verdrängung von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen aus der Stadt verantwortlich sind und diese in der Folge stinklangweilig wird.


    Diese egoistische NIMBY-Einstellung kann ich ja von der einzelnen Person aus gesehen noch nachvollziehen, wieso sich die Politik in Frankfurt davon immer noch nicht emanzipiert hat, kann ich aber beim besten Willen nicht verstehen.


  • Ach und noch ein Wort zu den hier so viel gehassten Kleingärten: An meinem international besetzen Arbeitsplatz halt die niemand für "Slumviertel" (oder geht's da um die freien Gärten die man oft an Bahngleisen findet?). Im Gegenteil, die meisten finden das toll.Und wer Kleingärten für Privatgrillplätze halt hat wohl auch keine Freunde die einen Kleingarten besitzen, denn was wir dort eher kennen sind viele Familien (auch weil es für die meisten eben nur ne kleine Wohnung ohne Garten und Balkon gibt), die gerne draussen sind, ihr Gemüse und Obst selbst anbauen (was ja hier eher belächelt wird). Wer denkt dieses Konzept sei "obsolet" lebt wahrscheinlich ein komplett anderes Leben, kann sich Mieten im Europaviertel leisten und geht mindestens 1x pro Woche essen.


    Die Geschichte der Kleingärten, beginnend im 19. Jhdt., hat ja wirklich etwas mit Nahrungsmangel und Armut in städtischen Gebieten zu tun. Hinzu kommt eine soziale Funktion, nämlich als Rückzugsgebiet aus dem harten industriellen Arbeitsalltag (schlechte Luft in Arbeitervierteln, dh. Gesundheitsgefährdung). Schaut man sich die Lebensbedingungen Anfang des 20. Jhdt. und heutzutage an, so erkennt man gravierende Unterschiede, denn die Lebensqualität in den eigenen vier Wänden ist innerhalb von 100 Jahren durch technische Errungenschaften ja geradezu explodiert, auch leben die meisten "Großstadtkinder" heute nicht in verrauchten, schmutzigen Arbeitervierteln, sondern sogar die Trabantenstädte aus Beton bieten gute Luft und sauberes Wasser aus den Leitungen. Die Zwänge die zu Kleingärten Anfang des 20. Jhdt. im Stadtgebiet geführt haben existieren heute nicht mehr.


    Das Konzept der Kleingärten ist schon sehr speziell "deutsch". Auch in anderen Teilen der Welt wollen Menschen Erholung genießen und vielleicht nebenbei ein bisschen Gemüse anbauen. In Osteuropa (bin ein halber Osteuropäer!) gibt es das Konzept der Datschen, also richtige Häuser auf dem Land. In Deutschland wird es vielleicht eng, wenn alle Kleingartenbesitzer plötzlich auf Datschen umsteigen :D jedoch ist das Konzept insgesamt besser. Was bringt es an Erholung, wenn du aus deinem "Betonklötzchen" am Wochenende fliehst und in den Kleingarten direkt neben der Bahntrasse oder Autobahn pilgerst? Schau die mal die Lagen der meisten Kleingärten bitte an, Erholungsfaktor gleich null.


    Halten wir fest, dass die meisten User hier im Forum nicht prinzipiell gegen Kleingärten sind, diese im urbanen Raum aber nichts zu suchen haben. Wir leben in einer Zeit in der Menschen sehr mobil sind und die Erholung vom Streß der Stadt auf vielen Wegen geschehen kann, entweder Freizeitpark, Schwimmbad, Parkanlagen. Wir haben viel mehr Möglichkeiten als die Menschen vor 100 Jahren, auch diejenigen mit schmalem Portemonnaie sind nicht ausgeschlossen.


    Auf die Wohnungsmarktsituation will ich nur grob eingehen. Der Preis entsteht natürlich zu einem Teil durch Angebot und Nachfrage (Spekulation ist auch immer dabei!). Die Nachfrage im 21. Jhdt. nach Wohnungen in der Stadt ist immens, denn die Menschen besinnen sich auf die positiven Dinge der Stadt die man auf dem Land nicht findet, entweder ist es der Supermarkt um die Ecke oder das kulturelle Angebot in der Stadt. Es gibt tausend Gründe die für Wohnen in der Stadt sprechen! Sogar im Sozialismus in Osteuropa konnte man die Landflucht nicht per Erlass verbieten, sondern musste der gigantischen "Nachfrage" ein Angebot entgegenstellen. Stadtflucht und Landflucht sind Entwicklungen die nicht von der Politik ausgehen, um die sich die Politik aber kümmern muss.


    Deswegen sind im 21. Jhdt. Kleingärten im Stadtgebiet eigentlich nicht mehr tragbar. Keine 2 km vom Stadtzentrum in Frankfurt entfernt fangen schon die ersten Kleingartensiedlungen an und verbrauchen damit Fläche. Fläche lässt sich nicht beliebig herzaubern, sie ist in der Stadt begrenzt. Will man nun Wohnungen für alle Schichten in der Stadt, oder einer Minderheit den Luxus lassen zentral am Wochenende zu grillen? Ich gebe die recht mit den Luxuswohnungen im Europaviertel, die Neubauwohnungen in Frankfurt haben auch für mich eine gewisse Schmerzgrenze erreicht, aber genau aus diesem Grund ist günstiges, zentrales Bauland wichtig, dort wo jetzt Kleingartenvereine residieren.


  • Ach und noch ein Wort zu den hier so viel gehassten Kleingärten: An meinem international besetzen Arbeitsplatz halt die niemand für "Slumviertel" (oder geht's da um die freien Gärten die man oft an Bahngleisen findet?). Im Gegenteil, die meisten finden das toll.


    Um speziell noch mal auf die "Slumviertel" einzugehen...
    Ja es handelt sich hierbei wirklich um die Kleingärten an der Eisenbahnstrecke vom Flughafen zum Hauptbahnhof. Ich habe schon einige Leute gehört die meinten das wir in Frankfurt "schöne Slums" haben, mit so viel Grün :D!

  • ..., aber genau aus diesem Grund ist günstiges, zentrales Bauland wichtig, dort wo jetzt Kleingartenvereine residieren.


    Das wird eines der zentralen Probleme sein: Wie soll man dem "kleinen Mann" beibringen, dass Menschen auf ihren Schrebergarten verzichten bzw. mit diesem umziehen müssen, wenn dann doch wieder nur Wohnungen für Besserverdiener entstehen. Praktisch alles, was momentan gebaut wird, bewegt sich nicht mehr in der finanziellen Reichweite eines Durchschnittsverdieners. Selbst gefördertes Wohneigentum für Familien kann sich nur der leisten, der geerbt hat oder anderweitig zu Geld gekommen ist.
    Von daher steigt die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung (bei den Betroffenen wohl eher nicht) für die Räumung von Kleingartenanlagen erst dann, wenn auch Wohnungen entstehen, die einer größeren Gruppe zur Verfügung stehen als es momentan der Fall ist.

  • Nimmt man die Frankfurter Innenstadt (Hauptwache) als Bezugspunkt und schlägt einen Radius von 5 und 10 km darum, merkt man schnell, dass vieles, was sinnvollerweise als Entwicklungsgebiet herhalten sollte, in Richtung Oberrad, Offenbach und Neu-Isenburg verweist.


    Vor allem hier lassen sich U- und S-Bahn-Verbindungen von ca. 10 Minuten zur Innenstadt realisieren, die für mein Verständnis sehr viel mit dem Lebensgefühl, zu einer Stadt zugehörig zu sein, zu tun haben. Gleiches Tarifgebiet vorausgesetzt.


    Wer jetzt mit dem Argument Einflugschneise kommt, sollte sich bitte anschauen, welche höchstpreisigen Gebiete Londons in der Schneise von Heathrow liegen.


    Hier zur Verdeutlichung eine Kartenansicht :


    Quelle : "Topographische Darstellung des Schienengebundenen ÖPNV im Frankfurter Stadtgebiet" von Maxilmilian Dörbecker in Wikipedia, auf Basis von Kartenmaterial von OpenSteetMap.


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    Wenn man sich nur mal das Dreieck Offenbacher Landstraße/Strahlenberger Weg sowie den Bereich südlich der Offenbacher Landstraße ansieht, so scheint mir dort viel Platz zur "Abrundung" zu sein. Statt citynahem Wohnen findet man dort die viel diskutierten Kleingarten-"Slums".


    Die Flächen um die Gartenbaubetriebe Oberrad ("Grüne Soße") sollte man unangetastet lassen, da das doch auch identitätsstiftend ist für die Stadt.

  • Nimmt man die Frankfurter Innenstadt (Hauptwache) als Bezugspunkt und schlägt einen Radius von 5 und 10 km darum, merkt man schnell, dass vieles, was sinnvollerweise als Entwicklungsgebiet herhalten sollte, in Richtung Oberrad, Offenbach und Neu-Isenburg verweist.

    Nach meinem Eindruck handelt es sich bei der Fläche mehrheitlich um den Frankfurter Stadtwald

    Vor allem hier lassen sich U- und S-Bahn-Verbindungen von ca. 10 Minuten zur Innenstadt realisieren,

    Das halte ich für eine Täuschung deinerseits. Die Fahrzeiten der Linie 18 von Oberrad zur Innenstadt (Konstabler Wache) sprechen dagegen. Die Linie 17 erreicht "nur" den Bahnhof - und braucht dafür auch länger als 10 Minuten und die Verllängeung der A-Strecke ist heutzutage unbezahlbar.

    die für mein Verständnis sehr viel mit dem Lebensgefühl, zu einer Stadt zugehörig zu sein, zu tun haben.

    Leider liegt die einzige Stelle, an der eine Verbindung zur Innenstadt aus heute unbebautem Gebiet auf bestehendem Gleis wirklich in 10 Minuten möglich wäre, an der S5 zwischen Praunheim und Steinbach.


    Wer jetzt mit dem Argument Einflugschneise kommt, sollte sich bitte anschauen, welche höchstpreisigen Gebiete Londons in der Schneise von Heathrow liegen.

    Vermutlich liegt das daran, dass das Siedlungsgebiet älter ist als der Flughafen oder zumindest als die Gesetze zum Schutz des Fluglärms vor wachsenden Siedlungen, wie wir sie hierzulande haben.

  • Mod: Vier Beiträge aus dem Thread zum "Grand Tower" hierher verschoben.
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    Ein Frohes neues Jahr wünsche ich.


    Ich bin Studentin an der Bauhaus Universität in Weimar und schreibe ein Referat über den Grand Tower. Ein großes Thema ist bei uns der soziale Wohnungsbau. In Frankfurt sind ja 30% geförderter Wohnungsbau pro Bauprojekt angedacht. Leider konnte ich darüber nichts finden. Weiß einer von euch zufällig, ob dies auch im Grand Tower mit eingeplant wurde?


    Vielen Dank

  • Der B-Plan B556 besagt für den Teilbereich MK-3, in der Grand Tower steht:


    Im Kerngebiet mit der Signatur MK-3 sind mindestens 24.500 qm der Geschossfläche für Wohnungen zu verwenden.


    Q: Textteil zum B556, A.1.4


    Dass es geförderte Wohnungen sein sollen, ist nicht festgesetzt, auch nicht anteilig. Das wäre nach § 9 Abs. 1 Nr. 7 und 8 BauGB möglich, müsste aber ausdrücklich erfolgen und ist hier nicht gemacht worden.

  • Warum auch sollten in Frankfurt flächendeckend jeweils pro Projekt die für Käufer verbleibenden 70% direkt über den entsprechend erhöhten Kaufpreis die anderen 30% runtersubventionieren ? Das ist Wegelagerei und hat mit sozial wahrlich nichts zu tun. So würgt macht man den frei finanzierten Wohnungsbau ab und für Käufer, die bereits 6% Grunderwerbsteuer und 19% MwSt. auf die Baukosten kalkulieren müssen, wird Eigentumsbildung immer unfinanzierbarer. Dieser Beitrag der Käufer in die Gemeinschaftskasse sollte den Verteilungspolitikern reichen, wenn Sie auf Aktzeptanz hoffen.

  • Wird zwar etwas zum Exkurs, aber nun gut.


    Dass es in einer Stadt nicht nur Büros geben soll und diese dadurch abends zur Schlafstadt verkommt, sollte genauso ein städtebauliches Ziel sein wie die soziale Durchmischung der Bevölkerung, so dass es nicht zu Ghettobildung kommt. Genausogut möchte eine Stadt für die Schaffung günstigen Wohnraums möglichst wenig Geld ausgeben und das optische Stadtbild soll sich bei dem Ganzen auch noch vorteilhaft entwickeln.


    Das man die Kosten für Wohnraum erstmal versucht potentiellen Investoren aufzubürden ist eigentlich völlig berechtigt, ansonsten müsste dafür ja das Säckel der Stadt geplündert werden. Die Investoren haben in der Regel ja auch trotzdem was von dieser Vorgabe. So dürfen dann eben Hochhäuser oder größere Bürogebäude dort gebaut werden, wo es sonst nicht möglich wäre oder die Städte kommen dem Bauherren an anderer Stelle entgegen, das ist dann der Deal: (günstiger) Wohnraum für höhere Grundstücksausnutzung.
    In Münster etwa wurde für den Investor der Bebauungsplan für ein Minihochhaus am Bahnhof geändert und dafür in den städtebaulichen Vertrag die Vorgabe von günstigem Wohnraum gesetzt. Dass sich dort der Investor versucht um diese Vorgabe drumherumzudrücken, ist dort gerade Streitthema.


    Natürlich wäre es wenig sinnvoll die Vorgabe eines Anteils an günstigem Wohnraum flächendeckeckend vorzuschreiben, dann würde sich eben der Bau nicht mehr lohnen. Es ist dabei eigentlich weniger die Sichtweise relevant, dass dadurch die Miet- oder Kaufkosten der normalpreisigen Wohnungen zu stark steigen würden, als dass man eher sehen müsste, dass sich zu den höheren Preisen nicht mehr genügend Mieter/Käufer finden würden und deshalb für einen Investor keine Rendite dabei rum käme.


    Auf der anderen Seite finde ich es aber durchaus zumutbar, wenn bei Wohnungen der Luxusklasse mit einem Teil des Preises auch eine soziale Förderung einhergeht, etwa für günstigen Wohnraum.


    Bei der ganzen sozialen Betrachtung sollte man aber auch die von mir eingangs erwähnte städtebauliche und architektonische Wirkung nicht vergessen werden. Der Bebauungsplan ließ an Stelle des Grand-Tower ein Hochhaus zu. Sicher macht der Bebauungsplan auch eine Vorgabe zum Anteil an Wohnungen, nur hätten diese nicht zwingend in diesem Turm entstehen müssen. Nun bekommt man hier praktischen einen kompletten Wohnturm, der zudem ein architektonisches Highlight darstellen wird. Man hätte es dabei auch leicht überziehen können. Wenn hier als Bedingung für eine Baugenehmigung auch noch die Schaffung sozialen Wohnraumes gestellt worden wäre, hätte es vermutlich bis jetzt noch keinen Baustart gegeben oder es würde ein deutlich langweiliger Turm gebaut, davon hätte die Stadt nichts.


    Es ist halt ein Pokerspiel bei dem alle Seiten einen Gewinn für sich einstreichen wollen, überreizen darf man es trotzdem nicht. Wie die weitere Entwicklung vonstatten geht ist schwer vorherzusagen, allerdings werden die stark steigenden Mieten und Kaufpreise in den Städten wohl zu sich ändernden politischen Mehrheiten führen und die Politik insoweit unter Druck setzen, dass sie noch stärker auf soziale Belange bei Neubauprojekten setzt. Ein Anteil an günstigem Wohnraum könnte von daher von einer Kann- zu einer Pflichtentscheidung werden.

  • Die B-Pläne zum Europa-Viertel entstanden zu einer Zeit, da geförderter Wohnraum kein Thema war, von daher zwar die Vorgaben zu Wohnraum, aber nicht für geförderten Wohnraum. Das kam erst Jahre danach wieder auf die Tagesordnung.
    Es gibt im Grunde drei Wege, zu mehr gefördertem Wohnraum zu kommen: die Stadt baut auf eigenem Grund und Boden. Oder sie verabschiedet B-Pläne mit entsprechenden Festsetzungen, dann muss sie halt warten, ob es jemanden gibt, der dort diese Wohnungen bauen will. Darauf hat die Stadt nur beschränkten Einfluss, es gibt nur wenige Bauherren in diesem Segment (ABG, GWH, Nassauische Heimstätte).
    Oder sie handelt, wie beim DeuBa-Dreieck: höhere Ausnutzung hier gegen ein paar geförderte Wohnungen dort, wobei dort auch heißen kann, irgendwo in der Stadt. Und die Art der Förderung ist wichtig. Man kann Belegungsrechte zu reduziertem Mietpreis auf 12 Jahre ankaufen. Nach dieser Zeit fallen die Wohnungen aus der Förderung und sind frei vermietbar; das war in den 90er Jahren häufig gemacht worden mit kleiner Bauträgern. Etliche dieser Projekte sind heute längst keine Sozialwohnungen mehr und nehmen an den allgemeinen Mieterhöhungen nach Mietspiegel teil, wenn auch von einem geringerem Nieveau aus.

  • Vielen lieben Dank für die schnelle und ausführliche Erklärung. Dann wurden wir bei unserer Exkursion in Frankfurt wohl etwas falsch informiert. Da wurden uns die 30% geförderter Wohnungsbau als Vorgabe für ganz Frankfurt dargestellt.

  • Das Problem sind die sehr langen Bearbeitungszeiten bei Bebauungsplänen und allem was dazu gehört. Da kann man z. B. auch den Riedberg dazu zählen. als die U-Bahn noch nicht fertig war und der Grundstücksverkauf nur schleppend lief traf man dort die (Fehl-)Entscheidung neues Bauland in den anderen Quartieren nur noch an Bauträger statt Privatpersonen rauszugeben. Zwischenzeitlich hat dann seit 2010/2011 ein Run stattgefunden und genau diese Bauträger machen nun den dicken Reibach weil es keine Lonkurrenzsituation mit den frei von Privatpersonen mit Architekt gebauten Häusern mehr gibt. Aber auch z. B. im Kreis Offenbach hat man auch zu spät erkannt in Kaufverträge reinzuschreiben "Grundstück muss binnen 2 Jahren bebaut sein, oder Rückabwicklung", und so sind in vielen wenige Jahre jungen Neubaugebieten immer wieder Leerstandslücken. In der Hoffnung auf weiter steigende Preise wollen die Privatbesitzer nicht verkaufen und den Gemeinden sind die Hände gebunden das Bauland zurückzufordern und einem nicht Spekulanten zu verkaufen.

  • ... und genau diese Bauträger machen nun den dicken Reibach weil es keine Konkurrenzsituation mit den frei von Privatpersonen mit Architekt gebauten Häusern mehr gibt. ...


    Dass es keine frei bebaubaren Einzelgrundstücke gibt (auf dem Riedberg z.B.) hat damit zu tun, dass sich die Stadt aus der Erschleißung der Areale planmäßig zurückgezogen hat. Die gesamte Erschließung (Trinkwasser, Abwasser, Strom, Straße pp) wird in städtebaulichen Verträgen für große Terrains geregelt. Die Erschließungskosten werden von den Bauträgern getragen und in die Kaufveträge mit den Verbrauchern eingepreist. Das kann man mit einer großen Zahl von Eigentümern einzelner Bauplätze nicht hinkriegen.
    Vorteile: keine gesonderte Abrechnung der Erschließungskosten durch die Stadt, keine weiteren Kosten für die Haus- und Wohnungskäufer, schlanke Verwaltung. Dieses Verfahren läuft nicht, wenn die Stadt die Erschließung vornimmt, 10% der Kosten selbst tragen muss und Jahre für die sehr fehleranfällige Abrechnung braucht. Ich würde auch vermuten, dass das gewählte Verfahren fur Wohnungskäufer billiger ist.

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  • In Münster etwa wurde für den Investor der Bebauungsplan für ein Minihochhaus am Bahnhof geändert und ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Schönes Hochhaus. Die Änderung des Bebauungsplans ist eine angemessene Gegenleistung für die Quote von günstigem Wohnraum. Die Situation sieht anders aus, wenn die Stadt eine Quote ohne Gegenleistung fordert.


    In besonders teuren Hochhäusern muss die Durchmischung nicht geförderten Wohnraum bedeuten, Hartz 4 und Multimilionäre unter einem Dach? Die teuersten Wohnungen wären unverkäuflich. In Gebäuden wie Grand Tower reicht ein Anteil der Wohnungen für Mittelschicht.


    Wie man Tricksen wie in Münster vermeidet, das ist eine Frage für Juristen.

  • Auch Multimillionäre und Hartz IV unter einem Dach kann funktionieren. Es kommt da ganz auf das Gebäude und seine Einbindung in die Umgebung an.


    Stehen hohe Gebäude dicht an dicht, so sind etwa die unteren Etagen wegen ihrer schlechten Belichtung sehr unattraktiv für reiche Bewohner. Und falls man den direkten Kontakt vermeiden will, gibt es auch die Möglichkeit separater Eingänge/Erschließung. Dies hat man ja auch oft, wenn die Funktionen Büros und Wohnungen in einem Gebäude vereint werden. Bei einem recht frei stehenden Gebäude wie dem Grand Tower sind natürlich auch die unteren Etagen attraktiv. Die Verpflichtung preisgünstigen Wohnraum zu erstellen kann auch als Baulast eingetragen werden und dann in einem gewissen Umkreisradius in anderen Gebäuden verwirklicht werden.


    Eine Art Gegenleistung gibt es ja faktisch immer, so wird etwa in bestehenden Stadtgebieten mit Misch- oder reiner Wohnnutzung eine Verdichtung und Höherbebauung ermöglicht. Frühere reine Industrieflächen wie alte Bahn- oder Hafenanlagen werden für Bebauung umgenutzt. Ändert eine Stadt schon vorzeitig Bebauungspläne und sieht dabei keinen preiswerten Pflichtwohnraum bei Neubau vor, hat sie natürlich Schwierigkeiten diesen nachträglich durchzusetzen.


    Das Tricksen vermeidet man durch entsprechend ausgearbeitete Verträge die Strafzahlungen vorsehen oder man verweigert eben die Bauabnahme, wenn so etwas schon zuvor bekannt wird. Teilweise wird man da halt auch erst aus Schaden klug und eine Stadt schließt erst beim zweiten oder dritten Bauprojekt städtebauliche Verträge die wasserdicht genug sind.

  • Neues Wohngebiet im Süden Nieder-Eschbachs geplant

    Die Stadt plant im Süden Nieder-Eschbachs die Überbauung einer bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche von 66.000 Quadratmetern. Entstehen sollen gerade einmal 200 Wohneinheiten. Das ergibt einen durchschnittlichen Flächenverbrauch von 300 Quadratmetern für eine Wohneinheit - weniger als 22 Wohneinheiten auf der Fläche eines Fußballfelds nach Fifa-Norm. Die nordwestlichste Ecke des geplanten Wohngebiets ist übrigens 350 Meter Luftlinie von einer U-Bahn-Station entfernt. Und es handelt sich um die letzte Möglichkeit größeren Umfangs in diesem Bereich, ansonsten ist der Stadtteil eingeschnürt von Landschaftsschutzgebieten (Plan). Die heutige Pressemitteilung der Stadt:


    Am südlichen Ortsrand von Nieder-Eschbachs soll künftig ein neues Wohngebiet entstehen. Als ersten Schritt hierfür hat der Magistrat der Stadt Frankfurt den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nummer 917 – Nieder-Eschbach Süd gefasst. Diese Magistratsvorlage wird nun der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung zugeleitet. „Mit dem Bebauungsplan Nummer 917 soll die planungsrechtliche Grundlage für ein neues Wohngebiet im Süden von Nieder-Eschbach geschaffen werden. Ziel ist es, unterschiedliche Wohnformen für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Indem wir unsere Wohnbaulandentwicklung forcieren und attraktiven Wohnraum schaffen tragen wir dem dringenden Wohnbedarf in Frankfurt Rechnung.“


    Durch die geplante Bebauung soll der Stadtteil Nieder-Eschbach im Süden arrondiert und die Ausbildung des Ortsrandes angrenzend an das Landschaftsschutzgebiet umgesetzt werden. Entstehen könnten voraussichtlich rund 200 Wohneinheiten. Das Plangebiet wird derzeit fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Durch die Lage nahe der U-Bahn-Haltestelle Nieder-Eschbach ist es gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Mit einer Mischung aus Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten soll ein breites Angebot an Wohnformen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden – auch für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen. „Dabei wird ein Anteil von 30 Prozent der ermöglichten Wohnbaufläche im geförderten Wohnungsbau zu berücksichtigen sein“, sagt Planungsdezernent Josef.


    Durch die Einbeziehung des Bereiches südlich der Weimarer Straße, bisher mit dem Bebauungsplan Nummer 225 als Allgemeines Wohngebiet festgesetzt, soll eine Verzahnung des neuen Gebietes mit der vorhandenen Ortslage geschaffen werden. Der bisher als Ortsrand gedachte Streifen wird zukünftig Bestandteil des Baugebietes Nieder-Eschbach Süd sein und in diesem Zusammenhang angemessen beplant und festgesetzt werden. Für den Eingriff in Natur und Landschaft werden im städtebaulichen Entwurf Vorschläge zur Eingriffsminimierung erarbeitet und im weiteren Verfahren darüber hinaus Ausgleichsflächen nachgewiesen.


    Der Geltungsbereich des Bebauungsplans Nummer 917 umfasst 6,6 Hektar. Das Plangebiet grenzt im Norden an die Weimarer Straße und an die Grundstücke Gustav-Mahler-Straße 15, Fritz-Erler-Straße 26 und 29 sowie Niedereschbacher Stadtweg 29 bis 31. Im Westen wird es von der U-Bahn-Trasse der Linien U2 und U9 begrenzt. Im Süden und im Osten schließt das Gebiet an landwirtschaftliche Flächen an. Der Regionale Flächennutzungsplan des Regionalverbands FrankfurtRheinMain stellt für den Geltungsbereich „Wohnbaufläche geplant“ dar. Die Ziele des „GrünGürtelpark Nieder-Eschbach“ und die des angrenzenden Landschaftsschutzgebietes werden durch das Bebauungsplanverfahren nicht berührt.




    Plan: Stadt Frankfurt am Main

  • ^ An sich eine schöne Sache. Die fehlende Dichte ist angesichts des akuten Wohnungsmangels allerdings ein schlechter Witz, auch wenn hier wegen der Nähe zur dörflichen Struktur Nieder-Eschbachs nicht im 8-geschossigen Blockrand à la Europaviertel geplant werden kann. Dennoch zum Vergleich: Im Nordend-Ost etwa kommen auf der genannten Arealfläche von 66.000 qm mehr als 1.000 Einwohner unter (bzw. 15.837 auf 1 qkm). Die geplanten 200 "Wohneinheiten" im Sinn von Einfamilienhäusern/Doppelhaushälften etc. dürften auf 600 Einwohner kommen. Da wäre mehr drin.