Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

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    Meinst Du das ernst?


    Mal davon abgesehen, dass mir das Gebäude äußerst gut gefällt (schon als Simulation mit Planen): Wo wenn nicht hier sollte man denn ein historisches Gebäude wiederaufbauen?


    In der ganzen Umgebung (UdL / Lustgarten) stehen fast ausnahmslos historische Gebäude. Zusammen mit der Friedrichwerderschen Kirche und der Museumsinsel bildet es zudem doch eine (bau-)historisch sehr wichtige und interessante Epoche der Schinkelschen Bauten.


    Und schließlich nicht zu vergessen, geht es hier ja um den SCHINKELplatz. Insofern ergibt es doch schon Sinn das Gebäude von ihm wieder zu errichten (und kein anderes).



    PS: Bei aller Liebe für Pluralismus und Meinungsvielfalt, manchmal erschreckt es mich schon, wie wenig Konsens es in Berlin insbesondere bei derart (vermeintlich) grundlegenden/historischen Dingen gibt.

  • @ Kleist:


    also dazu möchte ich nur den Förderverein Bauakademie zitieren, der das m.M. nach sehr gut zusammengefasst hat:


    "Schinkel, der bedeutendste Baumeister Preußens und vielleicht wichtigste deutsche Architekt des 19. Jahrhunderts, schuf mit der Bauakademie ein Bauwerk, das in mehrfacher Hinsicht richtungsweisend wurde. Der Bau aus unverputzten ‘rohen’ Ziegeln, der darin an die Backsteingotik (z. B. Kloster Chorin, die Marienburg) anknüpft, ist ein Musterbeispiel für die Gewerbeförderung in Preußen. Angeregt durch englische Fabrikbauten des frühen 19. Jahrhunderts gilt der Bau in seiner technologischen Ästhetik als erster architektonisch bedeutsamer Industriebau in Deutschland. Aus ihm ging im 19. Jahrhundert der Typus der Stockwerksfabrik (z. B. Hackesche Höfe) hervor. Aufgrund ihrer Konstruktion aus tragenden Stützen und nichttragenden Wandelementen kann die Bauakademie als ein Vorläufer für die moderne Skelettbauweise angesehen werden.
    Das strukturale Element, die Segmentbogenkappe, später Preußische Kappe genannt, wurde auf einem Pfeilersystem mit Zwischenstützen (mangels Stahlträgern, die in Preußen noch zu teuer waren) seriell eingesetzt, die Serie der Elemente gleichsam dreimal geknickt zum städtebaulich wirksamen Kubus geformt. "


    Quelle: Förderverein Bauakademie e.V.

  • Genau so ist es. Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass Berlin seine Größe und Blüte dem Industriezeitalter zu verdanken hat. Insofern ist natürlich auch jener Architektur und ihrer Wurzeln eine besondere Bedeutung beizumessen.


    Die Bauakadamie wurde im Übrigen vor kurzem erst neu 'beplant'...


  • Der Liegenschaftsfonds Berlin hat die europaweite Ausschreibung für die Rekonstruktion der Bauakademie vorerst gestoppt. Das Projekt hätte unter den gegebenen Bedingungen keine Perspektive da es für einen "normalen" Investor unrentabel sei (ach ne?).
    Das Konzept sah eine vollständige Reko und eine Teilnutzung der Fläche von 75% durch den Förderverein vor.
    Das Nutzungs- und Finanzierungskonzept müsse man nun überdenken. Flier warf die Frage auf, ob das Projekt nicht besser in die öffentliche Hand (respektive dem Bund) gehöre. Wowereit verwies dagegen abermals auf die klamme Landeskasse.


    Artikel taz

  • Überlegungen zum Aufbau in Eigenregie

    Jetzt nur mal als Idee. Vielleicht gibt es hier Bauexperten, die sich mit Technologie und Kosten auskennen, die diese Idee verwerfen können, jedenfalls: Wäre es allzu unrealistisch die Bauakademie durch eine Schar Freiwilliger aufzubauen?


    Ich beziehe mich auf (gemeinnützige) Projekte in den Niederlanden, wo beispielsweise die Nutzer eines ehemals besetzten Kulturhauses das Gebäude in Eigenregie, natürlich mit professioneller Hilfe, kernsaniert haben. Durch die vielen Leute, die einfach das Projekt retten wollten, konnten die Kosten ungemein gedrückt werden.


    Nun frage ich mich in Bezug auf die Bauakademie: wäre es Realistisch die Bauakademie durch einen Haufen enthusiastischer Laien, die sozusagen die Handlangerarbeiten erledigen wieder aufzubauen? Ich meine: die Bauakademie ist in Grunde ja ein Backsteinbau, das heisst, es ist lediglich ein Gestapel von Backsteinen. Die Trägerkonstrukte dürften, in Anbetracht der technischen Mittel der damaligen Zeit, auch recht "einfach" (also ohne schwerem und teurem Geschütz) errichtet worden sein. Mir ist klar, dass es immer noch Materialkosten gibt, und man immer noch (teure) Sachverständige und Profis braucht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es haufenweise Liebhaber geben könnte, die einen Tag in der Woche für "ihr" Projekt opfern würden, um das Ganze hochzuziehen.


    Mir geht es jetzt nicht darum, wie man die Menschen motiviert, mir geht es darum, ob das aus technischer/logistischer Sicht überhaupt Sinnmachen würde und ob es die Kosten wirklich drücken würde. Ich komme leider nicht aus dem Baugewerbe.

  • ^ nun, im Prinzip ist sowas natürlich immer möglich. Mit der Musterecke hat man es ja vorgemacht. Vorausgesetzt es findet sich eine entsprechende Anzahl fachlich versierter Enthusiasten... Aber es stellt sich natürlich auch da die Frage der Finanzierung. Abgesehen von einer Entlohnung der Arbeitskräfte ist natürlich entsprechend schweres Gerät und eine gewisse Logistik zwingend erforderlich.
    Und schlussendlich muss auch das Material irgendwoher kommen - das sind ja da nicht irgendwelche Allerweltsziegel, sondern zum Teil sehr aufwändige Formsteine.

  • Tel33: Du nimmst meine Fragen auseinander und stellst sie nochmal. So kommen wir nicht weiter ;)
    Natürlich stellt sich die Frage der Finanzierung weiterhin. Wie schon von mir erwähnt, braucht es auch weiterhin (teure) Sachverständige, und (teure) Maschinen, und auch die Materialkosten werden weiterhin anfallen. Ich fragte explizit, inwiefern man dies mit einem Heer freiwilligen Enthusiasten verwirklichen könnte, die keine Entlohnung (im Sinne von Gehalt) verlangen, und die Handlangerarbeiten erledigen. Ich meine beispielsweise: würde man auf diese Weise mit den von Wall gestifteten 16 Millionen auskommen?
    Könnte man Geld sparen, indem man (durch enthusiastischen Einsatz der Freiwilligen), viele Arbeiten händisch erledigt, wie es 1836 der Fall war?


    Ich gehe von folgender Rechnung aus: man erledigt heutzutage viele Arbeiten durch teure Maschinen, da die Arbeite damit schneller erledigt und dadurch die (teure) Arbeitszeit verkürzt wird und das Bauen gesamt somit billiger wird. Was aber wenn die Arbeitszeit nicht mehr teuer ist, da die Arbeitskräfte keine Entlohnung fordern, dann könnte man sich wieder Zeit mit dem Bau lassen und dadurch die kostengünstigen Mittel einsetzen.


    Das meinte ich, und hierzu wäre eine fachkundige Meinung gefragt.


    Zur Musterecke: wurde die wirklich in "Eigenregie" gebaut? Wäre mir neu. Wie war das organisiert?

  • Hallo,


    dass die Arbeitskräfte kostenlos sein könnten ist zwar eine gute Idee, es gibt ja auch 100te Beispiele dass dies funktioniert. Mein Opa und seine Rentnergang hat vor ein paar Jahren so eine komplette Kirche in Eigenregie saniert.
    Lasst uns einen Blick nach Ägypten, Asien, Südamerika wechseln - dort kommt selten Systemschalung zum Einsatz, die bei uns auch in den 50/60er Jahren übliche händische Holzschalung kommt dort noch zum Einsatz - dauer zwar viel Länger, genügt jedoch den Anforderungen - dass ich dies nicht unbedingt auf ein geometrisch kompliziertes Gebäude anwenden kann ist klar.


    Großes Aber :


    Stellt euch vor, ihr würdet eure Arbeitskraft zur Verfügung stellen : Könnt ihr Beton richtig anmachen, verarbeiten, geschweige denn Schalung zimmern, Hilfskonstruktionen aufbauen ? Wenn die Leute schon kein Spargel stechen können weil sie es im Kreuz haben, so bezweifle ich dass es ein Großteil im geweblichen Bau aushalten würde.
    Schaut euch doch nur diese Dokusendungen auf Vox und Co an - die Leute wollen ihre Häuser selbst bauen und wollen die Welt aus den Angeln heben - als erfahrener Bauingenieur entdecke ich in jeder Sendung mind. ein Dutzend grob fahrlässige Fehler !

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    Zum großen Aber: natürlich braucht man Fachkräfte, die möglicherweise "eingekauft" werden müssen, damit man keine groben Fehler begeht. Allerdings: lernt man einmal richtig Betonmischen, dann kann man es danach, oder irre ich? Zudem schließt es sich nicht aus, dass Fachkräfte sich genauso am freiwilligen Prozess beteiligen. Ich stelle mir vor, dass gerade Leute vom Fach (also denen die Bauakademie aus idealistischen Gründen am Herzen liegt), sich als begeisterte Maurer beteiligten könnten.
    Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch Fachleute und Spezialisten Herzblut in das Projekt stecken könnten: Statiker, Vermesser, Ingenieure jeglicher Art. Letztendlich baut man sich doch eine Art (Fach)Ikone.


    Ist der Plan eigentlich, Beton zu verwenden, oder sollte die BA als Backsteinbau rekontruiert werden?



    Nachtrag: mir ist der idealistische und etwas gutgläubige Gehalt dieser Idee durchaus bewusst, es wäre aber schade, wenn man diese Möglichkeiten nicht in betracht ziehen würde. Gerade bei Liebhaberprojekten wie die BA nervt es mich, wenn man sich ganz konventionell auf Staat und Politik und Beamten verlässt, anstatt neue und frische Wege zu gehen. Die Spende von Wall war ein wunderbares Angebot. Mir kam aber vor, dass seine Spende vor allem Befremden ausgelöst hat. Wieso eigentlich? Obrigkeitsdenken?

  • Es gibt mal wieder eine neue Stiftung die das Ziel verfolgt die 45 MEURO für den Wiederaufbau aufzutreiben um pünktlich zum 175. Todestag von Schinkel am 9. Oktober 2016 die Bauakademie feierlich wiederzueröffnen.
    Die Kosten sollen weiterhin komplett durch Spenden finanziert werden.
    Ob diese Stiftung erfolgreicher als die bisherigen bei der Einsammlung selbiger ist kann man bezweifeln.


    Vielleicht hat man ja beim Senat bermerkt, dass eine vollständig private Finanzierung wenig erfolgversprechend ist und lässt deswegen derweil ein Gutachten erstellen um die Voraussetzungen für die Wiederrichtung und Nutzung zu ermitteln. :keineahn:


    Artikel BerlinOnline

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    Einmal editiert, zuletzt von dieselbär ()

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    Leider gibt es wohl keine Neuigkeiten zur Bauakademie?


    In der Schinkelkirche gibt es übrigens eine kostenlose Ausstellung zu Schinkel u.A. auch einige weitere Informationen über die alte Bauakademie. Was ich nicht wusste: auch Schinkel hatte mit der Finanzierung zu kämpfen und hatte aus diesem Grund die untere Etagen für Geschäfte konzipiert, dessen Mieter die Kosten des Baus wieder auffangen sollten. Schinkel hatte in der oberen Etage zustätzlich seine Privatwohnung.


    Ich frag mich, warum man nicht ein ähnliches Konzept für den Wiederaufbau anstrebt? Wollte Hans Wall da nicht was machen? Ich glaube er wollte ebenfalls eine Privatwohnung mit drin haben. Warum nicht?


    Eine öffentlich-private Konzeption wäre doch denkbar (Erdgeschoß und Privatwohung privat, die anderen beiden Etagen öffentlich). Aber der Senat spielt nicht mit?

  • Hans Wall ist aussen vor, da der Regierende Bruchpilot Wowereit keine Kostengarantie für die 20 Mios. übersteigende Baukosten übernehmen wollte. Interne Kostenschätzungen gehen wohl von etwa 40 Mios aus.


    Zudem will der altersstarrsinnige Kolhoff immer nur die große Lösung: wäre man vor 10 Jahren mit der Lehrbaustelle weitervoran geschritten käm' der Bau heute schon aus der Erde...

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    Was hat denn Kollhoff mit der Bauakademie zu tun? Ich bin da nicht so informiert. Wie war denn die Situation vor 10 Jahren?


    Es gibt mal wieder eine neue Stiftung die das Ziel verfolgt die 45 MEURO für den Wiederaufbau aufzutreiben um pünktlich zum 175. Todestag von Schinkel am 9. Oktober 2016 die Bauakademie feierlich wiederzueröffnen.
    Die Kosten sollen weiterhin komplett durch Spenden finanziert werden.
    Ob diese Stiftung erfolgreicher als die bisherigen bei der Einsammlung selbiger ist kann man bezweifeln.


    Ich bin mir sicher, daß das vollständig durch Spenden finanzierbar ist. Man sieht's doch an der Frauenkirche, am Stadtschloß etc. Der Hunger der Bürger nach historisch-ästhetischer Rückanbindung und Wiedergewinnung von Identität ist unersättlich. Und dann gibt es noch genug Promis, die gerne größere Beträge spenden.


    Man muß einfach mal anfangen mit dem Bau, eine Infobox hinstellen und fertig.


    Mit dem Datum 2016 sollte man nichts herbeizwingen. Da muß man Größe und Souveränität zeigen. Das Teil muß stehen. Das ist die Hauptsache.

  • Ich bin mir sicher, daß das vollständig durch Spenden finanzierbar ist. Man sieht's doch an der Frauenkirche, am Stadtschloß etc. Der Hunger der Bürger nach historisch-ästhetischer Rückanbindung und Wiedergewinnung von Identität ist unersättlich. Und dann gibt es noch genug Promis, die gerne größere Beträge spenden.


    Hm, so gerne ich dir da zustimmen würde, aber ich denke nicht, dass die Bauakademie ein ähnlich hohes Ansehen genießt wie die Frauenkirche oder das Stadtschloss. Gerade die Frauenkirche hebt sich hier deutlich ab. Im Forum wurde schon oft darüber diskutiert, dass diese Rekonstruktionsprojekte wenig miteinander vergleichbar sind.
    Von staatlicher Seite hat man sich auf die Finanzierung des Stadtschlosses festgelegt. Für die Bauakademie wird man daher leider keine Gelder in größerem Maßstab erwarten können (wobei das Land Berlin immerhin das Grundstück kostenlos zur Verfügung stellen würde).
    Insofern muss der Bau durch Spenden oder einzelne Privatinvestoren finanziert werden.
    Zudem müssten bei der jetzigen Nutzungskonstellation Profitinteressen nach hinten gestellt werden, da ca. 75% der Fläche vom Förderverein und diesem kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen. D.h. auch die Betriebskosten müssten in der Folge finanziert werden. Wäre toll wenn Hans Wall und Hasso Plattner sich zusammentun würden ;)
    Eine andere Möglichkeit wäre sich komplett von besagtem Nutzungskonzept zu verabschieden und das Gebäude vollständig Privatinteressen zu überlassen.


    Man muß einfach mal anfangen mit dem Bau, eine Infobox hinstellen und fertig.


    Wer soll das denn machen? Das Land Berlin etwa dem das Grundstück gehört? Wohl kaum… Die haben mit dem Flughafendesaster andere Probleme um die Ohren.

  • Mir ist völlig bewußt, daß die Projekte sehr unterschiedlich sind. Ich denke, meine Aussage trifft trotzdem zu. Außerdem ist die Akademie wohl billiger als die Frauenkirche.


    Und: Diese Projekte liegen bereits hinter uns. Es wird zur Normalität, daß die Bürger sich die Leckerbissen ihrer Stadt selbst bauen. Überspitzt formuliert.


    Ich bin der Meinung, daß diese Dinge in Zukunft viel unproblematischer und selbstverständlicher ablaufen, wenn genug Interesse seitens der Bevölkerung da ist.


    Sicherlich muß da auch ein Mäzen oder sowas einspringen, um das Ganze erst mal ins Rollen zu bringen.


    Ich sehe da einen Wandel und eine neue Entwicklung. Die sollte man mutig aufnehmen.

  • Nun, es hindert niemanden die Bürger der Stadt Berlin daran einen entsprechenden Verein zu gründen und für den Wiederaufbau der Bauakademie zu werben bzw. Spenden zu sammeln.

  • Den Verein gibt es doch schon seit 1994 und dieser hat bis dato keine durchschlagenden Erfolge gehabt. Der gute Draheim ist mit seinem Bildungverein, der das Haus Stück für Stück bauen wollte, ausgebremst worden