Einzelhandel: Bauten & Berichte

  • Einzelhandel: Bauten & Berichte

    Der neue Immobilienreport Einzelhandel Stuttgart 2015 Colliers B&K enthält u.a.:


    - Bilder & Berichte vom Projekt Lautenschlagerstr. 22-24, Dorotheen Quartier und Gerber (S. 32, 6-14)
    - Mietpreisgrafiken der einzelnen Läden rund um Königstraße / Marktplatz (S. 24-29)
    - Übersicht über die Einzelhandels-Situation in einzelnen Stadtteilen (S. 46-47)


    Interessante Zahlen daraus zur Gesamtlage (S. 16-18):


    Bei der Einwohnerzahl im Umkreis von 50 Kilometern befindet sich Stuttgart von 6 ausgewählten Regionen auf Rang 4:
    1. Düsseldorf: 8,6 Mio.
    2. Berlin: 4,7 Mio.
    3. Frankfurt: 4,4 Mio.
    4. Stuttgart: 4,2 Mio.
    5. Hamburg: 3,4 Mio.
    6. München: 3,2 Mio.


    Bei den Faktoren Kaufkraft und einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner, Kaufkraftkennziffer, Zentralitätskennziffer, Einzelhandelsumsatz pro Einwohner liegt Stuttgart jeweils auf dem 3. Platz.


    Mit Abstand Nr. 1 (bzw. Letzter, je nach Blickwinkel) ist Stuttgart beim City-Verkaufsflächenanteil, also wieviel Prozent der städtischen Verkaufsfläche in der Innenstadt liegen:
    1. Stuttgart: 58%
    2. Düsseldorf: 38%
    3. München: 28%
    4. Frankfurt: 24%
    5. Hamburg: 13%
    6. Berlin: 12%


    Das sieht für mich bei Stuttgarts speziellem Profil (Kessellage, Straßenbau) nach einer krassen Fehlplanung aus.


    Und wenn ich das richtig verstehe, wird bei diesen Angaben das Milaneo dabei nichtmal zur City gerechnet (!).

  • Weniger Fehlplanung, als der Topographie geschuldet. Ein Einkaufszentrum in Halbhöhenlage funktioniert nciht, eines ausserhalb des Kessels ist zu peripher. Also steht die verkaufsfläche im Kessel und wird dort gezählt. Dafür sind die Flächen relativ zur Einwohnerzahl der Region nicht allzu gross.
    Ob es keine krasse Fehlplanung ist, in anderen Städten mehr Einkaufsfläche auf die grüne Wiese abdriften zu lassen? Die Region Stuttgart bremst da seit vielen Jahren erfolgreich, und deutlich stringenter als andere Regionen.

  • Ob es keine krasse Fehlplanung ist, in anderen Städten mehr Einkaufsfläche auf die grüne Wiese abdriften zu lassen?


    Mir ist genau der gleiche Gedanke gekommen. Im Ruhrgebiet haben mittlerweile Grüne-Wiese-Einkaufszentren die Innenstädte so ausgeblutet, dass mancherorts bis zur Hälfte der Lokale leer stehen und Auslagen beklebt werden, damit sie weniger erschrecken - wie hier im Juni 2014 fotografiert (so sah es dort im Mai 2012 aus - s. drittes Foto). Stuttgart hat demnach eine gesunde Einzelhandelsstruktur - wichtig wäre natürlich auch, wie sich die 42 Rest-Prozente zwischen den Grüne-Wiese-EKZs und Stadtteilzentren aufteilen.

  • das Problem an Stuttgarts Randlagen, z.B. Riedenberg, ist das Gefühl dass man ohne Auto/Fahrrad nicht mal morgens Brötchen holen kann, da es reine "Schlafstädte" zu sein scheinen.

  • Wobei das sicher nicht am Bebauungsplan sondern an der mangelnden Nachfrage in solche kleinen Vororten liegt. Primäre Einfamilienhausgebiete haben da eben ein systematisches Problem mit der Einwohnerdichte - die Brötchen gibts dann im nächstgrösseren Vorort.
    Man kann halt nicht alles haben - 100m Abstand zu allen Nachbarn und das bei jedem Haus aber gleichzeitig bei allen alle Läden direkt vor der Hautüre haben geht halt nicht :)

  • Ich sehe das ähnlich. Eigentlich ist es ein Vorteil dass die Einkaufszentren nicht auf der grünen Wiese stehen. In der Stadt sind sie auch per ÖPNV erreichbar.
    Die außerhalb gelegenen Einkaufszentren stehen dann denke ich auch gleich außerhalb von Stuttgart, z.B. eben die Breuningerländer in Ludwigsburg und Sindelfingen.

  • Das sieht für mich bei Stuttgarts speziellem Profil (Kessellage, Straßenbau) nach einer krassen Fehlplanung aus.

    Dürfte zum Großteil der Lage geschuldet sein wie hfrik schon sagte. Die die City umgebenden Innenstadtbezirke sind alle im "Flachland" dicht besiedelt und danach beginnt der Berg. So gesehen ist im gesamten Kessel die zentrale City das mit Abstand führende Einzelhandelsquartier. Allerdings könnten Lagen hinter dem Berg, sei es in Möhringen, Zuffenhausen oder Cannstatt, durchaus größere Handelszentren vertragen. Zuletzt sind dort eher mittelgroße entstanden (Schwabengalerie, Cannstatter Carree).


    Ich bin ähnlich olumn nicht der Meinung, daß eine solche Konzentration den Menschen dienlich ist. Etwas mehr Dezentralität würde viele Wege und Zeit sparen helfen. Aus Sicht eines Plieningers, Uhlbachers oder Hofeners ist nämlich die City Peripherie. Auch in anderen Bereichen gibt es Dezentralisierungstrends, siehe Energie. Sind oft sehr langfristige Entwicklungen. Und der angeführte Städtevergleich zeigt ja eigentlich schon, welche Verteilungen sich in etwa (optimalerweise) herausbilden, wenn keine derartigen topographischen Zwänge bestehen.

  • Streich optimalerweise, und setze "sich historisch herausgebildet hat". Aktuell gibts bei den städten keine stadtflucht mehr sondern ehel Landflucht.
    Wie viel Einzelhandel es in Uhlbach und Co gibt hängt von der lokalen Nachfrage ab, der typische Einzelhandel auf der grünen wiese siedelt sich dort nicht an, und hilft auch in keiner Weise bei der Nahversorgung, da eben auf der grünen Wiese und nicht bei den Bewohnern.
    Aktuell tragen Aldi, Lidl &Co ab einergewissen Ortsgrösse (3-5000 einwohner) die Nahversorgung, zusammen mit lokalen Bäckern, Metzgern, etc. Nicht immer an den optimalen Standorten, was oft dem Baurecht geschuldet ist,und dem Willendie "Einheimischen" gegen diese "Eindringlinge" zu verteidigen. Womit sich dann die 800-1000qm Fläche nicht im Ortszentrum findet, sondern am Ortsrand imIndustriegebiet, wo der Standort nicht verhinderbar ist.

  • Streich optimalerweise, und setze "sich historisch herausgebildet hat".

    Nein, das korreliert hoch. Daß sich die praktischen Strukturen etwas träger als theoretische Optimalität entwickeln, ist dabei selbstverständlich.


    Die Statistik beschreibt City vs. restliches Stadtgebiet, nicht City vs. Grüne Wiese. das ist gerade in Großstädten ein Riesenunterschied.
    Wobei der Cityanteil in einer 500.000-Stadt tendenziell größer sein dürfte als in einer Millionen- oder gar Multimillionenstadt.

  • Eben, und es beschreibt bei den Flächen eben nicht City vs. Nahversorgung, sondern city vs. NAhversorgung+grüne Wiese. Weswegen ein Schluss von wenig City Anteil auf Vile anhversorgung eben ein Fehlschluss ist.
    Die Nahversorgungsproblematik entsteht systematisch wenn Ortsteile - unabhängig davon ob auf dem Land oder als abgelegener Teil einer Grosstadt - zu klein werden - und die Schwelle für "zu klein" stieg bisher an.
    Dir niedriste Schwelle scheinen ausgerechnet die zu sein, denen man das bisher am wenigsten zugetraut hat, und die man deswegen versucht hat zu vergraulen, statt ihnen den roten Tepich auszurollen - die klassischen Discounter.
    Ansonsten habe ich kein Patentrezept für zu klein geratene schlecht erschlossene Stadtviertel. Eventuell kann man dort vorsichtig die Bebauungsdichte reduzieren, das wird aber in der grosstadt eher nicht funktionieren, auf dem Land schon eher.
    Ansonsten weis wer sich heute entlegen ansiedelt, dass keine Nahversorgung da ist, und auch keine mehr kommen wird. Von dem her sehe ich das als schwindendes Problem, da die Schwelle für die Nahversorgung nicht mehr dramatisch zu steigen scheint.

  • Wobei sich die (Nah)versorgung auf Angebotsseite neuerdings ebenfalls dramatisch ändert. Sicher nicht anläßlich deutscher Siedlungsentwicklungen, jedoch dieser zugute kommend: Onlinehandel und Paketdienste. Bis hin zu visionären Paketdrohnen, nun ja...


    Im Bereich Lebensmittel ist übrigens seit der Erfindung von Kühlschrank und -truhe keine Nahversorgung mehr erforderlich. Allenfalls für Desorganisationstalente oder besonders elitäre Menschen. Die Anderen werden einmal in zwei Wochen durchaus etwas weiter fahren können, um den Vorrat aufzufüllen.


    Ein anderes Thema sind freilich Gesundheitsdienste. Daß sich in den großen Städten bald ein viel größerer Anteil an Alten, Kranken, Nichtverdieneren, Sozialtransferempfängern & Co tummeln wird als früher, ist jedoch als Kollateralschaden hinzunehmen. Hauptsache ist, sie fahren ÖPNV statt Auto. Okay, hier geht´s um Einzelhandel.

  • Nun, ohne selbstfahrende Autos ergibt sich für Alte kranke, behinderte eine Präferenz für ÖV, da der eben im Gegensatz zum Auto für wirklich alle nutzbar ist, so er in genügend kurzer Entfernung hält.
    Olninedieste verbessern die Versorgungssituation im ländlichen Raum, korrekt. Was dann aber genau nicht gegen eine Konzentration von Einzelhandelsflächen im Stadtzentrum spricht.
    Dass man sich heute auch ohne Laden um die Ecke versorgen kann - geschenkt - der Wunsch nach Nahversorgung sit aber bei denen, die das gewohnt (waren) nach wie vor da. Wer seinen Ortsteil nur ohne Läden kennt wird sich 8wie oben schon geschrieben) damit arrangieren. Angenehmer ist das Leben mit Nahversorgung. Weswegen solche Bereiche dann eher für extensive Wohnnutzung geeignet sind.

  • Stuttgart ist "drittattraktivster Einzelhandelsstandort" Deutschlands:


    01 München (93%)
    01 Hamburg (93%)
    03 Stuttgart (91%)
    03 Frankfurt (91%)
    05 Berlin (90%)
    06 Düsseldorf (89%)
    06 Köln (89%)
    08 Hannover (81%)
    09 Nürnberg (78%)
    10 Freiburg (74%)
    10 Mannheim (74%)
    10 Münster (74%)
    10 Würzburg (74%)


    Das Rating setzt sich aus drei Teilrankings mit insgesamt 35 Parametern zusammen:
    - im Teilranking 'Demografie/Ökonomie' belegt Stuttgart Platz 4 (91%)
    - im Teilranking 'Einzelhandel' belegt Stuttgart Platz 1, zusammen mit München (97%)
    - im Teilranking 'Standort/Immobilien' belegt Stuttgart Platz 7 (84%)


    Bei den 'Standort/Immobilien'-Parametern besteht für Stuttgart demzufolge also noch Nachholbedarf:
    Miethöhe, Kaufpreishöhe, Preisentwicklung, Mieternachfrage, Nachfrageintensität, Einzelhandelslagenstruktur, Flächenstruktur, Branchenmix, Betreibermix


    Quelle: http://www.comfort.de/research…ing/comfort-city-ranking/


    Allerdings zweifle ich ja etwas an der Qualität eines Rankings, dessen Ersteller nicht einmal in der Lage sind, korrekte Platzierungen zu nennen (Wenn sich z.B. zwei den ersten Platz teilen, dann ist der nächstplatzierte nicht Zweiter sondern Dritter...)


  • Das Ranking belegt doch, was für einen Rang und eine Bedeutung Stuttgart als Einkaufsstadt auch hat - dies mal ins Stammbuch von all den Mießmachern und ewig gestrigen, die Milaneo, Gerber usw. zwanghaft schlechtreden wollen. Ich freue mich übrigens, das im Stuttgarter Einzelhandel grade so viel Bewegung ist und unsägliche "Omaläden" wie Hauffler oder auch das sehr spießig wirkende Karstadtkaufhaus in der Königstraße endlich modernen und zukunftsträchtigen Angeboten Platz machen - so kann's weitergehen:daumen: