C++ - das Chemnitzer Stadtgespräch

  • Und weil es hier immer noch um Lars Fassmann und sein Konzept geht:


    MDR Sachsenspiegel, 11.4.2017
    Frühlingserwachen im Gründerzeitviertel
    Das Gründerzeitviertel Sonnenberg in Chemnitz war lange dem Abriss geweiht. Langsam kommt aber wieder Leben ins Quartier. Und das liegt auch an Lars Fassmann.
    http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-97898.html


    In dem MDR-Beitrag ist von etwa 16 Gebäuden die Rede und das ist auch die Größenordnung, von der er vor geraumer Weile mir gegenüber sprach.


    Poldi. Dazu gab es vor ziemlich genau einem Jahr, am 21.04. 2016, eine Veranstaltung im Lokomov: "Die Versprechen der kreativen Zwischennutzung – Kritische (Aus-)Blicke". http://kompott.cc/aktuelles/


    Auch Mandy Knospe und Lars Fassmann waren dabei und haben intensiv und konstruktiv mitdiskutiert. Soweit ich weiß, handelt es sich bei Fassmanns Häusern aber zumeist nicht um klassische Zwischennutzungen wie bei den Leipziger Wächterhäusern, sondern um Eigentümer_innen-/Mieter_innen-Kooperationen ähnlich der Ausbauhäuser des HausHalten e.V. - mit allen Vor- und Nachteilen von entsprechenden Wohnungsmietverträgen.

  • 12 Städte und Gemeinden zur Kulturhauptstadt-Bewerbung gefragt

    Die Debatte über die Bewerbung als Kulturhauptstadt hält weiter an. Am 25. Januar entscheidet der Chemnitzer Stadtrat über die Bewerbung.


    Bei der Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 sollen nun auch die umliegenden Mittel- und Kleinstädte miteinbezogen werden, vor allem die, die an das Chemnitzer Modell angeschlossen sind. Babalu hat zwölf Städte und Gemeinden aus Mittelsachsen, dem Erzgebirgskreis und dem Landkreis Zwickau eingeladen, sich Gedanken über Ideen für die Bewerbung machen: Amtsberg, Annaberg-Buchholz, Burkhardtsdorf, Flöha, Frankenberg, Hainichen, Jahnsdorf, Limbach-Oberfrohna, Mittweida, Oelsnitz/Erz., Stollberg, Thalheim/Erz.


    In Mittweida will man vermutlich mit solchen kulturellen Knallern wie dem Johannes-Schilling-Haus ins Rennen gehen, in dem die Stadt Gipsmodelle des aus Mittweida stammenden Bildhauers zeigt. Am Chemnitzer Schloßteich steht Schillings große Figurengruppe "Vier Tageszeiten". Außerdem denkt Mittweidas Oberbürgermeister Ralf Schreiber (CDU) an das Konzert "Klanglichtzauber" des Mittelsächsischen Kultursommers und an die Inszenierungen auf der Seebühne der Talsperre Kriebstein. Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger (SPD) wiederum will mit ähnlichen Hochkarätern punkten: "Wir haben das Gellert-Museum, den Entdeckerpfad und Friedrich Gottlob Keller, den Erfinder der modernen Papierherstellung. ...Von 13 Hauptsehenswürdigkeiten im Baedeker Reiseführer zu Sachsen sind vier in Mittelsachsen, Kriebstein, Freiberg, Augustusburg und Wechselburg. Wir verkaufen uns touristisch schlechter als wir sind."


    Freie Presse, 28.04.2017
    Städte wollen zeigen, was sie haben
    Chemnitz will sich nicht allein um den Titel Kulturhauptstadt Europas bewerben. Auch die Orte der Region sollen dabei sein. In Mittweida und Hainichen hat man schon Ideen.
    http://www.freiepresse.de/LOKA…aben-artikel9892220-1.php


    PRESSEMITTEILUNG 239 Chemnitz, den 25.04.2017
    Kulturhauptstadt: viel Zuspruch aus der Region
    Gemeinden des Chemnitzer Modells unterstützen die Chemnitzer Kulturhauptstadt-Bewerbung
    http://www.chemnitz.de/chemnit…itteilungen/2017/239.html


    "Grundlage für das Treffen ist das gemeinsame Infrastrukturprojekt, das Chemnitzer Modell. Eingeladen hatte das Rathaus alle Gemeinden, die mit einem Haltepunkt oder einer Endstation über das Chemnitzer Modell mit der Stadt Chemnitz verbunden sind oder verbunden sein werden. All die Gemeinden sind ebenso reich an Kultur und prägen die Kulturregion Chemnitz. Wenn alle Stufen des Chemnitzer Modells in Betrieb genommen sind, werden im Einzugsgebiet des Chemnitzer Modells rund 800.000 Menschen über das städtische Straßenbahnnetz und regionale Eisenbahnstrecken mit der Stadt Chemnitz verbunden sein. Die Realisierung des Projekts Chemnitzer Modell wird vom Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS), der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) sowie der DB AG vorangetrieben."



    PRESSEMITTEILUNG 232
    Chemnitz, den 20.04.2017
    http://www.chemnitz.de/chemnit…itteilungen/2017/232.html


  • Die Stadt reagiert endlich schneller auf die angespannte Situation bezüglich des Platzbedarfs in den Kindergärten und will (relativ) kurzfristig Plätze in Fertigbauweise schaffen. Bis Sommer nächsten Jahres soll eine Kinderkrippe mit 100 Plätzen in der Innenstadt eröffnet werden: entweder an der Zschopauer Straße/Ecke Rembrandtstraße oder an der Leipziger Straße/Ecke Mittelstraße. Die Aufstockung der Kapazität in Glösa-Draisdorf auf 100 Plätze steht fest. Eine neue Kita in Rabenstein mit ebenfalls 100 Plätzen hängt davon ab, ob das DRK verbindlich die Umsetzung der eigenen Pläne versichert.



    Pressemitteilung

  • Wohnort Chemnitz bleibt beliebter als das Umland
    (Chemnitz bildet die Ausnahme bei Immobilien-Anfragen)


    Laut einer Analyse von Immowelt zeigt sich zumindest der weiterführende Trend, dass Chemnitz auch forthin wachsend, nachgefragt wird.


    Die Chemnitzer zieht es auch immer noch gerne an den Rand der Stadt, doch ist der Einzug deutlich größer und hält scheinbar auch an.


    Nur Magdeburg hat ein etwas stärkeren Magnet als Chemnitz.


    Ein etwas Kleingehaltener Artikel, der aber auf die Faktischen Einwohnerzahlen, die dann irgendwann wieder präsentiert werden, gut hoffen lassen.

  • Die Diskussion um die Talsperre Euba begleitet Stadt und Forum schon seit Jahren. Eine vom Stadtrat beauftragte Variantenuntersuchung liegt jetzt vor (siehe hier), wobei folgende Varianten bewertet werden (mit entsprechenden Bruttogesamtkosten):


    1. Sicherung und Entwidmung (1,53 Mio. Euro)
    2. Teilrückbau (2,06 Mio. Euro)
    3. Komplettrückbau (1,81 Mio. Euro)
    4. Sanierung / Instandsetzung (5,71 Mio. Euro)


    Die Mehrkosten für die Schaffung einer ins gesamte Umfeld ausstrahlenden Freizeit- und Erholungsanlage und auch die Erhaltung eines außergewöhnlichen technischen Denkmales halte ich bei der guten finanziellen Lage der Stadt für überschaubar, zumal man nie ganz ausschließen kann, dass dieses offensichtlich unerwünschte Ergebnis nicht etwas ungünstiger kalkuliert wurde. Wenn man die Millionenkosten für die anderen Varianten anschaut, die allesamt ausschließlich negative Folgen hätten, sollte eine Entscheidung für die Sanierung eigentlich zwingend sein (auch wenn das jetzt noch nicht ansteht).


    Ein bitterer Wermutstropfen ist aber, dass man vor einer möglichen Diskussion, die am Ende in einer Sanierung enden könnte, schon wieder Fakten schaffen will. Laut Informationsvorlage müssen nämlich angeblich "zur Herstellung der Hochwassersicherheit wesentliche Umbau- und Rückbaumaßnahmen am Grundablassstollen, am Schieberhaus und am Gewässer selbst nebst Tosbecken" vorgesehen werden - also ein radikaler Eingriff in den Denkmalbestand, dessen Folgen in der Vorlage nicht näher beleuchtet werden. Nach jahrelanger Vernachlässigung der Talsperre und zwei an der Talsperre völlig unproblematisch verlaufenen Jahrhunderthochwassern soll jetzt auf einmal von heute auf morgen Handlungsbedarf bestehen, nur weil die Stadt ein wahrscheinlich völlig beliebiges Stauziel angesetzt hat, das nur eine Pfütze noch als zulässig betrachtet? Wäre danach eine Sanierung überhaupt noch möglich? Nach dem Befehlsturm des Sportforums und dem Bahnviadukt ist das das nächste Vorhaben, dem die Chemnitzer Öffentlichkeit Steine in den Weg legen muss!


    (dwt).: Es gibt keine Fotodokumentation eines Chemnitzer Denkmals, die wichtiger wäre als die der Talsperre Euba und ihres Umfeldes (bitte, bitte, bitte)...



    Bild: ProfessorX, Wikipedia

  • Das hat die Stadt mit den Garagenhöfen vor

    Hallo Zusammen,


    heute ist ein Artikel zur geplanten Entwicklung der Garagenhöfe veröffentlicht worden:
    http://www.freiepresse.de/LOKA…en-vor-artikel9919356.php


    Habe eine Garage auf der Kaßbergstraße und würde gern eure Meinung hören, wie Ihr an meiner Stelle verfahren würdet. Muss ich mir große Sorgen machen, dass der Komplex zeitnah abgerissen wird?

  • Hallo Lukas, zuerst muss man mal abwarten, ob das Konzept überhaupt so vom Stadtrat beschlossen wird (die detaillierte Beschlussvorlage kannst Du übrigens hier nachlesen). Falls sich die Stadträte aber tatsächlich mit dem Konzept von Neubauten auf Garagenstandorten anfreunden können, wage ich zu prophezeien, dass der Garagenstandort an der Kaßbergstraße einer derjenigen sein dürfte, die die größte Nachfrage für eine Wohnbebauung hervorrufen dürften. Eine sechsstellige Summe dürfte der Stadt bei einem Verkauf sicher sein. Der Standort ist gleichzeitig innenstadtnah und auf dem attraktiven Kaßberg, verkehrsgünstig gelegen und hat mit Musikschule und Schulen zugkräftige Standortfaktoren in unmittelbarer Nähe. Die aktuellen Neubauten im direkten Umfeld beweisen dieses Potential. Auch wenn Du das bestimmt nicht gerne hören wirst, ist die Fläche viel zu schade für die derzeitige Nutzung.

  • Am Bürger vorbeigebaut


    So lautet ein Artikel aus der Freien Presse, wo der neue Bauhaustil a-la 0815 scheinbar Tatsächlich die Bausünden der Zukunft sein werden.
    (Ist ja leider abzusehen)
    Es ist eigentlich nicht neu das die meisten diese Einfachheit ablehnen, und dass die Bauherren wiederum wissen was sie da eigentlich für einen Müll produzieren.


    Und wo sich die meisten wirklich wohl fühlen, kann man sich auch denken.
    Was der Artikel hervorholt ist, das es die Menschen durchaus Interessiert was und wie in einer Stadt gebaut wird. Der Karge Bauhausstil wird jedenfalls meist nicht gemocht.
    Und warum ist dies kühle und einfach gebaute, also das sogenannte Moderne, was nach Wohlstand schmeckt, wirklich Wohlstand?


    Nein. Es ist ein Armutszeugnis! Denn, man Argumentiert ja oft mit dem Preis.
    Nur Hochwertig ist es, wenn man wie bei einer Küche ein paar Tausender drauf legt.
    Am ende jedoch sieht das Haus irgendwie ähnlich, nur es glänzt etwas mehr.
    Warum man nicht mehr so aufwendiges Schafft wie einst, was ja eigentlich gar nicht soo aufwendig sein muss. Verbleibt es ein Armutszeugnis..


    Das Haus ist ein Kasten mit chaotisch angeordneten Schießscharten oder Übergroß wie viel zu unpassend kleinen Fenstern an grauer Putzfassade.
    Der Fremdkörper wie so ein Virus vermehrt. Überall das gleiche Abbild, selbst wenn man meint es anders gebaut zu haben.
    Mit dem alten Grau der Platte kann man es nicht vergleichen, eine Ähnlichkeit versteckt sich dann doch.


    Einfallslos, Armselig und kein Wohlstand.


    Ich lass das mal so stehen))


    Als Beispiel wird auch das neue Wohngebiet an der Bernhardstraße angesprochen.
    Ob sich auf eine Öffentliche Kritik etwas verändern wird? No...


    Zum Artikel <

  • Der Preis ist für mich überhaupt kein Argument für schlechte Architektur. Der Neubau an der Aue zeigt ja beispielhaft, wie einfach es ist, optisch Ansprechendes und dennoch unverkennbar Zeitgenössisches zu schaffen. Man muss nur wollen und in den meisten Fällen will man halt nicht. Weder Stadt noch Investor.

  • Ich bin nicht der in der Freien Presse veröffentlichten Ansicht, dass der Bauhausstil die Viertel verschandelt oder sich negativ auf das Allgemeinempfinden der Bürger auswirkt. Bezeichnenderweise ist im Artikel das Bild eines Wohnhauses in DD-Striesen als Negativbeispiel verlinkt, das man ja nun überhaupt nicht dem Bauhaus zuordnen kann. Vielmehr ist dieses Beispiel der Beweis, dass es eben nicht am Bauhausstil liegt, warum das Gros der Neubauten heutzutage so deutlich auf Ablehnung stößt. Das abgebildete Wohnhaus in DD-Striesen zeigt eindrucksvoll, dass ein "richtiges" Dach und große Fenster eben kein Garant für eine gelungene Architektur sind. Es widerspricht im Prinzip der durchgeführten Studie von Thießen.


    Wiederum werden auch heute Neubauten im Bauhausstil errichtet, die weder das gründerzeitliche Ensemble stören (im Gegenteil: eher bereichern) noch billig wirken oder sonst wie negativ. Ein Beispiel, das mir auf die Schnelle einfällt, ist die Villa Heine, die kürzlich in Leipzig errichtet wurde. Kann man natürlich immer noch sagen, dass die Kastenform einem nicht gefällt, aber das Problem heutzutage ist doch eher ein anderes:


    Neubauten werden als störend oder hässlich empfunden, weil sie gar kein Stilempfinden mehr besitzen und man ihnen ansieht, dass sie energetischen und ökonomischen Zwängen unterliegen.

  • Um was geht es denn im Artikel?:


    Ich habe schon überlegt, Bildliche Beispiele hier zu zeigen, aber das brauch ich eigentlich nicht, da man sich denken kann um was es sich im einzelnen handelt.


    Das besagt gezeigte Beispielhaus (Dresden/Striesen aus der Freien Presse, welches nicht zu einen Bauhaus Typus gehört, gibt es nicht nur in Dresden. Wenn es um diese Thematik des vereinfachten 0815 Baustil's geht, würde ich genauso solcherlei Bausünden ansprechen. Und darum geht es doch. Zudem sei noch gesagt, das man neben Frankfurt/m, Dresden etc. auch in Chemnitz die Leute befragt hatte. Also geht es schon auch um Chemnitz.


    Es ist aber ein Gesamtproblem was angesprochen wurde, wo dieses Interview selbst in einer hier nicht benannten Stadt Gültigkeit bekommt, da es bekanntlich nicht nur in bestimmten Städten stattfindet.

  • Ich teile nicht die Auffassung des Wissenschaftlers, dass die Gebäudehülle einen wesentlichen Einfluss auf die Vermietbarkeit oder den Wert einer Wohnung hat, sofern diese gepflegt ist. Entscheidend sind mMn zeitgemäße Grundrisse - und hier kann es natürlich schon sein, dass in 2030 andere Ansprüche als heute bestehen werden. Große Fenster haben erhöhen insofern den Nutzwert der Wohnung, da diese heller/lichtdurchfluteter ist.

  • Wohnattraktivität

    Ich teile nicht die Auffassung des Wissenschaftlers, dass die Gebäudehülle einen wesentlichen Einfluss auf die Vermietbarkeit oder den Wert einer Wohnung hat, sofern diese gepflegt ist. Entscheidend sind mMn zeitgemäße Grundrisse - und hier kann es natürlich schon sein, dass in 2030 andere Ansprüche als heute bestehen werden.


    Statistisch kann ich nicht viel beitragen, aber von mir als Mieter ist zu sagen, dass die Gebäudehülle und der Bezug des Gebäudes zu seiner baulichen Umgebung für mich einen wesentlichen Einfluss auf mein Mieten hat.


    Gleichzeitig erscheinen mir Grundrissfragen, obwohl ich mit so mancher Grundrisslösung nichts anfangen kann, mitunter fehlbewertet. Weil geglaubt wurde, dass es gerade für dieses oder jenes Bedarf gäbe, ist schon viel Substanz vernichtet und modischer Schmarrn „gegen die Gebäudestruktur“ gebaut worden, der schon nach wenigen Jahren nicht mehr aktuell war.

  • Da kann man doch nur kopfschütteln bei einem solchen Artikel, oder?:nono:


    Mal ehrlich, es besteht hier doch der dringende Bedarf zu differenzieren. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen - und so funktioniert das nicht. Man kann doch nicht ein Wohngebiet, welches aus Einfamilienhäusern besteht und konzeptionell fein aufeinander abgestimmt ist mit der herkömmlichen 0815 - KPM - Lückenbebauung vergleichen - also bitte...


    In Chemnitz sind die allermeisten Altbau-Mehrfamilienhäuser einem knallharten Standard unterlegen - der ist für den Laien vielleicht nicht erkennbar, aber wenn man genau hinsieht bzw. darauf aufmerksam macht, erkennt man das sehr gut. Unterschiede gibt es oft nur in kleinen Details, das eine Haus hat mal einen kleinen Versprung, das nächste runde Giebelchen über den Fenstern, das nächste dreieckige - aber ansonsten muss man nicht so tun als sei das alles hochwertigste Qualität. Es war ein anderer Standard - nicht mehr und nicht weniger und oft auch aus den gleichen Beweggründen wie heute. Wir können hier durchaus auch von Industriestandard reden, den es damals eben in einem gewissen Umfang schon gab.


    Beispiele?


    Man schaue sich mal die Fenstergewände an. Die Profilierungen der Steingewände sind zum großen Teil völlig identisch - mal mit überhöhten Stürzen, mal mit Verdachungen, mal mit weiteren Aufbauten, mal noch mit einem zusätzlichen Gurtgesims - schlussendlich aber immer wiederkehrende Bauelemente. Gleiches spielt sich in den Treppenhäusern ab. Ältere Bauten wie zum Beispiel auf dem Brühl und im Quartier Lerchenstraße haben oftmals steinerne Säulen und Hüftbögen und einst auch durchweg gleich profilierte Treppenstufen - in allen Häusern. Auch hier war das früher ein Standard. Nachdem Betonwerkstein einzog, änderte sich der Standard, Keilstufen wurden dafür Standard, die Treppenhäuser bekamen Augen, Handläufe und "aufwendige" Treppengeländer waren von Nöten - doch auch die verwendeten Schmiedeprodukte waren oft Standard - zumindest kenne ich ein paar Beispiele wo exakt die gleichen Treppengeländer verbaut wurden und noch mehr Beispiele immer wieder gleicher Einzelelemente.


    Damals war das halt Trend Formen aus allerlei Epochen herzunehmen und neu zu verwursten - oftmals ging das auch schief, an manchen Fassaden gibt es durchaus sehr kuriose Zusammenstellungen von Bauelementen - aber man wächst halt damit auf, es ist Alt, es hat damit irgendwo auch eine "Würde" und man hinterfragt es nicht, man ist es gewohnt...


    Ohne Frage: Es ist ja auch schön! Das Auge wird jedenfalls durch derlei Fassaden wesentlich mehr gereizt als durch monotone Fensterfronten und glattgeputzte Fassaden - wobei guten Architekten es auch gelingt diesen Reiz durch gut aufeinander abgestimme Baukörper zu erzeugen. Licht und Schatten, Material da wo es Material braucht - es gibt mittlerweile gerade im Einfamilienhaus sehr eindrucksvolle Beispiele guter Architektur - leider fährt man da selten vorbei, da oft sehr abgelegen und versteckt.


    Für mich persönlich wäre es jedenfalls der Horror wenn KPM und Co in Zukunft anfangen würden ihre hässlichen Buden auch noch mit Styroporprofilen zu überziehen nur um der Wissenschaft und den "Kunden" einen Gefallen zu tun...


    Der Artikel nimmt mir auch viel zu wenig Rücksicht darauf, welche Möglichkeiten die Stadt hat. Die Stadt kann durchaus vorgeben was gebaut werden soll - gerade in herausragenden Gebieten wie dem Kassberg. Man kann Natursteinfassaden fordern - in gewissen Stadtteilen auch ohne Befürchtungen zu haben dass Investoren abspringen. Man tut es aber nicht - wie so vieles nicht getan wird. Wurde eigentlich die Alufassade an dem Parkhaus in der Innenstadt, die eigentlich aus Ziegeln sein sollte, jemals geahndet? Ich habe jedenfalls nichts mehr davon gehört - und scheinbar ist das auch egal. Hauptsache man hat halt was gebaut, so erscheint es mir manchmal.


    Prominente Beispiele gab es in letzter Zeit genug, ob am Getreidemarkt, dem Brühl oder dem Stadthallenpark. Hier könnte man sich mit Vorgaben austoben, tut es aber nicht - vielleicht auch weil man nicht versiert genug ist Vorgaben zu machen?


    Ich sehe da für die Zukunft zumindest hier in der Stadt schwarz. Man wird den Mut dazu nicht aufbringen - egal was die Wissenschaft und "der Markt" dazu sagen wird :lach:

  • Es bezweifelt eigentlich gar niemand, dass auch die meisten Gründerzeitbauten weitgehenden Standardisierungen unterworfen waren. Nichtsdestotrotz weisen diese doch aber eine beachtliche Gestaltungsvielfalt auf, die aufgrund der weitgehend identischen Baukörper nur nur durch Ornamentik und Materialität erreichbar ist. Das wird von den Leuten, auch heute noch, offensichtlich honoriert.
    Heute erschöpft sich das Instrument der Variation im gemeinsamen Standard meist auf versetzte Fenster und farbige Streifen auf Polarweiß verputztem Styropor.


    Ansonsten kommt man um die Feststellung der Präferenz traditioneller (bzw. traditionell anmutender) Gestaltungformen in weiten Teilen der Bevölkerung wohl einfach nicht herum. Selbst stumpfeste Mietskasernen, deren Straßenfronten fast identisch sind, würden die allermeisten wohl noch ansprechender finden als ein Plattenbau oder Neubaublock in selber Länge und Kubatur.