Matthäusareal - Neuentwicklung mit 130-m-Hochhaus (geplant)

  • Abriss ist sicher nicht die einzige Alternative. Eine mit zwangsweise erhobenen Steuern auskömmlich alimentierte Institution wie die evangelische Kirche sollte sich auch über Wasser halten können, ohne ihre Kirchen über Jahre hinweg feilzubieten und dann, wenn der Preis stimmt, an den Meistbietenden zu verscherbeln. Die Symbolkraft dieser Entscheidung halte ich für verheerend, für die Kirche selbst wohlgemerkt, dem Fazit der FAZ kann ich mich daher nur anschließen.

  • Veheerend finde ich nur wie wenig über die bisherige Nutzung der Kirche bekannt ist. Die Kirche hat bereits einen ganz neuen Verwendungszweck. Seit über 8 Jahren wird sie intensiv von der deutsch-äthiopischen Gemeinde (mit)genutzt, die jeden Sonntag regelmäßig über 500 Besucher hat. Wochentags halten diese Gemeinden dort Seminare und Schulungen ab, dafür ist diese Kirche überregional bekannt. Die evangelische Kirche kassiert dafür Miete und kann so einen Groß-Teil der Kosten decken, hier ist also nichts kirchensteuerfinanziert ( Schmittchen. Kirchensteuern sind keine "Zwangssteuern", man kann ja austreten).


    Es gab übrigens auch Überlegungen der Äthiopier, diese Kirche zu kaufen.
    Es kann also gar keine Rede davon sein, dass hier irgend ein beschämender Kompromiss ausgehandelt wurde, beschämend ist nur wie schlecht die FAZ mal wieder recherchiert hat.

  • Ich habe mal die 2006 Rangliste der deutschen Banken nachgeschaut, die grössten 5 sind nach der Bilanzsumme Deutsche, Commerz, Dresdner, DZ, LBBW. Könnte also sein, dass das Matthäus Hochhaus eine Alternative der DZ zur Turmplanung am Platz der Republik ist.

  • Vorsicht, der Teufel steckt im Detail. Es war die Rede von einer der fünf größten in Deutschland tätigen Banken die Rede. Vielleicht kannst Du die Liste dahingehend nochmal überprüfen. ;)

  • Naja ich schätze mal damit könnten so gut wie alle großen internationalen Banken gemeint sein. Welche bedeutende Großbank ist denn nicht in Deutschland / Frankfurt tätig? Es könnte sich also auch um Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley, Credit Suisse, BNP Paribas, ... X andere Banken handeln.

  • Morgen Abend berät die Evangelische Regionalversammlung über einen Verkauf des Grundstücks der Matthäuskirche. Die Sitzung in der Jugendkirche St. Peter an der Bleichstraße ist öffentlich, schreibt die FNP hier. Für diesen Thread sicher die wichtigste Nachricht: Es gibt einen Interessenten für das laut FNP 33.000 m² große Areal.


    Zur Erinnerung: Die Regionalversammlung beschloss den Abriss der Matthäuskirche und den Verkauf des Grundstücks an der Friedrich-Ebert-Anlage bereits im Jahr 2002. Allerdings ließ sich der geforderte Kaufpreis, angeblich waren es 35 Millionen Euro, nicht realisieren. Mittlerweile soll ein Verkauf nur unter der Bedingung eines Teilerhalts der Kirche erfolgen. Turm, Sandsteinrelief, Kanzel, Fenster und der Kirchenraum im Obergeschoss sollen erhalten bleiben. Der aktuelle Hochhausrahmenplan der Stadt lässt ein Hochhaus mit maximal 130 Meter Höhe zu. Die Kirche soll nach Vorstellung der Hoffnungsgemeinde in dieses Hochhaus integriert werden.

  • Update

    Es gibt Überlegungen, ein Hochhaus auf dem Grundstück der evangelischen Hoffnungsgemeinde westlich der Matthäuskirche anders zu platzieren als bisher geplant. Hintergrund soll ein nachbarrechtlicher Einspruch der Eigentümer des Tower 185 sein. Diese beriefen sich auf eine mögliche Verschattung ihres Grundstücks, schreibt die Frankfurter Rundschau heute. Die "wollen sich ihre Rechte abkaufen lassen", wird ein Vorstandsmitglied der Kirchengemeinde zitiert.


    Aus diesem Grund soll das Hochhaus in die Grundstücksmitte und damit näher an die Grenze des alten Polizeipräsidiums rücken. Überhaupt soll die Entwicklung auf diesen beiden Arealen aufeinander abgestimmt werden. Abgerissen werden soll das alte Pfarrhaus an der Hohenstaufenstraße, wo der Kindergarten bereits ausgezogen ist. Das Gebäude (bei Street View wohl dieses) soll marode sein. Die Matthäuskirche dagegen soll jedenfalls stehen bleiben und zur "Grundbuchlast des Investors" werden. Die Kirche soll weiterhin genutzt werden, die Kirchengemeinde arbeitet laut FR an einem neuen Veranstaltungsprogramm.

  • Platz wäre eigentlich genug. Es gibt noch ein paar Variablen, die aber derzeit noch diskutiert werden. Mit dabei ist auch das Land Hessen, das bei einer bestimmten Konstellation auch einen kleinen Teil des Geländes des PP abtreten müsste/wollte.
    Der freiwerdende Platz des Pfarrhauses würde keinen Vorteil für ein HH bringen, denn die Verschattung wäre immer noch das Problem für den Nachbareigner.


    Letztlich ist die Frage, ob dieses Grundstück samt verbleibender Kirche überhaupt noch ein Standort wäre, auf den ein Investor ein HH baut.


    Nachgedacht wird wohl auch bereits über eine Wohnbebauung rund um die Kirche mit einem eventuellen Hochpunkt. Das hieße Planänderung...

  • Das Pfarrhaus dürfte ein entstuckter Gründerzeitler sein. Es wäre schade den abzureisen.
    Die Kirche war mal recht ansehnlich, aber der Neuaufbau nach dem Krieg (nur einige Teile des Erdgeschoß sind übrig von der ursprünglichen Kirche) ist Nachkriegsmoderne. Der Turm war wohl noch erhalten, wurde aber zurückgebaut um mit dem nun einfachen Kirchenschiff zu harmonieren.


    http://de.wikipedia.org/wiki/M…irche_(Frankfurt_am_Main)


    Das ist jetzt nichts neues, aber mal wieder ein weiteres Beispiel wo ein recht unansehnliches Nachkriegsgebäude einem potentiell großem Wurf im Wege steht.

  • Weder die Kirche (aus der ließe sich sicherlich was machen) noch das Pfarrhaus sollten abgerissen werden. Weiter südöstlich auf dem Areal steht ein (von öffentlichen Straßen glücklicherweise kaum einsehbarer) hässlicher weißer Flachdachklotz der besser früher als später das zeitliche segnet. Wenn man den abreißt, hat man auch genug Grundfläche für ein Hochhaus.

  • Das könnte eine gute Lösung sein. Aber jener Klotz nordöstlich der denkmalgeschützten Falkschule von 1910 ist ein Technikgebäude der Mainova. Von dessen Abriss würde ich daher nicht ausgehen (man erinnere sich nur an den qualvollen Verlauf der Verlegung des Mainova-Umspannwerks an der Alten Oper).


    So wird das Areal Polizeipräsidium - Matthäuskirche samt Mainova-Quader übrigens im städtebaulichen Modell zum Hochhausentwicklungsplan 2000 (Stand: Fortschreibung 2008) dargestellt, dieses ist derzeit in einer Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum zu sehen:



    Foto: Schmittchen | städtebaulicher Entwurf: Jourdan & Müller PAS


    Hier steht das "Hochhaus an der Matthäuskirche" exakt auf dem Standort des Pfarrhauses und direkt an der Hohenstaufenstraße.

  • Ffm60ziger hat auf einen Artikel heute in der Frankfurter Rundschau hingewiesen. In gewohnt tendenziösem Stil geht es um das Interesse möglicher Investoren auf dem benachbarten Areal des alten Polizeipräsidiums auch am Grundstück der Matthäuskirche. Letzteres soll in die Pläne für eine Neuentwicklung einbezogen werden.


    Im Artikel wird der Beschluss der Versammlung des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt aus dem Jahr 2002 angesprochen. Dieser gelte weiterhin. Er sehe den Abbruch des überwiegenden Teils der Kirche vor. Lediglich der Turm müsse erhalten bleiben. Kirchenfenster, Kanzel und ein Christusrelief aus Sandstein sollen in eine neue Bebauung integriert werden.

  • Interessant wäre es zu erfahren, ob es sich bei den interessierten Investoren um die selben wie beim Nachbargrundstück handelt und ggf. eine Entwicklung aus "einem Guss" angestrebt wird. Bin sehr gespannt auf konkretere Informationen zu diesen Projekten, vermutlich im nächsten Jahr.

  • Die Frage ist, ob sich die Haltung der Kirche zur Frage von Verkauf und Abriss/Teilabriss wesentlich verändert hat. Ich würde das nicht annehmen.
    Zum einen hat die Ev. Kirche in Frankfurt seit 2002 eine um rd. 10.000 geringere Mitgliederzahl zu verzeichnen; zum anderen fällt der Schwund im Stadtgebiet allerhöchst unterschiedlich aus. Während die Gemeinden im Einzugsbereich der Neubaugebiete im Norden Frankfurts sogar wachsen, wurden infolge des dramatischen Schwunds u.a. die Gemeinden Weißfrauen, Gutleut und Matthäus zur heutigen Hoffnungsgemeinde zusammengelegt, die ihren Sitz neben dem alten PP hat.
    Weil der Mitgliederschwund die finanzielle Grundlage der Kirchengemeinden unmittelbar berührt, aber der Geldbedarf für die Bauaufgaben (Neubau, Instandhaltung, Sanierung) nicht im selben Maße sinkt wie die Mitgliederzahl schwindet, eher im Gegenteil, dürfte Konkurrenz der Gemeinden um die knappen Ressourcen noch stärker geworden sein. Der Druck, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und eine ökonomische Sicht auf die Dinge zu wagen, ist hoch.
    Die Aussicht, den erwarteten Verkaufserlös heute auch tatsächlich zu erzielen, dürfte Begehrlichkeiten wecken, ich würde deshalb erwarten, dass die Entscheidung für einen Verkauf heute nicht anders ausfiele,

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Sinnentstellende Auslassung korrigiert ("nicht" hat gefehlt)

  • Die Matthäuskirche steht nicht unter Denkmalschutz. Der gelbe 1950er Jahre Bau ist wenig ansprechend.


    Städtebaulich interessant wäre aus meiner Sicht, den ursprünglichen Turm zu rekonstruieren, der den Sockel des neuen Turm bildet.


    Das würde die Ecke enorm aufwerten.

    Einmal editiert, zuletzt von frank353 () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Nach diesem Bericht existiert für ein HH auf dem Gelände der Matthäuskirche kein Planungsrecht. Das ist richtig, dass der HH-Entwicklungsplan ja nur eine Absichtserklärung ist. Allerdings klingt der zitierte Mike Josef hier so, als ob er ein HH dort auch nicht wolle (obwohl er sich bisher ja immer zu den geplanten Standorten bekannt hat und die FR in punkto ordentlicher Recherche ja eher vorsichtig zu genießen ist): http://www.fr.de/frankfurt/sta…tatt-gotteshaus-a-1404311

  • Ich weiß nicht, was den Sozen reitet. Glaubt er wirklich, mit dem niederknüppeln der (Hoch-)Haushöhen sozialen Wohnungsbau zu fördern? Das wird nicht klappen, das wird wie auch immer hochpreisig werden.


    Die Politik sollte sich eingestehen, dass Dinge wie Mietpreisbremsen, sozialer - anteiliger Wohnungsbau - am Ende doch von den Investoren zu ihren Gunsten enden. Und das liegt nicht an den Investoren, sondern an den Gesetz(gebend)en am Ende.


    Es gäbe mMn genügend Flächen, die nicht in der Innenstadt liegen sollten, an denen "günstig" gebaut werden kann.


    Die Hochhäuser (nicht nur) machen den Reiz Frankfurts als prosperierende Metropole aus und wirken wie ein Magnet. Alleine schon wenn man auf den Autobahnen nur vorbei fährt.... bleibt Frankfurt im Gedächtnis. Und das nicht wegen 50m Türmchen!


    Ich bin hier ganz klar pro HH an dieser Stelle!

  • Der HH-Entwicklungsplan wird aber auch von jedem Planungsdezernenten anders ausgelegt. Damals hat mir Cunitz ziemlich barsch geanwortet (es ging um das Stiftstraßenprojekt) als ich andeutete, dass der Plan doch nicht verbindlich sei und man doch 20m mehr zulassen könne. Er meinte daraufhin das der Plan sehr wohl verbindlich sei.
    Jetzt unter dem Josef ist also wieder nichts mehr verbindlich. Ist in dieser Stadt eigentlich irgendetwas verbindlich?


    Man merkt hier deutlich Josefs Anti-Einstellung. Er wird aber gerade mit einer solchen nichts erreichen, sondern nur verhindern.
    Anstatt nur zu verhindern, sollte er die Entwicklung dort als Chance sehen, auch im Sinne seiner Ziele.
    Ein Miteinander zwischen Stadt (Josef), Investoren und Projektentwicklern ist sicher produktiver und besser als dieses Gegeneinander und grundsätzliches ideologisches Blockieren.

    3 Mal editiert, zuletzt von Adama ()

  • Es gibt offenbar keinen, der es sich traut, dem Planungsdezernenten auf die Finger zu hauen. Mich wundert, dass der Bündnispartner CDU sich da überhaupt nicht erregt.