Elbphilharmonie II [110 m, realisiert 2016]

  • dieses Projekt ist rein finanziell nun mal einfach voll in die Hose gegangen.
    Nun steht das Ding aber und ich freue mich trotzdem, weil es ein unglaublich tolles Gebäude ist ... die negativen (Begleit)Umstände kann ich dabei weitestgehend ausblenden


    Amen! Nichts anderes meinte ich. "crying over spilled milk" bringt uns einfach nicht weiter.


    Gerade wenn ich mich als Hamburger Steuerzahler über das Projekt aufregen würde, dann würde ich doch sagen "jetzt gehe ich da erst recht rein!"


    Die Karten der Spitzenplätze bekommst du doch bei einigen Konzerten für 12 EUR! Maximal 50 EUR. Ist doch alles geregelt.


    Klar gab es auch die musikalische Bildung vorher. Es gab auch schon eine Musikhalle. Nur haben wir jetzt bessere pädagogische Möglichkeiten, einen besseren Zugang und eine bessere Konzerthalle. Es liegt jetzt an den Hamburgern, dies auch zu nutzen.


    Und nein, hätte man gewusst, dass das Gebäude in der Form knapp 500 Mio EUR gekostet hätte (789 Mio EUR abzüglich Gerichtsstreitkosten & Stillstand), wäre es nicht gebaut worden. Da sind die Politiker alle einer Meinung.


    Übrigens noch einmal ein sehr schöner Bericht von The Guardian.


    https://www.theguardian.com/mu…in-should-care-about-that


    Der Kritiker der Süddeutschen ist noch ziemlich unschlüssig, ob die Akustik oder das Orchester nicht ganz sauber war. Oder waren die Erwartungen zu hoch? Jedenfalls hat noch kein Konzerthaus der Welt mit dem Eröffnungskonzert ins Schwarze getroffen und alle Kritiker begeistert.


    http://www.sueddeutsche.de/kul…im-vulkankrater-1.3330010

  • Kleiner Saal

    Gestern wurde übrigens auch der Kleine Saal mit seinen 500 Plätzen, platziert im Stil des Schuhkartons, eröffnet, während parallel das Konzert von der Eröffnung im Großen Saal ein zweites mal aufgeführt wurde.


    Das Ensemble Resonanzraum hat die Uraufführung von Georg Friedrich Hass "Release" gespielt.


    Die Pressestimmen sind recht positiv


    http://www.svz.de/deutschland-…lharmonie-id15826421.html


    http://derstandard.at/20000506…iner-Saal-wurde-eroeffnet


    http://www.ndr.de/kultur/Elbph…ffnet,kleinersaal104.html

  • Hätte man das Ding gebaut, hätte man vorher gewusst, dass das ganze am Ende den Steuerzahler vielleicht eine Milliarden kosten wird?


    Man bedenke, dass das Geld ja nicht aus Ersparnissen kommt und irgendwann werden auch wieder die Kapitalzinsen steigen, Zinseszins fällt an, falls die Baukosten rechnerisch überhaupt jemals vom Land Hamburg getilgt werden und nicht nur immer umfinanziert. Nur eine Frage der Zeit, bis die Milliarde überschritten wird.

    Nein, hätte man nicht. Und deswegen ist es auch gut so, dass man das vorher nicht wusste. Sie ist das Geld nicht wert, nichts ist solch eine Summe unserer öffentlichen Mittel wert, wo es letztlich ja nur um Aufführungen von Konzerten geht, zumal Hamburg ja dafür auch die Laeiszhalle hat (und behält). Aber es ist schön, dass es die Elphi gibt. So paradox ist die Welt eben manchmal.

  • Ich möchte übrigens einfach mal sagen, dass eine Kultur nicht überlebt, wenn man sich lediglich mit den großen Bauten und Kunstwerken der Vergangenheit identifiziert, weint über jeden abgerissenen Altbau und sich in Nostalgie noch Plattenspieler und Polaroid-Kameras kauft; die Gegenwart aber nur im Verwalten eines vergangenen Erbes besteht und nurmehr preiswerte Sozialwohnungen, Kindergärten und Mehrzweckhallen gebaut werden. Auch das 21. Jahrhundert muss seinerseits Kultur stiften und weiterentwickeln, sonst wird aus ganz Europa mal das, was aus Griechenland wurde. Ein Volk von Fremdenführern in den Ruinen einer Hochkultur.

  • ^die heutigen Griechen sind nicht die Urururenkel der antiken Griechen. Diese sind als Volk "verschwunden" (dezimiert, der Rest zerstreute sich in alle Winde, vermischte sich mit anderen Völkern,...). Und mit der griechischen Nation verschwand auch deren Kultur. Athen war dann lange Zeit quasi menschenleer, in der Akropolis lebten Ziegen, die antiken Prachtbauten wurden als Steinbruch verwendet. Das sind genauso wenig die direkten Nachfahren von Platon, wie die Italiener die direkten Nachfahren von Caesar sind.


    Aber wir sind die Nachfahren von Beethoven und Co. Das ist schon ein Unterschied. Es gehört zu unserem neuzeitlichen Erbe, nicht zur Vorgeschichte, was wir hier pflegen. Das darf natürlich nicht zum Selbstzweck erstarren, das ist ein Balanceakt. Die Elbphilharmonie hat die Chance diesen zu meistern, da sie unbelastet von den Lasten eines "Traditionshauses" neu startet und sie kann auch niemanden vor den Kopf stoßen, indem sie sich modernisiert, da sie noch keinerlei Duftmarken gesetzt hat. Sie kann wortwörtlich unbelastet starten.


    Und das ist ihr zu wünschen und nur zu hoffen.

  • My two cents zu den Kosten:


    Natürlich wusste man vorher, dass der Bau keine €100m kostet genauso wie man sich bei Stuttgart 21 vorher im Klaren war, dass es deutlich teurer wird. Das gilt doch für jedes öffentliche Großprojekt. Theoretisch gibt es immer viele Alternativen das Geld mit einem höheren Nutzungsgrad für die eigene Bevölkerung oder auch andere zu investieren. Theoretisch ist aber nicht praktisch. Bei all der Steuerverschwendung die um sich greift und nicht mal rudimentär vom Bundesrechnungshof oder irgendeiner anderen Institution moniert wird, finde ich es ok wenn man bei solchen Projekten ruhig den Ball etwas flachhält und die Kosten stufenweise kommuniziert. Sonst würde man mit zweierlei Maß messen.


    Es ist sehr plakativ ein solches Bauwerk als Beispiel für Steuerverschwendung herauszugreifen, es interessiert aber an anderen Stellen in ganz anderen Dimensionen niemanden.


    Das mit den Kartenpreisen finde ich top und bleibt hoffentlich langfristig so.

  • (...) genauso wie man sich bei Stuttgart 21 vorher im Klaren war, dass es deutlich teurer wird. Das gilt doch für jedes öffentliche Großprojekt.


    Richtig. Nur hinkt der Vergleich an einer Stelle, naemlich bei der Frage wer die Rechnung am Ende zahlt. Immerhin kommt Hamburg selbst im vollem Umfange fuer die Mehrkosten seiner Philharmonie auf. In Stuttgart hingegen bleibt der ueberwiegende Teil an Bund und DBAG haengen. Das Ende vom Lied ist, dass die S21 Mehrkosten bei anderen Bahn-Projekten wieder eingespart werden muessen, unter anderem in Hamburg (siehe die Blokade-Haltung der Bahn beim neuen Fernbahnhof 'Hamburg-West' am Diebsteich).


    Schlicht gesprochen:


    Die Hamburger Elbphilharmonie kostet den Stuttgarter Steuerzahler keinen Cent. Stuttgart 21 hingegen kostet den Hamburger Steuerzahler direkt (Bund) und indirekt (DBAG) etliche Millionen. Von daher kann man (und sollte) man bei diesen beiden Projekten schon mit zweierlei Mass messen.

  • ^^Ja es ging mir auch jetzt nicht darum einen Vergleich zwischen öffentlichen Bauprojekten zu machen. Dann kommen die Stuttgarter und sagen es ist über den Länderfinanzausgleich abgegolten;)


    Letztendlich wäre eine Diskussion über Steuerverschwendung auch dann scheinheilig wenn die Elbphilharmonie vom Bund bezahlt worden wäre (obwohl sie dann wohl in Berlin stehen würde:D). Der Bau tut niemandem weh. Persönlich störe ich mich nur an Bauprojekten und Maßnahmen die negative Strukturen auf Jahre manifestieren (wie z.B. Strecke Ffm –Köln oder Energiepolitik…).

  • Dann kommen die Stuttgarter und sagen es ist über den Länderfinanzausgleich abgegolten;)


    ^^ Im LFA ist Hamburg Geberland und nicht Nehmerland... Wie Du schon richtig sagtest, eine solche Diskussion muesste dann eher in Richtung Stadtschloss Berlin gehen...


    Nebebei bemerkt ist die Diskussion hier (und in vielen vielen anderen sozialen und klassischen Medien) ja auch ein Beleg dafuer, dass die Elbphilharmonie jetzt genau das tut, was sie (unter anderem) auch soll: Diskussion ausloesen, Debatte, Kontroverse, Reibungspunkt sein. Ich kenne kein Baudenkmal von Weltruf ueber das nicht zu Beginn arg gestritten wurde: Zu teuer! Zu gross! Furchtbar haesslich... Das gilt vom Eiffelturm bis hin zur Oper von Sydney.

  • Es scheint sich nun ein neues Problem zu ergeben.


    Ein Kollege und Freund von mir aus Hamburg war beim Eröffnungskonzert. Es hat ihn jetzt nicht in der Form vom Hocker gerißen, wie man das nach all dem Brimborium hätte erwarten können.


    Nun war er schon wieder in der Elphi, als das Chicago Symphony Orchestra gastierte (fragt mich nicht, wie er das hinbekommen hat).


    Und "aber Hallo", nun ist er voll des Lobes - über dieses Orchester und den Bau. Solch ein Konzert habe er noch nie erlebt.


    Hamburg könnte nun evtl. ein unvorhergesehenes Problem haben. Es hat vielleicht gar nicht die philharmonische "Manpower" um diesen Bau von Weltklasse auch mit Weltklassemusikern zu bespielen?! Das verspricht entweder neue Kosten für "Personal" oder ein dauerhaftes Problem.

  • ^ Vielleicht hatte er auch nur einen anderen Platz, wo die Akustik besser war? Wie auch immer, die Qualität des Hausorchesters kann ich nicht beurteilen, an prominenten Gastspielen dürfte aber kein Mangel herrschen.

  • ^^^weshalb ich auch knallharte Recherche auf den Klos betrieben habe, siehe in der Fotolounge


    Aber sollten die Bürsten ursprünglich knapp 300 EUR kosten und der Preis wurde dann reduziert?


    Übrigens gibt es in der EP wirklich ausreichend WCs! Keine Schlange, kein Anstellen.

  • Das Konzert von den Einstürzenden Neubauten wird über Facebook per Live-Übertragung von der Elbphilharmonie übertragen!


    Samstag 21.01.2016 um 21:00