Schöne Aussicht 13–15 - Hotelprojekt auf bedeutsamem Boden

  • Schopenhauerhaus/Fischerfeldviertel

    http://www.faz.net/s/Rub117C53…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Kritisiert wird wieder einmal der weitgehend geschichtslose Städtebau in Deutschland und allgemein der Umgang mit historischer Bausubstanz.
    Besonders interessant: Es wird ein Forum erwähnt, in dem Bürger mit guter Argumentation die Planungen auf dem Areal kritisieren.
    Sie seien ausgestattet mit Kentnissen und Prinzipien, die man sich bei den, für den Städtebau und dem Umgang mit historischen Bauten verantwortlichen Leuten (Investoren, Architekten, Bau- und Planungsämter) vergeblich wünscht.
    Erstaunlicherweise scheinen in diesem Forum genau dieselben Punkte vorgebracht zu werden wie hier (zB. die Vermutung mit den Kanälen etc.) hmm..

  • Wenn das so gedruckt wird, fände ich es gar nicht mal schlecht. Denn alleine die Tatsache, dass sowas heutzutage dank digitaler Technik dauerhaft und einfach festzuhalten ist, dass sowas heute von Sachkundigen öffentlich diskutiert werden kann, stellt ja schon eine riesige Verbesserung gegenüber den 1960er und 1970er Jahren dar, wo der Investor seine Schäfchen weitgehend unbeobachtet ins Trockene bringen konnte.


    Wobei dieser auch nicht zu kritisieren ist, es ist in der Frage, ob man bei dem wenigen, was aus der Vergangenheit vor 1945 geblieben ist, wirklich nicht eine stärkere Verpflichtung zum Erhalt dessen verbindlich einführen sollte. Diese klassizistischen Keller waren keine dunklen Löcher, sondern schon nach modernen Bauvorschriften errichtet (d.h. gegründet, nicht auf den aufgehenden Boden gesetzt). Da hätte man doch z.B. ein tolles Restaurant des geplanten Hotels unterbringen können, vielleicht dann noch mit Glasscheibe im Boden mit Blick auf die gotische Stadtmauer. Klar bedeutet das alles eine Mehrinvestition, doch es ist wie immer die Frage – wieviel darf Geschichte wert sein? Was weg ist, ist weg.

  • Das wird mit Sicherheit so gedruckt, bei FAZ.NET werden keine Entwürfe oder speziell dem Onlineauftritt vorbehaltenen Artikel veröffentlicht. Und Dieter Bartetzko wird schon von diesem Forum schreiben. Andernorts ist weder von den im Artikel erwähnten Dingen die Rede, noch wird der Neubau diskutiert.

  • Es ist schön, dass Herr Bartetzko in diesem Forum ließt, und es ist auch schön, dass er mit einem großen Artikel das Augenmerk Frankfurts auf dieses Grundstück legt. Schön wäre es auch noch gewesen, wenn er das Rendering des Hotel im Vergleich zum Schopenauer-Haus in den Artikel genommen hätte...
    Aber was ändert es, dass der Investor seine Tiefgarage baut und die Mauern abgraben lässt, und dann noch zum Trost der "Historiker" einige Steinquader der Mauer auf dem Grundstück verteilt.


    Vielleicht ist es aber gar nicht so wichtig, die Mauer zu erhalten. Vielleicht wäre es schöner, wenn man an irgend einer Stelle der Stadt ein komplettes Stück Mauer rekonstruiert. So, dass jeder die Mächtigkeit der Anlagen wahrnehmen kann. Zusätzlich könnte man den Mauerverlauf im Stadtbild durch Markierungen festhalten, so wie bei der Berliner Mauer. Dann müsste man nicht bei jedem historischen Fund um jedes Steinchen für die Nachwelt kämpfen.

  • Auch wenn ich Dieter Bartetzko in seinen Ausführungen ein Stück weit folgen kann, so wird das Bild vom "verschrobenen Sonderling" und "blinden Ewiggestrigen" weiterhin in der Gesellschaft Bestand haben. Bei der Verwendung der Fundstücke hat er sich dann offensichtlich von seinem Projekt am Archäologischen Garten inspirieren lassen.

    Die oberen Schichten sind ja schon weitestgehend zerstört und abgeräumt. Es wird sich aus diesen Mauerresten nichts nutzbares mehr restaurieren lassen, es sei denn man baut die Mauern und Gewölbe nach historischem Vorbild bis zur Kellerdecke wieder auf. Dann hat man aber nur ein paar Kellergewölbe für Veranstaltungen oder urige Kneipen. Das gibt es schon und ist auch nicht originell weil eben nicht mehr original.

    Die einzige Möglichkeit sehe ich darin, einige der wenigen Boden-Fragmente, wenn sie denn von besonderem Wert und attraktiv genug sein sollten, in der zukünftigen Tiefgarage sichtbar am Ursprungsort stehen zu lassen.
    Etwas davon woanders aufzubauen wird sicher auch nicht attraktiv sein können. Solche Dinge müssen einfach am Originalstandort stehen oder im Hessenpark. Also bleibt dann tatsächlich nur noch übrig, markante Steine auf dem Gelände zu präsentieren, wenn es denn solche in entsprechender Qualität überhaupt geben sollte.

  • Das schnelle Abgraben ist zumindest als *verwunderlich* zu bezeichnen, bedenkt man, was das Denkmalamt laut Schmittchen dort gefunden hatte. Bei einem solchen Projekt hätte man ja nun wirklich alle Zeit der Welt gehabt, entsprechende Ausgrabungen zu machen und zu sichern. So bleibt leider auch hier der, natürlich nicht beweisbare, schale Beigeschmack, dass die Gewerbesteuerklingel über allem hängt.

  • Es wäre schön wenn sich die zahlreichen Frankfurter Institutionen wie die in Frankfurt ansässige Schopenhauer-Gesellschaft mal langsam an der öffentlichen Diskussion beteiligen würden. Schließlich ist dieses Jahr das Schopenhauer-Jahr und da sollte dieses geschichtsträchtige Gelände nicht Gegenstand banaler Architekturplanungen werden...

  • Nachdem mir gestern ein guter Freund sagte, die Baugrube Schöne Aussicht 13–15 wurde zugeschüttet, musste ich heute trotz Sauwetter diese Aussage natürlich überprüfen. Und siehe da, die Baugrube ist verschwunden. Mich würde jetzt mal interessieren ob das Hotelprojekt in der angedachten Form gestorben ist.
    Je 2 Fotos von der „Hinter der schönen Aussicht“ und der Mainseite.


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-27


    By thomasfra at 2010-03-27


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-27


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-27

  • Schöne Aussicht 13-15 – Hotelprojekt auf bedeutsamem Boden

    #28 ???????????

    Was soll hier eigentlich vertuscht werden?

    - Wurde etwa zu viel historische Substanz illegal abgeräumt?
    - Sind etwa die erforderlichen archäologischen Untersuchungen derzeit zu teuer?
    - Sind etwa geheime unterirdische Anlagen freigelegt worden?
    - Sollen etwa wertvolle historische Kunstschätze vor Diebstahl und Vandalismus gesichert werden?

    Was soll nun mit dem Grundstück geschehen?

    - Verzichtet der Eigentümer nun komplett auf die Neubebauung?
    - Wird das Hotel etwa ohne Keller und Tiefgarage errichtet?
    - Wird das Gelände an die Stadt Frankfurt verkauft?
    - Gibt es hier eventuell später einen weiteren Archäologischen Garten?
    - Wird hier etwa für die nächsten 15 Jahre ein Parkplatz eingerichtet?

    Fragen über Fragen!

  • Vermutlich hat man entschieden, dass im Untergrund nichts bewahrt werden soll.
    Jetzt wurde der Boden wieder aufgefüllt, um eine Arbeitsfläche zu haben, von der aus man die erforderlichen Bohrpfähle zur Gründung des Neubaus setzt.


    Außerdem ist es sicherer, die Baugrube dazu soweit wieder zu füllen, dass die Fundamente der Nachbarbebauung nicht freiliegen.


    Kein Anlass zu Hoffnungen oder Verschwörungstheorien, auch wenn morgen der 1. April ist.

  • - Sind etwa geheime unterirdische Anlagen freigelegt worden?


    Ich glaube nicht, Mulder. Das war ja wohl ein Scherz, oder?


    Polemik à la Xalinai – ja, wir wissen, wie du schon mehrfach gesagt hast, dass „aales Gelärch“ keine Rendite abwirft, übrigens ein tolles Totschlagargument, frei nach Arnulf Klett jeden Altbau plattzumachen – bringt uns aber auch nicht weiter.


    Tatsache ist, dass für die Stadtgeschichte durchaus bedeutende Funde gemacht worden und nun *augenscheinlich* sang- und klanglos abgeräumt worden sind. Die Presse spielt bei diesem Spielchen offenbar problemlos mit. Dass man im gleichen Jahr, wo man Teile der Altstadt rekonstruieren will, immer noch mit dieser stuttgarterischen "Wegwerfmentalität" mit seiner eigenen Geschichte umspringt, sollte zumindest nachdenklich stimmen.

  • RMA: Du verstehst mich gerne falsch. Wo noch Substanz vorhanden ist bin ich durchaus auch für Erhaltung.


    Hier ist doch die Frage, ob das, was da gefunden wurde (die Bilder sind ja nicht nur hier bekannt geworden), zum Beispiel von den Verantwortlichen des Denkmalschutzes, für relevant und oder schutzwürdig befunden wurde.


    Ansonsten habe ich nur gesagt, wofür diese Vorbereitungen nach meinem Eindruck dienen: Nicht um irgendetwas zu verdecken oder zu tarnen und täuschen wie es hier von "Verschwörungstheoretiker" RobertKWF aufgebracht wurde, sondern ganz klar und offensichtlich um mit dem Zerstörungswerk durch das Bohren von Löchern für Gründungspfähle zu beginnen.


    Wenn also irgend jemand hier noch eingreifen will, dann muss er das jetzt tun, wo Handeln noch möglich ist. So wie das jetzt aussieht, könnten die Arbeiten nach Ostern beginnen. Es sei denn, irgend jemand wüßte tatsächlich, dass die Grube ausschließlich als Sicherungsmaßnahme wieder verschlossen wurde - dann kann ja der Status Quo der letzten 66 Jahre wieder einkehren.

  • Schöne Aussicht 13-15 – Hotelprojekt auf bedeutsamem Boden

    Ein Fachmann in Tiefbau und Archäologie oder gar Hellseher bin ich leider nicht, deshalb meine Fragen. Was Xalinai in #30 sehr eindrucksvoll und wissend als Grund des Zuschüttens vermutet ist aber sicher möglich und nicht auszuschließen.

    Wie auf den Bildern von thomasfra schon etwas ersichtlich und erst recht jetzt aktuell vor Ort zu sehen, wird der Boden mit relativ gutem Erdreich aufgefüllt, verfestigt und planiert. Gestern konnte man sehen, wie alle gröberen Steine und Wurzelwerk in einer Ecke (zu sehen schon in thomasfra's 3. bild von oben, hinten links vor dem schwarzen Auto) sortiert werden und die gesamte Fläche mit relativ sauberem feinem Erdreich in der oberen Schicht planiert wird. Etwa so als wenn demnächst der Rollrasen aufgebracht werden sollte? Wenn das aber nur für schweres Bohrgerät so gemacht werden muss, würde mir das auch als Laie schon komisch vorkommen. Auf jeden Fall gibt mir der Vorgang weiterhin Rätsel auf, was ich schon mit meinen, natürlich nicht tierisch ernst gemeinten Fragen in #29 verdeutlichen wollte.

    Das bisher noch nicht mal in der Presse, außer dem FAZ-Feuilleton-Beitrag von Dieter Bartetzko, etwas dazu geschrieben wurde, finde ich genauso wie RMA auch bemerkenswert. Lassen wir uns aber zunächst mal vom weiteren Fortgang überraschen.

  • Der Grund für das Zuschütten der Grube dient wohl der Absicherung der Nachbargebäude. Nach Informationen von einem guten Freund der dort wohnt, soll wohl der Grundwasserspiegel um 6-8 Meter abgesenkt und die Brandwand zur Schönen Aussicht 12 abgeschält werden. Außerdem wird dann eine Baugrube von 18 Meter Tiefe ausgehoben um eine 3geschossige Tiefgarage zu bauen. In das Gebäude soll neben dem Hotel auch eine Schönheitsklinik einziehen. Die alten Mauerreste sollen erhalten bleiben, dann wahrscheinlich in der Tiefgarage zu bewundern.

  • Danke für den Bericht. Zwar nur ein Tropfen auf den schmelzenden Stein bei der zu erwartenden Architektur, von der in bester Frankfurter Tradition ignorierten Historizität des Standortes ganz zu schweigen, aber immerhin.

  • Ich bin auch Anwohner und gespannt auf die Baustelle ... :(
    Mal sehen was es wird, eigentlich sehe ich dem ganzen positiv entgegen, da es die doch etwas zu wohnlastige Gegend ein bißchen Leben einhauchen könnte.


    Wenn Reste des Mauerwerks in der Tiefgarage zu sehen wären (eigentlich ein abartiger Gedanken ...), dann wäre es ja immerhin was.


    Grüße
    chubby

  • Mod: falschparker hielt es für richtig, seinen Beitrag zu löschen und statt dessen Beleidigendes an dieser Stelle zu hinterlassen.

  • Fast uneingeschränkte Zustimmung zu falschparker. Eins ist allerdings falsch: kurz vor dem Krieg hat sich der große Paul Wolff dort sogar noch planmäßig aufgehalten (im Auftrag von Benno Reifenberg und Dolf Sternberger) und das Fischerfeldviertel umgehend fotografisch erfasst. Viele der Fotos aus dieser Serie sind in dem Werk "Frankfurter Bürgerhäuser des 19. Jahrhunderts" von Günther Vogt veröffentlicht worden. Das Buch ist sozusagen "Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis." für die Architektur des 19. Jahrhunderts in Frankfurt am Main. Sag nicht, dass du als Klassizismus-Fan das nicht kennst?